Teil4 - Deutsch-Buddhistische Humanitäre Vereinigung eV

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Buddhismus-Seminar – Drittes
Semester
Buddhistische Praxis
Themen aus Theravâda-Sicht
Aka55plus Darmstadt, SS 2010
Christoph Lübbert
© Copyright 2010, Dr. C. Lübbert
elektronische Weiterverwendung nicht ohne Zustimmung des Autors
Übersicht Drittes Semester – Praxis
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Vorbemerkung
Thema 1: Buddhistische Meditationspraktiken (MED)
Thema 2: Buddhistische Symbole, Feste und Feiertage (SFF)
Thema 3: Buddhist. Mönchs-, Laien- und Andachtswesen (MLA)
Jedes Thema wird präsentiert aus 3 Sichten:
– CL:
– KM:
– KF:
Theravâda-Sicht (die hier dargestellte Sicht)
Zen-Sicht
Sicht des Tibetischen Buddhismus
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Vorbemerkung
• Im 1. Semester haben wir die „Grundlagen“ des Buddhismus
zu vermitteln versucht.
– Das war ziemlich komprimiert und zum Teil etwas theoretisch und trocken:
– „Die vier Edlen Wahrheiten“ / „Die fünf Anhäufungen“ / „Das Bedingte Entstehen“ / „Die anattâ-Lehre“/ „Die Vier
Herzensmerkmale“/ „Der Achtfache Pfad“ – erinnern Sie sich noch???
• Im 2. Semester brachten wir ein paar Einzelheiten der
buddhistischen Lehre
– Im Theravada-Teil lasen wir dazu einige Suttas (Sutren) aus dem Pâli-Kanon.
– Der Stil der Suttas vermittelte einen Eindruck, wie der Buddha zu Laien und Mönchen gesprochen haben mag.
• In diesem Semester geht es um die „Praxis“ dieser fremden
Religion:
– Da ist einmal die „spirituelle“ Praxis jedes Einzelnen: die Meditation.
– Da ist aber auch die gesellschaftliche, kulturabhängige Praxis: Symbole, Feste,
Feiertage. Andererseits ist da der Unterschied zwischen Mönchs- und Laienwesen und
die gemeinsame Andacht.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 - MED (1) Wozu „Meditation“?
Fragen:
• Wozu „Meditation“? Was ist buddhistische Meditation?
• Warum erscheint Meditation des Einzelnen in der buddhistischen Praxis im
Vordergrund – gegenüber jeder Form von „Andacht“ in der Gemeinschaft?
• In wie fern erscheint sie „wichtiger“ als in der christlichen / islamischen Welt?
– Was in monotheistischen Religionen in die sogenannte “Mystik“ abgedrängt ist, ist im
Buddhismus zentral – warum ist das so?
Erste Antworten:
• Zentrales Anliegen im (Theravâda-)Buddhismus ist die Meisterung dessen,
was der Buddha „dukkha“ genannt hat, und was ins Deutsche (etwas einseitig
und missverständlich) mit „Leid“ übersetzt wird.
• Niemand will „leiden“. Alle wollen vom „Leid erlöst werden“.
• In der christlichen Religion soll es der Gottessohn sein, von dem man diese
Erlösung erhofft. – Und dafür wird gebetet.
• Im Theravâda-Buddhismus aber gibt es niemanden, der jemand anderen
„erlöst“. Jeder muss es selbst tun. Man kann nicht zu jemandem dafür
beten (auch nicht zum längst erloschenen Buddha!).
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (2) Wozu „Meditation“?
• Und hier liegt die Bedeutung der buddhistischen Meditation:
• Nicht Buddha kann helfen, sondern nur seine Lehre (p: der Dhamma).
• Den Dhamma zu kennen, ihn auswendig zu lernen, seine Begriffe verstanden zu
haben, ist aber zu wenig.
• Er muss von jedem einzelnen „meditiert“ („realisiert“) werden, um zu helfen.
• Der Dhamma verweist jeden auf sich selbst zurück:
– Was ist „dukkha“?
• Alle Formen „meines“ Unbefriedigtseins und „meiner“ Verzweiflung.
– Was sind die Ursachen meines „dukkha“?
• Sowohl meine Ablehnung (=meine Angst) gegen irgendwelche negativen Einwirkungen
auf „mich“ und „meinen geistigen und materiellen Besitz“ und natürlich gegen meinen
Tod – einschließlich meiner Furcht vor einer jenseitigen „Hölle“.
• als auch das Gegenteil: Meine Wünsche nach allem, was ich als meines gerne
möchte – einschließlich meines Wunsches nach ewigem Glück im „Paradies“.
• Ursache des „dukkha“ ist also letztendlich, dass ich im Unklaren bin über meine eigene
Vorstellung von „ICH und MEIN“ – hier und danach.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (3) Was ist „Meditation“?
• Und was ist nun eigentlich „Meditation“ im theravâdischen Sinne?
• Buddha selbst gibt die wichtigsten Hinweise in den Empfehlungen seines
berühmten „Achtfachen Pfades“ (p: atthangika magga) - dem Buddha-Weg zur
Souveränität:
• Es ist die „innere Arbeit“ (wie ich‘s nennen möchte); sie besteht aus
– Rechtem Bemühen
(p: sammâ vâyâma)
– Rechter Achtsamkeit (p: sammâ sati)
– Rechter Sammlung
(p: sammâ-samâdhi)
• Rechtes Bemühen ist die erste notwendige Voraussetzung:
– Das ist eigentlich trivial: Wer sich nicht selbst anstrengt, Unheilsames bei sich (und damit auch bei
anderen) zu vermeiden und Heilsames bei sich (und damit auch bei anderen) zu fördern, der kommt erst
gar nicht zur eigentlichen inneren Arbeit.
• Rechte Achtsamkeit ist das zentrale Mittel der inneren Arbeit.
– Es ist der Türöffner für beginnende Einsicht und es ist zugleich der geeignete Puffer gegen die Konvulsionen
und Verwirrungen, die falsche „ich-und-mein“-Vorstellungen mit sich bringen.
• Rechte Sammlung schließlich ist eine erste Frucht:
– Hat man einmal „rechte Sammlung“ erfahren, so „weiß“ man plötzlich, wie‘s auf dem Buddha-Weg weitergeht:
Man merkt, dass man in der Stille viel mehr, tiefer, wirksamer erfährt als mit den Aktivitäten des Geistes.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (4) Achtsamkeit
• Wegen ihrer großen Bedeutung im buddhistischen Leben
gehen wir an dieser Stelle zunächst auf das Mittel der
Achtsamkeit ein.
• Dazu wollen wir zuerst mal Buddha selbst zu Wort kommen
lassen.
• An zwei Stellen im „Korb“ des Sutta Pitaka geht Buddha
besonders ausführlich auf das Mittel der Achtsamkeit ein:
– Im 10. Sutta des Majjhima Nikaya (der Mittleren Sammlung): M10
– Im 22. Sutta des Digha Nikaya (der Großen Sammlung): D22
– Beide Male heißt das Sutta: „(mâhâ) satipatthana sutta“ d.h. (großes = mâhâ) Sutta von
den Grundlagen der Achtsamkeit (sati). Der Text ist in vielen Teilen in M10 und D22 fast
gleich. D22 ist etwas ausführlicher.
– Wir nehmen die etwas kürzere Fassung M10; und auch dort nur den wahrscheinlich
ursprünglicheren Auszug über die achtsame Betrachtung des eigenen Körpers.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (5) Achtsamkeit
Auszug aus M10, dem Satipatthâna Sutta
des Majjhima Nikâya (Mittlere Sammlung)
Übersetzung: Kurt Schmidt
(Auf getrenntem Papier)
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (6) Achtsamkeit
• Diese Körperbetrachtungen wurden im Sutta M10 später (aus
anderen Suttas) ergänzt durch Anleitungen zur Achtsamkeit
– auf die andauernd auf- und abschwingen Emotionen (Gefühle) (p: vedanâ)
– auf jegliche Gedankenaktivitäten (p: sankhâra)
– und schließlich auf das Bewusstsein selbst (p: viññana / citta)
• Mit Befolgung dieser nüchternen und ziemlich radikalen Anleitung
verspricht der Buddha seinen Mönchen
– „Läuterung, Überwindung von Kummer und Jammer, Schwinden von Leid und
Missstimmung, Gewinnung des rechten Pfades...“
– und schließlich sogar: „das Nirvana zu Lebzeiten“.
• Das ist natürlich für heutige Laien – besonders für nichtbuddhistische Normalbürger – erst mal ziemlich unverständlich!
• Es bedarf einiger Kommentare aus der heutigen Praxis.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (7) Achtsamkeit
• Achtsamkeit in der Meditation ist nämlich nur der Anfang eines
recht langen, oft zu wiederholenden und schrittweise zu
intensivierenden Prozesses, der schließlich weit über das
„einsame Sitzen im Wald“ hinausgeht:
– nämlich – um es vorsichtig auszudrücken – in Richtung auf eine „innere Souveränität“ die
von den Unbillen des Lebens immer unabhängiger wird.
– Dies lässt auch einen „Nicht-Erleuchteten“ mit der Zeit ahnen, was der Buddha etwa mit
„Nirvana zu Lebzeiten“ gemeint haben mag.
– Etwas, das mit unserem christlich-/islamischen Vorstellungen von „Paradies“ und „Hölle“
erst mal überhaupt nichts zu tun zu haben scheint, denn diese Vorstellungen werden ja im
Christentum und im Islam von außen, d.h. von einer außerweltlichen Instanz versprochen
bzw. angedroht, je nachdem ob man sich dieser abstrakten Instanz unterwirft oder nicht.
– So eine absolute, abstrakte, persönliche, außerweltliche Instanz gibt‘s aber im (Theravâda-)
Buddhismus nicht.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (8)
Achtsamkeit und Sammlung
All das versuche ich nun einmal mit meinen eigenen Worten zu beschreiben.
– Ziel der Meditation ist es, die eigene Anstrengung auf dem Weg zur „Befreiung“ von den Zwängen des
Begehrens und der Anhaftung zu unterstützen, sie intuitiv zu machen, zu vertiefen.
– Die Achtsamkeit ist dazu der Türöffner.
– Zugleich bewirkt Achtsamkeit, dass man die eigenen Zwänge des Begehrens, des Widerwillens und der
Anhaftung – also die Wurzeln allen dukkha‘s – wie ein Beobachter wahrnimmt; dadurch verlieren sie ihre
Unmittelbarkeit und Zwanghaftigkeit, und man kann sie untersuchen.
– Daher kann man die Achtsamkeitsübung nicht einfach als eine „Selbstbeschäftigung“ im üblichen Sinne
bezeichnen!
– Achtsamkeit (in der Meditation) ist aber auch kein Zwiegespräch des Praktizierenden mit einem Gott oder
Heiligen, auch nicht mit dem verloschenen Buddha!
– Auf keinen Fall hat buddhistische Meditation etwas mit „Trance“ oder gar „Dösen“ zu tun, wie manche
ignoranten, sich vor „Abwerbung“ fürchtenden Vertreter der katholischen Kirche warnend behaupten. [13]
• Ihre Hauptmerkmale sind vielmehr das genaue Gegenteil: Achtsamkeit,
Konzentration und schließlich – wache Gedankenstille.
• Denn erst in der wachen Gedankenstille ist es möglich, zu buddhistischen
Einsichten über sich selbst zu kommen.
• „wache Gedankenstille“ aber heißt: man ist völlig wach, denkt jedoch nicht mehr
über irgend etwas nach!
– Und gerade dies erscheint manchen Anfängern wie ein Paradox.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (9)
Achtsamkeit und Sammlung
• Die vorhin im Satipatthâna Sutta zitierten Achtsamkeitsübungen, praktizieren die Theravâda-Buddhisten heute etwa
so:
– In der einfachsten, auch für Laien nützlichen Achtsamkeitsübung konzentriert man sich
auf Körperliches; am erfolgreichsten ist dabei die Atemübung:
– Man achtet (nur) auf den Atem, ohne ihn verändern oder kontrollieren zu wollen.
– Das entspannt zunächst und dient dazu, die „Gedankenmaschine“ (p: ceto-khila)
herunterzufahren und so störende innere Einflüsse zu minimieren.
– Solche aufkommenden Gedankenfetzen sind zum Beispiel:
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„Hm, die Person neben mir macht Geräusche, die stören mich!“
„Oh, ich darf nicht vergessen, morgen zum Arzt zu gehen!“
„Hätte ich mir doch besser ein anderes Kissen unter den Po geschoben!“
„Die Gedankenruhe kommt ja gar nicht! Wie lange soll ich denn noch warten?!“
– Dabei werden aufkommende Gedanken nicht unterdrückt, sondern man lässt sie
einfach „vorbeifahren“ u. wendet sich wieder dem Atem zu.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (10)
Achtsamkeit und Sammlung
• Unterdrückt man solche Gedankenfetzen, ist das meist mit Unwillen
verbunden, und man erreicht das Gegenteil – und wird auch noch
müde dabei!
– Es kann eine ganze Weile dauern, bis solche Sprünge unseres unruhigen Gehirns
weniger werden!!! (Vielleicht Stunden? Tage? Wochen?)
• Hat man gelernt, sich gedanklich etwas zu beruhigen, kann man mit
der Atemübung alle möglichen Kontemplationen verbinden,
– z.B. über den Grund und die Wesenlosigkeit kürzlich aufgekommener unheilsamer Emotionen wie
etwa Wut gegen jemand.
– Wichtig am Wut-Beispiel ist, dass ich die Wut erst mal als „meine Wut“ akzeptiere, als reales
psychisches Phänomen in mir. Sie auf den äußeren Anlass – etwa eine unliebsame andere
Person – zu projizieren, bringt mich dabei nicht weiter.
– Die Wut hängt also mit meiner unreflektierten „ich-und-mein“ Vorstellung zusammen.
– Ich untersuche also in der Meditation die inneren Gründe für „meine Wut“.
– Und („oh Wunder!!“): Diese Untersuchung lässt die Wut abklingen, sie wesenlos werden!!!
– Wenn ich jedoch der anderen Person die „Schuld für die Wut“ zuschreibe, bin ich der Befeiung von
diesem Hindernis nicht näher gekommen – und „Samsara“ wird weitergehen.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (11)
Achtsamkeit und Sammlung
• Oder man kann die Gedankenstille steigern und kommt in einen sehr wohltuenden gedankenfreien aber völlig wachen (!) Ruhezustand, der unglaublich
erholsam und stärkend ist.
– Dieser Zustand wird manchmal ausgelöst durch ein Buddhawort, das man erinnert, oder durch ein bildliches
Symbol dafür.
– Erst mit diesen Ruhezustand tritt man in das ein, was „Rechte Sammlung“ genannt wird. (Es mag auch als die
„erste Stufe der Vertiefung“ gelten – davon gibt‘s bei den Theravâdim vier.)
– Alle Müdigkeit ist auf einmal verschwunden!
– Dann aber ist auch der Anlass – z.B. das ober erwähnte Buddhawort, oder das Symbol dafür – verschwunden.
– Dieses „reine Gewahrsein ohne Inhalt“ ist, nach Buddha, Ausgangspunkt für „unmittelbares Erkennen“ („Hellblick“ –
p: vipssanâ).
– Bei Anfängern bricht jedoch die Freude über das Erreichte (p: pîti) nun den Prozess ab!
• Mit etwas fortgeschrittenen Achtsamkeitsübungen kann das intuitive Erkennen der
„Bedingten Entstehung alles Gewordenen“ (p: patticca-samuppâda) –
– also modern gesprochen, die Prozesshaftigkeit an (möglichst allen) konkreten Lebenssituationen geübt werden
und damit
– die Unbeständigkeit (aniccâ) aller äußeren Gegenstände des Begehrens und
– die Substanzlosigkeit (anattâ) der eine „Person“ vortäuschenden inneren Prozesse erkannt werden.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (12)
Achtsamkeit und Sammlung
• Eine gesteigerte Form dieser Achtsamkeitsübungen ist im Südbuddhismus die Vipassanâ-Meditation zur Erlangung des
„Hellblicks“ (= p: vipassanâ), das ist
– in den Anfangsphasen: das aufblitzende, beglückende, intuitive Erkennen der Vergänglichkeit
aller körperlichen und (!!) geistigen Daseinserscheinungen;
– in den fortgeschrittenen Meditationsphasen: der – wiederum intuitive, zunächst ebenfalls nur
blitzartige – Einblick in den Erlöschungszustand, also Vorgeschmack von der vollständigen
Befreiung (nibbâna).
• Beide Erkenntnisstufen gehen (das sagen alle Übenden übereinstimmend) mit
einem „Glücksgefühl“ (p: „pîti“ / später: „sukkha“ ) einher, das so zu
sagen „grundlos und emotionsfrei“ ist, d.h. es hat zunächst
nichts mit dem Befriedigungsgefühl bei Erlangung eines
begehrten Gegenstandes zu tun (Wunscherfüllung).
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (13)
Achtsamkeit und Sammlung
• Die erstmalige Erfahrung dieses emotionsfreien Glücksgefühls ist
– auch für den Laien – ein gewaltiger Ansporn, diese Übungen
fortzusetzen.
• In der nächsten Stufe gilt es aber, auch dieses „Glücksgefühl“
hinter sich zu lassen:
– Denn es kann das Verlangen bewirken, dieses „pîti“ wieder haben zu wollen.
– Man begäbe sich wieder in eine Abhängigkeit: Das zunächst „gundlose Glücksgefühl“ würde
korrumpiert zu dem, was es anfangs nicht war: Befriedigungsgefühl bei Erlangung eines
ersehnten Gegenstandes.
• Ziel aber ist nicht „Glücksgefühl“, sondern Souveränität (von
„Befreiung“ will ich dabei vorsichtshalber noch nicht reden!)
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 1 – MED (14)
Achtsamkeit und Sammlung
• So geht es nach alter Theravâda-Tradition mit den Meditationsstufen weiter..., bis
zum Dauerzustand eines „Edlen“ (p: ariya-puggala).
– Nach alter Auffassung erreichen die höheren Stufen meist (wenn überhaupt) nur Mönche, weil diese ihre
Energie auf die Meditation konzentrieren können und weniger vom Alltag absorbiert seien.
– Laien müssen sich mit den „niederen“ Achtsamkeitsübungen begnügen, die hauptsächlich die Umsetzung der
Sîlas (Sittenregeln) unterstützen.
– Diese Einteilung in von Mönchen bzw. von Laien Erreichbares werfen z.B. einige Mahayana / VajrayanaVertreter den Theravâdim vor – obwohl dazu bereits Gegebeispiele in Pali-Kanon berichtet werden.
• Mit diesen Beschreibungen ist noch längst nicht alles zur Meditation der
Theravâda-Tradition gesagt!!
– Insbesondere bin ich nicht auf die wichtige „Mettâ“-Meditation eingegangen: In ihr
versucht man, die Vier Herzensmerkmale (p: brahma vihara) der Güte (p: mettâ), des
Mitgefühls (p: karuna), der Mitfreude (p: muditâ) und des Gleichmuts (p: upekkhâ)
bewusst zu realisieren.
• Was mit „Bemühung“ / „Achtsamkeit“ / „Sammlung“ im Zen und im tibetischen
Buddhismus verstanden wird und erreichbar ist, werden wir in den folgenden 2
Sitzungen erfahren.
Ich danke Ihnen
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
17
PAUSE – nächste Sitzung weiter
•Pause
•Fragen
•Aussprache
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF
Buddhistische Symbole, Feste, Feiertage
- Vorbemerkung, aus Theravâda-Sicht (1) –
• Der historische Buddha Gotama hatte das Klammern an Rituale und Symbole als
eine der „Zehn Fesseln an die Welt“ (p: samyojana) bezeichnet [Anguttara Nikâya A 9.67].
1. Persönlichkeitsglaube (p: sakkâya ditthi)
2. Zweifelsucht (p: vicikicchâ)
3. Hängen an Regeln und Riten (p: sîlabbata pâramâsa upâdâna)
4. Sinnliches Begehren (p: kâma râga)
5. Groll (p: vyâpâda)
6. Begehren nach „Feinkörperlichkeit“ (p: rûpa râga)
7. Begehren nach Unkörperlichem (p: arûpa râga)
8. Dünkel (p: mâna)
9. Aufgeregtheit (p: uddhaca)
10. Unwissenheit (p: avijjâ / moha)
• Insbesondere hatte der Erhabene bildliche Darstellugen seiner eigenen Person
strikt abgelehnt.
• Daher gibt es aus dem frühen Buddhismus relativ wenige Beispiele für Symbole,
die sich auf den Erhabenen selbst beziehen.
• Mit der Aufzählung der buddhistischen Symbolik begeben wir uns unweigerlich auf das Gebiet der Mythen, Legenden und frommen Märchen der Laien.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF
- Vorbemerkung, aus Theravâda-Sicht (2) –
• „Ich werde keinen persönlichen Nachfolger haben; nur der Dhammâ (die
Lehre) soll mein Nachfolger sein“, sagte Buddha im letzten Jahr seines
Lebens.
• Dennoch war schon kurz nach Buddhas Verlöschen das Bedürfnis seiner
Anhänger groß, die Erinnerung an ihn und seine Lehre bildlich festzuhalten.
• Die Ikonographie dieser Frühperiode hat zum Gegenstand aber stets nur
Ereignisse aus dem Leben des Gotama vor der Erleuchtung, Episoden aus
den legendären früheren Existenzen des Vollendeten, sowie relativ
abstrakte erinnernde Symbole wie etwa
– ein leerer Thron, ein Pferd ohne Reiter (als Symbol dafür, dass Buddha keinen Personenkult,
sonden einzig die Befolgung des Dhamma – seiner Lehre – gewünscht hatte)
– Symbole für Erleuchtung und den Dhamma – insbesondere: der Bodhibaum, das Rad
– ein Fußabdruck des Erhabenen mit Symbolen für die Eigenschaften eines Erleuchteten
– Stupas: massive pyramidenartige Rundbauten – mit kleiner Reliquienkammer.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
- Der Bodhibaum (1) –
Pappelfeigenbaum – ficus religiosa.
Diese Baumart – zur Familie der Maulbeergewächse gehörig – wächst überall in
Indien, Sri Lanka, Myanmar, Thailand,
Cambodja, Laos, Indonesien.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
• Unter einem solchen Baum
sitzend, am Flusse Neranjara
(Nebenfluss der Ganga) bei Uruvela
(heute Bodhgaya, ind. Staat Bihar) hat
Gotama, wie er selbst in vielen
Suttas erzählt, seine große
Erleuchtung während mehrerer
Nachtwachen gehabt.
• Der Baum heißt daher
„Bodhibaum“ (= Baum des
Erwachens).
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
- Der Bodhibaum (2)
• Mahabodhi-Tree hinter dem Mahabodhi-Temple in
Bodhgaya (Bihar, Nordindien).
• Heute eines der wichtigsten Zentren für buddhistische Pilger, welche die „Holy Places“ besuchen.
• Der Baum ist angeblich der Ableger eines Ablegers
des originalen Erleuchtungsbaumes:
• Zu Kaiser Ashokas Zeit (ca. 270 Jahre nach Buddha)
sandte man aus Magadha einen Original-Ableger in
das befreundete buddhistische Anuradhapura auf
Sri Lanka.
• Nachdem das Original etwa im 7. Jh. nC von einem
dem Gott Shiva anhängenden anti-buddhistischen
Lokal-Fürsten Magadhas umgehauen worden war,
soll ein Ableger des Anuradhapura-Baumes an die
heutige Stelle eingepflanzt worden sein.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
- Der Bodhibaum (3)
• In den Jâtakas (dem Teil der „Märchenerzählungen“
des theravâdischen Tipitaka) wird der Lebenslauf
aller mythischen Vorgänger des historischen
Buddha Gotama in fast identischer Weise wiedergegeben.
• Insbesondere erlangten sie alle ihre Erleuchtung
unter einem Bodhibaum (je einer anderen Baumart).
• Hier wird die Verehrung des Bodhibaumes des
mythischen Vorgängers Kassapa-Buddha dargestellt.
• Wenn man das nicht weiß, könnte man diese
Bronceplasik auch für eine damals übliche
Verehrung eines Baumgeistes (skr: yaksha / p:
yakkha) halten.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Das buddhistische Rad (1)
„Dhamma Cakra“, d.h.:
„Das Rad der Lehre“.
• Als Buddha seine erste
Lehrrede gab, sagte er:
„Das Rad der Lehre wird
angedreht“.
• Die acht Speichen bedeuten u.a. die 8 Komponenten des „Edlen Achtfachen Pfades“, d.i. der
praktische Teil der
Buddha-Lehre.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Das buddhistische Rad (2)
Surya-Tempel (nicht-buddhistisch) in Orissa
• Das Rad als Symbol
für die buddh. Lehre
wurde nicht von
Buddha erfunden.
• Buddha benutzte ein
altes Symbol für
Saatsmacht und
Königswürde, als er
sagte: „Das Rad der
Lehre wird angedreht“.
Ashoka Löwenkapitell, Sarnath
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Indische Staatsflagge
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
• Nicht allein wegen
des Buddhismus tritt
das Rad bei Kaiser
Ashoka und in der
heutigen Indischen
Staatsflagge auf!
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Thema 2 – SFF – Symbole
Die Gazellen von Isipatana (1)
Ein Tempeleingang in Dharmsala.
• Dieses Symbol, bestehend aus zwei
vor dem Rad knieenden Gazellen
sieht man an Theravâda-Tempeln
und besonders an Eingängen zu
tibetischen Klöstern oder Tempeln.
• Es erinnert an Buddhas erste Verkündigung des Dhamma (skr:
Dharma) vor seinen ehemaligen fünf
Asketen-Gefährten, im Jahre 528
vC. – im Gazellenpark zu Isipatana
(heute = Sarnath 15 km nördl. Varanasi).
Aufnahme: Gertraut Lübbert, 2008
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Die Gazellen von Isipatana (2)
• Das Rad der
Lehre und die
Gazellen von
Ispitana an
einem Kloster in
Leh (Ladakh,
Nordindien)
[Aufnahme: Gertraut
Lübbert, 2008]
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddhas Fußabdruck (1)
• Antiker Buddha-Fußabdruck aus Gandhara, (heute:
nordöstliches Afghanistan), 1.Jh. nC.
• Er zeigt das Dhamma-Chakra (Rad der Lehre).
• Die darunter stehenden 3 Zeichen symbolisieren die
„Drei Juvelen“ (p: tiratana): Buddha, Dhamma, Sangha.
• Diese Drei Juvelen kommen auch in der sog.
„Zufluchtsformel“ vor (pâli):
– Buddham saranam gacchâmi
– Dhammam saranam gacchâmi
– Sangham saranam gacchâmi
• Mit ihr bekennt sich der Theravâda-Buddhist zum
Vollendeten (Buddham) , seiner Lehre (Dhammam)
und zur Gemeinde der Mönche (Sangham).
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddhas Fußabdruck (2)
Die Zahl 108
ist im
Buddhismus
und im
Hinduismus
eine „heilige
Zahl“.
• Fußabdruck im Sri Lanka-Stil, in einem Tempel in Bangkok
(Tailand). Mit 108 kreisförmig angeordneten Symbolen für die
Erleuchtung, den Dhamma und Buddhas Eigenschaften.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddhas Fußabdruck (3)
Liegender Buddha, Myanmar (Burma)
• Wie kam es zur Fuß-Symbolik?
• Eine Legende (in den Jâtakas des
Tipitaka) besagt: Bei seiner Geburt soll Gotama auf seinen Fußsohlen das Rad getragen haben.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
• In anderen Jâtakas werden
die 32 oder 108 oder 132
Eigenschaften eines Buddha
aufgezählt.
• Diese Eigenschaften werden
auf den Fuß-Symbolen
ebenfalls bildlich dargestellt.
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF - Symbole
Stupas (1)
• Tor vor einem Stupa in Sanchi (heute: ind.
Bundesstaat Madhya Pradesh, Mittelindien).
• Diese Tore sind typisch für frühbuddhistische Stupas, Klöster und Tempel.
• Auf den Querbalken sind die „sieben
Buddhas der Vergangenheit“ (also
mythische Vorgänger des historischen Gotama)
in Form von Stupas und Bäumen
dargestellt.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF - Symbole
Stupas (2)
• Der Stupa im theravâdischen Mahabodhi Kloster in
Bangalore (südind. Bundesstaat Karnataka), erbaut ca.
1960 im alten Stil.
• Dort war ich fas ½ Jahr als Helfer und Mönch auf
Zeit und hatte Gelegenheit, einige Skizzen zu malen.
• Ein Stupa ist ursprünglich ein Grabhügel für die
Bestattung von Königen in Indien und reicht bis in
die prähistorisch-megalithische Zeit zurück.
• Nach Buddhas Verlöschen diente ein Stupa als
Gedenkstätte für den Vollendeten.
• So ein Rundbau ist massiv (nicht hohl) und enthält in
seinem Inneren meist eine kleine Kammer, die eine
Reliquie des Buddha birgt.
• Die 3 „Teller“ an der Spitze bedeuten die Tiratana
(die 3 Juvelen: Buddha, Dhamma, Sangha).
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF - Symbole
Stupas (3)
• Besonders prächtige, völlig
vergoldete, glockenförmige Stupas
aus jüngerer Zeit (später als 13.Jh.nC.)
findet man in Myanmar (Burma).
• Hier der bekannteste: Der
Swedagon in Yangon (Rangoon),
Myanmar (Burma).
• Diese Stupas sind meist umgeben
mit vielen keinen Tempeln und
Andachtsnischen.
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddha-Darstellungen (1)
• Nach Jahrhunderten der „Abstinenz“,
entstanden im baktrischen Teil des großen
Kushan-Reiches, besonders in Gandhara
(heutiges nordöstliches Afghanistan) beeinflusst von
der seit dem 3. Jh.vC vom Westen her eingedrungenen persisch-helenistischen Bildenden Kunst, im 1.-2.Jh.nC. die ersten Darstellungen des Buddha selbst.
• Hier ist nicht Buddha gezeigt, sondern eine
griechische Göttin; man nennt sie die „Athene
von Baktrien“.
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddha-Darstellungen (2)
• Das Kushan-Reich war ein Schmelztiegel
westlicher (griechisch-römischer), persischer
und indischer Religionen.
• Es reichte von Afghanstan im Westen bis kurz
vor Râjagâha (heute Bihar) im Osten, umfasste
also auch fast alle historischen buddhistischen
Stätten.
• Die strengen frühbuddhistischen Bildbeschränkungen wurden aufgelöst.
• Hier eine (frühe) Buddha-Darstellung aus dem
1.-2.Jh.nC. der Gandhara-Kunst. Sie mutet mit
dem Faltenwurf der Toga sehr „westlich“ an.
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddha-Darstellungen (3)
• Bild: Lehrender Buddha aus der PeshavarRegion (oberes Industal), 4.Jh.nC.
– (Dass er lehrt, erkennt man am „Lehr-Mudra“, der Handstellung bei
Darlegung des Dhamma)
• Nachdem die Gandhara-Kunst sich des Buddhabildes
angenommen hatte, breiteten sich die Buddha-Darstellungen schnell nach Osten aus.
• Das hatte auch Rückwirkungen auf die buddhistische
Religion selbst:
• Buddha – da nun wie alle antiken Götter „sichtbar“ gemacht – wurde immer mehr wie eine Gottheit verehrt.
• Der mahayanische Buddhismus, unterstützt auch vom
aufkommenden Tantrismus und vom „neuen Hinduismus“ (Shiva/ Parvati/ Ganesha; Vishnu/ Lakshmi/ Brahma),
wurde zur Volksreligion und beeinflusste auch die konservative Theravâda-Richtung.
• Dies prägte, 3-4 Jahrhunderte später, besonders den
tibetischen Buddhismus.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddha-Darstellungen (4)
• Dies brachte solch großartige
Buddha-Skulpturen hervor wie
die auf dem lange vergessenen,
erst im 19.Jh. (von den holländischen Kolonisatoren) wieder
entdeckten Riesen-Stupa von
Borobodur (Java, Indonesien),
ca. 7.-8. Jh.n.C.
• Borobodur ist allerdings kein
theravâdischer, sondern ein
mahayanischer Stupa.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Symbole
Buddha-Darstellungen (5)
• Liegender Buddha (Thailand). Die genau übereinanderliegenden Füße geben
an, dass es sich um den verlöschenden Buddha handelt. Der ruhende
Buddha hätte (nach Sitte der Darstellung) ein Bein leicht angewinkelt.
• Typisch für den Thailändischen Stil ist die Spitze über dem Haar- oder
Kopfwulst des Buddha.
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Thema 2 – SFF – Feste & Feiertage (1)
• Der Buddhismus ist nicht zentral organisiert wie die katholische
Kirche.
• Daher gibt es auch eigentlich nur ein nationenübergreifendes
buddhistisches Fest: das Vesakh-Fest.
• Gefeiert wird Vesakh in Form einer Puja (=Segnung) nach dem
Mondkalender am Vollmondtag des 4. Monats, d.h etwa im Mai oder
Anfang Juni.
• Es erinnert gleichzeitig an die wichtigsten Stationen des Buddha:
– die Geburt,
– die Erleuchtung
– und das endgültige Verlöschen im Nirvana
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Feste & Feiertage (2)
• Das Fest stammt ursprünglich aus der Tradition des TheravadaBuddhismus und wird heute von den Buddhisten in aller Welt als der
wichtigste gemeinsame Feiertag begangen.
• Er dient auch der bewussten Suche der Gemeinsamkeiten und
gemeinsamen Wurzeln der unterschiedlichen buddhistischen
Traditionen in aller Welt.
• Häufig wird an diesem Feiertag die Internationale Buddhistische
Flagge, als Symbol der weltweiten buddhistischen Einheit, gehisst.
Vesakh wurde in Würdigung des buddhistischen Beitrags zur Weltkultur 1999 auch von der UN-Generalversammlung anerkannt.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Feste & Feiertage (3)
• In den einzelnen Ländern gibt es natürlich eine Vielzahl von
weiteren Festen und Feiertagen, die sich auch buddhistisch nennen.
• Sie sind aber national bedingt bzw. stammen meist aus vorbuddhistischen religiösen Bräuchen.
• Besonders auf den Animismus (in Myanmar, Thailand, Cambodja –
und in so gut wie allen ostasiatischen Ländern) gehen die meisten
Bräuche, Feste, Riten zurück. Er ist im Grunde die eigentliche
Religion, die in diesen Ländern sicher schon seit vielen tausenden
von Jahren vorherrscht, wogegen der Buddhismus eher eine Art
„Überbau“ darstellt.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF – Feste & Feiertage (4)
• Es gibt – zumindest in der Theravâda-Richtung – noch einen
anderen Grund dafür, dass es außer dem Vesakh-Fest keine
besonders hervorstechenden länderübergreifenden gemeinsamen Feste gibt:
• Der Theravâda-Buddhismus war und ist i.w. eine exklusive
Mönchsreligion.
• Buddhistische Feste sind i.w. Laien-Sache.
• Im Mönchswesen des Sangha hat sich nie eine besondere Ritenund Festekultur herausgebildet, weil Buddha davon nicht viel
gehalten hat.
– Historisches Beispiel: Als Buddha starb, haben sich seine Bhikkhus nicht um seine Feuerbestattung gekümmert, sondern überließen das den brahmanischen Bestattungspezialisten.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 2 – SFF
Die Internationale Buddhistische Flagge
• Bedeutung der Farben:
Die Internationale Buddhistische Flagge
ist eine moderne Kreation und seit 1950,
anlässlich der Gründung der World
Fellowship of Buddhists (WFB) in Colombo,
Sri Lanka, als Symbol des internationalen
Buddhismus anerkannt.
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– Blau symbolisiert das universelle
Mitgefühl.
– Gelb symbolisiert den Mittleren Weg.
– Rot symbolisiert den Segen der Praxis
(Vollendung, Weisheit, Tugend, Glück und
Erhabenheit).
– Weiß symbolisiert die Reinheit des
Dhamma (der Lehre) und vollkommende
Befreiung jenseits von Zeit- und Raumgebundenheit.
– Orange symbolisiert die Weisheit der
Buddhalehre.
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
Ich danke Ihnen
43
PAUSE – nächste Sitzung weiter
•Pause
•Fragen
•Aussprache
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA
Buddhistisches Mönchs-, Laien- und Andachtswesen
Vorbemerkung aus Theravâda-Sicht (1)
• Der Theravâda-Buddhismus war und ist eine „exklusive Mönchsreligion“. D.h.: Eigentlich keine „Volksreligion“.
• „Tief ist die Lehre, subtil und schwer zu durchschauen für andere...“
[Vinaya/Maha-Vagga, MV.I.05], soll Buddha nach seiner Erleuchtung zu sich
gesagt haben, im Zweifel, ob seine große Erkenntnis auf Verständnis treffen werde.
• „Möge der Erhabene die Lehre verkünden. Es werden ein paar
Verständige da sein“ [ebenda], so soll der vedische Gott Brahma
Sahámpati ihn ermuntert haben, bis er sich doch entschloss, seine
Lehre weiterzugeben.
• „Ein paar Verständige...“: Damit hat der Buddha stets die Mönche
(Bhikkhus) seines Sangha (seines Ordens) gemeint.
• Die Reden des Sutta Pitaka an seine Mönche unterscheiden sich
denn auch von den (etwas weniger häufigen) an „Laien“:
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Vorbemerkung (2)
• In den Reden an seine Mönche (Bhikkhus) geht es fast
immer um den Kern der Lehre:
– Die „Vier Edlen Wahrheiten“, den „Edlen Achtfachen Pfad“,
– das „Bedingte Entstehen“ und die Erkenntnis der falsch verstandenen „Ich-und mein“-Vorstellung.
• Die Reden an Nicht-Bhikkhus kann man grob unterteilen in
– Auseinandersetzungen mit Brahmanan und Asketen anderer religiöser Richtungen; oder:
– Reden an „Laien“ (Mitglieder der Feudalschicht / Familienväter / Bürgersöhne / Bürgertöchter).
• Sie haben die unterschiedlichsten Inhalte, je nachdem, was der Fragende auf dem Herzen hat. Selten beginnt Buddha die Auseinandersetzung selbst; meist antwortet er nur, wenn er gefragt wird.
– In den Reden an Brahmanen oder Asketen anderer religiöser Richtungen führt Buddha in der
Regel deren andere Weltanschauungen ad absurdum bzw. stellt sie als Hindernis auf dem Weg
zur eigenen Befreiung dar.
– In den Reden an die eigentlichen „Laien“ tröstet er die Besorgnisse dadurch, dass er sie
geschickt Abstand nehmen lässt von den Auffassungen über ihr eigenes Leid (dukkha), ihren
gewohnten Verehrungsriten einen neuen Sinn gibt, und für eine heilsame Entwicklung die
absolute Notwendigkeit der Großzügigkeit (dana) und des sittlichen Verhaltens (sîla) betont.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Vorbemerkung (3)
• Aus dieser Unterteilung ergibt sich klar:
– Diejenigen, von denen Buddha erwartet, dass sie seinen Heilsweg (möglichst
noch „in diesem Leben“) bis zu Ende gehen, sind seine Bhikkhus.
– Die anderen, die Upâseka und Upâsika (die männlichen u. weilblichen Laienanhänger), schauen mehr oder weniger zu und mögen von außen profitieren:
•
•
•
•
die Heilsgänger, die Bhikkhus, als Beispiel zu nehmen,
das Glück zu haben, sie mit dem täglich Notwendigen versorgen zu dürfen,
sich (im Idealfall !) von ihnen beraten zu lassen,
die Hoffnung zu haben, dass sie, wenn das zur Zeit nicht möglich ist, bei sittlich
einwandfreiem Lebenswandel vielleicht in einem nächsten Leben dem Heil der
endgültigen Befreiung aus dem unbefriedigenden Samsara näher zu kommen
• oder wenigstens auf einen angenehmeren Zwischenaufenthalt im „Tushita-Himmel“
hoffen zu dürfen, statt als Tiere oder hoffnungslose Höllenwesen ihr nächstes
Dasein zu fristen.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Vorbemerkung (4)
• Erst als der Buddhismus in den Westen kam,
wurde die strenge Trennung zwischen Mönchsund Laienwesen etwas abgeschwächt und der
Sangha-Begriff auf alle Buddha-Anhänger
ausgedehnt.
• In den Theravâda-Ländern (Sri Lanka, Myanmar,
Thailand, Laos, Cambodja) jedoch herrscht die
strenge Trennung zwischen Mönchen und Laien
heute immer noch vor.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (1)
Quelle: Vinaya Pitaka / Mahâ-Vibhanga (227 Mönchsregeln),
sowie Vinaya Pitaka / Chulla-Vagga, X, 1
• Sangha-Gründungen
– Der Buddha nannte seine erste Jüngerschar den Sangha (= (wörtl.) „Schar“;
Gemeinde, Hort der Lehre). Die Anhänger zogen anfänglich mit Buddha
herum.
– Nach Anwachsen der Anhängerschaft bildete sich ein Aufnahmeverfahren in
zwei Stufen heraus:
• 1. Aufnahme als Novize: Es genügte zunächst das Bekenntnis zu 10 Selbstverpflichtungen;
• 2. Voll-Ordination. Die ständigen Anhänger wurden zu Bhikkhus (Mönchen).
– Befreundete Fürsten und reiche Kaufleute spendeten Gelände und Gebäude
zur Errichtung von Klöstern (vihara). Die Bhikkhus wurden sesshaft.
– Dies erfolgte in größerem Maßstab in fest gebauten Klöstern aber erst später.
– Zu Buddhas Zeit war es üblich, dass die Bhikkhus während der Trockenzeit als
Einzelgänger wanderten, ähnlich wie andere Asketen auch, bzw. sich nahe
einem Dorf nur für kurze Zeit niederließen.
– Kurz vor Beginn der Regenzeit kamen sie in den größeren Sammelstellen
(Sâvatthi, Râjagâha, Nâlanda, Vesâli, Kosambî etc...) zusammen.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (2)
• Buddha reiste nun von einer Sammelstelle zur nächsten
mit seinem „Manager“ Sariputta (sskr.: Sariputra), seinem
Lieblingsjünger Ananda und ein paar ausgewählten
Mönchen.
– Die meisten Lehrreden hat er auf diesen Reisen zu seinen Mönchen gehalten.
– Zu Laien sprach er auf diesen Reisen auch. Diese Gespräche sind sehr eingängig, weil
sie fast immer aus Gleichnissen bestehen; sie verwenden die damaligen Auffassungen
und religiösen Gewohnheiten und deuten sie für die erstaunten Zuhörer in Buddhas
Sinne um. Das machte ihren Erfolg aus.
– Die Laienreden im Tipitaka scheinen mir die authentischsten Äußerungen des Buddha
zu sein. Dagegen haben manche Lehrreden an die Mönche einen scholastischen
Anflug und sind zum Teil wohl erst nachträglich von den Ordensoberen (den Thera)
aus den vielen Gesprächen mit Buddha zusammengestellt worden.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (3)
• Mönchsgelübte.
•
Wer als Novize in den Orden eintreten will, spricht feierlich
folgende 10 Selbstverpflichungen aus:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Vermeidung des Tötens von Lebewesen.
Nichts zu nehmen, das nicht gegeben worden ist.
Vermeidung unkeuschen Wandels.
Vermeidung lügnerischer Rede.
Kein Genuss berauschender Getränke.
Kein festes Essen nach dem Vormittag.
Enthaltung von Tanz, Gesang, Musik und Schauspiel.
Enthaltung des Gebrauchs von Kränzen, Wohlgerüchen, Salben und Schminken zur
Verschönerung des Körpers.
9. Keine Benutzung luxuriöser Schlafstätten.
10.Keine Annahme von /kein Umgang mit Geld, Gold und Silber.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (4)
• Bei der Voll-Ordination muss der Anwärter auf die
„höheren Weihen“ die nachfolgenden Fragen wahrheitsgemäß beantworten.
– Die kamen nicht alle von Buddha, sondern wurden z.T. von der Gesellschaft und z.T.
von Republikführern wie Buddhas Vater Suddhodana gefordert, der, da sein Sohn für
die Regierung nun mal verloren war, wenigstens in der sich bildenden spirituellen
Organisation „Recht und Ordnung“ ohne allzu großen gesellschaftlichen Schaden
eingeführt wissen wollte.
– Hat der Sangha durch Schweigen seine Zustimmung erteilt, so wird der Novize zum
vollberechtigten Mitglied des Sangha, zum Bhikkhu, proklamiert.
– An den Neu- und Vollmondstagen findet die Uposatha-Feier statt. Auf ihr werden die
227 Artikel des „Pâtimokkha“ (des wichtigsten Teils der Mönchsdisziplin im Vinaya
Pitaka) vorgetragen. Das ist eine lange Liste von Verfehlungen, die von jedem
Mönch, der sie begeht, vor dem Sangha öffentlich zu beichten sind.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (5)
• Die Fragen an die Bhikkhu-Anwärter [Vinaya Pitaka / Mahâ-Vibhanga] :
– Hast du Krankheiten? (- gemeint waren unheilbare, ansteckende Krankheiten)
– Bist du ein Mensch? (- und kein Dämon! Bei denen wäre sowieso „Hopfen und Malz verloren“
gewesen)
– Bist du ein Mann? (- undenkbar, dass Frauen so was hätten machen dürfen, die gehörten auch
damals an den Herd!)
– Bist du frei von Schulden? ( - auch in Klöstern dachte man wirtschaftlich)
– Bist du dein eigener Herr? (- das bezog sich auf das Kastenwesen: Es wurde nicht gern
gesehen, wenn Leibeigene aus der untersten Kaste, der Shudras, sich einfach durch Eintritt in die
Sangha ihren Ausbeutern entzogen! Buddha jedoch lehnte das Kastenwesen [Brahmanas,
Kshatriyas, Vaishias, Shudras] ab! Er hat sogar persönlich Kastenlose und Unberührbare (paria)
ordiniert!)
– Stehst du nicht in königlichem Dienst? (- der königliche Vater wollte verhindern, dass der Sohn
ihm zu viele fähige Leute abwarb)
– Hast du die Einwilligung deiner Eltern? (- was Siddharthas Vater passiert war, sollte bei
anderen Fürsten oder reichen Kaufleuten in Zukunft vermieden werden!)
– Bist du über 20 Jahre alt? (- auch damals schon die Grenze zur Volljährigkeit!)
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (6)
• Mönchsregeln
– Immer, wenn es in den Mönchsgemeinden zu Streitigkeiten und zu Disputen um
die Interpretation der Lehren kam, wies Buddha seinen „Manager“, Sariputra, an,
entsprechende Verhaltensmaßregeln zu notieren.
– So entstanden mit der Zeit im Kern die 227 Verhaltensregeln, des „Pâtimokkha“,
für Mönche. [Vinaya Pitaka / Mahâ-Vibhanga].
• Nonnen-Orden
– Es gab eine riesige Diskussion im Sangha, als Gotami, die Ziehmutter des
Buddha, eines Tages mit 50 kahlgeschorenen Frauen zum Buddha zog und um
Ordinierung bat. Das hatte es noch nicht gegeben! Das war nicht vorgesehen! Der
Gedanke, dass auch Frauen den Befreiungsweg gehen wollen, war unerhört.
Selbst Buddha soll zunächst gezögert haben.
– Der kluge Sariputra, Buddhas „Manager“, verfasste schnell einige Bedingungen,
unter denen die Ordinierung der 50 Frauen akzeptabel erschien. Das waren die
ersten Nonnenregeln; sie waren zum Teil ziemlich diskriminierend. Sariputra aber
„verkaufte“ sie an Gotami als „Schutzregeln“, und sie nahm lächelnd an. Die erste
Nonnengemeinschaft war entstanden.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (7)
• Einige Nonnenregeln aus der Aufstellung des Sariputra
[Vinaya Pitaka / Chulla-Vagga, X] :
– Eine Nonne (Bhikkhuni) hat einem Mönch (Bhikkhu) stets Ehrerbietung zu erweisen, selbst wenn
sie älter ist und schon länger praktiziert hat als er.
– Alle Nonnen müssen sich in der Nähe eines Mönchsklosters niederlassen.
– Zweimal pro Monat muss eine Inspektion und Belehrung der Nonnengemeinschaft durch einen
Bhikkhu erfolgen. Die Nonnen müssen einen Rechenschaftsbericht ablegen.
– Verstöße gegen die Regeln muss eine Nonne sowohl gegenüber ihrer Gemeinschaft als auch
gegenüber der beaufsichtigenden Mönchsgemeinde öffentlich bekennen.
– Nach der Novizinnenzeit legt die Nonne bei der Vollordination die Gelübde auch vor der
Männergemeinschaft ab.
– Eine Nonne darf einen Mönch niemals kritisieren oder tadeln.
– Eine Nonne kann in einer Mönchsgemeinde keine Dhamma-Belehrungen erteilen.
– Bei der Uposatha-Feier darf der Pâtimokkha erst rezitiert werden, wenn keine Nonnen dabei sind.
War es im mittelalterlichen christlichen Kloster- und Kirchenwesen anders? Auch heute gibt
es bei uns in der katholischen Welt immer noch die kontroverse Diskussion um das
Priesterinnen-Verbot!
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (8)
• Nonnengemeinschaften heute
– Die Männerwirtschaft im Südbuddhismus hat sich bis heute nicht viel geändert.
– In Sri Lanka und Myanmar (Birma) untersteht auch heute noch jedes der wenigen
Nonnenklöster der Aufsicht des Mönchsoberen des zugeordneten Männerklosters.
– In Thailand gibt es zwar gläubige Frauen, die sich als „Nonnen“ bezeichnen, es
gibt aber bis heute kein ausgebildetes Klosterwesen für Fauen.
– Auch die in den Männerklöstern existierenden Bildungseinrichtungen für
Laienkinder sind ausschließlich für Jungen vorgesehen.
– Vor ein paar Jahren erregte die erste offizielle Ordination einer Nonne in Thailand
großes Aufsehen (2500 Jahre nach Buddha!!).
– Bisher wurden erst zwei Bhikkhunis ordiniert, aber nicht in Thailand, sondern in Sri
Lanka. Die buddhistischen Nonnen in Thailand wurden bisher von den offiziellen
Vertretern des Klerus diskriminiert, die Ordinierung von Nonnen war verboten.
– Die berühmte Nonne Ayya Khema (deutsch-jüdischer Herkunft) hat in Sri Lanka
(und in der Schweiz) wesentlich zur Aufwertung süd-buddhistischer
Nonnengemeinschaften beigetragen.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (9)
• Wie läuft das Leben in einem theravâdischen Vihara ab?
– Ich war 2004 für eine Weile „Mönch auf Zeit“ im Mahabodhi Vihara in Bangalore (Haare ab, gelbe
Robe). Während des Mönchseins kam man nicht so intensiv dazu, in der Buchhaltung zu helfen;
ich durfte auch nicht ohne wichtigen Grund aus dem Kloster. Hab während der Zeit einen guten
Einblick in das Dasein eines Theravâda-Mönchs (in einer ansonsten nicht-buddhistischen Stadtumgebung) bekommen.
• Der Tagesablauf war etwa so:
– 4.45h Aufstehen, 5.15-6.30h Pâli-Chanting, dann ein bisschen Gartensäubern,
– 7h frugales Frühstück bestehend aus 1 Schale Reis + pflanzlicher scharfer Sauce,
– 8-11h Meditation, 11.30h Lunch - letzte Mahlzeit des Tages, bestehend aus Schale Reis + etwas
scharfem Gemüse + 1 Banane od. Papaya-Stück,
– 12.30h, dann paar Forunkel und kleinere Verletzungen der Minimönchlein behandeln (die jüngsten
sind 4 J., die meisten 6-10 J., einige, die "Lehrer", bis 20 J.),
– 14.30h Dhammagespräch mit dem Meister, 16h Tee, danach Meditation, 17.30-18.45h Chanting,
19h 1 Glas Flüssigkeit f.d. Nacht,
– 19.30 - ca. 21h Meditation, dann Beschäftigung mit d. Dhamma od. Pali-Verse für's Chanting
auswendig lernen bis ca.23h (oder Tagebuchschreiben). Dann Einschlafmeditation + traumloser
Schlaf bis 4.45h.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (10)
• Was treiben, was lernen die Mönche im Kloster?
– Das Mahabodhi-Kloster zu Bangalore, zum Beispiel, behauptet zwar, seinen
ca. 120 5- bis 18-jährigen Novizen eine schulische Ausbildung zukommen
zu lassen (Lesen/Schreiben in Hindi, Englisch, Kanada; Geographie;
Sozialkunde; Rechnen u.a.), damit sie, da sie nicht alle im Kloster bleiben
können, später eine Grundlage in „der Welt“ haben.
– De facto geschieht das aber nur in sehr bescheidenem Ausmaß, denn dort
sind keine ausgebildeten weltlichen Lehrer zugelassen. Die älteren Novizen
(über 18 J.) und die wenigen Bhikkhus fungieren als „Lehrer“.
– Hauptgegenstand für die 5-8-Jährigen ist das Auswendiglernen – und zwar
in der alten Sprache PALI – des Dhammapada (ein dichterischer Teil des
Tipitaka aus 423 4-6-zeiligen Strofen), einiger Gâthâs (Mönchsgesänge),
sowie das „Chanting“, (eine lange Zusammenstellung aus Zitaten von
Teilen des Sutta Pitaka, die jeden Tag 2x gemeinsam rezitiert wird).
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (11)
– In Sri Lanka und Myanmar ist für die älteren Mönche der Abhidhamma,
der scholastische „Korb“ des Tipitaka Haupt-Studiengegenstand,
wogegen der (ursprünglichere!) Sutta Pitaka weniger bekannt ist.
– Praktische Ausbildungen (etwa zu einem Handwerk, einer medizinischen,
agrarischen oder auch seelsorgerischen Fähigkeit) gibt es im Kloster nicht.
Der Vinaya verbietet weltliche Tätigkeiten für vollordinierte Mönche.
• Ist das Kloster-Dasein auf Lebenszeit bindend?
– Nein. In Thailand oder Sri Lanka zum Beispiel ist es auch heute noch üblich,
dass junge Männer für etwa 3 Jahre in ein Kloster gehen und es danach
wieder verlassen, um sich einem weltlichen Beruf zu widmen.
– Es ist auch möglich, dass sich ein Mönch aus einem Kloster verabschiedet
und als einzelner sein Bhikkhu-Dasein weiterführt.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (12) – Fotos
• Der Stupa des Mahabodhi Vihara,
erbaut ca. 1965 mitten in der engen
Altstadt von Bangalore, Karnataka,
Südindien.
• Hier lebte ich 2004 ein paar Monate,
half in der Buchhaltung durch Entwicklung eines Abrechnugssystems,
Verbesserung der Aktenordnung und
Einführung von Gartengeräten und
Mülleimern; war dort auch „Mönch
auf Zeit“ und lernte das PâliChanting.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (13) – Fotos
• Links: Âcharya BuddhaRakkhita, der heute weit
über 80-jährige Abt, der
„absolute Herrscher“ und
autoritäre Lehrer (âcharya)
des Mahabodhi Vihara in
Bangalore.
• Rechts: Bhante Ananda,
sein Vertreter, der immer
wieder nach Europa zu den
Spendengebern kommt, mit
Vorträgen, Retreats und
Dhammagesprächen.
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
61
Thema 3 – MLA – Mönchswesen (14) – Fotos
• Jody, der damals, 2004, jüngste Novize
von 4 Jahren im Mahabodhi Vihara – mit
seiner neuen, im Vergleich riesigen,
Bettelschale.
• Kind armer buddhistischer Eltern aus
der Provinz Arunachal Pradesh im
äußersten Nordosten Indiens.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (15) – Fotos
• Unterricht in Sozialkunde im Hof des
Mahabodhi Vihara, Bangalore.
• Die ca. 20 Älteren Novizen (über 20
J.) fungierten als Lehrer der ca. 120
Jüngeren (ca. 5 – 15 J.).
• Bhikkhus gab es damals (2004) nur
3 (heute etwa 10).
• Wichtigste Aufgabe für die Kleinen:
Auswendiglernen des
Dhammapada.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (16) – Fotos
• Bhante Ananda mit 2 Novizen bei der
Hauseinweihung für eine buddhistische
Familie am Rande von Bangalore.
• Man isst auf Palmblättern.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (17) – Fotos
• Wir zwei „Zeitmönche“,
Gustav Büttner (r.) und ich
mit Jogy, dem cleveren
Küchenjungen aus Arunachal
Pradesh. (Aug. 2004)
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (18) – Fotos
• Es gab noch viele andere Gäste des
Vihara. Hier ein ziemlich aufdringlicher Herr, der unseren Abfalleimer
auf dem Dach des Vihara-Wohnhauses, trotz Ermahnungen nicht in
Ruhe ließ, die Papaya-Schalen
umeinander schmiss und fauchte,
wenn man ihm den Eimer wegnahm.
• Man sieht ihm an, dass er in seinem
vorigen Leben etwas zu viel ungünstiges Karma angesammelt hat. Der
Âcharya ließ ihn nicht als „Mönch
auf Zeit“ zu.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (19) – Fotos
• Mädchenheim in
T.Nasipura, südlich
von Mysore
(Karnataka), das
vom Kloster
Bangalore aus über
Patenschaften aus
Deutschland
unterhalten wird.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Mönchswesen (20) – Fotos
• Mönche in Burma (Myanmar)
jeder mit seiner Essensschale,
früh morgens auf dem
Bettelgang von einem großen
Kloster in das nächste Dorf.
• In Bangalore waren Bettelgänge der Mönche nicht
möglich, weil das Kloster in
einer hinduistischen (also nichtbuddhistischen) Umgebung
liegt.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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PAUSE
•Pause
•Fragen
•Aussprache
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (1)
• Die Begegnung der Mönche mit dem „Sâvakasangho“,
der „Hörergemeinde“, also mit den theravâdabuddhistischen
Laien findet statt in einer Art Liturgie-Sitzung.
• Das mag in einem buddhistischen Tempel aus Anlass eines
Festtages oder auch irgenwo anders (z.B. im Haus eines Laien
aus Anlass einer Weihung oder im Freien vor einem Stupa)
stattfinden.
• Es geschieht in einem formalen in der Pâli-Sprache abgehaltenen Dialog zwischen dem die Andacht leitenden Bhikkhu
und der Laiengemeinde.
• In den Theravâda-Ländern (besonders in Sri Lanka) können
auch die Laien die langen Pâli-Sermone der Liturgie auswendig und wissen ihre Bedeutung.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (2)
• Ich gebe nachfolgend einen kleinen Auszug aus einer
solchen Liturgie:
• Zu Beginn der Andacht werden gemeinsam ausgesprochen („ge-chantet“) :
– die Buddha-Begrüßungsformel (namo tassa bhagavato ...)
– die Zufluchtsformel (tisaranena = die 3 Saranenas)
– die 5 ethischen Laien-Selbstverpflichtungen (pañcasîlam= die 5 Silas)
• Dann folgt ein besonderes, vom leitenden Bhikkhu ausgewähltes, Sermon-Thema – ebenfalls in Pâli:
– Zum Beispiel: Verehrung des Buddha, des Dhamma, des Sangha (hier im
Folgenden auszugsweise wiedergegeben)
– Oder ein Gâthâ (Mönchs- / Nonenlied). Besonders beliebt: das Jayamangala
Gâthâ (= das Triumph-Lied – Triumph über Mâra, das Böse, den Tod)
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (3)
• Im Anschluss daran kann eine Meditaion stattfinden oder auch
(seltener) eine Predigt des Bhikkhu zu einem aktuellen Thema.
(dies dann natürlich in der Landessprache).
• In den Theravâdabuddhistischen Tempeln oder Klosterhallen wird
den Laien auch gestattet, eigene Veranstaltungen, ohne Leitung
durch einen Bhikkhu, abzuhalten.
– Der Beginn ist ähnlich wie oben geschildert, aber kürzer, mit ein paar Pâli-Formeln.
– Ein kundiger Laie nimmt sodann ein aktuelles Problem zum Anlass, ein Sutta aus dem Tipitaka zu
interpretieren und so der Laiengemeinde einen Trost zu spenden.
– All das geht ähnlich wie in einer protestantischen christlichen Kirche von statten.
• In der Klosterhalle des Mahabodhi Vihara fand jede Woche einmal
eine solche Laienzusammenkunft statt.
• Nun aber die Auszüge aus einer Liturgie:
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (2) –
Tisaranena: Die Zufluchtsformel
B+U: Namo Tassa Bhagavato
Arahato Sammâ Sambuddhasa
U: Okâsa! Aham Bhante,
Tisaranena saddhim Pañcasîlam
Dhammam yâcâmi; anuggaham
katvâ sîlam detha me Bhante!
B: Yamaham vadâmi tam vadetha.
U: Âham Bhante.
B+U: Buddham Saranam Gaccâmi
Dhammam Saranam Gaccâmi
Sangham Saranam Gaccâmi.
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B+U: Verherung Ihm, dem Gesegneten,
dem Vollkommenen, dem Höchst
Erleuchteten
U: <Bittet um die Zufluchtsformel und die
Fomel der 5 Selbstverpflichtngen für
Laien> (3x)
B: Wiederholt was ich sage.
U: Ja, Ehrwürdiger.
B+U: Zum Erleuchteten nehme ich
meine Zuflucht.
Zur Lehre nehme ich meine Zuflucht.
Zum Sangha nehme ich meine Zuflucht.
(3 x)
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (3) –
Pañcasîlam: Die 5 Selbstverpflichungen für Laien
B+U:
1. Pânâtipâtâ Veramani
Sikkhâpadam Samâdiâmi.
2. Adinâdânâ Veramani
Sikkhâpadam Samâdiâmi.
3. Kâmesomicchâcârâ Veramani
Sikkhâpadam Samâdiâmi.
4. Musâvâdâ Veramani
Sikkhâpadam Samâdiâmi.
5. Sûra-meraya-majjapamâdatthâna Veramani
Sikkhâpadam Samâdiâmi.
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B+U:
1. Ich gelobe freiwillig, nicht zu
töten.
2. Ich gelobe freiwillig, nicht zu
stehlen.
3. Ich gelobe freiwillig, keinen
sexuellen Missbrauch zu treiben.
4. Ich gelobe freiwillig, nicht zu
lügen.
5. Ich gelobe freiwillig, mich vom
Genuss von Alkohol oder
Kopflosigkeit verursachenden
Drogen zu enthalten.
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (4) –
Buddha Vandanâ: Buddha-Vereherung
Iti‘pi so Bhagavâ,
Araham,
Samma Sambuddho,
Vijjâcaranasampanno,
Sugato,
Lokavidu,
Anuttaro Purisadammasârathi,
Satthâ Devamanussânam,
Buddho, Bhagavâ ti
Namo tassa Sammâ
Sambuddhassa!
...
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Ja, so ist der Gesegnete:
Er ist der Perfekte,
der vollständig Erleuchtete,
die Verkörperung der Weisheit und der
Tugend,
der Erhabene,
Kenner der (drei bzw. sechs) Welten,
außerordentlicher Zähmer der Wesen,
Lehrer der Götter und Menschen,
der Erleuchter, der Gesegnete. Ja.
Mein verehrender Gruß Ihm dem
Vollkommen Erleuchteten!
...
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (5) –
Dhamma Vandanâ: Verehrung des Dhamma
Svâkkhâto Bhagavatâ dhammo,
sanditthiko, Akâliko,
ehipassiko, opanayiko,
paccattam veditabbo viññûhî‘ti.
Namo tassa niyânikassa
Dhamassa!
...
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Perfekt dargelegt hat der Erhabene die Lehre;
sie ist verifizierbar hier und jetzt und trägt
sofortige Früchte; sie lädt alle ein, sie selbst
zu testen, sie führt vorwärts zur Befreiung
und kann vom Weisen bei sich selbst
erfahren werden.
Mein verehrender Gruß der edlen
Lehre!
...
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Thema 3 – MLA – Laien- + Andachtswesen (6) –
Sangha Vandanâ: Verehrung des Sangha
Supatipanno Bhagavato Sâvakasangho,
Ujupatipanno Bhagavato Sâvakasangho,
Nâyapatipanno Bhagavato Sâvakasangho,
Sâmîcipatipanno Bhagavato Sâvakasangho,
Yadidam cattâri purisayugâni
atthapurisapuggalâ, Esa Bhagavato
Sâvakasangho;
Âhueyyo, pâhuneyyo, dakkhineyyo,
añjalikaraniyo, Anuttaram puññakkhettam
lokasâ‘ti.
Namo tassa attha Ariyapuggala
mahâsangghassa!
...
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Die heilige Ordnung der Hörer-Disziplin des Erhabenen ist fest etabliert
auf dem richtigen Weg, auf dem
direkten Weg, auf dem genauen
Weg, auf dem geeigneten Weg.
Das sind die vier Paare, die acht
heiligen Personen, welche die
Hörer-Disziplin konstituieten.
Verehrung, Gastfreundschaft, Gaben
und verehrenden Gruß ist unser
unvergleichlicher Verdienst.
Mein verehrender Gruß an die Heilige
Ordnung der acht Arten von Edlen
Jüngern.
...
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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ENDE
•ENDE
•Fragen
•Aussprache
Ich danke Ihnen
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Anhänge: Literatur (1)
Die Anhänge gelten für alle Blocks. Sie werden im Vortrag
nur bei Bedarf gezeigt.
Literatur:
[1] Tipitaka (Dreikorb) – Hauptteil des (theravâdischen)
Pâli-Kanon in drei Teilen.
• Insgesamt ca. 17.000 Reden des Buddha. Unterschiedliche Übersetzer, u.a.:
Neumann, Dahlke, Nyânatiloka, Schumacher, Seidenstücker, Schmidt.
• Besonders empfohlene Website im Internet:
• http://www.palikanon.de , seit 1998 ca. 2000 HTML-Seiten mit 28.000 URLs u.
Fußnoten, implementiert von Wolfgang Greger (Thailand)
• Anmerkung: Dem Pâlikanon gehört neben dem Tipitaka auch eine umfang-reiche
Sammlung von „Kommentaren“ an.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Anhang: Literatur (2)
•
Der (theravâdische) Tipitaka besteht aus 3 „Körben“:
–
–
–
•
Suttapitaka (SP)
Vinayapitaka (VP)
Abhidhammapitaka
(AP)
– Korb der Lehrrereden
– Korb der Ordensdisziplin
– Korb der Metaphysik (erst nach Buddha entstanden)
Zitiert wurde hauptsächlich aus dem Suttapitaka, er besteht aus:
–
–
–
–
–
Dighanikaya (D)
Majjhimanikaya (M)
Samyuttanikaya (S)
Anguttaranikaya (A)
Khuddakanikaya (KhN)
– Sammlung der Langen Lehrreden
– Sammlung der Mittellangen Lehrreden
– Sammlung der Gruppierten Lehrreden
– Sammlung der Angereihten Lehrreden
– Sammlung der kurzen Texte
[2] Nyânatiloka: „Buddhistisches Wörterbuch“
•
Pâli – Deutsch, Internet: http://www.palikanon.de/wtb/wtb_idx.html ; als Papier: Vlg. Beyerlein & Steinschulte; 5. Auflage,
1999.
[3] The Pâli Text Society‘s Pâli-Englisch Dictionary
•
Chipstead, 1921-1925. http://dsal.uchicago.edu/dictionaries/pali/
[4] Nyânatiloka: „Das Wort des Buddha“.
•
Systematische Kurz-Übersicht der Lehre; v. Autor ausgewählte u. übersetzte Pâlikanon-Texte. Buddhistische
Handbibliothek. Vlg. Christiani, Konstanz, 1989.
[5] Helmuth v. Glasenapp: „Pfad zur Erleuchtung“
•
(Gute wiss. Übersicht). Vlg. Diederichs Gelbe Reihe, 6. Aufl., 1994
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Anhang: Literatur (3)
[6] Helmuth v. Glasenapp: „Buddhismus“
•
Aus Fischer-Lexikon „Die nichtchristlichen Religionen“. Vlg. Fischer 1957.
[7] Nyânaponika: „Geistestraining durch Achtsamkeit“
•
Buddhist. Handbibliothek. Vlg. Beyerlein & Steinschulte; 8. Auflage, 2000.
[8] Anagarika Govinda: „Die Dynamik des Geistes“
•
Die psychologische Haltung der frühbuddhist. Philosophie u. ihre systematische
Darstellung nach der Tradition des Abhidhamma. Vlg. O.WE. Barth, 1992.
[9] Anagarika Govinda „Buddhistische Reflexionen“
•
Die Bedeutung von Lehre u. Methoden des Buddhismus für westliche Menschen. Vlg.
O.WE. Barth, 2. Auflage 1986.
[10] Maurice Percheron: „Buddha“
•
Vlg. RoRoRo, 1985. Kurze, gut lesbare Gesamtübersicht.
[11] Hans Wolfgang Schumann: „Der historische Buddha“
•
Leben und Lehre des Gotama. Vlg. Diederichs Gelbe Reihe, 1990.
Ausgezeichneter Einblick in die Kultur und Lebensverhältnisse Nordindiens zur Zeit des Buddha.
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Anhang: Literatur (4)
[12] Hans Wolfgang Schumann: „Handbuch Buddhismus“
•
Die zentralen Lehren: Ursprung und Gegenwart. Vlg. Diederichs, 2000.
Umfassende Gesamtübersicht über alle buddhistischen Richtungen.
[13] Gottfried Mai: „Buddha - Die Illusion der Selbsterlösung“
• Telos Verlag, 1985. Kritische Auseinandersetzung eines christlichen Dogmatikers mit dem Buddhismus.
[14] Buddhadâsa Bhikkhu: „Kernholz des Bodhibaums“
•
Suññata (=Leere) verstehen und leben. Hrsg. Buddhistische Gesellschaft München e.V., 2001,
© Wat Suan Mokkh, Thailand.
[15] Hans Wolfgang Schumann: „Die großen Götter Indiens“
• Vlg. Diederichs Gelbe Reihe, 2001
[16] A. & P. Keilhauer: „Die Bildsprache des Hinduismus“
• Vlg. dumont, 1986
[17] Erhard Meier: „Kleine Einführung in den Buddhismus“
• Vlg. Herder, Freiburg, 1984. Ausgezeichnete kurze Darstellung eines katholischen Theologen
[18] Âcharya Buddharakkhita: „Manual of Buddhist Devotional Practice“
• Pâli – English (ein Manual für das „Pâli-chanting“)
• Maha Bodhi Society, Buddha Vachana Trust, Bangalore. 2000
[19] Âcharya Buddharakkhita (Übers.): „Dhammapada“
• Pâli – English (Antology of 423 verses, Tipitaka/Sutta Pitaka)
• Maha Bodhi Society, Buddha Vachana Trust, Bangalore. 1986
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Abkürzungen & Referenzen zum Pâli-Kanon (1)
Fettgedrucktes weist auf Teile hin, aus denen besonders zitiert wurde.
A Anguttara-Nikâya – Angereihte Sammlung (Teil des SP)
AP
Abhidhamma Pitaka (Korb der Höheren Lehrreden –
scholastische Philosophie, Metaphysik, später als Buddha)
Abh.S
Abhidhammattha-Sangaha (Kommentrarliteratur)
D Dígha-Nikâya – Sammlung der längeren Lehrreden (Teil des SP)
Dhp
Dhammapada (bedeutender poetischer Teil des KhN)
Dhs
Dhammasanganî (aus dem AP)
It
Itivuttaka (aus dem KhN)
K
Kommentar zum Anguttara-Nikâya (Manorathapûranî)
Kath
Kathávatthu – strittige Themen (Teil des AP)
KhN
Khuddaka-Nikâya (Teil des SP)
M
Majjhima-Nikâya – Mittlere Sammlung (Teil des SP)
Mil
Milinda-Pañhâ (Die Fragen des (baktrischen) Königs Milinda (gr: Menandros);
berühmter Teil aus der Kommentarliteratur)
MNid
Mahâ-Niddesa (Kommentarliteratur)
Mv
Mahâ-vagga (Teil des VP)
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Buddhistische Praxis aus Theravâda-Sicht - 3. Semester, V3
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Abkürzungen & Referenzen zum Pâli-Kanon (2)
p
Patth
Pts
PTS
Pug
skr
S
SP
SnK
Snp
Thag
Ud
Vibh
Vis
VP
Yam
Pâli (die Sprache des Pâli-Kanon; „pâli“ heißt einfach „Text“)
Patthâna (=„Grundlagen“; siehe besonders satipatthâna M10, D22 im SP;
auch Name eines Teil in der Kommentarliteratur)
Patisambhidâ-Magga (aus KhN im SP)
Pali Text Society, London
Puggala-Paññatti (aus dem AP)
Sanskrit (die Sprache der Brahmanen und später auch des Mahayana)
Samyutta-Nikâya (Sammlung der Gruppierten Lehrreden; Teil des SP)
Suttapitaka (Korb der Lehrreden)
Kommentar Buddhagosas zum Sutta-Nipáta (Paramattha- jotikâ)
Sutta-Nipâta (aus dem KhN im SP)
Theragâthâ (aus dem KhN im SP)
Udâna (aus dem KhN im SP)
Vibhanga (Mâhâvibhanga, aus dem VP)
Visuddhi-Magga (aus der Kommentarliteratur)
Vinayapitaka (Korb der Ordensregeln)
Yamaka Sutta (kommt im Pts vor, auch in Vis; soll auf einen Mönch
Yamaka zurückgehen; Yamaka = auch der Name der „Doppelfragen“ aus dem AP)
© Dr. C. Lübbert, 05/2010
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