___________________________________________________________________ PALÄOPOWER Thema Glutenfreie Getreide und Samen: Quinoa | Wurde Getreide in der Altsteinzeit verwendet? Nein. Getreide sind kultivierte und auf hohen Kohlenhydratanteil gezüchtete Süßgräser. Sie dienen erst seit der Sesshaftwerdung der Ackerbauern und Viehzüchter als Grundnahrungsmittel und als Viehfutter. In der Altsteinzeit (Paläolithikum) stammten Kohlenhydrate vor allem aus Früchten, Honig, Wurzeln und Knollen. Getreideanbau und Lagerung von Getreide war mit der halbnomadischen Lebensweise der Jäger und Sammler kaum vereinbar. Die Kohlenhydrat-Ausbeute war aufgrund der kleinen Samenkörner der Wildgräser und des relativ geringen Stärkeanteils eher gering, die Nutzung daher unattraktiv. Mit der Sesshaftwerdung vor weniger als 10.000 Jahren wurde der Anbau von Gräsern möglich, ebenso die Züchtung von Sorten mit hohem Stärkeanteil und hohem Glutenanteil. Stärke liefert Energie. Gluten ist der Hauptbestandteil des Getreideproteins und ermöglicht das Herstellen elastischer Teige für Brot und Backwaren. Wichtig für eine moderne „Steinzeit-Ernährung“: Jäger und Sammler nutzten einige glutenfreie Gräser und Pseudo-Getreide in geringer Menge. Getreide zählten aber nicht zu den Grundnahrungsmitteln der Jäger und Sammler. Der Stoffwechsel vieler Menschen passt auch heute noch nicht zu den großen Getreidemengen und einigen Bestandteilen, z.B. Gluten. Daher sollten Getreide nur einen geringen Anteil der modernen Ernährung ausmachen (dies hat Auswirkungen auf das Frühstück und Beilagen wie Nudeln oder Gerichte wie Pizza). Insbesondere auf glutenhaltige Getreide (Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel, Grünkern, Kamut, Einkorn, Emmer etc.) wird in einer strikten Jäger- und Sammlerphase verzichtet. PaläoPower Thema: Quinoa - 1 ___________________________________________________________________ Warum ist Gluten problematisch? Gluten (Klebereiweiß) bereitet immer mehr Menschen gesundheitliche Probleme – aus unterschiedlichen Ursachen: • Bei einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) wird die Darmoberfläche durch eine körpereigene Reaktion auf Gluten zerstört. • Glutenhaltige Getreide gehören zu den auf verarbeiteten Nahrungsmitteln deklarationspflichtigen Hauptallergenen, da sie eine Sofort-Allergie auslösen können. Sofort-Allergien können mit einem tödlichen anaphylaktischen Schock enden • Immer häufiger wird die Weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie (WDEIA). Folgt nach dem Verzehr von glutenhaltigen Produkten (vor allem Aufback- und Convenience-Produkten) eine sportliche Aktivität oder die Einnahme bestimmter Medikamente, wird ein allergischer Schock ausgelöst. • Gluten-Sensitivität: Menschen mit Reizdarm-Symptomen stellen oft fest, dass die Symptome bei hohem GlutenVerzehr stärker sind als bei geringem Gluten-Verzehr. • Exorphin-Bildung: Für einige Fälle von Schizophrenie, ADS, ADHS und Autismus ist beschrieben, dass nach Verzehr von glutenhaltigen Produkten die Symptome ausgelöst werden und der Verzicht auf Gluten zu einer deutlichen Besserung führt. Dies alles spricht dafür, dass heutige glutenhaltige Getreide mit Vorsicht und in möglichst geringen Mengen bzw. gar nicht zu genießen sind. Zu den glutenhaltigen Getreiden zählen: Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen, Hafer, Kamut, Einkorn, Emmer. Auch alle daraus hergestellten Produkte (Brot, Pizza, Nudeln, Kuchen, Sojasauce etc.) enthalten Gluten. Als Alternative stehen viele glutenfreie Getreide und Samen sowie glutenfreie stärkehaltige Pflanzen zur Verfügung, z.B.: • Glutenfreie Getreide: Hirse, Mais, Reis, Teff • Glutenfreie Samen: Amaranth, Buchweizen, Quinoa • Glutenfreie stärkehaltige Pflanzen: Erdmandel, Guarbohne, Johannisbrotbaum, Kartoffel, Kastanie, Maniokwurzel, Süßkartoffel PaläoPower Thema: Quinoa - 2 ___________________________________________________________________ Was ist Quinoa? Quinoa (auch „Reismelde“, wissenschaftlicher Name: Chenopodium quinoa) ist ein Fuchsschwanzgewächs und gehört damit zu einer ganz anderen Pflanzenfamilie als Getreide (Süßgräser). Quinoa wird auch „Reis der Inkas“ genannt – denn der Ursprung der Pflanze liegt in den Anden Südamerikas und die kleinen Samen wurden bereits von den Inka als Nahrung der Götter angesehen und seit etwa 7.000 Jahren genutzt. In der Region des heutigen Peru und Bolivien war Quinoa seit sehr langer Zeit Grundnahrungsmittel – und wurde vor etwa zwanzig Jahren in den USA und Europa bekannt. Die Pflanze wächst auf vulkanischen, mineralreichen Böden der Anden-Hochebenen, etwa 4.000 Meter über dem Meeresspiegel. Das Gebiet erstreckt sich entlang der regenarmen Westseite Südamerikas vom südlichen Kolumbien über Peru, Bolivien, Chile bis ins nördliche Argentinien. Quinoa wächst in sehr unterschiedlichen Klimazonen: von Wüsten bis zu einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40-88% und bei Temperaturen zwischen minus 4 bis plus 38°C. Quinoa hat viele genetische Varianten, die sehr widerstandsfähig und daher in der Lage sind unter diesen rauen Bedingungen zu überleben (FAO 2011, S. 1-4). Welche besonderen Eigenschaften hat Quinoa? • Die Samen sind glutenfrei, passen daher zu einer modernen Jäger- und Sammlerernährung und sind geeignet für Zöliakie-Betroffene (FAO 2011, S. 13). • Quinoa ist eines der nährstoffreichsten Lebensmittel. Im Gegensatz zu Getreiden (außer Hafer) enthält Quinoa mit knapp 14% (einige Sorten bis zu 22%) einen hohen Proteinanteil, inklusiver aller essentiellen, also lebensnotwendigen, Aminoäuren. Quinoa gilt daher als sehr gute Eiweißquelle, insbesondere für Kinder, Schwangere, Vegetarier, Frauen in der Menopause, Senioren, Sportler, Diabetiker und Menschen mit großer Stressbelastung (FAO 2011, S. 7-8, 14). • Die Aminosäuen sind nur gut verfügbar, wenn die ungeschälten Samen gewaschen und damit die darin enthaltenen bitter schmeckenden Saponine entfernt werden. Bei geschälten Samen ist dies nicht notwendig. Saponine gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen, die teilweise gesundheitsförderliche Eigenschaften haben, z.B. herzschützende (cholesterinsenkende), antibiotische und krebshemmende Wirkung – aber auch Einfluss auf die Durchlässigkeit des Darms (FAO 2011, S. 7, 34; Bänziger 2012, S. 33). PaläoPower Thema: Quinoa - 3 ___________________________________________________________________ • Quinoasamen enthalten dreimal so viel Tyrosin wie Weizen. Diese Aminosäure wird für die Bildung des Gehirnbotenstoffs Dopamin sowie der Anti-Stress-Hormone Adrenalin und Noradrenalin benötigt (FAO 2011, S. 8). • Quinoa hat einen hohen Gehalt an Calcium, Zink und Magnesium und damit einen günstigen Einfluss auf Knochenstärke, Immunsystem und Muskeltätigkeit. Auch der Eisenanteil (wichtig für die Blutbildung) ist im Vergleich mit Getreiden mehr als doppelt so hoch, mit einer guten Bioverfügbarkeit (FAO 2011, S. 11). • Quinoa hat einen hohen Ballaststoffanteil, hilfreich bei der Entgiftung des Körpers und der Vermittlung eines Sättigungsgefühls (FAO 2011, S. 7) • Auch Quinoa-Blätter haben einen hohen und ausgewogenen Protein-Anteil, zusätzlich viele Vitamine und Mineralstoffe (Calcium, Phosphor, Eisen) (FAO 2011, S. 8) • Verschiedene Quinoa-Pflanzenteile werden in der traditionellen Medizin eingesetzt, unter anderem zur Blutbildung, bei Atemwegserkrankungen, Infektionen der Harnwege und der Mundhöhle, Herpes, Nesselsucht, Wundheilung (FAO 2011, S. 13-14) Wie wird Quinoa verwendet? • In den Ursprungsländern werden die Blätter wie Spinat als Gemüse verwendet. Suppen werden mit den Blättern gekocht, das Mehl zum Andicken verwendet. Auch verschiedene Teige, Säfte und andere Getränke werden mit Quinoa zubereitet. • Quinoa ist als klassisch gelbe, aber auch als rote oder schwarze Samen erhältlich. • Die Samen können als Beilage wie Reis gekocht werden. • Quinoasamen können auch (wie Mais) gepufft und dann in Paläo-Müslis verwendet werden • Röstet man Quinoasamen und verarbeitet sie dann zu Mehl, können sie für Pfannkuchen und Backwaren verwendet werden (FAO 2011, S. 32; Bänziger 2012, S. 33-34). PaläoPower Thema: Quinoa - 4 ___________________________________________________________________ Wo gibt es Quinoa? • • • Reformhäuser Drogeriemärkte (Alnatura, dm) Quinoa-Vollkornmehl: www.govinda-natur.de; www.erde24.com Die steigende Nachfrage an Quinoa führt dazu, dass neue Sorten gezüchtet werden, die auch als Massenprodukt angebaut werden können, oft ohne Rücksicht auf die Umwelt und die Bevölkerung, sowie den Bedarf der Pflanze bzw. die Bedeutung bestimmter Inhaltsstoffe. Dabei werden, ähnlich wie bei den glutenhaltigen Getreiden, die Eigenschaften der Ursprungspflanze immer weiter verändert (z.B. schnellere Reifung, geringerer Saponingehalt um eine größere Süße zu erreichen), so dass einerseits wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen und andere Inhaltsstoffe angereichert oder eingeführt werden, die möglicherweise wenig zuträglich für die Gesundheit sind. Achten Sie daher mindestens auf Bio-Qualität und möglichst auch auf das Ursprungsland und die Herstellerquelle (FairTrade-Produkte). PaläoPower Thema: Quinoa - 5 ___________________________________________________________________ PaläoPower-Rezept Mediterraner Quinoa-Salat Zutaten für 2 Personen • 200 g gekochter Quinoa • 1 grüne Paprika • 8 schwarze Oliven • 2 Tomaten • 1 Handvoll Rucola (oder ein anderer würziger Blattsalat) • 3 EL gutes Salatöl • 2 EL Essig (heller Balsamico, HimbeerEssig etc.) • Pfeffer • Salz Zubereitung: • 70 g gelbe Quinoa-Körner mit 180 g Wasser aufkochen, 20 Minuten köcheln und dann 5 Minuten ausquellen lassen, danach abkühlen lassen (am Abend oder Tag vorher zubereiten) • Paprika putzen und in kleine Stücke scheniden • Oliven und gewaschene Tomaten in kleine Stücke schneiden • Rucola waschen und Blätter zerteilen • Alle Zutaten in eine Schüssel geben, Öl, Essig, Salz und Pfeffer zufügen und alles gut durchmischen • Salat portionsweise servieren Tipp: nach Belieben können noch Bratenreste, Thunfisch oder ausgelassene Speckwürfel zugegeben werden. Alternativ kann der Salat auch zu einem gegrillten Fleisch oder Fisch serviert werden. Weitere leckere glutenfreie Rezepte gibt es auf www.palaeo-power.de in der „Steinzeitküche 2.0“. PaläoPower Thema: Quinoa - 6 ___________________________________________________________________ Literatur: • • • • • Bänziger, E. 2012. Quinoa, Amarant, Teff & Co – Glutenfreie und vegetarische Genussrezepte. Hädecke-Verlag, Weil der Stadt FAO. 2011. Quinoa: An ancient crop to contribute to world food security, Technical report Harrison-Dunn, A.-R. 2013. Non-bitter European quinoa offers new routes to market. www.foodnavigator.com, 19.07.2013 Paul, S. 2013. PaläoPower: Das Wissen der Evolution nutzen für Ernährung, Gesundheit und Genuss, C. H. Beck-Verlag, München (2. Auflage) Scott-Thomas, C. 2013. How sustainable is quinoa? www.foodnavigator.com, 09.07.2013 Bildnachweis: • Getreide, Samen, Körner: © eyewave, www.fotolia.com • Krank: © Rudie, www.fotolia.com • Glutenfrei: © creativ, www.fotolia.com • Quinoa-Pflanze: © PhotoSG, www.fotolia.com • Dreifarbige Quinoasamen: © Fotoschlick; www.fotolia.com • Achtung: © Peter, www.fotolia.com • Quinoa-Salat: © Sabine Paul, www.palaeo-power.de Stand: September 2013 PaläoPower Thema: Quinoa - 7