PHARMAZIE UND MEDIZIN PHARMACIE ET MÉDECINE Das trockene Auge (Keratoconjunctivitis sicca) Gesucht – das beste Tränenersatzmittel Ursina Lakomy, Christina Ruob Fuchs, Kurt Hersberger, Marianne Beutler Zahlreich sind die Kunden, die wegen Symptomen des trockenen Auges in der Apotheke Rat holen, und noch zahlreicher sind die Produkte, die dagegen angeboten werden. Eine Zusammenstellung der Präparate und eine kurze Übersicht über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Benetzungsstörungen der Augen sollen helfen, sowohl die Qual der Wahl der Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter als auch die Symptome der Patienten zu lindern. Abbildung 2: Tränenfilm Zum trockenen Auge (Keratoconjunctivitis sicca) mit unangenehmen Symptomen wie z. B. Brennen und Fremdkörpergefühl kommt es, wenn es den Augen an Tränenflüssigkeit mangelt oder wenn die Zusammensetzung des Tränenfilms gestört ist. Als Folge wird die Augenoberfläche nicht mehr ausreichend und gleichmässig mit einem Flüssigkeitsfilm überzogen. Tränenersatzmittel sollen die natürliche Tränenflüssigkeit substituieren und dadurch die Symptome beseitigen. A K A Forum Tränenfilm des gesunden Auges Der physiologische Tränenfilm bedeckt als dünne, gleichmässige Schicht die gesamte Augenoberfläche. Er wird mit jedem Lidschlag ausgedünnt und auf- Abbildung 1: Tränendrüsen und Tränenabfluss gerissen. Das Einreissen des Tränenfilms führt über eine Irritation der sensiblen Hornhautnerven zu einem neuen Lidschlag. Damit wird der Tränenfilm neu ausgebreitet und alle Partikel werden in Richtung des medialen Lidwinkels abtransportiert (Abb. 1). Der Tränenfilm besteht aus der Lipidschicht, der wässrigen Schicht und der Mucinschicht (Abb. 2). Jede dieser drei Schichten besitzt unterschiedliche Aufgaben. Lipidschicht: – äusserste Schicht, – besteht aus verschiedenen Fetten, welche von Drüsen gebildet werden, – reduziert die Verdunstung des Tränenfilms von der Augenoberfläche und gewährleistet so dessen Stabilität. Wässrige Schicht: – wird von den Tränendrüsen produziert, 509 61357_SAZ_13_s_509_515 509 – besteht aus Wasser und darin gelösten anorganischen Salzen, Proteinen, Harnstoff und Glucose, – dient zur Versorgung des Hornhautepithels mit Nährstoffen und dessen Regeneration, ist nützlich für die antimikrobielle Abwehr. Schleimschicht: – wird von den Becherzellen der Bindehaut sowie der Tränendrüse produziert, – enthält gelöste Mucine und solche, die eine gelartige Struktur bilden, – verbindet den Tränenfilm mit der Augenoberfläche, hält das Epithel feucht und erlaubt die Ausbreitung eines gleichmässig dünnen Tränenfilms. Das trockene Auge (Keratokonjuncitivitis sicca) Eine Störung oder die verminderte Produktion einer der drei Komponen- Schweizer Apothekerzeitung, 13/2006 15.6.2006 14:48:29 Uhr PHARMAZIE UND MEDIZIN PHARMACIE ET MÉDECINE Tab. 2: Ursachen des trockenen Auges Tab. 1: Symptome des trockenen Auges – Fremdkörper- oder Sandgefühl 씮 Leitsymptom einer Störung der wässrigen Schicht – Brennen und Jucken der Augen 씮 Leitsymptom einer Störung der Lipidschicht – Vermehrte Schleimsekretion – Verkrustung und Verklebung der Augen besonders nach dem Aufwachen – Schwere und Müdigkeit der Augenlider – Lichtempfindlichkeit – Schmerzen, leichte Rötung – Vermehrtes Tränen der Augen Tab. 3: Medikamente als Ursache des trockenen Auges Arzneistoffe mit anticholinerger Wirkung – Anticholinergika (Atropin*, Scopolamin) – Trizyklische Antidepressiva, z. B. Amitriptylin, Imipramin, Nortriptylin – Antihistaminika, z.B. Antazolin*, Carbinoxamin, Diphenhydramin, Dexbrompheniramin – Neuroleptika, z.B. Chlorpromazin, Fluphenazin, Promazin Diverse – Isotretinoin – Betablocker, als Augentropfen oder systemisch – Johanniskraut: Extrakte und Tee – Methyldopa – Morphin – Oestrogene *Augentropfen Endogene Ursachen Exogene Ursachen Gestörte Tränenfilmausbreitung Lid- oder Bindehautanomalien Kontaktlinsen Fehlsichtigkeit Störung der Lipidschicht Entzündung der Lidränder Lidrandvernarbung Rheumatische Arthritis Störung der wässrigen Schicht Autoimmunerkrankungen Medikamente Alter Systemische Erkrankungen Entzündliche Erkrankung des Speicheldrüsensystems Störung der Schleimschicht Virale und bakterielle Infektion Vitamin-A-Mangel (Vegetarier) Chronische Konjunktivitis ten der Tränenflüssigkeit führt zu Tränenmangelsymptomen (vgl. Tab. 1). Am häufigsten klagen die Patienten über Brennen, Jucken, Fremdkörpergefühl und vermehrtes Tränen der Augen. Die Ursachen können vielfältig sein, z.B. Veränderungen im und am Auge, systemische Erkrankungen oder Arzneimittel (vgl. Tab. 2 und Tab. 3). Meist nehmen die Probleme der Augenoberfläche langfristig zu. Dabei spielen auch äussere Faktoren wie niedrige Luftfeuchtigkeit, hohe Temperaturen, hohe Ozonwerte, Wind und Staub eine erhebliche Rolle. Die äusseren Fak- Abb. 3: Triage toren sind nicht die Ursachen eines gestörten Tränenfilms, können aber die Symptome des trockenen Auges verstärken. Dasselbe gilt für alle Tätigkeiten, die eine vermehrte Aufmerksamkeit erfordern, da der Lidschlag dabei seltener stattfindet und der verdunstende Tränenfilm dadurch ungenügend ersetzt wird. Aufgrund der Symptome allein kann man nicht mit Sicherheit auf den Ort oder die Ursache der Störung schliessen. Hinweise geben Leitsymptome, die typisch sind für eine Störung der wässrigen oder der Lipidschicht (vgl. Tab. 1) und bereits bekannte Erkrankungen oder Augenanomalien. Zusätzlich zu einer sorgfältigen Anamnese ist oft eine ophtalmologische Untersuchung nötig. Triage und Therapie Vgl. Tab. 4–6 und Abb. 3. Jeder Tränenmangel sollte ausreichend behandelt werden. Längerfristig können sonst Oberflächendefekte, chronisch rote Augen und Infektionen die Folge sein. Das Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern, Komplikationen zu verhindern, allfällige Hornhautdefekte zu heilen und eine Normalisierung der Augenoberfläche zu erreichen. Präsentiert sich ein Patient in der Apotheke mit Symptomen des trockenen Auges, erkundigen sich die Apothekenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nach Art und Schweregrad der Symptome und nach Hinweisen auf die Ursache des Problems (vgl. Tab. 4). Die Überweisungskriterien sind in Journal suisse de pharmacie, 13/2006 61357_SAZ_13_s_509_515 510 510 15.6.2006 14:48:46 Uhr PHARMAZIE UND MEDIZIN PHARMACIE ET MÉDECINE Tab. 5 vermerkt. Bei leichteren Formen des trockenen Auges, die etwa Grad 1 bis 2 entsprechen (vgl. Tab. 6), ist eine Behandlung mit Tränenersatzpräparaten sinnvoll. Wichtig ist die gute Aufklärung des Patienten, der häufig nicht begreift, warum tränende Augen eine Folge eines Tränenmangels sein sollen. Diese wird gegebenenfalls ergänzt mit Hinweisen, wie sich ungünstige äussere Einflüsse vermeiden lassen (z. B. Luft- Tab. 6: Therapie des trockenen Auges Schweregrad Behandlung Grad 1 Leichte subjektive Beschwerden Niedrig visköse Tränenersatzmittel: Polyvinylalkohole, Polyvidone, Cellulose-Derivate Bei ungenügender Wirkung auf Präparate mit höherer Viskosität wechseln. Anwendung: 4-mal täglich applizieren Bei Patientenwunsch Konservierungsmittel erlaubt Grad 2 Deutliche Funktionsstörung Höher visköse Tränenersatzmittel: Carbomere, Hyaluronsäure Anwendung: bis zu stündlich, Salbe oder Gel zur Nacht Präparate ohne Konservierungsmittel empfehlen Grad 3 Massive Benetzungsstörungen Arztbesuch notwendig, um lokale oder systemische Ursachen abzuklären und zu behandeln. Bis zum Arztbesuch Tränenersatzpräparat ohne Konservierungsmittel bis zu stündlich anwenden. Tab. 4: Anamnese – Alter des Patienten? – Auge: Aussehen, Art und Intensität der Beschwerden, eines oder beide Augen betroffen? – Dauer der Beschwerden? – Wann treten die Beschwerden auf, z. B. immer/nur in einer bestimmten Situation oder Jahreszeit? – Andere Augenprobleme? – Andere Beschwerden, z. B. Trockenheit von Nase, Mund? – Andere Erkrankungen, Allergien, Medikamente? – Risikofaktoren im Umfeld, z. B. Arbeit am Computer, Klimaanlage, trockene Raumluft im Winter, Kontaktlinsen? Tab. 5: Überweisungskriterien – Sehr starke Beschwerden – Verdacht auf akutes Glaukom: Rötung, Schmerzen in den Augen, besonders mit Kopfschmerzen – Verdacht auf infektiöse Ursache: akut auftretende Beschwerden, einseitig oder beidseitig, stark gerötete Bindehaut, evtl. verklebte Augen – Dauernde Beschwerden bei Kontaktlinsenträgern – Verdacht auf Veränderungen im und am Auge z. B. Fehlsichtigkeit, Ektropium (Auswärtswendung der Lidkante), eingewachsene Wimpern – Andere Erkrankungen, Medikamente als mögliche Ursache des trockenen Auges – Nicht auf die Tränenersatzmittel ansprechende Beschwerden Tab. 7: Praktische Hinweise für die Patienten – Bei verklebten Augen am Morgen: die Augen gut reinigen, z. B. Lidcare®. – Anwendung im unteren Bindehautsack: Das Unterlid leicht herunterziehen, einträufeln, dann das Auge schliessen und die Augen einige Sekunden hin und her bewegen. – Tropfeinsatz oder Tubenspitze sollen nicht mit den Händen oder dem Auge in Berührung kommen. – An die Möglichkeit der Tropfhilfe «drop aid» denken. – Mehrdosenbehälter nach Gebrauch sofort schliessen und nicht länger als 1 Monat verwenden (Ausnahmen siehe Präparateliste). – Einzeldosenbehälter sind nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt. – Nach der Applikation von Augensalben oder hochviskösen Tropfen ist eine kurzfristige Trübung der Sicht möglich. Hinweis in der Packungsbeilage «Vorsicht beim Führen eines Fahrzeuges/ Bedienen von Maschinen». – Bei Anwendung von anderen Augenpräparaten diese zuerst anwenden, dann mindestens 10 Minuten warten. befeuchtung, Schutz vor Staub durch Brille). Immer noch viel zu häufig wird bei leichten Augenbeschwerden ohne Rückfragen zu Vasokonstriktoren gegriffen. Beim trockenen Auge sind Vasokonstriktoren nicht indiziert!! Wenn ausreichend und regelmässig applizierte Tränenersatzprodukte nach einigen Wochen nicht die erwünschte Wirkung zeigen, oder wenn es sich um ein Langzeitproblem handelt, ist ein Besuch beim Ophtalmologen angezeigt. Dies gilt auch für Kontaktlinsenträger, die während längerer Zeit über trockene und/oder gerötete Augen klagen. Tränenersatzpäparate Tränenersatzmittel, die an den Ursachen des trockenen Auges angreifen, gibt es bis heute nicht, die lokale Behandlung ist symptomatisch. Man versucht, den Tränenfilm bestmöglich zu substituieren. Dabei muss beachtet werden, dass praktisch alle Tränenfilmersatz-Präparate nur den wässrigen Anteil der Tränenflüssigkeit ersetzen. Sie wirken nur dann gut, wenn eine normale Mucinproduktion und eine stabile Lipidschicht vorhanden sind. Der Tränenflüssigkeitsersatz soll dem natürlichen Tränenfilm möglichst ähnlich und reizarm sein. Für die Verweildauer ist die Viskosität massgebend. Niedrige Viskosität und kürzere Verweildauer besitzen Präparate mit Polyvinylalkoholen, Polyvidonen und Cellulosederivaten. Eine höhere Viskosität, bessere Haftung und längere Verweildauer auf der Augenoberfläche haben Carbomere und Hyaluronsäure. Zunehmend setzen sich hyaluronsäurehaltige Präparate durch. Neben der guten Haftung wirken sie günstig auf die Journal suisse de pharmacie, 13/2006 61357_SAZ_13_s_509_515 512 epitheliale Oberfläche und die Reepithelialisierung. Konservierungsmittel können die Augen reizen und allergisierend wirken. Benzalkoniumchlorid, Cetrimid und Thiomersal sind zelltoxisch und verursachen häufiger lokale Reizungen als Polyquad®. Neue Untersuchungen zeigen, dass der Einsatz von Phosphatpuffern in Tränenersatztropfen zu kristallinen Ablagerungen von Hydroxyapatit (eine CalciumphosphatVerbindung) auf der Hornhaut führen kann. Bei diversen betroffenen Patienten konnte nur durch eine Operation der Hornhaut die Sehfähigkeit erhalten werden. In Tab. 8–12 wird aufgeführt, ob der Phosphatgehalt eines Produktes über oder unter dem physiologischen Level von 1,45 mmol/l liegt. Produkte mit einem Phosphatgehalt von mehr als 1,45 mmol/l sollten nicht langfristig eingesetzt werden. Produkte, welche den Mucinanteil der Tränen oder die Lipidschicht spezifisch ersetzen können, sind noch in der Forschung. Ob die Zufuhr von Lipiden, z. B. in «Visine® Trockene Augen», Störungen der Lipidschicht verbessert, ist noch nicht erwiesen. Wahl des Tränenersatzpräparates In Tab. 8–10 sind Produkte, welche die wässrige Phase des Tränenfilms substituieren, nach steigender Viskosität zusammengestellt. Die Hyaluronsäure-Monopräparate finden sich in Tab. 11. Angaben zu Anwendung, Einoder Mehrdosenbehältern, Konservierung, Aufbrauchfristen, Verträglichkeit mit Kontaktlinsen, Kassenzulässigkeit sollen helfen, für jeden Patienten das geeignete Produkt zu finden. 512 15.6.2006 14:50:51 Uhr PHARMAZIE UND MEDIZIN PHARMACIE ET MÉDECINE Mit Kontaktlinsen1 Phosphat ⬍ 1,45 mmol/l2 Bemerkungen1 Präparat Kategorie Wirkstoffe/ Hilfsstoffe Tabelle 9: Tränenersatzpräparate mit mittlerer Viskosität Mit Kontaktlinsen1 Phosphat ⬍ 1,45 mmol/l2 Präparat Bemerkungen1 Kategorie Tabelle 8: Tränenersatzpräparate mit niedriger Viskosität Wirkstoffe/ Hilfsstoffe Collylarm® Monodosen 0,4 ml; 10, 30 Liste Polyvinylalkohol D Polyvidon K-25 NLP ohne Kons. ja ja Cellufluid® Augentropfen 10 ml Liste Na-carboxymethylD cellulose 5 mg/ml SL Kons.: Purite® HypoTears® Augentropfen 10 ml Liste Polyvinylalkohol D Glucose, Macrogol 400 SL Kons.: Benzalk.chlorid nein ja Dialens® Augentropfen 10 ml Liste Dextran-70 D Kons.: ChlorhexidinSL gluconat ja ja Liquitears® Augentropfen 10 ml Liste Polyvinylalkohol D Kons.: Chlorobutanol NLP nein nein vor 1. Gebrauch Verschlusskappe bis zum Anschlag zuschrauben (durchstossen der Flaschenspitze) Liste Polyvidon K-25 D Kons.: Benzalk.chlorid SL nein ja Liste MethylhydroxypropylD cellulose SL Kons.: Benzalk.chlorid Tropfmechanismus mittels Fingerdruck auf den Flaschenboden! nein Augentropfen 10 ml; 1, 3 Isopto® Tears 0,5% Augentropfen 10 ml nein Oculac® Oculac® SDU Augentropfen 0,4 ml; 20, 60 Liste Polyvidon K-25 D ohne Kons. SL ja ja nein ja Protagent® Augentropfen 10 ml Liste Polyvidon K-25 D Kons.: Benzalk.chlorid SL nein ja Protagent® SE 0,4 ml; 20, 80 Liste Polyvidon K-25 D ohne Kons. SL ja ja Tears naturale® Liste Dextran, MethylhydroxyAugentropfen D propylcellulose 10 ml NLP Kons.: Polyquad® Visine® müde MP Augen sensitiv Unidos. 0,5 ml 20 Tamarindensamenextr. TSP(Polysaccharid): 0,5% ohne Kons. Visine® müde Augen 10 ml MP Tamarindensamenextr. TSP 0,5% Kons.: Benzalk.chlorid Visine® intensive MP Unidos. 0,5 ml 20 Tamarindensamenextr. TSP 1% ohne Kons. mit umgekehrter Spitze wiederverschliessbar (12 Std. brauchbar) ja nein mit umgekehrter Spitze wiederverschliessbar (12 Std. brauchbar) ja unbekannt unbekannt unbekannt Tropfmechanismus: Fingerdruck auf Flaschenboden Nein ja Tabelle 10: Tränenersatzpräparate mit höherer Viskosität Phosphat ⬍ 1,45 mmol/L2 nein ja nein ja Kategorie Wirkstoffe/Hilfsstoffe Celluvisc® Unit Dose 0,4 ml; 10, 30, 90 Liste D NLP: 10 SL: 30,90 Na-carboxymethyl-cellulose 10 mg/ml ohne Kons. Lacryvisc® Augengel 10 g Liste D SL Carbomer 974 ohne Kons. Flasche mit der Spitze nach unten lagern Lacryvisc SE® Augengel 0,5 g 20, 50 Liste D SL Carbomer 974 ohne Kons. Inhalt des Einzeldosis-Behälters vor ja Gebrauch nach unten schütteln! Lacrinorm® Augengel 10g Liste D SL Carbomer 980 Kons.: Benzalk.chlorid nein nein Lacrinorm® F Augentropfen UD 0,3 ml; 60, 60 Liste D SL Carbomer 940 ohne Kons. nein nein Siccafluid® Augengel 10 g Liste D SL Carbomer 974 Kons.: Benz.chlorid nein ja Visine® trockene Augen 10 ml MP Povidon, Carbomer 974, mittelkettige Lipide Kons.: Benzalk.chlorid nein unbekannt Viscotears® Augengel 10 g 1,3 Liste D SL Carbomer 980 Kons.: Cetrimid nein ja Viscotears® SDU Augengel 0,6 g 30 Liste D SL Carbomer 980 ohne Kons. nein ja 513 61357_SAZ_13_s_509_515 513 Bemerkungen1 Mit Kontaktlinsen1 Name ja Schweizer Apothekerzeitung, 13/2006 15.6.2006 14:50:51 Uhr PHARMAZIE UND MEDIZIN PHARMACIE ET MÉDECINE Tabelle 11: Tränenersatzpräparate mit Hyaluronsäure Name Kategorie Wirkstoffe/Hilfsstoffe Bemerkungen1 Mit Kontaktlinsen1 Phosphat ⬍ 1,45 mmol/L2 Aquify Kontaktlinsenbenetzung 5 ml MP Hyaluronsäure ohne Kons. nach Anbruch 2 Monate haltbar! ja unbekannt Fermavisc® Monodosen 0,3 ml; 20 MP Hyaluronsäure 0,1% ohne Kons. ja nein Hylo-COMOD® Augentropfen 10 ml MP NLP Hyaluronsäure 0,1% ohne Kons. ja neu: Citratpuffer Hyal-drop® Augentropfen 5 ml, 10 ml MP Hyaluronsäure 0,2% Kons.: Thiomersal nein nein Hyal-drop® Monodosen 0,25 ml; 20 MP Hyaluronsäure 0,2% ohne Kons. ja nein Flasche saugt keine Luft an, nach Anbruch 12 Wochen haltbar! Hyabak® MP Augentropfen 0,15%, 10 ml Hyaluronsäure 0,15% ohne Kons.! Luftausschluss: nach Anbruch 2 Monate haltbar! ja nein Hycosan® 5 Augentropfen 5 ml MP Hyaluronsäure 0,1% Flasche saugt keine Luft an, nach Anbruch 12 Wochen haltbar! ja neu: Citratpuffer Lacrycon® Gel Tagesdosen 0,65 ml; 4⫻5 Liste B SL Hyaluronsäure 0,15% Carbomer, Glycerin ohne Kons. wieder verschliessbar, 12 Std. brauchbar nein ja Vislube® Monodosen 0,3 ml; 20, 60 MP NLP Hyaluronsäure ohne Kons. speziell für Nachbenetzung mit Kontaktlinsen ja nein Vismed® Monodosen 0,3 ml; 20, 60 MP NLP Hyaluronsäure 0,18% ohne Kons. speziell für Nachbenetzung mit Kontaktlinsen ja nein Vismed® Augengel Monodosen 0,45 ml; 20, 60 MP NLP Hyaluronsäure 0,3% ohne Kons. speziell für Nachbenetzung mit Kontaktlinsen ja nein Vismed® light Augentropfen 15 ml MP NLP Hyaluronsäure 0.1% Kons.: Dinatr.edetat, Polyhexamid nach Anbruch 3 Monate haltbar ja nein Bemerkungen1 Mit Kontaktlinsen1 Phosphat ⬍ 1,45 mmol/L2 nein unbekannt Tabelle 12: Verschiedene Präparate mit Indikation Trockenes Auge Name Kategorie Wirkstoffe/Hilfsstoffe CoLiquifilm® Augensalbe 3,5 g Liste D SL Wollwachsalkohole, Paraffin, Vaseline Eye Fresh Augentropfen 10 ml MP Meersalz, Methylhydroxypropylcellulose Kons.: Benzalk.chlorid speziell für Kunstaugenträger empfohlen nein unbekannt Hylo-Care® Augentropfen 10 ml MP Hyaluronsäure 0.1% Dexpanthenol 2% ohne Kons. Flasche saugt keine Luft an: nach Anbruch 12 Wochen haltbar ja nein Oculotect® Augengel 10 g 3⫻10 g Liste C SL Retinolpalmitat 1000 UI/g Carbomer Kons.: Cetrimid rezeptfreies Vitamin A Augengel nein unbekannt Siccaprotect® Augentropfen 10 ml, 3⫻10 ml Liste D SL Dexpanthenol, Polyvinylalkohol Kons.: Benzalk.chlorid nein nein VitA-POS® Augensalbe 5g MP Retinolpalmitat 250 IE/g, Wollwachs, Paraffin, Vaseline nein ja rezeptfreie Vitamin A Augensalbe MP: Medizinprodukt; SL: Spezialitätenliste; NLP: nur von Zusatzversicherung vergütet; kein Vermerk: nicht rückerstattungspflichtige Produkte 1 2 Angaben aus dem Arzneimittelkompendium vgl. Literatur Nr. 3 Stand: 22. Mai 2006. Die Tabellen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Journal suisse de pharmacie, 13/2006 61357_SAZ_13_s_509_515 514 514 15.6.2006 14:50:52 Uhr PHARMAZIE UND MEDIZIN PHARMACIE ET MÉDECINE Prinzipiell eignen sich alle diese Produkte zur Behandlung bei Benetzungsstörungen. Präparate mit niedriger Viskosität gelangen bevorzugt bei leichten Formen (Grad 1), jene mit Carbomeren oder Hyaluronsäure bei deutlichen Funktionsstörungen (Grad 2–3) zur Anwendung. Nicht konservierte Augentropfen sind zu bevorzugen, dies besonders bei häufiger täglicher oder bei langdauernder Anwendung (vgl. Tab. 6). Kombinationspräparate, z. B. mit Dexpanthenol oder Vitamin A, sind in Tab. 12 zu finden. auf die Binde- und Hornhaut gelangen kann. Für weitere Patienteninformationen vgl. Tab. 7. Praktische Hinweise für Patienten Um die Symptome des trockenen Auges zu lindern, müssen die Tränenersatzmittel täglich mehrmals angewendet werden, eine Empfehlung, die die Patienten oft zu wenig befolgen, besonders wenn noch Probleme mit der Anwendung dazu kommen. Schon das Zusammenpressen des Tropffläschchens erfordert hohe Kräfte, welche betagte Patienten nicht immer aufbringen können. Hilfreich kann der Hinweis sein, anstelle des Spitzgriffes (Zusammendrücken mit Spitzen von Zeigefinger und Daumen) den Schlüsselgriff zu verwenden (Daumenendglied und nicht nur die Spitze drücken gegen den abgebogenen Zeigefinger, vergleichbar dem Halten eines Schlüssels). Um die Compliance zu verbessern kann auch direkt ein Präparat mit längerer Verweildauer auf dem Auge (z. B. Hyaluronsäure) gewählt werden. Dies erlaubt einem Patienten mit leichten Beschwerden, einen grösseren Zeitabstand zwischen den Applikationen zu haben. Als Aufsätze zum Positionieren des Fläschchens auf dem Lidspalt passen Xal-Ease® für Präparate von Pfizer und Tropfspiegel für Präparate von Chibret. Eyot® und Autodrop® passen auf Tropffläschchen verschiedener, aber nicht aller Hersteller! Insbesondere bei Kindern und nur bei Präparaten mit niedriger Viskosität kann auch die kanthale Applikation erfolgen. Dabei liegt der Patient mit geschlossenen Augen flach auf dem Rücken (ohne Kissen). Ein Tropfen des Arzneimittels wird auf den Lidwinkel an der Nasenseite getropft und dann das Auge geöffnet, damit die Flüssigkeit Zusammenfassung Mit Hilfe der Präparatelisten lässt sich auf rationaler Basis eine Auswahl von Empfehlungspräparaten zusammenstellen. Das optimale Präparat kann oft nur zusammen mit den Rückmeldungen der Patienten ermittelt werden. Generell gilt, bei zu geringer Wirkung zu einem Präparat mit höherer Viskosität zu wechseln und bevorzugt konservierungsfreie Augentropfen zu empfehlen. Besonders wichtig ist es, die Patienten über die Notwendigkeit einer häufigen und regelmässigen Anwendung zu informieren und Hinweise zur Vermeidung ungünstiger Umgebungsfaktoren zu geben. Bei ungenügender Wirkung der Tränenersatzmittel, schweren Benetzungsstörungen oder Verdacht auf weitere Ursachen, die einer ärztlichen Abklärung bedürfen, ist eine Überweisung an den Ophtalmologen angezeigt. Nicht konservierte Tränenersatzmittel können in jedem Fall zur Linderung der Beschwerden bis zum Arztbesuch ■ empfohlen werden. Dieser Artikel wurde im Auftrag der AKA geschrieben von Ursina Lakomy, Apothekerin, Bern; Dr. sc.nat. Christina Ruob Fuchs, Apothekerin, Zürich; Dr. sc. nat. Kurt Hersberger, Institut für klinische Pharmazie, Uni Basel; Dr. Marianne Beutler, Geschäftsführerin AKA, Egg. Korrespondenzadresse: Arzneimittelkommission der Schweizer Apotheker AKA Postfach 5247 3001 Bern Tel. 01 994 75 63 Fax 01 994 75 64 E-Mail: [email protected] 515 61357_SAZ_13_s_509_515 515 Quellen: [1] Garweg G. Trockenes Auge? Med Monatsschr Pharm 2003; 26(6): 195–203 [2] Scheuerle AF, Kruse FE. Die Therapie des «trockenen Auges». Med Monatsschr Pharm 2004; 27(6): 199–206 [3] Bernauer W et al. Phosphate concentration in artificial tears. Graefe›s Arch Clin Exp Ophthalmol «Online first» Nov. 2005 [4] Bernauer W et al. Corneal calcification following intensified treatment with sodium hyaluronate artificial tears. Br J Ophthalmol 2006; 90: 285–288. [5] Dr. med H. Schramm, Augenarzt FMH, Zürich. Persönliche Mitteilungen. [6] Produkteinformationen: Arzneimittelkompendium der Schweiz und Auskunft der Hersteller. Schweizer Apothekerzeitung, 13/2006 15.6.2006 14:50:52 Uhr