Advanced Nursing Practice am Beispiel der Niederlande – Relevanz für zukünftige Aufgabenprofile der Pflege in Deutschland Prof. Dr. Olaf Scupin Direktor Institut für Coaching und Organisationsberatung 2. Bamberg Pflegetag, 29.11.2011 Was nicht Gegenstand des Vortrages ist allgemeine Anmerkungen*: • Warum werden Mitarbeiterinnen mit ANPQualifikation benötigt (Auswahl) – Personalmix anpassen, – Pflege- und Arztmangel qualitativ und quantitativ, – Prozesskonzepte werden politisch und gesetzlich gewollt etabliert * Es ist im Vortrag immer die weibliche und männliche Form gemeint. Nicht explizit genannte Literaturangaben sind beim Verfasser. Gliederung 1. Warum der Vergleich mit den Niederlanden? (Ausgewählte Daten und Zitate) 2. NP und PA in einer Beispieleinrichtung 3. Zur Relevanz für Deutschland ANP = Advanced Nursing Practice Übersetzung dem Sinn und der Funktion nach: Erhöhte oder erweiterte Pflegepraxis(kompetenz) Warum Niederlande? - An manchen Stellen Deutschlands werden die beiden Länder nur durch einen Fluss getrennt (Kulturvergleichbarkeit z.B. der Gesundheitsgesetze) - Teile norddeutscher Kliniken und eine bayerische Klinik lassen ihre Führungskräfte (Teamleitung, PDLS, ...) in den Niederlanden ausbilden (Hochschule, Utrecht, Groningen, Maastricht) - „Wir haben die gleichen Probleme wie ihr Deutschen. Nur – wir lösen sie!“ Comparison of selected data between FRG, NL and the USA Traditionelle und moderne * z.06.12.2011 T. geschätzte und korrigierte Werte, da nicht alleManagementansätze Länder jährlich melden; DKI-Daten 1995 bis 2003 6 Ausgewählte Daten zu personellen Ressourcen 06.12.2011 7 Hinweise, was das für die Führung bedeuten könnte? Gutachten des Sachverständigenrates 535. Durch die notwendigen Veränderungen in der Pflegelandschaft ist es mehr denn je erforderlich, den ausschließlichen Fachkräftestatus aufzugeben und zu prüfen, für welche Verrichtungen eine Pflegehelferqualifikation hinreichend ist. Der Arbeitsschwerpunkt der Fachkräfte wird zukünftig im Pflegemanagement, in der Fachaufsicht über die Helfer und in der Beratung von Angehörigen liegen. Insbesondere für diese Aufgabe mangelt es häufig an der notwendigen Qualifikation. Künftig werden sich anspruchsvolle Positionen, einschließlich der Pflegedienstleitungsfunktion, mit komplexen fachlichen Anforderungen entwickeln und daneben niedrigere Qualifikationen mit Helferfunktionen herauskristallisieren. Diese Entwicklung lässt sich zumindest im Ausland, u.a. in den USA und Großbritannien, beobachten. In den Qualifikationsprofilen und Ausbildungsschwerpunkten ist daher eine Umorientierung der Pflege dringend erforderlich (vgl. Schmidt, R. 1999; Schaeffer, D. 2000). 8 (Mai 2005, S. 406) Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD v. 11.11.2005 Ärztliche Versorgung Nicht nur in den ländlichen Gebieten der neuen Länder ist absehbar, dass es in Folge des Ärztemangels zu Versorgungsengpässen in der ambulanten Versorgung kommen kann. Daher müssen schnellstmöglich Hindernisse beseitigt werden, die einer flächendeckenden Versorgung entgegenstehen. (...) Es wird geprüft, inwieweit nichtärztliche Heilberufe stärker in Versorgungskonzepte einbezogen werden können“ (S.88f,4346-4374). Ärztezeitung online „In den Vereinigten Staaten hat das Konzept solcher "Midlevel Providers" durchaus Erfolg gezeigt. Dort begann man bereits vor vierzig Jahren, sogenannte "Nurse Practitioners" und "Physician Assistants" auszubilden.“ „Nurse Practitioners sind Krankenschwestern und Krankenpfleger, die eine Zusatzausbildung (Masters) zum Nurse Practitioner absolviert haben. Sie arbeiten oft unabhängig in ihrem Fachgebiet, unterhalten aber regelmäßig enge Beziehungen zu Ärzten, zu denen sie Patienten überweisen, wenn deren Gesundheitszustand ihre Kompetenz überschreitet. Die Ausbildung der Nurse Practitioners basiert heute in der Regel auf einem Konzept, das Vor- und Nachsorge großschreibt.“ (Pieper, C.; November 2005) Qualifikationsanforderungen In der Regel wird aber ein Bachelor- oder Master-Abschluss einer Sozial- oder Gesundheitsdisziplin (Pflege, Sozialarbeit etc.) sowie mehrjährige Berufserfahrung, zuweilen auch der Besuch eines einschlägigen Weiterbildungskurses oder sogar eines Aufbaustudiums (z.B. Clinical Nurse Spezialist, Health Care Management) für die Wahrnehmung anspruchsvoller Case Management-Aufgaben vorausgesetzt (Mahn/Spross 1996, Bower 1995). Auch ANP, Casemanagement hat im Ausland eine Vergangenheit „In einem solchen System werden akademische Ärzte als Spezialisten wirken. (...) „... sie (die Pflegekraft-Anmerk. d. Verf.) wird den persönlichen Kontakt mit dem Patienten pflegen und die Sonderbehandlung in ein sinnvolles Ganzes integrieren. Wird beispielsweise ein chirurgischer Eingriff notwendig, dann wird die Pflegerin bei dem Patienten bleiben, das richtige Krankenhaus aussuchen, mit den Krankenschwestern dort zusammenarbeiten, den Patienten psychologisch betreuen und ihn nach der Operation versorgen. Im Idealfall sollte sie den Patienten schon aus früheren Konsultationen kennen und für ihn während der gesamten Prozedur verfügbar sein, so wie ein Anwalt seinen Klienten durch ein ganzes Gerichtsverfahren geleitet“ (Capra, 1977, S.377). ZGT Hengelo/Almelo • • • • • • Start NP 2002 Start PA 2009 2 Standorte ca. 500 Betten 250.000 Patienten p.a. Hintergurnd HA Hengelo dann löschen Profil der Nurse Practitioner -1 (ANP) (Quelle: C. v. Zurren, NPCardiology, ZGT Hengelo, NL, 02.11.2011) • • • • • • • Medical Expert Communicator Collaborator Manager Health Advocate Scholar Professional Profil 2 ... (Quelle: s. Folie 16) • 80% - Patient care (in)direct - Cure & care • 20% - Process management - Documentation - Qualitiy control - Project palnning/ control new activities - Education clinical nurses - Education/ professionallzing • Patientenspanne/ Personalkosten NP/PA - 40 – 50 - tgl. 10 – 12 - Grundvergütung + Profil 3 ... (Quelle: s. Folie 16) • Diagnostic route – – – – – – – – – – Laboratory blood testing Anamnesis Physical examination Electrocardiography Exercise testing (X-ECG) (Hand-held) echocardiogram Risk stratification MSCT (Ca-score & CT-angio) or myocardial perfusion scan If necessary coronary angiography 3. Zur Relevanz für Deutschland (1) Tipps von den Kollegen aus Niederlande, Luxemburg, Canada, USA, Schottland, ... • „Wir haben die gleichen Probleme, wie ihr in Deutschland – nur wir lösen sie!“ • Gefahr: Berufspolitik könnte als Verhinderer für Innovation wirken. Zitat: „Berufspolitik gehört nicht ans Bett!“ • Ziel: Diskussion der Patientenprozesse und Unternehmensziele. Besitzt der Prozess einen Wert für den Patienten, sinken die Kosten! • Kooperation mit Hochschulen oder 3. Zur Relevanz für Deutschland (2) • Juristen werden mit Achtung und Vorsicht an mögliche problematische Situationen und Fälle herangehen (Aussage Prof. Böhme 11.2011). • Rechtlich relevante Fragestellungen: – Liegt der „höchste“ akademische Abschluss vor? (Vergleichbarkeit mit dem Referenzsystem, hier der Medizin) – Hat die NP oder Mitarbeiterin die gleiche formale (Anzahl an Untersuchungen) wie z.B. ein Facharzt für ...? – Wäre der Fehler auch passiert, wenn ein Arzt die Maßnahme durchgeführt hätte? 3. Zur Relevanz für Deutschland (3) • Welche Wirksamkeit haben die genannten Funktionen? – W= E K –Erlössteigerung / Kostenreduzierung –„The highest nurse and the lower doctor“ Und nun die wichtigste Aussage der Kolleginnen: 3. Zur Relevanz für Deutschland (4) „Fangen Sie an!!!“ Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit