Suchbegriffe Pool Buße, Bekehrung, Umkehr 4 echt. Thema BUßE – UNTER DIE LUPE GENOMMEN Das Wort „Buße“ weckt viele emotionale Reaktionen – oft negativer Art. Schade! Denn im Neuen Testament meint es nichts anderes als Umkehr, Bekehrung, Neuanfang, und zwar unter dem Gesichtspunkt der „Freude der Buße“. Die folgenden Abschnitte sollen unter Bezugnahme auf einen Artikel von Ako Haarbeck einen Überblick über den theologischen Sinn der „Buße“ geben. Dabei benutze ich – gut biblisch – die Begriffe „Buße“, „Umkehr“ und „Bekehrung“ als weitgehend deckungsgleich. Der Umkehrbegriff in der Bibel Buße/Umkehr meint in der Bibel die Abwendung des Menschen von seinem bisherigen eigenen Weg und die Hinwendung zum Willen und Weg Gottes. Der Ursprung der Umkehrpredigt liegt in Gottes Bund mit seinem Volk. Wer Buße tut, der kehrt nicht aus eigener Kraft um, sondern wird von Gott umgekehrt. Gottes Bund der Treue steht fest – gegenüber Israel und seiner Gemeinde, ja auch dem Einzelnen gegenüber. Zum Bund gehört das „Gesetz/Gebot“. Gott hat dies darum gegeben, damit der Mensch eine Hilfe, eine Anleitung hat, „bundesgemäß“ zu leben. Auch wenn der Mensch das Gesetz übertritt, bleibt Gottes Bund bestehen. Wer Buße tut, gibt zu, dass er das Gesetz nicht gehalten hat und kehrt um zu Gottes Bund, unternimmt also Schritte zurück zu Gott hin, der ihm treu ist und treu bleibt. Das Geheimnis: Es ist letztlich die Treue Gottes, die den Menschen zur Umkehr bewegt. Genau das meint Paulus, wenn er sagt: „Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?“ (Röm 2,4). Man könnte zugespitzt auch sagen: Wer Buße tut, der kehrt nicht aus eigener Kraft um, sondern wird von Gott umgekehrt. Das ist wirklich Evangelium! Das Ziel der Buße/Bekehrung ist die Wiederherstellung eines ursprünglichen Zustands: in der Nähe Gottes zu sein und mit ihm Gemeinschaft zu haben. Die Notwendigkeit der Bekehrung: Ohne Umkehr kein Leben. Der unbekehrte Mensch gleicht dem verlorenen Sohn (Lk 15), er ist „tot in Sünden“ (Eph 2,1; vgl. Lk 15,24.32), verloren für das Leben mit dem Vater, verloren für das Leben mit dem Bruder, verloren für die Arbeit auf dem väterlichen Hof. Buße – unter die Lupe genommen Der unbekehrte Mensch verfehlt sein Leben. Er gerät unter die gnadenlose Herrschaft der Menschen und der Mächte. Er dient den Götzen statt seinem Gott. Sein Verstand, sein Herz und sein Gewissen verfallen der Nichtigkeit (Eph 4,17 ff.), der Sinn-losigkeit (vgl. Mt 7,14). Bekehrung ist nicht erblich. Von Haus aus sind alle Menschen im Elend der Sünde (Röm 3,10 f.; Jes 53,6). Von sich aus kann der Mensch im aktiven Sinn nicht zu Gott umkehren, es sei denn, er ist von Gott gerufen, gelockt, gezogen. Die Möglichkeit der Bekehrung: Ohne Gnade keine Umkehr. Bekehrung wird allein ermöglicht durch das gnädige Schöpferwort Gottes (Joel 2,12; Jer 25,5-11; Hes 18,21-23). Bekehrung ist erfahrene Gnade (1. Petr 2,25; Eph 2,9 „… dass sich niemand rühme“). Diese Gnade bietet Gott durch Christus allen an (1. Tim 2,4). Wie aber die Gnade freie Zuwendung Gottes zum Sünder ist, so wird auch die Bekehrung als freie Entscheidung für Gott ermöglicht (vgl. Lk 17,15; Apg 2,41). Wichtig: Die Entscheidung wird ermöglicht – nämlich von Gott. Das ist absichtlich in der Form des Passivs ausgedrückt. Von sich aus kann der Mensch im aktiven Sinn nicht zu Gott umkehren, es sei denn, er ist von Gott gerufen, gelockt, gezogen. Aber nun ist der Mensch durch Gottes Gnade in jedem Fall gerufen und eingeladen! Wer in der Unbußfertigkeit verharrt, verachtet Gottes Gnade und verspielt die Freiheit zum Leben aus Gott (Off b 3,16; Lk 12,34 ff.). Der Ruf zur Bekehrung fordert nicht auf, gewisse Ansichten und Lebensgewohnheiten zu ändern. Er versucht nicht, mit menschlichen Mitteln Gottes Wirken zu ersetzen. Er bezeugt vielmehr die großen Taten Gottes so, dass es Menschen durchs Herz geht (Apg 2,37) und sie durch Gottes Geist die Freiheit gewinnen, die ersten Schritte des Glaubens zu tun (vgl. Apg 2,41 ff.). Der Aufruf zur Bekehrung: Ohne Umkehrruf keine Bekehrung. Die Grundstruktur der Bekehrung ist das Verhältnis von Ruf und Antwort. In einer individuellen Bekehrung antwortet der Mensch auf die sein Herz und Gewissen treffende Anrede Gottes. Die Antwort des Menschen auf den Ruf Gottes führt zu einer personalen Korrespondenz zwischen Gott und dem Menschen. Bekehrung kann nur der bezeugen, der in persönlicher Betroffenheit durch eine eigene Bekehrung am Erlösungswerk Gottes teilhat. Das Zeugnis von der Bekehrung wird nicht glaubhaft durch die kunstvolle Gestaltung des Zeugnisses, sondern nur durch die Verwirklichung seines Inhaltes in einer echt christlichen Lebensgestaltung. Bekehrungen gibt es in der Regel nur da, wo sie als Ergebnis eines Zeugnisses oder einer Predigt erwartet werden. Ein Ruf zur Bekehrung ist nur möglich in einer Atmosphäre des Vertrauens. Der Zeuge/Prediger muss aus der Anonymität allgemeiner Glaubensaussagen heraustreten und muss bereit sein zu einem persönlichen und konkreten Bekenntnis. Bekehrungen gibt es in der Regel nur da, wo sie als Ergebnis eines Zeugnisses oder einer Predigt erwartet werden. Formen der Bekehrung: Ohne Rücksicht auf den Hörer keine verantwortungsvolle Umkehrpredigt. Es gibt „Damaskus-Ereignisse“ (seltener) und „Emmaus-Wege“ (häufiger) – und viele andere „Formen“ der Buße: „Gott hat viel Tausend Weisen zu retten aus echt. Thema dem Tod“, so heißt es in einem Lied. Verantwortungsvolle Bekehrungspredigt rechnet entsprechend des besonderen Lebensweges der Hörer mit verschiedenen Möglichkeiten der Bekehrung: a) Bekehrung als radikale Umkehr b) Bekehrung als geistliche Erneuerung c) Bekehrung als Wandel der Einstellung Merkmale der Bekehrung: Die Freude der Buße Umkehr zu Gott ist Freude. Wie Gott sich freut über jeden Sünder, der Buße tut, so freut sich der Verlorene, dass er umkehren darf (Lk 15). Die Hinkehr zu Gott hat eine Abkehr von den Götzen, von Selbstverherrlichung und aller erkannten Sünde zur Folge (Lk 19,8). Das neue Verhältnis zu Gott bewährt sich in einem neuen Verhältnis zum Nächsten (1. Joh 3,14) und entfacht „Lust und Liebe, nach dem Willen Gottes in allen guten Werken zu leben“ (Heidelberger Katechismus, Frage 90). Die Bekehrung ist nicht Endstation des neuen Lebens, sondern der (einmalige) Anfang auf dem Weg der „täglichen Buße“, Der Bekehrte muss mit Unverständnis und Feindschaft derer rechnen, die meinen, der Buße nicht zu bedürfen (Lk 15,1-2). Es erwacht das Verlangen, auch andere zu Jesus zu bringen (Joh 1,40 ff ). Die Bekehrung ist nicht Endstation des neuen Lebens, sondern der (einmalige) Anfang auf dem Weg der „täglichen Buße“, der dem kommenden Reich Gottes entgegenführt. Pfr. Burkhard Weber Direktor der Evangelistenschule Johanneum, Wuppertal, www.johanneum.net E-Mail: [email protected] 5