Folien von Dr. J. Hermanns

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Chaos ohne Cannabis ??
ADHS und Substanzkonsum: Bewältigung oder
Verschlimmerung
LSSH & PZ Rickling: Fachseminarreihe Komorbidität
16. + 19. 9. 2014
ADHD und Substanzmissbrauch –
Prävalenz (1)
• in Populationen von erwachsenen Patienten mit
substanzbedingten
Störungen
deutliche
Erhöhung der Prävalenzraten für aktuell
bestehendes ADHD
• Raten meist zwischen 15 – 25 % (Wilens, 2006;
Schubiner et al., 2000)
• in Deutschland: Pat. einer Suchtfachklinik
(Alkohol): Bei 42,5 % V.a. kindliches ADHS (WURS
≥ 36), bei 18 % persistierendes ADHS (BrownADD-Scale ≥ 55) (Krause et al., 2002)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Prävalenz (1)
konnten in einer großen
epidemio-logischen Studie eindeutig erhöhte
Raten für ADHD bei Suchtkranken im Vergleich zu
Nicht- Kranken feststellen – insbesondere bei
drogenmissbrauchenden Patienten
• Kessler et al. (2006)
Drug
Dependence
25,4
aus Kessler et al. (2006)
4,0
ADHD und Substanzmissbrauch –
Prävalenz (2)
• in Populationen von erwachsenen Patienten mit ADHD
deutliche
Erhöhung
der
Prävalenzraten
für
substanzbedingte Störungen
• Raten für alkoholbedingte Störungen zwischen 17 – 45 %
(6,2 % allgemein), für Drogen zwischen 9 –
30 % (5,9 %
allgemein) (Wilens, 2006)
• deutlicher Nachweis auch in der National Comorbidity
Survey Replication (Kessler et al.., 2003)
Any substance
use disorder
15,2
aus Kessler et al. (2006)
5,6
ADHD und Substanzmissbrauch –
Prävalenz (3)
• frühzeitige
Stimulanzientherapie
nicht
suchtfördernd,
protektive
Wirkung
bzgl.
Suchtentwicklung unklar (Manuzza et al. (2008) vs.
Barkley et al. (2003))
• moderierender
Einfluss
des
zusätzlichen
Auftretens einer Störung des Sozialverhaltens
bzw. dissozialer Störung (Biederman et al., 1997)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Prävalenz (3)
• Studie von
Elkins et al. (2007) : Bei Kontrolle der Störung
Sozialverhaltens (CD) trotzdem eigenständiger
des
Einfluss des ADHD auf Entwicklung substanzbedingter
Störungen
• besondere Bedeutung des hyperaktiv-impulsiven
Symptomkomplexes, bes. bei Cannabis und Nikotin
: Jedes einzelne Symptom von
Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität
erhöht die Wahrscheinlichkeit des Drogenkonsums
• Elkins et al. (2007)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Prävalenz (3)
• Studie von
Elkins et al. (2007) : Bei Kontrolle der Störung
Sozialverhaltens (CD) trotzdem eigenständiger
des
Einfluss des ADHD auf Entwicklung substanzbedingter
Störungen
• besondere Bedeutung des hyperaktiv-impulsiven
Symptomkomplexes, bes. bei Cannabis und Nikotin
: Jedes einzelne Symptom von
Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität
erhöht die Wahrscheinlichkeit des Drogenkonsums
• Elkins et al. (2007)
aus Elkins et al. (2007)
aus Elkins et al. (2007)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Differenzialdiagnostik
• Symptombereich Hyperaktivität: Ausschluss akuter oder
prolongierter Entzugsphänomene
• ebenso akute oder verzögerte Drogenwirkung
(Drogenscreening)
• Symptombereich Impulsivität: auch in anderen
Bereichen oder nur in Zusammenhang mit der
missbrauchten Substanz bzw. entsprechenden cues
• Symptombereich Unaufmerksamkeit:
Intoxikationswirkungen (bei Sedativa, aber auch
Halluzinogenen), kognitive Störungen im Rahmen des
Entzugs, (prä-)delirant-psychotische Symptome
ADHD und Substanzmissbrauch –
Gründe für erhöhtes Risiko
von Drogenabusus (1)
1. Vermehrte Impulsivität durch die
Grunderkrankung (Neugierverhalten, höhere
Risikobereitschaft, etc.)
2. früherer Beginn des Suchtmittelkonsums
(=größere Gefahr der Abhängigkeitsbildung)
(Biederman et al., 1997)
3. Anschluss an problematische peer-groups (wg.
Zurückweisung in anderen Gruppen, negatives
Selbstbild)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Gründe für erhöhtes Risiko
von Drogenabusus (2)
4. ‚klassische‘ Nutzung der Suchtmittel zur
Kompen-sation von Schul-/Berufs/Partnerschaftabbrüchen, überforderten Eltern
etc.
5. subjektiv Motivation eher
Stimmungsstabilisierung statt Euphorisierung
(Horner & Scheibe, 1997)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Gründe für erhöhtes Risiko
von Drogenabusus (3)
6. neurobiologische Hypothese: Genetische Veränderungen
im dopaminergen System bei ADHS
führen zu
Veränderung der Verstärkerwirkungen der psychotropen
Substanzen (Wodarz et al., 2007)
7. Folge:
Erhöhte (oder eventuell verminderte)
Empfindlichkeit bzgl. psychtroper Substanzen
8. nachgewiesene hirnstrukturelle Auffälligkeiten bei ADHD
(präfrontaler Kortex, Zerebellum und subkortikale
Strukturen) sind relevant für das sog. Belohnungssystem
(Wilens, 2006)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Gründe für erhöhtes Risiko
von Drogenabusus (4)
9. substanzspezifische Gründe in Hinblick auf die Wirkung
der
Substanz
auf
die
ADHS-Symptome
(Selbstbehandlungshypothese)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Cannabis (1)
• missbrauchte illegale Substanz Nr. 1 auch bei ADHSBetroffenen (Wilens, 2006)
• erhöhte Prävalenz für Cannabiskonsum unter ADHDBetroffenen (Upadhyaya et al., 2005)
• Drogenabhängige mit ADHD missbrauchen Cannabis
häufiger als solche ohne ADHD (Ohlmeier et al., 2008)
• extreme Dosierungen und Applikationen mit bes.
intensiver THC-Aufnahme sehr weit verbreitet (Bongoder Eimerrauchen)
• klinische Berichte und vereinzelte Studien über
verbesserte (!) Schul- und Ausbildungs- bzw.
Arbeitsleistung bei ADHD-Betroffenen unter Cannabis
(einschl. Fahrleistung) (Strohbeck-Kühner et al., 2008)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Cannabis (2)
• paradoxe Wirkung: eigentlich erhebliche Beeinträchtigung von Aufmerksamkeitsfunktionen im akuten
Cannabisrausch (Iversen, 2003; Pope et al., 2001)
• neurochemische Wirkung von Cannabis: Hemmung der
Neurotransmission, erfolgt zweiphasig (erst GABA, dann
Dopamin und v.a. Glutamat)
• Erklärung für Exzitations- und Sedierungsphase des
Cannabisrausches
• ebenso für verbesserte Aufmerksamkeitsleistungen von
Cannabis konsumierenden ADHD-Betroffenen durch
Hemmung der GABAergen Interneurone im
dopaminergen System ( vorübergehend mehr
extrazelluläres Dopamin, Hemmung der Hemmung)
• in der zweiten Phase dann Glutamathemmung
(Hemmung der Erregung  Sedierung)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Nikotin (1)
• Prävalenz Nikotinmissbrauch bei ADHD-Betroffenen
deutlich erhöht
• 44 % gegenüber 26 % in Normalbevölkerung (Sullivan &
Ruzdnik.-Levin, 2001)
• Nikotin vermindert bei ADHS-Betroffenen die
Dopamin-Transporter-Dichte im Striatum (wie bei der
Stimulanzien-Therapie)
• Nachweis auch bei Nicht-Rauchern ohne ADHS (über
Applikation eines Nikotin-Pflasters)
• d.h. kein Effekt neurochemischer Adaption bei
Rauchern
ADHD und Substanzmissbrauch –
Nikotin (2)
• Folge des Konsums bei ADHS-Betroffenen:
unmittelbare Beruhigung und (geringer ausgeprägte)
Konzentrationssteigerung durch die indirekt
agonistische dopaminerge Wirkung
• Studien mit Nikotinpflaster bei ADHS-Patienten
(doppelblind) erbrachten eindeutige Ergebnisse (Shytle
et al., 2002; Conners et al., 1996)
• kaum vegetative Stimulierung/wachmachende
Wirkung (wie bei nicht von ADHS Betroffenen)
• Hypothese der paradoxen Drogenwirkung – bislang
noch weitgehend unklar
ADHD und Substanzmissbrauch –
Alkohol (1)
• eigentlich sedierend durch Verstärkung der GABAergen
Hemmung und
• Hemmung der NMDA-Rezeptoren des exzitatorisch
wirkenden glutamatergen Systems
• aber: akuter Alkoholkonsum stimuliert die
Dopaminfreisetzung im Striatum (Heinz & Mann, 2001)
• ADHD-Betroffene profitieren in der ersten Rauschphase
des Alkohols
• bzw. bei erneutem (frischem) Alkoholkonsum
2-Phasen Wirkung des Alkohols
Euphorie/Erregung
Entspannung
ADHS und Sucht: Prävalenz, Konsummuster und Verursachungszusammenhänge
ADHS und Alkohol: Hypothesen zur Entstehung
Selbstbehandlungshypothese
mit Stimulanzien behandelte AHDS-Jugendliche haben
wesentlich geringeres Suchtrisiko
Hinweise auf besonderes Risiko auf Alkoholabusus bei
ADHS-Betroffenen mit ausgeprägter Aufmerksamkeitsstörung (weniger Hyperaktivität und Impulsivität)
Betroffene profitieren von der anregenden Wirkung in
Bezug auf Arbeitsfähigkeit und Kontaktfähigkeit
Einfluss anderer komorbider Störungen (insbes.
Persönlichkeitsstörungen) suchtfördernd
hier besonders auch Depression (wg. ADHS bedingtem
Minderwertigkeits-/Misserfolgserleben, aber auch wg.
Sucht)
ADHS und Sucht: Prävalenz, Konsummuster und Verursachungszusammenhänge
ADHS und Alkohol: Hypothesen zur Entstehung
Selbstbehandlungshypothese
mit Stimulanzien behandelte AHDS-Jugendliche haben
wesentlich geringeres Suchtrisiko
Hinweise auf besonderes Risiko auf Alkoholabusus bei
ADHS-Betroffenen mit ausgeprägter Aufmerksamkeitsstörung (weniger Hyperaktivität und Impulsivität)
Betroffene profitieren von der anregenden Wirkung in
Bezug auf Arbeitsfähigkeit und Kontaktfähigkeit
Einfluss anderer komorbider Störungen (insbes.
Persönlichkeitsstörungen) suchtfördernd
hier besonders auch Depression (wg. ADHS bedingtem
Minderwertigkeits-/Misserfolgserleben, aber auch wg.
Sucht)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Kokain (1)
• unter Kokain-Missbrauchern dtl. Erhöhung der
Prävalenzrate ADHD (Wilens, 2007; Levin et al., 1998)
• Doppelblind- Behandlungsstudien Placebo vs.
Methylphenidat bei Kokainabhängigen mit ADHD zeigten
Verminderung des Kokainkonsums für die
Verumbehandlung (Levin et al., 2007)
• Kokainabhängige mit ADHD konsumieren mehr Kokain
als solche ohne ADHD (Ohlmeier et al., 2008)
• Kokain blockiert die Transporter aller drei Monoamine
(Dopamin, Serotonin, Noradrenalin)
• potenziert damit die monoaminerge Transmission und
erhöht extrazelluläres Dopamin und Noradrenalin
ADHD und Substanzmissbrauch –
Kokain (2)
• Kokain wirkt damit wie eine Kombination der beiden
z.Zt. wirksamsten Medikamente gegen ADHD
(Methylphenidat und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer)
• macht ruhiger (paradoxe bzw. antihyperaktive Wirkung)
• hat zudem noch die euphorisierende Wirkung
• Neuroadaptive bzw. Gen regulative Effekte von
Methylphenidat und Kokain durchaus unterschiedlich
• generell weniger neuroadaptive Effekte und weniger
Expression opioider Peptide ( weniger Euphorisierung) durch Methylphenidat (Yano & Steiner, 2007)
ADHD und Substanzmissbrauch –
Substanzen
Normale Wirkungen
Wirkung bei ADHDBetroffenen
Nikotin
Stimulierung,
aktivierend,
wachmachend
beruhigend,
sedierend
Kokain
Antriebssteigerung,
wachmachend,
Euphorie
Beruhigend,
sedierend, Euphorie
Cannabis
Konzentrations- bzw. Besserung
Aufmerksam-keit
Konzentration +
mindernd
Aufmerksamkeit
Alkohol
Konzentrationsminderung, Sedierung
Paradoxe Drogeneffekte
Konzentrationssteigerung, aktivierend
ADHS und Sucht – häufig gestellte
(offene ?) Fragen
Ritalin und Suchtentwicklung
Einfluss komorbider psychischer Störungen (bes.
Persönlichkeitsstörungen, Depression)
Einfluss sozialer Faktoren/„Wahl“ der sozialen
Umgebung
Einfluss von Einstellungen/Zeitgeist/Anforderungen
in der Arbeits- und Freizeitwelt
„Ausrede ADHS“ – wie funktional ist die Diagnose
ADHS bei der Bewältigung der Suchterkrankung ?
…
…
Veränderung/Erweiterung der ADHS-Symptomatik vom Kindeszum Erwachsenenalter
Schwächen und Stärken bei ADHS
Inhalte und Ansatzpunkte für Psychotherapie von erwachsenen
ADHS-Betroffenen
• die ADHS-Symptomatik selbst
• die Sucht
• weitere komorbide Störungen wie Depression (charakteristisch sehr
kurze depressive Episoden)
• Lebenszufriedenheit
Auswirkungen spezieller Ressourcen von ADHS-Betroffenen auf
psychotherapeutische Behandlungen
ADHS-spezifisches soziales Kompetenztraining– Bsp. Kontrolle
von Ärger und Frustration
Positive Kontrollaussagen:
mündliche statements („das packen wir, geht schon, schaff‘
ich“)
schriftliche statements („Ein Optimist steht nicht im Regen,
er duscht nur gerade unter einer Wolke“)
Üben im Rollenspiel oder eigenes „Vorwegnehmen“ z.B. –
nichts wissen im Test
- in jemanden versehentlich hineinrennen
- unerwünscht sein in der Gruppe
- gestört werden
ADHS-spezifisches soziales Kompetenztraining – Bsp. Kontrolle
von Ärger und Frustration
Kontrollaussagen des Sich-Fügens:
mündliche statements („was passiert, passiert halt!“, „
Kann man nichts machen, muss man gucken“)
schriftliche statements (Chaos-Spruch:“Alles was uns
nicht tötet,…)
Üben im Rollenspiel oder eigenes „Vorwegnehmen“ z.B. –
Freund zieht weg
- wertvolles Geschenk wird gestohlen
- Trennung der Eltern
Empfehlungen zum Gesprächskontakt mit
ADHS-betroffenen Erwachsenen
direktiver Kommunikationsstil (d.h. nicht
immer ausreden lassen, Unterbrechen ist erlaubt
!!)
Nebengeräusche/-reize reduzieren/ausschalten
wiederholen und zusammenfassen
nicht zu langsam sein
Zeitbegrenzung
…
Erziehungshaltung und –verhalten gegenüber
ADHS-Kindern und Jugendlichen
• konsequente, klare Führung, kein Laisser-faire, kein
Zick-Zack-Kurs
• ruhige, freundliche, einschätzbare und klare
Direktivität
• elterliches Modell
• begrenzte Relevanz der Einsicht
• konventionelles Strafen bringt überhaupt nichts –
außer Bockigkeit
• dafür angemessene Konsequenzen und
• positive Rückmeldungen
• ADHS ist keine Entschuldigung, ADHS ist eine
Erklärung
Erziehungshaltung und –verhalten gegenüber
ADHS-Kindern und Jugendlichen
• konsequente, klare Führung, kein Laisser-faire, kein
Zick-Zack-Kurs
• ruhige, freundliche, einschätzbare und klare
Direktivität
• elterliches Modell
• begrenzte Relevanz der Einsicht
• konventionelles Strafen bringt überhaupt nichts –
außer Bockigkeit
• dafür angemessene Konsequenzen und
• positive Rückmeldungen
• ADHS ist keine Entschuldigung, ADHS ist eine
Erklärung
Erziehungshaltung und –verhalten gegenüber ADHSKindern und Jugendlichen – in 2 Sätzen:
Nicht entschuldigen oder hart bestrafen,
sondern helfen, Selbststeuerung zu erlernen,
d.h. Problemverhalten erkennen und benennen,
eine der „Tat“ oder dem Vorhalt angemessene
Konsequenz finden und ohne Wenn und Aber
umsetzen !!!
Psychoedukation ADHS + Sucht
Was ist Psychoedukation ?
• Raum geben für eigene Erfahrungen und Meinungen über die
Krankheit
• den Patienten zum Experten in eigener Sache machen
• von anderen Betroffenen lernen
• das notwendige Wissen über die Störung erhalten
• lernen mit der Krankheit zu leben
• die Krankheitssymptome im Alltag erkennen und lernen sie zu
bewältigen
• die Störung als Krankheit akzeptieren
• besser in der Lage sein, Freunden und Angehörigen die
Störung zu erklären
Was ist Psychoedukation nicht ?
• vornehmlich Informationsgabe/-vermittlung
• power-point- oder Folienvortrag
• nur an "harten" Fakten orientiert (Medikamente,
Biologie)
• reiner Wissenserwerb auf Seiten der Betroffenen
ohne Berücksichtigung der eigenen Erfahrungen
• auch kein Selbsthilfe-Seminar (dort Blickwinkel der
Betroffenen im Mittelpunkt)
Was (also)ist Psychoedukation ?
• umfassende Schulung von Patienten
• "educere" = herausführen (aus Unwissenheit und
Unerfahrenheit)
• von C.M. Anderson 1980 im Rahmen der Schizophreniebehandlung/Angehörigenschulung erstmals gebraucht
• Ursprung in der Verhaltenstherapie ("Subjektives
Störungsmodell")
• Ziel: Patienten/Betroffenen zum Experten seiner Erkrankung
machen
• wichtig: hierzu ist eine intensive Auseinandersetzung
erforderlich
• auch mit eigenen Erfahrungen, Kenntnissen und
Einstellungen
• und zwar in einer den Einschränkungen durch die
Erkrankung angemessenen Form (und dennoch aktuellen
Kenntnisstand bieten)
Elemente/Funktionen der Psychoedukation
• Informationsvermittlung (Symptomatik der
Störung, Ursachen, Behandlungskonzepte etc.)
• emotionale Entlastung (Verständnis fördern,
Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen etc.)
• Unterstützung einer medikamentösen
und/oder psychotherapeutischen
Behandlung
• Förderung der Selbsthilfekompetenzen
(Erkennen von und Reaktion auf Krisensituationen)
Formen der Psychoedukation
• Einzel- und Gruppenedukation möglich
• besondere Chancen der Gruppenarbeit hinsichtlich
emotionaler Entlastung und Reaktanzminderung
• aber auch im Einzel bes. Möglichkeiten
• Kursus oder Dauergruppe
• Gruppenleiter: nicht nur Experte für Störung(en)
• sondern auch für Didaktik/Gruppenprozesse
• und insbesondere Motivierung der Betroffenen zur
aktiven Auseinandersetzung
• immer freiwillig, aber Empfehlung/"Verordnung"
aussprechen
GruppenleiterIn Psychoedukation
• keiner speziellen Berufsgruppe vorbehalten
• wichtig: Gruppenerfahrung/-kompetenz mit psychisch
gestörten TeilnehmerInnen
• möglichst auch Vortrags-/Medieneinsatzerfahrung
• ansonsten: "Übung macht…" (Rollenspiel mit
KollegInnen, Co-TherapeutInnen-Einsatz)
• Problem: zu überzeugender/eloquenter Gruppenleiter
 Reaktanz
• es geht nicht um letztgültige wissenschaftliche
Erkenntnis, sondern um Funktionalität des Wissens(erwerbs)
Themen Psychoedukation ADHS & Sucht im
PZ Rickling
1. ADHS-Symptome in Kindheit und
Erwachsenenalter, Beeinträchtigungen und
Ressourcen
2. Genese, Verlauf und soziale/psychische Folgen von
ADHS
3. ADHS und Substanzkonsum
4. Medikamentöse Behandlungsstrategien und
Erfahrungen
5. Coaching und Psychotherapie bei ADHS
6. Leben und Lebensperspektiven mit ADHS
Psychoedukation ADHS und
Sucht
Drogenkonsum
Filpchart-Arbeit
Drogen- „Hitliste“/
In-Out-Liste
individuelle Wirkung/generelle
Wirkung
psychische Funktion der
Drogeneinnahme
Drogenabhängigkeit und ADHS
- Kriterien der Sucht/Abhängigkeit
- bisherige Therapien
- Verhalten/Verhältnis gegenüber/zu
anderen Abhängigen
…
…
Unaufmerksamkeit
Symptome
Bewältigungsformen
Vorteile
Hyperaktivität
Symptome
Bewältigungsformen
Vorteile
Impulsivität
Symptome
Bewältigungsformen
Vorteile
Psychoedukation
ADHS
ADHS & Sucht
und erlebte Drogenwirkung
Bitte geben Sie bei den im folgenden aufgelisteten Drogen bzw. Substanzen Ihre
persönlich erlebte Wirkung dieser Drogen bzw. Substanz an:
Amphetamine/Ecstasy
Cannabis
Alkohol
Benzodiazepine (z.B. Diazepam, Tavor, Fluninoc)
Heroin
Kokain
Halluzinogene (z.B. LSD,Psilocybin)
Psychoedukation
ADHS
ADHS & Sucht
und erlebte Drogenwirkung
Bitte geben Sie bei den im folgenden aufgelisteten Drogen bzw. Substanzen Ihre
persönlich erlebte Wirkung dieser Drogen bzw. Substanz an:
Amphetamine/Ecstasy
Cannabis
Alkohol
Benzodiazepine (z.B. Diazepam, Tavor, Fluninoc)
Heroin
Kokain
Halluzinogene (z.B. LSD,Psilocybin)
Weiterverarbeitung (Denken, Handeln)
ohne ADHS
emotionale Bewertung/Gewichtung
(insbesondere durch Hemmung von
unwichtigen Reizen)
Frontal-
externe und interne Reize
Stamm-
(Stimmung, Wachheit, Wahrnehmungsimpulse)
hirn
hirn
Weiterverarbeitung (Denken, Handeln)
mit ADHS
= keine Differenzierung
der Reize/Impulse
emotionale Bewertung/Gewichtung
(Hemmung von unwichtigen Reizen gestört)
Frontalhirn
externe und interne Reize
Stamm-
(Stimmung, Wachheit, Wahrnehmungsimpulse)
hirn
Was ist pathologisch ?
Farmer
Normalverteilung
Hunter
Psychoedukative Gruppe „ADHS & Sucht“
„Leben mit
J. Hermanns, Therapieleiter
ADHS !“
Es folgen eine Reihe von Fragen, die PatientInnen mit ADHS (und
Sucht) häufig stellen, wenn es um die Frage geht, was es für den
Einzelnen bedeutet, ADHS und haben bzw. welche Auswirkungen
diese Störung auf das weitere Leben hat !
Bei den Fragen geht es also nicht mehr um die Vergangenheit, in der
ADHS eine möglicherweise große Rolle gespielt hat, sondern um die
GEGENWART und vor allem die ZUKUNFT !!!
Betrachten Sie die Fragen bitte als Anregung für Ihren Prozess des
Nachdenkens bzw. die gemeinsame Diskussion.
Was bedeutet die Tatsache, dass ich unter ADHS leide, für mein
Selbstbild (mein Ego, mein Selbstvertrauen bzw.
Selbstbewusstsein) ?
In welchen Situationen im meinem gegenwärtigen Leben wirkt
sich das ADHS noch negativ aus und wie wird dies in der Zukunft
sein ?
Wie wird sich zukünftig meine Suchterkrankung entwickeln ?
Wie werde ich mit meinen Freunden/meiner Familie über
ADHS sprechen ?
Gibt es durch das ADHS Defizite oder besondere Schwächen,
die ich ausgleichen muss, und wenn ja wie ?
...
...
Psychoedukation bei ADHS
 D‘Amelio et al.
 bes. ADHS-spezifisch
 psychoedukativ +
therapeutisch
 Manual in der Praxis
bewährt
 Online-Unterlagen
56
Psychotherapie bei ADHS
 Neuropsychologie
 Arbeitsgedächtnisdefizit
 Verhaltensinhibitionsdefizit
 Aufmerksamkeits-, Konzentra-tions- und
Gedächtnisübungen
 Zeitwahrnehmung und –mana-gement
 Impulskontrolle und Selbstregulation
 Alltags- und Organisationshilfen
Psychotherapie bei ADHS
• symptomatische und neuropsychologische
Betrachtungsweise
• Inhibitionsdefizit (Barkley)
• Delay Aversion (Sonuga-Barke)
• gestörte State-Regulation  Hypoarousal (Sergeant)
• Konditionierungsdefizit (Sagvolden)
• Working memory Defizit
•
Ätiologisches Modell der ADHD
Frontostriatale
Dysfunktion
(aus Konrad & Herpertz-Dahlmann ,2004)
Impulsi
vität
Inhibitionsstörung
Dopamin
Imbalance
zentraler
Katecholamine
Noradr
enalin
ADHDSymptome
Unaufme
rk-samkeit
Hyperaktivi-tät
60
61
Stopp-Karten-Prinzip
62
Stopp-Karten-Prinzip
63
Stopp-Karten-Prinzip
64
Finden der Zahlenfolgen – Vorgehen nach
dem Stopp-Prinzip
65
66
67
Zeitwahrnehmung und Zeitmanagement
• Wissen über die Dauer einzelner Tätigkeiten
• vorhandene Zeit sinnvoll nutzen (Tages- und
Wochenpläne)
• Planung !!! (incl. Pufferzeit und Reserve für
unvorhergesehene Ereignisse  min. 20%)
• Problem Zeitfresser
• Zeit für angenehme Dinge einplanen
• Wegezeiten mit einplanen
• Persönliche Leistungskurve und Mittagstief
68
Organisation und Planung
ABC-Aufgabenlisten
A-Aufgaben: größte Dringlichkeit und Wichtigkeit, d.h.
kurzfristig zu erledigen im Zustand höchster
Leistungsfähigkeit
B-Aufgaben: weniger dringlich und wichtig, können
über längeren Zeitraum erledigt werden, auch bei
geringerer Leistungsfähigkeit
C-Aufgaben: geringste Bedeutung, für Zieler-reichung
oft nicht erforderlich
69
Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne
(1)
• ‚Salami-Taktik‘
• ‚Wecker‘-Technik
• Ziel: Aufmerksamkeitsabbrüche wahrnehmen
und kontrollieren
70
Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne
(2)
• Erfassen/Festlegen der individuellen
Aufmerksamkeitsspanne
• langweilige, unattraktive Aufgabe
• Einteilung in kleinere Einheiten je nach
Aufmerksamkeitsspanne (Wecker stellen)
71
Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne
(3)
• nach Ende der jeweiligen Einheit Ablenkgedanken/impulse etc. aufschreiben
• dann Rückkehr zur langweiligen Tätigkeit
• am Ende Ablenkgedanken durchgehen und nach
Wichtigkeit überprüfen
72
Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne
(4)
• Entwicklung von Selbstverbalisierungen: "Darum
kümmere ich mich später!"
• Selbstbelohnung nach gelungenem Arbeitsabschnitt
73
ADHS-spezifisches Impulskontrolltraining bei
Ärger/Frustration
Selbstberuhigung/Entspannung:
“Abgezähltes Atmen“
Einatmen – 1001 bis 1004 – Ausatmen
Rückwärtszählen
positive Visualisierung (glatte, kühle Kugel, warmer
Strand…)
ADHS-spezifisches Impulskontrolltraining bei Ärger/Frustration
Kontrollaussagen:
mündliche oder schriftliche statements
Selbstverbalisationen
Funktion Priming und Erhöhung des Kontrollerlebens
auch Kontrollaussagen des Sich-Fügens
positive Aussagen, nicht resignativ
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