Herzlich Willkommen ! Chaos ohne Cannabis ?? ADHS und Substanzkonsum: Bewältigung oder Verschlimmerung LSSH & PZ Rickling: Fachseminarreihe Komorbidität 16. + 19. 9. 2014 ADHD und Substanzmissbrauch – Prävalenz (1) • in Populationen von erwachsenen Patienten mit substanzbedingten Störungen deutliche Erhöhung der Prävalenzraten für aktuell bestehendes ADHD • Raten meist zwischen 15 – 25 % (Wilens, 2006; Schubiner et al., 2000) • in Deutschland: Pat. einer Suchtfachklinik (Alkohol): Bei 42,5 % V.a. kindliches ADHS (WURS ≥ 36), bei 18 % persistierendes ADHS (BrownADD-Scale ≥ 55) (Krause et al., 2002) ADHD und Substanzmissbrauch – Prävalenz (1) konnten in einer großen epidemio-logischen Studie eindeutig erhöhte Raten für ADHD bei Suchtkranken im Vergleich zu Nicht- Kranken feststellen – insbesondere bei drogenmissbrauchenden Patienten • Kessler et al. (2006) Drug Dependence 25,4 aus Kessler et al. (2006) 4,0 ADHD und Substanzmissbrauch – Prävalenz (2) • in Populationen von erwachsenen Patienten mit ADHD deutliche Erhöhung der Prävalenzraten für substanzbedingte Störungen • Raten für alkoholbedingte Störungen zwischen 17 – 45 % (6,2 % allgemein), für Drogen zwischen 9 – 30 % (5,9 % allgemein) (Wilens, 2006) • deutlicher Nachweis auch in der National Comorbidity Survey Replication (Kessler et al.., 2003) Any substance use disorder 15,2 aus Kessler et al. (2006) 5,6 ADHD und Substanzmissbrauch – Prävalenz (3) • frühzeitige Stimulanzientherapie nicht suchtfördernd, protektive Wirkung bzgl. Suchtentwicklung unklar (Manuzza et al. (2008) vs. Barkley et al. (2003)) • moderierender Einfluss des zusätzlichen Auftretens einer Störung des Sozialverhaltens bzw. dissozialer Störung (Biederman et al., 1997) ADHD und Substanzmissbrauch – Prävalenz (3) • Studie von Elkins et al. (2007) : Bei Kontrolle der Störung Sozialverhaltens (CD) trotzdem eigenständiger des Einfluss des ADHD auf Entwicklung substanzbedingter Störungen • besondere Bedeutung des hyperaktiv-impulsiven Symptomkomplexes, bes. bei Cannabis und Nikotin : Jedes einzelne Symptom von Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität erhöht die Wahrscheinlichkeit des Drogenkonsums • Elkins et al. (2007) ADHD und Substanzmissbrauch – Prävalenz (3) • Studie von Elkins et al. (2007) : Bei Kontrolle der Störung Sozialverhaltens (CD) trotzdem eigenständiger des Einfluss des ADHD auf Entwicklung substanzbedingter Störungen • besondere Bedeutung des hyperaktiv-impulsiven Symptomkomplexes, bes. bei Cannabis und Nikotin : Jedes einzelne Symptom von Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität erhöht die Wahrscheinlichkeit des Drogenkonsums • Elkins et al. (2007) aus Elkins et al. (2007) aus Elkins et al. (2007) ADHD und Substanzmissbrauch – Differenzialdiagnostik • Symptombereich Hyperaktivität: Ausschluss akuter oder prolongierter Entzugsphänomene • ebenso akute oder verzögerte Drogenwirkung (Drogenscreening) • Symptombereich Impulsivität: auch in anderen Bereichen oder nur in Zusammenhang mit der missbrauchten Substanz bzw. entsprechenden cues • Symptombereich Unaufmerksamkeit: Intoxikationswirkungen (bei Sedativa, aber auch Halluzinogenen), kognitive Störungen im Rahmen des Entzugs, (prä-)delirant-psychotische Symptome ADHD und Substanzmissbrauch – Gründe für erhöhtes Risiko von Drogenabusus (1) 1. Vermehrte Impulsivität durch die Grunderkrankung (Neugierverhalten, höhere Risikobereitschaft, etc.) 2. früherer Beginn des Suchtmittelkonsums (=größere Gefahr der Abhängigkeitsbildung) (Biederman et al., 1997) 3. Anschluss an problematische peer-groups (wg. Zurückweisung in anderen Gruppen, negatives Selbstbild) ADHD und Substanzmissbrauch – Gründe für erhöhtes Risiko von Drogenabusus (2) 4. ‚klassische‘ Nutzung der Suchtmittel zur Kompen-sation von Schul-/Berufs/Partnerschaftabbrüchen, überforderten Eltern etc. 5. subjektiv Motivation eher Stimmungsstabilisierung statt Euphorisierung (Horner & Scheibe, 1997) ADHD und Substanzmissbrauch – Gründe für erhöhtes Risiko von Drogenabusus (3) 6. neurobiologische Hypothese: Genetische Veränderungen im dopaminergen System bei ADHS führen zu Veränderung der Verstärkerwirkungen der psychotropen Substanzen (Wodarz et al., 2007) 7. Folge: Erhöhte (oder eventuell verminderte) Empfindlichkeit bzgl. psychtroper Substanzen 8. nachgewiesene hirnstrukturelle Auffälligkeiten bei ADHD (präfrontaler Kortex, Zerebellum und subkortikale Strukturen) sind relevant für das sog. Belohnungssystem (Wilens, 2006) ADHD und Substanzmissbrauch – Gründe für erhöhtes Risiko von Drogenabusus (4) 9. substanzspezifische Gründe in Hinblick auf die Wirkung der Substanz auf die ADHS-Symptome (Selbstbehandlungshypothese) ADHD und Substanzmissbrauch – Cannabis (1) • missbrauchte illegale Substanz Nr. 1 auch bei ADHSBetroffenen (Wilens, 2006) • erhöhte Prävalenz für Cannabiskonsum unter ADHDBetroffenen (Upadhyaya et al., 2005) • Drogenabhängige mit ADHD missbrauchen Cannabis häufiger als solche ohne ADHD (Ohlmeier et al., 2008) • extreme Dosierungen und Applikationen mit bes. intensiver THC-Aufnahme sehr weit verbreitet (Bongoder Eimerrauchen) • klinische Berichte und vereinzelte Studien über verbesserte (!) Schul- und Ausbildungs- bzw. Arbeitsleistung bei ADHD-Betroffenen unter Cannabis (einschl. Fahrleistung) (Strohbeck-Kühner et al., 2008) ADHD und Substanzmissbrauch – Cannabis (2) • paradoxe Wirkung: eigentlich erhebliche Beeinträchtigung von Aufmerksamkeitsfunktionen im akuten Cannabisrausch (Iversen, 2003; Pope et al., 2001) • neurochemische Wirkung von Cannabis: Hemmung der Neurotransmission, erfolgt zweiphasig (erst GABA, dann Dopamin und v.a. Glutamat) • Erklärung für Exzitations- und Sedierungsphase des Cannabisrausches • ebenso für verbesserte Aufmerksamkeitsleistungen von Cannabis konsumierenden ADHD-Betroffenen durch Hemmung der GABAergen Interneurone im dopaminergen System ( vorübergehend mehr extrazelluläres Dopamin, Hemmung der Hemmung) • in der zweiten Phase dann Glutamathemmung (Hemmung der Erregung Sedierung) ADHD und Substanzmissbrauch – Nikotin (1) • Prävalenz Nikotinmissbrauch bei ADHD-Betroffenen deutlich erhöht • 44 % gegenüber 26 % in Normalbevölkerung (Sullivan & Ruzdnik.-Levin, 2001) • Nikotin vermindert bei ADHS-Betroffenen die Dopamin-Transporter-Dichte im Striatum (wie bei der Stimulanzien-Therapie) • Nachweis auch bei Nicht-Rauchern ohne ADHS (über Applikation eines Nikotin-Pflasters) • d.h. kein Effekt neurochemischer Adaption bei Rauchern ADHD und Substanzmissbrauch – Nikotin (2) • Folge des Konsums bei ADHS-Betroffenen: unmittelbare Beruhigung und (geringer ausgeprägte) Konzentrationssteigerung durch die indirekt agonistische dopaminerge Wirkung • Studien mit Nikotinpflaster bei ADHS-Patienten (doppelblind) erbrachten eindeutige Ergebnisse (Shytle et al., 2002; Conners et al., 1996) • kaum vegetative Stimulierung/wachmachende Wirkung (wie bei nicht von ADHS Betroffenen) • Hypothese der paradoxen Drogenwirkung – bislang noch weitgehend unklar ADHD und Substanzmissbrauch – Alkohol (1) • eigentlich sedierend durch Verstärkung der GABAergen Hemmung und • Hemmung der NMDA-Rezeptoren des exzitatorisch wirkenden glutamatergen Systems • aber: akuter Alkoholkonsum stimuliert die Dopaminfreisetzung im Striatum (Heinz & Mann, 2001) • ADHD-Betroffene profitieren in der ersten Rauschphase des Alkohols • bzw. bei erneutem (frischem) Alkoholkonsum 2-Phasen Wirkung des Alkohols Euphorie/Erregung Entspannung ADHS und Sucht: Prävalenz, Konsummuster und Verursachungszusammenhänge ADHS und Alkohol: Hypothesen zur Entstehung Selbstbehandlungshypothese mit Stimulanzien behandelte AHDS-Jugendliche haben wesentlich geringeres Suchtrisiko Hinweise auf besonderes Risiko auf Alkoholabusus bei ADHS-Betroffenen mit ausgeprägter Aufmerksamkeitsstörung (weniger Hyperaktivität und Impulsivität) Betroffene profitieren von der anregenden Wirkung in Bezug auf Arbeitsfähigkeit und Kontaktfähigkeit Einfluss anderer komorbider Störungen (insbes. Persönlichkeitsstörungen) suchtfördernd hier besonders auch Depression (wg. ADHS bedingtem Minderwertigkeits-/Misserfolgserleben, aber auch wg. Sucht) ADHS und Sucht: Prävalenz, Konsummuster und Verursachungszusammenhänge ADHS und Alkohol: Hypothesen zur Entstehung Selbstbehandlungshypothese mit Stimulanzien behandelte AHDS-Jugendliche haben wesentlich geringeres Suchtrisiko Hinweise auf besonderes Risiko auf Alkoholabusus bei ADHS-Betroffenen mit ausgeprägter Aufmerksamkeitsstörung (weniger Hyperaktivität und Impulsivität) Betroffene profitieren von der anregenden Wirkung in Bezug auf Arbeitsfähigkeit und Kontaktfähigkeit Einfluss anderer komorbider Störungen (insbes. Persönlichkeitsstörungen) suchtfördernd hier besonders auch Depression (wg. ADHS bedingtem Minderwertigkeits-/Misserfolgserleben, aber auch wg. Sucht) ADHD und Substanzmissbrauch – Kokain (1) • unter Kokain-Missbrauchern dtl. Erhöhung der Prävalenzrate ADHD (Wilens, 2007; Levin et al., 1998) • Doppelblind- Behandlungsstudien Placebo vs. Methylphenidat bei Kokainabhängigen mit ADHD zeigten Verminderung des Kokainkonsums für die Verumbehandlung (Levin et al., 2007) • Kokainabhängige mit ADHD konsumieren mehr Kokain als solche ohne ADHD (Ohlmeier et al., 2008) • Kokain blockiert die Transporter aller drei Monoamine (Dopamin, Serotonin, Noradrenalin) • potenziert damit die monoaminerge Transmission und erhöht extrazelluläres Dopamin und Noradrenalin ADHD und Substanzmissbrauch – Kokain (2) • Kokain wirkt damit wie eine Kombination der beiden z.Zt. wirksamsten Medikamente gegen ADHD (Methylphenidat und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer) • macht ruhiger (paradoxe bzw. antihyperaktive Wirkung) • hat zudem noch die euphorisierende Wirkung • Neuroadaptive bzw. Gen regulative Effekte von Methylphenidat und Kokain durchaus unterschiedlich • generell weniger neuroadaptive Effekte und weniger Expression opioider Peptide ( weniger Euphorisierung) durch Methylphenidat (Yano & Steiner, 2007) ADHD und Substanzmissbrauch – Substanzen Normale Wirkungen Wirkung bei ADHDBetroffenen Nikotin Stimulierung, aktivierend, wachmachend beruhigend, sedierend Kokain Antriebssteigerung, wachmachend, Euphorie Beruhigend, sedierend, Euphorie Cannabis Konzentrations- bzw. Besserung Aufmerksam-keit Konzentration + mindernd Aufmerksamkeit Alkohol Konzentrationsminderung, Sedierung Paradoxe Drogeneffekte Konzentrationssteigerung, aktivierend ADHS und Sucht – häufig gestellte (offene ?) Fragen Ritalin und Suchtentwicklung Einfluss komorbider psychischer Störungen (bes. Persönlichkeitsstörungen, Depression) Einfluss sozialer Faktoren/„Wahl“ der sozialen Umgebung Einfluss von Einstellungen/Zeitgeist/Anforderungen in der Arbeits- und Freizeitwelt „Ausrede ADHS“ – wie funktional ist die Diagnose ADHS bei der Bewältigung der Suchterkrankung ? … … Veränderung/Erweiterung der ADHS-Symptomatik vom Kindeszum Erwachsenenalter Schwächen und Stärken bei ADHS Inhalte und Ansatzpunkte für Psychotherapie von erwachsenen ADHS-Betroffenen • die ADHS-Symptomatik selbst • die Sucht • weitere komorbide Störungen wie Depression (charakteristisch sehr kurze depressive Episoden) • Lebenszufriedenheit Auswirkungen spezieller Ressourcen von ADHS-Betroffenen auf psychotherapeutische Behandlungen ADHS-spezifisches soziales Kompetenztraining– Bsp. Kontrolle von Ärger und Frustration Positive Kontrollaussagen: mündliche statements („das packen wir, geht schon, schaff‘ ich“) schriftliche statements („Ein Optimist steht nicht im Regen, er duscht nur gerade unter einer Wolke“) Üben im Rollenspiel oder eigenes „Vorwegnehmen“ z.B. – nichts wissen im Test - in jemanden versehentlich hineinrennen - unerwünscht sein in der Gruppe - gestört werden ADHS-spezifisches soziales Kompetenztraining – Bsp. Kontrolle von Ärger und Frustration Kontrollaussagen des Sich-Fügens: mündliche statements („was passiert, passiert halt!“, „ Kann man nichts machen, muss man gucken“) schriftliche statements (Chaos-Spruch:“Alles was uns nicht tötet,…) Üben im Rollenspiel oder eigenes „Vorwegnehmen“ z.B. – Freund zieht weg - wertvolles Geschenk wird gestohlen - Trennung der Eltern Empfehlungen zum Gesprächskontakt mit ADHS-betroffenen Erwachsenen direktiver Kommunikationsstil (d.h. nicht immer ausreden lassen, Unterbrechen ist erlaubt !!) Nebengeräusche/-reize reduzieren/ausschalten wiederholen und zusammenfassen nicht zu langsam sein Zeitbegrenzung … Erziehungshaltung und –verhalten gegenüber ADHS-Kindern und Jugendlichen • konsequente, klare Führung, kein Laisser-faire, kein Zick-Zack-Kurs • ruhige, freundliche, einschätzbare und klare Direktivität • elterliches Modell • begrenzte Relevanz der Einsicht • konventionelles Strafen bringt überhaupt nichts – außer Bockigkeit • dafür angemessene Konsequenzen und • positive Rückmeldungen • ADHS ist keine Entschuldigung, ADHS ist eine Erklärung Erziehungshaltung und –verhalten gegenüber ADHS-Kindern und Jugendlichen • konsequente, klare Führung, kein Laisser-faire, kein Zick-Zack-Kurs • ruhige, freundliche, einschätzbare und klare Direktivität • elterliches Modell • begrenzte Relevanz der Einsicht • konventionelles Strafen bringt überhaupt nichts – außer Bockigkeit • dafür angemessene Konsequenzen und • positive Rückmeldungen • ADHS ist keine Entschuldigung, ADHS ist eine Erklärung Erziehungshaltung und –verhalten gegenüber ADHSKindern und Jugendlichen – in 2 Sätzen: Nicht entschuldigen oder hart bestrafen, sondern helfen, Selbststeuerung zu erlernen, d.h. Problemverhalten erkennen und benennen, eine der „Tat“ oder dem Vorhalt angemessene Konsequenz finden und ohne Wenn und Aber umsetzen !!! Psychoedukation ADHS + Sucht Was ist Psychoedukation ? • Raum geben für eigene Erfahrungen und Meinungen über die Krankheit • den Patienten zum Experten in eigener Sache machen • von anderen Betroffenen lernen • das notwendige Wissen über die Störung erhalten • lernen mit der Krankheit zu leben • die Krankheitssymptome im Alltag erkennen und lernen sie zu bewältigen • die Störung als Krankheit akzeptieren • besser in der Lage sein, Freunden und Angehörigen die Störung zu erklären Was ist Psychoedukation nicht ? • vornehmlich Informationsgabe/-vermittlung • power-point- oder Folienvortrag • nur an "harten" Fakten orientiert (Medikamente, Biologie) • reiner Wissenserwerb auf Seiten der Betroffenen ohne Berücksichtigung der eigenen Erfahrungen • auch kein Selbsthilfe-Seminar (dort Blickwinkel der Betroffenen im Mittelpunkt) Was (also)ist Psychoedukation ? • umfassende Schulung von Patienten • "educere" = herausführen (aus Unwissenheit und Unerfahrenheit) • von C.M. Anderson 1980 im Rahmen der Schizophreniebehandlung/Angehörigenschulung erstmals gebraucht • Ursprung in der Verhaltenstherapie ("Subjektives Störungsmodell") • Ziel: Patienten/Betroffenen zum Experten seiner Erkrankung machen • wichtig: hierzu ist eine intensive Auseinandersetzung erforderlich • auch mit eigenen Erfahrungen, Kenntnissen und Einstellungen • und zwar in einer den Einschränkungen durch die Erkrankung angemessenen Form (und dennoch aktuellen Kenntnisstand bieten) Elemente/Funktionen der Psychoedukation • Informationsvermittlung (Symptomatik der Störung, Ursachen, Behandlungskonzepte etc.) • emotionale Entlastung (Verständnis fördern, Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen etc.) • Unterstützung einer medikamentösen und/oder psychotherapeutischen Behandlung • Förderung der Selbsthilfekompetenzen (Erkennen von und Reaktion auf Krisensituationen) Formen der Psychoedukation • Einzel- und Gruppenedukation möglich • besondere Chancen der Gruppenarbeit hinsichtlich emotionaler Entlastung und Reaktanzminderung • aber auch im Einzel bes. Möglichkeiten • Kursus oder Dauergruppe • Gruppenleiter: nicht nur Experte für Störung(en) • sondern auch für Didaktik/Gruppenprozesse • und insbesondere Motivierung der Betroffenen zur aktiven Auseinandersetzung • immer freiwillig, aber Empfehlung/"Verordnung" aussprechen GruppenleiterIn Psychoedukation • keiner speziellen Berufsgruppe vorbehalten • wichtig: Gruppenerfahrung/-kompetenz mit psychisch gestörten TeilnehmerInnen • möglichst auch Vortrags-/Medieneinsatzerfahrung • ansonsten: "Übung macht…" (Rollenspiel mit KollegInnen, Co-TherapeutInnen-Einsatz) • Problem: zu überzeugender/eloquenter Gruppenleiter Reaktanz • es geht nicht um letztgültige wissenschaftliche Erkenntnis, sondern um Funktionalität des Wissens(erwerbs) Themen Psychoedukation ADHS & Sucht im PZ Rickling 1. ADHS-Symptome in Kindheit und Erwachsenenalter, Beeinträchtigungen und Ressourcen 2. Genese, Verlauf und soziale/psychische Folgen von ADHS 3. ADHS und Substanzkonsum 4. Medikamentöse Behandlungsstrategien und Erfahrungen 5. Coaching und Psychotherapie bei ADHS 6. Leben und Lebensperspektiven mit ADHS Psychoedukation ADHS und Sucht Drogenkonsum Filpchart-Arbeit Drogen- „Hitliste“/ In-Out-Liste individuelle Wirkung/generelle Wirkung psychische Funktion der Drogeneinnahme Drogenabhängigkeit und ADHS - Kriterien der Sucht/Abhängigkeit - bisherige Therapien - Verhalten/Verhältnis gegenüber/zu anderen Abhängigen … … Unaufmerksamkeit Symptome Bewältigungsformen Vorteile Hyperaktivität Symptome Bewältigungsformen Vorteile Impulsivität Symptome Bewältigungsformen Vorteile Psychoedukation ADHS ADHS & Sucht und erlebte Drogenwirkung Bitte geben Sie bei den im folgenden aufgelisteten Drogen bzw. Substanzen Ihre persönlich erlebte Wirkung dieser Drogen bzw. Substanz an: Amphetamine/Ecstasy Cannabis Alkohol Benzodiazepine (z.B. Diazepam, Tavor, Fluninoc) Heroin Kokain Halluzinogene (z.B. LSD,Psilocybin) Psychoedukation ADHS ADHS & Sucht und erlebte Drogenwirkung Bitte geben Sie bei den im folgenden aufgelisteten Drogen bzw. Substanzen Ihre persönlich erlebte Wirkung dieser Drogen bzw. Substanz an: Amphetamine/Ecstasy Cannabis Alkohol Benzodiazepine (z.B. Diazepam, Tavor, Fluninoc) Heroin Kokain Halluzinogene (z.B. LSD,Psilocybin) Weiterverarbeitung (Denken, Handeln) ohne ADHS emotionale Bewertung/Gewichtung (insbesondere durch Hemmung von unwichtigen Reizen) Frontal- externe und interne Reize Stamm- (Stimmung, Wachheit, Wahrnehmungsimpulse) hirn hirn Weiterverarbeitung (Denken, Handeln) mit ADHS = keine Differenzierung der Reize/Impulse emotionale Bewertung/Gewichtung (Hemmung von unwichtigen Reizen gestört) Frontalhirn externe und interne Reize Stamm- (Stimmung, Wachheit, Wahrnehmungsimpulse) hirn Was ist pathologisch ? Farmer Normalverteilung Hunter Psychoedukative Gruppe „ADHS & Sucht“ „Leben mit J. Hermanns, Therapieleiter ADHS !“ Es folgen eine Reihe von Fragen, die PatientInnen mit ADHS (und Sucht) häufig stellen, wenn es um die Frage geht, was es für den Einzelnen bedeutet, ADHS und haben bzw. welche Auswirkungen diese Störung auf das weitere Leben hat ! Bei den Fragen geht es also nicht mehr um die Vergangenheit, in der ADHS eine möglicherweise große Rolle gespielt hat, sondern um die GEGENWART und vor allem die ZUKUNFT !!! Betrachten Sie die Fragen bitte als Anregung für Ihren Prozess des Nachdenkens bzw. die gemeinsame Diskussion. Was bedeutet die Tatsache, dass ich unter ADHS leide, für mein Selbstbild (mein Ego, mein Selbstvertrauen bzw. Selbstbewusstsein) ? In welchen Situationen im meinem gegenwärtigen Leben wirkt sich das ADHS noch negativ aus und wie wird dies in der Zukunft sein ? Wie wird sich zukünftig meine Suchterkrankung entwickeln ? Wie werde ich mit meinen Freunden/meiner Familie über ADHS sprechen ? Gibt es durch das ADHS Defizite oder besondere Schwächen, die ich ausgleichen muss, und wenn ja wie ? ... ... Psychoedukation bei ADHS D‘Amelio et al. bes. ADHS-spezifisch psychoedukativ + therapeutisch Manual in der Praxis bewährt Online-Unterlagen 56 Psychotherapie bei ADHS Neuropsychologie Arbeitsgedächtnisdefizit Verhaltensinhibitionsdefizit Aufmerksamkeits-, Konzentra-tions- und Gedächtnisübungen Zeitwahrnehmung und –mana-gement Impulskontrolle und Selbstregulation Alltags- und Organisationshilfen Psychotherapie bei ADHS • symptomatische und neuropsychologische Betrachtungsweise • Inhibitionsdefizit (Barkley) • Delay Aversion (Sonuga-Barke) • gestörte State-Regulation Hypoarousal (Sergeant) • Konditionierungsdefizit (Sagvolden) • Working memory Defizit • Ätiologisches Modell der ADHD Frontostriatale Dysfunktion (aus Konrad & Herpertz-Dahlmann ,2004) Impulsi vität Inhibitionsstörung Dopamin Imbalance zentraler Katecholamine Noradr enalin ADHDSymptome Unaufme rk-samkeit Hyperaktivi-tät 60 61 Stopp-Karten-Prinzip 62 Stopp-Karten-Prinzip 63 Stopp-Karten-Prinzip 64 Finden der Zahlenfolgen – Vorgehen nach dem Stopp-Prinzip 65 66 67 Zeitwahrnehmung und Zeitmanagement • Wissen über die Dauer einzelner Tätigkeiten • vorhandene Zeit sinnvoll nutzen (Tages- und Wochenpläne) • Planung !!! (incl. Pufferzeit und Reserve für unvorhergesehene Ereignisse min. 20%) • Problem Zeitfresser • Zeit für angenehme Dinge einplanen • Wegezeiten mit einplanen • Persönliche Leistungskurve und Mittagstief 68 Organisation und Planung ABC-Aufgabenlisten A-Aufgaben: größte Dringlichkeit und Wichtigkeit, d.h. kurzfristig zu erledigen im Zustand höchster Leistungsfähigkeit B-Aufgaben: weniger dringlich und wichtig, können über längeren Zeitraum erledigt werden, auch bei geringerer Leistungsfähigkeit C-Aufgaben: geringste Bedeutung, für Zieler-reichung oft nicht erforderlich 69 Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne (1) • ‚Salami-Taktik‘ • ‚Wecker‘-Technik • Ziel: Aufmerksamkeitsabbrüche wahrnehmen und kontrollieren 70 Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne (2) • Erfassen/Festlegen der individuellen Aufmerksamkeitsspanne • langweilige, unattraktive Aufgabe • Einteilung in kleinere Einheiten je nach Aufmerksamkeitsspanne (Wecker stellen) 71 Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne (3) • nach Ende der jeweiligen Einheit Ablenkgedanken/impulse etc. aufschreiben • dann Rückkehr zur langweiligen Tätigkeit • am Ende Ablenkgedanken durchgehen und nach Wichtigkeit überprüfen 72 Verlängerung der Aufmerksamkeitsspanne (4) • Entwicklung von Selbstverbalisierungen: "Darum kümmere ich mich später!" • Selbstbelohnung nach gelungenem Arbeitsabschnitt 73 ADHS-spezifisches Impulskontrolltraining bei Ärger/Frustration Selbstberuhigung/Entspannung: “Abgezähltes Atmen“ Einatmen – 1001 bis 1004 – Ausatmen Rückwärtszählen positive Visualisierung (glatte, kühle Kugel, warmer Strand…) ADHS-spezifisches Impulskontrolltraining bei Ärger/Frustration Kontrollaussagen: mündliche oder schriftliche statements Selbstverbalisationen Funktion Priming und Erhöhung des Kontrollerlebens auch Kontrollaussagen des Sich-Fügens positive Aussagen, nicht resignativ