13 Aufbau der Materie Teil I

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LZ F13.5 /B13.5 Physik des Aufbaus der Materie
Inhaltsverzeichnis
13 Physik des Aufbaus der Materie
13.1
Physik der Atomhülle
13.1.1
Das Atommodell von Rutherford – Streuversuch
13.1.2
Bohrsches Atommodell
13.1.2.1
Postulate
13.1.2.2
Energiestufen des Wasserstoffatoms
13.1.2.3
Rydberg-Konstanten
13.1.2.4
Die Spektralserien des Wasserstoffatom
13.1.2.5
Erweiterung auf andere Einelektronensysteme
13.1.3
Franck-Hertz-Versuch
13.1.4
Quantenhafte Absorption und Emission
13.1.5
Röntgenstrahlung
13.2
Physik der Atomkerne
13.2.1
Kernaufbau und -zerfall
13.2.2
Die α-, β- und γ-Strahlung
13.2.2.1
Die α-Strahlung
13.2.2.2
Die β-Strahlung
13.2.2.3
Die γ-Strahlung
13.2.2.4
Eigenschaften radioaktiver Strahlung
13.2.2.5
Zerfallsreihen
13.2.3
Künstliche Kernumwandlungen und Energiebilanzen
13.2.4
Kernspaltung und –fusion
13.2.5
Das Zerfallsgesetz, Halbwertszeit und Aktivität
13.2.6
Nachweisgeräte
13.2.6.1
Ionisationskammer
13.2.6.2
Geiger-Müller-Zählrohr
13.2.6.3
Nebelkammer
13.2.7
Wechselwirkung von Strahlung mit Materie
13.2.7.1
Absorptionsgesetz
13.2.7.2
Dosimetrie und biologische Wirkung
ENDE
...........
...........
...........
...........
...........
...........
...........
...........
...........
...........
...........
...........
1
1
1
2
2
3
6
7
10
12
14
16
Folie 1
Folie 2
Folie 3
Folie 4
Folie 5
Folie 6
Folie 7
Folie 8
Folie 9
Folie 10
Folie 11
Folie 12
Folie 13
Folie 14
Folie 15
Folie 16
Folie 17
Folie 18
Folie 19
Folie 20
Folie 21
Folie 22
Folie 23
Folie 24
Folie 25
Folie 26
Folie 27
Folie 28
Folie 29
Folie 30
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Folienverzeichnis
Atommodell 1
Atommodell 2
Streuversuch von Rutherford
Größenverhältnisse am Atom
Größen von Atomen
Energieniveauschema des Wasserstoffatoms
Lymann - Serie
Balmer - Serie
Wasserstoff - Termschema
Bohrsches Atommodell
Natrium-Termschema
Franck-Hertz-Versuch - Versuchsaufbau
Die Frauenhoferschen Linien
Quantenhafte Absorption/ Emission von Licht
Gesetz von Moseley – Untersuchung der Kα–Linien verschiedener Atome
Gesetz von Moseley
Röntgenspektrum
Drehkristallmethode
Nuklidkarte - gesamt
Nuklidkarte Teil 1
Nuklidkarte Teil 2
Mittlere Bindungsenergie pro Nukleon
Stabilität der Atomkerne
C-14 Methode
Ionisationskammer
Geiger-Müller Zählrohr
Geiger-Müller Zählrohr
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1
13 Physik des Aufbaus der Materie
13.1 Physik der Atomhülle
13.1.1 Das Atommodell von Rutherford1 - Streuversuch
Versuchsanordnung und –durchführung:
Ein radioaktives Präparat 
(Radium) mit
Bleimantel zur
Abschirmung  sendet einen
α-Teilchenstrahl  aus. Dieser trifft
um Punkt  auf eine Goldfolie .
Der Teilchenstrahl  durchdringt
die Folie und wird nur teilweise
gestreut/reflektiert. Auf einem
Leuchtschirm  bzw. Fotografieschirm wird der Teilchenstrahl registriert.
(Animation: http://groups.uni-paderborn.de/cc/arbeitsgebiete/rutherford/video/makro_12.avi)
Ergebnis:
Die meisten α-Teilchen durchdringen die Folie ohne wesentliche Ablenkung, nur wenige
erfahren eine starke Richtungsänderung und sogar Rückstreuung.
(Animation: http://groups.uni-paderborn.de/cc/arbeitsgebiete/rutherford/video/mikro_12.avi)
Aussagen des Modells
1.
Atome haben einen Durchmesser von ca. 10-10 m in deren Zentrum der Atomkern
mit einem Durchmesser von 10-14 m nahezu die gesamte Masse konzentriert
2.
Der Atomkern ist positiv geladen.
3.
Die Elektronen der Atomhülle sind negativ geladen.
Problem - Stabilität des Atoms
1.
Elektronen können auf jeder möglichen Bahn um den Atomkern kreisen. (vgl.
Planeten) – Emissions- und Absorptionsspektren nicht erklärbar
2.
Bewegte Ladungen geben (analog Dipolschwingung) Energie in Form von
elektromagnetischer Strahlung ab – Folge: stetige Annäherung an Atomkern
1
Ernest Rutherford, 1871 – 1937, neuseeländischer Physiker, 1908 Nobelpreis Chemie
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2
13.1.2 Bohrsches2 Atommodell
13.1.2.1 Postulate3
Bohr ergänzte das Rutherfordsche Atommodell durch Annahmen, die später durch 2 Postulate
formuliert wurden.
1.
Postulat - Quantenbedingung:
Der Bahndrehimpuls L = r · me · v nimmt nur Vielfache von
h
( n = 1, 2, ...)
2π
2 π rn me v = n h
Ln
bzw.
h
an:
2π
FS S. 86
rn – Radius der n-ten Elektronenbahn
v – Bahngeschwindigkeit
Die Elektronen bewegen sich strahlungsfrei. n ist die Quantenzahl, die die Bahn
bestimmt.
In atomaren Dimensionen hat allein die wellenmechanische
Auffassung Gültigkeit. Das Elektron umläuft den Atomkern in Form
einer Welle mit der Wellenlänge
h
h
λ.Einstationärer Zustand
p me v
ergibt sich nur dann, wenn der Kreisumfang u = 2πr ein ganzzahliges
Vielfaches der de-Broglie-Wellenlänge des Elektrons ist.
Es gilt:
2.
 nλ
(aus Fendt Appletu1999)
 2 πr 
nh
 2 πrm e v  nh
mev
Postulat - Frequenzbedingung:
Elektronen geben beim Übergang von einer Bahn hoher Energie Em zu einer Bahn niedriger
Energie En Energie in Form eines Photons ab, bzw. umgekehrt wird ein Photon
aufgenommen:
ΔE = En – Em = h·f
FS S. 86
Mängel des Bohrschen Atommodells
-
Anwendbarkeit beschränkt auf
-
Bewegung in einer Ebene – Widerspruch zur Kugelsymmetrie der kinetischen Gastheorie
-
können (Alkalimetalle)
Fälle, die auf Einelektronensysteme reduziert werden
richtige Energieniveaus, aber falscher Elektronendrehimpuls
Elektronen als Punktmassen mit vorgeschriebenen Bahnen und genau angebbarer
Geschwindigkeit (Widerspruch zur Quantenmechanik vmin = 7,3·106ms-1)
...
Die Bohrschen Postulate sind willkürliche Annahmen, die es ermöglichen, Spektrallinien
vorauszuberechnen.
2
3
Niels Henrik David Bohr, 1885 – 1962, dänischer Physiker, 1922 Nobelpreis Physik
Ein Postulat (lat.: postulatum = „Forderung“) ist eine plausibel erscheinende These, ohne Beweis.
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3
13.1.2.2 Energiestufen des Wasserstoffatoms
Für die Gesamtenergie auf der Bahn gilt En = Epot,n + Ekin,n
Potentielle Energie:
E pot, n 
1 Q1Q 2
4 πε 0 rn
E pot,n  
E pot,n  
Bahngeschwindigkeit vn
(Atomkern als ruhend im Mittelpunkt gedacht: mKern→∞)
FZ  FC
mit Q1 = – Q2 = – e
m e v 2n
e2

rn
4 πε 0 rn2
e2
2
rn m e v n 
4 πε 0
e2
h
Lv n 
mit L  n
4 πε 0
2π
2
e
v 
Bahnradius rnn 2 ε 0 hn
e2 e 2 πme
4 πε 0 ε 0 h 2 n 2
me e4
4 ε 02 h 2 n 2
Kinetische Energie
e2
e2
mit v n 
4 πε 0
2 ε 0 hn
4
2
e
e
rn m e 2 2 2 
4 ε0h n
4 πε 0
ε h2 2
rn  2 0
n
e πme
rn m e v 2n 
me 2
vn
2
me
e4

2 4 ε 02 h 2 n 2
m ee 4
 2 2 2
8 ε0h n
E kin, n 
E kin, n
Gesamtenergie En
E n  E kin,n  E pot, n
me e4
me e 4

8 ε 02 h 2n 2 4 ε 02 h 2 n 2
m e4
2 m e4
 2 e 2 2  2 e2 2
8ε0h n 8ε0h n

En  
me e 4 1

8 ε 02 h 2 n 2
FS S. 87
Zusammenfassung:
Für den Grundzustand (n = 1) ergeben sich
r1 = 5,29·10-11m der Bohrsche Radius.
Es gilt rn = r1 · n2.
1
n2
rn und En hängen damit nur von Naturkonstanten und der Quantenzahl n ab.
E1 = -2,18·10-18 J = -13,6 eV.
Es gilt E n  13,6eV
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4
Gesamtenergien für verschiedene Quantenzahlen - Energiestufen
Mit E n  13,6eV
1
ergeben sich für
n2
verschiedene Quantenzahlen die verschiedenen
Energiestufen des Wasserstoffatoms.
1
 13,6 eV
12
1
E 2  13,6 eV 2  3,4 eV
2
1
E3  13,6 eV 2  1,51eV
3
1
E 4  13,6 eV 2  0,85 eV
4
1
E5  13,6eV 2  0,544 eV
5
...
E  0
E1  13,6 eV
n→∞
n=4
n=3
freie
Elektronen
gebundene
Elektronen
n=2
n=1
Damit können Elektronen und Aufnahme/Abgabe
von bestimmten Energiemengen auf verschiedene
Energiestufen (mit den Quantenzahlen n oder m) „springen“.
z.B.
von m = 2 auf n = 3: ΔE = E3 – E2 = –1,51 eV – (–3,4 eV) = 1,89 eV
Ionisierungsenergie
Wird eine Elektron aus dem Zustand mit der Quantenzahl n auf den Energiezustand mit n → ∞
gehoben, so wird das Elektron vom Kern gelöst, das Atom wird ionisiert (vgl. Photoeffekt). Die
Ionisierungsenergie des Wasserstoffatoms (aus dem Grundzustand) beträgt Ei = 13,6 eV. In
dieser Größenordnung liegen auch die Ionisierungsenergien anderer Atome.
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AP 2004/I
5
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6
13.1.2.3 Rydberg4-Konstanten
Rydberg-Konstante5 R∞ für Einelektronensysteme
Für die Energie eines emittierten Photons ergibt sich entsprechend dem 2. Bohrschen Postulat
folgender Zusammenhang:
me e 4 1  m ee 4 1  m ee 4  1
1 
ΔE   2 2  2    2 2  2   2 2   2  2 
8 ε0h n  8 ε0h m  8 ε0h  m n 
und mit ΔE  hf  h
f
c0
λ
mee 4  1
1 
 2  2
2 3 
8 ε0h  m n 
bzw.
1
m e4  1
1
 2e 3   2  2 
λ 8 ε 0 h c0  m n 
mit c 0  λf
me e 4
R

mit 
8 ε 02 h 3c0
FS S. 87
Rydberg-Konstante R∞ = 1,0973731568527 ·107 m-1
mee4
R

R
c

 3,2898 1015 Hz .
f

0
Nicht zu verwechseln ist diese mit der Rydberg-Frequenz
2 3
8 ε0h
Modifizierte Rydberg-Konstante R
Die bisherigen Formeln und deren Herleitungen betrachten den Atomkern als ruhend im
Zentrum - Atomkern mit unendlich großer Masse. Da aber der Atomkern und das Elektron (wie
auch Erde und Mond) um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, muss eine Korrektur
vorgenommen werden - die
r sogenannte reduzierte Masse
r1
m
me
m
1  e wird eingeführt.
mK
r2
Für die modifizierte Rydberg-Konstante ergibt sich demnach
jeweilige Ruhemasse des Atomkerns ist.
R
R
m
1  e , wobei mK die
mK
Rydberg-Konstante RH des Wasserstoffatoms
Für die Rydberg-Konstante RH des Wasserstoffatoms ergibt sich mit mK = mP:
RH = 1,09677583·107 m-1.
4
5
12
Johannes Robert Rydberg, 1854 – 1919, schwedischer Physiker, 1900
genaueste zu ermittelnde Naturkonstante mit einer relativen Standardabweichung von 6,6·10-
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7
13.1.2.4 Die Spektralserien des Wasserstoffatom
allgemeine Serienformel des Wasserstoffatoms
1
Die gewonnene Formel für
kann auch für das Wasserstoffatom mit der modifizierten
λ
Rydbergkonstanten RH für das Wasserstoffatom verwendet werden.
1
1 
 1
 RH 2  2 
λ
m 
n
1
... Wellenzahl
λ
n,m = 1; 2; 3 ...; m > n
Damit konnte nun auch die auffälligste Erscheinung, die von Atomen ausgeht – die
Ausstrahlung von Licht, gedeutet werden. Zerlegt man dieses Licht durch ein Gitter oder Prisma
in seine Bestandteile, so erhält man das für dieses Atom charakteristische Spektrum
Das einfachste Spektrum sendet Wasserstoff aus. Balmer6 ist es 1885 gelungen, die Frequenzen
der Spektrallinien des Wasserstoffatoms durch die empirische7 Formel
1 
1
f  R H, f   2  2 
m 
2
zu beschreiben.
bzw.
Frequenzen der Balmer-Serie mit RH,f ... Rydberg-Frequenz
1
1 
 1
 RH  2  2 
λ
m 
2
390 400 410
H ζ H ε Hδ
430
Wellenlänge der Balmer-Serie
480 490
Hγ
Wellenlänge in nm
650 660
Hβ
Hα
Später fand man nach Vervollkommnung der Geräte zum spektrographischen Nachweis auch
Linienserien im nichtsichtbaren Bereich:
Lyman-Serie
Paschen-Serie
Brackett-Serie
Pfund-Serie
neu:
6
7
1
λ
1
λ
1
λ
1
λ
1
λ
1 
1
 RH  2  2 
m 
1
1 
 1
 RH  2  2 
m 
3
1 
 1
 RH  2  2 
m 
4
1 
 1
 RH  2  2 
m 
5
1 
 1
 RH  2  2 
m 
6
im ultravioletten Bereich
(1906)
im infraroten Bereich
(1908)
im infraroten Bereich
(1922)
im infraroten Bereich
(1924)
mit der ersten Linie bei λ = 11,7 μm
Johann Jakob Balmer,1825-1898, schweizer Mathematiker und Physiker
auf Erfahrung beruhend
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8
Diese Linien gelten nicht nur für die Emission, sondern auch für die Absorption von Licht,
das von außen auf das Atom trifft. Stimmt die Energie des Lichtquants mit der Energie überein,
die das Atom selbst aussenden kann, so wird die Energie des Lichtquants absorbiert, in dem
das Atom aus seinem energieärmsten Zustand n = 1, dem Grundzustand, in einem
energiehöheren angeregten Zustand übergeht – Resonanzabsorption.
freie
Elektronen
gebundene
Elektronen
Emission, Absorption
von Lichtquanten
Termschema des Wasserstoffatoms
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AP 1994/II
AP 1992/I
AP 2002/II
9
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13.1.2.5
10
Erweiterung auf andere Einelektronensysteme
Ein Atom, das aus einem mehrfach geladenen Kern und einer entsprechenden Anzahl von
Elektronen besteht, ist in der Lage, eine größere Anzahl von Spektralserien zu emittieren als
das Wasserstoffatom. Diese Spektren sind kompliziert und schwer mit einem Modell zu
beschreiben. Mit einfachen Annahmen gelingt es in Einzelfällen diese dennoch zu beschreiben
- Einelektronensysteme.
Ze2
F

Mit el
4 0 r 2 für einen Z-fach geladenen Atomkern folgt für die Frequenzen der
1 
 1
2
emittierten Spektrallinien f  Z  R f  2  2  .
m 
n
Mit Z = 1 ist diese Beziehung identisch mit der Serienformel für das Wasserstoffatom. Mit
Z = 2 erhält man das Spektrum des einfach ionisierten He+-Atoms.
Mit höherer Ordnungszahl sind nur noch die Spektren
der Alkalimetalle einfach darstellbar. Hier spielt sich
die Emission und Absorption im optischen Bereich
ohne Beteiligung der niedrigen Niveaus ab, da diese
schon voll mit Elektronen besetzt sind. Jedoch sind bei
Mehrelektronensystemen
aufgrund
der
vier
Quantenzahlen
n
(Hauptquantenzahl),
l
(Nebenquantenzahl: l ≤ n-1), m (magnetische
Quantenzahl: -l ≤ m ≤ +l) und s (Spinquantenzahl:
+1/2 und -1/2) viele Zustände möglich, zwischen
denen eine Vielzahl optischer Übergänge auftreten
können (bestimmte Auswahlregeln, auf die hier nicht
eingegangen wird, schließen einige Übergänge aus –
Beispiele gestrichelt gezeichnet). Auch ist die
Kernladungszahl
Z
durch
die
effektive
Kernladungszahl Zeff zu ersetzen, da nicht alle
Elektronen vom Atomkern gleich stark angezogen
werden.
Die bekannteste Linie im dargestellten Energieniveauschema ist die Natrium-D-Linie
(λ ≈ 589nm), die eine gelbe Färbung der Flamme hervorruft, wenn man Kochsalz
hineinstreut. Bei genügend hoher Auflösung des Spektrometers ist diese als Dublett – zwei
eng benachbarte Linien - zu sehen.
Animation Gasentladung:
http://phet.colorado.edu/sims/discharge-lamps/discharge-lamps_de.jnlp
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AP 2000/III
11
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12
13.1.3 Franck-Hertz8-Versuch
Aufbau und Funktionsweise einer Vakuum-Triode
Glühkatode
Vakuum-Röhre
Gitteranode
UH
Auffangelektrode
A
IA
UA
UG
Eine Gitterspannung UG regelt den Anodenstrom IA. Einsatzgebiet: Audio-Verstärker
Untersuchung der Energieaufnahme von Atomen durch beschleunigte Elektronen
Versuchsaufbau:
mit HG-Dampf
gefüllte Röhre
Glühkatode
Gitteranode
Auffangelektrode
UH
6,3V
IA
A in pA
UB
0..60V
Versuchsdurchführung:
UA
1,5 V
In einer mit Quecksilberdampf gefüllten Vakuumröhre (   200 C ) werden mittels einer
Glühkatode Elektronen erzeugt und durch die regelbare Spannung UB zwischen Katode und
Gitteranode beschleunigt. Im Anodenstromkreis wird der Anodenstrom IA gemessen.
Versuchsergebnis:
(vereinfacht)
IA
4,9 V
0
8
U1
4,9 V
U2
4,9 V
UB
James Franck, 1882-1964, Gustav Ludwig Hertz, 1887-1975, deutsche Physiker, 1911-1914
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13
Erklärung:
0..U1:
ab U1:
ab U2:
Durch die Beschleunigungsspannung UB erhalten die Elektronen kinetische
Energie und sind in der Lage gegen die Anodenspannung anzulaufen. Je größer
die Beschleunigungsspannung UB desto großer ist der messbare Anodenstrom IA.
Die Elektronen geben bei einer Spannung über U1 den Energiebetrag ∆E = 4,9eV
= 7,85·10-19J an die Quecksilberatome ab. Dies entspricht der Anhebung der HGAtome auf eine bestimmte Anregungsstufe und wird beim Übergang in den
Grundzustand durch Anregungsleuchten (λ = 253,6 nm - ultraviolett) wieder
ausgestrahlt. Die restliche Energie der Elektronen wird wieder zum Anlaufen
gegen die Anodenspannung genutzt und erhöht somit wieder die
Anodenstromstärke IA.
Die Elektronen können nun mehrmals den Energiebetrag von ∆E = 4,9eV an die
Quecksilberatome abgeben, so dass bei Vielfachen von 4,9V ein wiederholtes
Absinken der Anodenstromstärke IA zu beobachten ist.
(Video Anregungszonen:
http://www.leifiphysik.de/web_ph12/versuche/10frankherz/franck_hertz.wmv)
(einfache Animation zum Versuch:
http://www.leifiphysik.de/web_ph12/versuche/10frankherz/animation.htm)
(aufwendige Animation zum Versuch: http://www.thomasunkelbach.de/p/a/fhv/FranckHertz/FranckHertz.html)
Anregungszonen der Quecksilberatome durch
Stöße der Elektronen verschiedener Energien.
Ergebnis:
Atome absorbieren Energie nur in bestimmten Beträgen (quantenhafte
Absorption), deren Größe charakteristisch für das entsprechende Atom
ist.
LZ F13.5 /B13.5 Physik des Aufbaus der Materie
14
13.1.4 Quantenhafte Absorption und Emission
Quantenhafte Emission von Licht
Durch Energiezufuhr kann man die
Atome
eines
Gases
zum
Leuchten
anregen. Dabei wird nur Licht mit für das
Atom spezifischen Frequenzen emittiert,
d.h.
Quanten
Energie E = h·f
der
charakteristischen
Quantenhafte Absorption von Licht – Resonanzfluoreszenz
Atome absorbieren genau das Licht, das sie bei geeigneter Anregung auch emittieren.
Die Fluoreszenz ist eine charakteristische Leuchterscheinung von festen
Körpern, Flüssigkeiten oder Gasen nach
Bestrahlung mit Licht, Röntgen- oder
Korpuskularstrahlen. Die Atome des
Fluoreszenzstoffes absorbieren Energiequanten (z.B. Photonen geeigneter
Energie) der einfallenden Strahlung,
befinden sich also im angeregten
Zustand. Durch spontane Emission des
charakteristischen Fluoreszenzlichtes
geben sie diese Energie ab und gelangen
so in den Grundzustand. (© Sebastian Stumpf: http://sebastianstumpf.ilo.de/refph2/refph2.html)
Versuch:
Schickt man durch eine Bunsenflamme Licht einer Na-Dampflampe, so lässt die
Flamme das Licht ungehindert durch. Bringt man Kochsalz NaCl in die
Bunsenflamme, so sendet sie das charakteristische gelbe Natriumlicht aus und wirft
einen kräftigen Schatten.
Erklärung: Die Na-Atome in der Flamme absorbieren die Photonen der Na-Dampflampe und
emittieren sie anschließend nach allen Richtungen.
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15
Die Fraunhoferschen9 Linien
Im Jahre 1814 entdeckte J. Fraunhofer die Absorptionslinien im kontinuierlichen Spektrum des
Sonnenlichtes. Wie im Versuch gezeigt wurde, wird das gelbe Licht einer Na-Dampflampe von
Na-Dampf absorbiert, d.h. dass man
mit Hilfe von den Absorptionslinien
im Spektrum des Sonnenlichtes
feststellen kann, welche Elemente
auf der Sonne vorkommen. Ein Teil
von
den
Ursprungs
Linien
ist
(Absorption
Erdatmosphäre),
irdischen
in
während
der
der
größte Teil durch Absorption des Sonnenlichts in der "Chromosphäre" entsteht.
A (äußerstes Rot) Terrestrischer Sauerstoff
B (Rot) Terrestrischer Sauerstoff
C (Rot) Solarer Wasserstoff
F (Blau) Solarer Wasserstoff
G (Violett) Solares Eisen und solares Calcium
H (äußerstes Violett) Solares Calcium
D1 (Gelb) Solares Natrium
D2 (Gelb) Solares Natrium
E (Grün) Solares Eisen
Kontrollfragen
1.0 Beim Franck-Hertz-Versuch wird eine mit Quecksilberdampf gefüllte Dreielektrodenröhre verwendet. Diese emittiert ultraviolettes Licht mit der Wellenlänge 254 nm.
1.1 Berechnen Sie die zugehörige Anregungsenergie der Hg-Atome in eV.
1.2 Skizzieren Sie die Versuchsanordnung zum Franck~Hertz-Versuch und benennen Sie die
wesentlichen Teile, auch die der Triode.
1.3 Beschreiben Sie die Durchführung des Versuchs sowie sein Ergebnis anhand eines
IA(UG)-Diagramms.
1.4 Erklären Sie mit Hilfe des Bohrschen Atommodell den Verlauf der Stromstärkekurve im
Diagramm von 1.2. Warum ist der Verlauf mit dem Rutherfordschen Atommodell nicht
erklärbar.
1.5 Welche wesentliche Aussage des Bohrschen Atommodells wird durch den Franck-HertzVersuch gestützt ?
9
Fraunhofer, Joseph v., 1787 – 1826, deutscher Physiker
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16
13.1.5 Röntgenstrahlung 10
Erzeugung von Röntgenstrahlung
Kühlkopf
Lässt man energiereiche Elektronen, die vorher im Vakuum
Cu-Anode beschleunigt wurden, auf Materie aufprallen, so entsteht
eine
elektromagnetische
Wellenstrahlung
–
Röntgenstrahlung bzw. X-Strahlung.
UA
Röntgenstrahlung
Die Intensität dieser Strahlung kann durch die Anzahl der
aus der Glühkatode austretenden Elektronen bestimmt
werden
–
Regelung
des
Heizstromes.
Die
Härte
(Durchdringungsfähigkeit) der Strahlung wird durch die
Beschleunigungsspannung, also der kinetischen Energie
der Elektronen, bestimmt.
UH
Rund 5% der kinetischen Energie der Elektronen wird in
Strahlung umgesetzt, der Rest wird als Wärmeenergie an die Anode abgegeben.
Je nach Erregungsprozess unterscheidet man zwischen der kontinuierlichen Röntgenstrahlung
oder Bremsstrahlung und der charakteristischen Röntgenstrahlung oder Eigenstrahlung.
Spektrum der Röntgenstrahlung
Das kontinuierliche Spektrum
Elektronen werden durch den Atomkern infolge der
Coulomb-Kräfte abgebremst. Dabei wird die kinetische
Energie
des
Elektrons
verringert
und
diese
Energiedifferenz in Form von Strahlung abgegeben:
ΔEkin = EQ = h∙f. Die Geschwindigkeit der Elektronen
kann zwischen 0 und der Anfangsgeschwindigkeit
variieren, so dass ein kontinuierliches Spektrum entsteht.
Bei Abbremsung auf v = 0 (ΔEkin,max = Wel) wird eine Höchstfrequenz fG erreicht. Es
gilt dann: h∙fG = eUB
Conrad Wilhelm Röntgen, 1845 - 1923, deutscher Physiker,1985 – Entdeckung der
Röntgenstrahlung
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LZ F13.5 /B13.5 Physik des Aufbaus der Materie
Das charakteristische Spektrum
Bei
genügend
hoher
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Beschleunigungsspannung
entsteht zusätzliche eine Linienstruktur, die für das
jeweilige Material charakteristisch ist und der Bremsstrahlung überlagert ist.
Diese Linien entstehen, indem die Elektronen der
inneren Elektronenschalen durch die aufprallenden
energiereichen Elektronen „herausgeschlagen“ werden
und Elektronen der äußeren Schalen in diese „Löcher nachrutschen“. Entsprechend der
Frequenzbedingung für die einzelnen Übergänge werden diskrete Spektrallinien
emittiert. Je nach Elektronenschale auf der der Quantensprung endet, wird die Strahlung
mit K, L ... bezeichnet und mit α, β ... von welcher dieser Sprung beginnt.
Energieniveauschema zur
Entstehung der charakteristischen
Kα- und Kβ-Strahlung
Spektren bei verschiedenen
Beschleunigungsspannungen
Bremsspektrum mit
charakteristischer Kα- und KβStrahlung einer Molybdän-Anode
LZ F13.5 /B13.5 Physik des Aufbaus der Materie
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Gesetz von Moseley11 für die Kα-Linie
Moseley untersuchte mit einer
braggschen
Anordnung
das
Röntgenspektrum. Er fand einen
Zusammenhang zwischen der das
Element bestimmenden Ordnungszahl Z und der Wurzel der
f der jeweiligen cha-
Frequenz
rakteristischen Strahlung: Z ~
f.
Für die Kα-Linie stellte er fest, dass
eine auftretende Konstante QK stets um 1 kleiner war als die
Ordnungszahl Z. Mit QK = Z – 1 ergibt sich:
1
λKα
 Z 1 
3
R
4
QK 
1
3
1 1 1 
λKα
1
2 3

 Z  1 R  und mit  1    2  2 
4
4 1 2 
3
λKα
4
R
4
1
2 3
 Z  1 R 
λKα
4
Gesetz von Moseley für die Kα-Linie
Deutung der Formel
Die positive Kernladung Z·e wird durch die eine negative Ladung des verbleibenden
K-Elektrons teilweise abgeschirmt wird. Die effektive Kernladungszahl Zeff ist dann Z - 1.
Die Formel entspricht zudem der Serienformel mit effektiver Kernladungszahl Zeff = Z – 1 für
den Übergang von von der L- zur K-Schale aus der bohrschen Theorie, denn
1
λK α
Z–1 2 R ∞
1
12
Weitere Formeln:
Kβ-Linie:
Lα-Linie:
11
Moseley
1
- 22 ist die Serienformel für n = 1 und m = 2.
1
λK β
1
λ Lα
Z–1,8 2 R ∞
Z–7,4 2 R ∞
1
12
1
-
-
1
32
1
22 32
Z–1,8 2 R ∞
Z–1,8 2 R ∞
Moseley, Henry Georges Jeffreys, 1887 – 1915, englischer Physiker, 1914 – Gesetz von
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AP 2003/III
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LZ F13.5 /B13.5 Physik des Aufbaus der Materie
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Drehkristallmethode – Messung der Wellenlänge durch Interferenz
am Kristallgitter (aus http://de.wikipedia.org/wiki/Drehkristallmethode)
Die Drehkristallmethode ist ein Analyseverfahren in der Kristallographie zur Bestimmung von
Kristallstrukturen auf der Basis von Röntgenbeugung. Sie wurde 1913 entwickelt von William
Henry Bragg gemeinsam mit seinem Sohn William Lawrence Bragg.
Ein Kristallgitter wird mit monochromatischer Röntgenstrahlung bestrahlt, wobei der
Glanzwinkel α (Winkel zwischen Oberfläche und Strahl, im Gegensatz zum Einfallswinkel =
Winkel zwischen Strahl und Einfallslot) von 0° aus gesteigert wird. Die Impulsrate wird jeweils
unter dem Winkel 2α durch ein Geiger-Müller-Zählrohr gemessen, da am Kristall Reflexion
nach dem Reflexionsgesetz auftritt (Huygenssches Prinzip).
Bei den Winkeln, die der BraggGleichung
genügen,
tritt
konstruktive Interferenz auf: Hier
ist der Gangunterschied zwischen
den jeweils an der ersten bzw.
zweiten
Strahlen
Netzebene
ein
reflektieren
ganzzahliges
Vielfaches der Wellenlänge, die
Impulsrate hat dort also ein lokales
Maximum. Aus der Bragg-Gleichung lassen sich bei bekannter Wellenlänge der
Röntgenstrahlung die Netzebenenabstände berechnen. Daraus kann man auf die Struktur des
jeweiligen Kristalls schließen.
LZ F13.5 /B13.5 Physik des Aufbaus der Materie
AP 2006/II
AP 2000/III
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