Bad Kissinger Präventivmedizin: Hormone Was sind Hormone ? Hormone sind chemische Signalstoffe, die, in endokrinen Organen produziert, über das Blut ihre Zielorgane erreichen und deren Stoffwechsel in charakteristischer Weise beeinflussen. Hormone werden unterschieden nach: dem Ort der Produktion (Hypophyse/Hirnanhangsdrüse, Epiphyse/Pinealdrüse, Thyreoidea/Schilddrüse, Parathyreoidea/ Nebenschilddrüse, Ovar und Testes/Geschlechtsdrüsen, Adrena/Nebenniere, Pankreas/Bauchspeicheldrüse, Gastrointestinum/Darm, Renum/Niere), der chemischen Zusammensetzung (Steroide, Proteo-, Aminosäuren-, Fettsäuren-Hormone), den Wirkungsrezeptoren (lipophile und hydrophile Hormone). Was tun Hormone ? Sie steuern den gesamten Organismus direkt (Hypophyse mit Impulsen vom Hypothalamus) und indirekt (über untergeordnete Drüsen): Stoffwechsel (Energie, Aufbau, Abbau), Sexualzyklus und Fortpflanzung, Reaktionen (Abwehr, Alarm, Entzündung, Entspannung). Altersbedingt nimmt die zentrale wie periphere Hormonproduktion nachweislich ab mit der Folge erhöhten Krankheitsrisikos. Zustände wie Menopause, Andropause, Adrenopause, Somatopause sind, neben Umwelt-, Lifestyle- und Erbgutbedingten eine der wichtigsten Ursachen altersbedingten Abbaus. Präventivmedizinisch sind aus der Vielfalt der Hormone insbesondere diejenigen wichtig, welche Ersatz- und ReparaturVorgänge steuern (Wachstumshormon) und zum Wohlbefinden beitragen (Östrogen, Testosteron, DHEA, Melatonin). Vorrangig stellt sich die Frage, ob deswegen nicht „jüngere“ Hormonspiegel wieder-hergestellt werden sollten. Labordiagnostik von Hormonen: Cortisol (Hydrocortison): dieses Glukokortikoid wird mittels Steuerung von Hypothalamus und Hypophyse in der Nebennierenrinde gebildet und unterliegt einem ausgeprägten zirkadianen Rhythmus mit höchsten Werten vormittags und niedrigsten Werten nachts. Es stimuliert Glukoneogenese (Blutzucker vermehrend, damit diabetogen), Immunsuppression (Lymphozyten hemmend, damit abwehrschwächend und antiallergisch), Antiproliferation (Fibroblasten hemmend, damit entzündungshemmend) und wirkt auf Blutbildung, Eiweiss-, Wasser- und Elekrolyt-Stoffwechsel. Stressfaktoren (wie seelische und körperliche Belastungen, Umwelteinflüsse, Krankheiten, Adipositas, Alkoholismus, Anorexie, lebensgeschichtliche Einflüsse) regen die Bildung von Cortisol an, es wird deswegen als Stresshormon bezeichnet und ist auch von Bedeutung im metabolischen Syndrom (hoher Blutzucker, Insulinresistenz, Diabetes, Bluthochdruck, überhöhtes Körpergewicht). CortisolWerte steigen ab dem 55. Lebensjahr. Zum Ausschluß von Hyper- bzw. Hypo-Cortisolismus (Cushing, NNR-Insuffizienz) ist die Bestimmung von Tagesprofilen sinnvoll. Die präventivmedizinische Bedeutung liegt in der Erkennung von Stress als Risikofaktor beschleunigter Alterungsprozesse. DHEAs: De-Hydro-Epi-Androsteron-Sulfat wird in der Nebennierenrinde gebildet, ist eine Vorstufe der Androgene (z.B. Testosteron), beeinflußt auch die Östrogene und wird daher als „Mutter“ der Geschlechtshormone bezeichnet. Die präventivmedizinische Bedeutung liegt in Erkenntnissen über den Haushalt der Geschlechtshormone und ggf. deren sanften Anregung, für Stress-Abarbeitung, geruhsamen Schlaf, effektive Körperabwehr, beim Mann Muskel-Aufbau und Fett-Abbau, bei der Frau verbesserter Sexualität. Neue Erkenntnisse deuten auch verbesserte Insulin-Sensitivität, Vasodilatation, Knochendichte und Libido der Frau an. Östradiol: vorwiegend in den Ovarien gebildet, ist es das stärkste Östrogen und hat mit Progesteron eine zentrale Rolle im Menstruationszyklus. Es fördert Eiweissbildung und Blutfette, Durchblutung und Gerinnung, Wasserspeicherung, psychische und physische Empfängnisbereitschaft, vermindert Knochenabbau. Östradiol unterliegt einem ausgeprägten Sexualzyklus mit Werten von 5-300 pg/ml., die Werte sinken altersbedingt ab. Therapeutisch wird Östradiol zur hormonellen Kontrazeption, zur Substitution nach Hysterektomie und in der Menopause angewendet. Auf die Balance zu DHEAs und Testosteron sowie das Verhältnis zu SHBG ist zu achten. Die präventivmedizinische Bedeutung liegt in Linderung der Menopause-Symptome, Stärkung der Libido, von OsteoporoseProphylaxe und Verbesserung der Lebensqualität. Testosteron: vorwiegend in den Hoden gebildet, ist es das stärkste Androgen. Es ist anabol und fördert Eiweissbildung (Bemuskelung) und Knochenverkalkung, beim Mann die Spermatogenese, bei der Frau die Axillar- und Scham-Behaarung (Virilisierung).. Auf die Balance zu DHEAs und Östradiol sowie das Verhältnis zu SHBG ist zu achten. Es unterliegt dem zirkadianen Rhythmus, im Alter und bei Krankheit/Mulitmorbidität fallen die Werte ab. Die präventivmedizinische Bedeutung liegt in verbesserter Libido bzw. der Differentialdiagnose von Impotenz, in verbesserter Muskel-/Knochen-Relation, verbesserter körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit, verminderten Blutfetten, verbesserter Immunkompetenz und Wohlbefinden. SHBG: an das Sexual-Hormon-Bindende-Globulin zum Transport im Blut „gebunden“ befinden sich 70-90% der Sexualhormone, nur „freie“ sind biologisch aktiv. Die präventivmedizinische Bedeutung liegt in der Beurteilung des Aktivitäts-Potentials der „freien“ Sexualhormone. IGF1: Insulin-Growth-Factor 1 ist eines der Somatomedine, welche als Mediatoren des Wachstumhormons GH/STH auf Knochen, Knorpel und Bindegewebe wirken und zudem Insulin-ähnlich agieren. Die präventivmedizinische Bedeutung liegt in der Beurteilung adäquater Reparatur- und Ersatz-Vorgänge von Zellen und Geweben, Verbesserung von Stoffwechsel, Wasserhaushalt, Herzleistung, Muskeln, Immunität und stabiler Psyche.. Melatonin: wird von der Epiphyse im zirkadianen Rhythmus, vorwiegend nachts, gebildet und regelt den Schlaf (sog. Schlafhormon). Da es antagonistisch zum Melanozyten-Stimulierenden-Hormon wirkt (Melanom-Förderung ?), wird es auch als „Jugendhormon“ bezeichnet. Die Bestimmung erfolgt in Morgen-Blut bzw. –Urin (Entnahme 7-8 Uhr). Die präventivmedizinische Bedeutung liegt in der Beurteilung von Ein- und Durch-Schlafstörungen (wichtig für Reparatur- und Ersatz-Vorgänge der Gewebe), in der „Behandlung“ des Jet-Lag, im antioxydativen Zellschutz, effektiver Körperabwehr und als Stimmungs-Aufheller (Melatonin entsteht aus 5-Hydroxy-Tryptophan über Serotonin). Therapie Was kann Präventivmedizin tun bei abweichenden Analyse-Werten von Hormonen ? Zugrundegelegt werden muss die Tatsache, dass Werte ausserhalb des Normbereiches primär nichts mit Mangel oder Krankheit zu tun haben müssen: kein Patient wird aufgrund abweichender Laborwerte „krank gemacht“. Im Umkehrschluss kann auch kein Patient aufgrund von Werten im Normbereich „gesund gemacht“ werden. Analyse-Werte sind stets im Zusammenhang mit der klinischen Symptomatik zu sehen. Hormone steuern hochkomplizierte Regelkreise, das aktuelle medizinische Wissen kann die Wirkung von therapeutischen Substitutionen oftmals nicht befriedigend beantworten. Daher sind Eingriffe mittels Hormon-Substitution stets sehr kritisch zu sehen, streng zu indizieren und wegen beachtenswerten Risiken engmaschig zu kontrollieren. Aussagen von Analyse-Werten Cortisol vermindert: niedrige Cortisol-Werte (Hypocortisolismus) können Störungen der Funktion von Nebennierenrinde (und ggf. Hypophyse) andeuten, die sich als mangelhafte Adaptation der Körperreaktionen äußern. Weitere Diagnostik empfehlenswert. Cortisol vermehrt: Cortisol-Werte sind abhängig vom Zeitpunkt der Entnahme zu sehen , sie unterliegen dem zirkadianen Rhythmus mit höchsten Werten vormittags. Überhöhte Cortisol-Werte (Hypercortisolismus) deuten Störungen der Nebennierenrinden- und Hypophysenfunktion an (Hyperplasie, Adenom, Schwangerschaft, Alkoholabusus, Stress). CortisolWerte steigen ab dem 55. Lebensjahr an. DHEAs vermindert: Niedrige Werte von Dehydroepiandrosteronsulfat in der „Adrenopause“ deuten Störungen von Körperabwehr, Muskelaufbau, Regeneration von Haut und Schleimhäuten, Gedächtnis und Stimmung, Leistungsfähigkeit und Stressabbau, sowie der Libido an, sind jedoch auch altersabhängig zu sehen. Therapeutische Substitutionen sollten nur unter Kontrolle der Hormonwerte, ggf. des PSA erfolgen. Tagesdosierung beim Mann 50 mg, bei der Frau 25 mg. DHEAs vermehrt: überhöhte Werte von Dehydroepiandrosteronsulfat führen bei Frauen zu überhöhter Testosteron-Bildung sein (z.B. bei Virilisierung/Hirsutismus). Auch sollte anamnestisch die Einnahme von DHEAs geklärt werden. Zum Ausschluß onkologischer Ursachen sollten zusätzlich LH/FSH und Progesteron bestimmt sowie sonografisch die Ovarien geprüft werden. Beim Mann sind keine negativen Folgen zu befürchten, dennoch sollte anamnestisch die Substitution geklärt werden. Östradiol vermindert (Frau): Östradiol-Werte sind zyklusabhängig und altersabhängig zu sehen. Niedrige Östradiolwerte unter 5 pg/ml deuten Störungen der Hormonbalance an, möglicherweise durch nachlassende Aktivität der Ovarien bedingt. Nur noch bei starken klimakterischen Beschwerden ist kurzzeitig-hohe Substitution von Östrogenen indiziert. Ansonsten, auch zur Osteoporose-Prophylaxe, sind Phyto-Östrogene das Mittel der Wahl. Anregung mittels DHEA ist eine Alternative zur Substitution. Östradiol vermehrt (Frau): Östradiol-Werte sind zyklusabhänig zu sehen. In der Follikelphase 4-60 pg/ml, in der Zyklusmitte 140-300 pg/ml, in der Lutealphase 30-170 pg/ml Überhöhte Östradiol-Werte deuten die Möglichkeit der Überproduktion (Ovarial- oder Hypophysentumoren), der Überversorgung (Substitution) oder von Störungen der Balance mit Testosteron an. Östradiol vermehrt (Mann): hohe Östradiol-Werte beim Mann deuten Störungen der Hormonbalance an. Die Ursachen sind zu klären und ggf. zu beseitigen. Testosteron vermindert: niedrige Testosteronwerte deuten Störungen von Hoden (Kryptochismus, Hypogonadismus, Impotenz) oder Hypophyse an, können jedoch auch durch körperliche Anstrengung und Stress verursacht werden. In der Andropause werden sie mit Osteoporose-Risiko, verminderter Muskelmasse, erhöhtem cardiovasculärem Risiko und nachlassender Libido in Zusammenhang gebracht. Bei Substitution (topisch als Pflaster/Creme/Gel) unter Kontrolle nehmen Muskelmasse zu, Fett wird reduziert, die Libido kann zunehmen, die allgemeine Befindlichkeit wird gebessert. Cave bei Prostata-Beschwerden, wegen Kontraindikation Krebs ggf. Kontrolle des PSA. Therapeutische Substitution und das Verhältnis zu SHBG ist zu kontrollieren. Testosteron vermehrt: überhöhte Testosteron-Werte deuten Störungen von Hoden (Hyperplasie, Tumoren), Ovarien (Tumoren) und Hypophyse an. Weitere Diagnostik ist empfehlenswert. SHBG vermindert: niedrige Werte des Sexual-Hormon-Bindenden-Globulins deuten verminderte Aktivität von Testosteron bzw. Östrogen, Störungen von Hoden (Kryptorchismus, Hypogonardismus, Impotenz), Ovar oder Hypophyse an, können jedoch auch durch körperliche Anstrengung und Stress verursacht werden. Therapeutische Substitution sollte mittels Hormonbestimmungen kontrolliert werden (negativer Biofeedback möglich). Anregung mittels DHEA ist eine Alternative zur Substitution. SHBG vermehrt: hohe Werte des Sexual-Hormon-Bindenden-Globulins deuten möglicherweise Störungen im Verhältnis von transport-gebundenen und freien (=aktiven) Geschlechtshormonen an. Zur Abstimmung bei Unklarheiten (larvierte Menopause bzw. Andropause) ist die Bestimmung der freien Östrogen/Testosteron sinnvoll. Die Substitution bzw. Einnahme von Anabolika sollte anamnestisch geklärt werden. IGF 1 vermindert: niedrige Werte des Insulin-Like-Growth-Factor 1 deuten Störungen der Hypophysenfunktion an (Insuffizienz, Rezeptorendefekt, Minderwuchs) und werden mit Übergewicht, Inaktivität und mangelhaftem Schlaf in Zusammenhang gebracht.. Reparaturvorgänge des Körpers werden u.U. nicht optimal gesteuert, der Alterungsprozeß beschleunigt. Wichtig ist die Unterscheidung der altersabhängig (Somatopause) deutlich absinkenden Normbereiche. Therapeutische Substitutionen sollte kontrolliert werden. Fraglich sind „Verjüngungskuren“ als Doping zur „Beschleunigung“ von Reparaturvorgängen. Physiologische Anregung erfolgt über niedrigen Blutzucker nachts nach „dinner canceling“ 1-2 x/Woche. IGF 1 vermehrt: hohe Werte des Insulin-Like-Growth-Factor 1 deuten Störungen der Hypophyse an (Großwuchs, Akromegalie, Adenom) kommen jedoch auch bei starker körperlicher Aktivität und Stress vor. Weitere Möglichkeiten sind Substitutionen von Schilddrüsenhormonen, Testosteron, Östrogen und Insulin. Wir empfehlen adäquate Kontrollen. Fraglich ist die Beschleunigung von Reparaturvorgängen, die oftmals von Patienten gewünscht werden. Melatonin vermindert: Niedrige Melatonin-Werte sind in Abhängigkeit des zirkadianen Rhythmus´ und des Alters zu sehen. Vorausgesetzt, die Bestimmung erfolgte im Morgen-Urin bzw. Morgen-Blut (Entnahme nachts oder 7-8 Uhr), deuten niedrige Werte die mögliche Ursache von Schlafstörungen bzw. Jet-Lag an. Weitere Ursachen: Depression, Zigarettenrauchen, Alkoholtrinken, Beta-Blocker. Die Einnahme sollte indiziert und kontrolliert erfolgen. Abenddosierung 3-6 mg über max. 8 Wochen, danach alternierend mit Pausen wegen der Reststimulation/Biofeedback. Melatonin vermehrt: hohe Melatoninwerte deuten die Möglichkeit der Substitution an, die anamnestisch auf Indikation zu prüfen wäre. Da maligne Melanome gefördert werden können, ist weitere klinische Diagnostik empfehlenswert. Vitatest Dr. Peter Rosler, 97772 Wildflecken, Tel. 09745-91910, www.vitatest.de [email protected]