Listeriose – enzephalitische Form bei Schaf und Ziege R. Krametter-Frötscher Klinik für Wiederkäuer Veterinärmedizinische Universität Wien Allgemeines  bakterielle Infektionskrankheit mit dem gram-positiven Bakterium Listeria monocytogenes  Haustiere  Menschen  potentiell pathogene Saprophyten     in den oberen Bodenschichten an Pflanzen in den Fäzes gesunder Tiere u. Menschen auf Nasen-, Maulschleimhäuten und Tonsillen Allgemeines  häufige Ausscheidung in gesunden Herden  mit dem Kot  seltenere mit der Milch  Stress begünstigt die Ausscheidung  nicht hämolytische Listerien-Spezies sind in der Regel avirulent  bei Krankheitsfällen wurden bisher nur hämolytische Listerien-Spezies isoliert Allgemeines  häufigste Erkrankung des ZNS bei Schaf und Ziege  Übertragung von Tier zu Tier ist selten  Zoonose (Übertragung Tier – Mensch möglich, eher selten)  gehäuftes Auftreten im Spätwinter und Frühjahr Infektionsquelle  Hauptinfektionsquelle schlecht gesäuerte Silage   bis zu 12 000 Listerien pro g Silage bei pH-Wert 6 pH 4 bis 5 kaum Listerien enthalten  weitere Infektionsquellen   latent infizierte Tiere kontaminierte Umwelt Infektion  begünstigende Faktoren  Stress (Transport, Schur, hohe Besatzdichte, Ausstellungen)  Vitamin- u/o Mineralstoffmangel  virale Infekte  Immunsuppression  mangelnde Stallhygiene, schlechtes Stallklima  Zahnwechsel Infektion  Listeria monocytogenes gelangt über die Kopfschleimhäute entlang der Kopfnerven ins ZNS  Inkubationszeit liegt zwischen 10 - 20 Tage  Malazien, Mikroabszesse, massive perivaskuläre u. meningeale Entzündungen werden im Stammhirn verursacht Klinische Symptome  Apathie, Inappetenz, Pansenstillstand, ggr. erhöhte IKT  Tiere bleiben in Herde zurück  eventuell Konjunktivitis Klinische Symptome  keine oder verzögerte Kaubewegung (Ramus mandibularis u. maxillaris des N. trigeminus [V])  zusätzlicher Speichelfluss (N. glossopharyngeus [IV] u. Teile des N. vagus [X] )  Kopfschiefhaltung (N. vestibularis / Teil des N. vestibulocochlearis [VIII])  vestibuläre Ataxie (Seitwärtsdrall, Umfallen, im Kreis gehen)  ↓ Zungenmotorik (N. hypoglossus [XII])  Pupillarreflex (N. oculomotorius [III] – Innervation M. sphincter iridis)  Lähmung im Bereich der Gesichtsmuskulatur (N. facialis [VI])  (Augenlider, Lippen, Nasenlöcher, Ohren) Klinische Symptome  vestibuläre Ataxie (Seitwärtsdrall, Umfallen, im Kreis gehen)  Ataxien durch Läsionen in weiteren Zentren (Nucleus ruber, Formatio reticularis) der motorischen u. sensorischen Bahnen  Schädigung oberer motorischer Neurone > “Enthemmungsphänomene” > gesteigerter Extensorenmuskeltonus > tonische Krämpfe Diagnose  Vorbericht und genaue klinische Untersuchung ergeben eine relativ sichere Verdachtsdiagnose  LiquorUS (Pleozytose [Lymphozyten, Monozyten, Makrophagen])  histologische US Gehirn  eitrige Enzephalomyelitis  vorwiegend einseitig in Brücke, Hirnstamm u. verlängertem Mark  überwiegend Granulozyten u. perivaskuläre Rundzellen Diagnose  eitrige Enzephalomyelitis vorwiegend einseitig in Brücke, Hirnstamm u. verlängertem Mark  überwiegend Granulozyten u. perivaskuläre Rundzellen  Therapie  ein Therapieversuch ist nur sinnvoll am Beginn der Erkrankung  bei Tieren, welche bereits festliegen ist in der Regel trotz Intensivtherapie keine Heilung zu erwarten  eine Intensivtherapie ist in der Regel über Tage notwendig Therapie  Antibiose über 14 bis 21 Tage z.B.  Penicillin  Oxytetracyklin  Ampicillin  Aufrechterhaltung des Energie-,Flüssigkeitshaushaltes und des Säure-Basengleichgewichtes mittels Infusionstherapie Therapie  Vitamin B Komplex  ein- bis zweimalige Gabe von Dexamethason  NSAID  temporäre Pansenfistel  in der Literatur ist eine Genesungsrate bei einem frühzeitigen Therapiebeginn von 25 - 30 % beschrieben Wichtig!! erstes erkranktes Tier im Bestand  verdächtige Silage sofort absetzen Prophylaxe  Säuerung der Silage auf ≤ pH 5  Vitamin- und Mineralstoffversorgung optimieren  Stress vermeiden  Stall- und Fütterungshygiene