ÖSTERREICHISCHES REFERENZLABOR für LISTERIA am Institut für Hygiene und Sozialmedizin (Vorstand: o. Univ.-Prof. Dr. M. P. Dierich) Medizinische Universität Innsbruck Leiter: A.o.Univ.-Prof. DDr. R. Würzner Stellv. Leiter: Dr. med. Ingrid Heller Forschungs-Ass.: Dr. rer. nat. Katharina Grif Schöpfstrasse 41, A-6020 Innsbruck, Österreich Tel.: +43 512 507 3878, Fax.: +43 512 507 9860 Email: [email protected] Listerien • • • • Erreger Krankheitsbild Wie erfolgt die Ansteckung? Behandlung • • • Kontrollmaßnahmen Aufgaben des Referenzlabors Literatur Erreger Listerien sind grampositive stäbchenförmige Bakterien, die in der Umwelt nahezu weltweit verbreitet sind. Innerhalb der Gattung Listeria lassen sich mehrere Arten unterscheiden: L.monocytogenes, L.ivanovii, L.seeligeri, L. innocua, L.welshimeri, und L.murrayi=L.grayi. Davon hat für den Menschen fast ausschließlich Listeria monocytogenes pathogene Bedeutung. Krankheitsbild Eine Exposition gegenüber Listerien ist häufig; in den meisten Fällen verläuft bei Menschen mit guter Abwehrlage eine Infektion aber ohne sichtbare Krankheitszeichen oder nimmt einen harmlosen Verlauf mit Symptomen wie Fieber, Erbrechen und Durchfall. Bei 1-5% aller Menschen findet sich im Stuhl eine vorübergehende Anwesenheit von Listerien. Durch frühere Kontakte mit Listerien in Lebensmitteln haben die meisten jedoch bereits eine Immunität erlangt. Während der Schwangerschaft - und noch viel mehr bei Abwehrschwäche - ist diese Immunität jedoch eingeschränkt. Es besteht die Möglichkeit einer Übertragung von der Mutter auf das Kind. Dabei kann die Infektion mit L. monocytogenes zu Totgeburt, Frühgeburt und Neugeborenenlisteriose führen. Bei Immungeschwächten, z.B. Krebs- und AIDS-Kranken, kann es zu Hirn- und Hirnhautentzündung und Blutvergiftung (Sepsis) kommen. Wie erfolgt die Ansteckung? Menschliche Infektionen erfolgen hauptsächlich oral durch kontaminierte Nahrungsmittel. Wichtig ist zu wissen, daß sich Listerien auch bei niedrigen Temperaturen, also auch im Kühlschrank, vermehren können. Rohe Lebensmittel tierischer Herkunft, insbesondere Fleisch, Milch und Käse, stellen die hauptsächlichen Quellen dar. Dabei kommt es aber nur in Ausnahmefällen zu Ausbrüchen. Meist erfolgt die beim Käse für eine Infektion entscheidende Vermehrung von Listeria-Bakterien erst bei der Reifung über die Rinde. In Käsesorten mit einer weichen, schmierigen Rinde, wie Romadur, Brie, Roquefort können sich Listerien im Laufe der Reifung massiv vermehren. In wenigen Fällen können krankmachende Listerien auch durch Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren übertragen werden. Zahl der Isolate In Österreich werden jedes Jahr rund ein Dutzend Fälle von Listeriose beobachtet (Abb. 1). 20 15 10 10 9 1996 1997 1998 10 15 14 13 9 8 5 0 1999 2000 2001 2002 2003 Jahr Abb. 1: Kulturell bestätigte Fälle von Listeria-Infektionen in Österreich (Mutter/Kind-Infektionen als ein Fall gezählt) Behandlung Eine klinisch manifeste Infektion kann mit Antibiotika meist erfolgreich behandelt werden, die vorbeugende Gabe von Antibiotika kann bei klinisch auffälligen Neugeborenen angezeigt sein. Kontrollmaßnahmen Eine sichere Verhinderung von Infektionen ist nach derzeitigem Wissensstand nicht möglich. Der Einhaltung einer strengen Küchenhygiene kommt eine wichtige Rolle zur Vermeidung von Listeriose zu. Frisch gekochte Speisen sollten bei Lagerung im Kühlschrank abgedeckt werden, damit keine nachträgliche Keimeinbringung durch rohe Lebensmittel erfolgen kann. Händewaschen bevor und nachdem man mit Fleisch, Gemüse, Salat, u.a. möglicherweise kontaminierten Materialien gearbeitet hat, sowie das Händewaschen generell nach einem Toilettenbesuch sind ebenso zu fordern wie saubere Handtücher zum Trocknen der Hände und getrennte Arbeitsflächen für Fleisch, rohes Gemüse und für verzehrfertige Speisen. Große Anstrengungen werden derzeit in der Lebensmittelindustrie unternommen, durch Kontrollen im Produktionsverfahren die Lebensmittel weitgehend frei von Listerien zu halten. Das Infektionsrisiko kann jedoch vermindert werden, wenn sich der Verbraucher, insbesondere Menschen mit geschwächter Abwehrkraft, daran halten, • Fleisch- und Fischgerichte vollständig durchzugaren • Rohmilch abzukochen und • Hackfleisch (Faschiertes) nicht roh zu essen. Bei Einsendungen Begleitschein bitte nicht vergessen! Aufgaben des Referenzlabors • Feintypisierung von Isolaten aus allen Bundesländern • Erhebung epidemiologischer Daten zu den Krankheitsfällen • Abklärung von Infektionsketten • Zusammenarbeit mit den Referenzlaboratorien anderer Länder • Beratung der Ärzte (Vorträge, Publikationen, telefonische Beratung) Literatur: 1. Wagner M, Allerberger F. Characterization of Listeria monocytogenes recovered from 41 cases of sporadic listeriosis in Austria by serotyping and pulsed-field gel electrophoresis. FEMS Immunol Med Microbiol. 2003 Apr 1;35(3):227-34. 2. Allerberger F. Listeria: growth, phenotypic differentiation and molecular microbiology. FEMS Immunol Med Microbiol. 2003 Apr 1;35(3):183-9. 3. Grif K, Patscheider G, Dierich MP, Allerberger F. Incidence of fecal carriage of Listeria monocytogenes in three healthy volunteers: a one-year prospective stool survey. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2003 Jan;22(1):16-20. 4. Allerberger F., Eigentler A. (2000) Amtsärztliche Maßnahmen bei Listeriose. Mitteilungen der Sanitätsverwaltung 101 [Sonderheft]: 36-38. 5. http://www.rki.de/INFEKT/INF_A-Z/RAT_MBL/LISTERIOSE.PDF Quelle/Für den Inhalt verantwortlich: Ao.Univ.-Prof.DDr. Reinhard Würzner & Dr. I. Heller Ursprüngliche Fassung von Univ.-Prof. Dr. F. Allerberger Datum der letzten inhaltlichen Aktualisierung / Revision: April 2004