Der Bereich Gesundheitsamt informiert über… Listerien Erreger: Listerien sind grampositive, bewegliche und fakultativ anaerobe Stäbchenbakterien. Unter sieben Listeria-Spezies ist L. monocytogenes die bedeutendste humanpathogene Spezies. Listerien stellen nur geringe Nährstoffanforderungen. Der Temperaturbereich, in dem sich L. monocytogenes vermehren kann, reicht von –0,4°C bis +45°C. Eine Vermehrung bei Kühlschranktemperaturen ist also prinzipiell möglich. Vorkommen: L. monocytogenes ist ein fakultativ pathogener Erreger (Opportunist), der bei Tieren und Menschen vorkommt, jedoch weltweit auch in der Umwelt überleben und sich vermehren kann. Im infizierten Tier oder Menschen kann sich L. monocytogenes intrazellulär vermehren und anatomische Barrieren (Blut-Hirn-Schranke, Schleimhaut) aktiv überwinden. Listerien werden häufig in Tierfutter, aber auch im Kot von Tieren und sogar im Stuhl gesunder Menschen nachgewiesen. In den Jahren 2001 bis 2009 wurden in Deutschland insgesamt 3.090 Listeriosen nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) übermittelt. Zwei Drittel der Fälle betrafen Personen ≥ 60 Jahre. Außerdem betrifft die Listeriose insbesondere Personen mit verminderter Immunabwehr sowie Schwangere und deren Neugeborene. Übertragung: Die Listeriose ist prinzipiell eine lebensmittelbedingte Infektionskrankheit, die zu Krankheitsausbrüchen (Häufungen von Erkrankungen) führen kann. Neben einer Vielzahl tierischer Lebensmittel wie Geflügel, Fleisch, Fleischerzeugnisse (z. B. Wurst), Fisch, Fischerzeugnisse (hauptsächlich Räucherfisch), Milch und Milchprodukte (insbesondere Käse) werden Listerien nicht selten auch auf pflanzlichen Lebensmitteln, z. B. vorgeschnittenen Salaten, gefunden. Neben einer Kontamination des Ausgangsmaterials können Listerien aber auch in lebensmittelverarbeitenden Betrieben gefunden werden. Bei der Listeriose einer Schwangeren bzw. ihres Kindes erfolgt die Infektion während der Schwangerschaft (transplazentar), während der Geburt bei Durchtritt durch den Geburtskanal oder postnatal durch Kontakt. Inkubationszeit: Eine Inkubationszeit im herkömmlichen Sinne kann nicht angegeben werden. Im Rahmen einer Lebensmittelinfektion können sich schwere Krankheitserscheinungen nach 3–70 Tagen (in der Regel nach etwa 3 Wochen) entwickeln. Eine febrile Gastroenteritis kann jedoch bei hoher Infektionsdosis schon wenige Stunden nach Infektion auftreten. Krankheitsbild: Die Aufnahme von Listerien führt u. U. nur zu einer lokalen Besiedlung des Darmtraktes. Bei immunkompetenten Menschen kommt es selten zu einer Infektion und noch seltener zu einer Erkrankung. Die Gefahr einer manifesten Erkrankung besteht vor allem für abwehrgeschwächte Personen. Die manifeste Listeriose äußert sich mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Muskelschmerzen sowie u. U. auch Erbrechen und Durchfall. Es kann zur Sepsis kommen. Eine weitere wesentliche Manifestation ist die eitrige Meningitis (Hirnhautentzündung). Grundsätzlich kann im Verlauf der Erkrankung jedes Organ befallen werden. Klinische Symptome bei den gemeldeten Fällen waren häufig Meningitiden (29%), Septikämien (29%) und Fieber (52%, Mehrfachnennungen möglich). Zu weiteren häufigen Symptomen zählen Abszesse, Endokarditiden sowie Infektionen anderer Organe. Insgesamt 293 Patienten (9%) sind durch Listeriose bedingt verstorben. Stand Dezember 2011 Diagnose und Therapie: Ein Erregernachweis kann aus verschiedensten Probenmaterialien erfolgen. Listerien verursachen zwar febrile Gastroenteritiden, werden andererseits aber auch bei bis zu 5% gesunder Personen im Stuhl gefunden. Daher ist der Einsatz von Stuhluntersuchungen beschränkt. Manifeste Erkrankungen müssen mit einem oder mehreren Antibiotika behandelt werden. Die Therapie sollte angesichts der Gefahr von Rezidiven (Wiederauftreten) mindestens 3 Wochen, bei schweren Komplikationen bis zu 6 Wochen durchgeführt werden. Antibiotikaresistenz von Listerien spielt bei den gebräuchlichsten Medikamenten derzeit praktisch keine Rolle. Trotz gezielter Therapie besteht dennoch eine relativ hohe Sterblichkeit der manifesten Listeriose. Vorbeugung, Hygienemaßnahmen: Risikogruppen sollten auf den Verzehr von Rohfleischerzeugnissen, Rohwurst, rohem Fisch, geräucherten und marinierten Fischerzeugnissen, vorgeschnittenen verpackten Blattsalaten und Rohmilchweichkäse verzichten. Infizierte Personen können den Erreger über den Stuhl für mehrere Monate ausscheiden. Bei Müttern von infizierten Neugeborenen sind die Erreger etwa 7–10 Tage nach der Entbindung nachweisbar, selten länger. Spezielle Maßnahmen für Kontaktpersonen sind nicht erforderlich, eine Ausnahme können Wöchnerinnen nach der Geburt eines an Listeriose erkrankten Kindes darstellen. Für die Betreuung von Patienten mit Listeriose kommen die Standardhygienemaßnahmen zur Anwendung. Eine Impfprophylaxe gegen Listeriose ist nicht verfügbar. Dieses Merkblatt kann nur einige Hinweise geben und ein persönliches Gespräch nicht ersetzen. Bitte rufen Sie uns an. Gesundheitsamt Lübeck Infektionsschutz Sophienstraße 2 - 8 23560 Lübeck Sprechstundenzeiten: Montag und Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag und nach Vereinbarung 8.00 - 14.00 Uhr 8.00 - 12.00 Uhr 8.00 - 18.00 Uhr 8.00 - 12.00 Uhr 1. Stock, Zimmer Nr. 1.85, 1.87, 1.88 Telefon: 0451/122 53 65, -66, -67, -68 E-Mail: [email protected] Internet: Hygiene und Gesundheit Stand Dezember 2011