A) Gleichstrom

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Elektronik- und Messtechniklabor, Messbrücken
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A) Gleichstrom-Messbrücken
1 Anwendung und Eigenschaften
Im Wesentlichen werden Gleichstrommessbrücken zur Messung von Widerständen eingesetzt. Damit
können indirekt alle physikalischen Grössen erfasst werden, die auf den Widerstandswert eines
Bauelements einen Einfluss haben, wie z.B.: Temperatur (Platinwiderstände, NTC), mechanische
Verformung (Dehnmessstreifen), Magnetfeld (Feldplatten), Bestrahlungsstärke (Photowiderstand,
Photodiode im Diodenbetrieb).
Gleichstrommessbrücken weisen folgende günstige Eigenschaften auf, die ihren Erfolg im industriellen
Einsatz erklären:
• relativ grosse Empfindlichkeit
• mehr oder weniger lineares Verhalten
• Gleichtaktunterdrückung: Widerstandsänderungen die auf beiden Seiten einer Brücke auftreten werden
kompensiert und somit nicht erfasst.
• einfache Möglichkeit der Signalverstärkung
• mögliche Kompensation unerwünschter Effekte (von Störgrössen wie z.B. Zuleitungswiderstände,
Offset)
• Speisung mit Gleichspannung oder -strom und daher Unempfindlichkeit gegebüber Rauschen.
2 Unbelastete Brücke
Die folgende Messbrücke wird mit der konstanten Spannung U0 oder dem konstanten Strom I0 gespeist.
Die Brücke heisst unbelastet, weil zwischen den Klemmen von Ud kein Bauelement geschaltet ist und daher
kein Strom fliessen kann.
R2
U0
R1
I0
Ud
R4
R3
Figur 1 Unbelastete Messbrücke (Wheatstone-Messbrücke)
Im Fall einer Speisung mit konstanter Spannung ergibt sich für die Brückenspannung oder
Diagonalspannung Ud :
R 2 R 3 − R1R 4
U d = U0
( R1 + R2 )(R 3 + R 4 )
Für eine Speisung mit konstantem Strom ergibt sich:
R 2 R 3 − R1 R4
U d = I0
R1 + R 2 + R 3 + R 4
In beiden Fällen wird Ud = 0, wenn die sogenannte Abgleichbedingung R2 R3 = R1 R4 erfüllt ist.
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3 Zusammenstellung der Anordnungen
Ausgegangen wird von einer Brücke, die zunächst vier gleiche Widerstände R0 aufweist. Für die in der
Tabelle dargestellten Konfigurationen a) bis h) wird die Grösse der in der zweiten Spalte aufgeführten
Widerstände um +∆R bzw. –∆R verändert und die Brückenspannung Ud für beide Speisungen bestimmt.
Die Schaltungen werden als Viertel-, Halb- oder Vollbrücke bezeichnet, je nachdem, ob 1, 2 oder 4
Widerstände variabel sind.
U0 -gespeist
I0 -gespeist
U0 ΔR
4 R0
I0
ΔR
4
a)
R2 = R0 + ∆R
Ud ≈
b)
R1 = R0 + ∆R
Ud ≈ −
U 0 ΔR
4 R0
Ud ≈ −
I0
ΔR
4
c)
R2 = R0 – ∆R
Ud ≈ −
U 0 ΔR
4 R0
Ud ≈ −
I0
ΔR
4
d)
R2 = R0 + ∆R
R3 = R0 + ∆R
Ud ≈
U0 ΔR
2 R0
Ud =
I0
ΔR
2
e)
R2 = R0 + ∆R
R4 = R0 – ∆R
Ud ≈
U0 ΔR
2 R0
Ud =
I0
ΔR
2
f)
R2 = R0 + ∆R
R1 = R0 – ∆R
Ud =
U0 ΔR
2 R0
Ud =
I0
ΔR
2
g)
R2 = R0 + ∆R
R3 = R0 – ∆R
h)
R2 = R0 + ∆R, R1 = R0 – ∆R
R4 = R0 – ∆R, R3 = R0 + ∆R
U  ΔR 
Ud ≈ − 0 
4  R0 
U d = U0
Ud ≈
2
Ud = −
ΔR
R0
I 0 ΔR
ΔR
4 R0
U d = I 0 ΔR
Tabelle 1: Brückenspannung Ud für diverse Brückenanordnungen
nicht-bezeichnete Widerstände haben den Wert R0
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4 Belastete Brücke
Für die spannungs- oder stromgespeiste Messbrücke (ohne den Brückenwiderstand Rb ), kann nach dem
Satz von Thévenin bzw. Norton, eine äquivalente, lineare Ersatzquelle (Spannungs- oder Stromquelle)
bestimmt werden.
U0
R2
R1
Rie
I0
Ib
Ib
Rb
R4
Uqe
Ub
R3
Rb
Ub
Figur 2 Belastete Messbrücke (Rb : Brückenwiderstand) und Spannungsquellenersatzschaltung
Die eingeprägte Spannung der Ersatzspannungsquelle Uqe ist dabei die Leerlaufspanung der unbelasteten
Brücke. Die Ersatzinnenwiderstand Rie ergibt sich, wenn bei kurzgeschlossener Spannungsquelle bzw. bei
unterbrochener Stromquelle, von den Brückenklemmen aus der Widerstand der Schaltung bestimmt wird.
Für die Grössen der Spannungsquellenersatzschaltungen ergibt sich damit:
Ersatzquellenspannung Uqe
spannungsgespeiste Brücke
(U0 =konst)
stromgespeiste Brücke
(I0 =konst)
U qe =
Ersatzinnenwiderstand Rie
R 2 R3 − R 1R 4
U
(R1 + R 2 ) ⋅ (R 3 + R 4 ) 0
R ie = (R1 || R 2 ) + (R3 || R 4 )
R2 R 3 − R1 R 4
I
R1 + R 2 + R 3 + R 4 0
R ie = (R 2 + R 4 ) || (R1 + R 3 )
U qe =
Tabelle 2: Spannungsquellenersatzgrössen der Brückenschaltung
Mit der Ersatzschaltung kann mit dem gegebenen Brückenwiderstand Rb der dabei als Lastwiderstand
betrachtet wird, der Brückenstrom bzw. die Brückenspannung wie folgt bestimmt werden:
Uqe
Rb
1
Ib =
Ub =
Uqe =
R Uqe
Rie + R b
R ie + R b
1+ ie
Rb
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5 Verstärkung der Brückenspannung
Wird die Brücke direkt an einen Subtrahierverstärker gemäss der Schaltung aus Figur 3 angeschlossen,
U0
R2
U2
R6
R1
R5
Ud
–
R5
+
U4
R4
Ua
R6
R3
Figur 3 Brückenschaltung mit Subtrahierverstärker
R6
( U2 − U 4 ) = − R 6 Ud .
R5
R5
Diese Schaltung eignet sich aber nur für relativ niederohmige Aufnehmer, da die Widerstände R5 und R6
die Brücke verstimmen. Als Abhilfe kann ein sogenannter Instrumentenverstärker1 verwendet werden oder
zwei Spannungsfolger vor den Widerständen R5 zwischengeschaltet werden.
ergibt sich für die verstärkte Spannung
Ua = −
Eine weitere mögliche Schaltung, die aber keine Brückenschaltung ist und die mit weniger eng tolerierten
Widerständen auskommt ist in der Figur 4 dargestellt:
I
R0
R0+∆R
–
U0
+
R0
R0
Ua
Figur 4 Widerstandsdifferenzmessung mit invertierendem Verstärker
Für die Ausgangsspannung ergibt sich U a = −
U0 ΔR
⋅
.
2 R0
Das Element mit dem veränderbaren Widerstand (R0 ±∆R) wird dabei vom konstanten Strom I =
U0
2R0
durchflossen.
1
Siehe z.B. Hering, Bressler, Gutekunst, Elektronik für Ingenieure, Springer 1998, § 8.3.3
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B) Wechselstrom-Messbrücken
6 Anwendung und Eigenschaften
Wechselstrommessbrücken werden zur Messung von Wechselstromwiderständen bzw. Impedanzen
eingesetzt. Ihre Arbeitsweise ist ähnlich der der Gleichstrommessbrücken. Sie arbeiten im Allgemeinen bei
einer festen Frequenz.
Z2
U0
Z1
I0
Ud
Z4
Z3
Figur 5 Wechselstrommessbrücke
6.1
Abgleichbrücken
Abgleichbrücken werden zur Messung von Kapazitäten und Induktivitäten verwendet. Dabei wird die
Brücke Abgeglichen, d.h. die Bedingung für den Brückenabgleich bei der die Diagonalspannung Ud = 0
wird, lautet Z2 ·Z3 = Z1 ·Z4 . Dafür müssen folgende zwei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sein:
Z2 ·Z3 = Z1 ·Z4 und ϕ2 + ϕ 3 = ϕ1 + ϕ 4
6.2
Ausschlagbrücken
Ausschlagbrücken werden verwendet um Impedanzänderungen von kapazitiven und induktiven
Aufnehmern zu messen. Dabei werden die Wechselstromwiderstände Z3 = Z4 durch reelle Widerstände R0
ersetzt.
Z2
U0
Z1
I0
Ud
R0
R0
Figur 6 Wechselstrommessbrücke als Ausschlagbrücke
Bei den Wechselstromwiderständen Z1 = R1 + jX1 und Z2 = R2 + jX2 werden die Wirkwiderstände R1 und
R2 als konstant angesehen und vernachlässigt. Es werden also nur die Blindwidertände X1 und X2
untersucht. In der Brücke entsteht dabei die Diagonalspannung
Ud =
X 2 − X1 U 0
⋅
X2 + X1 2
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Für die Viertelbrücke ergibt sich mit X1 = X0 und X2 = X0 + ∆X:
Ud ≈
U0 ΔX
⋅
4 X0
Für die Halbbrücke wie sie bei Differentialaufnehmern vorzugsweise verwendet wird, ergibt sich mit X1 =
X0 - ∆X und X2 = X0 + ∆X:
Ud =
U0 ΔX
⋅
2 X0
U0 ΔL
⋅
2 L0
Im Fall von Induktivitäten:
Ud =
und von Kapazitäten:
Ud = −
U 0 ΔC
⋅
4 C0
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