Buchrezension Ernst Ott: „Astrologie mit Tarot“ (von Carola Lauber, www.carola-lauber.de) Auf dieses Buch haben sowohl Astrologen als auch Tarotkundige gewartet: Der Kombination von Astrologie mit Tarot wurden zwar schon einzelne Aussagen in Tarotbüchern gewidmet, mit dem oft etwas verkrampften Versuch, eine Eins-zu-EinsÜbersetzung aller 78 Tarotkarten in astrologische Zeichen, Planeten oder Konstellationen zu schaffen und umgekehrt, aber ein Buch, das sich nur diesem Thema widmet, gab es meines Wissens vorher noch nicht auf dem deutschen Markt. Ein Pionierwerk also, und zwar ein ausgezeichnet gelungenes, wie ich finde! Der Autor Ernst Ott – übrigens Gründungsmitglied in unserem Tarotverband – ist hauptberuflich als beratender Astrologe tätig und leitet eine Astrologieschule mit Klassen in Karlsruhe und München, zudem bietet er seit einiger Zeit in Karlsruhe eine Tarotschule an. Er ist also Meister auf beiden Gebieten und zeigt in diesem Buch die Abgrenzung der beiden Disziplinen und den möglichen synchronen Umgang mit beiden. Zunächst erklärt Ernst Ott, was die beiden Orakel-Techniken Sterne und Karten miteinander verbindet und was sie voneinander trennt. Er illustriert das praxisnah am Beispiel zweier Klientinnen, die er sowohl astrologisch als auch mit Tarot beraten hat während einer Sitzung. Er demonstriert, wie Tarot manchmal ganz überraschende Antworten geben kann zum Umgang mit einer bestimmten astrologischen Konstellation. Tarot ist die direktere Sprache – da sie sich unmittelbar über ein Bild zeigt. Bei der Astrologie arbeiten wir weniger über die Bilderwelt als mit Symbolen. In einer Tabelle zeigt der Autor anschaulich die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen beiden Künsten, wie er sie nennt. Auf den weiteren Seiten vermittelt Ernst Ott Grundwissen zu Tarot, im Anschluss erörtert er die Beziehungen zwischen Planeten und Karten und die vielen unterschiedlichen Zuordnungen, die es zwischen Tarot und Astrologie gibt. Bei seinen Recherchen fand er heraus, dass keiner einzigen Tarotkarte von sämtlichen Experten dasselbe astrologische Symbol zugeordnet wird. Gerade die Nichteindeutigkeit macht aber für ihn den Reiz aus, diese beiden Symbolsprachen einander gegenüberzustellen, weil sie Offenheit zulässt: Eine Tarotkarte hat viele unterschiedliche astrologisch erklärbare Botschaften in ihrer Bildersprache – der Autor erklärt das sehr schön am Beispiel des Eremiten. Im nächsten Teil bespricht Ernst Ott die 22 großen Arkana, er gibt dabei zu jeder Karte jeweils eine Abbildung aus dem Wirth-Tarot und dem Rider-Waite-Tarot. Jede Karte wird erst tarotgerecht gedeutet, dann schlägt der Autor in einem Abschnitt „Kurzdeutung“ eine Brücke zur Astrologie. Dies tut er auf seine ihm eigene spielerisch-kreative Weise, und er presst Tarot nicht in ein bestimmtes System. Er beschreibt dann die vier Elemente, die ja Astrologie und Tarot durch die kleinen Arkana gemeinsam haben. Es folgt ein kleiner numerologischer Exkurs und dann geht er auf astrologische Symbole ein, die direkt auf den Karten abgebildet sind. Dieser Teil brachte mir einige Aha-Erlebnisse, vor allem in der Beschreibung der Hofkarten, die ja noch mal eine Feinnuancierung haben. So gehört der Ritter der Kelche grundsätzlich zum Wasserelement, die Ritter haben alle aber auch einen Luft-Charakter. Somit repräsentiert der Ritter der Kelche „Luft des Wassers“. Das wird durch die Flügel am Helm und den Fersen symbolisiert, die als astrologische Merkmale des Merkurs gelten. Im nächsten Kapitel ordnet Ernst Ott den Planeten jeweils eine Hauptkarte und eine oder mehrere Nebenkarten zu. Diese Zuordnungen sind für mich sehr logisch und nachvollziehbar – im Gegensatz zu manchen Zuordnungsversuchungen anderer Autoren. Dann kommt ein praxisbezogener Teil zum Umgang mit Tarot und einer sinnvollen Fragestellung. Wichtig ist es dem Autor, den Klienten zu eigenen Assoziationen aufzufordern – denn welchen Aspekt der Klient in den Karten wahrnimmt, kann mit ganz persönlichen Erfahrungen zusammen hängen. Überrascht und erfreut sah ich dann, dass 1 TAROT HEUTE Verbandszeitung des Tarot e.V. Ausgabe 7 - Januar 2005 unser Ehrenkodex in einem grauen Kasten abgebildet ist; der sicherlich sowohl Ratsuchende als auch Beratende zum Nachdenken bringen wird und Maßstäbe setzt. Ernst Ott beschreibt dann unterschiedliche praxiserprobte Methoden, mit der die Karten im Zusammenspiel von Berater und Frager gedeutet werden können. Im Kapitel „Tarot in der Radix-Deutung“ zeigt der Autor die Unterschiede von Tarot und Astrologie in der Beratung. Er beschreibt den Ablauf einer kombinierten Beratung mit beiden Werkzeugen in 5 Phasen. Fragen zu einem Teilaspekt der Planeten können mit dem Ziehen einer Tarotkarte erhellt werden. So könnte man zum Mars fragen: „Wofür soll ich kämpfen“ oder bei Saturn: „Wie kann ich klare Grenzen ziehen?“ Das gleich kann auch zu den 12 Häusern oder Lebensbereichen gemacht werden. Tarot ist dann quasi die Lupe, die einen einzelnen Aspekt eines astrologischen Archetyps untersucht. Es folgen einige Legesysteme zu spezifischen Themen und weitere Möglichkeiten, mit diesen beiden Instrumenten kreativ umzugehen. Dabei gliedert der Autor seine Ausführungen in einzelne Themen wie beispielsweise „Tarot und Berufsfragen“ oder „Tarot und Partnerhoroskop“ und zeigt jeweils auf, inwieweit hier Astrologie oder Tarot geeignet ist und inwieweit beides in Kombination genutzt werden kann. Legetechniken, die sich durch den Aufbau des Horoskops ergeben, wie „der astrologische Kreis“ oder „die 12 Monate“ zeigen eine weitere Möglichkeit der Verbindung beider Disziplinen. Spannend finde ich die Idee, auch Aspektfiguren mit Tarot zu beleuchten. Zum Schluss ist eine mögliche Zuordnung von Karten zu Planeten noch mal tabellarisch übersichtlich aufgeführt. Die astrologischen Planetensymbole werden mit Schlüsselwörtern erklärt und die Häuser, Elemente und Tierkreiszeichen ebenso. Hier bekommt der Leser also noch einen astrologischen Crash-Kurs mit auf den Weg. Mir gefällt dieses Buch hervorragend, und ich finde es zu Recht platziert in den „Standardwerken der Astrologie“. Jeder, der sich zugleich mit Astrologie und Tarot beschäftigt, findet hier wertvolle Praxistipps und Anregungen für die Beratung. Die Beispiele, die der Autor in seinem Buch immer wieder aus seiner Praxis bringt, finde ich sehr anschaulich, sie halten den Fluss des Buches natürlich und lebendig. Eine Kostprobe seines feinsinnigen und zugleich kreativen Umgangs mit Tarot schenkt Ernst Ott uns jedes Mal mit seinen Beiträgen in der Serie „TarotPsychologie“ in TAROT HEUTE. Ich jedenfalls freue mich immer darauf, ihn zu lesen! Chiron Verlag Tübingen, 2005, 216 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Hardcover Erscheinungsdatum: Mai 2005 ISBN Nummer 3-89997-122-1 Preis: Euro 20,90 (Lieferung mit Rechnung ohne Versandkosten bei Bestellung über den Autor) Erhältlich direkt über den Autor – für Verbandsmitglieder mit persönlicher Widmung: Ernst Ott, Ettlingerstr. 5, 76137 Karlsruhe, www.astrologieschule.org (auf „Bücher“ klicken) 2