Molekularbiologisches Screening von zwei neuen Blutgruppensystemen: Vel und Jr 1. Zusammenfassung Obwohl die Antigene Vel und Jr(a) schon länger bekannt sind, konnte erst 2012 (Jr) und 2013 (Vel) der genetische Hintergrund aufgeklärt werden, was zur Anerkennung als Blutgruppe führte. Beides sind hochfrequente Antigene, deren Antikörper zu schweren hämolytischen Transfusionsreaktionen und Morbus haemolyticus neonatorum führen können. Vel-Negativität wird durch eine homozygote Deletion von 17bp im Exon 3 des Genes SMIM1 (SMIM1*64_80del) verursacht. Jr(a)-Negativität wird durch diverse homozygote Mutationen des Genes ABCG2 verursacht. Das Ziel dieser Arbeit war es, eine Multiplex-PCR für SMIM1*64_80del und die beiden „häufigsten“ Mutationen des JR (JR*01N.01 und JR*01N.02) zu etablieren, um einerseits die Häufigkeit der negativen Allele bestimmen und andererseits Jr(a)- und Vel-negative Personen finden zu können, die wertvolle Spender und Spenderinnen wären. Die in dieser Arbeit entwickelte Multiplex-PCR erlaubt eine Detektion von diesen drei Allelen in Einzel- und Poolproben. 564 Einzelproben wurden auf das Vorliegen vom VEL negativen Allel untersucht, wovon 14 heterozygot waren. 2820 Proben wurden auf das Vorliegen von den zwei häufigsten JR negativen Allelen untersucht. Drei Proben mit dem JR*01N.02 Allel konnten detektiert werden, wobei alle heterozygot waren. In Pools auf JR negative Allele zu testen ist angebracht, für das VEL negative Allel ist ein Screening von Einzelproben sinnvoller, da die Allelfrequenz >2% war. 2. Einleitung 3. Ziele und Fragestellungen Durch die breite Genotypisierung ist es möglich Blutgruppenmerkmale schneller und kostengünstiger zu bestimmen, deshalb ist die stetige Erweiterung davon wichtig. Da Vel und Jr(a) hochfrequente Antigene sind (bei mehr als 99% der Bevölkerung vorhanden), deren Antikörper zu schweren hämolytischen Transfusionsreaktionen und Morbus haemolyticus neonatorum führen können, macht es Sinn, diese in neuen molekularbiologischen Screenings abzuklären, um die wenig vorhandenen Vel- oder Jr(a)negativen Spender oder Spenderinnen aus der Masse herauszufiltern. Vel: Vel-Negativität wird durch eine homozygote Deletion von 17bp im Exon 3 des Genes SMIM1 (SMIM1*64_80del) verursacht.1 Jr: Jr(a)-Negativität wird durch diverse homozygote Mutationen des Genes ABCG2 verursacht, die beiden „häufigsten“ dieser seltenen Mutationen sind die Single Nucleotide Polymorphism (SNP) 376C>T (JR*01N.01) und 706C>T (JR*01N.02).2 Zielsetzung 1: Etablierung einer neuen SSP-PCR für die Allele SMIM1*64_80del, JR*01N.01 und JR*01N.02 Fragestellungen zu Zielsetzung 1: Gelingt es eine Singleplex-PCR und eine Multiplex-PCR für die VEL- und JR-negativen Allele zu entwickeln? Gelingt es Einzelproben und Poolproben mit der SSP-PCR auf VEL- und JR-negative Allele zu testen? Zielsetzung 2: Spender und Spenderinnen auf die Häufigkeit von VEL- und JR-negativen Allelen zu screenen Fragestellung zu Zielsetzung 2: Ist es möglich mit der neuen SSP-PCR auf VEL- und JR-negativen Allele zu screenen und somit deren Häufigkeit zu ermitteln? 4. Material, Methodik, Vorgehen Es wurden 23 verschiedene Primer-Mixe getestet und 3 verschiedene PCR-Programme. Dazu wurden 17 verschiedene Primer verwendet, 11 davon wurden selber designt. Es wurde mit 16 verschiedenen Referenzproben (für eine/mehrere Mutationen negative, positive, unverdünnte, 1:24 und 1:94 verdünnte Proben) ausgetestet. Das Austesten der PCR-Methode basierte ganz auf der Trial-and-Error-Methode. Für das Screening wurde dann der PM 22 zusammen mit dem PCR Programm 1 benutzt. Der Ansatz sah je 18 µl PM 22 und 2 µl DNA von den Proben vor. Es wurden 24 Pools mit 23 resp. 24 Proben und 24 94er Pools getestet. Auf Jr(a) wurden alle Proben vollständig ausgetestet, bei Vel wurden nicht alle positiven Pools auf die Einzelprobe ausgetestet. Daraus folgt, dass 2820 Spender und Spenderinnen auf Jr(a) und 564 komplett auf Vel getestet worden sind. Es wurden folgende drei Geräte verwendet: der Qiagen BioRobot EZ1 zur Extraktion der Proben, der Biometra T3000 Thermocycler zur Amplifikation der DNA und der QIAxcel zur Messung mittels Kapillar-Elektrophorese und zur Auswertung. 5. Ergebnisse/Resultate 6. Diskussion Austestung: Rechts in der Abb. 5.1 wird das Resultat des PM 22 dargestellt. Die roten Banden, Alignment-Marker (AM), markieren 100bp und 1000bp. Die schwarzen Banden markieren die Produkte. HGH ist die interne Kontrolle und befindet sich bei 439bp. SMIM1*64_80del (VELdel) wird bei 152bp nachgewiesen. JR*01N.01 (JR376T) wird bei 247bp und JR*01N.02 (JR706T) bei 381bp nachgewiesen. Referenzprobe 14 (Verdünnung 1:24) und Referenzprobe 15 (Verdünnung 1:94) weisen alle drei Mutationen auf. Es fehlen keine Banden und es hat keine falschen/überzähligen Banden bei PM 22. Zielsetzung 1: Es war sowohl möglich Singleplex-PCR als auch Multiplex-PCR von Einzelproben/Poolproben zu machen. Während dem Austesten zeigten sich beim PM 22 kräftige Banden, Peaks klar über dem Threshold, weder falsch-positive, noch falsch-negative Resultate. Während des Screenings zeigte sich jedoch, dass bei den Poolproben teilweise auch extrem schwache Banden des SMIM1*64_80del Allels als positive Reaktionen betrachtet werden mussten und schwach positive Poolproben des Allels JR*01N.02 als negativ gewertet werden mussten. Das Resultat der Proben musste stets in Relation zum Resultat des HGH, der internen Kontrolle gestellt werden. Screening: Jr: Insgesamt wurden 2820 Proben getestet und keine war positiv für das SNP 376T, drei jedoch für den SNP 706T, jedoch waren alle 3 heterozygot, also serologisch gesehen Jr(a) positiv. Vel: 14 heterozygote SMIM1*64_80del positive Proben konnten aus 564 Einzelproben nachgewiesen werden, was jedoch einem Vel-positiven Phänotyp entspricht. Zielsetzung 2: In Bezug auf JR-negative Allele war möglich auf deren Häufigkeit zu screenen. Eine Anzahl von 3 heterozygot JR*01 negativen Spendern oder Spenderinnen aus 2820 Proben entspricht einer Allelfrequenz von ca. 0.1 %. Mit der niedrigen Allelfrequenz ist es sinnvoll das Screenen in 94er Pools durchzuführen. Die Allelfrequenz (ca. 2.5 %) beim SMIM1*64_80del war höher als erwartet und da zusätzlich falsch-negative Resultate bei Poolproben nicht ausgeschlossen werden konnten ist es sinnvoller wenn man Einzelproben auf Vel-Negativität untersucht. Abb. 5.1 Resultate des PM 22 Quellenverzeichnis/Abbildungsverzeichnis 1: Ballif, B. A., Helias, V., Peyrard, T., Menanteau, C., Saison, C., Lucien, N., Bourgouin, S., Le Gall, M., Cartron, J.-P. und Arnaud, L. (2013) Disruption of SMIM1 causes the Vel – blood type | EMBO Molecular Medicine 5 2: Haer-Wigman, L., Ait Soussan, A., Ligthart, P., de Haas, M. und van der Schoot, C. E. (2014) Molecular analysis of immunized Jr(a-) or Lan- patients and validation of a high-throughput genotyping assay to screen blood donors for Jr(a-) and Lan- phenotypes | TRANSFUSION 54 Abb. 5.1: Fasler, M. (2015) Resultate des PM 22. Oberentfelden, eigene Abbildung Fasler Michaela │ BMA 12-15 │ Interregionale Blutspende SRK AG (Bern) │ 11. September 2015