2.3 Formale Genetik 2 Genetik Fragen in den letzten 10 Examen: 17 2.3 Formale Genetik In diesem Kapitel geht es um die klassischen drei Gesetze von Gregor Johann Mendel und die Vererbungslehre. Hier sind besonders die Blutgruppenvererbungen wichtig, da sie sehr oft und in immer wieder abgewandelter Form geprüft werden. Doch bevor du dich jetzt mitten ins Vererbungsgetümmel stürzt, solltest du dir zunächst das Handwerkszeug der formalen Genetik aneignen. Beginnen wir also mit ein wenig Vokabeln lernen. 2.3.1 Allgemeines und Begriffe 2 Die in Tab. 1 a, S. 1 und Tab. 1 b, S. 2 aufgeführten Begriffe sind in gleich zweierlei Weise relevant: Zum einen können sie in Fragen vorkommen, zum anderen brauchst du sie, um die folgenden Abschnitte dieses Skriptes zu verstehen. Allel Ausprägungen eines Gens, die auf den homologen Chromosomen am gleichen Genlokus (Ort) zu finden sind. Sind die Allele gleich, bezeichnet man den Träger als homozygot, sind sie unterschiedlich, nennt man das heterozygot. Multiple Allelie Bezeichnung für die Tatsache, dass mehrere Varianten eines Gens vorkommen können: Mitunter kommen von einem Gen mehr als zwei Allele (Ausprägungsformen) vor. Bestes Beispiel ist das AB0-Blutgruppensystem, bei dem drei Allele (A, B und 0) die Blutgruppen bestimmen. Genotyp Bezeichnung für die Gesamtheit aller Erbanlagen. Phänotyp Bezeichnung für das äußere Erscheinungsbild eines Individuums. Dieses hängt zum einen vom Genotyp, zum anderen auch von Umwelteinflüssen ab. Dominanz Ein dominantes Allel setzt sich im Phänotyp durch. Rezessivität Ein rezessives Allel kommt bei Vorhandensein eines dominanten Allels nicht zur Ausprägung. Phänotypisch ausgeprägt ist es nur, wenn zwei rezessive Allele vorliegen. Codominanz Manifestation beider dominanter Allele im Phänotyp, Beispiel: Blutgruppe AB. Expressivität Grad der Ausprägung eines Gens im Phänotyp. Nur ein Gen mit 100-prozentiger Expressivität schlägt vollständig durch. Penetranz Anteil der Merkmalsträger bezogen auf die Genträger. Bei vollständiger Penetranz (100 %) weisen alle Genträger das Merkmal auf, bei unvollständiger Penetranz nur ein Teil. Beispiel: Bei 50-prozentiger Penetranz würde die Hälfte der Mitglieder einer betroffenen Familie das Merkmal ausprägen. Pleiotropie Gleichzeitige Beeinflussung und Ausprägung mehrerer phänotypischer Merkmale durch nur ein Gen. Heterogenie Das gleiche Krankheitsbild wird durch zwei nichtallele Gene ausgelöst. Beispiel: Gehörlosigkeit wird autosomal-rezessiv vererbt. Trotzdem können Kinder taubstummer Eltern phänotypisch gesund sein, da der Defekt bei den Eltern auf unterschiedlichen Genorten lokalisiert sein kann. Elternteil 1 : TTss (gehörlos), Elternteil 2 : ttSS (gehörlos), Kind : tTsS (phänotypisch gesund). Die Kleinbuchstaben bezeichnen das jeweils kranke (rezessive) Allel. Nur die Kombinationen ss und tt führen zur Gehörlosigkeit. Tab. 1 a: Definition wichtiger Begriffe www.medi-learn.de 1