Wildnis–Werte–Wirtschaft - Hochschule für nachhaltige Entwicklung

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Wildnis–Werte–Wirtschaft
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Aldo-Leopold-Forum für Umweltethik e.V.
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Tagungsband zum Aldo-Leopold-Symposium
vom 8. bis 11. November 2007, Botanische Staatssammlung
im Botanischen Garten München-Nymphenburg
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Wildnis–Werte–Wirtschaft
Tagungsband zum Aldo-Leopold-Symposium vom 8. bis 11. November 2007,
Botanische Staatssammlung im Botanischen Garten München-Nymphenburg
Aldo-Leopold-Forum für Umweltethik e.V.
in Zusammenarbeit mit dem
Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
und der
Dozentur Wildökologie, Technische Universität Dresden
Herausgegeben von
Prof. Dr. Dr. SVEN HERZOG
SUSANNE ANTON
HANS-DIETER SCHUSTER
Die in diesem Tagungsband veröffentlichten Beiträge und Abbildungen wurden von den Referenten zur Verfügung gestellt und geben ausschließlich die Meinung der Verfasser wieder.
Die Beiträge wurden nicht fachlich begutachtet und der Herausgeber übernimmt keine Verantwortung für deren
Inhalt.
Die Verantwortung für die Wahrung der Urheberrechte liegt allein bei den Verfassern. Die Urheberrechte der
Verfasser ihrerseits werden durch die Veröffentlichung in diesem Tagungsband nicht berührt.
1. Auflage 2009
Aldo-Leopold-Forum Für Umweltethik
Alle Rechte vorbehalten.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.
Zitiervorschlag
HERZOG, S.; ANTON, S.; SCHUSTER, H.-D.: (2009). Wildnis–Werte–Wirtschaft. Tagungsband zum Aldo-LeopoldSymposium vom 8. bis 11. November 2007 in München, 143 Seiten,
1
Inhalt
Vorwort
3
Begrüßung durch Dr. OTMAR BERNHARD
Bayerischer Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz
4
Begrüßung durch Dr. MARCEL HUBER
Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit
und Verbraucherschutz
14
Prof. Dr. GERHARD TROMMER
Wildnis- Die andere Erfahrung
18
Prof. Dr. PIERRE L. IBISCH & STEFAN KREFT
Naturschutz und Klimawandel – mehr oder weniger Wildnis ?
43
Dr. FRAUKE FISCHER
Wildnis und Wirtschaft – neue Impulse für eine „alte“ Beziehung
63
Dr. CHRISTIAN RUCK
Wert-Schöpfung: Schutz der Natur und Wildnis als Beitrag zur
ökonomischen Entwicklung eines Landes
68
Dr. HANS-JOACHIM SCHEMEL
Kinder erfahren „wilde“ Natur in der Stadt
74
Prof. Dr. Dr. ALOIS HEIßENHUBER
Landnutzung in Konkurrenz zwischen Nahrungsmitteln, Bioenergie
und Naturschutz
81
HEINRICH SPANIER
Wildnis: zwischen Idylle, Schrecken und Abenteuer
103
MICHAEL MIERSCH
Für weniger Ideologie und mehr Wettbewerb im Naturschutz
134
Prof. Dr. Dr. SVEN HERZOG
Wildnis-Werte-Wirtschaft: Wie geht es weiter ?
142
2
Naturschutz und Klimawandel – mehr oder weniger Wildnis?
Prof. Dr. PIERRE L. IBISCH & STEFAN KREFT
1.
Einleitung
“Der bewusste Verzicht auf Nutzung, das Zulassen von Wildnis,- ist zumindest für
das westliche Europa eine weitgehend neue Naturschutzstrategie, die tief in das Bewusstsein der Menschen greift. Das 20. Jahrhundert war stärker als je eines zuvor
von fortschreitender Vernichtung bzw. Kultivierung alles Natürlichen, von einer noch
nie da gewesenen Naturentfremdung geprägt. Inzwischen aber auch von einer
wachsenden Sehnsucht nach unregelementierter Natur, nach einem Miteinander von
Zivilisation und Wildnis“.
MICHAEL SUCCOW (2008)
Als Wildnis können Ökosysteme beziehungsweise Landschaften verstanden werden,
die vom Menschen strukturell und kompositionell kaum oder nicht manipuliert worden
sind und in denen ökologische Prozesse als Konsequenz der mannigfaltigen Interaktionen der Systemelemente ohne menschliche Planung und Steuerung ablaufen. Als
kulturelles Konzept ist Wildnis das Ergebnis des mit dem Aufkommen der Landwirtschaft entstehenden Natur-Kultur-Antagonismus (TROMMER 1999, KÖRNER & EISEL
2003). Vor allem in Europa wurde diese Segregation zu einer Säule der Kulturkonzeption: Homo sapiens stellt sich nach dem Verlassen der ökologischen Nische des
Sammlers und Jägers dem Rest der Biodiversität gegenüber. Dieser entscheidende
Sprung in der kulturellen Evolution des Menschen, die Vertreibung aus dem Paradies
einer deutlich unbewussteren und ‚natürlicheren’ Interaktion mit den Ökosystemen,
könnte als Beginn einer Sehnsucht nach einem Zustand geringerer Verantwortung
interpretiert werden. Die im Rahmen der agrarischen oder industriellen Landnutzung
erforderlichen Eingriffe werden als Domestizierung der Landschaft begriffen und bedeuten eine mehr oder weniger bewusste Steuerung ökosystemarer Prozesse.
Wildnis ist als Konzept bzw. Objekt des (europäischen) Naturschutzes relativ neu.
Abgesehen von der in den USA entstehenden Nationalpark-Idee wirken im Naturschutz, zumindest in Mitteleuropa, bis heute seine romantischen Ursprünge fort
(TROMMER 1999, PIECHOCKI 2007a), die im Kontext einer Jahrtausende währenden
Besiedlung und einer teilweise starken, aber vergleichsweise langsamen Umgestaltung der ‚Natur’-Landschaft verstanden werden müssen.
43
Lange Zeit zielte der Naturschutz in Deutschland vor allem darauf ab, den vorindustriellen Status der Kulturlandschaften und die in ihnen eingebetteten urwüchsigen
oder sonstwie ästhetischen, sinn- und identitätsstiftenden Objekte vor raschem und
unvorhersehbaren Wandel zu bewahren.
Während auf anderen Kontinenten der Schutz von sehr großen Wildnisgebieten
mehr oder weniger zum normalen Repertoire des Naturschutzes gehört (etwa in den
USA: LEOPOLD 1925, Wilderness Act von 1964: MCCLOSKEY 1966, NOSS et al. 1999)
und im Kontext der infrastrukturellen Entwicklung sogar in die Gesetzgebung Eingang gefunden hat (Roadless Area Conservation Rule von 1962 in den USA,
STRITTHOLT & DELLASALA 2001, TURNER 2006), bleibt das Thema in Deutschland sehr
umstritten. Der naturschutzfachliche Wert von ‚natürlich’ verlaufenden ökologischen
Prozessen in vergleichsweise ungesteuerten Ökosystemen wird in Deutschland erst
gegen Ende des Jahrhunderts thematisiert und sogleich intensiv diskutiert (z.B.
REMMERT 1990: 150ff., SCHERZINGER 1990, FANTA 1992, OBERMANN 1992, REMMERT
1992, STURM 1993, Übersichten in ZIEGLER 2002, KÖRNER & EISEL 2003, PIECHOCKI
2007b) In seinem viel beachteten Buch „Naturschutz im Wald“ (1996) rückt
WOLFGANG SCHERZINGER die Bedeutung von Prozessschutz und Wildnis im Wald in
den Mittelpunkt. SCHERZINGER verortet diese Ansätze im Kontinuum naturschützerischer Möglichkeiten zwischen der lokal und zeitlich begrenzten Toleranz ungelenkter
Prozesse in ertragsorientierten Forsten bis hin zu Wildnisgebieten „’unendlicher’ Weite“. Im Rahmen der Beantwortung seiner „Frage nach den Proportionen“ wird deutlich, dass „Wildnis“ in Mitteleuropa nicht in „’unendlicher’ Weite“ eine Rolle spielen
kann und sollte, sondern lediglich in der Form von ökologischen Prozessen, die in die
Forstwirtschaft zu integrieren wären.
Die gesellschaftliche Akzeptanz von Wildnisgebieten und flächenhaftem Prozessschutz in Deutschland ist weiterhin gering (z.B. BÖHMER 1999, NEUSCHULZ 2000) und
beschränkt sich auf das Tolerieren von vergleichsweise kleinen totalgeschützten Referenzparzellen in genutzten Wäldern, deren ‚Wildheit’ fraglich ist. Wildniskriterien
wie Mindestgebietsgrößen, maximal tolerierbare Eingriffe in die Ökosysteme und Erhaltungsstatus von Phyto- und Zoozönosen im Vergleich zur voragrarischen Situation
sollen allerdings an dieser Stelle nicht diskutiert werden.
44
Nur am Rande soll an der theoretischen Debatte teilgenommen werden, ob es in Zeiten der räumlichen Entkopplung von Eingriffen und Umweltschäden und des globalen
Umweltwandels überhaupt noch Wildnis im ursprünglichen Sinne des Konzeptes geben kann. Vor allem aber wollen wir uns der Frage widmen, ob der nun allenthalben
diskutierte anthropogene Klimawandel ein neues Argument dafür darstellt, im Naturschutz mehr ‚Wildnis’ zu wagen, wobei Wildnis hier minimalistisch im Sinne von
Räumen verstanden wird, die nicht einem bewussten und direkt steuernden Ökosystemmanagement unterliegen. Bislang wurde die Wildnisdebatte vor allem vor dem
Hintergrund scheinbar stabiler Umweltbedingungen geführt, unter denen es in Ökosystemen zu mehr oder weniger zyklischer Sukzession kommt. Der eingeleitete und
von der Veränderung der Klimabedingungen ausgelöste, schlecht vorhersagbare und
sicherlich nur bedingt aufhalt- bzw. steuerbare Naturwandel könnte zum Anlass genommen werden, in deutlich mehr und größeren Gebieten des Laufes der ökologischen Prozesse zu harren.
Dieser Aufsatz hat zum Ziel, den Bezug von Klimawandel zum Schutz von Wildnis zu
beleuchten und so eine Diskussion zu initiieren, die diesen Komplex nicht mehr übergeht. Es soll die Frage beantwortet werden, inwiefern der Klimawandel und die
von ihm ausgelösten ökologischen und sozioökonomischen Prozesse eine Steigerung oder eine Verringerung unseres Bedarfs an Wildnis mit sich bringen.
2.
Wildnis, Klimawandel und Handlungsbedarf
Wozu ist Wildnis gut?
Der intrinsische Wert der Wildnis und der in ihr existenten biologischen Systeme
steht verschiedenen eher utilitaristischen Werten gegenüber (vgl. auch andere Beiträge in diesem Band). Für den Menschen besitzt Wildnis beispielsweise einen Wert
als Quelle spiritueller und ästhetischer Erfahrung. In einem noch stärker nutzungsorientierten Sinne kann Wildnis in mehrfacher Hinsicht dem Erkenntnisgewinn dienen:
zum einen als populäres Referenzsystem, um den Gegensatz von Kultur und Natur
zu begreifbar zu machen bzw. nicht verloren zu geben (TROMMER 1999); hierzu zählt
auch die Möglichkeit, über ein Verständnis des Ortes des Menschen in Wildnis bzw.
Kulturlandschaft die „Natur der Spezies Mensch“ besser verstehen zu lernen. In diesem Sinne forderte ALDO LEOPOLD auch die Erhaltung von museumsartigen Relikten
von Wildnis („some tag-ends of wilderness, as museum pieces“; LEOPOLD 1949).
45
Ein wichtiger Gedanke ist in diesem Sinne auch, dass Wildnis dem Menschen Demut
und Ehrfurcht abverlangen kann angesichts der Einblicke in ein ungesteuertes und
wenig vorhersagbares komplexes System, welches für Überraschungen gut ist (und
den Menschen durch Unannehmlichkeiten und physische Gefahren „demütigt“; NOSS
1991).
Gegebenenfalls vermittelt das Erlebnis von Wildnis ein gewisses Empfinden für die
Abhängigkeit des Wohlergehens des Menschen von Ökosystemen. Die entsprechende Bedeutung einer solchen Erkenntnis kann nicht hoch genug eingeschätzt
werden, lebt doch inzwischen mehr als die Hälfte der menschlichen Bevölkerung der
Erde in urbanisierten, domestizierten und natur-entfremdeten Gesellschaften, welche
an die ökologischen Grenzen der Tragfähigkeit stoßen, während sie sich dieser
Grenzen immer weniger bewusst sind. Studien in Deutschland belegen, dass Jugendliche in fortschreitendem Maße von der Natur entfernen: So hat sich z.B. in nur
wenigen Jahren die Zahl derer, die gerne durch die Natur streifen, auf unter 20 Prozent halbiert, während 70 Prozent aller Sechstklässler einen eigenen Fernseher oder
Computer haben (BRÄMER 2006). Diese Menschen werden in Zukunft als Wähler oder gar Entscheidungsträger für den Umgang mit sich verknappenden Naturressourcen und vielfältigen, sich zuspitzenden Umweltproblemen verantwortlich sein.
Wildnis kann zum anderen bekanntlich auch als wissenschaftliches Referenzsystem
für das Verständnis der Wirkungen von menschlicher Manipulation und der Steuerung von Ökosystemen dienen (NOSS 1991). Ein entsprechendes Verständnis kann
zu einer optimierten (nachhaltigeren, weniger manipulationsintensiven etc.) Nutzung
in bewirtschafteten Systemen beitragen1: „All wilderness areas, no matter how small
or imperfect, have a large value to land science. The important thing is to realize that
recreation is not their only or even their principal utility” (LEOPOLD 1941).
Nicht zuletzt wird der Wildnis gemeinhin ein Wert als Landschaftselement zugesprochen, das einen Beitrag zur Aufrechterhaltung biologisch-ökologischer Prozesse und
zur Pufferung unerwünschter Wirkungen und Extreme leistet.
1
Hier ließe sich die Frage anschließen, ob eine Wildnis unter intensiver wissenschaftlicher Beobachtung möglich ist oder nicht vielmehr ein Widerspruch in sich. Grundsätzlich bedeutet je nach Forschungsmethoden die wissenschaftliche Untersuchung in jedem Falle einen Einfluss (vgl. Landres et
al. 2003). Prinzipiell ist Wildnis ist in der Geschichte jedenfalls immer ein Ort gewesen, wo der Mensch
seiner Umgebung unvermittelt gegenübersteht.
46
Wildnis kann, Befürwortern des Prozessschutz-Gedankens zufolge, ungelenkte Evolution als einen solchen biologisch-ökologischen Prozess gewährleisten und so neue
oder gut angepasste Phänotypen von Organismen bereitstellen (PIECHOCKI 2007b).
Nicht zuletzt bietet Wildnis besonders stresssensitiven Organismen Lebensraum
(NOSS 1991).
Globaler Umweltwandel und Klimawandel – globale Dynamik aus Menschenhand
Der derzeitig beobachtbare globale Umweltwandel ist ein komplexes Phänomen vieler, sich teilweise gegenseitig verstärkender Prozesse, die zum größten Teil vom
Menschen verursacht werden. Einerseits existiert ein sich lokal auswirkender, aber
an verschiedenen Orten gleichzeitig auftretender Nutzungsdruck auf natürliche Ressourcen, etwa auf Biodiversität. Dieser Druck ergibt sich auch ohne direkte Nutzungsmotivation, allein durch Flächenbeanspruchung – z.B. durch den Ausbau einer
globalen Transportinfrastruktur, durch die Erweiterung landwirtschaftlicher Flächen
und durch die Urbanisierung. Die bekannten Konsequenzen sind u.a. Verlust an genetischer Vielfalt, Artenschwund, und Degradierung bzw. Umwandlung von Ökosystemen. Dabei kann es zu irreversiblen Ereignissen wie dem Aussterben von Arten
kommen. Dies hat, soweit wir über Aussterbeereignisse Kenntnis besitzen, bislang
v.a. Tiere mit hohem Raumanspruch betroffen, jagdlich relevante Arten und Inselbewohner. Das englische Wort "wilderness" stammt, nebenbei angemerkt, von den altnordischen will (unbeherrscht, ungezähmt) und deor (Tier; NASH 1967, in Mittermeier
et al. 2003, TROMMER 1999). Die globale Dezimierung bzw. gar Ausrottung von großen Tierarten durch den Menschen steht damit vielerorts der Rückkehr einer „Wildtiernis“ im Wortsinne von vornherein entgegen.
Andererseits ergeben sich diffuse, räumlich noch weniger begrenzte Wirkungen des
menschlichen Wirtschaftens auf die globalen Ökosysteme. Zu nennen sind v.a.
Stoffeinträge (Nährstoffe, Schadstoffe etc.). Die zum einen am wenigsten lokal steuerbare und zum anderen am langfristigsten wirksame Komponente dieser atopischen
Wirkungen ist der durch die Veränderung der atmosphärischen Komposition eingeleitete Klimawandel. Während der Trend der globalen Erwärmung praktisch ubiquitär
ist, fällt er allerdings regional unterschiedlich stark aus.
47
Für andere sich verändernde Klimafaktoren, z.B. das Niederschlagsregime, lassen
sich keine globalen Trends bestimmen; sogar in benachbarten Regionen können die
Niederschlagstrends gegenläufig sein (CHRISTENSEN et al. 2007). Prinzipiell existieren
beträchtliche Unsicherheiten bezüglich der konkreten Entwicklung des Klimawandels
und seiner Komponenten. Komplexe zukünftige Dynamiken, auf die zudem unter Berücksichtigung von eine mögliche Zukunft beschreibenden Modellierungsergebnissen
noch wesentlich Einfluss genommen werden kann, sind grundsätzlich nicht vorhersagbar. Die Entwicklung von alternativen Wandelszenarien versucht dieser Unsicherheit wenigstens teilweise Rechnung zu tragen. Es ist jedenfalls unmissverständlich, dass der Klimawandel bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr schnell abläuft,
sich nicht-linear entwickelt und sich beschleunigt (z.B. wegen multipler, schwer zu
erfassender Synergien und positiver Rückkopplungen zwischen Klimakomponenten;
FISCHLIN et al. 2007, SOLOMON et al. 2007).
Erstmals in der Geschichte der Menschheit sind Verursachung und Wirkung von Eingriffen in Ökosysteme räumlich komplett entkoppelt. Das Ausmaß der Treibhausgasemissionen an einem gewissen Ort bestimmt nicht den Klimawandel an demselben.
Zudem bedeuten Warenströme, moderne industrielle Produktionsmechanismen,
Konsumverhalten und Mobilität einer stetig zunehmenden Zahl von Menschen, dass
das Zurückverfolgen von individueller Verantwortung für lokalisierte Umweltschäden
schier unmöglich wird.
Selbstverständlich lassen sich die Wirkungen des Klimawandels wiederum lokal
ausmachen. Klimawandel verändert vor Ort u.a.:
o abiotische und biotische Habitatbedingungen für Arten. Dadurch kann
es zu Abundanzveränderungen, lokalem Aussterben von Populationen
bzw. gar globalem Aussterben von Arten kommen.
o Artareale sowie die räumlichen und zeitlichen Muster der Ressourcennutzung (im Rahmen von Anpassungsprozessen).
o zwischenartliche Interaktionen (Intensivierung, Neubildung, Abschwächung oder Ausbleiben von Prädation, Konkurrenz, Parasitismus, Bestäubung, zoochorer Ausbreitung)
(vgl. u.a. ROOT & SCHNEIDER 2002, WALTHER et al. 2002, PARMESAN & YOHE 2003,
ROOT et al. 2003, PARMESAN 2006, SCHOLZE et al. 2006, PARRY et al. 2007).
48
Der Klimawandel bewirkt Reaktionen, die als Anpassung der biologischen und ökologischen Systeme begriffen werden können. Im dramatischen Falle erfolgt diese
Anpassung nicht-linear und kann sogar einen kollapsartigen Statuswechsel bedeuten
(SCHEFFER et al. 2001, FOLKE et al. 2002). Grundsätzlich ist kein System gefeit, sei
es anthropogen verändert oder weitgehend vom Menschen unbeeinflusst.
Gesellschaftlicher Handlungsbedarf angesichts des Klimawandels
Viele Gesellschaften stehen längst vor der Schwierigkeit, sich einerseits an den
Grenzen des ökonomischen Wachstums zu bewegen, andererseits das Überleben
ihrer Menschen (in Konkurrenz untereinander und auch mit anderen Gesellschaften)
gewährleisten zu müssen. Der globale Umweltwandel verschärft dieses Problem,
indem er die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme reduziert, von denen die Menschen,
zumal in den weniger entwickelten und deshalb gegenüber ungünstigen Entwicklungen weniger anpassungsfähigen Gesellschaften, nach wie vor abhängen (vgl. Millenium Ecosystem Assessment 2005).
Die anthropogenen Störungen, wie auch der Klimawandel, beeinträchtigen die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der bioproduktiven Ökosysteme und verschärfen zusätzlich Ressourcenknappheit und Ressourcenkonflikte sowie den Nutzungsdruck
auf die Fläche. Es ist aus naturschutzfachlicher Perspektive nicht in Abrede zu stellen, dass die hiesige Gesellschaft mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte gewissermaßen zur gleichermaßen nachhaltigen und intensiven Produktion von Nahrungsmitteln
und Holz verdammt ist, damit die Produktion nicht in Regionen abwandert, in denen
soziale und ökologische Standards nicht gesichert sind und wo ggf. deutlich mehr
und empfindlichere Schutzobjekte betroffen sein könnten (vgl. WINTER et al. 2003, in
LEßNER 20082). Zwar wird dadurch die Idee des Prozessschutzes nicht per se obsolet, mit steigendem Nutzungsdruck entsteht auf dem überwiegenden Teil der Fläche
jedoch zweifellos ein erhöhter Bedarf an einem Management der Interventionen der
Menschen in ihrer Umwelt und deren Konsequenzen.
Als wichtigste Anforderung bezüglich der Anpassung von jeglichen Systemen an den
Klimawandel muss die Stärkung ihrer Resilienz und Anpassungsfähigkeit gesehen
werden.
2
Irrtümlich zitiert als „Flade et al.“
49
Hohe Resilienz bedeutet hier, dass die Systeme nach einer starken, schockartigen
Einwirkung, beispielsweise nach einem klimawandelbedingten Extremereignis, wieder in den Ausgangszustand ‚zurückschwingen’ können (PLACHTER 1991)3. Bei der
Anpassung liegt es im Interesse des Menschen, dass ein Statuswechsel des Systems möglichst graduell bzw. ‚sanft’ erfolgt. In einer von langfristig von mehr oder
weniger intensiver Landnutzung geprägten Region wie Mitteleuropa geht es also
darum, den zielgerichteten Wandel von Kulturlandschaft in eine andere, neue Kulturlandschaft herbeizuführen und zu steuern, ohne dass es dabei zu bedeutenden Einbußen an Ökosystemdienstleistungen kommt.
Die Erhaltung der Funktionstüchtigkeit des Naturhaushaltes (vgl. Bundesnaturschutzgesetz §1 Abs.1-2), welche die Gewährleistung von Ökosystemleistungen impliziert, ist eine Kernaufgabe des anthropozentrischen Naturschutzes. In diesem Kontext muss es eine besonders wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, eine
Abschwächung der Klimawandelfolgen und eine möglichst effektive und gleichzeitig
‚sanfte’ und graduelle Anpassung an den Klimawandel zu erreichen. Funktionstüchtigkeit (oder auch Funktionalität) muss im Falle von biologischen bzw. ökologischen
Systemen die Eigenschaften Resilienz und Anpassungsfähigkeit einschließen.
Bedeutung von Wildnis in Zeiten des Klimawandels in einer globalisierten Welt
Die Wirkungen des globalen Umweltwandels auf Wildnis sind, bis hin zur signifikanten strukturellen Degradierung, qualitativ dieselben wie andernorts. Alle Distanzwirkungen (Nähr- und Schadstoffeinträge, Randeffekte, Fragmentierung, globale und
regionale Veränderungen des Arteninventars, Klimawandel) werden also auch in
wildnishaften Landschaftsausschnitten wirksam. Natürliche Prozesse, wichtige
Merkmale von Wildnis, sind demnach nur noch zum Teil oder nur in veränderter
Form zu erhalten bzw. wiederherzustellen4. Was erhalten werden kann, ist also nur
gestörte Wildnis, deren Natürlichkeit oder Naturnähe auf biotischer wie auf abiotischer Ebene nur insofern gegeben ist, dass der Mensch nicht zielorientiert steuernd
eingreift.
3
Zuweilen wird in Abrede gestellt, dass unter Einwirkung von Klimawandel überhaupt von Resilienz gesprochen
werden darf. Dieser Einwand ist nur scheinbar angebracht. Der Klimawandel bringt zwar eine insgesamt graduelle und gerichtete Veränderung des Störungsregimes mit sich, doch tritt er in Form von Einzelstörungen ein (z.B.
Hitzewellen, Dürren, Starkregen), auf die biologische (und gesellschaftliche) Systeme zumindest eine gewisse
Zeit so reagieren können, dass sie nach den Ereignissen wieder zum Ausgangszustand zurückfinden. Erst wenn
kritische Schwellenwerte von Intensität und Frequenz überschritten werden, müssen die Systeme einen anderen
Zustand einnehmen, sich also anpassen.
4
Ein absterbender Baum ist sicherlich Element von Wildnis, bestimmt aber noch nicht Wildnis selbst – siehe auch
weiter unten.
50
Diese Einschränkung gilt zu Beginn des 21. Jahrhunderts sogar in entlegenen Gebieten wie Amazonien, wo sich Waldstruktur und -dynamik umweltwandelbedingt bereits
nachweisbar ändern (PHILLIPS et al. 2002, LEWIS et al. 2004, PHILLIPS et al. 2004).
Der anthropogene Klimawandel stellt die global potenziell bedeutsamste Facette des
globalen Umweltwandels dar. Es ist offensichtlich, dass der Klimawandel „natürliche
Wildnis“ unmöglich macht. Der schnelle anthropogene Klimawandel hat das Potenzial, ökologische Prozesse wie z.B. Sukzession und Degradierung zu beschleunigen.
Der Klimawandel treibt Prozesse der Immigration und Invasion sowie Emigration von
Arten an. Da Arten hierbei individuell (re-)agieren, kommt es zur Umgestaltung von
Lebensgemeinschaften, deren Komposition und Abundanzverhältnisse verändert
werden. Ggf. kann dies schubartig erfolgen, z.B. bei einem flächendeckenden,
gleichzeitigen Ausfall von Strukturbildnern. Es kann so beispielsweise mancherorts
zum flächendeckenden Zusammenbruch von Hochwäldern kommen (HOYLE 2008)
und zur Herstellung von Zuständen, wie sie durch das menschliche Wirtschaften eigentlich unterbunden werden (sollen), aber mithin durch Prozessschutz ggf. gefördert
werden.
Auch wenn der anthropogene Klimawandel an sich „natürlicher Wildnis“ entgegensteht, so fördert er in jedem Falle Dynamik und „überraschende“, „unvorhersagbare“
Ereignisse. Insofern mutet es ironisch an, dass mit diesem ungewollten Kontrollverlust also, oberflächlich besehen, Synergien der Wirkungen des Klimawandels und
des Naturschutzzieles, ungesteuerte, sich überraschend entwickelnde Wildnis herzustellen, abzusehen sind.
Eine zentrale Frage ist, ob Gebiete relativer Wildnis in Deutschland bzw. Europa eben dazu beitragen können, die Anpassung von biologischen und ökologischen Systemen zu erleichtern. Tendenziell kann festgestellt werden, dass wildere Ökosysteme
sich (zumindest vor einem raschen und anhaltenden Umweltwandel) im Vergleich zu
einfacheren genutzten und degradierten Systemen durch eine höhere kompositionellstrukturelle, energetische und funktionelle Komplexität auszeichnen.
Ein entsprechend höheres Maß an Redundanz mag zu etwas größerer Stabilität bzw.
Resilienz beitragen.
51
Große, kontinuierliche Wildnis-Gebiete fördern mit Sicherheit eine dringend benötigte
bessere Durchlässigkeit der Landschaft, welche es Populationen ermöglicht, ihren
Aufenthaltsort im Zuge der Arealverschiebungen der Arten zu
verlagern. Solche allmählichen Veränderungen in den Lebensgemeinschaften implizieren selbstverständlich, dass absolute Stabilität und absolute Resilienz gar nicht
erreichbar sind, sondern nur auf den übergeordneten Ökosystem-Charakter und einen beschränkten Zeitraum bezogen werden können. Bei der Übertretung von
Schwellenwerten, v.a. im Zuge sehr schneller Änderungen, kann eine schubartige
Änderung des Zustands der Wildnis (z.B. von amazonischem Feuchtwald zu Savanne) geschehen (vgl. auch Projektionen zu möglichen Biomwechseln von SCHOLZE et
al. 2006), die gemeinhin als Degradation wahrgenommen würde, wertfrei betrachtet
aber natürlich ebenfalls einfach einen Abschnitt im Anpassungsprozess repräsentiert.
Eine solche wertfreie Betrachtung von Prozessen ist dem Wildnis-Naturschutz eigen.
Zusammenbrüche oder schubartige Veränderungen von Ökosystem stellen also an
sich kein Problem für Wildnis und seine Schützer dar. In genutzten Landschaften
kann die Umgestaltung der Lebensgemeinschaften jedoch zu Veränderungen von
strukturellen und funktionellen Eigenschaften von Ökosystemen führen, die Beeinträchtigungen der ökosystemaren Dienstleistungen nach sich ziehen.
Kann und sollte also Kulturlandschaft zu Wildnis gewandelt werden? Führen wir uns
in diesem Zusammenhang auch noch einmal die gegenwärtige Not der Menschen
beinahe ganzer Kontinente vor Augen. Wir erkennen, dass der globale Wandel auf
die natürlichen Ressourcen der Menschen einen immer stärkeren Druck ausübt. Und
machen wir uns auch das vielleicht augenfälligste Element des globalen Wandels
bewusst: die fortschreitende Globalisierung von Umweltproblemen. Während bereits
ein großer Anteil der über 6,6 Mrd. Menschen am Existenzminimum lebt, ist gewiss,
dass in den nächsten Jahren noch viele weitere hinzukommen. Angesichts dieser
Lage muss klar sein, dass Funktionalität und eben auch Nutzbarkeit der Ökosysteme überall prioritär gesichert werden müssen. Dies dürfte selbst für Deutschland gelten, welches einen bedeutenden Anteil der im Lande konsumierten Nahrungsmittel
und Futtermittel importiert und dessen Bevölkerung eher schrumpft.
Szenarien, dass selbst das technisierte Europa auf einen Boom der Primärwirtschaft
und damit die Landschaftsnutzung auf eine neue Intensivierungswelle zusteuert,
52
werden angesichts sich verknappender fossiler Energieträger und auch angesichts
der Klimaschutznotwendigkeit immer plausibler.
Wenn sie also unermessliches Leid verhindern bzw. vermindern wollen, muss es den
Gesellschaften dieser Erde darum gehen, bioproduktive Ökosysteme, sofern nur
irgend möglich, manipulativ von einem Zustand in einen neuen, besser an die klimatisch wechselnden Bedingungen angepassten Zustand zu überführen. Diese Manipulationen betreffen ggf. die Wahl neuer Baumarten im Rahmen eines klimawandelangepassten Waldumbaus, die Wahl neuer Feldfrüchte, das Rückhalten von Wasser in
der Landschaft u.v.m. Die Landnutzer betreiben ein solches Anpassungsmanagement ggf. auch ohne Abstimmung mit den Naturschützern. Auf den Naturschutz
kommen in diesem Kontext neue Fragen zu.
Bedeutet ein Bekenntnis zum funktionalen, anthropozentrischen Naturschutz
eine Abkehr von der Wildnis?
Die Antwort soll schrittweise und differenziert erfolgen, indem zunächst Teilfragen
vorgeschlagen und diskutiert werden:
1. Erfordert die Lage der Menschheit und der globalen Ökosysteme nicht ein klares Bekenntnis zum funktionalen Naturschutz – im Sinne der Erhaltung von für
den Menschen nützlichen Ökosystemfunktionen?
Die Beantwortung dieser Frage ist offenkundig ein ethisches Problem. Aus ökozentrischer Sicht stellt sie sich nicht. Allerdings könnten selbst Naturschützer, denen die
Erhaltung von Tier- und Pflanzenarten im Grund mehr am Herzen liegt als die Bekämpfung menschlichen Leids, aus strategischen Gründen erkennen, dass eine Gesellschaft in Bedrängnis bzw. Not Naturschutz allenfalls dann unterstützen wird,
wenn derselbe (auch) zur Lösung existenzieller Probleme von Menschen beiträgt.
2. Bedeutet ein solch anthropozentrischer Naturschutz dann nicht auch den Auftrag, in möglichst vielen Ökosystemen kollapsartige Systemwechsel zu verhindern? Und: Bedeutet nicht auch der Auftrag der Förderung von Resilienz
und Anpassungsfähigkeit möglichst vieler biologischer Systeme, welche bereits unter multiplen Stresseinflüssen leiden, dass eher in die bereits vom
Menschen gesteuerten Landschaften weiter und bewusster eingegriffen wer-
53
den muss, als dass man mehr oder weniger wilde Flächen sich selbst überlässt?
Es ist zumindest theoretisch denkbar, dass - bewusst in Richtung Anpassung an Klimawandel gesteuerte - Ökosysteme einen nicht nur für den Menschen sanfteren Übergang in einen anderen Systemzustand erfahren können. Grundsätzlich ist es
wahrscheinlich, dass hohe Frequenz und Intensität von klimawandelbedingten Störungen, die auf die Ökosysteme einwirken, deren Ausgangszustand sich in Zeiten
(vorübergehender bzw.) relativer Stabilität eingestellt hat, v.a. negativ auf strukturelle
und funktionelle Komplexität wirken, bis eben erneut eine Entschleunigung des Wandels eintritt. Am leichtesten kann man sich diese These am Beispiel von Waldökosystemen vorstellen: ein immerwährender starker Wandel führte dazu, dass Wäldern mit
sehr langlebigen Bäumen nicht in einen reifen Zustand gelangen können, in dem Individuen altersbedingt absterben würden. Vielmehr würden ggf. andere Arten vorher
potenzielle Waldstrukturbildner, die wiederum nicht zur Altersreife gelangten. Entsprechend entstünde ein relativ junges und dynamisches System mit einem hohen
(Baum-) Arten-Turnover, welches aber entsprechend für viele – oftmals eher ausgeglichene und stabilere Bedingungen benötigende - Waldarten jeweils nur sehr kurzfristig und vorübergehend geeignete Habitatbedingungen böte. Ergebnis wäre ein
vergleichsweise struktur- und wohl auch artenärmeres System, welches sich u.a.
deshalb einstellte, weil die Ökosysteme nur reaktiv und nicht planend-antizipierend
mit dem Umweltwandel umgehen können. Die Frage ist entsprechend, ob ein vom
Menschen gesteuertes Ökosystem in Zeiten des raschen Klimawandels ggf. nicht
sogar eine höhere Struktur- und Artenvielfalt haben könnte und entsprechend seinem
‚wilderen’ Pendant vorzuziehen wäre. Diese Frage erscheint unter bestimmten Bedingungen relevanter, als diejenige ‚terminologische’, ob ein Ökosysteme nach einer
Manipulation noch/wieder wild sein können (vgl. SYDORIAK et al. 2000). In jedem
Falle gilt: “As ALDO LEOPOLD pointed out […] (LEOPOLD 1953), we have a choice when
we know that the ‘land is sick’. We can ‘make believe’ that everything will turn out
right if nature is left to take its course in our unhealthy wildernesses, or we can intervene to facilitate the healing process” (SYDORIAK et al. 2000).
Ist ein funktional-anthropozentrischer Naturschutz akzeptiert, ist die Frage bezüglich
der sanfteren Anpassung der Ökosysteme an veränderte Umweltbedingungen noch
54
deutlicher zu beantworten: je besser sie gelingen kann, desto vorteilhafter – für viele
Menschen und aus bereits erläuterten Gründen auch für einen bedeutenden Teil der
Biodiversität.
Dies sei an einigen Beispielen verdeutlicht: Natürlich ist es angesichts des menschlichen Holzbedarfs besser, dass ein Wald Wald bleibt, auch wenn zur Erhaltung der
strukturellen Konstanz andere – ggf. auch nichtheimische - Baumarten gepflanzt
werden müssen. Auch kann eine hydrologische Steuerung von Landschaften mit
Wehren, Kanälen und Rückhaltebecken geeignet sein, häufiger und drastischer werdende Trockenperioden zu überstehen, ohne auf Besiedlung und Bewirtschaftung
der betroffenen Räume verzichten zu müssen. Ebenso positiv sind auch Sandaufspülungen im Küstenbereich zu sehen, wenn sie erlauben, die Wirkungen des steigenden Meeresspiegels zumindest temporär zu mindern.
Und wie wären die genannten Beispiele aus Naturschutzsicht zu werten? Die Sandaufspülung könnte das Problem des Habitatverlustes von etlichen Küstenarten verringern und ist positiv zu beurteilen. Das künstliche Rückhalten von Wasser in der
Landschaft dürfte auch günstig auf klimawandel-vulnerable Arten wirken, die eben
auf eine regelmäßigere Wasserverfügbarkeit angewiesen sind. Tatsächlich gelten
viele historische Elemente der Kulturlandschaft, für die in das Wasserregime eingegriffen werden musste, etwa die Wässerwiesen (NABU Baden-Württemberg 2005),
heute aus Naturschutzsicht als besonders wertvoll. Ggf. wirken geeignete Eingriffe
ins Wasserregime auch der Degradation von feuchteabhängigen Ökosystemen entgegen. In diesen beiden Fällen ergeben sich also positive Synergien zwischen
menschlicher Anpassung und Naturschutz. Im Falle der Erhaltung der Waldkonstanz
kann die extreme Anpassung der Forstwirtschaft in Form einer ausschließlichen Nutzung exotischer Baumarten anderer Kontinente katastrophale Folgen für viele einheimische Arten haben. Eine moderate Anpassungsoption in Form einer Diversifizierung und behutsamen Mischungssteuerung unter Verwendung von einheimischen
und nichtheimischen5 Arten könnte sich günstig auf eine Vielzahl von waldabhängigen Arten auswirken, während der Kollaps weniger vielfältiger ‚natürlicher’ ungesteuerter Waldbestände für sie deutliche negativere Folgen haben könnte.
5
Ggf. unter vorrangiger Verwendung von nicht-heimischen Arten desselben Kontinents aus benachbarten biogeographischen Regionen.
55
3. Kann ein dynamisch-adaptives Management angesichts des raschen Klimawandels überhaupt realistischerweise zu einer Minimierung der Schadwirkung
auf biologische und ökologische Systeme führen? Oder überschätzt der
Mensch seine Fähigkeit, den globalen Wandel und seine Konsequenzen zu
steuern und zu meistern? Kann der planende Mensch ‚klüger’ sein als die systemisch-evolutionär agierende Natur? Kann Naturschutz überhaupt so funktional sein wie in den vorstehenden Ausführungen gefordert?
Eine grundsätzliche Antwort ist natürlich, dass Management in den letzten ungesteuerten, ‚wilden’ Ökosystemen der Erde keine Option darstellt. Ferner ist bekannt, dass
der Mensch bekanntermaßen seine Fähigkeiten im planerischen Umgang mit der
Natur regelmäßig überschätzt. Gründe sind häufig ein zu technomorphkonstruktivistisches Naturverständnis und die Nichtbeachtung von systemischen Eigenschaften von Ökosystemen. Auf der anderen Seite sind beträchtliche, geradezu
weltweite Erfolge des Menschen bzgl. der bewussten Landschaftsumgestaltung nicht
von der Hand zu weisen. Eine wichtige Komponente des Erfolges des Menschen,
welcher seine Wirkung auf den Planeten ausmacht, und welcher die Wirkungen aller
anderen Arten in den Schatten stellt, ist die Fähigkeit, zukünftige Ereignisse zu antizipieren, und mit dem entsprechenden Wissen gegenwärtige Aktion zu gestalten. Mit
der Entdeckung von Zukunft, mit Projektion, Imagination und Strategiefähigkeit kann
der Mensch zukünftigen Ereignissen gegenwärtige Relevanz geben und erhebt sich
damit über die herkömmliche biologische Evolution (WILKE 2001). Die Natur hingegen
‚ahnt’ noch nichts vom bevorstehenden Klimawandel, sondern geht mit Umweltwandel in dem Moment um, in dem er eingetreten ist. Während also biologische Evolution nur reaktiv ist, hat die kulturelle auch eine proaktive Komponente, die genutzt
werden sollte, um ohnehin gesteuerte Ökosysteme besser auf den erwarteten Umweltwandel vorzubereiten.
3.
Mehr oder weniger Wildnis? - Schlussfolgerungen
1. Der projizierte Klimawandel ist eine Herausforderung nie da gewesenen Ausmaßes an die Menschheit. Wir sind gefordert, alle erreichbaren Systeme auf höchstmögliche Resilienz und Anpassungsfähigkeit zu optimieren.
56
In Deutschland oder Mitteleuropa ist es darum sinnvoll, genutzte, gesteuerte und
gestörte Landschaften auch weiterhin zu steuern. Ein zyklisch-adaptives Management sollte auch unter den Bedingungen des Klimawandels gemeinhin zur Erhaltung oder Verbesserung der Funktionalität von natürlichen Systemen (v. a. Ökosystemen) beitragen können. Sinnvoll erscheint dies allein schon, wenn man an den
Menschen und dessen Bedürfnisse denkt, die allen, auch dem Naturschutz, zuvorderst am Herzen liegen sollten. Im Falle von Flächen, die, etwa unter Artenschutzvorgaben, einem intensiven Management statischer Zielsetzung unterliegen, liegt es
nahe zu überprüfen, ob ihre Überführung in ein offeneres, stärker am Prozessschutz
ausgerichtetes Managementregime nicht landschaftsökologisch vorteilhafter wäre
und auch aus der Perspektive artenschutzfachlicher Kernziele akzeptabel sein könnte.
2. Aber auch störungsärmeren (und zumindest ansatzweise „wilderen“) Räumen, z.B.
unzerschnittenen, verkehrsarmen Räumen, kommt eine wichtige Funktion in Zeiten
des Klimawandels zu. Störungsärmere Räume können bestimmten Arten eine
höhere Resilienz ermöglichen, etwa solchen mit erhöhtem Anspruch an Raum und
Habitatqualität. In solchen Räumen sollte es durchaus prioritär sein, sie so stressarm
wie möglich zu erhalten. Dies kann und muss im dicht besiedelten Mitteleuropa nicht
immer in strikten Wildnisschutz (Prozessschutz) münden – wichtig ist hier im Wesentlichen, diese störungsärmeren Räume im Sinne des Vorsorgeprinzips von aller
stresserzeugenden Nutzung, Steuerung und Störung abzuschirmen bzw. diese
soweit zu reduzieren, wie es vom sozioökonomischen Standpunkt aus nur irgend
vertretbar erscheint.
a.
Derzeitig ist der Tatbestand der relativen Unzerschnittenheit kein explizites
Kriterium zur Einrichtung von Schutzgebieten. So fördert beispielsweise die
Ausweisung von Natura-2000-Gebieten die Unterschutzstellung dieser Räume
allenfalls zufällig – bei Vorhandensein entsprechender Arten oder Lebensraumtypen. Entsprechend ist in Deutschland die Deckung der letzten unzerschnittenen Räume nicht zufriedenstellend. Besonders defizitär ist der formale
Schutz von naturnäheren, also in vielen Fällen (potenziell) wilderen WaldGebieten in den unzerschnittenen Räumen (Abb. 1-2).
57
b.
Schutzgebiete müssen nicht alle und überall wild sein, jedoch sollten sie
stressarme „Zufluchtsorte“, Orte der Erholung für gestresste Populationen
auf ihrem klimawandelgesteuerten Weg durch die Landschaft sein. Schutzgebiete sollten deshalb grundsätzlich so groß wie möglich sein.
3. Noch existierende ‚wildnishaftere’ Gebiete müssen wir bewahren (wahrhaft
eine immense Aufgabe in der nur dünn besiedelten „anderen Hälfte“ des Planeten!)
und darauf setzen, dass sie einen substanziellen Beitrag zur Funktionstüchtigkeit der
Gesamtlandschaft und seiner Ökosysteme leisten, aus den folgenden Gründen:
a.
Wildnis und verwildernde Räume spielen als Naturerfahrungsräume für
den an die „Zahmnis“, die der Überraschungen und Freiheitsräume weitgehend entkleideten Natur, gewöhnten Menschen eine wichtige, eine unersetzliche und vom Klimawandel letztlich unberührte Rolle.
b.
Wildnisflächen im eigentlichen Sinne stellen zweifellos die beste Form der
ergebnisoffenen Erhaltung ökologischer und evolutiver Prozesse dar.
c.
Und gerade auch in Zeiten des beschleunigten Klimawandels werden
Wildnisflächen als Referenzsysteme benötigt, in denen möglichst viele Prozesse ungesteuert ablaufen und die mit gesteuerten Systemen verglichen
werden können: „Another important use of reserves, pointed out by LEOPOLD
(1941) but not appreciated by many land managers, is a ’base datum of normality’ for a ’science of land health’ (NOSS et al. 1999). Allerdings hat der
Mensch der Biosphäre seinen Stempel aufgedrückt - natürliche Wildnis ist,
streng genommen, unwiederbringlich verloren gegangen, und es wird immer
schwieriger, naturnahe, wildnishafte Verhältnisse wiederherzustellen.
Referenz- und Prozessschutzräume müssen eine Mindestgröße besitzen, um
wenigstens ansatzweise Wildnis sein zu können. Je abgelegener eine Region,
desto größer und besser miteinander verbunden können Wildnis-Flächen hier
sein. Von allen Schutzgebietskategorien in Deutschland erscheinen Groß
schutzgebiete, v.a. Nationalparks, als besonders geeignet.
58
Viele Großschutzgebiete sind jedoch nur wenige Tausend Hektar groß sind,
erreichen nur einen geringen Schutzstatus (Naturparks) oder verfolgen stati
sche Ziele (Schutz der Kulturlandschaft in Biosphärenreservaten). In stark ge
nutzten Landschaften müssen Wildnis-Flächen eher klein und stark isoliert
bleiben. Wo die Größe von Wildnis-Flächen notwendig gering bleiben muss,
lässt sich allenfalls ihre Zahl erhöhen, bis hin zu unzähligen wildnishaften
Elementen in der genutzten Landschaft (s. Punkt 1). So es liegt an uns, von
Fall zu Fall zu entscheiden, wo die Wildnis mehr oder weniger wild sein soll.
Danksagung
Wir danken dem Aldo-Leopold-Forum für Umweltethik für die Einladung zum Symposium in
München und v.a. Frau SUSANNE ANTON und Prof. Dr. Dr. SVEN HERZOG für die organisatorische und fachliche Begleitung. Die diesem Artikel zugrunde liegende Forschung wurde
teilweise durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit/Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens
„Schutzgebiete Deutschlands im Klimawandel – Risiken und Handlungsoptionen” (FKZ: 806
82 270 – K 1) finanziert.
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Anschrift der Autoren:
Prof. Dr. PIERRE L. IBISCH
STEFAN KREFT
Fachgebiet Naturschutz
Fachbereich für Wald und Umwelt
Fachhochschule Eberswalde
Alfred-Möller-Str. 1
16225 Eberswalde
[email protected]
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