Wildnis–Werte–Wirtschaft ELFALT. BA Y N. Y IN A SM ER N.DE LEBEN Aldo-Leopold-Forum für Umweltethik e.V. VI R. U ER NA T Tagungsband zum Aldo-Leopold-Symposium vom 8. bis 11. November 2007, Botanische Staatssammlung im Botanischen Garten München-Nymphenburg IST ERIU M .B Wildnis–Werte–Wirtschaft Tagungsband zum Aldo-Leopold-Symposium vom 8. bis 11. November 2007, Botanische Staatssammlung im Botanischen Garten München-Nymphenburg Aldo-Leopold-Forum für Umweltethik e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und der Dozentur Wildökologie, Technische Universität Dresden Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. SVEN HERZOG SUSANNE ANTON HANS-DIETER SCHUSTER Die in diesem Tagungsband veröffentlichten Beiträge und Abbildungen wurden von den Referenten zur Verfügung gestellt und geben ausschließlich die Meinung der Verfasser wieder. Die Beiträge wurden nicht fachlich begutachtet und der Herausgeber übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalt. Die Verantwortung für die Wahrung der Urheberrechte liegt allein bei den Verfassern. Die Urheberrechte der Verfasser ihrerseits werden durch die Veröffentlichung in diesem Tagungsband nicht berührt. 1. Auflage 2009 Aldo-Leopold-Forum Für Umweltethik Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Zitiervorschlag HERZOG, S.; ANTON, S.; SCHUSTER, H.-D.: (2009). Wildnis–Werte–Wirtschaft. Tagungsband zum Aldo-LeopoldSymposium vom 8. bis 11. November 2007 in München, 143 Seiten, 1 Inhalt Vorwort 3 Begrüßung durch Dr. OTMAR BERNHARD Bayerischer Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz 4 Begrüßung durch Dr. MARCEL HUBER Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz 14 Prof. Dr. GERHARD TROMMER Wildnis- Die andere Erfahrung 18 Prof. Dr. PIERRE L. IBISCH & STEFAN KREFT Naturschutz und Klimawandel – mehr oder weniger Wildnis ? 43 Dr. FRAUKE FISCHER Wildnis und Wirtschaft – neue Impulse für eine „alte“ Beziehung 63 Dr. CHRISTIAN RUCK Wert-Schöpfung: Schutz der Natur und Wildnis als Beitrag zur ökonomischen Entwicklung eines Landes 68 Dr. HANS-JOACHIM SCHEMEL Kinder erfahren „wilde“ Natur in der Stadt 74 Prof. Dr. Dr. ALOIS HEIßENHUBER Landnutzung in Konkurrenz zwischen Nahrungsmitteln, Bioenergie und Naturschutz 81 HEINRICH SPANIER Wildnis: zwischen Idylle, Schrecken und Abenteuer 103 MICHAEL MIERSCH Für weniger Ideologie und mehr Wettbewerb im Naturschutz 134 Prof. Dr. Dr. SVEN HERZOG Wildnis-Werte-Wirtschaft: Wie geht es weiter ? 142 2 Naturschutz und Klimawandel – mehr oder weniger Wildnis? Prof. Dr. PIERRE L. IBISCH & STEFAN KREFT 1. Einleitung “Der bewusste Verzicht auf Nutzung, das Zulassen von Wildnis,- ist zumindest für das westliche Europa eine weitgehend neue Naturschutzstrategie, die tief in das Bewusstsein der Menschen greift. Das 20. Jahrhundert war stärker als je eines zuvor von fortschreitender Vernichtung bzw. Kultivierung alles Natürlichen, von einer noch nie da gewesenen Naturentfremdung geprägt. Inzwischen aber auch von einer wachsenden Sehnsucht nach unregelementierter Natur, nach einem Miteinander von Zivilisation und Wildnis“. MICHAEL SUCCOW (2008) Als Wildnis können Ökosysteme beziehungsweise Landschaften verstanden werden, die vom Menschen strukturell und kompositionell kaum oder nicht manipuliert worden sind und in denen ökologische Prozesse als Konsequenz der mannigfaltigen Interaktionen der Systemelemente ohne menschliche Planung und Steuerung ablaufen. Als kulturelles Konzept ist Wildnis das Ergebnis des mit dem Aufkommen der Landwirtschaft entstehenden Natur-Kultur-Antagonismus (TROMMER 1999, KÖRNER & EISEL 2003). Vor allem in Europa wurde diese Segregation zu einer Säule der Kulturkonzeption: Homo sapiens stellt sich nach dem Verlassen der ökologischen Nische des Sammlers und Jägers dem Rest der Biodiversität gegenüber. Dieser entscheidende Sprung in der kulturellen Evolution des Menschen, die Vertreibung aus dem Paradies einer deutlich unbewussteren und ‚natürlicheren’ Interaktion mit den Ökosystemen, könnte als Beginn einer Sehnsucht nach einem Zustand geringerer Verantwortung interpretiert werden. Die im Rahmen der agrarischen oder industriellen Landnutzung erforderlichen Eingriffe werden als Domestizierung der Landschaft begriffen und bedeuten eine mehr oder weniger bewusste Steuerung ökosystemarer Prozesse. Wildnis ist als Konzept bzw. Objekt des (europäischen) Naturschutzes relativ neu. Abgesehen von der in den USA entstehenden Nationalpark-Idee wirken im Naturschutz, zumindest in Mitteleuropa, bis heute seine romantischen Ursprünge fort (TROMMER 1999, PIECHOCKI 2007a), die im Kontext einer Jahrtausende währenden Besiedlung und einer teilweise starken, aber vergleichsweise langsamen Umgestaltung der ‚Natur’-Landschaft verstanden werden müssen. 43 Lange Zeit zielte der Naturschutz in Deutschland vor allem darauf ab, den vorindustriellen Status der Kulturlandschaften und die in ihnen eingebetteten urwüchsigen oder sonstwie ästhetischen, sinn- und identitätsstiftenden Objekte vor raschem und unvorhersehbaren Wandel zu bewahren. Während auf anderen Kontinenten der Schutz von sehr großen Wildnisgebieten mehr oder weniger zum normalen Repertoire des Naturschutzes gehört (etwa in den USA: LEOPOLD 1925, Wilderness Act von 1964: MCCLOSKEY 1966, NOSS et al. 1999) und im Kontext der infrastrukturellen Entwicklung sogar in die Gesetzgebung Eingang gefunden hat (Roadless Area Conservation Rule von 1962 in den USA, STRITTHOLT & DELLASALA 2001, TURNER 2006), bleibt das Thema in Deutschland sehr umstritten. Der naturschutzfachliche Wert von ‚natürlich’ verlaufenden ökologischen Prozessen in vergleichsweise ungesteuerten Ökosystemen wird in Deutschland erst gegen Ende des Jahrhunderts thematisiert und sogleich intensiv diskutiert (z.B. REMMERT 1990: 150ff., SCHERZINGER 1990, FANTA 1992, OBERMANN 1992, REMMERT 1992, STURM 1993, Übersichten in ZIEGLER 2002, KÖRNER & EISEL 2003, PIECHOCKI 2007b) In seinem viel beachteten Buch „Naturschutz im Wald“ (1996) rückt WOLFGANG SCHERZINGER die Bedeutung von Prozessschutz und Wildnis im Wald in den Mittelpunkt. SCHERZINGER verortet diese Ansätze im Kontinuum naturschützerischer Möglichkeiten zwischen der lokal und zeitlich begrenzten Toleranz ungelenkter Prozesse in ertragsorientierten Forsten bis hin zu Wildnisgebieten „’unendlicher’ Weite“. Im Rahmen der Beantwortung seiner „Frage nach den Proportionen“ wird deutlich, dass „Wildnis“ in Mitteleuropa nicht in „’unendlicher’ Weite“ eine Rolle spielen kann und sollte, sondern lediglich in der Form von ökologischen Prozessen, die in die Forstwirtschaft zu integrieren wären. Die gesellschaftliche Akzeptanz von Wildnisgebieten und flächenhaftem Prozessschutz in Deutschland ist weiterhin gering (z.B. BÖHMER 1999, NEUSCHULZ 2000) und beschränkt sich auf das Tolerieren von vergleichsweise kleinen totalgeschützten Referenzparzellen in genutzten Wäldern, deren ‚Wildheit’ fraglich ist. Wildniskriterien wie Mindestgebietsgrößen, maximal tolerierbare Eingriffe in die Ökosysteme und Erhaltungsstatus von Phyto- und Zoozönosen im Vergleich zur voragrarischen Situation sollen allerdings an dieser Stelle nicht diskutiert werden. 44 Nur am Rande soll an der theoretischen Debatte teilgenommen werden, ob es in Zeiten der räumlichen Entkopplung von Eingriffen und Umweltschäden und des globalen Umweltwandels überhaupt noch Wildnis im ursprünglichen Sinne des Konzeptes geben kann. Vor allem aber wollen wir uns der Frage widmen, ob der nun allenthalben diskutierte anthropogene Klimawandel ein neues Argument dafür darstellt, im Naturschutz mehr ‚Wildnis’ zu wagen, wobei Wildnis hier minimalistisch im Sinne von Räumen verstanden wird, die nicht einem bewussten und direkt steuernden Ökosystemmanagement unterliegen. Bislang wurde die Wildnisdebatte vor allem vor dem Hintergrund scheinbar stabiler Umweltbedingungen geführt, unter denen es in Ökosystemen zu mehr oder weniger zyklischer Sukzession kommt. Der eingeleitete und von der Veränderung der Klimabedingungen ausgelöste, schlecht vorhersagbare und sicherlich nur bedingt aufhalt- bzw. steuerbare Naturwandel könnte zum Anlass genommen werden, in deutlich mehr und größeren Gebieten des Laufes der ökologischen Prozesse zu harren. Dieser Aufsatz hat zum Ziel, den Bezug von Klimawandel zum Schutz von Wildnis zu beleuchten und so eine Diskussion zu initiieren, die diesen Komplex nicht mehr übergeht. Es soll die Frage beantwortet werden, inwiefern der Klimawandel und die von ihm ausgelösten ökologischen und sozioökonomischen Prozesse eine Steigerung oder eine Verringerung unseres Bedarfs an Wildnis mit sich bringen. 2. Wildnis, Klimawandel und Handlungsbedarf Wozu ist Wildnis gut? Der intrinsische Wert der Wildnis und der in ihr existenten biologischen Systeme steht verschiedenen eher utilitaristischen Werten gegenüber (vgl. auch andere Beiträge in diesem Band). Für den Menschen besitzt Wildnis beispielsweise einen Wert als Quelle spiritueller und ästhetischer Erfahrung. In einem noch stärker nutzungsorientierten Sinne kann Wildnis in mehrfacher Hinsicht dem Erkenntnisgewinn dienen: zum einen als populäres Referenzsystem, um den Gegensatz von Kultur und Natur zu begreifbar zu machen bzw. nicht verloren zu geben (TROMMER 1999); hierzu zählt auch die Möglichkeit, über ein Verständnis des Ortes des Menschen in Wildnis bzw. Kulturlandschaft die „Natur der Spezies Mensch“ besser verstehen zu lernen. In diesem Sinne forderte ALDO LEOPOLD auch die Erhaltung von museumsartigen Relikten von Wildnis („some tag-ends of wilderness, as museum pieces“; LEOPOLD 1949). 45 Ein wichtiger Gedanke ist in diesem Sinne auch, dass Wildnis dem Menschen Demut und Ehrfurcht abverlangen kann angesichts der Einblicke in ein ungesteuertes und wenig vorhersagbares komplexes System, welches für Überraschungen gut ist (und den Menschen durch Unannehmlichkeiten und physische Gefahren „demütigt“; NOSS 1991). Gegebenenfalls vermittelt das Erlebnis von Wildnis ein gewisses Empfinden für die Abhängigkeit des Wohlergehens des Menschen von Ökosystemen. Die entsprechende Bedeutung einer solchen Erkenntnis kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, lebt doch inzwischen mehr als die Hälfte der menschlichen Bevölkerung der Erde in urbanisierten, domestizierten und natur-entfremdeten Gesellschaften, welche an die ökologischen Grenzen der Tragfähigkeit stoßen, während sie sich dieser Grenzen immer weniger bewusst sind. Studien in Deutschland belegen, dass Jugendliche in fortschreitendem Maße von der Natur entfernen: So hat sich z.B. in nur wenigen Jahren die Zahl derer, die gerne durch die Natur streifen, auf unter 20 Prozent halbiert, während 70 Prozent aller Sechstklässler einen eigenen Fernseher oder Computer haben (BRÄMER 2006). Diese Menschen werden in Zukunft als Wähler oder gar Entscheidungsträger für den Umgang mit sich verknappenden Naturressourcen und vielfältigen, sich zuspitzenden Umweltproblemen verantwortlich sein. Wildnis kann zum anderen bekanntlich auch als wissenschaftliches Referenzsystem für das Verständnis der Wirkungen von menschlicher Manipulation und der Steuerung von Ökosystemen dienen (NOSS 1991). Ein entsprechendes Verständnis kann zu einer optimierten (nachhaltigeren, weniger manipulationsintensiven etc.) Nutzung in bewirtschafteten Systemen beitragen1: „All wilderness areas, no matter how small or imperfect, have a large value to land science. The important thing is to realize that recreation is not their only or even their principal utility” (LEOPOLD 1941). Nicht zuletzt wird der Wildnis gemeinhin ein Wert als Landschaftselement zugesprochen, das einen Beitrag zur Aufrechterhaltung biologisch-ökologischer Prozesse und zur Pufferung unerwünschter Wirkungen und Extreme leistet. 1 Hier ließe sich die Frage anschließen, ob eine Wildnis unter intensiver wissenschaftlicher Beobachtung möglich ist oder nicht vielmehr ein Widerspruch in sich. Grundsätzlich bedeutet je nach Forschungsmethoden die wissenschaftliche Untersuchung in jedem Falle einen Einfluss (vgl. Landres et al. 2003). Prinzipiell ist Wildnis ist in der Geschichte jedenfalls immer ein Ort gewesen, wo der Mensch seiner Umgebung unvermittelt gegenübersteht. 46 Wildnis kann, Befürwortern des Prozessschutz-Gedankens zufolge, ungelenkte Evolution als einen solchen biologisch-ökologischen Prozess gewährleisten und so neue oder gut angepasste Phänotypen von Organismen bereitstellen (PIECHOCKI 2007b). Nicht zuletzt bietet Wildnis besonders stresssensitiven Organismen Lebensraum (NOSS 1991). Globaler Umweltwandel und Klimawandel – globale Dynamik aus Menschenhand Der derzeitig beobachtbare globale Umweltwandel ist ein komplexes Phänomen vieler, sich teilweise gegenseitig verstärkender Prozesse, die zum größten Teil vom Menschen verursacht werden. Einerseits existiert ein sich lokal auswirkender, aber an verschiedenen Orten gleichzeitig auftretender Nutzungsdruck auf natürliche Ressourcen, etwa auf Biodiversität. Dieser Druck ergibt sich auch ohne direkte Nutzungsmotivation, allein durch Flächenbeanspruchung – z.B. durch den Ausbau einer globalen Transportinfrastruktur, durch die Erweiterung landwirtschaftlicher Flächen und durch die Urbanisierung. Die bekannten Konsequenzen sind u.a. Verlust an genetischer Vielfalt, Artenschwund, und Degradierung bzw. Umwandlung von Ökosystemen. Dabei kann es zu irreversiblen Ereignissen wie dem Aussterben von Arten kommen. Dies hat, soweit wir über Aussterbeereignisse Kenntnis besitzen, bislang v.a. Tiere mit hohem Raumanspruch betroffen, jagdlich relevante Arten und Inselbewohner. Das englische Wort "wilderness" stammt, nebenbei angemerkt, von den altnordischen will (unbeherrscht, ungezähmt) und deor (Tier; NASH 1967, in Mittermeier et al. 2003, TROMMER 1999). Die globale Dezimierung bzw. gar Ausrottung von großen Tierarten durch den Menschen steht damit vielerorts der Rückkehr einer „Wildtiernis“ im Wortsinne von vornherein entgegen. Andererseits ergeben sich diffuse, räumlich noch weniger begrenzte Wirkungen des menschlichen Wirtschaftens auf die globalen Ökosysteme. Zu nennen sind v.a. Stoffeinträge (Nährstoffe, Schadstoffe etc.). Die zum einen am wenigsten lokal steuerbare und zum anderen am langfristigsten wirksame Komponente dieser atopischen Wirkungen ist der durch die Veränderung der atmosphärischen Komposition eingeleitete Klimawandel. Während der Trend der globalen Erwärmung praktisch ubiquitär ist, fällt er allerdings regional unterschiedlich stark aus. 47 Für andere sich verändernde Klimafaktoren, z.B. das Niederschlagsregime, lassen sich keine globalen Trends bestimmen; sogar in benachbarten Regionen können die Niederschlagstrends gegenläufig sein (CHRISTENSEN et al. 2007). Prinzipiell existieren beträchtliche Unsicherheiten bezüglich der konkreten Entwicklung des Klimawandels und seiner Komponenten. Komplexe zukünftige Dynamiken, auf die zudem unter Berücksichtigung von eine mögliche Zukunft beschreibenden Modellierungsergebnissen noch wesentlich Einfluss genommen werden kann, sind grundsätzlich nicht vorhersagbar. Die Entwicklung von alternativen Wandelszenarien versucht dieser Unsicherheit wenigstens teilweise Rechnung zu tragen. Es ist jedenfalls unmissverständlich, dass der Klimawandel bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr schnell abläuft, sich nicht-linear entwickelt und sich beschleunigt (z.B. wegen multipler, schwer zu erfassender Synergien und positiver Rückkopplungen zwischen Klimakomponenten; FISCHLIN et al. 2007, SOLOMON et al. 2007). Erstmals in der Geschichte der Menschheit sind Verursachung und Wirkung von Eingriffen in Ökosysteme räumlich komplett entkoppelt. Das Ausmaß der Treibhausgasemissionen an einem gewissen Ort bestimmt nicht den Klimawandel an demselben. Zudem bedeuten Warenströme, moderne industrielle Produktionsmechanismen, Konsumverhalten und Mobilität einer stetig zunehmenden Zahl von Menschen, dass das Zurückverfolgen von individueller Verantwortung für lokalisierte Umweltschäden schier unmöglich wird. Selbstverständlich lassen sich die Wirkungen des Klimawandels wiederum lokal ausmachen. Klimawandel verändert vor Ort u.a.: o abiotische und biotische Habitatbedingungen für Arten. Dadurch kann es zu Abundanzveränderungen, lokalem Aussterben von Populationen bzw. gar globalem Aussterben von Arten kommen. o Artareale sowie die räumlichen und zeitlichen Muster der Ressourcennutzung (im Rahmen von Anpassungsprozessen). o zwischenartliche Interaktionen (Intensivierung, Neubildung, Abschwächung oder Ausbleiben von Prädation, Konkurrenz, Parasitismus, Bestäubung, zoochorer Ausbreitung) (vgl. u.a. ROOT & SCHNEIDER 2002, WALTHER et al. 2002, PARMESAN & YOHE 2003, ROOT et al. 2003, PARMESAN 2006, SCHOLZE et al. 2006, PARRY et al. 2007). 48 Der Klimawandel bewirkt Reaktionen, die als Anpassung der biologischen und ökologischen Systeme begriffen werden können. Im dramatischen Falle erfolgt diese Anpassung nicht-linear und kann sogar einen kollapsartigen Statuswechsel bedeuten (SCHEFFER et al. 2001, FOLKE et al. 2002). Grundsätzlich ist kein System gefeit, sei es anthropogen verändert oder weitgehend vom Menschen unbeeinflusst. Gesellschaftlicher Handlungsbedarf angesichts des Klimawandels Viele Gesellschaften stehen längst vor der Schwierigkeit, sich einerseits an den Grenzen des ökonomischen Wachstums zu bewegen, andererseits das Überleben ihrer Menschen (in Konkurrenz untereinander und auch mit anderen Gesellschaften) gewährleisten zu müssen. Der globale Umweltwandel verschärft dieses Problem, indem er die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme reduziert, von denen die Menschen, zumal in den weniger entwickelten und deshalb gegenüber ungünstigen Entwicklungen weniger anpassungsfähigen Gesellschaften, nach wie vor abhängen (vgl. Millenium Ecosystem Assessment 2005). Die anthropogenen Störungen, wie auch der Klimawandel, beeinträchtigen die Resilienz und Anpassungsfähigkeit der bioproduktiven Ökosysteme und verschärfen zusätzlich Ressourcenknappheit und Ressourcenkonflikte sowie den Nutzungsdruck auf die Fläche. Es ist aus naturschutzfachlicher Perspektive nicht in Abrede zu stellen, dass die hiesige Gesellschaft mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte gewissermaßen zur gleichermaßen nachhaltigen und intensiven Produktion von Nahrungsmitteln und Holz verdammt ist, damit die Produktion nicht in Regionen abwandert, in denen soziale und ökologische Standards nicht gesichert sind und wo ggf. deutlich mehr und empfindlichere Schutzobjekte betroffen sein könnten (vgl. WINTER et al. 2003, in LEßNER 20082). Zwar wird dadurch die Idee des Prozessschutzes nicht per se obsolet, mit steigendem Nutzungsdruck entsteht auf dem überwiegenden Teil der Fläche jedoch zweifellos ein erhöhter Bedarf an einem Management der Interventionen der Menschen in ihrer Umwelt und deren Konsequenzen. Als wichtigste Anforderung bezüglich der Anpassung von jeglichen Systemen an den Klimawandel muss die Stärkung ihrer Resilienz und Anpassungsfähigkeit gesehen werden. 2 Irrtümlich zitiert als „Flade et al.“ 49 Hohe Resilienz bedeutet hier, dass die Systeme nach einer starken, schockartigen Einwirkung, beispielsweise nach einem klimawandelbedingten Extremereignis, wieder in den Ausgangszustand ‚zurückschwingen’ können (PLACHTER 1991)3. Bei der Anpassung liegt es im Interesse des Menschen, dass ein Statuswechsel des Systems möglichst graduell bzw. ‚sanft’ erfolgt. In einer von langfristig von mehr oder weniger intensiver Landnutzung geprägten Region wie Mitteleuropa geht es also darum, den zielgerichteten Wandel von Kulturlandschaft in eine andere, neue Kulturlandschaft herbeizuführen und zu steuern, ohne dass es dabei zu bedeutenden Einbußen an Ökosystemdienstleistungen kommt. Die Erhaltung der Funktionstüchtigkeit des Naturhaushaltes (vgl. Bundesnaturschutzgesetz §1 Abs.1-2), welche die Gewährleistung von Ökosystemleistungen impliziert, ist eine Kernaufgabe des anthropozentrischen Naturschutzes. In diesem Kontext muss es eine besonders wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, eine Abschwächung der Klimawandelfolgen und eine möglichst effektive und gleichzeitig ‚sanfte’ und graduelle Anpassung an den Klimawandel zu erreichen. Funktionstüchtigkeit (oder auch Funktionalität) muss im Falle von biologischen bzw. ökologischen Systemen die Eigenschaften Resilienz und Anpassungsfähigkeit einschließen. Bedeutung von Wildnis in Zeiten des Klimawandels in einer globalisierten Welt Die Wirkungen des globalen Umweltwandels auf Wildnis sind, bis hin zur signifikanten strukturellen Degradierung, qualitativ dieselben wie andernorts. Alle Distanzwirkungen (Nähr- und Schadstoffeinträge, Randeffekte, Fragmentierung, globale und regionale Veränderungen des Arteninventars, Klimawandel) werden also auch in wildnishaften Landschaftsausschnitten wirksam. Natürliche Prozesse, wichtige Merkmale von Wildnis, sind demnach nur noch zum Teil oder nur in veränderter Form zu erhalten bzw. wiederherzustellen4. Was erhalten werden kann, ist also nur gestörte Wildnis, deren Natürlichkeit oder Naturnähe auf biotischer wie auf abiotischer Ebene nur insofern gegeben ist, dass der Mensch nicht zielorientiert steuernd eingreift. 3 Zuweilen wird in Abrede gestellt, dass unter Einwirkung von Klimawandel überhaupt von Resilienz gesprochen werden darf. Dieser Einwand ist nur scheinbar angebracht. Der Klimawandel bringt zwar eine insgesamt graduelle und gerichtete Veränderung des Störungsregimes mit sich, doch tritt er in Form von Einzelstörungen ein (z.B. Hitzewellen, Dürren, Starkregen), auf die biologische (und gesellschaftliche) Systeme zumindest eine gewisse Zeit so reagieren können, dass sie nach den Ereignissen wieder zum Ausgangszustand zurückfinden. Erst wenn kritische Schwellenwerte von Intensität und Frequenz überschritten werden, müssen die Systeme einen anderen Zustand einnehmen, sich also anpassen. 4 Ein absterbender Baum ist sicherlich Element von Wildnis, bestimmt aber noch nicht Wildnis selbst – siehe auch weiter unten. 50 Diese Einschränkung gilt zu Beginn des 21. Jahrhunderts sogar in entlegenen Gebieten wie Amazonien, wo sich Waldstruktur und -dynamik umweltwandelbedingt bereits nachweisbar ändern (PHILLIPS et al. 2002, LEWIS et al. 2004, PHILLIPS et al. 2004). Der anthropogene Klimawandel stellt die global potenziell bedeutsamste Facette des globalen Umweltwandels dar. Es ist offensichtlich, dass der Klimawandel „natürliche Wildnis“ unmöglich macht. Der schnelle anthropogene Klimawandel hat das Potenzial, ökologische Prozesse wie z.B. Sukzession und Degradierung zu beschleunigen. Der Klimawandel treibt Prozesse der Immigration und Invasion sowie Emigration von Arten an. Da Arten hierbei individuell (re-)agieren, kommt es zur Umgestaltung von Lebensgemeinschaften, deren Komposition und Abundanzverhältnisse verändert werden. Ggf. kann dies schubartig erfolgen, z.B. bei einem flächendeckenden, gleichzeitigen Ausfall von Strukturbildnern. Es kann so beispielsweise mancherorts zum flächendeckenden Zusammenbruch von Hochwäldern kommen (HOYLE 2008) und zur Herstellung von Zuständen, wie sie durch das menschliche Wirtschaften eigentlich unterbunden werden (sollen), aber mithin durch Prozessschutz ggf. gefördert werden. Auch wenn der anthropogene Klimawandel an sich „natürlicher Wildnis“ entgegensteht, so fördert er in jedem Falle Dynamik und „überraschende“, „unvorhersagbare“ Ereignisse. Insofern mutet es ironisch an, dass mit diesem ungewollten Kontrollverlust also, oberflächlich besehen, Synergien der Wirkungen des Klimawandels und des Naturschutzzieles, ungesteuerte, sich überraschend entwickelnde Wildnis herzustellen, abzusehen sind. Eine zentrale Frage ist, ob Gebiete relativer Wildnis in Deutschland bzw. Europa eben dazu beitragen können, die Anpassung von biologischen und ökologischen Systemen zu erleichtern. Tendenziell kann festgestellt werden, dass wildere Ökosysteme sich (zumindest vor einem raschen und anhaltenden Umweltwandel) im Vergleich zu einfacheren genutzten und degradierten Systemen durch eine höhere kompositionellstrukturelle, energetische und funktionelle Komplexität auszeichnen. Ein entsprechend höheres Maß an Redundanz mag zu etwas größerer Stabilität bzw. Resilienz beitragen. 51 Große, kontinuierliche Wildnis-Gebiete fördern mit Sicherheit eine dringend benötigte bessere Durchlässigkeit der Landschaft, welche es Populationen ermöglicht, ihren Aufenthaltsort im Zuge der Arealverschiebungen der Arten zu verlagern. Solche allmählichen Veränderungen in den Lebensgemeinschaften implizieren selbstverständlich, dass absolute Stabilität und absolute Resilienz gar nicht erreichbar sind, sondern nur auf den übergeordneten Ökosystem-Charakter und einen beschränkten Zeitraum bezogen werden können. Bei der Übertretung von Schwellenwerten, v.a. im Zuge sehr schneller Änderungen, kann eine schubartige Änderung des Zustands der Wildnis (z.B. von amazonischem Feuchtwald zu Savanne) geschehen (vgl. auch Projektionen zu möglichen Biomwechseln von SCHOLZE et al. 2006), die gemeinhin als Degradation wahrgenommen würde, wertfrei betrachtet aber natürlich ebenfalls einfach einen Abschnitt im Anpassungsprozess repräsentiert. Eine solche wertfreie Betrachtung von Prozessen ist dem Wildnis-Naturschutz eigen. Zusammenbrüche oder schubartige Veränderungen von Ökosystem stellen also an sich kein Problem für Wildnis und seine Schützer dar. In genutzten Landschaften kann die Umgestaltung der Lebensgemeinschaften jedoch zu Veränderungen von strukturellen und funktionellen Eigenschaften von Ökosystemen führen, die Beeinträchtigungen der ökosystemaren Dienstleistungen nach sich ziehen. Kann und sollte also Kulturlandschaft zu Wildnis gewandelt werden? Führen wir uns in diesem Zusammenhang auch noch einmal die gegenwärtige Not der Menschen beinahe ganzer Kontinente vor Augen. Wir erkennen, dass der globale Wandel auf die natürlichen Ressourcen der Menschen einen immer stärkeren Druck ausübt. Und machen wir uns auch das vielleicht augenfälligste Element des globalen Wandels bewusst: die fortschreitende Globalisierung von Umweltproblemen. Während bereits ein großer Anteil der über 6,6 Mrd. Menschen am Existenzminimum lebt, ist gewiss, dass in den nächsten Jahren noch viele weitere hinzukommen. Angesichts dieser Lage muss klar sein, dass Funktionalität und eben auch Nutzbarkeit der Ökosysteme überall prioritär gesichert werden müssen. Dies dürfte selbst für Deutschland gelten, welches einen bedeutenden Anteil der im Lande konsumierten Nahrungsmittel und Futtermittel importiert und dessen Bevölkerung eher schrumpft. Szenarien, dass selbst das technisierte Europa auf einen Boom der Primärwirtschaft und damit die Landschaftsnutzung auf eine neue Intensivierungswelle zusteuert, 52 werden angesichts sich verknappender fossiler Energieträger und auch angesichts der Klimaschutznotwendigkeit immer plausibler. Wenn sie also unermessliches Leid verhindern bzw. vermindern wollen, muss es den Gesellschaften dieser Erde darum gehen, bioproduktive Ökosysteme, sofern nur irgend möglich, manipulativ von einem Zustand in einen neuen, besser an die klimatisch wechselnden Bedingungen angepassten Zustand zu überführen. Diese Manipulationen betreffen ggf. die Wahl neuer Baumarten im Rahmen eines klimawandelangepassten Waldumbaus, die Wahl neuer Feldfrüchte, das Rückhalten von Wasser in der Landschaft u.v.m. Die Landnutzer betreiben ein solches Anpassungsmanagement ggf. auch ohne Abstimmung mit den Naturschützern. Auf den Naturschutz kommen in diesem Kontext neue Fragen zu. Bedeutet ein Bekenntnis zum funktionalen, anthropozentrischen Naturschutz eine Abkehr von der Wildnis? Die Antwort soll schrittweise und differenziert erfolgen, indem zunächst Teilfragen vorgeschlagen und diskutiert werden: 1. Erfordert die Lage der Menschheit und der globalen Ökosysteme nicht ein klares Bekenntnis zum funktionalen Naturschutz – im Sinne der Erhaltung von für den Menschen nützlichen Ökosystemfunktionen? Die Beantwortung dieser Frage ist offenkundig ein ethisches Problem. Aus ökozentrischer Sicht stellt sie sich nicht. Allerdings könnten selbst Naturschützer, denen die Erhaltung von Tier- und Pflanzenarten im Grund mehr am Herzen liegt als die Bekämpfung menschlichen Leids, aus strategischen Gründen erkennen, dass eine Gesellschaft in Bedrängnis bzw. Not Naturschutz allenfalls dann unterstützen wird, wenn derselbe (auch) zur Lösung existenzieller Probleme von Menschen beiträgt. 2. Bedeutet ein solch anthropozentrischer Naturschutz dann nicht auch den Auftrag, in möglichst vielen Ökosystemen kollapsartige Systemwechsel zu verhindern? Und: Bedeutet nicht auch der Auftrag der Förderung von Resilienz und Anpassungsfähigkeit möglichst vieler biologischer Systeme, welche bereits unter multiplen Stresseinflüssen leiden, dass eher in die bereits vom Menschen gesteuerten Landschaften weiter und bewusster eingegriffen wer- 53 den muss, als dass man mehr oder weniger wilde Flächen sich selbst überlässt? Es ist zumindest theoretisch denkbar, dass - bewusst in Richtung Anpassung an Klimawandel gesteuerte - Ökosysteme einen nicht nur für den Menschen sanfteren Übergang in einen anderen Systemzustand erfahren können. Grundsätzlich ist es wahrscheinlich, dass hohe Frequenz und Intensität von klimawandelbedingten Störungen, die auf die Ökosysteme einwirken, deren Ausgangszustand sich in Zeiten (vorübergehender bzw.) relativer Stabilität eingestellt hat, v.a. negativ auf strukturelle und funktionelle Komplexität wirken, bis eben erneut eine Entschleunigung des Wandels eintritt. Am leichtesten kann man sich diese These am Beispiel von Waldökosystemen vorstellen: ein immerwährender starker Wandel führte dazu, dass Wäldern mit sehr langlebigen Bäumen nicht in einen reifen Zustand gelangen können, in dem Individuen altersbedingt absterben würden. Vielmehr würden ggf. andere Arten vorher potenzielle Waldstrukturbildner, die wiederum nicht zur Altersreife gelangten. Entsprechend entstünde ein relativ junges und dynamisches System mit einem hohen (Baum-) Arten-Turnover, welches aber entsprechend für viele – oftmals eher ausgeglichene und stabilere Bedingungen benötigende - Waldarten jeweils nur sehr kurzfristig und vorübergehend geeignete Habitatbedingungen böte. Ergebnis wäre ein vergleichsweise struktur- und wohl auch artenärmeres System, welches sich u.a. deshalb einstellte, weil die Ökosysteme nur reaktiv und nicht planend-antizipierend mit dem Umweltwandel umgehen können. Die Frage ist entsprechend, ob ein vom Menschen gesteuertes Ökosystem in Zeiten des raschen Klimawandels ggf. nicht sogar eine höhere Struktur- und Artenvielfalt haben könnte und entsprechend seinem ‚wilderen’ Pendant vorzuziehen wäre. Diese Frage erscheint unter bestimmten Bedingungen relevanter, als diejenige ‚terminologische’, ob ein Ökosysteme nach einer Manipulation noch/wieder wild sein können (vgl. SYDORIAK et al. 2000). In jedem Falle gilt: “As ALDO LEOPOLD pointed out […] (LEOPOLD 1953), we have a choice when we know that the ‘land is sick’. We can ‘make believe’ that everything will turn out right if nature is left to take its course in our unhealthy wildernesses, or we can intervene to facilitate the healing process” (SYDORIAK et al. 2000). Ist ein funktional-anthropozentrischer Naturschutz akzeptiert, ist die Frage bezüglich der sanfteren Anpassung der Ökosysteme an veränderte Umweltbedingungen noch 54 deutlicher zu beantworten: je besser sie gelingen kann, desto vorteilhafter – für viele Menschen und aus bereits erläuterten Gründen auch für einen bedeutenden Teil der Biodiversität. Dies sei an einigen Beispielen verdeutlicht: Natürlich ist es angesichts des menschlichen Holzbedarfs besser, dass ein Wald Wald bleibt, auch wenn zur Erhaltung der strukturellen Konstanz andere – ggf. auch nichtheimische - Baumarten gepflanzt werden müssen. Auch kann eine hydrologische Steuerung von Landschaften mit Wehren, Kanälen und Rückhaltebecken geeignet sein, häufiger und drastischer werdende Trockenperioden zu überstehen, ohne auf Besiedlung und Bewirtschaftung der betroffenen Räume verzichten zu müssen. Ebenso positiv sind auch Sandaufspülungen im Küstenbereich zu sehen, wenn sie erlauben, die Wirkungen des steigenden Meeresspiegels zumindest temporär zu mindern. Und wie wären die genannten Beispiele aus Naturschutzsicht zu werten? Die Sandaufspülung könnte das Problem des Habitatverlustes von etlichen Küstenarten verringern und ist positiv zu beurteilen. Das künstliche Rückhalten von Wasser in der Landschaft dürfte auch günstig auf klimawandel-vulnerable Arten wirken, die eben auf eine regelmäßigere Wasserverfügbarkeit angewiesen sind. Tatsächlich gelten viele historische Elemente der Kulturlandschaft, für die in das Wasserregime eingegriffen werden musste, etwa die Wässerwiesen (NABU Baden-Württemberg 2005), heute aus Naturschutzsicht als besonders wertvoll. Ggf. wirken geeignete Eingriffe ins Wasserregime auch der Degradation von feuchteabhängigen Ökosystemen entgegen. In diesen beiden Fällen ergeben sich also positive Synergien zwischen menschlicher Anpassung und Naturschutz. Im Falle der Erhaltung der Waldkonstanz kann die extreme Anpassung der Forstwirtschaft in Form einer ausschließlichen Nutzung exotischer Baumarten anderer Kontinente katastrophale Folgen für viele einheimische Arten haben. Eine moderate Anpassungsoption in Form einer Diversifizierung und behutsamen Mischungssteuerung unter Verwendung von einheimischen und nichtheimischen5 Arten könnte sich günstig auf eine Vielzahl von waldabhängigen Arten auswirken, während der Kollaps weniger vielfältiger ‚natürlicher’ ungesteuerter Waldbestände für sie deutliche negativere Folgen haben könnte. 5 Ggf. unter vorrangiger Verwendung von nicht-heimischen Arten desselben Kontinents aus benachbarten biogeographischen Regionen. 55 3. Kann ein dynamisch-adaptives Management angesichts des raschen Klimawandels überhaupt realistischerweise zu einer Minimierung der Schadwirkung auf biologische und ökologische Systeme führen? Oder überschätzt der Mensch seine Fähigkeit, den globalen Wandel und seine Konsequenzen zu steuern und zu meistern? Kann der planende Mensch ‚klüger’ sein als die systemisch-evolutionär agierende Natur? Kann Naturschutz überhaupt so funktional sein wie in den vorstehenden Ausführungen gefordert? Eine grundsätzliche Antwort ist natürlich, dass Management in den letzten ungesteuerten, ‚wilden’ Ökosystemen der Erde keine Option darstellt. Ferner ist bekannt, dass der Mensch bekanntermaßen seine Fähigkeiten im planerischen Umgang mit der Natur regelmäßig überschätzt. Gründe sind häufig ein zu technomorphkonstruktivistisches Naturverständnis und die Nichtbeachtung von systemischen Eigenschaften von Ökosystemen. Auf der anderen Seite sind beträchtliche, geradezu weltweite Erfolge des Menschen bzgl. der bewussten Landschaftsumgestaltung nicht von der Hand zu weisen. Eine wichtige Komponente des Erfolges des Menschen, welcher seine Wirkung auf den Planeten ausmacht, und welcher die Wirkungen aller anderen Arten in den Schatten stellt, ist die Fähigkeit, zukünftige Ereignisse zu antizipieren, und mit dem entsprechenden Wissen gegenwärtige Aktion zu gestalten. Mit der Entdeckung von Zukunft, mit Projektion, Imagination und Strategiefähigkeit kann der Mensch zukünftigen Ereignissen gegenwärtige Relevanz geben und erhebt sich damit über die herkömmliche biologische Evolution (WILKE 2001). Die Natur hingegen ‚ahnt’ noch nichts vom bevorstehenden Klimawandel, sondern geht mit Umweltwandel in dem Moment um, in dem er eingetreten ist. Während also biologische Evolution nur reaktiv ist, hat die kulturelle auch eine proaktive Komponente, die genutzt werden sollte, um ohnehin gesteuerte Ökosysteme besser auf den erwarteten Umweltwandel vorzubereiten. 3. Mehr oder weniger Wildnis? - Schlussfolgerungen 1. Der projizierte Klimawandel ist eine Herausforderung nie da gewesenen Ausmaßes an die Menschheit. Wir sind gefordert, alle erreichbaren Systeme auf höchstmögliche Resilienz und Anpassungsfähigkeit zu optimieren. 56 In Deutschland oder Mitteleuropa ist es darum sinnvoll, genutzte, gesteuerte und gestörte Landschaften auch weiterhin zu steuern. Ein zyklisch-adaptives Management sollte auch unter den Bedingungen des Klimawandels gemeinhin zur Erhaltung oder Verbesserung der Funktionalität von natürlichen Systemen (v. a. Ökosystemen) beitragen können. Sinnvoll erscheint dies allein schon, wenn man an den Menschen und dessen Bedürfnisse denkt, die allen, auch dem Naturschutz, zuvorderst am Herzen liegen sollten. Im Falle von Flächen, die, etwa unter Artenschutzvorgaben, einem intensiven Management statischer Zielsetzung unterliegen, liegt es nahe zu überprüfen, ob ihre Überführung in ein offeneres, stärker am Prozessschutz ausgerichtetes Managementregime nicht landschaftsökologisch vorteilhafter wäre und auch aus der Perspektive artenschutzfachlicher Kernziele akzeptabel sein könnte. 2. Aber auch störungsärmeren (und zumindest ansatzweise „wilderen“) Räumen, z.B. unzerschnittenen, verkehrsarmen Räumen, kommt eine wichtige Funktion in Zeiten des Klimawandels zu. Störungsärmere Räume können bestimmten Arten eine höhere Resilienz ermöglichen, etwa solchen mit erhöhtem Anspruch an Raum und Habitatqualität. In solchen Räumen sollte es durchaus prioritär sein, sie so stressarm wie möglich zu erhalten. Dies kann und muss im dicht besiedelten Mitteleuropa nicht immer in strikten Wildnisschutz (Prozessschutz) münden – wichtig ist hier im Wesentlichen, diese störungsärmeren Räume im Sinne des Vorsorgeprinzips von aller stresserzeugenden Nutzung, Steuerung und Störung abzuschirmen bzw. diese soweit zu reduzieren, wie es vom sozioökonomischen Standpunkt aus nur irgend vertretbar erscheint. a. Derzeitig ist der Tatbestand der relativen Unzerschnittenheit kein explizites Kriterium zur Einrichtung von Schutzgebieten. So fördert beispielsweise die Ausweisung von Natura-2000-Gebieten die Unterschutzstellung dieser Räume allenfalls zufällig – bei Vorhandensein entsprechender Arten oder Lebensraumtypen. Entsprechend ist in Deutschland die Deckung der letzten unzerschnittenen Räume nicht zufriedenstellend. Besonders defizitär ist der formale Schutz von naturnäheren, also in vielen Fällen (potenziell) wilderen WaldGebieten in den unzerschnittenen Räumen (Abb. 1-2). 57 b. Schutzgebiete müssen nicht alle und überall wild sein, jedoch sollten sie stressarme „Zufluchtsorte“, Orte der Erholung für gestresste Populationen auf ihrem klimawandelgesteuerten Weg durch die Landschaft sein. Schutzgebiete sollten deshalb grundsätzlich so groß wie möglich sein. 3. Noch existierende ‚wildnishaftere’ Gebiete müssen wir bewahren (wahrhaft eine immense Aufgabe in der nur dünn besiedelten „anderen Hälfte“ des Planeten!) und darauf setzen, dass sie einen substanziellen Beitrag zur Funktionstüchtigkeit der Gesamtlandschaft und seiner Ökosysteme leisten, aus den folgenden Gründen: a. Wildnis und verwildernde Räume spielen als Naturerfahrungsräume für den an die „Zahmnis“, die der Überraschungen und Freiheitsräume weitgehend entkleideten Natur, gewöhnten Menschen eine wichtige, eine unersetzliche und vom Klimawandel letztlich unberührte Rolle. b. Wildnisflächen im eigentlichen Sinne stellen zweifellos die beste Form der ergebnisoffenen Erhaltung ökologischer und evolutiver Prozesse dar. c. Und gerade auch in Zeiten des beschleunigten Klimawandels werden Wildnisflächen als Referenzsysteme benötigt, in denen möglichst viele Prozesse ungesteuert ablaufen und die mit gesteuerten Systemen verglichen werden können: „Another important use of reserves, pointed out by LEOPOLD (1941) but not appreciated by many land managers, is a ’base datum of normality’ for a ’science of land health’ (NOSS et al. 1999). Allerdings hat der Mensch der Biosphäre seinen Stempel aufgedrückt - natürliche Wildnis ist, streng genommen, unwiederbringlich verloren gegangen, und es wird immer schwieriger, naturnahe, wildnishafte Verhältnisse wiederherzustellen. Referenz- und Prozessschutzräume müssen eine Mindestgröße besitzen, um wenigstens ansatzweise Wildnis sein zu können. Je abgelegener eine Region, desto größer und besser miteinander verbunden können Wildnis-Flächen hier sein. Von allen Schutzgebietskategorien in Deutschland erscheinen Groß schutzgebiete, v.a. Nationalparks, als besonders geeignet. 58 Viele Großschutzgebiete sind jedoch nur wenige Tausend Hektar groß sind, erreichen nur einen geringen Schutzstatus (Naturparks) oder verfolgen stati sche Ziele (Schutz der Kulturlandschaft in Biosphärenreservaten). In stark ge nutzten Landschaften müssen Wildnis-Flächen eher klein und stark isoliert bleiben. Wo die Größe von Wildnis-Flächen notwendig gering bleiben muss, lässt sich allenfalls ihre Zahl erhöhen, bis hin zu unzähligen wildnishaften Elementen in der genutzten Landschaft (s. Punkt 1). So es liegt an uns, von Fall zu Fall zu entscheiden, wo die Wildnis mehr oder weniger wild sein soll. Danksagung Wir danken dem Aldo-Leopold-Forum für Umweltethik für die Einladung zum Symposium in München und v.a. Frau SUSANNE ANTON und Prof. Dr. Dr. SVEN HERZOG für die organisatorische und fachliche Begleitung. Die diesem Artikel zugrunde liegende Forschung wurde teilweise durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit/Bundesamt für Naturschutz im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Schutzgebiete Deutschlands im Klimawandel – Risiken und Handlungsoptionen” (FKZ: 806 82 270 – K 1) finanziert. Literatur BÖHMER, H.J. (1999): Beim nächsten Wald wird alles anders. Wildnis und Prozessschutz: Diskussionsstand und Ideengeschichte. Politische Ökologie 17: 14-17. BRÄMER, R. (2006): Natur obskur. Wie Jugendliche heute Natur erfahren. Oekom Verlag, München. 182 S. CHRISTENSEN, J.H., B. HEWITSON, A. BUSUIOC, A. CHEN, X. GAO, I. HELD, R. JONES, R.K. KOLLI, W.-T. KWON, R. LAPRISE, V. MAGAÑA RUEDA, L. MEARNS, C.G. MENÉNDEZ, J. RÄISÄNEN, A. RINKE, A. SARR & P. WHETTON (2007): Regional Climate Projections. In: Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Solomon, S., D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M. Tignor and H.L. Miller (Hg.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA. 59 FANTA, J. (1992): Spontane Waldentwicklung auf diluvialen Sandböden und ihre Bedeutung für den Naturschutz. NNA-Berichte 5: 23-27. FISCHLIN, A., G.F. MIDGLEY, J.T. PRICE, R. LEEMANS, B. GOPAL, C. TURLEY, M.D.A. ROUNSEVELL, O.P. DUBE, J. TARAZONA & A.A. VELICHKO (2007): Ecosystems, their properties, goods, and services. Climate Change 2007: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. M.L. Parry, O.F. Canziani, J.P. Palutikof, P.J. van der Linden and C.E. Hanson (Hg.). Cambridge University Press, Cambridge. 211-272. FOLKE, C., CARPENTER, S., ELMQVIST, T., GUNDERSON, L., HOLLING, C.S., WALKER, B., BENGTSSON, J., BERKES, F., COLDING, J., DANELL, K., FALKENMARK, M., GORDON, L., KASPERSON, R., KAUTSKY, N., KINZIG, A., LEVIN, S., MÄLER, K.-G., MOBERG, F., OHLSSON, L., OLSSON, P., OSTROM, E., REID, W., ROCKSTRÖM, J., SAVENIJE, H. & SVEDIN, U. (2002). Resilience and sustainable development: Building adaptive capacity in a world of transformations. Ambio 31: 437-440. HOYLE, B. (2008): Plight of the pines. Nature Reports Climate Change 2: 52-53. KÖRNER, S. & EISEL, U. (2001): Die Wildnisidee. In: Eisel, U., Hanisch, J., Jax, K., Körner, S., Nagel, A., Peters, W., Schulz, J., Trepl, L.: Naturschutzstrategie: Argumentenetz für den Naturschutz. 149-186. LANDRES, P., ALDERSON, J., PARSONS, D.J. (2003): The challenge of doing science in wilderness: historical, legal, and policy context. The George Wright Forum 20: 42-49. LEOPOLD, A. (1925): Wilderness as a form of land use. The Journal of Land & Public Utility Economics 1: 398-404. LEOPOLD, A. (1941): Wilderness as a land laboratory. The Living Wilderness 6: 3. LEOPOLD, A. (1949): A Sand County almanac and sketches here and there. Oxford University Press, New York. LEOPOLD, L.B. (Hg.). 1953. Round river: From the journals of Aldo Leopold. Oxford University Press, New York. 173 S. LEßNER, C. (2008): Die Buchenwaldinitiative des Bundesamtes für Naturschutz. proWALD (März): 44-45. LEWIS, S.L., PHILLIPS, O.L., BAKER, T.R., LLOYD, J., MALHI, Y., ALMEIDA, S., HIGUCHI, N., LAURANCE, W.F., NEILL, D.A., SILVA, J.N.M., TERBORGH, J., TORRES LEZAMA, A., VÁQUEZ MARTÍNEZ, R., BROWN, S., CHAVE, J., KUEBLER, C., NUÑEZ VARGAS P. & VINCETI, B. (2004) Concerted changes in tropical forest structure and dynamics: evidence from 50 South American long-term plots. Philosophical Transactions of the Royal Society of London B 359: 421-436. MCCLOSKEY, M.J. 1966. The Wilderness Act of 1964: Its background and meaning. Oregon Law Review 45: 288-321. Millennium Ecosystem Assessment (2005): Ecosystems and human well-being: biodiversity synthesis. Washington, DC: World Resources Institute. [WWW document]. URL http://www.maweb.org/en/Products.Synthesis.aspx. MITTERMEIER, R.A., C.G. MITTERMEIER, T.M. BROOKS, J.D. PILGRIM, W.R. KONSTANT, G.A.B. DA FONSECA & C. KORMOS (2003): Wilderness and biodiversity conservation. PNAS 100: 10309-10313. NABU (Naturschutzbund) Baden-Württemberg 2005: Wässerwiesen unter Wasser. Naturschutz heute regional 1/05. NASH, R.F. (1967): Wilderness and the American mind. Yale Univ. Press, New Haven, Connecticut. NEUSCHULZ, F. (2000): Management und Prozesschutz. Erfahrungen aus dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe (Brandenburg). Naturschutz und Landschaftsplanung 32: 71-74. NOSS, R., DINERSTEIN, E., GILBERT, B., GILPIN, M., MILLER, B.J., TERBOUGH, J., TROMBULAK, S. (1999): Core areas: where nature reigns. In: SOULÉ, M.E. & TERBOUGH, J. (Hg.): Continental conservation. Scientific foundations of regional reserve networks. Island Press, Washington, D.C. 99-128. NOSS, R.F. (1991): Sustainability and wilderness. Conservation Biology 5: 120-122. 60 OBERMANN, H. (1992): Eingreifen oder laufen lassen – was soll der Naturschutz wollen? NNA-Berichte 5: 34-35. PARMESAN, C. & G. YOHE (2003): A globally coherent fingerprint of climate change impacts across natural systems. Nature 421: 37-42. PARMESAN, C. (2006): Ecological and evolutionary responses to recent climate change. Ann. Rev. Ecol. Evol. Syst. 2006. 37:637-669. PARRY M.L., O.F. CANZIANI, J.P. PALUTIKOF, P.J. VAN DER LINDEN & C.E. HANSON (Hg., 2007): Climate change 2007. Impacts, adaptation and vulnerability. Contribution of Working Group II to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge. Großbritannien. 982 S. PHILLIPS, O.L., BAKER, T.R., ARROYO, L., HIGUCHI, N., KILLEEN, T.J., LAURANCE, W.F., LEWIS, S.L., LLOYD, J., MALHI, Y., MONTEAGUDO, A., NEILL, D.A., VARGAS, P.N., SILVA, J.N.M., TERBORGH, J., MARTINEZ, R.V., ALEXIADES, M., ALMEIDA, S., BROWN, S., CHAVE, J., COMISKEY, J.A., CZIMCZIK, C.I., DI FIORE, A., ERWIN, T., KUEBLER, C., LAURANCE, S.G., NASCIMENTO, H.E.M., OLIVIER, J., PALACIOS, W., PATIÑO, S., PITMAN, N.C.A., QUESADA, C.A., SALDIAS, M., TORRES LEZAMA, A. & B. VINCETI (2004): Pattern and process in Amazon tree turnover, 1976-2001. Philosophical Transactions of the Royal Society of London B 359: 381-407. PHILLIPS, O.L., VÁSQUEZ MARTÍNEZ, R., ARROYO, L., BAKER, T.R., KILLEEN, T., LEWIS, S.L., MALHI, Y, MONTEAGUDO MENDOZA, A., NEILL, D., NUÑEZ VARGAS, P., ALEXIADES, M., CERÓN, C., DI FIORE, A. & ERWIN, T. (2003): Increasing dominance of large lianas in Amazonian forests. Nature 418: 770-774. PIECHOCKI, R. (2007a): Genese der Schutzbegriffe. 3. - Naturschutz. Natur und Landschaft 82: 110-111. PIECHOCKI, R. (2007b): Genese der Schutzbegriffe. 11. - Prozessschutz. Natur und Landschaft 82: 550-551. PLACHTER, H. (1991): Naturschutz. G. Fischer, Stuttgart. 463 S. REMMERT, H. (1990): Naturschutz. 2. Aufl. Springer, Heidelberg. 202 S. REMMERT, H. (1992): Natur als Kulturaufgabe. Naturwissenschaften 79: 489-491. ROOT, T.L. & S.H. SCHNEIDER (2002): Climate change: overview and implications for wildlife. In: ROOT, T.L. & S.H. SCHNEIDER (Hrsg.): Wildlife responses to climate change: North American case studies. Island Press, Washington, D.C. 1-56. ROOT, T.L., J.T. PRICE, K.R. HALL, S.H. SCHNEIDER, C. ROSENZWEIG & J.A. POUNDS (2003): Fingerprints of global warming on wild animals and plants. Nature 421: 57–60. SCHEFFER, M., CARPENTER, S.R., FOLEY, J., FOLKE, C. & WALKER, B. (2001): Catastrophic shifts in ecosystems. Nature 413: 591-696. SCHERZINGER, W. (1990): Das Dynamik-Konzept im flächenhaften Naturschutz, Zieldiskussion am Beispiel der Nationalpark-Idee. Natur und Landschaft 65: 292-298. SCHERZINGER, W. (1996): Naturschutz im Wald. Qualitätsziele einer dynamischen Waldentwicklung. Ulmer, Stuttgart. 447 S. SCHOLZE, M., W. KNORR, N.W. ARNELL & I.C. PRENTICE (2006): A climate-change risk analysis for world ecosystems. PNAS 193: 13116–13120. SOLOMON, S., D. QIN, M. MANNING, R.B. ALLEY, T. BERNTSEN, N.L. BINDOFF, Z. CHEN, A. CHIDTHAISONG, J.M. GREGORY, G.C. HEGERL, M. HEIMANN, B. HEWITSON, B.J. HOSKINS, F. JOOS, J. JOUZEL, V. KATTSOV, U. LOHMANN, T. MATSUNO, M. MOLINA, N. NICHOLLS, J. OVERPECK, G. RAGA, V. RAMASWAMY, J. REN, M. RUSTICUCCI, R. SOMERVILLE, T.F. STOCKER, P. WHETTON, R.A. WOOD & D. WRATt, 2007: Technical Summary. In: Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Solomon, S., D. Qin, M. Manning, Z. Chen, M. Marquis, K.B. Averyt, M. Tignor and H.L. Miller (Hg.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA. 61 STRITTHOLT, J. R. & DELLASALA, D. A. (2001): Importance of roadless areas in biodiversity conservation in forested ecosystems: case study of the Klamath-Siskiyou ecoregion of the United States. Conservation Biology 15: 1742-1754. STURM, K. (1993): Prozeßschutz - ein Konzept für naturschutzgerechte Waldwirtschaft. Zeitschr. f. Ökologie u. Naturschutz 2: 181-192. SUCCOW, M. (2008): Verantwortung übernehmen – Schöpfung bewahren. 10 Thesen. Tagung „Verantwortung übernehmen – Schöpfung bewahren“ der CDU/CSUBundestagsfraktion, 09.04.2008, Berlin. Diskussionspapier. SYDORIAK. C.A., ALLEN. C.D., JACOBS, B.F. (2000): Would ecological landscape restoration make the Bandelier Wilderness more or less of a wilderness? USDA Forest Service Proceedings RMRS-P-15-5: 209-215. TROMMER, G. (1998): Psychotop Wildnis. Politische Ökologie 59: 10-12. TURNER, J.M. (2006): Conservation science and forest service policy for roadless areas. Conservation Biology 20: 713-722. WALTHER, G.-R., E. POST, P. CONVEY, A. MENZEL, C. PARMESAN, T.J.C. BEEBEE, J.-M. FROMENTIN, O. HOEGH-GULDBERG & F. BAIRLEIN (2002): Ecological responses to recent climate change. Nature 416: 389-395. ILLKE , H. (2001): Atopia. Studien zur atopischen Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt/M. 263 W S. WINTER, S., FLADE, M., SCHUMACHER, H., MÖLLER, G. (2003): Biologische Vielfalt und Forstwirtschaft – Naturschutzstandards für die Bewirtschaftung von Buchenwäldern im norddeutschen Tiefland. Sachbericht zum vom BfN geförderten F + E-Vorhaben. 445 S. ZIEGLER, U. (2002): Prozessschutz vor dem Hintergrund der Ideengeschichte des Naturschutzes Diplomarbeit Technische Universität München, Freising. Anschrift der Autoren: Prof. Dr. PIERRE L. IBISCH STEFAN KREFT Fachgebiet Naturschutz Fachbereich für Wald und Umwelt Fachhochschule Eberswalde Alfred-Möller-Str. 1 16225 Eberswalde [email protected] 62