Die richtige Heizung für mein Haus Das richtige Heizsystem ist eine lohnende Investition – für Wohlbefinden, Umwelt und vor allem auch für das Haushaltsbudget. Wer bei der Sanierung darauf achtet, welchen Energieträger er wählt, wie die Heizanlage ausgelegt und dimensioniert wird, kann auch den Energiebedarf und die Heizkosten senken. Die richtige Heizung Wer die Sanierung seiner Heizanlage erwägt, sollte stets eine Gesamtsanierung des Gebäudes ins Auge fassen. Entscheidend für die Verbesserung der Energieeffizienz des Gebäudes ist zunächst die thermische Sanierung der Gebäudehülle. Nur so kann der Energiebedarf für das Heizen entscheidend verringert werden. Wird die Heizanlage kleiner dimensioniert, sinken in der Regel die Investitionskosten und auch die Heizkosten. Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle sollten daher immer an erster Stelle stehen. Die Erneuerung einer Heizanlage bietet auch die Chance, auf erneuerbare Energien wie Holz oder Umweltwärme umzusteigen. Damit leisten Sie einen effektiven Beitrag zur Verringerung des CO2-Ausstoßes und in weiterer Folge zum Klimaschutz. Außerdem macht es unabhängiger von fossilen Brennstoffen. Welches Heiz­system aber jeweils geeignet ist, hängt von der Gebäudequalität (Energieeffizienz­klasse) ab. Gebäudequalität Heizwärmebedarf in kWh/m2a Erneuerbare Energieträger A++ / A+ A B C D-G ≤ 15 ≤ 25 ≤ 50 ≤ 100 > 100 Erdwärmepumpe/Grundwasserpumpe Außenluft-Wärmepumpe Stückholzkessel Pellet-Zentralheizung Wärmenetze – Biomasse Solare Heizungsunterstützung Solaranlage für Warmwasserbereitung Sonstige Energieträger Erdgas/Heizöl-Brennwerttechnik* Stromheizungen – Infrarot, Widerstandsheizungen,… zu empfehlen bedingt zu empfehlen nicht zu empfehlen A++ Passivhaus; A+, A Niedrigstenergiehaus; B Niedrigenergiehaus; C Mindeststandard Bauordnung; D - G Altbau Tabelle Energie Tirol: Bewertungsmatrix der einzelnen Heizsysteme je nach Gebäudeklasse für Einfamilienhäuser. Anmerkung: Die Gebäudekategorien A++, A+ und A sind nur mit dem Einbau einer Komfortlüftungsanlage erreichbar. *) Förderungskriterien sind zu berücksichtigen Je besser die Gebäudequalität, desto geringer kann die Vorlauftemperatur im Heizsystem sein. Bei Niedertemperatur-Verteilsystemen liegt die Vorlauftemperatur im Heizkreislauf idealerweise bei rund 35°C. Dadurch kann über Fußboden- bzw. Wandheizungen oder auch spezielle Niedertemperatur-Heizkörper Wärme an den Raum abgegeben werden. Wohnhaus Kreuzer (Baujahr 1950er), Kategorie B Sanierungserfolg: Heizwärmebedarf von 195 auf 34 kWh/m²a gesenkt Heizung: Biomasse Pellets und Solaranlage mit 6 m² Kollektorfläche Quelle: DI Andreas Greml Heizen mit Holz Moderne Holzheizungen sind inzwischen mit elektronischen Regelungen ausgestattet, die hohen Wohnkomfort bringen sowie eine saubere und schadstoffarme Verbrennung garantieren. Stückholzheizung Eine moderne Stückholzheizung mit einem entsprechend gut gedämmten Pufferspeicher macht eine effiziente Verbrennung und einen hohen Nutzungsgrad möglich. In gut gedämmten Gebäuden ist eine Stückholzzentralheizung mit einem oder mit einem Einheizvorgang pro Tag realisierbar. Pellets-Zentralheizung mit hohem Komfort Eine Pellets-Zentralheizung ist eine voll automatisierte Anlage mit geringem Bedienungsaufwand. Durch eine bedarfsgerechte Brennstoffbeschickung und Verbrennungsluftregelung wird eine schnelle Leistungsanpassung des Heizkessels ermöglicht. Eine wichtige Rolle spielt auch der Pelletslagerraum, der in Abhängigkeit von der Gebäudeheizlast ausgelegt wird (Richtwert: ca. 0,9 m³/kW). So weist beispielsweise der Lagerraum für ein Einfamilienhaus mit 8 kW eine Größe von rd. 3,3 m² auf und passt somit in einen bestehenden Öllagerraum. Die optimale Lösung ist eine Holzheizung kombiniert mit einer Solaranlage. Haus Lechner (Baujahr 1969), Kategorie A+ Sanierungserfolg: Heizwärmebedarf von 195 auf 11 kWh/m²a gesenkt Heizung: Luftwärmepumpe mit Komfortlüftung (Kompaktgerät) Quelle: Lechner Heizen mit Wärmepumpen Mit Wärmepumpen wird Wärme, die im Erdreich, im Wasser oder in der Luft gespeichert ist, zur Raumheizung genutzt. Die Wärme wird dabei der Umgebung entzogen und mit der Wärmepumpe auf die für den Heizkreislauf erforderliche Temperatur gebracht. Hohe Effizienz bei sehr guter Gebäudequalität Besonders bei Wärmepumpen ist die genaue Abstimmung der Anlage mit dem Gebäude wichtig. Ein effizienter Betrieb ist nur bei sehr guter Gebäudequalität möglich. Werden Wärmepumpen in unsanierten Altbauten eingebaut, entstehen oft hohe Investitionskosten, weil die Anlagen größer dimensioniert werden müssen. Auch deren Betrieb ist wesentlich teurer wie etwa bei Biomasseheizungen. Ist das Gebäude jedoch sehr gut gedämmt, kann die Wärmepumpe bei geringeren Investitions- und Betriebskosten eingesetzt werden. Kostenlose Umweltwärme bei minimalem Energieeinsatz Für die Effizienz einer Wärmepumpe ist entscheidend, dass sie mit möglichst wenig Energieeinsatz ein Maximum an kostenloser Umweltwärme nutzt. Besonders wichtig dafür: eine niedrige Vorlauftemperatur im Heizkreislauf. Diese sollte möglichst bei 35°C liegen, für einen effizienten Betrieb darf sie aber keinesfalls 45°C übersteigen. Zur Veranschaulichung: Beträgt die Temperatur 45 statt 35°C, sinkt die Effizienz der Wärmepumpe um 25 %. Dementsprechend steigen die Betriebskosten! Umweltschonend und kostengünstig Ob sich der Betrieb einer Wärmepumpe rechnet, kann an der sogenannten Jahresarbeitszahl (JAZ) abgelesen werden. Diese sollte zumindest den Wert 4 erreichen. Die JAZ gibt das Verhältnis über das Jahr von der Wärmepumpe erzeugten Wärme zum eingesetzten Strom an. Sie ist also eine Kennzahl für die Effizienz des Heizungs­ systems in einem Gebäude. Die JAZ bestimmt auch die Betriebskosten. Haus Raffl (Baujahr 1970er), Kategorie B Sanierungserfolg: Heizwärmebedarf von 264 auf 46 kWh/m²a gesenkt Heizung: Biomasse Stückholz und Solaranlage mit 20 m² Kollektorfläche Quelle: Tiroler Sanierungspreis 2009 Heizungsunterstützung mit Solaranlagen Bei der Nutzung von Solarwärme zur Raumheizung ist eine Sanierung des Gebäudes auf Niedrigenergiehaus-Standard Voraussetzung. Bei schlecht gedämmten Gebäuden rechnet es sich in Dämmmaßnahmen zu investieren. Das ist wesentlich kostengünstiger als die Investition in eine teilsolare Raumheizung. Hohe Deckungsgrade bei sehr guter Gebäudequalität Je nach Größe der Solaranlage und Gebäudequalität sind solare Deckungsgrade von 15 % (unsanierte Altbauten – Energieeffizienzklasse E) bis über 50 % (Niedrigstenergiehaus – Energieeffizienzklasse A) des Gesamt­energiebedarfs möglich. Der Rest der benötigten Wärme wird über das konventionelle Heizungssystem abgedeckt. Technisch machbar sind auch Systeme, die das Gebäude zu 100 % durch Sonnenenergie beheizen. Ansprechenden Einbau beachten Anders als bei Anlagen zur Warmwasserbereitung ist eine Dachintegration der Sonnenkollektoren wegen des zu geringen Neigungswinkels meist nicht möglich. Die größten Erträge erzielt eine teilsolare Heizung bei Südausrichtungen mit leichten Abweichungen nach Südost oder Südwest bei einem Neigungswinkel von 45 bis 90 Grad. Auf alle Fälle ist auf eine harmonische Integration der Solar­ anlage in das Gebäude zu achten. Bei Anlagen zur Raumheizungsunterstützung können die Kollektoren in die Fassade integriert werden, aber auch unterge­ ordnete Bauteile wie Garagen oder Schuppen sowie Nebengebäude bieten sich als Aufstellungsorte an. Die Heizanlage ist mehr als nur der Heizkessel! Eine Heizanlage besteht nicht nur aus dem Heizkessel. Um die Wärme vom Kessel in die Wohnräume und ins Warmwasser zu bringen, sind Speicher, Pumpen und Regelungskomponenten notwendig. Eine Sanierung des Kamins geht ebenfalls häufig mit der Sanierung der Heizung einher. Hohe Speicherdämmung sinnvoll Die Warmwasser- oder Heizungswasserspeicher sollten nur so groß sein wie nötig. Überdimensionierte Speicher verursachen zusätzliche Wärmeverluste. Bei einem durchschnittlich gedämmten 1.000 Liter Pufferspeicher kann jährlich die Energiemenge von umgerechnet rd. 170 Liter Heizöl verloren gehen! Der Einsatz von Speicherdämmungen mit mehr als 10 cm Stärke wird empfohlen. Energieeffiziente Pumpen einsetzen Wird über hohe Heizkosten gesprochen, denken die wenigsten an den Stromverbrauch von Heizanlagen. Dabei entfällt in vielen Haushalten mehr als 10 % des Gesamtstromverbrauchs allein auf den Betrieb von Umwälzpumpen! Mit neuen, hocheffizienten Pumpen der Effizienzklasse »A« und einem verbesserten Betrieb können bis zu 80 % des Strombedarfs der Pumpen gespart werden. Regelung richtig einstellen Das Hirn der Anlage ist die Regelung. Sie ermittelt die richtige Strategie, um das Gebäude kostengünstig und komfortabel zu beheizen. Je einfacher die Heizanlage, desto einfacher kann die Regelung sein. In jedem Fall muss sie optimal eingestellt sein, denn nur so kann die Anlage ihr volles Potenzial ausschöpfen. Worauf es ankommt: die richtige Heizkurve. Lassen Sie sich die Regelung ausführlich vom Installateur erklären und verlangen Sie ein Anlagenschema und ein Protokoll mit allen an den Bedarf angepassten Einstellwerten, damit diese auch später noch greifbar sind. Kaminsanierung beachten Vor der Erneuerung einer Heizanlage sollte geprüft werden, ob sich der bestehende Kamin für das geplante Heizsystem eignet. Bei modernen Kesseln gelangen nämlich Abgase mit einer tieferen Temperatur in den Kamin, der durch eventuell auftretendes Kondensat beschädigt werden kann. Befragen Sie Ihren Rauchfangkehrer zur richtigen Kaminsanierung. Luft Biomasse Erdwärme Sonne Nähere Informationen finden Sie in der Broschüre "Komfortlüftungen". Erhältlich bei Energie Tirol oder als Download unter: www.komfortlüftung.at Frische Luft für sanierte Wohnräume Wer zukunftsfähig sanieren möchte, sollte eine Komfortlüftungsanlage einbauen. Diese sorgt bequem für frische Luft und steigert den Wert des Gebäudes. Hoher Komfort und Energieeinsparung Der moderne Mensch verbringt durchschnittlich 90 % seiner Lebenszeit in Innenräumen. Doch kaum jemand hat heute noch Zeit, aktiv und ausreichend zu lüften. Die Folge ist schlechte Raumluft. Eine Komfortlüftung sorgt kontinuierlich für frische Luft ohne Zugerscheinungen. Mittlerweile gibt es auch etliche Lüftungsgeräte mit Feuchterückgewinnung, die der Austrocknung der Luft entgegenwirken. Dank eingebauter Wärmerückgewinnung sind die Lüftungsverluste gegenüber Fensterlüftung um rund 70 % niedriger. Dadurch spart man Heizenergie und entlastet die Umwelt. Auch beim Einbau einer Lüftungsanlage können Fenster jederzeit geöffnet werden. Zeitgemäß sanieren mit Wohnraumlüftung Fixer Bestandteil sollte eine Lüftungsanlage auch bei der Sanierung sein. Neben dem Komfortgewinn und den gesundheitlichen Vorteilen trägt sie ganz wesentlich zum Werterhalt von Gebäuden bei. Um zukunftsweisende Sanierungen in den Gebäudequalitäten A++ (Passivhaus), A+ und A (Niedrigstenergiehaus) zu realisieren, ist immer eine Wohnraumlüftung notwendig. Bei Sanierungen gibt es keine Standardlösung für den Einbau einer Komfortlüftung. Gemeinsam mit einem erfahrenen Installateur oder Planer kann die beste und kostengünstigste Lösung gefunden werden. „Bis zum Jahr 2050 will das Land Tirol seinen Energiebedarf selbst decken. Ein ambitioniertes Ziel, das mit Unterstützung aller Tirolerinnen und Tiroler auch erreichbar ist. Wir besitzen ein beträchtliches Potential an Energieschätzen: Sonne, Holz, Wasser Erdwärme – unser Land hält noch viele Reserven bereit. Über die richtige Heizung und die Wärmedämmung nachzudenken, ist ein Gebot der Stunde. Mit dieser Publikation möchten wir Sie unterstützen, die richtigen Schritte zu setzen.“ LH-Stv. Josef Geisler Energielandesrat Energie Tirol ist die produkt- und firmenunabhängige Beratungsstelle des Landes für Energiefragen. Energie Tirol bietet neben telefonischer Beantwortung von Fragen auch Beratungen in Servicestellen in Ihrer Nähe und direkt bei Ihnen zu Hause an. So erhalten Sie wichtige Informationen und Tipps für Ihre Entscheidungen. 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