Gal 3 - Katholisches Bibelwerk

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Katholisches Bibelwerk
Lektorenhilfe
12. Sonntag im Jahreskreis C
2. Lesung
12. Sonntag im Jahreskreis
Lesejahr C
2. Lesung: Gal 3,26-29
1. Einführung (kann auch vor dem Evangelium vorgetragen werden)
Paulus erinnert die Christen der Gemeinden von Galátien an die Segnungen des Christseins:
zur Familie Gottes zu gehören und alles Trennende aufzuheben in gegenseitiger
Verbundenheit. Es ist ein Idealbild, das unsere Realität kritisch anfragt.
2. Praktische Tipps zum Vorlesen
a. Der Text im Zusammenhang: Einordnung, Textumfang
Dem Text vorausgeht ein Gedankengang, bei dem die rechte Gottesbeziehung thematisiert
wird, die auf Gottvertrauen wie bei Abraham beruht und nicht auf dem Tun von Gesetzen im
Sinn einer Eigenleistung. In Gal 3,26-4,6 geht es weiterführend um die hohe Würde der
Christen als Söhne und Töchter Gottes durch Jesus Christus, den Sohn Gottes. Der Abschnitt
ist gut abgegrenzt. Gal 4,1-6 führt den Gedankengang noch weiter aus. Zum Verständnis
notwendig ist er nicht.
Die „Töchter“ sollten in den Text eingefügt werden, weil sie in biblisch-patriarchalen Zeiten
bei den Söhnen mitgemeint waren, es aber im heutigen verstädnnis nicht mehr sind und
deshalb eigens erwähnt werden müssen, um dem gemeinten Sinn des Textes zu entsprechen.
b. Betonen
Lesung
aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gálater
26
27
28
29
Schwestern und Brüder!
Ihr seid alle durch den Glauben
Söhne (und Töchter) Gottes in Christus Jesus.
Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid,
habt Christus als Gewand angelegt.
Es gibt nicht mehr Juden und Griechen,
nicht Sklaven und Freie,
nicht Mann und Frau;
denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus.
Wenn ihr aber zu Christus gehört,
dann seid ihr Abrahams Nachkommen,
Erben kraft der Verheißung.
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12. Sonntag im Jahreskreis C
2. Lesung
c. Stimmung, Modulation
Der kurze Text ist ein verheißungsvoller Zuspruch. Er kann langsam und im Bewusstsein der
hohen Wertschätzung der Christen gesprochen werden.
3. Textauslegung aus der Reihe „Gottes Volk“
Der Galaterbrief wendet sich gegen die Behauptung, das Gesetz (gemeint sind vor allem die
Ritualgesetze) sei für das Heil notwendig. Paulus geht sogar so weit zu behaupten, das Vertrauen
auf das Gesetz verhindere das Heil, das doch allein aus Christi Kreuz komme. So bleibt dem
Gesetz die heilsgeschichtliche Rolle der „Zucht“ (Gal 3,24): „Wegen der Übertretung wurde es
hinzugefügt, bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gilt.“ (Gal 3,19)
Dem Bild vom Gesetz als Gefängnis wird die Aussage von Christus als Heilsbereich
entgegengestellt. Der Lesungstext führt die Zuhörer zum Bewusstsein ihrer evangeliumsgemäßen
Identität: Christen sind in Christus, sie befinden sich in lebendiger Verbindung mit Christus.
Paulus ist kühn, wenn er von allen Glaubenden als „Söhne (und Töchter) Gottes“ (V. 26) spricht.
Seine Formulierung wird aber mit dem Hinblick auf Christus, den Sohn Gottes schlechthin, und
die den Glaubenden in der Taufe geschenkten seinshaften Beziehung zu Gott möglich. Die
Gotteskindschaft der Gläubigen hat ihren Seinsgrund in Jesus Christus. Die Verbindung mit
Christus wird symbolhaft mit dem „Anlegen Christi“ beschrieben: „Anlegen“ wird
alttestamentlich als Metapher für den Anteil am Heil verwendet, es bedeutet die Umwandlung des
Menschen in eine neue Existenz. Christus ist das Einheitskleid, das die unterscheidenden Zeichen
der früheren Existenz auflöst, freilich nicht äußerlich. Aber die die Existenz so überaus
bestimmenden Unterschiede in religiöser, sozialer und geschlechtlicher Hinsicht haben jegliche
Heilsbedeutung vor Gott verloren. Juden und Heiden sollen gleichberechtigt teilhaben an der
einen Mahlgemeinschaft, ebenso Sklaven und Freie, Arme und Reiche, Frauen und Männer. Die
Integrationskraft des Glaubens soll sich im Gemeindeleben bestätigen – eine hoffnungsvolle, aber
bleibende Vision?
(Mechthild Hammerschmidt: Gottes Volk5/2004, 79)
Der Text Gal 3,26-29 ist ein in den letzten Jahrzehnten vielfach zitierter und ausgelegter Text,
wenn es um die Gleichberechtigung der Geschlechter bei der Zulassung zu Ämtern geht in
den Kirchen. Er ermutigt viele Frauen und Männer zu einer Vision eines integrierenden
Miteinanders, das nicht aus- oder abgrenzt, sondern zusammenführt.
Denn hier werden Trennungen überwunden:
- Juden und Heiden – Aufgehoben werden sollen religiöse und ethnische Unterscheidungen;
bei uns heute könnten das Klerus und Laien sein, zwischen denen der Graben der
unterschiedlichen Wertungen zugeschüttet werden sollte.
- Sklaven und Freie - Gesellschaftliche Klassen sollen in der Gemeinde keine Rolle spielen;
bei uns heute könnte das eine stärkere Berücksichtigung der Arbeiterschicht in der Kirche
sein, wo meist bei der Gestaltung mehr die Bildungsschicht dominiert.
- Männer und Frauen – Sie sollen in ihrem Wert gleichgewichtig sein; bei uns heute könnten
es verheiratete und nicht verheiratete Männer und Frauen sein, die gleichermaßen
entsprechend ihrer Berufung durch den Geist Gottes Leitung wahrnehmen.
Paulus sagt: Wo solche Trennungen überwunden werden, wirkt der Geist Jesu Christi. Wo sie
bestehen bleiben, wirkt das „Fleisch“, was bei Paulus ein anderes Wort ist für eine Ichbezogene Haltung (vgl. Gal 5).
Dipl.-Theol. Anneliese Hecht
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