Das Hören beginnt im Kopf - Sankt Gertrauden

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Berlin, Juli 2014
PRESSEMITTEILUNG
Das Hören beginnt im Kopf
Interdisziplinäres Ärzteteam versorgt erstmals in Berlin Jungen ohne Hörorgane mit
Auditorischem Hirnstammimplantat
Berlin, 22. Juli 2014 – Vor kurzem setzte ein interdisziplinäres Ärzteteam des Sankt GertraudenKrankenhauses einem 11-jährigen Jungen ohne Hörorgane in Berlin erstmals ein sogenanntes
Auditorisches Hirnstammimplantat, kurz ABI (Auditory Brainstem Implant), zur Wiederherstellung seines
Hörvermögens ein. Auditorische Hirnstammimplantate setzen direkt am Hirnstamm an und überbrücken
damit das gesamte Innenohr. Sie kommen dadurch auch für Kandidaten mit erkranktem Hörnerv oder ohne
cochleäre Strukturen in Frage. Die Operation sowie der Heilungsprozess verliefen völlig komplikationsfrei.
Die Ärzte prüfen nun, welche Höreindrücke der Junge später wahrnehmen wird. Bei der Behandlung
arbeitete das Ärzteteam eng mit dem Entwickler MED-EL zusammen, der sein Know-how in der
Versorgung mit Hirnstammimplantaten zur Verfügung stellte.
Die Überbrückung der Hörorgane
Bisher kamen Auditorische Hirnstammimplantate vor allem für Betroffene von Neurofibromatose Typ 2
(NF2) in Frage. Bei dieser Indikation sind die Hörnerven beidseitig erkrankt, was in den meisten Fällen mit
Hörverlust einhergeht. Da ein Cochlea-Implantatsystem (CI) einen funktionsfähigen Hörnerv voraussetzt
und somit hier keine Lösung darstellt, arbeiten Mediziner heute mit Auditorischen Hirnstammimplantaten.
Wie alle MED-EL Hörimplantate besteht auch das ABI aus zwei Komponenten: einem Audioprozessor, der
extern hinter dem Ohr getragen wird und einem Implantat. Das Implantat verfügt über eine Silikonmatrix mit
12 Elektrodenkontakten. Die Matrix wird operativ direkt am Hirnstamm platziert und ist die aktive
Schnittstelle zwischen Implantat und Nervengewebe. Eine zusätzliche Referenzelektrode erlaubt
modernste, telemetrische Messungen für verlässliche Funktionssicherheit und -Kontrolle. Das Implantat
stimuliert den Nucleus Cochlearis direkt am Hirnstamm und erlaubt den Implantat-Nutzern damit ein
Spektrum verschiedener Tonhöhen wahrzunehmen.
Interdisziplinärer Austausch für neue Behandlungsmöglichkeiten
Der Fall des 11-jährigen Jungen bringt die Experten des Sankt Gertrauden-Krankenhaus einen großen
Schritt weiter: zukünftig soll die ABI Technologie auch weiteren Patienten ohne Hörorgane zugute
kommen. In der Regel werden Kinder ohne Hörvermögen möglichst früh mit einem CI versorgt. Im Fall des
11-jährigen Jungen waren jedoch keinerlei Aufnahmestrukturen vorhanden, die hierfür notwendig sind. Da
der Junge ansonsten völlig gesund war, entschieden sich die Ärzte für die Versorgung mit einem ABI. Der
Eingriff stellte auch für das Berliner Ärzteteam eine ganz neue Herausforderung dar, da chirurgische
Eingriffe direkt am Hirnstamm einige Erfahrung im neurochirurgischen Bereich erfordern. Die Platzierung
der Elektrode muss dabei in der OP-Situation an die individuellen anatomischen Gegebenheiten angepasst
werden. Elektrophysiologische Messungen garantieren während des Einsetzens die optimale
Positionierung des Implantats. Bereits bei der OP können die Ärzte, dank funktioneller Diagnostik,
feststellen, welche Areale im Gehirn gute Resonanz geben, sprich, welche Hörfähigkeiten der Patient nach
der Behandlung später erreichen kann. „Das Einsetzen eines Auditorischen Hirnstammimplantats setzt
fundierte Kenntnisse der Schädelbasischirurgie voraus. Dank des breit gefächerten Know-hows innerhalb
des Sankt Gertrauden-Krankenhauses und der engen, interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen
Neurochirurgie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde war die Operation ein voller Erfolg. Der positive Verlauf
eröffnet uns nun viele neue Perspektiven“, so Priv.-Doz. Dr. med. Jan Kaminsky, Chefarzt der
Neurochirurgie des Sankt Gertrauden-Krankenhauses.
Sprachverstehen für eine bessere Kommunikation
Wie bei anderen Hörimplantaten ist jedoch auch nach dem Einsetzen eines Hirnstammimplantats und dem
anschließenden Heilungsprozess, intensives Rehabilitationstraining essentiell, um Klänge interpretieren
und Sprache verstehen zu lernen. Auch bei der Versorgung mit einem ABI ist deshalb eine möglichst frühe
Behandlung sinnvoll, um Kindern eine optimale auditive und soziale Entwicklung zu ermöglichen: „Bei
Kindern empfiehlt sich eine Implantation noch vor dem dritten Lebensjahr. Das Ziel ist es, ein möglichst
gutes Sprachverstehen zu erreichen, um den jungen Patienten eine bestmögliche Kommunikationsfähigkeit
zu ermöglichen. Bereits bei der Versorgung mit Cochlea-Implantaten, die seit Jahren zu unserem
Leistungsspektrum gehört, hat sich gezeigt, je jünger der Betroffene, desto besser wird das spätere
Hörergebnis“, so Prof. Dr. med. Oliver Kaschke, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Sankt
Gertrauden-Krankenhauses.
Weitere Informationen finden Sie unter www.sankt-gertrauden.de/abteilungen-und-medizinischebereiche/hals-nasen-ohrenheilkunde.
Über das Sankt Gertrauden-Krankenhaus
Das Sankt Gertrauden-Krankenhaus versorgt als Haus mit einer großen christlichen Tradition seit über 80
Jahren die Bevölkerung in Berlin-Wilmersdorf und darüber hinaus. Die 18 Fachabteilungen und Zentren
gewährleisten bei jährlich rund 70.000 Patienten persönliche Zuwendung und medizinische Versorgung auf
höchstem Niveau, was verschiedene Zertifizierungen bestätigen. Das Sankt Gertrauden-Krankenhaus ist
akademisches Lehrkrankenhaus der Charité und vereint verschiedene Fachbereiche für hochmoderne
Diagnostik und Behandlung unter einem Dach. Die räumliche Nähe und interdisziplinäre Zusammenarbeit
der Spezialisten, die laut Umfragen zu den besten Deutschlands gehören, gewährleisten eine
ausgesprochen hohe Behandlungsqualität. Weitere Informationen finden Sie unter www.sanktgertrauden.de.
Pressekontakt:
Rainer Krell
Öffentlichkeitsarbeit
Sankt Gertrauden-Krankenhaus GmbH
Paretzer Straße 12
10713 Berlin
Tel.: +49 30 8272 - 2716
Fax: +49 30 8272 - 2116
E-Mail: [email protected]
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