Protokoll vom 11.12.2012 mit Schwerpunkt Zen-Buddhismus Protokollantin: Amina Friese Zu Beginn der Seminarsitzung wurde zur Besinnung folgendes Zitat verlesen: „Zeige mir dein wahres Gesicht, bevor du geboren wurdest (Zen-Koan).“ Rückblickend auf die letzte Stunde wurde erwähnt, dass die transzendenten Buddhas im Mahayana Buddhismus bestimmten historischen Buddhas bzw. Bodhisattvas zugeordnet sind. Bodhisattvas sind Menschen, die die Buddha-Natur erreicht haben und aus dem Kreislauf der Wiedergeburten herauskamen. Sie verzichten jedoch darauf, um sich für die Anderen einzusetzen, so dass auch sie letztlichs Nirvana eintreten zu können. Gelöbnis der Bodhisattvas: Wesen sind zahllos; Ich gelobe sie zu befreien. Irreführungen sind unerschöpflich; Ich gelobe sie zu beenden. Dharma-Tore sind grenzenlos; Ich gelobe sie zu betreten. Der Weg des Buddha ist nicht zu erreichen; Ich gelobe ihn zu erhalten. Um ein klareres Verständnis vom Buddhismus zu bekommen, wurden im Seminar die drei großen Richtungen des Buddhismus aufgezählt: • Der Theravada-Buddhismus (Lehre der Älteren), Hinayana-Buddhismus (Kleines Fahrzeug, weil die Mönche die Vermittler der Erlösung sind). Es ist strittig, ob der Begriff Hinayana offiziell nicht mehr verwendet werden soll. • Der Mahayana-Buddhismus (großes Fahrzeug/großer Weg), welcher versucht die transzendente Wirklichkeit mit der irdischen Wirklichkeit nicht nur für Mönche, sondern letztlich für alle zu vermitteln, • der Vajrayana-Buddhismus (Diamantfahrzeug), welcher dem Mahayana-Buddhismus zuzuordnen ist Seit 1950 soll der Begriff Hinayana offiziell nicht mehr verwendet werden. Im Anschluss ist der Kurs auf die fünf transzendenten [Dhyani-]Buddhas (oder auch Adibuddhas) im Mahayana mit den jeweiligen fünf Himmelsrichtungen eingegangen. Jedem Buddha ist eine spezielle Farbe zugeordnet. Ein Adibuddha stellt eine Verkörperung völliger Weisheit dar und ist ein transzendenter Buddha. 1. Buddha des Nordens, der als den sein Ziel unbeirrt Verwirklichende bezeichnet wird, spielt eine wesentliche Rolle im Zen-Buddhismus. Der Buddha dem Liebenden, Neidüberwindung, Verwirklichung aller Ziele. Vollkommene Weisheit: Geste der Fruchtlosigkeit und des Segens. → Segen. Ihm wird die Farbe Grün zugeschrieben. 2. Buddha des Westens (Buddha des grenzenlosen Lichts): Herrscher über das symbolische Paradies des Westens. → Weisheit (rot) 3. Buddha des Südens (Der im Juwel Geborene): Er ist dem historischen Buddha zugeordnet. Der Buddha, der mit der rechten Hand gibt. Farbe: gelb 4. Buddha der Mitte (Der Sonnengleiche): Sein Mudra (Handbewegung) soll die Vereinigung der Gegensätze darstellen. Verwandlung von Unwissenheit in All- Weisheit: Lehren und Predigen → Erleuchtung (weiß) 5. Buddha des Ostens (Der Unerschütterliche): Die Erde ist Zeuge (Hand zeigt nach unten=Die Almosenschale als Juwel der Sammlung in der Körpermitte (halte die Schale in der Hand, also habe ich nichts mehr, aber kann empfangen). Farbe: blau. Übersicht mit Bildern in: http://www.rpi-virtuell.net/workspace/CFF7AB46-2FDA-475C-A6C7-3F92D3174C51/Web-INTRA/Buddha-Haltungen.pdf Nach der Darstellung wurde gefragt, welche Symbolik „Weiß“ in Asien hat. „Weiß“ steht für den Tod. Jedoch steht das Weiß im Buddhismus für die Mitte. Wissenschaftlich: wenn man alle Spektralfarben mischt, ergibt sich die Farbe Weiß. Damit stellt dieser Aspekt einen Bezug zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Buddhismus dar. Im Anschluss wurde auf den „Zen“ eingegangen, was „die Wirklichkeit entdecken“ bedeutet. Der Zen-Buddhismus ist eine Strömung des Mahayana-Buddhismus. Mönche haben diese Wirklichkeit 1 entdecken können und entwickelten bestimmte Übungen, um dies für ihr Leben umzusetzen. Eine berühmte Übung ist Kung-Fu. Im Kung-Fu- Kloster Shaolin in China, entstand durch einen Patriarchen diese Tradition. Diese Übungen setzen voraus, dass man nicht angespannt ist. Man muss einen bestimmten Punkt erreichen. An diesem Punkt angekommen, gilt es diesen loszulassen und entsprechend zu handeln Ein Beispiel hierfür wäre das Konditionieren vom Schweigen oder Sitzen. Im Anschluss wurde folgende Geschichte dazu dargestellt. Details: http://www.newmind.de/lernzen.htm „Der Ochse und sein Hirte - eine Zen- Geschichte“: → 1 Die Suche nach dem Ochsen → 2 Das Entdecken der Fußstapfen → 3 Das Wahrnehmen des Ochsen → 4 Das Einfangen des Ochsen → Als Metapher das „andere Ich“ einzufangen. → 5 Das Zähmen des Ochsen → Selbstdisziplin ( Askese) → 6 Das Heimreiten auf dem Ochsen → gewinne die Macht über einen selbst → 7 Der Ochse verschwindet → er lässt los → 8 Ochse und Selbst verschwinden → Die Sache ist abgeschlossen Die Geschichte zeigt, dass man zuerst versucht, die Dinge in den Griff zu bekommen. Wenn es dann funktioniert oder zu funktionieren scheint, lässt man es so, und man ist zufrieden – und all die bisherigen Vorerfahrungen, die bisherige Wirklichkeit verschwindet. So eine Übung kann helfen, mit bestimmten Lebensumständen besser umgehen zu können. Man braucht Zeit und Geduld, um letztendlich Erkenntnis, Glück und Erfüllung zu erlangen. „Wenn ich „Ich“ bin, bin ich dann wirklich „ich“? Dieser Satz lässt den Anschein, dass die Wirklichkeit nicht wirklich die Wirklichkeit ist, und man kann sich fragen, ob uns unsere Sinneswahrnehmungen uns generell täuschen. Zwei Beispiele aus: Stéphane Thibaut: Revolution aus der Stille. Zen-Unterweisung für heute. Aus dem Französischen übersetzt von Barbara Motel und Vicky Rave. München: Kösel 1999 „Der fünfte Satz des Genjo-Koan [von Eihei Dogen, 13. Jh.] lautet: >Jene, die die Erfahrung des Satori in Bezug auf die Illusion machen, werden Buddhas genannt, jene die ihre große Illusion für Satori halten, werden mittelmäßige oder gewöhnliche Leute genannt. Außerdem gibt es die, die das Satori selbst im Schoß des Satori vertiefen und die, die selbst im Schoß der Illusion noch mehr Illusion erschaffen<“ (S. 55). „Genjo Koan, zehnter Satz: >Wenn jemand ein Boot besteigt, wenn er mit dem Boot reist, wenn er das Ufer und die ihn umgebende Landschaft betrachtet, wird ihm der Fehler unterlaufen zu glauben, dass es das Ufer ist, das sich bewegt. Aber wenn sein Blick auf das Boot geheftet bleibt, wird er verstehen, dass es in Wirklichkeit das Boot ist, das sich fortbewegt. Ebenso ist es, wenn wir versuchen, das Wesen der Phänomene durch unsere konfuse Wahrnehmung zu verstehen, wir werden sagen, dass unser eigenes Wesen, unser Sein, den Zustand der Beständigkeit bekleidet. Aber wenn wir der rechten Praxis folgen, uns nach ihr richten und zu unserem Ursprung zurückkehren, werden wir das Prinzip des Weges deutlich verstehen, dem zufolge alle Daseinsformen nicht wirklich sie selbst sind<“ (S. 185) Zum Schluss des Seminars kam die Frage nach dem Buddha für einen selbst auf. Buddha zu definieren ist komplex. Man muss aus seinem Inneren zur Antwort kommen. Der Buddha ist in einem selbst, und es gilt ihn zu finden. Das Seminar endet mit dem Besinnungssatz, der zu Anfang verlesen wurde (s.o.). Literaturhinweise: • • • M. Pema-Dorje: Auf dem Ochsen reiten. Suche nach Erkenntnis, Glück und Erfüllung. Solothurn / Düsseldorf: Walter 1993 Thomas Hoover: Die Kultur des Zen. Malerei, Dichtung, Haiku, Nô-Theater, Architektur, Gärten, Sport, Ikebana, Keramik, Kochkunst. DG 44. München: Diedrichs 1990, 4. Aufl. Albert Low: Wo bist du, wenn ein Vogel singt. Kommentare zum Mumonkan. Übersetzung aus dem Amerikanischen von Martina Bartel. Berlin: Theseus 1997 Internet: • • • Zen-Buddhismus: http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Geschichte:Zen Hauptrichtungen: Soto-Zen: http://www.soto-zen.de/ Rinzai-Zen: http://www.zenkreiskiel.de/rinzai-zen TU-DO/WiSe 2012/13-Protokoll-Zen, 17.12.12 2