Gefährliche Augenparasiten durch Kontaktlinsen - Schlosspark

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MITTWOCHS 20:15
Mi 06.11.2013 | 20:15 | rbb Praxis
Plötzlich blind - Gefährliche Augenparasiten durch Kontaktlinsen
Etwa 3,4 Millionen Menschen in Deutschland tragen Kontaktlinsen. Die kleinen Linsen aus modernen
Kunststoffen haben für die Träger einige Vorteile: ein freies Blickfeld und keine störende Brille auf der Nase.
Doch die Linsen sind auch besonders anfällig für Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten. Als besonders gefährlich
gilt die Akanthamöbe. Wird das Auge nach einer Infektion nicht rechtzeitig behandelt, droht Erblindung.
Meist beginnt alles ganz harmlos: Das Auge ist rot, gereizt, juckt und tränt. Der unbedarfte Kontaktlinsenträger denkt an eine
Bindehautentzündung. Doch er sollte die Beschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen: Es kann auch eine gefährliche
Infektion dahinterstecken.
Kontaktlinsen sind eine innovative Erfindung aus den 1970er Jahren. 1976 kamen die ersten sauerstoffdurchlässigen
formstabilen Kontaktlinsen auf den Markt. Im Durchmesser zwischen acht und zehn Millimetern klein schwimmen sie beweglich
auf einem Tränenfilm. Längst gibt es alle möglichen Varianten: harte und weiche Linsen, Einmallinsen, farbige und besonders
sauerstoffdurchlässige Exemplare oder solche für Menschen mit Hornhautkrümmung.
Doch ganz gleich, welches Modell Kontaktlinsenträger verwenden: Wenn sie nicht akribisch auf die Hygiene achten, haben sie
nicht lange Freude damit. Denn Kontaktlinsen sind besonders anfällig für Bakterien, Pilze oder Viren.
Extrem gefährlich ist beispielsweise die Akanthamöbe. Amöben sind primitive, zellkernhaltige Einzeller, die im Gegensatz zu den
ebenfalls einzelligen Bakterien dem Tierreich zugeordnet werden. Die Akanthamöben kommen weltweit in Erde, Sand, Staub und
Wasser vor. Die Erreger können in die Hornhaut des Auges eindringen, sich dort einnisten und gefährliche Entzündungen
hervorrufen. Neunzig Prozent der Infizierten sind Träger weicher Kontaktlinsen, die diese zu lange benutzen, sie beim Baden
tragen oder mit Leitungswasser reinigen.
Keine Infektion darf verschleppt werden
EXPERTEN IM BEITRAG
Schätzungsweise 4000 Kontaktlinsenträger erleiden jedes Jahr eine sklerosierende
Keratitis. In etwa fünf Prozent der Fälle handelt es sich um eine AkanthamöbenInfektion. Das ist eine sehr schmerzhafte Hornhautentzündung des Auges, die nicht
selten einen stationären Aufenthalt nötig macht. Die Entzündung entsteht, wenn die
Parasiten in die Hornhaut des Auges eindringen. Das Problem: Je länger die
Krankheit unbehandelt fortschreitet, desto gefährlicher ist sie für den Patienten.
Bereits nach drei Wochen drohen bleibende Sehbeeinträchtigungen, später sogar
die Erblindung.
schlosspark-klinik.de
Dr. Christoph Niederstadt
Chefarzt der Abteilung für
Augenheilkunde
Schlosspark-Klinik
Heubnerweg 2
14059 Berlin
Tel.: 030 - 3264-0
http://www.rbb-online.de/rbbpraxis/archiv/20131106_2015/kontaktlinsen.htm/listall=on/print=t... 08.11.2013
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Neben den starken Beschwerden, die jedoch oft aber erst nach vier oder fünf
Wochen einsetzen, vergehen bei der sklerosierenden Keratitis typischerweise zudem
oft Monate, bis eine eindeutige Diagnose gestellt ist. Zwei Drittel dieser Infektionen
werden zunächst nicht erkannt. Daher passiert es häufig, dass die Patienten
zunächst eine falsche Behandlung bekommen und beispielsweise mit
kortisonhaltigen Medikamenten behandelt werden.
Nicht nur die Nebenwirkungen dieser Therapie können dann das Auge zusätzlich
angreifen. Vor allem führt die verschleppte Diagnose dazu, dass die Amöben sich
einkapseln – und sich so regelrecht unangreifbar machen.
Selbst für Experten ist die Akanthamöben-Keratitis schwer zu diagnostizieren. Denn
rbb Praxis Service
Kontaktlinsen: Infektionen
mit Akanth-Amöben oft
falsch diagnostiziert
Die Deutsche Ophthalmologische
Gesellschaft warnt: "In zwei Drittel der
Fälle verkennen Augenärzte die Ursache
für die Akanthamöben-Infektion, die
schwer zu diagnostizieren ist und bis zur
Erblindung führen kann."
die Hornhautentzündung bei Kontaktlinsenträgern ist symptomatisch nur schwer
von bakteriellen Infektionen zu unterscheiden. Oft verwechseln Augenärzte die
Entzündung auch mit einer Herpes-Infektion. In schlimmen Fällen vergeht so viel
kostbare Behandlungszeit, dass die Ärzte die angegriffene Hornhaut nicht halten
können – und fremde Hornhaut transplantieren müssen. Bei einer unklaren Keratitis
sollten sich behandelnde Ärzte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
(DOG) zufolge daher rechtzeitig an eine kompetente universitäre Einrichtung
wenden. Seit 2011 gibt es an der Universität Homburg/Saar ein Deutsches Register,
das bundesweit Fälle von Akanthamöbenkeratitis sammelt. Bisher sind 130
Patienten gemeldet worden.
Den Nachweis bringt nur eine Gewebprobe
drbehme.de/
Dr. Simone Potthöfer
Augenärztin
Gemeinschaftspraxis für Augenheilkunde
Ansbacher Straße 13
10787 Berlin
Tel.: 030 – 781 72 07
bronk.eu
Karsten Bronk
Für den sicheren Nachweis einer Akanthamöbenkeratitis muss eine Gewebeprobe
ins
Speziallabor geschickt werden. Die Diagnose wird dann mikroskopisch aus dem
befallenen Gewebe gestellt.
Augenoptikermeister
Contactlinseninstitut Bronk
Kaiserdamm 16
14057 Berlin
Tel.: 030 - 341 86 86
E-Mail [email protected]
Die Therapie bei Akanthamöben-Infektion ist langwierig. Ist die Ursache erkannt,
hilft häufig eine Kombinations-Therapie mit drei Medikamenten. Allerdings kann die
Behandlung selbst bei frühzeitiger Diagnose bis zu einem Jahr dauern. Als
wirkungsvoll hat sich eine Art Schocktherapie erwiesen, bei der sich die Patienten zunächst Tag und Nacht viertelstündlich
Medikamente ins Auge tropft. Schlägt die medikamentöse Therapie nicht an, bleibt die Möglichkeit einer Kältetherapie oder einer
Hornhauttransplantation.
Um erst gar nicht mit den Erregern in Berührung zu kommen, sollten Kontaktlinsenträger penibel darauf achten, dass sie ihre
Linsen ordnungsgemäß pflegen. Für weiche Kontaktlinsen bedeutet das: Leitungswasser ist tabu! Denn darin tummeln sich die
Akanthamöben. Werden die weichen Linsen damit gewaschen, bleiben die Erreger daran haften. Bei harten Linsen ist die Gefahr
weniger groß.
Harte Linsen sollten sogar am besten mit Leitungswasser gereinigt werden. Denn sie müssen ohnehin richtig abgerieben werden,
um sauber zu werden. Wichtig ist anschließend die richtige Aufbewahrungslösung – Träger harter Linsen sollten keine
Kombinationslösung verwenden. Denn sie schadet der Bindehaut im Auge auf Dauer. Wichtig außerdem für Kontaktlinsenträger:
Sie sollten zwei Mal im Jahr beim Augenarzt eine Kontrolle durchführen lassen!
Filmbeitrag: Sybille Seitz
Infotext: Beate Wagner
Stand vom 06.11.2013
http://www.rbb-online.de/rbbpraxis/archiv/20131106_2015/kontaktlinsen.htm/listall=on/print=t... 08.11.2013
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