GRUNDLAGEN f?r soziales Engagement im Islam

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GRUNDLAGEN f?r soziales Engagement im Islam
(Friday, 07 July 2006) - Contributed by Andrea Saleh - Last Updated ()
Quellen:Qur'an und Sunna. Der Qur'an ist weitgehend als religiöse Grundlage bekannt, weniger die sogen. "Sunna", die
Gewohnheit des Propheten Mohammed (s.s.), also all dessen, das er sagte, empfahl, billigte oder verbot. Er hat nicht nur
den Qur'an beispielhaft für die Gläubigen gelebt, sondern in vielen Fällen für die Gläubigen erst erläutert, wie die Anweisungen
im Qur'an zu leben/praktizieren seien. Beispiel: Das Gebet. Im Qur'an erwähnt, aber die genaue Durchführung vom
Propheten gelehrt.Nach Verständnis der Muslime ist auch das, was in Tora und Evangelium von Gott herabgesendet
wurde nicht alles aufgehoben, sondern vieles hat seine Gültigkeit behalten. Der Qur'an wird als Bestätigung des schon
zuvor Herabgesandten und als "Unterscheidung" („furqaan“, Sure 3:4) bezeichnet. In diesem Sinne halten
sich die Muslime z.B. auch an die 10 Gebote des Alten Testaments oder das Gebot der Nächstenliebe des Neuen
Testaments.Grundlagen allen theologischen Verständnisses der Wirklichkeit sind im Islam die 6 Glaubens-artikel
(Existenz Gottes, Existenz anderer geistiger Lebewesen - "Seine Engel", Existenz göttlicher Offenbarungen - "Seine
Bücher", Entsendung von Propheten - "Seine Gesandten", Letztes Gericht/Leben nach dem Tode, Vorherbestimmung).
Darüber hinaus schreibt der Islamfür ihn allein spezifische Verhaltensweisen vor - die sogenannten "fünf Säulen" (neben dem
Glaubensbekenntnis "Schahada" , 5-maliges rituelles Gebet, Abführen der "Zakat" (soziale Pflichtabgabe), Fasten im
Monat Ramadan und – sofern gesundheitlich und finanziell möglich - Pilgerfahrt nach Mekka. Schon diese Säulen
zeigen den islamischen Grundsatz, dass Glaube auch aus der Tat besteht und selbst geistige Tätigkeit wie das Gebet mit
körperlicher Aktivität verbunden ist. Glaube ist nur authentisch, wenn ihm die Tat folgt, er mit der Tat verbunden ist. Jeder
Mensch ist für sein eigenes Tun verantwortlich (es gibt keine Vorbelastung), steht in einer Prüfungssituation, in der er sich
bewähren kann und worüber er Rechenschaft ablegen muss.Soziales Engagement ist GottesdienstZu den Aufgaben des
Gläubigen gehört unmittelbar nach der Aufforderung zur Verrichtung des Pflichtgebetes die Sorge für seine Mitmenschen.
Die sogenannte "Zakat" ist nach dem Glaubensbekenntnis und dem rituellen Gebet die dritte der fünf Säulen der
islamischen Glaubenspraxis und ebenso wie dieses Gottesdienst. Gesamtgesellschaftlich soll sie der Herstellung
sozialer Gerechtigkeit dienen. Sie wird im Qur'an 28 Mal im Zusammenhang mit dem Gebet erwähnt, was ihren
Stellenwert und ihre Wichtigkeit noch zusätzlich betont. Beispiel: In Sure 2:277 ist formuliert : "... diejenigen die gläubig sind
und gute Werke tun und das Gebet verrichten und die Zakat geben, denen ist ihr Lohn von ihrem Herrn gewiss und sie
brauchen keine Angst haben noch müssen sie traurig sein." Am besten umschrieben kann der Ausdruck "Zakat" mit
"sozialer Pflichtabgabe" werden. Dabei müssen genau festgelegte Anteile des Vermögens für Bedürftige abgegeben werden.
Das kann von Kapitalvermögen, aber auch anderen Vermögensarten wie z.B. Bodenschätzen, landwirt-schaftlichen
Produkten, Immobilien- und Grundvermögen, ... sein. Die Bedürftigen haben einen Rechtsanspruch auf diese Abgabe und
stehen den Zakat-Pflichtigen, also den Vermögenden, nicht als Bittsteller, sondern als gleichberechtigte Partner gegenüber.
Gott ist es, der Vermögen gibt, weshalb Vermögen nicht als dem Menschen gehörig und auch gleichzeitig als eine Prüfung für
den Gläubigen betrachtet wird. Wird er seiner Verantwortung, die er als vermögenden Mensch gegenüber den Mittellosen
hat, gerecht werden oder negative Charaktereigenschaften wie Geiz und Habgier entwickeln und sein Vermögen
verschwenden? Übersetzt heißt das Wort "Zakat" Reinigung. Reichtum soll vom Makel des unrechtmäßigen Besitzes bzw. der
alleinigen, aus-schließlichen Verfügung gereinigt werden. Der Besitzer soll von den genannten schlechten
Charaktereigenschaften bewahrt werden und auch auf Seiten der Mittellosen sollen negative Gefühlen wie Neid und
Missgunst vermieden werden. Der Mensch wird im Qur'an wiederholt und ausdrücklich vor einer Verschwendung seines
Vermögens gewarnt und eindringlich aufgefordert, den tugendhaften, "steilen Weg" zu gehen. In Sure 90:13ff steht genau
erklärt, was unter dem "steilen Weg" zu verstehen ist:"Die Befreiung eines Sklaven, oder die Speisung an einem Tag der
Hungersnot, eines Waisenkindes zu dem Verwandtschaftsbande bestehen, oder eines Bedürftigen im Staube. Dann wird
er (der Mensch) zu denen gehören, die glauben und zur Geduld aufrufen und zu Güte und Barmherzigkeit aufrufen."Das
heißt also, dass der Gläubige noch über seine Zakat-Pflicht hinaus - so er überhaupt im Besitz eines Vermögens ist aufgefordert wird, Bedürftige zu unterstützen. Aus einem Hadith, einem überlieferten Ausspruch des Propheten Muhammad
(s.s.) geht hervor, dass es besser für die Menschen ist, das, was sie nicht benötigen, freigiebig zu spenden. Diese Art des
Spendens wird als "sadaqa", also Almosen/Spende bezeichnet. Was unter sadaqa noch alles zu verstehen ist geht aus
folgendem Hadith hervor:"Jedem Muslim obliegt die sadaqa." Die Leute fragten: "Und wenn er nichts findet (was er
geben könnte)?" Er antwortete: "Dann soll er von der Arbeit seiner Hände leben und (davon) Almosen geben." Sie sagten:
"Wenn er dazu nicht imstande ist oder es nicht getan hat?" Er antwortete:"Dann hilft er einem verzweifelten Bedürftigen."
Sie fragten: "Und wenn er das auch nicht getan hat?" Er antwortete:" Dann fordert er (andere) zum Guten auf." Sie
fragten: "Und wenn er das (auch) nicht getan hat?" Dann enthält er sich des Bösen. Denn das ist sadaqa."Viele
Qur’an-Stellen und Hadithe greifen das Thema sadaqa auf. Eine Überlieferung besagt z.B., dass zwischen zweien
Gerechtigkeit herstellen, einem Mann mit seinem Reittier zu helfen, ihn hinaufzuheben oder ihm sein Gepäck
hinaufzureichen ebenfalls sadaqa ist, genauso wie das gute Wort und jeder Schritt, den man zum Gebet geht oder wenn
man etwas Schädliches vom Weg entfernt. Sadaqa ist also ein sehr weitreichender Begriff.Jeder hat nach seinen ihm
gegebenen Möglichkeiten Gelegenheit, anderen Gutes zu tun. Wie der Prophet (s.s.) sagte, soll ein Muslim seinem Bruder
(oder seiner Schwester) wünschen, was er für sich selbst wünscht. „Gott der Barmherzige erweist dem
Barmherzigkeit, der seinerseits anderen barmherzig ist. Seid darum allen auf Erden barmherzig, dann ist euch
barmherzig, Der im Himmel ist.“ heißt es in einem anderen Hadith.Der Glaube allein verleiht vor dem Angesicht
Gottes allen guten Taten dann ihren Wert, wenn sie aus Liebe zu Gott und aus echtem Mitgefühl heraus geschehen und
kein zur Schau stellen sind. In diesem Sinn ist alles was der Gläubige tut auch Gottesdienst. Man gibt Almosen, um Gott
zu gefallen, nicht um Ansehen bei den Menschen zu erlangen. Darum wird im Qur'an geraten, Almosen (in Form von
Spenden) nicht in der Öffentlichkeit zu geben, obwohl dies erlaubt ist (2:274).Eltern, Waisen, Nachbarn, KrankeSehr ans
Herz gelegt sind den Gläubigen die Verwandten - hier insbesondere die Eltern. Der Qur'an spricht eindeutige Worte,
ehrenvoll mit ihnen umzugehen und ihnen besondere Barmherzigkeit angedeihen zu lassen, wenn sie alt geworden sind,
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da sie barmherzig waren, als man klein war. (Sura 17:23ff). Auch zur Speisung der Waisen fordert der Qur'an wiederholt
auf. In Sure 107 (Al Ma'un - die Hilfestellung) wird derjenige, der das Waisenkind schroff zurückweist und nicht dazu
ermutigt, den Bedürftigen zu speisen, sogar als Verleugner der Religion bezeichnet. Die Hilfestellung die in dieser Sure
angesprochen wird, meint darüber hinaus die vielen kleinen Bedürfnisse des täglichen Gebrauchs, Hilfe und Unterstützung
bei jeglichen Schwierigkeiten, also auch die gelegentlichen Freundlichkeiten, die als sadaqa /Almosen, zu verstehen
sind. Ebenso hat der Prophet Mohammed (s.s.) die Obsorge für die Nachbarn den Gläubigen aufgetragen. Er sagte: "Der
ist kein wahrer Gläubiger, der sich satt isst, während sein Nachbar hungert." An den Nachbarn soll der Gläubige immer
denken, z.B. indem er der Suppe etwas mehr Wasser für ihn zufügt, seine Rechte wahrt usw. Besonders hervorzuheben ist
der Krankenbesuch, der ebenfalls zu den aufgetragenen Pflichten gehört. "Besucht die Kranken, speist den Hungrigen
und lasst den Gefangenen frei." lautet ein Hadith diesbezüglich und bei anderer Gelegenheit wurde noch ergänzt,
jemandes Einladung zu folgen, dem Unterdrückten zu helfen, Eide zu erfüllen, den Gruß zu erwidern und dem Niesenden
Gutes zu wünschen. Eine weitere Überlieferung lädt auf sehr schöne Weise zum Krankenbesuch ein: "Gott der Mächtige und
Erhabene, wird am Tage der Auferstehung sagen: 'Oh Sohn Adams, ich war krank und du hast mich nicht besucht.' Der
Mensch wird antworten: 'Oh Herr, wie kann ich Dich besuchen, wo Du doch der Herr der Welten bist!' Allah wird sagen:
'Wusstest du nicht, dass einer Meiner Knechte krank war und du hast ihn nicht besucht? Wusstest du nicht, dass - wenn
du ihn besucht hättest - du Mich bei ihm gefunden hättest?'"In der Überlieferung werden die Gläubigen immer wieder zum
selbstlosen Dienst am Nächsten angespornt wie z.B. in folgender bekannter Erzählung, gekürzt wiedergegeben:Ein Mann
träumte von einem gewissen Ali, dessen Pilgerfahrt nach Mekka nicht nur von Allah angenommen wurde, sondern der
auch bewirkte, dass die Pilgerfahrt von 40 anderen Leuten angenommen wurde.Neugierig begab er sich auf die Suche
nach diesem Ali und als er ihn fand, fragte er ihn, ob er auf Pilgerfahrt gewesen sei. Dieser antwortete ihm, dass er dies
vorgehabt hätte und auch schon das ganze Geld über Jahre hinweg erspart gehabt hätte. Kurz bevor er abreisen wollte
nahm er jedoch von seinem Nachbarn her einen besonderen Geruch wahr. Er fragte den Nachbarn, was das gewesen
sei und der sagte ihm, dass seine Not so groß geworden sei, dass er seinen Esel schlachten und zubereiten musste, um
seine Kinder ernähren zu können.Ali hätte sich nun gedacht, wie er auf Pilgerfahrt fahren könne, wenn sein Nachbar nicht
einmal das Notwendigste zum Leben hätte und schenkte ihm sein für die Pilgerfahrt erspartes Geld. Durch diese
Selbstlosigkeit nahm Allah nicht nur die Pilgerfahrt an, die Ali beabsichtigt hatte, sondern auch von 40 anderen
Personen, deren Pilgerfahrt sonst nicht angenommen worden wäre.Durch Erzählungen wie diese sollen die Gläubigen
zusätzlich dazu ermutigt werden, das eigene Ego zu erziehen und zurückzudrängen zugunsten der guten, selbstlosen Tat,
die von Allah vielfach belohnt wird.In der islamischen Welt kam es schon sehr früh zu einem ausgeprägten sozialen
Engagement. Z.B. besaß Bagdad im 9. Jh. bereits 34 Krankenhäuser, in Andalusien wurden Stiftungen gegründet, überall gab
es Armenküchen. In der islamischen Welt wird heute noch von den Moscheen Essen für Arme ausgegeben, insbesondere
in der Zeit des Ramadan (hl. islamisches Fastenmonat). Die bekannte orientalische Gastfreundlichkeit entspringt der
islamischen Forderung, den Gast (den Reisenden) zu ehren und großzügig zu den Menschen zu sein (=sadaqa) und ist
nach wie vor sehr lebendig. Die Kinder wachsen damit auf und es ist weitgehend selbstverständlich, großzügig Geschenke
zu geben und - auch wenn es einem selbst nicht gut geht - anderen zu helfen oder zu spenden.Abschließend einige
themenbezogene Verse aus dem Qur'an: "Die wahre Frömmigkeit besteht nicht darin, beim Gebet das Gesicht nach
Osten oder Westen zu richten, sondern darin, an Gott, den Jüngsten Tag, die Engel, das Heilige Buch und die Propheten
zu glauben, gerne Spenden zu geben, um Verwandten, Waisen, Armen, mittellosen Wanderern und Bettlern zu helfen,
Leibeigene freizukaufen, das Gebet zu verrichten, die Zakat-Abgaben zu entrichten, Wort zu halten und in Not, Prüfung
und gerechtem Krieg geduldig auszuharren. Das sind die Rechtschaffenen, und das sind die Frommen."
(2:177)„Und dient Allah und stellt Ihm nichts an die Seite, und erweist den Eltern Wohltaten und ebenso den
Verwandten, Waisen und Armen, den nahestehenden Nachbarn und den fernen Nachbarn, dem Gefährten an euerer
Seite und dem Reisenden und denen, die euch gehören. Wahrlich, Allah liebt nicht die, die überheblich und stolz
sind.“ (4:36) „Wahrlich, Allah gebietet, Gerechtigkeit zu üben und Gutes zu tun und Freigebigkeit gegen den
Verwandten und Er verbietet Abscheulichkeit und Unrecht und Ungehorsam. So lehrt Er euch, auf dass ihr ermahnt
werden möget.“ (16:90)„Und gib dem Verwandten, worauf er ein Anrecht hat, und ebenso dem Armen und
dem Reisenden. Hüte dich jedoch vor Verschwendung.“ (17:26)„Gut und Kinder sind die Zier des
diesseitigen Lebens. Doch bleibende gute Werke sind es, die bessere Belohnung bei deinem Herrn erfahren und Anlass
zur schönsten Hoffnung geben.“ (18:46)„Die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einander
Beschützer und Helfer. Sie gebieten das Gute und verwehren das Böse und verrichten das Gebet und geben die
„Zakat“ und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, denen Allah Seine Barmherzigkeit
schenkt. Wahrlich, Allah ist allmächtig, allweise.“ (9:71)„Jene, die bereitwillig spenden, sei es in Glück oder
im Unglück, und die ihre Wut bezähmen und den Menschen vergeben – und Allah liebt die, die Gutes tun.“
(3:134)„Niemals werdet ihr Frömmigkeit erlagen, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt. Und was immer ihr
spendet, Allah weiß wahrlich darüber Bescheid.“ (3:92)„Das Gleichnis derjenigen, die ihren Besitz auf dem
Pfad Allahs spenden, ist wie das Gleichnis eines Samenkorns, das sieben Ähren wachsen lässt, in jeder Ähre hundert
Körner. Und Allah vervielfacht (den Lohn) wem Er will. Und Allah ist allumfassend, wissend.“
(2:261)„Freundliche Worte und Verzeihung sind besser als Wohltätigkeit gefolgt von Ungebührlichkeit. Und Allah ist
Sich Selbst genügend, nachsichtig.“ (2:263)„Diejenigen, die Zinsen verschlingen, sollen nicht anders
auferstehen als jemand, den Satan durch Berührung zum Wahnsinn getrieben hat. Dies weil sie sagen „Handeln
ist dasselbe wie Zinsnehmen“. Doch Allah hat Handeln erlaubt und Zinsnehmen verboten. Und wenn zu
jemandem eine Ermahnung von seinem Herrn kommt und er dann aufhört, dem soll verbleiben was bereits geschehen ist
..... Allah wird den Zins dahinschwinden lassen, die Mildtätigkeit aber (im Lohn) vermehren .... Oh die ihr glaubt, fürchtet
Allah und verzichtet auf das, was noch übrig ist an Zinsen, wenn ihr Gläubige seid.“ (2:275ff)
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