Aufgabensammlung zum RCL "Millikan

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Aufgabensammlung
zum
RCL "Millikan-Versuch"
S. Gröber
Technische Universität Kaiserslautern
Januar 2007
Inhaltsverzeichnis
0.
Anregungen zum Unterrichtseinsatz und Versuchsdaten
3
I.
Aufgaben zur Theorie
5
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Stokes´sche Reibungskraft
Gequantelte Größen
Vorarbeiten zum Millikan-Versuch
Größenberechnungen im Millikan-Versuch
Modellexperiment zum Millikan-Versuch
Versuchsvarianten des Millikan-Versuchs
Öltröpfchenwahl
Beschleunigungsphase der Öltröpfchen
Cunningham-Korrektur
R. A. Millikan
5
5
5
6
6
6
7
8
8
9
II.
Aufgaben zum Versuchsaufbau
10
1.
2.
3.
4.
5.
Versuchsaufbau RCL "Millikan-Versuch"
Beobachtung der Öltröpfchen
Erzeugung der Öltröpfchen
Steuerung des elektrischen Feldes im Kondensator
Millikans originaler Versuchsaufbau
10
10
11
11
12
III. Aufgaben zur Versuchsdurchführung und Versuchsauswertung
13
1.
2.
13
13
Vorbereitung der Versuchsdurchführung
Auswertung der Messdaten
IV. Lösungen zu I
14 - 23
V. Lösungen zu II
24 - 27
VI. Lösungen zu III
28
VII. Literatur
29
2
0. Anregungen zum Unterrichtseinsatz und Versuchsdaten
1.
Anregungen zum Unterrichtseinsatz
Aufgaben übernehmen im Unterricht vielfältige Funktionen und verfolgen ein breites
Spektrum an Lernzielen. Die in der Aufgabensammlung nach dem klassischen
Schema Theorie (I.) - Versuchsaufbau (II.) - Versuchsdurchführung und Versuchsauswertung (III.) eingeteilten Aufgaben liefern dazu eine inhaltliche Grundlage.
In der Tabelle sind unter dem Aufgabenthema die Lerninhalte für einen schnellen
und konkreten Überblick der Aufgaben angegeben. Unter „Unterrichtseinsatz“ sind
Vorschläge zur Verwendung der Aufgaben im Unterricht zu finden:
Nr.
Aufgabenthema
I.1
Stokes´sche
Reibungskraft
I.2
Gequantelte
Größen
I.3
Vorarbeiten zum
Millikan-Versuch
Lerninhalte
Unterrichtseinsatz
ƒ Gleichförmige Bewegung unter dem Einfluss der Stokes´schen Reibungskraft
ƒ Vorbereitung eines eigenständigeren
Arbeitens mit dem Millikan-Versuch
ƒ Einführung Stokes´sche Reibungskraft
ƒ Wiederholung Bewegung mit Reibung
ƒ Bilden und Überprüfen von Hypothesen
ƒ Unterscheidung zwischen gequantelten
und kontinuierlichen Größen
ƒ Einführung des Begriffs Quantelung
ƒ Vorbereitung eines eigenständigeren
Arbeitens mit dem Millikan-Versuch
ƒ Problematik der Existenz und des Nachƒ Schülerreferat oder Lehrervortrag
weises der Elementarladung
ƒ Lernstation eines Lernzirkels
ƒ Zeitliche Verortung des Millikan-Versuchs
I.4
Größenberechnungen
im Millikan-Versuch
ƒ Mathematisch-physikalische Zusammenhänge zwischen den Größen im MillikanVersuch
ƒ Berechnung mikroskopisch kleiner Größen
I.5
Modellexperiment zum
Millikan-Versuch
ƒ Bilden von Analogien zwischen zwei Experimenten
ƒ Grenzen von Analogien
ƒ Überprüfung des qualitativen Verständnisses des Millikan-Versuchs
I.6
Versuchsvarianten des
Millikan-Versuchs
ƒ Umgang mit Gleichungssystem im physikalischen Kontext
ƒ Mathematische Umformungen
ƒ Differenzierung der Gruppe nach mathematischen Fertigkeiten
ƒ Rechenwettbewerb zwischen zwei Kurshälften
Öltröpfchenwahl
ƒ Abhängigkeit der Messergebnisse von
den ausgewählten Öltröpfchen
ƒ Unterscheidung zwischen statistischen
und analytischen Zusammenhängen
ƒ Auswertung der Millikan-Daten unter einem neuem Gesichtspunkt
ƒ Lehrergelenkter Unterricht zum Theoretisieren in der Physik
I.7
I.8
ƒ Abschätzen einer Beschleunigung bei
nicht konstanten Kräften
Beschleunigungsphase
der Öltröpfchen
ƒ Exakte Berechnung mit Differentialgleichung
ƒ Übung im Anschluss an die Theorie
ƒ Lernstation eines Lernzirkels
ƒ Aufgabe zur Anwenden gelernter Inhalte
in einem neuem Kontext
I.9
CunninghamKorrektur
ƒ Mittlere freie Weglänge und Viskosität
von Gasen
ƒ Gültigkeit der Cunningham-Korrektur
ƒ Grenzwert von Funktionen
ƒ Eigenständiges Aneignen neuer Lerninhalte mit entsprechenden schülergerechten Lernmaterialien
I.10
R. A. Millikan
ƒ Millikan als Wissenschaftler, Lehrender
und Privatmann
ƒ Schülerreferat oder Lehrervortrag
ƒ Lernstation eines Lernzirkels
II.1
Versuchsaufbau
ƒ Bezeichnung und Funktion von VerRCL "Millikan-Versuch"
suchsbestandteilen
3
ƒ Als Aufgabe bei der ersten Verwendung
des RCLs
II.2
Beobachtung von
Öltröpfchen
II.3
Erzeugung
von Öltröpfchen
ƒ Statischer und dynamischer Druck in
Flüssigkeiten, hydrodynamisches Paradoxon
ƒ Bernoulli-Gleichung
ƒ Verdunstungsrate von Flüssigkeiten
ƒ Lehrervortrag mit Experiment zum hydrodynamischen Paradoxon
II.4
Erzeugung und Steuerung des elektrischen
Feldes beim RCL
ƒ Berechnung der elektrischen Feldstärke
ƒ Auf- und Entladen eines Kondensators
ƒ Aufgabe zur Anwendung gelernter Inhalte in einem neuem Kontext
II.5
2.
ƒ Unterschied zwischen Hellfeld- und Dunkelfeldbeleuchtung
ƒ Unterschied zwischen Rayleigh- und MieStreuung
ƒ Themenübergreifendes Arbeiten
ƒ Streckenmessung mit Okular- und Objekƒ Internetrecherche mit Webquests in
tivmikrometer
Gruppen
ƒ Strahlengang von Mikroskop und Teleobjektiv
ƒ Berechnung der Datenrate eines digitalen
Videos
ƒ Unterschiede zwischen Schulversuch und
Originalversuch von Millikan
Millikan´s originaler Verƒ Themenübergreifendes Arbeiten
ƒ Schaltung zum Auf- und Entladen eines
suchsaufbau
Kondensators
III.1
Vorbereitung der
Messungen
ƒ Anlegen und Testen einer Messwerttabelƒ Hausaufgabe zur Vorbereitung der Verle in Excel
suchsdurchführung
ƒ Beschreibung der Versuchsdurchführung
ƒ Überprüfung des Theorieverständnisses
ƒ Erklärung für steigende und fallende Ölzum Versuch
tröpfchen
III.2
Auswertung der
Messdaten
ƒ Messwertdarstellung als Histogramm und
Punktdiagramm
ƒ Fehlerrechnung für Ladung nach Fehlerfortpflanzungsgesetz
ƒ Hausaufgabe zur Vorbereitung der Versuchsauswertung
Versuchsdaten
Variablen
Masse eines Öltröpfchens
Radius eines Öltröpfchens
Stokes´sche Reibungskraft
Gewichtskraft
Elektrische Kraft
Auftriebskraft
Kondensatorspannung
Steigspannung
Fallspannung
Schwebespannung
Elektrische Feldstärke
Steigzeit
Fallzeit
Steiggeschwindigkeit
Fallgeschwindigkeit
Ladung eines Öltröpfchens
Korrigierte Viskosität eines
Öltröpfchens
mÖl
r
FR
FG
FE
FA
U
US
UF
USch
E
tS
tF
vS
vF
Q
ηkorr,L
Konstanten
Dichte eines Öltröpfchens
ρÖl = 1,03 g/cm3
Abstand der Kondensatorplatten
d = 6 mm
Dichte von Luft
ρL = 1,3 kg/m3
Viskosität von Luft
ηL = 1,81·10-5 Ns/m2
Elementarladung
e = 1,6·10-19 C
Duchmesser der Kondensatorplatten
D = 8 cm
Strecke eines Skalenteils im Mikroskop
1 unit ≡ 120 μm
Cunningham-Konstante
A = 0,864
4
I.
Aufgaben zur Theorie
1.
Stokes´sche Reibungskraft
Das Video (Download auf der RCL-Webseite, Material, 2.) zeigt eine in Sonnenblumenöl (Dichte ρÖl = 0,922 g/cm3, Zähigkeit ηÖl = 0,09 Ns/m2) fallende Glaskugel
(ρGlas= 2,23 g/cm3, r = 2 mm):
a) Zeichne qualitativ ein Stroboskopbild der Glaskugelbewegung mit den wirkenden
Kräften:
Welche Kräfte sind während der Bewegung konstant, welche veränderlich? Erkläre,
warum die Glaskugel sich kurze Zeit nach dem Loslassen mit konstanter Geschwindigkeit bewegt.
b)
Untersuche die Bewegung der Glaskugel mit einem Videoanalyseprogramm. Zeige,
dass die Bewegung der Glaskugel unter Einfluss der Stokes´schen Reibungskraft
FR = 6πηrv erfolgt und berechne alle Kräfte.
c)
Wie müsste der Versuch modifiziert werden, um FR ~ v zu zeigen?
d)
Wie müsste der Versuch modifiziert werden, um FR ~ r zu zeigen?
2.
Gequantelte Größen
Kennzeichen einer gequantelten Größe ist, dass
nur noch bestimmte, diskrete Werte angenommen
werden. Beispiele aus Alltag, Technik und Mathematik sind eine Treppe (Stufenbreite 20 cm, Stufenhöhe 10 cm), ein Getränkeautomat (Cola 1 €,
Wasser 0,8 €, Spezi 1,3 €) in Abb. 1 und die Zahlenfolge f(n) = 1/n (n ∈ lN):
a)
Gib für die Beispiele an, welche Größe gequantelt
ist und stelle die Werte der Größe auf einem Zahlenstrahl dar.
Abb. 1: Diskret oder kontinuierlich?
b) Wie unterscheidet sich die Quantelung bei der Treppe von den anderen Beispielen?
c)
Wie lässt sich bei der Treppe die Quantelung aufheben?
d) Nenne analog zu den drei Beispielen im einleitenden Text jeweils ein Beispiel für
nicht gequantelte Größen aus Alltag, Technik und der Mathematik.
5
3.
Vorarbeiten zum Millikan-Versuch
Der Millikan-Versuch baut auf Vorarbeiten von Physikern seit dem 17. Jahrhundert
auf:
Jahr:
1903, 1881, 1909 - 1913, 1897, 1747, 1897, 1833.
Physiker: H. A. Wilson, J. J. Thomson, B. Franklin, M. Faraday, R. A. Millikan, G.
J. Stoney, J. S. E. Townsend.
Arbeit:
Verbesserte e-Bestimmung mit Wassertropfen, Elektrolysegesetze, Bestimmung der spezifischen Ladung e/me, e-Bestimmung mit Öltröpfchen,
Hypothese zum atomaren Charakter der Elektrizität, e-Bestimmung mit
Wassertropfen, Elektrizitätsteilchen erhalten den Namen "Elektron".
a)
Stelle zeitlich geordnet die Angaben in einer Tabelle zusammen.
b) Führe eine der Vorarbeiten physikalisch genauer aus.
4.
Größenberechnungen im Millikan-Versuch
Messungen eines Öltröpfchens (ρÖl = 1,03 g/cm3) im Okularbild eines Mikroskops
ergaben beim Fallen ohne elektrisches Feld und beim Steigen mit elektrischem
Feld die Steigzeit tS = 17,4 s und die Fallzeit tF = 6,8 s für 5 Skt. (1 Skt. ≡ 120 μm,
Plattenabstand d = 6 mm, Luftviskosität ηL = 1,81·10-5 Ns/m2, Steigspannung US =
600 V):
a) Ermittle die Werte aller berechenbaren Größen.
5.
Modellexperiment zum Millikan-Versuch
Drei Komponenten eines Modellexperiments zum Millikan-Versuch sind Öl, Kugeln
und Massestücke:
a) Skizziere einen Versuchsaufbau des Modellexperiments.
b) Stelle in einer Tabelle Analogien und wesentliche Unterschiede zwischen dem Millikan-Versuch und dem Modellexperiment zusammen.
6.
Versuchsvarianten des Millikan-Versuchs
Vom Millikan-Versuch existieren verschiedene Versuchsvarianten, die untersucht
werden sollen. Auftriebskraft und Cunningham-Korrektur werden vernachlässigt:
a) Welche Kräfte sind für die Bewegung des Öltröpfchens relevant? Notiere den vektoriellen Zusammenhang zwischen den Kräften bei konstantem Geschwindigkeitsbetrag und konstanter Geschwindigkeitsrichtung des Öltröpfchens.
b)
Zur skalaren Beschreibung der Kraft- und Bewegungsrichtungen während eines
ersten Bewegungszustands des Öltröpfchens (Ladung Q < 0, Geschwindigkeit v1,
Radius r, Dichte ρÖl) im Luftkondensator (Plattenabstand d, Kondensatorspannung
U1, Luftzähigkeit ηL) wird eine nach oben gerichtete y-Achse verwendet:
6
Notiere die skalare Kräftegleichung der Bewegung des Öltröpfchens. Welche Bedingungen müssen U1 und v1 für Schweben, Fallen und Steigen erfüllen?
c)
Warum sind zur Bestimmung der Ladung Q des Öltröpfchens immer zwei Bewegungszustände des Öltröpfchens notwendig?
d)
In Büchern findet man drei Versuchsvarianten des Millikan-Versuchs mit Bewegungszustand1/Bewegungszustand2 des Öltröpfchens:
• Schweben/Fallen ohne E-Feld
• Steigen/Fallen ohne E-Feld (RCL-Variante)
• Steigen mit elektrischem Feld/Fallen mit entgegengesetztem, betragsgleichen
elektrischen Feld
Leite für mindestens eine der Versuchsvarianten die Formel zur Bestimmung der
Ladung Q des Öltröpfchens her.
e) Die allgemeinste Versuchsvariante des Millikan-Versuchs ist „Steigen mit elektrischem Feld/Fallen mit elektrischem Feld“ bei unterschiedlichen elektrischen Feldstärken:
Leite die Formel zur Bestimmung der elektrischen Ladung Q des Öltröpfchens her.
Überprüfe die Formel an einem in d) berechneten Spezialfall.
f)
Wie müssen die Formeln bei Berücksichtigung der Auftriebskraft und der Cunningham-Korrektur korrigiert werden? Zeige, dass die Auftriebskraft tatsächlich vernachlässigt werden kann.
g) Weshalb sind Versuchsvarianten mit dem Bewegungszustand „Schweben“ für die
Bestimmung der Ladung Q des Öltröpfchens schlechter geeignet als andere Versuchsvarianten?
7.
Öltröpfchenwahl
Das Histogramm in Abb. 2 zeigt die absolute Häufigkeitsverteilung der Ladungen Q/e von 230 Öltröpfchen im Millikan-Versuch:
a) Weshalb streuen die Einzelhäufungen
um Q = k·e mit zunehmendem k immer
mehr?
b)
c)
Untersuche empirisch den Zusammenhang zwischen der Öltröpfchenladung
und der Öltröpfchengeschwindigkeit unter Verwendung eigenen oder des Datenmaterials auf der RCL-Webseite,
Auswertung.
Abb. 2: Histogramm zur absoluten Häufigkeit der Öltröpfchen mit Ladungsverhältnis Q/e.
Welchen Rat sollte man für gute Versuchsergebnisse aufgrund von a) und b) geben?
7
8.
Beschleunigungsphase der Öltröpfchen
Unter der Gravitations- bzw. der elektrischen Kraft (Auftriebskraft wird vernachlässigt) beschleunigen die Öltröpfchen beim Fallen ohne oder beim Steigen mit elektrischem Feld in Luft auf eine Endgeschwindigkeit vF oder vS:
a) Erkläre die Existenz der Endgeschwindigkeiten vF und vS.
b)
Schätze die Beschleunigungszeit eines Öltröpfchens (ρÖl = 1,03 g/cm3, r = 0,8 μm,
Q = 3e) beim Fallen und beim Steigen (U = 600 V, d = 6 mm, ηL = 1,81·10-5 Ns/m2)
ab.
Tipp: Annahme einer konstanten, beschleunigenden Kraft auf das Öltröpfchen.
c)
Die Geschwindigkeit v(t) eines kugelförmigen Körpers (Radius r, Dichte ρK) beim
Fallen in einem Medium (Zähigkeit η) mit v(0) = v0 = 0 ist gegeben durch
v(t) =
g
(1 − e −kt )
k
k=
9η
:
2r 2ρK
ƒ
Zeige dass v(t) Lösung der Differentialgleichung mv& (t) = mg − 6πηrv ist.
ƒ
Stelle v(t) mit den Werten aus b) graphisch dar. Ermittle die Beschleunigungszeit
und erkläre den Unterschied zum Wert aus b).
d) Muss die Beschleunigungszeit bei der Ladungsbestimmung der Öltröpfchen berücksichtigt werden?
9.
Cunningham-Korrektur
Beim Millikan-Versuch muss für die Bewegung eines kugelförmigen Körpers (Radius r) durch Luft (dynamische Viskosität ηL, mittlere freie Weglänge λL, CunninghamKonstante A) eine korrigierte dynamische Viskosität
ηkorr,L (r) =
ηL
Aλ L
1+
r
verwendet werden:
a) Was ist die mittlere freie Weglänge λ bei Gasen? Welcher Zusammenhang besteht
zur Viskosität η eines Gases?
b) Welche Voraussetzung macht eine Korrektur der Zähigkeit bei der Bewegung einer
Kugel (Radius r) in einem Medium der Zähigkeit η notwendig? Vergrößert oder verkleinert die Korrektur die Stokes´sche Reibungskraft?
c)
Stelle ηkorr/η für Luft unter Normalbedingungen (A = 0,864, η = 1,81·10-5 Ns/m2, λ =
68 nm) über dem Öltröpfchenradius graphisch dar: Welche physikalische Bedeutung hat η in der Formel?
8
10. R. A. Millikan
R. A. Millikan war ein vielseitige und interessante Persönlichkeit:
a) Stelle Informationen zusammen, die Millikan entweder
als Wissenschaftler, als Privatmann oder als Lehrenden beschreiben.
Abb. 3: Robert Andrews Millikan (1868 - 1953), aus VII.6.
9
II. Aufgaben zum Versuchsaufbau
1.
Versuchsaufbau des RCLs "Millikan-Versuch"
Abb. 4 zeigt nummerierte Bestandteile des RCLs "Millikan-Versuch":
Abb. 4: Bilder vom Versuchsaufbau und der Webseite zur Steuerung des Experiments.
a) Lege eine Tabelle mit den Spalten Nummer, Bezeichnung und Funktion an und fülle die Tabelle aus.
2.
Beobachtung der Öltröpfchen
a) Was ist der Unterschied zwischen Hellfeldund Dunkelfeldbeleuchtung? Welche wird
beim Millikan-Versuch angewandt und warum?
b) Liegt bei der Streuung des Lichts an den Öltröpfchen Rayleigh- oder Mie-Streuung vor?
Gib jeweils ein typisches Beispiel für jede
Streuungsart an.
c)
Abb. 5: Webcam und Mikroskop zur
Beobachtung der Öltröpfchen im RCL.
Die WebCam besitzt ein 13,5 cm Teleobjektiv, die Objektivbrennweite des Mikroskops beträgt 5 cm, die Okularbrennweite 2,5 cm (Abb. 5): Skizziere den Strahlengang zwischen einem Öltröpfchen und dem CCD-Chip der Kamera.
d) Wie lassen sich Strecken im μm-Bereich mit einem Mikroskop messen?
e) Im RCL wurde die Glühlampe des Herstellers (Leybold) durch eine weiße LED ersetzt. Millikan stellte zwischen Bogenlampe und Kondensator ein Gefäß mit Kupferchloridlösung:
Wozu waren die Maßnahmen notwendig?
f)
Welche maximale Bildrate kann bei 20-facher Kompression nach dem JPEGVerfahren, einer Bildauflösung von 320 x 240 px und 24 bit Farbtiefe mit ISDN (8
kB/s) und DSL 1000 (128 kB/s) übertragen werden.
10
3.
Erzeugung der Öltröpfchen
Im RCL wird ein Airbrush-Kompressor eingesetzt, der über ein Magnetventil einen
stoßweisen Luftstrom an den Ölzerstäuber (Abb. 6) abgibt:
a) Gib einen Versuch an, der zeigt, dass in einer strömenden Flüssigkeit oder einem strömenden Gas der statische Druck um so
kleiner ist, je größer die Geschwindigkeit der Flüssigkeit bzw. des
Gases ist.
b) Erkläre qualitativ wie ein Ölzerstäuber funktioniert.
c)
Welche Geschwindigkeit der Luft (ρL = 1,3 kg/m3) muss der Airbrush-Kompressor an der Glasdüse (2 cm Abstand zum Öltröpfcheneinlass des Kondensators) zum Zerstäuben des Öls (ρÖl =
1,03 g/cm3) mindestens erzeugen?
d) Warum wird beim Millikan-Versuch Hochvakuumöl für die Öltröpfchen verwendet?
4.
Abb. 6: Ölzerstäuber im RCL.
Steuerung des elektrischen Feldes im Kondensator
Abb. 7 zeigt das Modul, Abb. 8 die Schaltung
zur Steuerung des elektrischen Feldes im
Kondensator (Plattenabstand d = 6 mm, Plattendurchmesser D = 8 cm). Die Hochspannungsquelle (0 ≤ U ≤ 1 kV, maximaler Ausgangsstrom IA,max = 1 mA) wird vom Computer
über einen DA-Wandler, Spannungsfolger und
Relais gesteuert:
a) In welchem Bereich variiert die elektrische
Feldstärke?
Abb. 7: Modul zur Erzeugung der
Hochspannung mit Hochspannungsquelle und Relais.
b) Wie schnell wird der Kondensator aufgeladen?
c)
Wozu wird das Hochspannungsrelais
in der Schaltung benötigt?
Abb. 8: Schaltung zur Steuerung der Hochspannungsquelle.
11
5.
Millikan´s originaler Versuchsaufbau
Abb. 9 zeigt eine Schnittzeichnung von Millikans
Originalapparatur:
a) Ordne in einer Tabelle die
Zahlen aus Abb. 9, die
Versuchsbestandteile
(deutsch/englisch) und
Funktionen einander zu.
Versuchsbestandteile:
Kammer, Wechselschalter, Hochspannungsquelle, Manometer, Röntgenröhre, Bogenlampe, Zerstäuber, Kondensatoröffnung, Kondensator, Isolation, Teleskop, Wasserzelle, Pumpenanschluss, Kaliumchloridzelle, Öltank,
Abb. 9: Schnittzeichnung von Millikan’s originaler
Apparatur (VII.5, S. 103).
Schutzstreifen, Spannungsmesser, Verbindungsleiste, voltmeter, arc lamp, toggle switch, connection
bar, pump connections, manometer, x-ray tube, water cell, battery, atomizer, copper chloride cell, chamber, telescope, air capacitor, oil tank, isolator.
Funktionen:
Messung der Kondensatorspannung, Umpolung der Kondensatorspannung, Messung des Kammerdrucks, Lichterzeugung, Veränderung der Öltröpfchenladung, Erzeugung von Öltröpfchen, Konstanthaltung der Temperatur, Anschluss für Pumpe
zur Variation des Kammerdrucks, Beobachtung der Öltröpfchen, Absorption von
Wärmestrahlung, Erzeugung einer Hochspannung, Absorption von Wärmestrahlung, Erzeugung eines homogenen elektrischen Felds, Aufladen und Entladen des
Kondensators.
b) Trage in die Tabelle für die Stellungen 1 und 2 des Versuchsbestandteils 10 (Abb. 10) und die Polverbindungen von 18 die Funktionen ein:
Schalterstellung von 10
(1 oder 2)
Polverbindung von 18
(z. B. 1-2)
Funktion
Abb. 10: Vergrößerung von 10.
12
III. Aufgaben zur Versuchsdurchführung und Versuchsauswertung
1.
Vorbereitung der Versuchsdurchführung
a) Lege eine Tabelle mit den Messgrößen U, tS und tF an und berechnete in der Tabelle die Größen vS, vF, r, ηkorr und Q. Überprüfe die Richtigkeit der Tabelle durch eine
eigene Berechnung mit einem Beispiel.
b) Schreibe eine Anleitung zur Durchführung einer Messung mit dem RCL "MillikanVersuch".
c)
Wie groß ist der vom Videobild erfasste Ausschnitt im Kondensator?
d) Nach dem Einschalten des elektrischen Feldes sieht man Öltröpfchen steigen,
manche aber auch weiterhin fallen: Woran liegt das? Wie kann zwischen den beiden Fällen beim Fallen experimentell unterschieden werden?
2.
Auswertung der Messdaten
a) Nenne zwei Arten der graphischen Darstellung von Messergebnissen des MillikanVersuchs:
ƒ
Welche Vor- bzw. Nachteile haben die Darstellungen?
b) Falls die Anzahl H von k = Q/e im Histogramm H(k) getrennt voneinander liegen,
kann die Elementarladung e nach
n1
e=
n2
∑Q + ∑
i=1
Qj
+ ...
2
n1 + n2 + ...
i
j =1
bestimmt werden (nk ist die Anzahl der Q-Werte im Haufen k):
Erläutere die Formel. Bestimme die Elementarladung aus eigenen Messungen oder
aus den Daten auf der RCL-Webseite, Auswertung.
c)
Gegeben ist eine von n Variablen x1, …, xn abhängige Funktion f (x1, …, xn) der
Form f(x1,x 2,...,xn ) = C ⋅ x1a1 ⋅ x 2a2 ⋅ ... ⋅ xnan . Wenn der Wert der der Variablen xi um Δxi
schwankt, dann ist die Gesamtschwankung Δf des Funktionswertes f gegeben
durch
2
2
2
⎛ Δx ⎞ ⎛ Δx ⎞
⎛ Δx ⎞
Δf = f(x1,x 2 ,...,xn ) ⋅ ⎜ a1 1 ⎟ + ⎜ a1 2 ⎟ + ... + ⎜ an n ⎟ .
x1 ⎠ ⎝
x2 ⎠
xn ⎠
⎝
⎝
Im folgenden soll der absolute Fehler ΔQ und relative Gesamtfehler ΔQ/Q der eBestimmung nach der im RCL verwendeten Versuchsvariante ermittelt werden. Da
die Steig- und Fallgeschwindigkeiten fast gleich groß sind, kann zur Vereinfachung
in der Formel zur Q-Bestimmung vS = vF = v gesetzt werden. Da v sich aus den fehlerbehafteten Größen der Fall- bzw. Steigstrecke s und der Fall- bzw. Steigzeit t
bestimmt muss v = s/t gesetzt werden:
ƒ
Bringe die Formel für Q auf die Form f(x1,x 2,...,x n ) = C ⋅ x1a1 ⋅ x 2a2 ⋅ ... ⋅ x nan .
13
ƒ
Lege für die Ladungsbestimmung im Millikan-Versuch die nachfolgende Tabelle an
und bestimme den relativen Fehler ΔQ/Q (die Δxi müssen abgeschätzt oder Datenblättern entnommen werden):
Größenname und
Bezeichnung
Einheit
xi
14
Δxi
Δx i
xi
⎛ Δx i ⎞
⎜ ai
⎟
xi ⎠
⎝
2
IV. Lösungen zu I.
1.
Stokes´sche Reibungskraft
a) Zum Zeitpunkt des Loslassens der Glaskugel ist v =
0. Die Kugel beginnt zu Fallen, da die Gewichtskraft
FG größer als die Auftriebskraft FA ist. Die Kugel beschleunigt solange bis durch die mit der Geschwindigkeit zunehmende Stokes´sche Reibungskraft FR
ein dynamisches Kräftegleichgewicht erreicht ist. Die
resultierende Kraft F auf die Kugel ist dann Null und
sie bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit. Veränderlich ist auf dieser kurzen Strecke nur die Stokes´sche Reibungskraft FR.
b) Wenn die Stokes´sche Reibungskraftformel richtig ist,
dann stimmen experimentell bestimmte Sinkgeschwindigkeit vexp und theoretisch bestimmte Sinkgeschwindigkeit vtheo überein: Δs = 10 cm, Δt = 0,833 s
liefert vexp = 12 cm/s.
FG = FR + FA ⇒ v theo =
2r 2g(ρGlas − ρÖl )
cm
.
= 12,6
9ηÖl
s
Einsetzen der Werte liefert FR = 0,4 mN, FG = 0,733
mN und FA = 0,33 mN.
c)
Man muss einen Satz Kugeln mit gleichem Radius,
aber unterschiedlicher Dichte des Kugelmaterials
Abb. 11: Stroboskopbild einer
in Öl fallenden Glaskugel.
verwenden und jeweils die konstante Sinkgeschwindigkeit messen. FS kann im dynamischen Kräftegleichgewicht (v = konst.) stets
nach
FR = mGlas g − mÖlg = (mGlas − mÖl )g =
4 3
πr g(ρGlas − ρÖl )
3
durch Messung des Kugelradius, der Kugelmasse bzw. -dichte und der Öldichte
bestimmt werden. Die zweite Möglichkeit Öle mit unterschiedlichen Öldichten zu
verwenden ist problematisch, da mit dem Öl in der Regel auch die Zähigkeit verändert wird. Außer man sucht Öle mit unterschiedlicher Dichte und gleicher Zähigkeit.
d) Bei Vergrößerung von r mit konstanter Kugeldichte nimmt v quadratisch zu. Um v
konstant zu halten, muss mit zunehmendem Kugelradius r die Kugeldichte verringert werden. Unter der Annahme FR ~ r gilt bei k-fachem Radius:
v=
2k 2r 2 g(ρGlas − ρÖl )
9ηÖl
Um v konstant zu halten muss also z. B. bei k-fachem Radius die Differenz der
Dichten k2-fach kleiner sein.
15
2.
Gequantelte Größen
a) Treppe: Treppenstufenhöhe über der Horizontalen: 20 cm, 40 cm, ...
Getränkeautomat: Getränkekosten 0,8 €, 1,0 €, 1,3 €
Folge 1/n: Funktionswerte 1; 0,5; 0,25; ...
b) Die Abstände zwischen aufeinander folgenden Quantisierungsstufen sind konstant.
c)
Man baut eine Rampe.
d) Alltag: Zeitdauer, um z. B. zu duschen; Technik: Geschwindigkeit eines Autos; Mathematik: Funktionswerte der Funktion f(x) = x mit x ∈ lR.
3.
Vorarbeiten zum Millikan-Versuch
a)
Jahr
Physiker
Entwicklungsschritt
1747
B. Franklin
Hypothese zum atomaren Charakter der Elektrizität
1833
M. Faraday
Elektrolysegesetze
1881
G. J. Stoney
Elektrizitätsteilchen erhalten den Namen "Elektron"
1897
J. J. Thomson
1897
J. S. E. Townsend
1903
H. A. Wilson
Verbesserte e-Bestimmung mit Wassertropfen
1909 - 1913
R. A. Millikan
e-Bestimmung mit Öltröpfchen
Bestimmung der spezifischen Ladung e/me
e-Bestimmung mit Wassertropfen
b) Links zur Geschichte des Elektrons (Geprüft am 15.01.2010):
• http://www.infogr.ch/roehren/ELEKTRON/Die%20Geschichte%20des%20Elektro
ns.htm
• http://www.historyofelectronics.com
• http://www.aip.org/history/electron
• http://www.egglescliffe.org.uk/physics/particles/electron/electron.html
• http://www-istp.gsfc.nasa.gov/Education/whelect.html
4.
Größenberechnungen im Millikan-Versuch
a) vF = 8,82·10-5 m/s
r = 0,84 μm
Q = 3,14·10-19 C
mÖl = 2,55·10-15 kg
FE = 3,14·10-14 N
FR,S = 0,923·10-14 N.
vS = 3,45·10-5 m/s
ηL,korr = 1,69·10-5 Ns/m2
E = 100000 V/m
FG = 2,5·10-14 N
FR,F = 2,3·10-14 N
16
5.
Modellexperiment zum Millikan-Versuch
a) Das Modellexperiment ist eine Variante der Atwoodsche Fallmaschine mit Gewichtskraft FG,m der Kugel, Gewichtskraft FG,M des
Massestücks und Stokes´scher Reibungskraft FR. Im
dynamischen Kräftegleichgewicht ist
r
r
r
r
FG,m + FG,M + FR = 0
Die Differenz der Gewichtskräfte ist genauso groß wie
die Stokes´sche Reibungskraft.
b)
Millikan-Versuch
Modellexperiment
Gewichtskraft des Öltröpfchens
Gewichtskraft der Kugel
Elektrische Kraft
Gewichtskraft des Massestücks
Medium Luft
Medium Öl
Auftriebskraft kann vernachlässigt Auftriebskraft nicht vernachlässigwerden
bar
Steigen (U > USch), Schweben (U
= USch), Fallen (U < USch)
Steigen (M > m), Schweben (M =
m), Fallen (M < m)
Reibungskraft FR: Nach CunningReibungskraft FR: Stokes´sche
ham korrigierte Stokes´sche Rei- Reibungskraft für Reynoldszahl Re
<< 1
bungskraft
Abb. 12: Modellexperiment
zum Millikan-Versuch.
6.
Versuchsvarianten des Millikan-Versuchs
r
r
a) Auf das Öltröpfchen wirkt die Gewichtskraft FG , die elektrische Kraft FE und die
r
Stokes´sche Reibungskraft FR . Bei konstanter Geschwindigkeit ist die resultierende
r r
r
r r
r
Kraft F = 0 und es gilt FG + FE + FR = 0 .
Abb. 13: Kräftegleichgewicht für verschiedene
Bewegungszustände des Öltröpfchens
b) Abb. 13 zeigt dier Richtung der Kräfte beim Schweben, Fallen und Steigen des Öltröpfchens. Da FG immer entgegen der y-Achse zeigt, ist FG < 0. Die skalare Gleichung
17
U
U
4
4
− πr 3ρÖlg − Q 1 − 6πηLrv1 = 0 ⇔ πr 3ρÖlg + Q 1 + 6πηLrv1 = 0
3
d
3
d
beschreibt alle drei Bewegungszustände mit Bedingungen an U1 und v1 richtig:
• Schwebt das Öltröpfchen, dann ist v1 = 0 und es muss FE > 0 sein. Dazu kann
das Vorzeichen der Spannung U1 abhängig vom wählbaren Rechenzeichen vor
QU1/d (Q < 0) festlegt werden
4πr 3ρÖlgd
U1
4 3
πr ρÖlg + Q = 0 ⇔ U1 = USch = −
> 0.
3
d
3Q
Damit ist für eine elektrische Kraft in y-Richtung U1 > 0. Die Spannung USch > 0
bei der das Öltröpfchen schwebt, heißt Schwebespannung.
• Steigt das Öltröpfchen, dann ist v1 > 0 und U1 > USch > 0.
• Fällt das Öltröpfchen, dann ist v1 < 0 und U1 < USch. Es lassen sich drei Fälle unterscheiden:
Fallen mit zur Bewegungsrichtung entgegengesetzt gerichteter elektrischer Kraft
(0 < U1 < US)
Fallen ohne elektrische Kraft (U1 = 0)
Fallen mit in Bewegungsrichtung gerichteter elektrischer Kraft (U1 < 0).
c)
Der Radius r des Öltröpfchens kann nicht direkt gemessen werden. In den Gleichungen ist dann entweder der Radius r oder Radius r und Ladung Q unbekannt.
Zur Ladungsbestimmung wird also ein Gleichungssystem mit zwei Gleichungen für
zwei Unbekannte benötigt.
d) Beispielhaft wird hier die Gleichung für die Versuchsvariante des RCL hergeleitet.
Beim Steigen des Öltröpfchens gilt
U
4
− πr 3ρÖlg − Q 1 − 6πηLrv1 = 0 .
3
d
Beim Fallen des Öltröpfchens gilt
3
9η v
4
4 πr ρÖlg
− πr 3ρÖlg − 6πηLrv 2 = 0 ⇔ 6πηLr = −
⇔ r2 = − L 2 .
2ρÖlg
3
3 v2
Einsetzen in die Gleichung vom Steigen liefert
U1 4 πr 3ρÖlg
v
U
4 3
4
− πr ρÖlg − Q +
v1 = 0 ⇔ πr 3ρÖlg( 1 − 1) = Q 1
3
d 3 v2
3
v2
d
9η v
v
U
4 9η v
⇔ − π ⋅ L 2 ⋅ − L 2 ⋅ ρÖlg( 1 − 1) = Q 1
3
2ρÖlg
2ρÖlg
v2
d
⇔Q=−
ηv
18πd
− L 2 ⋅ (v1 − v 2 )
U1
2ρÖlg
Da U1 > 0 und v2 < 0 ist Q < 0.
e) Für das Steigen (Bewegungszustand 1) und Fallen (Bewegungszustand 2) gilt
18
U
4 3
πr ρÖlg + Q 1 + 6πηLrv1 = 0
3
d
U
4 3
πr ρÖlg + Q 2 + 6πηLrv 2 = 0 .
3
d
Subtraktion der zweiten von der ersten Gleichung ergibt
Q(U1 − U2 )
Q
(U1 − U2 ) + 6πηLr(v1 − v 2 ) = 0 ⇔ r = −
.
d
6πηL d(v1 − v 2 )
Einsetzen dieser Gleichung in die erste Gleichung für das Steigen ergibt
Q3 (U1 − U2 )3
U Q(U1 − U2 )
4
− πρÖlg
+Q 1 −
v1 = 0 .
3
3
3
(6πηL d) (v1 − v 2 )
d d(v1 − v 2 )
Nach Division durch Q ≠ 0, Multiplikation mit d(v1-v2) und Umformungen erhält man
Q2 =
ηL 3 (U2 v1 − v 2U1 )
3π2 (6ηL )3 d2 (v1 − v 2 )2 (U2 v1 − v 2U1 )
⇔
=
−
π
⋅ (v1 − v 2 ) .
Q
18
d
4π(U1 − U2 )3 ρÖlg
2ρÖlg(U1 − U2 )3
• Wegen U1 > 0 und U2 < 0 ist (U1 – U2)3 > 0
• Wegen v2 < 0 und U1 > 0 ist –v2U1 > 0
• Wegen v1 > 0 und v2 < 0 ist v1 – v2 > 0
• Wegen v1 > 0 ist U2v1 > 0 für 0 < U2 < USch und U2v1 < 0 für U2 < 0
Daher ist der Radikant positiv und beim Wurzelziehen wurde das negative Vorzeichen wegen Q < 0 gewählt. Wir überprüfen die Formel an der einfachsten Versuchsvariante Schweben/Fallen ohne elektrisches Feld. Für Schweben ist v1 = 0
und U1 = USch, für Fallen ist U2 = 0. Damit erhält man
Q=
18πdηL v 2
USch
−ηL v 2
.
2ρÖlg
Wegen v2 < 0 ist der Radikant positiv und Q < 0. Die Formel stimmt mit der unter d)
ermittelten oder in Büchern zu findenden überein.
f)
Da ρL fast um den Faktor 1000 kleiner als ρÖl ist gilt:
FG − FA =
4 3
4
πr g(ρÖl − ρL ) ≈ πr 3 gρÖl = FG .
3
3
Es muss ρÖl durch ρÖl - ρL ersetzt werden, da im Kraftansatz anstatt von FG die effektive Gewichtskraft FG - FA verwendet werden muss. ηL muss durch ηkorr,L ersetzt
werden, da im Kraftansatz in FR jetzt ηkorr,L stehen muss.
g) Geringe Empfindlichkeit von v gegenüber Spannungsänderungen: Für typische
Werte Q = 2e, r = 1 μm erhält man für den quasistationären Zustand des Öltröpfchens:
QU 4 3
− πr ρÖlg
4 3
QU
d
3
πr ρÖlg =
− 6πηLrv ⇔ v(U) =
3
d
6πηLr
μm
dv
Q
=
= 0,156 s
dU 6πηLrd
V
19
Eine Spannungsänderung von 10 V bewirkt eine Geschwindigkeitsänderung von
ca. 1,5 μm/s. Das Öltröpfchen braucht dann für die Bewegung um 0,1 Skt = 0,1·120
μm = 12 μm ganze 8 s. Der Schwebezustand ist also schwer festzustellen.
Brownsche Molekularbewegung: Aufgrund der thermischen Bewegung der Luftmoleküle führt das schwebende Öltröpfchen (kompensierte Gewichtskraft) durch die
Stöße der Luftmoleküle eine Zick-Zack-Bewegung aus. Bezeichnet man mit Δx den
auf eine beliebige Richtung projizierten Abstand s zwischen zwei Richtungsänderungen, dann gilt für den Mittelwert der quadrierten Projektionen (VII.1):
Δx 2 =
kTτ
3πηr
Für eine Temperatur T = 300 K, eine Beobachtungszeit τ = 8 s zwischen zwei Positionen des Teilchens, der Viskosität ηL = 1,81·10-5 Ns/m2 und dem Öltröpfchenradius r = 0,8 μm erhält man Δx 2 = 15 μm . Das Öltröpfchen hat sich also um ein Vielfaches seiner Größe bewegt.
7.
Öltröpfchenwahl
a) Öltröpfchen mit größerer Ladung bewegen sich schneller.
Dadurch nimmt der
Fehler in der
Geschwindigkeitsund damit in der Ladungsbestimmung
zu.
Fallgeschwindigkeit
vF in 10-5 m/s
SteiggeschwinLadung
digkeit
Q in 10-19 C
-5
vS in 10 m/s
Nr.
Radius
r in 10-7 m
1
7,86
7,66
5,30
3,05
2
5,34
3,53
7,16
1,60
3
8,44
8,83
3,50
3,14
4
8,51
8,97
3,26
3,15
5
10,6
13,9
20,1
11,19
6,92
7,83
3,28
6,47
8,12
3,12
4,86
12,8
3,19
11,6
20,1
9,42
6,06
9,07
3,11
6
7,47
b) Das Laden durch
Reibung ist ein statis7
7,23
tischer Prozess ver8
6,26
gleichbar mit der La9
9,68
dungstrennung von
10
6,99
Teilchen in Wolken.
Daher liegt kein einfacher kausaler Zusammenhang vor.
Nach den empirischen Daten werden
Öltröpfchen erst ab einem Mindestradius von ca. 0,45 μm negativ geladen und
es lässt sich eine Zunahme der Ladung
mit dem Radius vermuten (für eine sicherere Aussage braucht man mehr Öltröpfchen). Die mit dem Öltröpfchenradius zunehmende Kapazität
CKugel = 4πε0r stützt die Vermutung einer
mit r zunehmenden Ladung.
12
10
8
6
4
2
0
0
In einem einfachen linearen Modell
nach Abb. 14 gilt für den Betrag der ne20
2
4
6
8
10
12
Öltröpfchenradius r / 10-7 m
Abb. 14: Zusammenhang zwischen Ladung und Radius von Öltröpfchen.
gativen Öltröpfchenladung und r > 0,45
μm:
Q(r) = 1,823 ⋅ 10
−12
12
10
C
(r − 0,45 μm) .
m
8
6
Es muss zwischen Steigen und Fallen
unterschieden werden. Die Fallgeschwindigkeit vF hängt im Versuch nur
vom Radius ab:
4
2
0
0
2ρ g
4 3
πr ρÖlg = 6πηLrv F ⇔ vF = Öl r 2
3
9ηL
5
10
15
20
25
St eiggeschwindigkeit vs in um/s
Abb. 15: Zusammenhang zwischen Ladung
und Steiggeschwindigkeit von Öltröpfchen.
Ein Öltröpfchen mit doppeltem Radius
fällt also viermal so schnell. Da große Öltröpfchen im Mittel mehr Ladung tragen,
sind die schnell fallenden auch die mit großer Ladung.
Nach den empirischen Daten in Abb. 15 nimmt mit Q auch vS zu. Was ist nach dem
linearen Modell zu erwarten?
U
4 3
πr ρÖlg = Q S − 6πηLrv S ⇔ v S =
3
d
Q
US 4 3
− πr ρÖlg
d 3
6πηLr
Setzt man
Q(r) = 1,823 ⋅ 10 −12
C
m
(r − 0,45 μm) ⇔ r(Q) = 5,485 ⋅ 1011
⋅ Q + 0,45 μm
m
C
in vS ein, dann erhält man vS(r) in Abb. 16 und vS(Q) in Abb. 17:
Abb. 16: Zusammenhang zwischen
Steiggeschwindigkeit und Radius von
Öltröpfchen.
Abb. 17: Zusammenhang zwischen
Steiggeschwindigkeit und Ladung von
Öltröpfchen.
Da die Gewichtskraft schneller mit r wächst als die elektrische Kraft mit Q, nimmt
die Steiggeschwindigkeit für r > 1 μm bzw. Q > 10 -18 C ≈ 6e wieder ab.
c)
Da nur wenige Öltröpfchen im Millikan-Versuch größer als 1 μm bzw. Ladungen
von mehr als 6e tragen, gibt man den Rat für möglichst genaue Ladungsmessungen möglichst kleine Öltröpfchen zu verwenden.
21
8.
Beschleunigungsphase der Öltröpfchen
a) Siehe I.1a.
b) Beim Fallen ist zum Fallbeginn die resultierende Beschleunigung aRes = g. Die Fallgeschwindigkeit des Öltröpfchens beträgt:
2ρ g
μm
4 3
πr ρÖlg = 6πηrv F ⇔ v F = Öl r 2 = 0,8
3
9η
s
Damit ist
tF =
vF
= 8 μs .
g
Beim Steigen ist zum Steigbeginn FRes = FE - FG und mit vS aus I.7b folgt:
tS =
c)
vS
=
a
4 3
πr ρÖl 2r 2ρ
3
Öl
=
= 8,1 μs .
6πηrFRe s
9η
FRe s
Ableiten von v(t) und Einsetzen in die DGL liefert:
6πηrv
9ηv
= g − 2 = g − kv
4
2r ρK
ρK πr 3
3
g
= g − k (1 − e−kt )
k
& = mg − 6πηrv ⇔ v(t)
& = g−
mv(t)
g
− ( −k)e−kt
k
Einsetzen der Werte liefert k = 1,23·105 s-1 .
tF ist nach Abb. 18 ≈ 40 μs. Die Zeit um eine
1 g
Geschwindigkeit von (1 − ) ⋅ = 0,63 ⋅ v ∞ (63
e k
% der Endgeschwindigkeit) beträgt 1/k = 8
μs.
Die Beschleunigungszeit ist hier größer als in
b), da in der Abschätzung über den Beschleunigungszeitraum eine zu große, konstante Gewichtskraft angenommen wurde.
Abb. 18: Zeitliche Entwicklung der Fallgeschwindigkeit eines Öltröpfchens.
d) Die Beschleunigungszeit kann gegenüber der Reaktionszeit beim Richtungswechsel des Öltröpfchens vernachlässigt werden.
9.
Cunningham-Korrektur
a) In einem Gas ist die Anzahl Z der Zusammenstöße, die ein Teilchen (Gasmolekül)
pro Sekunde erfährt umso größer je größer die Teilchendichte n, der Teilchenradius
r und die mittlere Teilchengeschwindigkeit c ist (VII.1, S. 653):
Z = 4 2πnr 2 c
Für typische Werte unter Normalbedingungen (n = NA/VMol, r ≈ 10-10 m und c ≈ 103
m/s) erhält man ≈ 48 Millionen Zusammenstöße/s eines Gasteilchens. Daraus lässt
22
sich ermitteln, welche mittlere freie Weglänge λ ein Teilchen ohne Zusammenstoß
zurücklegt:
λ=
c
= 210 nm
Z
1
nmcλ (m = Masse eines Gasteil3
chens) mit der mittleren freien Weglänge zu.
Die Zähigkeit eines Gases nimmt nach η =
b) Für r in der Größenordnung von λ muss eine Korrektur vorgenommen werden. Für
λ = 0,068 μm und Öltröpfchenradien zwischen 0,1 μm und 1 μm ist diese Bedingung erfüllt.
c)
Aλ M
> 0 ⇒ ηkorr < η . Abb. 19 zeigt
r
ηkorr/η in Abhängigkeit vom Radius r.
Die Stokes´sche Reibungskraft wird
kleiner, da die Öltröpfchen quasi zwischen den Luftmolekülen eher durchfallen können. η ist der Grenzwert der
Viskosität für eine unendlich große
Kugel.
Bemerkung: Bei der Berechnung von
ηkorr wird ein Fehler gemacht, da in r
Abb. 19: Korrekturfaktor der Viskosität in Abdie unkorrigierte Viskosität η verwenhängigkeit vom Radius des Öltröpfchens.
det wird. Die exakte Lösung führt auf
ein Gleichungssystem mit den Unbekannten r und ηkorr. Die Lösung des Gleichungssystems auf eine quadratische Gleichung für r. Der Fehler ist aber so klein,
dass er hier nicht berücksichtigt werden muss.
10. R. A. Millikan
a) Links zum Leben Millikan´s:
• http://nobelprize.org/nobel_prizes/physics/laureates/1923/millikan-bio.html
• http://millikan.kegli.net/Millikan.htm
• http://scienzapertutti.lnf.infn.it/biografie/millikan-bio_fra.html
23
V. Lösungen zu II.
1.
Versuchsaufbau des RCL "Millikan-Versuch"
a)
2.
Nr.
Bezeichnung
Funktion
1
Mikroskop
Vergrößerung der Öltröpfchen
2
Kondensator
Erzeugung eines elektrischen Feldes
3
Schrittmotor
Scharfstellen der Öltröpfchen
4
Ölzerstäuber
Erzeugung der Öltröpfchen
5
Lichtquelle
Seitliches Licht für Dunkelfeldbeleuchtung der Öltröpfchen
6
Button
Regulierung der elektrischen Kraft
7
Button
Öltröpfchen einblasen in den Kondensator
8
Buttons
Veränderung der Gegenstandsebene im Kondensator
9
Buttons
Horizontale Verschiebung des Bildausschnitts
10
Button
Ein- und Ausschalten des elektrischen Feldes
11
Mikroskopbild
Vergrößerte Darstellung der Öltröpfchen
12
Öltröpfchen
Messobjekt
13
Okularmikrometer
Streckenmessung im μm-Bereich
14
Steigzeitmesser
Messung der Steigzeit
15
Fallzeitmesser
Messung der Fallzeit
Beobachtung der Öltröpfchen
a) Bei Hellfeldbeleuchtung trifft das Licht des durchleuchteten Objekts direkt in das
Objektiv des Mikroskops ein. Bei Dunkelfeldbeleuchtung tritt nur das am Objekt gestreute Licht in das Objektiv des Mikroskops ein. Beim Millikan-Versuch wird die
Dunkelfeldbeleuchtung angewandt, weil die Öltröpfchen ansonsten nur einen sehr
geringen Kontrast zum Hintergrund aufweisen. Sie erscheinen in Dunkelfeldbeleuchtung dann als helle Punkte vor dem dunkel gestalteten Hintergrund.
b) Rayleigh-Streuung liegt vor, wenn die Abmessung d des Streuobjektes kleiner wie
die Lichtwellenlänge λ ist (z. B. Lichtstreuung an Gasmolekülen, erklärt blaue Farbe
des Himmels, Morgen- und Abendrot). Mie-Streuung liegt vor, wenn die Abmessung d des Streuobjektes in der Größenordnung der Wellenlänge und darüber liegt
(z. B. Streuung an Aerosolen, Nebel (0,01 mm – 0,1 mm) oder Regentropfen (0,1
mm – 5 mm)). Beim Millikan-Versuch ist der Öltröpfchendurchmesser (0,1 μm < d <
1 μm) in der Größenordnung der Wellenlänge (0,4 μm < λ < 0,8 μm), so dass weder
eindeutig Mie- noch Rayleigh-Streuung vorliegt.
c)
Strahlengang eines Mikroskops mit Strahlengang eines Teleobjektivs (Funktionsprinzip).
d) Man verwendet zur Längenmessung in
der Mikroskopie ein Okularmikrometer,
24
Abb. 20: Okularmikrometer.
das mit einem Objektivmikrometer wie folgt geeicht wird (Abb. 20):
•
Okularmikrometer (durchsichtige Platte mit Stricheinteilung, unten im Bild) in die
Bildebene des Objektivs bzw. Gegenstandsebene des Okulars einlegen und mit
Okularlinse scharf stellen.
•
Objektmikrometer (Objektträger mit Stricheinteilung von 1 mm in 100 Teile, 1 Skt
= 10 μm; obere Skala in Abb. 20, da stärker vergrößert) auf den Objekttisch legen, mit Grob- und Feintrieb scharf stellen und durch Drehen parallel zum Okularmikrometer ausrichten.
•
Skalenteile von Objekt- und Okularmikrometer auf einer möglichst großen gemeinsamen Strecke s auszählen. In Abb. 19 entsprechen m = 20 Skt. des Objektmikrometers n = 90 Skt. des Okularmikrometers.
•
Länge x eines Skt. des Okularmikrometers:
s = 20 Skt ⋅
μm
10 μm
20 μm
= 90 Skt ⋅ x ⇔ x =
= 2,222
Skt
9 Skt
Skt
e) Die Übertragung von Wärme der Lichtquelle durch Wärmestrahlung auf die Luft im
Kondensator wird durch Absorption von Wärmestrahlung durch das Kupferchlorid
vermieden. Folgen einer Wärmeübertragung sind Konvektionsströme in der Luft
des Kondensators, die zu seitlichen Driftbewegungen des Öltröpfchens und zusätzlichen vertikalen Kräften auf das Öltröpfchen führen können. Die seitliche Driftbewegung hat Einfluss auf die senkrechte Fallbewegung der Öltröpfchen, da für reibungsbehaftete Bewegungen das Unabhängigkeitsprinzip nicht mehr gilt. Keinen
Einfluss hat die Driftbewegung auf die Messung von vF bzw. vS, da nur der senkrechte Streckenanteil im Okularmikrometer gemessen wird.
f)
Die Datenrate beträgt:
x ⋅ 320 ⋅ 240 ⋅ 3 B ⋅
1
= y B/s
20
Für y = 8000 ist x = 0,7 Bilder/s, für y = 128000 ist x = 11,1.
3.
Erzeugung der Öltröpfchen
a) Die Steigrohre (Abb. 21) messen den statischen
Druck p in der Flüssigkeit. Bei der größeren
Fließgeschwindigkeit im engeren Querschnitt ist
der statische Druck geringer, der dynamische
ρv2/2 aber größer und der Gesamtdruck p0 ist
konstant.
Abb. 21: Statischer und dynamischer Druck in Rohren.
b) Ein Zerstäuber (Abb. 22) arbeitet mit zwei Mechanismen:
•
Durch schnell strömende Luft wird an einer Düsenverengung nach der Bernoulli-Gleichung lokal am Ende eines Steigrohres ein Unterdruck p gegenüber dem Atmosphärendruck p0 erzeugt. Der Atmosphärendruck
kann dann Flüssigkeit in das Steigrohr drücken.
25
Abb. 22: Zerstäuber.
•
c)
Die ausströmende Flüssigkeit wird durch den turbulenten Luftstrom stark verwirbelt, so dass sie in kleine Tröpfchen zerfällt.
Berechnet wird die minimale Geschwindigkeit für den Fall, dass das Öl an der
Steigrohrspitze die Geschwindigkeit vÖl = 0 hat:
p0 − p = ρÖlgh
Der Airbrush-Kompressor beschleunigt unbewegte Luft auf die Geschwindigkeit vL
an der Steigrohrspitze. Nach der Bernoulli-Gleichung gilt:
p0 = p +
ρL 2
vL
2
Damit ist
2ρÖlgh
ρL 2
m
v L = ρÖlgh ⇔ v L =
= 17,6
2
ρL
s
d) Der Sättigungsdampfdruck (20 °C) von Hochvakuumöl (10-4 kPa) ist sehr viel kleiner wie der von Wasser (2,34 kPa). Dadurch bleibt die Öltröpfchenmasse während
der Messung konstant.
4.
Steuerung des elektrischen Feldes im Kondensator
a) Unter der Annahme eines homogenen Feldes ist nach E = U/d die minimale Feldstärke Emin = 0 V/m und die maximale Emax = 166666 V/m.
b) Die Kapazität des Plattenkondensators berechnet sich zu
C = ε0
πr 2
= 7,4 pF .
d
Der Innenwiderstand der Spannungsquelle liegt bei Ri = 1 kV/1 mA = 1 MΩ, der
Kabelwiderstand ist demgegenüber vernachlässigbar. Für das Aufladen eines Kondensators über einen Widerstand R auf die Spannung U0 gilt UC ( t) = U0 (1 − e − t / τ ) mit
der von U0 unabhängigen Zeitkonstanten τ = RC = 7,4 μs (Zeit für 0,63·U0). Die Aufladezeit liegt damit weit unterhalb der Reaktionszeit des Nutzers. Der Anfangsstrom
beträgt maximal U0,max/R = 1 mA.
c)
Das Hochspannungsrelais schließt den Kondensator beim Abschalten der Kondensatorspannung für das Fallen kurz, so dass die elektrische Kraft auf das Öltröpfchen sofort verschwindet und die Kräftebilanz im dynamischen Kräftegleichgewicht
gültig ist.
26
5.
Millikan´s originaler Versuchsaufbau
a)
Nr.
Bezeichnung (engl.)
Bezeichnung (dt.)
Funktion
1
Atomizer
Zerstäuber
Erzeugung von Öltröpfchen
2
Chamber
Kammer
Schutzraum für Kondensator
3
Pin hole
Loch im Kondensator
Kondensatoreinlass für Öltröpfchen
4
Air capacitor
Kondensator
Erzeugung eines homogenen elektrischen Felds
5
Isolator
Isolator
Isolation zwischen Kondensatorplatten
6
Stripe
Streifen
Schutz des Kondensatorraums
7
Arc lamp
Bogenlampe
Lichterzeugung für Öltröpfchenbeleuchtung
8
Telescope
Teleskop
Vergrößerung der Öltröpfchen
9
Battery
Hochspannungsquelle
Erzeugung einer Hochspannung
10
Toggle switch
Wechselschalter
Auf- und Entladen des Kondensators
11
Watercell
Wasserzelle
Absorption von Wärmestrahlung
12
Copper chloride cell
Kupferchloridzelle
Absorption von Wärmestrahlung
13
Manometer
Manometer
Messung des Kammerdrucks
14
Oil tank
Öltank
Konstanthaltung der Temperatur
15
Pump connection
Pumpenanschluss
Pumpenanschluß für Kammerdruck
16
X-ray tube
Röntgenröhre
Erzeugung zusätzlicher Ladungen
17
Voltmeter
Spannungsmesser
Messung der Kondensatospannung
18
Connection bar
Verbindungsleiste
Umpolung der Kondensatorspannung
b)
Schalterstellung
von 10 (1 oder 2)
Polverbindung von 18
(z. B. 1-2)
Funktion
1
2
2-3
Entladen (Kurzschließen) des Kondensators
2
1-2, 3-4
Aufladen des Kondensators (obere Platte -)
2
1-3, 2-4
Aufladen des Kondensators (obere Platte +)
27
VI. Lösungen zu III.
1.
Vorbereitung der Versuchsdurchführung
a) Siehe I.4a.
b) Siehe RCL-Webseite, Aufgaben.
c)
Ungefähr 18 Skt x 22 Skt = 2,16 mm x 2,64 mm (1 Skt = 12·10-5 m).
d) Bei fester Polung des Kondensators mit oberer positiv geladener Platte können nur
negative Öltröpfchen steigen, aber sowohl negative wie positive Öltröpfchen fallen.
Negative Öltröpfchen fallen bei Spannungserhöhung langsamer, positive dagegen
schneller.
2.
Auswertung der Messdaten
a)
Histogramm
Punktdiagramm
Absolute Häufigkeit der Messungen über der Öltröpfchenladung
Öltröpfchenladung über Öltröpfchen(Versuchs)-Nummer
Streuungen um Vielfache von e besser erkennbar.
Insbesondere die Zunahme der Streuung mit Q
Quantelung (Schichtung) besser erkennbar
Darstellung ist abhängig von der Wahl der Klassen(Balken)breite
Sinnvoll bereits bei wenigen Versuchsergebnissen
b) Aus den k-fachen Elementarladungswerten im Haufen k werden mit der Division
durch k einfache Elementarladungswerte. Von all diesen Werten wird der Mittelwert
berechnet. Für die Daten von der RCL-Webseite/Auswertung erhält man e =
1,58·10-19 C.
c)
Nach VII.4 gilt
Q = 36πd
ηL 3 s3
36π − 21 − 21 −1 − 32 32 32
=
g ρÖl U dt s ηL
2ρÖlgUS 2 t 3
2
Name der Größe
Einheit
xi
Δxi
Δx i
xi
Erdbeschleunigung g*
Öldichte ρÖl
Steigspannung US
Plattenabstand d
Zeit t
Strecke s
Viskosität η
m/s2
kg/m3
V
m
s
m
Ns/m2
9,8094
1030
600
0,006
8
6·10-4
1,81·10-5
0,0001
0,5
10
0,0005
0,2
1,2·10-5
5·10-7
1·10-5
4,8·10-4
0,0166
0,083
0,025
0,02
0,027
Σ
Σ
* für Kaiserslautern
28
2
⎛ Δx i ⎞
⎜ ai
⎟
xi ⎠
⎝
2,5·10-11
5,78·10-8
2,75·10-4
6,8·10-3
1,4·10-3
9,0·10-4
1,64·10-3
0,011
0,104
Damit ist ΔQ/Q ≈ 11 % und ΔQ ≈ 0,16·10-19 C. Der Wert aus b) liegt damit innerhalb der Fehlergrenzen 1,6·10-19 C - 0,16·10-19 C und 1,6·10-19 C + 0,16·10-19 C.
29
VII. Literatur
1.
Gobrecht, H. (1974): Bergmann-Schaefer, Lehrbuch der Experimentalphysik, Mechanik-Akustik-Wärme. De Gruyter, Berlin & New York.
2.
Millikan, R. A. (1913): On the elementary electrical charge and the Avogadro constant, Physical Review 2 (2), S. 109-143,
http://authors.library.caltech.edu/6438/01/MILpr13b.pdf, 07.01.10.
3.
Millikan, R. A. (1924): The Electron – Its isolation and measurement and the determination of some of its properties. University of Chicago Press, Chicago & London.
4.
Vogel, D. (1996): Die Auswertung des Millikan-Versuches. PhiS 34/3, 110-114.
5.
Wilke, H.-J. (1987): Historische physikalische Versuche. Aulis, Köln, S. 101-106.
6.
http://physics.hallym.ac.kr/~physics/reference/physicist/frankfurt/gif/phys/millikan.jp
g, 07.01.10.
30
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