Bestrahlung bei M. Dupuytren PraxisVital 07.2014

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Charlotte Spiess / pixelio
DIAGNOSE & THERAPIE
Auf einmal sind Knoten
in der Handfläche
Die frühzeitige Bestrahlung macht manche Operation überflüssig
Knoten und Stränge an
den I­ nnenseiten der Hände
sehen Ärzte nicht selten.
Ab Mitte 50 tritt Morbus
Dupuy­t ren vor allem an Hän­
den und Füßen von Männern
auf. Der Strahlentherapeut
Dr. Robert Hermann berichtet
über Ursachen und Behand­
lungsmöglichkeiten dieser
häufigen Erkrankung.
Männer im fortgeschrittenen Alter
mit Knoten in den Handinnenf lächen sehe ich relativ häufig in meiner
Praxis. Meist schickt sie die Hausärztin oder der Hausarzt. Mit Mitte 50
geht es los, mit Mitte 70 klagen immer mehr über das langsame, zuerst
unbemerkte Wachstum von Knötchen in Händen oder Füßen. Dabei
sind Aussehen und Verlauf recht
unterschiedlich. Die Knoten bilden
sich vor allem an den Sehnen, die die
kleinen Finger und Ringfinger beugen. Die gute Nachricht dabei: Die
gut­a rtigen Geschwülste lassen sich
im Frühstadium gut behandeln.
Im Alter verhärtet sich
das Bindegewebe
Die Patienten leiden an einer Bindegewebswucherung in den betroffenen
Sehnenscheiden. Benannt ist diese
Palmarfibromatose nach dem Pariser
Arzt Baron Guillaume Dupuytren,
der die ersten Operationen dieser Erkrankung im Jahr 1832 beschrieb.
Oft lässt sich keine Ursache für die
Verhärtung erkennen. Risikofaktoren
gibt es dennoch: Leberschäden durch
Alkoholmissbrauch, Rauchen und
Blutzuckerkrankhkeit. Auch ist das
Risiko einer Erkrankung erhöht,
wenn schon Verwandte betroffen
sind. Man schätzt, dass etwa ein
Zehntel der 55-Jährigen, jeder fünfte
65-Jährige und schon jeder dritte
75-Jährige betroffen ist.
Bestrahlung statt Operation
Anfangs bewegen sich die Finger bei
der so genannten Beugesehnenverkürzung noch unbehindert, auch
wenn bereits Knoten vorkommen.
Man bemerkt mitunter ein Brennen,
Jucken und gespannte Haut. In diesem Stadium ist eine Bestrahlungs­
serie sinnvoll: Die betroffene Hand­
fläche wird in 10 Sitzungen behandelt.
Das verhindert bei den meisten
­Menschen ein weiteres Wachstum
und damit eine Operation, was viele
­Patienten aufatmen lässt.
Vorbeugende Bestrahlung
nach einer OP
Richtig problematisch werden Bewegungseinschränkungen, die erst nach
Priv.-Doz. Dr. med.
Robert Hermann
ist Facharzt für Strahlentherapie
am Zentrum für Strahlen­
therapie und Radio­onkologie,
Ärzte­haus an der Ammerland­
klinik Westerstede
www.strahlentherapiewesterstede.de
Jahren auftreten können. Betroffene
Finger sind nach einiger Zeit dauerhaft gebeugt. Lassen sie sich gar nicht
mehr gerade ausstrecken, kann nur
noch eine Operation die Sehnen
­lösen und die Beweglichkeit der Gelenke wiederherstellen.
War eine Operation doch unausweichlich, bilden sich hinterher mitunter trotzdem neue Knötchen. Um
das zu vermeiden, ist direkt nach einer Operation ebenfalls eine Bestrahlungsserie zu empfehlen.
Als Nebenwirkungen dieser Bestrahlung treten gelegentlich Hautrötungen und eine Trockenheit der Haut
auf, beides aber nur vorübergehend.
Das Risiko für eine Krebserkrankung,
die durch die Bestrahlung ausgelöst
wird, ist bei über 40-Jährigen mit
etwa 4 von 1.000 denkbar gering.
Alles in allem erweist sich die frühzeitige Bestrahlung damit als wirksame und schonende Behandlungs­
methode.
PRAXIS vital 20/ 2014
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