Charlotte Spiess / pixelio DIAGNOSE & THERAPIE Auf einmal sind Knoten in der Handfläche Die frühzeitige Bestrahlung macht manche Operation überflüssig Knoten und Stränge an den I­ nnenseiten der Hände sehen Ärzte nicht selten. Ab Mitte 50 tritt Morbus Dupuy­t ren vor allem an Hän­ den und Füßen von Männern auf. Der Strahlentherapeut Dr. Robert Hermann berichtet über Ursachen und Behand­ lungsmöglichkeiten dieser häufigen Erkrankung. Männer im fortgeschrittenen Alter mit Knoten in den Handinnenf lächen sehe ich relativ häufig in meiner Praxis. Meist schickt sie die Hausärztin oder der Hausarzt. Mit Mitte 50 geht es los, mit Mitte 70 klagen immer mehr über das langsame, zuerst unbemerkte Wachstum von Knötchen in Händen oder Füßen. Dabei sind Aussehen und Verlauf recht unterschiedlich. Die Knoten bilden sich vor allem an den Sehnen, die die kleinen Finger und Ringfinger beugen. Die gute Nachricht dabei: Die gut­a rtigen Geschwülste lassen sich im Frühstadium gut behandeln. Im Alter verhärtet sich das Bindegewebe Die Patienten leiden an einer Bindegewebswucherung in den betroffenen Sehnenscheiden. Benannt ist diese Palmarfibromatose nach dem Pariser Arzt Baron Guillaume Dupuytren, der die ersten Operationen dieser Erkrankung im Jahr 1832 beschrieb. Oft lässt sich keine Ursache für die Verhärtung erkennen. Risikofaktoren gibt es dennoch: Leberschäden durch Alkoholmissbrauch, Rauchen und Blutzuckerkrankhkeit. Auch ist das Risiko einer Erkrankung erhöht, wenn schon Verwandte betroffen sind. Man schätzt, dass etwa ein Zehntel der 55-Jährigen, jeder fünfte 65-Jährige und schon jeder dritte 75-Jährige betroffen ist. Bestrahlung statt Operation Anfangs bewegen sich die Finger bei der so genannten Beugesehnenverkürzung noch unbehindert, auch wenn bereits Knoten vorkommen. Man bemerkt mitunter ein Brennen, Jucken und gespannte Haut. In diesem Stadium ist eine Bestrahlungs­ serie sinnvoll: Die betroffene Hand­ fläche wird in 10 Sitzungen behandelt. Das verhindert bei den meisten ­Menschen ein weiteres Wachstum und damit eine Operation, was viele ­Patienten aufatmen lässt. Vorbeugende Bestrahlung nach einer OP Richtig problematisch werden Bewegungseinschränkungen, die erst nach Priv.-Doz. Dr. med. Robert Hermann ist Facharzt für Strahlentherapie am Zentrum für Strahlen­ therapie und Radio­onkologie, Ärzte­haus an der Ammerland­ klinik Westerstede www.strahlentherapiewesterstede.de Jahren auftreten können. Betroffene Finger sind nach einiger Zeit dauerhaft gebeugt. Lassen sie sich gar nicht mehr gerade ausstrecken, kann nur noch eine Operation die Sehnen ­lösen und die Beweglichkeit der Gelenke wiederherstellen. War eine Operation doch unausweichlich, bilden sich hinterher mitunter trotzdem neue Knötchen. Um das zu vermeiden, ist direkt nach einer Operation ebenfalls eine Bestrahlungsserie zu empfehlen. Als Nebenwirkungen dieser Bestrahlung treten gelegentlich Hautrötungen und eine Trockenheit der Haut auf, beides aber nur vorübergehend. Das Risiko für eine Krebserkrankung, die durch die Bestrahlung ausgelöst wird, ist bei über 40-Jährigen mit etwa 4 von 1.000 denkbar gering. Alles in allem erweist sich die frühzeitige Bestrahlung damit als wirksame und schonende Behandlungs­ methode. PRAXIS vital 20/ 2014 7