38 Differentialgeometrie: Grundlagen Vorlesung 9 Bemerkung. Wegzusammenhang ist die stärkere Bedingung: Sei M = {0} × S 1 }. (0, 1] ∪ (0, 1] × {0} ∪ n∈N (0, 1] × { n+1 R Wählt man auf M die durch den normalen 2 induzierte Topologie, so ist M zusammenhängend. M ist aber nicht wegzusammenhängend, da es keinen stetigen Weg von (0, 1) zu (1, 0) gibt (man beachte das (0, 0) nicht in M enthalten ist). Andererseits gilt aber folgendes Lemma Lemma 4.7 Ist (M, T ) wegzusammenhängend, so auch zusammenhängend. Beweis. Sei (M, T ) wegzusammenhängend. Angenommen M ist nicht zusammenhängend. Dann existieren zwei nichtleere Teilmengen A, B ∈ T mit A ∪ B = M und A ∩ B = ∅. Sei jetzt a ∈ A und b ∈ B. Dann existiert ein stetiger Weg γ : [0, 1] → M mit γ(0) = a und γ(1) = b. Da γ stetig ist müssen à = γ −1 (A) und B̃ = γ −1 (B) offen in [0, 1] sein (und nichtleer) und da [0, 1] zusammenhängend ist, ist [0, 1] 6= à ∪ B̃. Andererseits ist aber à ∪ B̃ = γ −1 (A) ∪ γ −1 (B) = γ −1 (A ∪ B) = γ −1 (M ) = [0, 1]. Widerspruch. Die Annahme war also falsch und M muss zusammenhängend sein. Bemerkung. Achtung: zusammenhängend ist nicht dasselbe wie einfach zusammenhängend. Der zweite Begriff besagt anschaulich, dass die Menge kein “Loch” hat. 2 ist einfach zusammenhängend, 2 \ {0} ist es nicht.5 R 5 R R R R Allerdings ist 3 \{0} jedoch wieder einfach zusammenhängend - 3 \{(x, 0, 0) | x ∈ } wiederum nicht. Etwas präziser ist ein topologischer Raum einfach zusammenhängend, falls sich jeder geschlossene stetige Weg stetig zu einem Punkt zusammenziehen lässt. Wir werden vermutlich später genauer darauf eingehen. 38 Vorlesung 9 4.2 Differentialgeometrie: Grundlagen 39 Flächen Naiv kann man sich als Fläche im Raum das Bild einer glatten Abbildung von einem Teil von 2 in den 3 vorstellen. Ähnlich den Kurven, wollen wir bei den Flächen aber auch sicherstellen, das sie keine Knicke haben und hier reicht Nichtverschwinden der Ableitung nicht mehr aus. Vielmehr muss man Nichtverschwinden der partiellen Ableitungen und darüber hinaus deren lineare Unabhängigkeit fordern. R R R R R R Definition 4.8 f : 2 → 3 heißt regulär, falls d(x,y) f : 2 → 3 maxi∂ ∂ f (x, y) und fy = ∂y f (x, y) verschwinden nicht malen Rang hat (d. h. fx = ∂x und sind linear unabhängig, bzw. f ist Immersion.) R Definition 4.9 Sei U ⊂ 2 offen. Ein parametrisiertes Flächenstück ist eine reguläre C ∞ -Abbildung f : U → 3 . Die Kurven x 7→ f (x, y0 ) und y 7→ f (x0 , y) heißen Parameterlinien von f . Ein unparametrisiertes Flächenstück ist eine Äquivalenzklasse von parametrisierten Flächenstücken, wobei zwei parametrisierte Flächenstücke f : U → 3 und f˜ : Ũ → 3 äquivalent heißen, falls es einen Diffeomorphismus φ : Ũ → U gibt, so daß f˜ = f ◦ φ gilt. R R R Beispiel 4.3 • R2 ,→ • f: R3 R × (− π2 , π2 ) → R3 cos x cos y f (x, y) = sin x cos y sin y ist ein parametrisiertes Flächenstück. Das Bild von f ist die Einheitssphäre ohne Nord- und Südpol. 39 40 Differentialgeometrie: Grundlagen • f: Vorlesung 9 R2 → R3, 2x 1 2y f (x, y) = 2 x + y2 + 1 2 2 x +y −1 ist auch ein parametrisiertes Flächenstück. Hier ist das Bild von f die Einheitssphäre ohne den Nordpol. Diese Abbildung heißt stereographische Projektion. R R Definition 4.10 Eine eingebettete Fläche im 3 ist eine Teilmenge S ⊂ 3 , S 6= ∅ für die gilt: Zu jedem p ∈ S gibt es eine Umgebung V ⊂ 3 und ein parametrisiertes Flächenstück f : U → 3 (U ⊂ 2 offen) so daß f (U ) = S ∩ V , f injektiv und f −1 : S ∩ V → U stetig ist. R R R Bemerkung. • f : U → S ∩ V ist Homöomorphismus. Das die Forderung der stetigen Umkehrabbildung wichtig ist, zeigt folgendes Beispiel (Ferus): S = {(x, y, z) ∈ 3 | z ist rational} ist keine eingebettete Fläche. R • Man kann auch einfach fordern, das die f Diffeomorphismen sind. R R R R • Ersetzt man in der Definition 2 durch n und 3 durch m erhält man eine Definiton für n-dimensionale (reguläre) Untermannigfaltigkeiten im m . R Beispiel 4.4 R R • f : 2 → 3 , f (x, y) = (xa cos y, xa sin y, by). ist eine eingebettete Fläche. Sie heißt Helikoid. 40 Vorlesung 9 Differentialgeometrie: Grundlagen 41 • Graphen von glatten Funktionen sind eingebettete Flächen. • Die Einheitssphäre ist eingebettete Fläche. Als Parametrisierungen kann man beispielsweise die stereographische Projektion aus Beispiel 4.3 und eine entsprechende zweite Abbildung nehmen, die den Südpol auslässt (wie sieht sie aus?). R R Satz 4.11 Sei W ⊂ 3 offen, h : W → glatt und dp h 6= 0 für alle p ∈ W : Sei weiter x ∈ mit h−1 ({x}) 6= ∅. Dann ist h−1 ({x}) eine eingebettete Fläche. R Beweis. Die Existenz lokaler Parametrisierungen folgt direkt aus dem Satz über implizite Funktionen. R R Satz 4.12 (aus Analysis) Sei W ⊂ 3 offen, p = (x, y, z) ∈ W , h : ∂ W → glatt. Ist nun h(p) = a und hz (p) = ∂z f (p) 6= 0, so gilt: Es 2 existieren offenen Umgebungen U ⊂ von (x, y), V ⊂ von z und ein differenzierbares g : U → V , so daß U × V ⊂ W , g(x, y) = z und {p ∈ U × V | h(p) = a} = {(x, y, g(x, y)) | (x, y) ∈ U }. R R R 2 p x2 + y 2 − a + z 2 = r2 } mit a > Beispiel 4.5 T = {(x, y, z) ∈ 3 | r > 0 ist eingebettete Fläche. Sie heißt Rotationstorus. 41