Wenn Väter traurig sind - BFH-WGS

Werbung
Wenn Väter traurig sind - Depression bei
Männern nach der Geburt des Kindes
Eine Literaturreview
Bachelor-Thesis 2013
Daniela Meier & Fiona Butcher, HEB 12, Typ II
Einleitung
Methode
Vaterwerden stellt im Leben eines Mannes einen kritischen
Übergang mit grosser Veränderung dar, bei welcher eine neue
Rolle gefunden werden muss [1]. In den ersten Tagen, Wochen
oder Monaten bis zu einem Jahr nach der Geburt des Kindes
entwickelt etwa jede 10. Mutter und ungefähr jeder 25. Vater
eine postpartale Depression [2].
Ziel dieser systematischen Literaturreview ist es, die Entstehung einer paternalen postpartalen Depression mit Einbezug
von Risikofaktoren, Auswirkungen auf die Familie sowie primären Präventions- und Unterstützungsmöglichkeiten anhand
wissenschaftlicher Literatur zu erarbeiten.
Die systematische Literaturrecherche wurde in vier medizinischen Datenbanken über einen Zeitraum von März bis Mai
2013 durchgeführt. Die Studien wurden anhand des Analyserasters auf ihre Qualität sowie Aussagekraft in Bezug auf die
Fragestellung überprüft.
1. Welche Risikofaktoren können die Entstehung
einer paternalen postpartalen Depression begünstigen?
2. Wie kann sich eine paternale postpartale Depression auf die Partnerin und das Kind auswirken?
3. Welche Möglichkeiten der primären Prävention
paternaler postpartaler Depression werden in
der Literatur diskutiert?
Theoretischer Hintergrund
Die paternale postpartale Depression kann sich schleichend innerhalb des ersten Lebensjahres entwickeln und verschieden
schwere Ausprägungen annehmen [3], wobei der Peak bei 3-6
Monaten postpartum liegt [4]. Die Edinburgh Postnatale Depression Skala (EPDS) ist ein für die Sekundärprävention validiertes Screeninginstrument zur Früherkennung der postpartalen Depression bei Frauen [5]. Die EPDS gilt mit einem tiefer
angesetzten Cut-off auch bei Männern als valides und reliables
Instrument [6]. Das Konzept der Resilienz nach Emmy Werner
befasst sich mit der Entstehung psychischer Widerstandsfähigkeit von Menschen [7]. Das Modell der Familienresilienz nach
McCubbin und McCubbin setzt sich mit der Eigenschaft der
Familie auseinander, konstruktiv auf einen Stressor zu reagieren [8].
Ergebnisse
• Zu den am meisten genannten Risikofaktoren für die Entstehung einer paternalen postpartalen Depression gehören
eine Depression in der Vergangenheit [9-11] sowie eine tiefere Zufriedenheit in der Paarbeziehung [12-14].
• Die paternale postpartale Depression wirkt sich erheblich
auf das Verhalten und die Entwicklung des Kindes aus
[10,11,13,15-17].
• Ableitend aus dem Diskussionsteil der Studien wird auf die
Wichtigkeit des Einbezuges des Mannes während der
Schwangerschaft der Partnerin sowie postpartum verwiesen
[10,18].
Diskussion
Die Tatsache, Risikofaktoren für die Entstehung paternaler
postpartaler Depression zu haben, bedeutet nicht zwangsläufig, daran zu erkranken. Zur primären Prävention sollten daher die persönlichen und familiären Schutzfaktoren erhoben
und gestärkt werden. Da sich die paternale postpartale Depression auf die Entwicklung und das Verhalten von Kindern
auswirken kann, sollte die Familie begleitet sowie unterstützt
werden. Zudem sollte die Vater-Kind-Interaktion gestärkt werden.
Schlussfolgerungen
Die Familie stellt ein ganzheitliches System dar, welches während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett umfassend durch die Hebamme betreut und begleitet werden sollte.
Dabei sollen Schutz- und Risikofaktoren erfasst, Erwartungen
und Ängste rund um das Elternsein angesprochen und über
das Vorkommen der paternalen postpartalen Depression aufgeklärt werden. Die EPDS sollte standardmässig bei Frau und
Mann erfasst werden. Die Mutter sowie der Vater sollen in ihrer
neuen Rolle unterstützt und wertgeschätzt werden.
Quellen: [1] Salis, B. (2007). Psychische Störungen im Wochenbett: Möglichkeiten der Hebammenkunst (1st ed.). München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. [2] Bridler, S. (2008). Postpartale Depression. Wie Sie Hilfe finden und was
Sie selber tun können. (1st ed.) Zürich: Pro Mente Sana-Service. [3] Löffler, C., & Wagner, B., & Wolfersdorf, M. (2012). Männer weinen nicht. Depression bei Männern. Anzeichen erkennen, Symptome behandeln, Betroffene unterstützen. München: Goldmann. [4] Paulson, J. F., & Bazemore, S.D. (2010) Prenatal and postpartum Depression in Fathers and its association with maternal Depression - A Meta-analysis. Journal of the American Medical Association, 303(19), 1961-1969. [5]
Cox, J., & Holden, J. (2005). Perinatal Mental Health: A Guide to the Edinburgh Postnatal Sclae (EPDS) (2nd. ed.). Glasgow, UK: Bell & Bain Limited. [6] Edmonson, O., Pychogiou, L., Vlachos, H., Netsi, E., & Ramchandani, P. (2010). Depression in fathers in the postnatal period: Assessment of the Edinburgh Postnatal Depression Scale as a screening measure. Journal of Affective Disorders, 125, 365-368. doi:10.1016/j.jad.2010.01.069 [7] Heller, J. (2013). Resilienz. 7 Schlüssel für
mehr innere Stärke. München: Gräfe und Unzer Verlag. [8] Hill Rice, V. (2005). Stress und Coping. Lehrbuch für Pflegepraxis und -wissenschaft (P. Muijsers, Trans.). Bern: Huber Verlag. (Original work published 2000). [9] Perren, S., von Wyl, A.,
Bürgin, D., Simoni, H., & von Klitzing, K. (2005). Depressive symptoms and psychosocial stress across the transition on parenthood: associoations with parental psychopathology and child difficulty. Journal of Psychosomatic Obstetrics & Gynecology, 26(3), 173-183. doi:10.1080/01674820400028407 [10] Ramchandani, P.G., Stein, A., O’Connor, T.G., Heron, J., Murray, L., & Evans, J., (2008a). Depression in men in the postnatal period and later child psychopathology: a population
cohort study. Journal of the American Academy of Child Adolescent Psychiatry, 47(4), 390-398. doi:10.1097/CHI.0b013e31816429c2 [11] Ramchandani, P.G., O’Connor, T.G., Evans, J., Heron, J., Murray, L., & Stein, A. (2008b). The effects of
pre- and postnatal depression in fathers: a natural experiment comparing the effects of exposure to depression on offspring. The Journal of Child Psychology and Psychiatry, 49(10), 1069-1078. doi: 10.1111/j.1469-7610.2008.02000.x [12] Bielawska-Batorowicz, E., & Kossakowska-Petrycka, K. (2006). Depressive mood in men after the birth of their offspring in relation to a partner’s depression, social support, father’s personality and prenatal expectations. Journal of Reproductive
and Infant Pschyology, 24(1), 21-29. doi:10.1080/02646830500475179 [13] Ramchandani, P.G., Psychogiou, L., Vlachos, H., Iles, J., Sethna, V., Netsi, E., & Lodder, A. (2011). Paternal Depression: an examination of its links with father, child
and family functioning in the postnatal period. Depression and Anxiety, 28, 471-477. doi:10.1002/da.20814. [14] DeMontigny, F., Girard, M., Lacharité, C., & Dubeau, D. (2013). Psychosocial factors associated with paternal postnatal depression.
Journal of Affective Disorders, S0165-0327(13), 1-6. doi:10.1016/j.jad.2013.01.048 [15] Ramchandani, P.G., Stein, A., Evans, J., O’Connor, T.G., & ALSPAC study team (2005). Paternal depression in the postnatal period and child development:
a prospective population study. The Lancet, 365, 2201-2205. [16] Paulson, J.F., Dauber, S., & Leiferman, J.A. (2006). Individual and Combined Effects of Postpartum Depression in Mothers and Fathers on Parenting Behavior. Pediatrics, 118(2),
659-668. doi:10.1542/peds.2005-2948 [17] Fletcher, R.J., Feeman, E., Garfield, C., & Vimpani, G. (2011). The effects of early paternal depression on children’s development. Medical Journal of Australia, 195, 685-689. doi:10.5694/mja11.10192
[18] Serhan, N., Ege, E., Ayranci, U., & Kosgeroglu, N., (2012). Prevalence of postpartum depression in mothers and fathers and its correlates. Journal of Clinical Nursing, 22, 279-284. doi:10.1111/j.1365-2702.2012.04281.x Bildnachweis:
http://www.gettyimages.ch
Kontakt: [email protected]; [email protected]; www.gesundheit.bfh.ch
Herunterladen