©Bundesforschungszentrum für Wald, Wien, download unter www.zobodat.at Ueber die Riese constanter Fallgeschwindigkeit. Von Ingenieur Friedr. Steiner,1) Docent ara Wiener Polytechnikum, sowie an der Hochschule für Bodencultur. Die von K. Petraschek gemachten Mittheilungen über das Gefälle der Riesen als Grundlage benützend, möge es gestattet sein, hieran einige Bemerkungen über denselben Stoff zu schliessen. Während im Interesse rascher Bringung die Aufrechthaltung einer möglichst grossen Geschwindigkeit liegt, fordert die Rücksicht auf thunlichste Schonung des Holzes, dass eine gewisse Grenze derselben nicht überschritten werde. Es erscheint mithin als rationellste Linie für die Anlage einer Riese jene, auf welcher sich das Holz mit der gestatteten Maximalgeschwindigkeit gleichförm ig bewegt. Ist die Trace eine Gerade, so wird diess erreicht, wenn man der Riese ein Gefälle gibt, das dem Reibungscoefficienten für die Bewegung der abzuriesenden Holzform entspricht. Die Terrainverhältnisse erlauben in den seltensten Fällen die praktische Durchführung einer solchen Linie und zwingen entweder, abweichend von dem oben ausgesprochenen Principe, Riesen mit wechselndem Gefälle anzulegen oder Bogen einzuschalten. In der Curve aber bieten sich der Bewegung des Holzes neue Widerstände. Besitzt die Riese in ihr dasselbe Gefälle wie in der Geraden, so wird sich die Geschwindigkeit verringern, diese verminderte Geschwindigkeit wird in die folgende Strecke hinüber genommen, Betriebsstockungen werden wahrscheinlicher, die Bringungsdauer verkürzt sich. Durch Verm ehrung des Gefälles der Riese in der gekrüm m ten Strecke besitzt man ein Mittel diesem Uebelstande vorzubeugen, und es soll Aufgabe dieser Zeilen sein zu untersuchen, um wie viel das Gefälle einer Riese im Bogen von gegebenem Radius vergrössert werden muss, damit für eine bestimmte Holzform, Riesgattung und Bringungs­ geschwindigkeit letztere selbst constant bleibe. Die Frage findet ihr Analogon in der Ermittlung der Linie constanten Widerstandes für die Bergfahrt bei Eisenbahnen, welche in neuester Zeit mehrfach mit Erfolg zur An­ wendung gekommen und in jenen Regeln des Wegebaues, die eine Verminderung der Steigung in gekrümmten Strecken einer Strasse als rationell bezeichnen, obwohl speciell auf diesem Gebiete ausreichende Versuche fehlen, die eine vollständige Lösung des Problems gestatten. 1) Herr S t e i n e r wurde im Sinne des §. 5 unseres Statutes für die Vornahme einzelner Versuche und Untersuchungen gewonnen. ©Bundesforschungszentrum für Wald, Wien, download unter www.zobodat.at 158 , .. ^ “ Ch ,a “ f dcm F e ld e d e r E ie 8 w e rk e ist d ies le id e r d e r F a ll, d a u n seres W issens diessbezughche V ersu ch e n ic h t v o rlie g e n , es ist d a h e r au ch h ie r ein e en d g iltig e E rledigung der A ufgabe n ic h t m öglich u n d soll d ie se lb e n u r so w eit z u r S p ra c h e kom m en, als sie der theo retisch en B e h a n d lu n g zu g än g lich ist. Z u v o r a b e r m öge noch d e r Z w eifel in B e tra c h t gezo g en w erd en , ob eine derartig e Untersue m ng n ic h t ü b e rh a u p t zw ecklos sei, ob m an n ic h t au ch h ie r es dem p rak tisch en Gefühle ces erfa h ren en H o lzm eisters ü b e rla sse n solle, d as ric h tig e zu treffen ; d er ja die Curven in den seltensten Fällen als K reisb o g en ausstecken, son­ d ern ledig lich nach dem A u g en m asse Vorgehen wird. D ieselb en G ründe, welche ein e so rg fältig e und richtige F ix iru n g d er Serpentinena x e n im W aldw egebaue, ein ric h tig e s E in h a lte n bestimm­ te r G efälle bei Schlittwegen u n d B rin g u n g san stalten aller A rt fo rd e rn , entscheiden a u c h h ie r: d er Umstand, d ass, w ie au ch Petraschek b e m e rk t, n u r w enige jenen p ra k tisc h e n B lick besitzen, F ig. 1. d e r u n b e w u sst das wahre trifft, d ti U m stan d fe in e i, dass je d e s d e ra rtig e B a u w e rk um so v o llstä n d ig e r seinem Zwecke en tsp rich t, je m e h r es auch in th e o re tisc h e r H in sic h t d en A n fo rd e ru n g e n n ach k o m m t. W er kann den E in flu ss leu gn en , den die U eb e rtra g u n g th e o re tisc h e n tw ic k e lte r F o rd e ru n g e n a u f den E ise n b a h n b a u gen o m m en , w as ist a b e r eine Riese a n d e rs als ein e E ise n b a h n im w eite ren Sinne, be­ trie b e n von d em b illig sten M otor — d e r S c h w e re E in e H a u p tu rsa c h e , dass gew isse R egeln bei a lle r W ic h tig k e it so sch w er in die P ra x is dringen, lieg t oft in d e r C o m p licirth e it d er F o rm , in der sie ersch ein en . E s soll d a h e r g e tra c h te t w erden, das E nd­ re su lta t m ö g lic h st ein fach , dem p rak tisch en Be­ d ü rfn isse en tsp re c h e n d zu g esta lten . B eifo lg en d e F ig u r 1 v ersin n lich e die Trace Fig. 2. . _ e in e r R iese: A B die als G erad e p ro je c tirte Strecke igungsw inkel a gegen die H o rizo n tale, w obei t g x = f dem R eibun g scoefficien ten der B ew egung. H heil B C sei als G urve n a c h d e r in d e r P ra x is ü b lich en W eise so ausgesteckt, ass seine H o n zo n talp ro jec tio n ein en K re isb o g e n vom R a d iu s r bilde. an e n e ic h t <^ eS8> indem m an die bei d er B o g e n a u sste c k u n g in B e tra c h t kom m enden i aasse stets als h o rizon tale S tre c k e n a u fträ g t. D ie ein zeln en E le m en te dieses B ogens seien ©Bundesforschungszentrum für Wald, Wien, download unter www.zobodat.at 159 unter dem constanten Winkel a gegen den Horizont geneigt. A C repräsentirt dann eine gewöhnliche Schraubenlinie. Auf den innerhalb B C herabgleitenden Körper wirken das lothrecht nach abwärts ziehende Gewicht G und die in der Richtung des Krümmungsradius der Bahn nach aussen drängende Centrifugalkraft F. G zerlegt sich in zwei Componenten G sin a' und G cos a', erstere tritt als bewegende Kraft auf, letztere, der Normaldruck, erzeugt eine der Bewegung entgegenwirkende Reibungscomponente f G cos a'. Aber auch die Fliehkraft verursacht einen gleichgerichteten Wider­ stand f F. Soll die Bewegung eine gleichförmige bleiben, so muss die bewegende Kraft G sin a' der Summe der Widerstände gleich sein, wir haben 1) G sin öl1 = f G cos oc' -j- f F Nun ist aber G v2 F = gr' wenn g die Beschleunigung der Schwere, r* den Krümmungsradius der Bahn im fraglichen Punkte, v die Geschwindigkeit bezeichnet, mit welcher sich der Körper bewegt. r ‘ ist bei der Schraubenlinie constant und zwar gilt , = Setzen wir noch 2) fg r cos2 a' «' = / + ? indem wir mit 9 jene Grösse bezeichnen, um welche der Reibungscoefficient, respective die Tangente des Reibungswinkels für die Gerade, in der Curve vergrössert werden muss, damit die Bewegung des Holzes in derselben eine gleichförmige bleibe; so erhält man aus 1) nach kurzer Reduction, die Gleichung nach 9 geordnet Die Auflösung der Gleichung würde bei bekannten v, f und r direct den Werth 9 geben. Der Ausdruck ist jedoch für den praktischen Gebrauch viel zu complicirt, wir schlagen daher, um eine Näherungsregel zu gewinnen, folgenden Weg ein und schreiben: r f _ = i v2 l |A + ( / + ? ) 2 Nach P etraschek’s Versuchen ist bei der Trockenriese für Dreilinge und harte Scheiter / = 04, setzen wir ausserdem nach seinen Angaben als zulässige Geschwindigkeit v — 10 Meter, so erhält man für 9 = 0-01 0-03 0-06 0-09 0-12 f - = 0-106 9 0-107 9 0-108 9 0-109 9 0-110 9. Trägt man die Werthe von - - als Abscissen die zugehörigen Grössen von 9 als Ordinaten auf, so sieht man, dass die einzelnen Punkte nahezu in eine Gerade fallen, was übrigens der Umstand, dass die bei 9 erscheinenden Coefficienten wenig differiren, sofort erklärt. Setzen wir mit einer für den vorliegenden Zweck vollständig ausreichende Genauigkeit / 0-11 ® ©Bundesforschungszentrum für Wald, Wien, download unter www.zobodat.at 160 so haben wir mit Rücksicht auf (2) die kurze Näherungsregel (i + ~ ) f Mit Bezug auf die Petraschek’schen Coefficienten lassen sich, in derselben Weise vor­ gehend, nachstehende einfache Regeln aufstellen: Ist f die Tangente des Reibungsw inkels für die Bewegung auf gerader Bahn, respective das Gefälle einer geraden R iesstrecke, so verm ehre man das­ selbe mit R ücksicht auf den durch die C entrifugalkraft erzeugten Widerstand in der Curve für Dreilinge-, harte und weiche Scheiter-B ringung bei Eis-, Schnee- und N assriesen um 10 .f r 9 . f. bei Trockenriesen um — r J Hiebei ist eine Maximalgeschwindigkeit von 10 Meter vorausgesetzt. Für eine Geschwindigkeit von v Meter sind die erhaltenen Werthe noch mit dem Verhältniss 100 zu multipliciren. Diess gibt für die dem Gefälle in der Curve zuzuschlagende Grösse bei Stämmen und Klötzen unter Voraussetzung einer Maximalgeschwindigkeit von 4 Meter bei Eis-, Schnee- und Nassriesen 1-6 r •f i-4 bei Trockenriesen . r • /• Ausser dem Widerstande, der durch die vermehrte Reibung erzeugt wird, kommt bei der Bewegung in der Curve noch ein w eiterer F actor hinzu, der ebenfalls zu beachten ist. In Praxis tritt nämlich an Stelle der reinen Curve ein aus geraden Stücken gebildetes Polygon. Beim Gleiten des Holzes stösst dieses durch die Centrifugalkraft nach aussen gepresst gegen die einspringenden Winkel und verliert dadurch an angesammelter Arbeit. Vielleicht setzen mich seinerzeit in Gemeinschaft mit Herrn Petraschek anzustellende Versuche in die Lage auch die Berücksichtigung dieses Einflusses auf die Bewegung in der Riese näher präcisiren zu können.