2_ Wahrnehmung

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2. WAHRNEHMUNG
Sinnessysteme (im Überblick):
Sinne
Sehen
(Visuelles System)
Hören
(Akustisches
System)
Geruchsinn
(Olfaktorisches
System)
Geschmacksinn
(Gustatorisches
System)
Hautsinne
(Somatosensorisches
System)
Reize
Lichtwellen
Farben, Formen,
Retina
Räum-lichkeit
Zapfen in der
Gestalten,
Töne, Klänge,
Riechstoffe
Nase
Riechzellen im
Düfte (z.B.
Geschmacksstoffe
Berührung
kraft)
System)
Stäbchen,
Haarzellen in der
System)
(Kinästhetisches
Empfindungen
Ohr
Krafteinwirkungen
Bewegungssinn
Auge
Rezeptoren
Schallwellen
Gleichgewichtssinn
(Vestibuläres
Sinnesorgan
(z.B. Schwer-
Muskel-
bewegungen
Zunge
Haut
Innenohr
Basilarmembran
Geräusche
Riechepithel der
blumig, faulig,
Geschmacks-
Geschmacks-
Nase
stechend …)
knospen der
empfindungen
Nervenenden in
Berührung,
Zunge
der Haut
Haarzellen in d.
Bodengängen
(z.B. sauer …)
Schmerz,
Wärme, Kälte
Bewegung im
Raum,
des Ohres
Empfindung der
Muskeln,
Nervenfasern im
Bewegung und
Gelenke
apparat
Sehnen und
Bewegungs-
Schwerkraft
Orientierung von
Körperteilen im
Raum
2.1 Visuelle Wahrnehmung
2.1.1 Adaption
„All organisms, whether bacteria, oak trees, or whales, must be adapted to their
environment if they are to survive and reproduce. … In Order for its movement to be
regulated by the environment, an animal must be able to detect structures and events in
its surrounding”.
2.1.2 Gibson (1979)
- JAMES J. GIBSON (1904-1979): „Ökologischer Ansatz visueller Wahrnehmung“
„Principles of Direct Perception“:
•
•
All the information necessary for accurate perception is contained in the
environment
Perception is immediate and spontaneous
•
Perception and action cannot be separated, perception guides action and action
generated more new perceptual information
… Im Bild vorhandene Texturgradienten / optische Flussmuster sind Tiefenhinweise für
eine räumliche Interpretation
2.1.3 Marr (1982)
- DAVID C. MARR (1945-1980): „Computational Theory of Vision“
Dreidimensionale Betrachtung in Stufen:
1. Primär-Skizze = Erster Entwurf, in dem durch Analyse der Helligkeitsänderungen
Kanten, zusammenhängende Flächen und Oberflächenstrukturen nach Art einer
Strichzeichnung erkannt werden (Lichtintensitätswechsel, Fourier-Analyse)
2. 2 ½ D Skizze = Vektordarstellung der räumlichen Orientierung von Flächen auf-
grund binokularer Wahrnehmung (Erstes grobes Bild der dreidimensionalen Welt)
3. 3 D – Modell = Ergibt mit der Querdisparation der beiden retinalen Bilder eine
genaue Information über die Tiefe, sodass die Wahrnehmung trotz aller Augenund Körperbewegungen stabil bleibt
2.1.4 Biologische Grundlagen visueller Wahrnehmung
2.1.4.1 Auge
Licht als physikalischer Reiz für optische Wahrnehmungen dringt durch die schützende
Hornhaut in das Auge ein, Die Lichtmenge wird von der Pupille quantitativ reguliert und
von der Linse visuell so gebündelt, dass auf dem Augenhintergrund, d. Netzhaut (Retina)
ein scharfes (umgekehrtes) Bild des Reizes entsteht …
… In der Netzhaut:
•
•
120 Millionen Stäbchen (Peripherie) Hell-Dunkel-Wahrnehmungen
6 Millionen Zapfen (Zentrum) Farbwahrnehmung
2.1.4.2 Sehnerv – Thalamus – Sehstrahlung
Visuelle Information der Augen wird über die (teilweise kreuzenden) Sehnerven in die
lateralen Thalami (Corpus geniculatum laterale) geleitet und mündet danach über die
Sehstrahlung in den primären Sehkortex (Calcarina), in dem linkshemisphärisch das
rechte Gesichtsfeld und rechtshemisphärisch das linke Gesichtsfeld abgebildet wird …
… Von den Sehnerven zweigen Nervenbahnen ab, die in jene Kerngebiete des Hirn-
stammes führen (prätektale Region, Vierhügelplatte, pontine Retikulärformation), in
denen gemeinsam mit dem Frontalkortex die Augenbewegungen reguliert werden
2.1.4.3 Gehirn
(1) Visuelle Information wird im Cortex parallel nach den Aspekten Farbe, Bewegung,
Form und Tiefe verarbeitet
(2) Simultan ablaufende kortikale Verarbeitung visueller Reize mit einem parietalen
Pfad zur Lokalisation des Reizgeschehens (Wo?) und einem temporalen Pfad zu dessen
Interpretation (Was?) …
… V1, V2, V3 und V4 sind primäre, sekundäre und tertiäre visuelle Projektionsfelder im
Cortex, V5 (MT: mediotemporales Areal) ist ein Areal zur Richtungs- / Geschwindigkeitsbestimmung
2.1.4.4 Rezeptive Felder im Auge
Durch die laterale Verschaltung der Netzhautzellen hat jede Ganglienzelle ein relativ
großes Einzugsgebiet – das Gebiet, das alle auf eine individuelle Ganglienzelle wirkenden
Netzhautzellen umfasst, nennt man rezeptives Feld […]
2.1.4.5 Laterale Inhibition – „Spillmann-Täuschung“
Die Netzhaut kann den Unterschied in der Lichtintensität zweier nah beieinander
liegender Punkte übertreiben – sie kann den Kontrast verstärken; dies geschieht durch
die Hemmung der Aktivität benachbarter Photorezeptoren und Ganglienzellen: durch
laterale Inhibition […]
2.1.4.6 Kortikale Detektoren
= Zellen, die durch bestimmte Reizmerkmale aktiviert werden […]
2.1.5 Gestaltwahrnehmung
- Gestaltgesetze („Kohärenzfaktoren“):
a) Nähe
b) Ähnlichkeit
c) Kontinuität
d) „Gute Gestalt“
e) Gruppierung
f) Verbundenheit
g) Synchronizität
- Figur-Hintergrund-Unterscheidung:
a) Umschlossenheit
b) Symmetrie
c) Ausbauchung (Konvexität)
d) Querstreifung
e) Helle Flächen
(Bsp.: Schwarze Vielecke = „THE“ […] / „Phantomfiguren“)
2.1.6 Objektwahrnehmung
Komponenten von Objektwahrnehmungen: Repräsentation von Objekten anhand von
verallgemeinerten Kegeln („cones“)
- IRVING BIEDERMAN: „Recognition-by-components Theory“ (Welches sind die geometrischen Grundelemente der Objekterkennung?):
•
„Geons“ (geometric icons) sind grundlegende Komponenten von Figuren
•
Es gibt etwa 36 unterschiedliche Geone (ähnlich wie es 44 Phoneme in d. Sprache
•
Konkave (nach innen gewölbte) Konturverläufe führen zu einer Segmentierung
gibt): Blöcke, Zylinder, Bögen, …
von Figuren (Ecken, Einschnitte, Einbuchtungen, Einschnürungen): „Eckendetektion“
(Sprachsegmentierung: diES, erS AtZ Is tsCHwI – eRIgz ulES en)
… aufeinander folgende Phasen der kognitiven Re-/Konstruktion von Objekten:
1. Kodierung von Ecken (von konkaven Bereichen in Konturen)
2. Identifikation von Komponenten (z.B. von Geonen)
3. Gruppierung von Figurelementen zu Figuren höherer Ordnung (z.B. Gestalten)
4. Vgl. der konstruierten Figuren mit gespeicherten Figuren / Strukturen (z.B.
Objekten)
5. Zugriff auf semantisches Wissen (z.B. Material, Gewicht)
- Beleuchtungseffekte Die Struktur ist bzgl. der horizontalen Mittelachse exakt sym-
metrisch, dennoch erscheinen Kreise, deren obere Hälfte hell ist, nach vorne ausgebaucht
und solche, die im unteren Bereich hell sind, als Kuhlen; wenn man die Seite auf d. Kopf
dreht, kehren sich die vermeintlichen Ausbauchungen um
- ULRIC NEISSER: „Analyse durch Synthese“ (z.B. Sternbilder)
2.1.7 Gesichtswahrnehmung
- BRUCE / DESIMONE / GROSS (1981):
Antworten eines Neurons im inferotemporalen Cortex eines Affen; dieses Neuron
antwortet am besten auf ein vollständiges Gesicht; entfernt man in der Darstellung die
Augen, so sinkt die Antwortrate; auf zufällig verteilte Liniensegmente antwortet das
Neuron nicht
- Eye Memory:
•
•
•
Einzelmerkmal (isolated features)
Konfiguration (configurations, relations)
Gesamteindruck (abstract holists)
- „Gesichtsinversions-Effekt“ = Um 180° gedrehte Abbildungen von Gesichtern
werden schwerer wieder erkannt
- „Thatcher-Gesichter“ = Gesichtsaufnahmen werden auf d. Kopf stehend dargeboten,
wobei Mund und meistens auch die Augen in normaler Position (= um 180° gedreht) in
das Gesicht projiziert sind
- „nature“ vs. „nurture“ = natürliche Veranlagung gegen Entwicklungsumwelt
2.1.8 Raumwahrnehmung
Tiefencues (im Überblick):
Monokulare Tiefencues
Binokulare Tiefencues
Verdeckung von Objekten
Querdisparation
Akkomodation der Augen
Relative Größe
Bewegung der Objekte
(Optische Flussmuster)
Höhe im Gesichtsfeld
Konturschärfe und Kontrast
Texturgradienten
Konvergenz der Augen
(Retinale Disparität)
Informationen für räumliche
0–2m
Akkomodation der Augen
X
Verdeckung von Objekten
X
Tiefe
Konvergenz der Augen
Relative Größe
Bewegung der Objekte
(Flussmuster)
Querdisparation
(Retinale Disparität)
2 – 30 m
über 30 m
X
X
X
X
X
X
X
X
Höhe im Gesichtsfeld
Konturschärfe und Kontrast
Texturgradienten
X
X
X
X
X
X
X
X
X
2.1.8.1 Akkomodation und Konvergenz der Augen
Unterscheidung:
•
•
gekreuzte Querdisparation = Objekte, die vor dem Horopter liegen
ungekreuzte Querdisparation = Objekte, die hinter dem Horopter liegen
… Abbildungen auf der Netzhaut bewegen sich nach innen (zur Nase hin), wenn sich das
Objekt entfernt
(„Horopter“ griechisch: hóros = Grenze; optēr = Späher)
2.1.8.2 Verdeckung von Objekten (Höhe im Gesichtsfeld)
Durch die Verdeckung wird angezeigt, dass die Vase hinter dem trichterförmigen Glas
steht […]
2.1.8.3 Relative Größe von Objekten
Wir nehmen die relativen Tiefen dieser drei Tennisbälle entsprechend ihrer Größe wahr
[…]
2.1.8.4 Bewegung von Objekten (Optische Flussmuster)
Visuelle Flussmuster bei verschiedenen Eigenbewegungen / Fixationspunkten […]
(Bsp.: Zugfahrt)
2.1.8.5 Retinale Disparität – Querdisparation
Lichtstrahlen von Objekten, die sich näher/ferner vom fixierten Objekt befinden, fallen
auf „disparate“ (= einander in beiden Augen nicht entsprechende) Netzhautstellen
(Bsp.: „3-D-Filme“ / „Autostereogramme“ bzgl. retinaler Disparität)
2.1.8.6 Relative Höhe
Unter sonst gleichen Bedingungen werden …
•
Objekte unter dem Horizont, die im Gesichtsfeld weiter oben erscheinen, als
•
Objekte über dem Horizont, die im Gesichtsfeld weiter unten erscheinen, als
weiter entfernt gesehen
weiter entfernt gesehen
2.1.8.7 Konturschärfe und Kontraste
Wirkung der atmosphärischen Perspektive = Mit größerer Entfernung erscheinen die
Berge (s. Abb.) unschärfer […]
2.1.8.8 Texturgradienten
nach oben verengende Punktmuster, deren regelmäßiger Verlauf mit immer schmäler
werdenden Abständen eine zunehmende Entfernung der Punkte vom Betrachter simuliert
(andere Bsp.: „Visual Cliff“ / „Die Verkündung“ (Romano) = Linien, die in der Wirklichkeit
parallel verlaufen, laufen im Unendlichen an einem Fluchtpunkt zusammen)
2.1.8.9 Täuschungen
Versuch des Gehirns, flächige Darstellungen unter Heranziehung von Tiefenhinweisen
räumlich zu interpretieren; es entstehen Verzerrungen von Figuren / unmögliche Körperbeziehungen / simulierte Raumeindrücke aufgrund von:
•
•
•
überlagerten Texturgradienten
vorgetäuschten Überlappungen von Flächen
künstlich erzeugten disparaten Netzhautbildern mittels speziell berechneter zweidimensionaler Muster
… Bsp.:
•
•
•
„Impossible Figures“ ( Eschers Lithographie „Treppauf / Treppab“)
Ames’scher Raum ( Form des Raumes lässt beide Frauen unterschiedlich groß
erscheinen)
Höheneinschätzung ( Flugzeug)
•
•
•
•
Größenschätzung ( Kinder unterschätzen die Größe entfernter Gegenstände)
Mondtäuschung ( Mond scheint über dem Horizont größer zu sein als im Zenit)
Entfernungsschätzung ( Wahrgenommene / Tatsächliche Größe)
Spiralentäuschung
2.1.9 Bewegungswahrnehmung
Trotz ständiger Kopf-, Augen- und Körperbewegungen entsteht ein stabiler visueller
Wahrnehmungseindruck: Optokinetischer / Vestibulookulärer Reflex (z.B. Druck auf
das Auge, Schwindelgefühle nach heftigem Schaukeln / Walzertanzen)
(Arten visueller Wahrnehmung: Goldstein s. 284 Abb. 8.11)
2.1.9.1 Augenbewegungen (bei Fixierung von Punkten)
1. Nystagmus (Tremor)
2. Drift
3. Mikrosakkaden
4. Sakkadensprung (2 – 3 pro sec, ca. 5’ – 15°)
(Sakkaden Bildunterdrückung!)
… Blickbewegungsregistrierung („eye tracking“)
… Fovea centralis: ca. 1,5 mm (Sehwinkel: ca. 5°)
2.1.9.2 Stabilisierte Netzhautbilder („stabilized retinal images“)
Totale Stabilisierung eines Bildes führt zum „subjektiven Augengrau“
2.1.9.3 Reafferenzprinzip (Holst & Mittelstaedt, 1950)
Druck auf das Auge führt zu einer Bildverschiebung (Goldstein, s. 294 Abb. 8.24)
2.1.9.4 Phi-Phänomen
Zwei in Nachbarschaft kurz hintereinander aufleuchtende Lichtpunkte werden als
bewegt wahrgenommen […]
2.1.9.5 Bewegungsdetektoren
Modell eines einfachen Bewegungsdetektors: Aus den Eingangssignalen kann durch
Verzögerungsglieder, Multiplikatoren und Differenzbildung ein richtungsspezifisches
Bewegungssignal ermittelt werden
2.1.9.6 Biological Movements
Personen, die mit schwarzem Trikot bekleidet sind, an Rumpf und Extremitäten 12
schwache leuchtende Lämpchen angebracht haben u. sich in einem völlig abgedunkeltem
Raum herumbewegen, können von Betrachtern innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde
als „Mensch in Bewegung“ identifiziert werden
2.1.9.7 Bessere Wahrnehmung bewegter Objekte
Der Vogel wird „getarnt“, wenn man über das Blatt mit seiner Umrisslinie eine durch-
sichtige Folie mit Zufallslinien legt; Bewegt man das Blatt mit der Umrisslinie des Vogels
relativ zu diesen Linien, wird der Vogel wieder sichtbar (Goldstein s. 285 Abb. 8.12)
2.1.10 Farbmerkmalewahrnehmung
2.1.10.1 Dimensionen des Farbeindruckes
1. Farbwert (Frequenz bzw. Wellenlänge des Lichtes)
2. Sättigung (Reinheit einer Lichtfrequenz)
3. Helligkeit (Lichtintensität)
2.1.10.2 Überlebensvorteile durch Farbsehen
Bsp.: Ein Affe, der im Wald nach Früchten sucht, kann rote, gelbe oder orangene
Früchte vor dem Grün der Blätter leichter erkennen; In Schwarzweiß ist die Frucht viel
schwieriger zu entdecken, sodass einem farbenblinden Affen d. Futtersuche viel schwerer
fiele und er geringere Überlebenschancen hätte
2.1.10.3 Dreifarbentheorie („trichromatisches Farbsehen“)
historische Theorie zur Farbwahrnehmung im menschlichen Auge – Annahmen:
•
•
Aus farbigem Licht dreier Primärfarben kann man jede beliebige andere Farbe
mischen
Im Auge gibt es auch drei Typen von Rezeptoren, welche unterschiedlich empfindlich auf Licht verschiedener Wellenlängen reagieren:
Grau/Weiß wird wahrgenommen, wenn alle drei Rezeptoren-
Schwarz wird wahrgenommen, wenn keiner der Rezeptoren-
typen gleich stark angeregt werden
typen stimuliert wird
… Zapfendifferenzierung beim Vorfahren des Menschen etwa zw. 9 – 35 Millionen Jahre:
•
•
•
Primaten: 3 Zapfenarten
Hund, Rinder: 2 Zapfenarten ( Keine Grün-Rot-Unterscheidung)
Vögel: Mehr als 3 Zapfenarten
2.1.10.4 Gegenfarbentheorie
historische Theorie zur Farbwahrnehmung im menschlichen Auge – Annahmen:
•
•
Es existieren keine Mischfarben (z.B. „gelbliches Blau“)
Es gibt drei getrennte chemische Prozesse in der Netzhaut mit je zwei Gegenfarben ( Blau-Gelb, Rot-Grün und Schwarz-Weiß)
… Phänomene ( Nachweise):
1. Äußere Nachbilder in der Gegenfarbe
2. Innere Nachbilder in der gleichen Farbe
3. Farbenfehlsichtigkeit
~ außerdem:
•
•
Simultankontraste
Sukkzessivkontraste (Nachbilder)
2.1.10.5 Farbenfehlsichtigkeit („Farbenblindheit“)
1. Protanopie (Rotgrünblindheit) = Farben als Blau-Gelb-Kombination
Früher: „Rotblindheit“, ~1% aller Männer / 0,02% aller Frauen
2. Deuteranopie (Rotgrünblindheit) = Farben als andere Blau-Gelb-Kombinationen)
Früher: „Grünblindheit“, ~1% aller Männer / 0,01% aller Frauen
3. Tritanopie (Blaugelbblindheit) = Farben als Blau-Rot-Kombination
Früher: „Blaublindheit“, 0,001% der aller Männer / 0,001% aller Frauen
2.1.10.6 Zweiprozesstheorie („Dual-process theory“)
Besagt, dass sowohl die Dreifarbentheorie als auch die Gegenfarbentheorie existieren
und parallel zueinander ablaufen […]
2.2 Andere Sinne
2.2.1 Akustische Wahrnehmung
2.2.1.1 Schallmerkmale
1. Tonhöhe (Tonfrequenz)
2. Klangfarbe bzw. Geräuschqualität (Frequenzzusammensetzung)
3. Lautstärke bzw. Lautheit (Amplitude, Schalldruck)
… zu beachten:
•
•
Klang: Grundton + Obertöne (= ganzzahlige vielfache Frequenzen d. Grundtons)
weißes/farbiges Rauschen: Schnall mit allen/Teilbereichen von Frequenzbändern
2.2.1.2 Gehörorgan
s. Folie 15 (Literatur) / Schallbeispiele (Zeitfunktion) s. Folie 16
2.2.1.3 Tonotope Karte der Cochlea
Frequenzhörbereich (bei Kindern und Jugendlichen): 20 – 20000 Herz (s. Folie 17)
2.2.1.4 Lautstärkemaß (Schalldruckpegel in Dezibel)
•
•
•
•
•
•
Schalldruck*1 (p): In Pascal (Druck einer Kraft von 1 Newton auf Fläche von m2)
Untere Hörschwelle (p0): 2*10-5 Pascal (bei 1000 Hz)
Maß für Schalldruckpegel (Technik): 1 Dezibel (dB) = 1/10 Bell = 20 log (p/p0)
Die Zunahme von 20 dB entspricht einer Verzehnfachung des Schalldruckes
Zusatzbezeichnungen für spezielle Filter (z.B. dBA)
Schalldruck (= nicht Energie) ändert sich mit dem Abstand r im Verhältnis 1/r (6
dB bei Verdopplung des Abstandes)
*1 Schalldruck – Schallpegel Druck auf Trommelfell und Innenohr
Überblick:
dB
2.2.1.5 Lautstärken von Schallquellen
Schallquelle
0
Absolute Hörschwelle (Ton mit 1000 Hz)
40
Ruhiges Büro, Schulklasse
20
Leises Flüstern (1,5 m)
50
Unterhaltung im Restaurant, Bürolärm
70
Innengräusche eines Autos
60
Zimmerlautstärke (TV, 1 m)
80
Straßenecke mit viel Verkehr (7,5 m)
100
U-Bahn (7,5 m), Walkman
90
in der U-Bahn, Rasenmäher
110
Presslufthammer, Propellerflugzeug (7,5 m)
130
Großes Orchester in voller Lautstärke
120
Lauter Donner, Rockband (10 m)
140
Düsenflugzeug (25 m), Scherzschwelle
170
Ohrfeige (auf das Ohr), Handfeuerwaffe (50 cm)
160
Airbag-Entfaltung (50 cm)
2.2.1.6 Frequenznormiertes Lautstärkemaß: Phon
Maßeinheit der psychoakustischen Größe Lautstärkepegel; wird dazu benutzt, die
empfundene Lautstärke zu beschreiben, mit der ein Mensch ein Schallereignis als Hörereignis wahrnimmt (Abb. s. Folie 4)
2.2.1.7 Unerwünschter Schall: Lärm
(1) Physische Faktoren:
1. Lautstärke
2. Lautcharakteristik
3. Zeitverlauf
(2) Psychische Faktoren:
1. Vorhersagbarkeit
2. Emotional negativ besetzt
3. Geringe Kontrolle
4. Ablenkungsgrad
2.2.1.8 Spektrogramm / Sonagramm (Frequenzanalyse)
Darstellung des zeitlichen Verlaufs des Spektrums eines Signals (z.B. bei der Analyse
von Schallsignalen); stellt die Zusammensetzung eines Signals aus einzelnen Frequenzen
im zeitlichen Verlauf dar
(Spektrografische Musikanalyse s. Folie 7 / Hörniveau – Alter s. Folie 8)
2.2.2 Geruchsinn (Olfaktorisches System)
Geruchsrezeptoren:
•
Abkürzungen für Geruchsstoffe (z.B. Anis, Pfefferminze, Vanillin, Zitrus, Euka-
•
Nummerierung von Riechsinneszellen (etwa 1000 Typen)
lyptus)
2.2.3 Geschmacksinn (Gustatorisches System)
Rezeptoren: Zungenpapillen Geschmacksknospen Geschmacksinneszellen …
… 4 Grundwahrnehmungen:
•
•
•
•
Sauerrezeptoren
Salzigrezeptoren
Bitterrezeptoren
Süßrezeptoren
2.2.4 Körperwahrnehmungen (Somatosensorisch und kinästhetisch)
Rezeptortypen:
•
•
•
•
Mechanorezeptoren*2 (z.B. Berührung, Druck)
Chemorezeptoren (z.B. pH-Wert des Blutes)
Thermorezeptoren (z.B. Hitze, Kälte)
Nocirezeptoren (Schmerz)
*2 Eigenschaften:
•
Homunculi stellen die Lage der Rezeptoren in Bezug auf die jew. Körperteile im
•
Die Zwei-Punkte-Schwelle dient als Maß für die Dichte d. Tastrezeptoren in einem
Gehirn dar
Körperteil
2.2.5 Gleichgewichtssinn
Aspekte:
•
•
Vestibularorgan (Bogengänge, Utriculus, Sacculus)
Sensoren = Haarzellen
… Lageorientierung (Kooperation mit anderen Sinnen) Goldstein, S. 511 Abb. 13.14)
2.3 Zusammenfassung
1. Hauptfunktion der Wahrnehmung ist die Informationsaufnahme über verhaltensrelevante Umweltveränderungen
2. Wahrnehmung ist sowohl bottom-up als auch top-down organisiert (= elementare
Sinnesempfindungen werden zu Wahrnehmungen (Gestalten/Mustern) kombiniert
und durch Vgl. mit gespeicherten Wahrnehmungsinhalten (Vorstellungen)
identifizierte = „Analyse durch Synthese“)
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