Glarner Woche, Glarus Nord, 7.11.2012

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Mittwoch, 7. November 2012
Strahlen
glarner woche 3
bFortsetzung von Seite 1
Nicht immer wurden aber die Kristalle als
Sammlergut in Vitrinen gestellt. «Sie wurden
lange Zeit als Zusatz für Kristallglas verwendet oder für Kronleuchter geschliffen», erzählt Werner Hausmann. Seine Steine legt er
aber zu seiner Sammlung.
In Glarus erlaubt – in St. Gallen verboten
Wenn Werner Hausmann seinen Rucksack
mit den Strahler-Untensilien packt und in jene Gebiete, die für glänzende Steine bekannt
sind, fährt, sucht er nach ganz bestimmten
Stellen. «Nicht jede Gesteinsart birgt auch
Kristalle», verrät er. Im Glarnerland finde
man grösstenteils Kalkstein und darin seien
keine Bergkristalle vorhanden.
Bei Elm und im Gebiet um den Tödi sei es
ideal für die Strahlerei. Die grösste Kluft im
Kanton Glarus mit Quarz und Brookit sei
einst in Elm gefunden worden. «Diese Kristalle wurden im Naturhistorischen Museum
in Zürich ausgestellt», sagt Hausmann.
Wandert der Strahler mit seinem Werkzeug
im Rucksack durch die Natur, so achtet er auf
die Gesteinszusammensetzungen und Einschlüsse. Macht er eine Stelle aus, die auf
eine mögliche Kluft schliessen lässt, so legt
er Hand an. «Mit Maschinen geht gar nichts.
Das ist reine Knochenarbeit», sagt er. Denn
im Kanton Glarus sei das Strahlen mit
Maschinen oder gar Sprengstoff verboten.
Anders als in verschiedenen anderen Kantonen ist ansonsten das Strahlen im Kanton
Glarus erlaubt. In den Kantonen Uri, Grau-
Werner Hausmann und seine Sammlung.
Bild Gabi Heussi
Strahlen ist reine
Knochenarbeit –
Maschinen sind nicht
zugelassen.
Bild zvg
bünden und dem Tessin hingegen ist es nur
mit einem Patent erlaubt und in St. Gallen ist
es gänzlich verboten. Zu diesem Verbot gehört zudem auch das Suchen von Fossilien.
Der Ehrenkodex
Entdeckt ein Strahler eine Kluft, welche die
gewünschten Steine birgt, so kann er den Ort
für sich beanspruchen. Dazu lässt er, wenn
er nach Hause geht, einen Teil seines Werkzeuges vor Ort und legt nach Möglichkeit einen Zettel mit seiner Anschrift hinzu. Diese
«Reservation» gilt für zwei Jahre. «Pro Gebiet sind jedoch höchstens drei erlaubt», so
Werner Hausmann. «Dies ist im Ehrenkodex
der Strahlervereinigung so geregelt.»
In den zehn Punkten dieses Kodex’ wird
auch darauf hingewiesen, dass Schäden an
Kulturland, Wald, Strassen, Wegen und anderen Einrichtungen zu vermeiden sind und
die Such- oder Fundstelle in bester Ordnung
und Sauberkeit zurückzulassen sind. Weiter
ist geregelt, dass bedeutende oder wissenschaftlich interessante Funde und Fundorte
zu Forschungszwecken einem Wissenschaftler oder einer wissenschaftlichen Institution
gemeldet werden sollen.
Immer kleiner
Für den Strahler Hausmann ist es jedesmal
ein bewegender Moment, wenn er auf einen
Kristall stösst. «Das sind riesige Emotionen,
die da hochkommen.»
Bei der Vorstellung, dass diese Steine vor vielen Millionen Jahren entstanden und nun
zum ersten Mal ans Tageslicht gekommen
sind, sei er jedesmal sehr berührt.
Aus Platzgründen hat er sich in den letzten
Jahren vermehrt auf die Suche nach MikroMineralien gemacht. Diese, zum Teil nur mit
dem Mikroskop sichtbaren Mineralien, findet er unter anderem auch auf der Mürtschenalp, wo zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch Kupfer abgebaut wurde. «Diese
Mikromineralien sind ebenfalls überwältigend», sagt er und greift dabei zu einem
Stein, über den eine feine, fast kitschig blaue
Ader verläuft – ein Azurit von der Insel Elba
in Italien.
Im nächsten Fach seiner Sammlung liegt ein
Zeunerit. Seine grünen Plättchen sind ebenfalls nur unter dem Mikroskop sichtbar. Auch
sie sind vor Jahrmillionen entstanden und
bewegen mit ihrem Strahlen jeden Betrachter.
EIN BERGKRISTALL
ENTSTEHT
Ähnlich wie alles Leben einem steten Wandel unterzogen ist, entstehen, wachsen
und wandeln sich auch Minerale. Die meisten entstanden und entstehen auch heute
noch in den Tiefen der Erde, dort, wo grosser Druck (Tausende von Bar) und hohe
Temperaturen (zirka 900 bis 1300 Grad)
herrschen. In dieser Tiefe liegt der Bereich
der glühenden, flüssigen Silikatschmelze,
die wir Magma nennen. Gelangt das glühende Magma in höhere und kühlere
Schichten der Erdkruste, nimmt die Temperatur ab und die Minerale entstehen.
Quarz entsteht durch Kristallisation aus
silikatischen Gesteinsschmelzen, ist aus
diesem Grund häufig auch Bestandteil
magmatischer Gesteine. Mitunter findet
sich Quarz in Gängen und in Drusen. Kristalle bilden sich, wenn genügend Platz im
Gestein vorhanden ist.
VERWENDUNG
Quarz und dessen Varietäten sind beliebte
Schmuck- und Dekorminerale. Pulverisiert
wird Quarz als Zusatzstoff in Waschmitteln,
Zahnpasta, Farben und Glas verwendet.
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