30 Teil 2 Nachgefragt Teil 1 in der sgabe: vergangenen Au ents, m ru National Inst OPC Foundation, Softing Thema des Monats: Viel mehr als Die Interviews führte Ines Näther Ziel der OPC Foundation ist es, OPC UA in den nächsten Jahren zum weltweit akzeptierten Standard für das Internet der Dinge voranzutreiben. Welche Aufgaben und Funktionen kann er in der künftigen Industrie 4.0 erfüllen? Wir haben uns in der Branche umgehört. Industriekommunikation 4.0? Wegen seiner Durchgängigkeit über alle Unternehmensebenen hinweg wurde der OPC-UA-Standard schon seit Jahren als heißer Kandidat für die Datenkommunikation in der Industrie 4.0 gehandelt. Jetzt ist er als Referenzarchitektur gesetzt. Was präsentiert OPC UA damit nun für I4.0? Stefan Schönegger: OPC UA bietet sich als Kommunikationsprotokoll oberhalb der Steuerungsebene bis zu ERP-Systemen an. Das Protokoll ist offen, unabhängig und wurde mittlerweile von allen großen Steuerungsherstellern implementiert. Damit ermöglicht es einen einfachen, herstellerübergreifenden Datenaustausch. Das ist eine der Grundvoraussetzungen für Industrie 4.0. Unterhalb der Steuerungsebene besteht jedoch häufig ein sehr hoher Anspruch an die Geschwindigkeit und an die Synchronität der Datenübertragungen. Es kann gravierende Auswirkungen haben, wenn Daten nicht rechtzeitig ankommen. Dort eingesetzte Protokolle müssen zuverlässig in harter Echtzeit mit Zykluszeiten von deutlich unter 1 ms arbeiten. Powerlink Arbeitet im Mikrosekunden-Bereich und ist daher die ideale Ergänzung zu OPC UA. David Eisl: OPC UA besteht aus einer Reihe von Spezifikationen, die in enger Zusammenarbeit von Herstellern, Anwendern und Konsortien entstanden sind, um den reibungslosen Datenaustausch in der Industrie zu sichern. Im Abschlussbericht des Arbeitskreises Industrie 4.0 der acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, wird der Standard als Schlüsseltechnologie für die neu entstandenen Smart Factories bezeichnet. Bei dieser neuen Generation der Fabrikautomation bringt das Produkt selbst seine Fertigungsinformation zum Beispiel auf einem RFID Chip mit. Anhand dieser Information wird auf unterster Feldebene der Weg des Produkts gesteuert und die Fertigungsanlage an das jeweilige Produkt angepasst. Informationen wie zum Beispiel Produktionsstatus, Fertigstellung oder Lagerort des Produktes werden in der Maschinen- und Anlagen-Steuerung verarbeitet und über OPC UA an den Leitrechner weitergegeben. Für die Industrie 4.0 repräsentiert OPC UA damit eine international standardisierte Lösung zur horizontalen und zur vertikalen Integration von Anlagen und Systemen. Wir stellen die OPC UA Server Software für unsere Steuerungen bereit und ebnen dadurch unseren Kunden den Weg zur Industrie 4.0. Wer schließt sich an? Wie groß ist der Einflussbereich von OPC UA bereits heute und wie wird er sich zukünftig erweitern? Welche weiteren OPC-UA-Companion-Standards wird es zusätzlich zu den bereits bestehenden – wie AIM OPC UA; MES D.A.CH – geben? Und gibt es eine Konkurrenz-Situation mit dem IIC? Stefan Schönegger: Viele B&R-Kunden setzen bei Neuentwicklungen bereits heute auf OPC UA, wir können davon ausgehen, dass in wenigen Jahren ein Großteil der Linien und Anlagen mit OPC UA kommunizieren werden. Daher sollte auch jeder branchenspezifische Standard in der Fabrikautoma- Bild: B&R Darek Kominek: Kurz gesagt, Industrie 4.0 erfordert Fabriksysteme, die fähig sind auf horizontaler Ebene miteinander zu kommunizieren. Gleichzeitig müssen diese Systeme so intelligent sein, dass sie, basierend auf Daten die sie horizontal mit höheren Unternehmensebenen austauschen, ihre eigenen Entscheidungen treffen können. OPC UA spielt sowohl für die Kommunikation horizontal als auch vertikal eine Rolle. Es ermöglicht unterschiedlichen Fertigungsbereichen auf sichere und einheitliche Art und Weise eigene Daten darzustellen sowie systemfremde Daten ‚verständlich‘ zu erfassen und in den eigenen Kontext zu integrieren. Damit reden wir im Kern über wirkliche M2M-Kommu- nikation – eine der wesentlichen Säulen von Industrie 4.0. OPC UA schafft hierfür die Grundlage. Es erlaubt Multi-VendorSystemen in der Fabrikhalle die Kommunikation untereinander, um sich gemeinsam über das ‚Wie wird etwas produziert‘ auszutauschen, basierend auf der ‚Was soll produziert werden‘Vorgabe höherer Unternehmensebenen. Unsere Experten www.elektrotechnik.de 7/8.2015 Stefan Schönegger: Marketing Manager bei B&R Nachgefragt 31 ein Datenprotokoll tisierung mit OPC UA umgesetzt werden. Die OMAC hat sich bereits auf OPC UA festgelegt, ähnliches würde sich zum Beispiel für die EUROMAP empfehlen. Wir könnten uns gut vorstellen, an der Umsetzung mitzuarbeiten. Auch das IIC täte gut daran, OPC UA als alleinigen Standard zu unterstützen. Darek Kominek: Die Bedeutung, die OPC UA für die Industrie hat, nimmt schnell zu. Obwohl viele Anwender des klassischen OPC-Standards seit einigen Jahren OPC UA und dessen Vorteile kennen, hat erst das rasante Wachstum des IoT, des Internet of Things, den Fokus auf und den Bedarf an OPC UA in der Industrie extrem verstärkt. Das IoT bietet vielfältige neue Geschäftsmodelle und Möglichkeiten – und so sind Unternehmen aus den Bereichen Telekommunikation und IT bis hin zu Anbietern von ERP-Systemen an neuen Möglichkeiten interessiert, sicher auf ihre Daten aus jeder Unternehmensebene zugreifen zu können. Derartige Datenverbindungen müssen effizient, flexibel, zuverlässig und sicher sein. Basierend auf diesen Erwartungen zeigt OPC UA seine Vorteile: Die Lösung wurde für diese Art von Anforderungen entworfen und verfügt über die benötigte Vielseitigkeit, so dass OPC UA ein tragbarer de facto Standard ist, auf den Unternehmen setzen können. Angelehnt an Gespräche die ich mit Tom Burke, dem Präsidenten der OPC Foundation, geführt habe, würde ich die Beziehung zwischen dem Industrial Internet Consortium (IIC) und der OPC Foundation als partnerschaftlich und nicht konkurrierend bezeichnen. Erstmals evaluiert das IIC verschiedene Technologien der Datenvernetzung im Bereich des Industrial Internet of Things und OPC UA wird in naher Zukunft mit aufgelistet sein. Was sind die heißen Themen? Stichworte Standardisierung, Cloud Computing, Datensicherheit, komplexe Systeme beherrschen, Echtzeit – wo herrscht noch Handlungsbedarf? Was ist in der Industrie 4.0 in puncto Software-Schnittstellen noch nötig? Stefan Schönegger: Die Umsetzung von ‚time-sensitive networking‘ ist ein sehr wichtiges Thema. Damit ließe sich OPC UA auch für die Linienkommunikation in weicher Echtzeit einsetzen. Weitere wichtige Herausforderungen bei der Umsetzung von Industrie 4.0 sind die Auswertung großer Datenmengen, Stichwort Big Data, und die Sicherheit von Kommunikationsnetzwerken. B&R bietet zum Beispiel mit seinen Aprol Solutions und dem hochsicheren PowerlinkProtokoll bereits heute Lösungsmöglichkeiten für diese Herausforderungen. Darek Kominek: Wie bei dem iPhone ist die Frage nicht immer welche einzelnen Technologien dahinter stecken. Vielmehr geht es darum, wie man die einzelnen Teile miteinander kombiniert, um einen Nutzen zu schaffen, der mehr ist als die Summe seiner Teile. Das IoT ist vielversprechend, benötigt jedoch eine Menge Technologien, die zusammen agieren müssen, um diese Vision und daraus resultierende Vorteile für Unternehmen zu erreichen. Die Rolle von OPC UA bei all dem ist es, eine sichere und effiziente Möglichkeit zu liefern, Daten von nahezu jeder Quelle einheitlich darzustellen und für andere verwertbar zu machen. Bild: Sigmatek Bild: Matrikon OPC David Eisl: Führende Hersteller in der Automatisierungsbranche arbeiten an einem leistungsfähigen Kommunikationsstandard zur Umsetzung der Fabrik der Zukunft. Als Plattform in Deutschland dient Industrie 4.0, die bei der KommunikationsArchitektur auf OPC UA setzt. Der Einflussbereich von OPC UA ist somit sehr hoch und wird sich in Zukunft durch Erweiterungen wie Time Sensitive Networks (TSN) noch vergrößern. Sigmatek ist in einer Arbeitsgruppe, die sich mit der für den Maschinenbau erforderlichen Erweiterung um Echtzeitfähigkeit beschäftigt. Das Ziel der OPC Foundation, in Bezug auf die OPC Companion Standards, ist es, Konsortien ausfindig zu machen, die Informationsmodelle zur Bewältigung von Aufgaben aus der Industrie beisteuern können. Es gibt zahlreiche Arbeitsgruppen bestehend aus OPC Mitgliedern und anderen Organisationen, die sich mit OPC UA Companion Standards beschäftigen. Auch das Industrial Internet Consortium, eine offene, internationale Non-Profit-Organisation, befasst sich intensiv mit dem Internet der Dinge und bietet so eine Alternative beziehungsweise Ergänzung zum OPC UA Standard. In wie fern hier eine Konkurrenzsituation besteht ist schwer zu sagen. Darek Kominek: Sr. Strategic Marketing Manager bei Matrikon OPC David Eisl, Ing. BSc: Produktmanagement Industrielle Kommunikation bei Sigmatek www.elektrotechnik.de 7/8.2015 32 Nachgefragt Bild: © GraphicCompressor - Fotolia David Eisl: Von Beginn an war eine der wichtigsten Anforderungen an OPC eine universelle Plattform zu schaffen, wo basierend auf einem IEC-Standard weitere, darauf aufbauende Standards gebildet werden können. Resultierend aus der zunehmenden Funktionalität, der zunehmenden Individualisierung von Produkten und der zunehmenden Dynamik in der Auslieferung werden Produktionssysteme immer umfangreicher und komplexer. Handlungsbedarf besteht hinsichtlich der Informationsmodelle bei Einbindung von Automatisierungskomponenten im Feld. OPC UA stellt das Protokoll und die Services bereit, sodass die Anwender auf reichhaltige Informationsmodelle zugreifen und komplexe Daten zwischen unabhängig entwickelten Anwendungen austauschen können. Obwohl bereits verschiedene wichtige Informationsmodelle wie Data Access oder Alarms & Conditions existieren, gibt es noch Handlungsbedarf und zwar bei der Identifizierung von Netzwerkkomponenten. Für Sigmatek als Steuerungshersteller ist grundsätzlich jede Art der Datenübertragung interessant, die unseren Kunden die Einbindung von Fremdsystemen und die Analyse von Prozessdaten ermöglicht. Doch auch OPC UA ist auf andere Technologien angewiesen, um spezielle Anforderungen zu meistern. Zwei davon sind UA-Daten in die Cloud zu transferieren und OPC UA immer näher an die Kontrollebene zu bringen, wo eine deterministische Kommunikation notwendig ist. Gegenwärtig laufen die Arbeiten in beiden Bereichen. www.elektrotechnik.de 7/8.2015 Vielen Dank ...