Inhaltsverzeichnis Verwendete Abkürzungen A EINLEITUNG B KENNTNISSTAND 1 Kupfer(II)-, Nickel(II)- und Zink(II)-Formiat-Komplexe; Synthese, Eigenschaften und Verwendung 2 Überblick über strukturell charakterisierte Formiat-Komplexe 3 IR–spektroskopische Untersuchungen an Metall(II)-Formiat-Komplexen C THEORETISCHER TEIL 1 Kupfer(II)-Formiat-Komplexe 1.1 Synthese und Reaktionsverhalten 1.2 IR-spektroskopische Untersuchungen 1.3 Einkristallröntgenstrukturanalyse 1.4 Thermogravimetrische und differenzkalorimetrische Untersuchungen 2 Nickel(II)-Formiat-Komplexe 2.1 Synthese und Reaktionsverhalten 2.2 IR-spektroskopische Untersuchungen 2.3 Einkristallröntgenstrukturanalyse 2.4 Thermogravimetrische und differenzkalorimetrische Untersuchungen 1 Inhaltsverzeichnis 3 Zink(II)-Formiat-Komplexe 3.1 Synthese und Reaktionsverhalten 3.2 IR-spektroskopische Untersuchungen 3.3 Einkristallröntgenstrukturanalyse 3.4 Thermogravimetrische und differenzkalorimetrische Untersuchungen 4 Mechanistische Studien zur thermischen Zersetzung der Cu(II)- und Ni(II)-FormiatKomplexe des Typs LM(O2CH)2 4.1 Kupfer(II)-Verbindungen 4.2 Nickel (II)-Verbindungen 5 Dikupfer(II)-Dicarboxylat-Komplexe 5.1 Synthese 5.2 IR-spektroskopische Untersuchungen 5.3 Einkristallröntgenstrukturanalyse D EXPERIMENTELLER TEIL 1 Arbeitstechnik und verwendete Geräte 1.1 Arbeitstechnik 1.2 IR-Spektroskopie 1.3 Elementaranalyse 1.4 Schmelzpunkte 2 Inhaltsverzeichnis 1.5 TGA 1.6 DSC 1.7 Einkristall-Röntgenstrukturanalyse 2 Synthesevorschriften 2.1 Allgemeine Darstellung von LCu(O2CH)2 - Verbindungen 2.2 Allgemeine Darstellung von LNi(O2CH)2 - Verbindungen 2.3 Allgemeine Darstellung von LZn(O2CH)2 – Verbindungen 2.4 Allgemeine Darstellung von LCuO2CCO2Cu und LCuO2CCH2CO2-Verbindungen 3 Meßdaten zu den Einkristallröntgenstrukturanalysen E ZUSAMMENFASSUNG F LITERATUR Lebenslauf Dank 3 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung bzw. beziehungsweise bipy 2, 2´-Bipyridin d. h. das heißt deta Diethylentriamin Ether Diethylether EtOH Ethanol en Ethylendiamin h Stunden hmteta hexamethyltriethylentetraamin koord. koordinative Bindung min Minuten MS Massenspektrometrie MeOH Methanol morph Morpholin pmdeta Pentamethyldiethylentriamin pip Piperidin py Pyridin Smp Schmelzpunkt Tab. Tabelle tmeda Tetramethylethylendiamin z. B. zum Beispiel IR Infrarotspektroskopie ν Wellenzahl [cm-1] νas asymmetrische Valenzschwingung νs symmetrische Valenzschwingung s starke Intensität (strong) vs sehr starke Intensität (very strong) m mittlere Intensität w schwache Intensität (weak) i.p. in-plane o.o.p. out-of-plane 4 Abkürzungsverzeichnis TGA Thermogravimetrische Analyse ∆m Massenverlust der jeweiligen Zerfallstufe [%] Ti Anfangstemperatur der Zersetzung [0C] Tf Endtemperatur der Zersetzung [0C] DSC Differential Scannig Calorimetry ∆H Umwandlungsenthalpie [J/g] 5 Kapitel A.: Einleitung A EINLEITUNG Die Synthesen neuartiger mehrkerniger sauerstoffverbrückter Übergangsmetallkomplexe kann durch die Nutzung verschiedenster Liganden und Synthesemethoden erreicht werden. Langfristiges Ziel des Forschungsgebietes der Molekularmagneten ist ein Speichermedium mit hoher Dichte an Speicherplätzen (Bausteine im molekularen Bereich) und zusätzlich höherer Informationsdichte pro Baustein (große Anzahl verschiedener Spineinstellungen der Molekularmagnete) zu erzeugen [1]. Das wissenschaftliche Interesse an Metall-Formiaten liegt u. a. auf deren Modellcharakter bezüglich ihrer magnetischen Eigenschaften [2-5] und deren Dehydratationsreaktionen [6-8]. Durch die Thermolyse von Metall(II)-Formiaten und Lewis-Basen-Metall(II)-Formiat-Komplexen können hochdisperse Produkte entstehen, die eine grosse Rolle in der Katalyse spielen [9, 10]. Die Thermolyse solcher Spezies führt unter bestimmten Vorraussetzungen zu Metalloxidkatalysatoren [11]. Gegenwärtig wird die Rolle von Metall-Formiat-Komplexen bei enzymatischen Vorgängen untersucht [12]. Kupfer(II)-Formiat-Komplexe sind von besonderem Interesse für die Mikrotechnologie, da diese z. B. durch das Spin-on-Verfahren metallisiert werden können. Metallische Dünnschichten spielen in der Halbleitertechnologie und in der Mikrosystemtechnik eine herausragende Rolle. Nach ihrer Strukturierung dienen sie als Leiterbahnen zur Kontaktierung und Verknüpfung Bauelementestrukturen. Bei den modernen Speicherchip-Generationen verdrängt von Kupfer zunehmend das über viele Jahre bewährte Aluminium. Das bislang angewandte alumothermische Verfahren stößt im Zusammenhang mit der Miniaturisierung der erforderlichen Strukturen an seine Grenzen [13-15]. Beim Spin-on-Verfahren wird eine Lösung der Precursoren gleichmäßig auf ein Substrat aufgetragen, welches sich auf einer rotierenden Scheibe befindet. Dabei bildet sich durch die Drehbewegung ein homogener Film auf dem Substrat. Mittels Wärmebehandlung lassen sich nun diese Filme metallisieren. Man erhält metallbeschichtete Wafer (Abb. 1, [16] ) Abb. 1. Schema des Spin-on-Verfahrens Anforderungen an Spin-on-Precursoren sind: - geeignete (einstellbare) Viskosität, 6 Kapitel A.: Einleitung - hohe Stabilität, unter Luft- und Flüchtigkeit handhabbar, - gute Benetzung auf Substrat (TiN, TaN/Ta, SiO2), - einfacher synthetischer Zugang, größere Mengen an Precursor, - hohe Reinheit bei gleichzeitig geringer Toxizität, - und Umsetzungstemperaturen < 450 0C [17]. Im Rahmen dieser Arbeit sollten deshalb einige Kupfer(II)-, Nickel(II)-, Zink(II)-FormiatKomplexe, durch die Reaktion wasserfreier Formiatsalze mit verschiedenen Lewis-Basen L dargestellt werden. Als solche wurden ausnahmslos stickstoffhaltige Lewis-Basen L, wie z. B. tmeda, en, deta, Bipyridin, Pyridin, Piperidin und Morpholin verwendet. Zur Charakterisierung der synthetisierten Verbindungen wurde die Elementaranalyse, IR- und TGA/DSC-Experimente sowie TG/MS-Untersuchungen eingesetzt. Der Bau der dargestellten Verbindungen wurde durch die Einkristallröntgenstrukturanalyse aufgeklärt. An literaturbekannten Kupfer(II)-, Nickel(II)-, Zink(II)-Formiat-Komplexen wurden des weiteren, zur besseren Vergleichbarkeit mit den neu synthetisierten Verbindungen, ebenfalls X-RayUntersuchungen durchgeführt. Die jeweiligen Ergebnisse sind im Theoretischen Teil aufgeführt. Zudem galt es zu untersuchen, ob durch thermische Behandlung der entsprechenden Precursoren es zu einer Metallisierung kommt. 7 Kapitel B: Kenntnisstand B KENNTNISSTAND 1 Kupfer(II)-, Nickel(II)- und Zink(II)-Formiat-Komplexe; Synthese, Eigenschaften und Verwendung Die Synthese und Charakterisierung wasserfreier Metallformiate [1] und Metallformiatkomplexe [12] steht in jüngster Vergangenheit wieder im Interesse der Forschung. Die Strukturbeschreibung erster Metallformiate gelang in den 60-er Jahren [18] und erlebte, da sich diese als Edukte im Bereich „Neue Materialien“ erfolgreich einsetzen lassen, in den folgenden Jahren einen großen Aufschwung. Die ersten publizierten Kupfer(II)-Formiat-Komplexe wurden mit Pyridin als Lewis-Liganden synthetisiert. In den folgenden Jahren wurden Komplexe mit Pyridinderivaten, mit Ammoniak und z. B. mit aliphatischen Aminen beschrieben. In den Jahren 1985 und 1986 traten Kupfer(II)Formiat-Komplexe wieder vermehrt als Forschungsgegenstand auf. Dabei rückten die aliphatischen Amine als Liganden in den Hintergrund der Untersuchungen und Komplexe mit Heterozyklen wurden verstärkt dargestellt. Eine zweite Renaissance erlebte diese Chemie im Jahre 2003. Wieder standen Formiatkomplexe mit Stickstoffheterozyklen, vor allem substituierte, im Mittelpunkt der Forschung. Laut SciFinder liegen bis heute 215 Eintragungen über Kupfer(II)-Formiate vor. Neben Liganden, die nur über Stickstoffatome verfügen, wurden auch stickstoffhaltige Verbindungen mit Sauerstoff oder Schwefel als weiteres Heteroatom zur Darstellung entsprechender Metallformiate eingesetzt. Es existiert bis heute eine strukturelle Vielfalt für Kupfer(II)-Formiat-Komplexe. Dies sei am Beispiel von Pyridin als Ligand erläutert. Die Komplexe können sowohl einkernig als auch zweikernig vorliegen [19]. H CHO O N Cu O N N O O Cu O H O Cu OO O CHO H N O H In den zweikernigen Komplexen fungieren vier Formiationen als Brückenliganden und die Cu2+Ionen weisen eine Cu-Cu –Einfachbindung (s. o.) auf. Jeweils ein Pyridin koordiniert an das Kupfer(II)-Ion [20]. 8 Kapitel B: Kenntnisstand Die zweikernigen Komplexe liegen wasserfrei vor. Die einkernigen Komplexe L2Cu(O2CH)2 (L = Pyridin) weisen im wasserfreien Zustand 2 Liganden auf [21], manchmal aber auch drei oder vier. Wenn sie wasserhaltig sind, liegen neben 2 Pyridinbausteinen noch ein oder zwei H2O-Moleküle vor, seltener vier L- und vier H2O-Liganden. Das solvatisierte Kupfer(II)-Formiat mit zwei Molekülen Wasser und zwei Molekülen Pyridin repräsentiert sich in der Form eines Dimers, wobei die einzelnen Bausteine über Wasserstoffbrückenbindungen miteinander verknüpft sind [20]. Das Beispiel mit Pyridin als Ligand lässt erahnen, welche vielfältige Strukturen mit unterschiedlicher Anzahl an L, Wasser und Formiationen möglich sind. Pyridin ist ein einzähniger Ligand. Weitere einzähnige L-Kupfer(II)-Formiat-Komplexe: L = Ammoniak [22], Methyl-, Ethyl-, Diethylamin, Morpholin [23], Anilin [24], alkylsubstituierte Pyridine [25], Pyridincarboxamide [26], Pyridinamine [27, Benzo[f]chinolin 28], Chlorpyridine, [29], dimethoxyisochinolin-κN Chinolin, Isochinolin [30], [19], Imidazole, (1,2,3)-Triazolo(1,5-α)chinolin-κN2, 1-[(3,4-Dimethoxy-phenyl)-methyl]-6,7- alkylsubstituierte Imidazole, Benzimidazole, alkylsubstituierte Benzimidazole, 1H-Benzimidazol-methanol-N3, alkyl-substituierte Pyrazole [25, 31] oder 2-Benzothiazolamin-κN3 [32]. H O H2N H O O Cu O O Cu O O NH2 O H H CHO O NH3 N OHC O Cu O Cu CHO O NH3 CHO 9 N Kapitel B: Kenntnisstand CHO O N Cu N O CHO CHO O N N N Cu N O CHO Verwendete zweizähnige Liganden sind: 1,2-Ethandiamin-N,N', 1,2-Propandiamin-κN,κN' [33], N(2-Pyridinyl-κN)-2-pyridinamin-κN1, (oxymethylen)] 2,2'-Bipyridin-N,N' bis[1H-benzimidazol-κN3] [36], [34, 35], 2,2'-[1,2-Phenylenbis- 1H-Benzimidazol-2-ylguanidin, 1,10- Phenanthrolin-N1,N10, μ-[(1,1'-Biphenyl)-4,4'-diamin-N,N'] und 2,9-Dimethyl-1,10-phenanthrolinN1,N10 [37]. CHO H2 N H2 N O Cu N H2 N H2 O CHO Seltener sind Komplexe mit drei- bzw. vierzähnigen Liganden, wie mit 2-(2-Aminoethyl)-1,2ethandiamin-N,N',N'', N-[2-(amino-κN)ethyl]-N-[(ethenylphenyl)methyl]-1,2-ethandiamin-κN,κN' bzw. μ-[1,4-Bis(2-pyridylamino)phthalazin] [25, 38-40]. 10 Kapitel B: Kenntnisstand Im Vergleich zu Kupferformiatkomplexen sind Nickelformiate nur spärlich beschrieben. Nachfolgend sind einige ausgewählte Spezies aufgeführt [41-44] HN N OHC-O Ni Me O-CHO Me CHO O N NH N Ni N H O N O NH CHO CHO 2- NH3 H3N Ni F * 2NH3 OHC H3N O NH3 O Ni O CHO F CHO Bekannt sind auch merkernige Komplexe, in denen die Zentralmetallatome verschiedene Metalle repräsentieren. Diese sind miteinander über Formiatgruppen verknüpft. Als Metallatome kommen Cobalt, Zink, Kupfer, Eisen und Nickel in Frage. Es existieren einige Ni-Strukturen im Scifinder, aber es fehlt die genaue Literaturangabe zu diesen Komplexen. H H C Me2N O N O O O Cu Ni N O O H 11 O Ni O H N O O N C NMe2 Kapitel B: Kenntnisstand H H O O OH2 O O Ni O Fe O O O O CHO O Fe H O O R O H H H O Von Zink konnten u. a. folgende Zinkformiatkomplexe dargestellt werden: [45-48] O OHC O CHO O CHO S Zn H2N NH2 N H2 O OHC O NH2 H2N C O H2N CHO Zn NH2 O CHO O Me Zn N N O CHO O N CHO CHO N Me N Me O Zn O 12 N CHO S C NH2 Kapitel B: Kenntnisstand Die Synthese der Komplexe LnM(HCOO)2 gelingt wie nachfolgend aufgeführt: • aus wasserhaltigen Formiatkomplexen durch deren Umsetzung mit Natriumformiat [49] + NMe 2 NMe 2 Ni H2O BF4 - NaO 2CH Ni OCHO -NaBF4 NMe 2 NMe 2 • durch Umsetzung von LnMCH3 mit Ameisensäure [12] CH3 CH3 CH3 Zn S O2CH N HCO2H CH3 CH3 Zn S N N H3C • stufenweise N H3 C ausgehend von wasserhaltigen Formiatkomplexen und anschließendem Ligandenaustausch von H2O gegen Lewis-Basen L [50, 51] HCl CrCl3*6H2O + NH4O2CH N Cr 2(O2CH) 4(py) 2 13 Cr 3(O2CH) 6(H2O)2 Kapitel B: Kenntnisstand + Cu(O2CH)2(H2O)4 hmteta NaClO4 Me N Me N Me Me N Cu ClO4N Me Me O O Kupfer(II)- und Nickel(II)-Formiat-Komplexe lassen sich für die Herstellung hochdisperser Metallspäne und Metallpolymere [10] einsetzen. Die bei der Thermolyse von Metallformiaten enstehenden hochdispersen Produkte können in der Katalyse und bei der Herstellung dünner Magnetschichten [9] angewendet werden. Seit 1990 hat das Interesse an Kupfer in der Mikroelektronik zugenommen [52]. Das Kupfer ist neben Alluminium für mikroelektronische Bauelemente der ULSI-Technologiegeneration (ULSI = Ultra Large Scale Integrated Circuit), d. h. der neuesten Generation von Speicherchips und Prozessoren mit minimalen Strukturabmessungen, von besonders großem Interesse. Die Vorteile von Kupfer gegenüber von Aluminium sind exzellente elektrische Leitfähigkeit und niedriger Wiederstand. Die Abscheidung von Kupfer ist derzeit Gegenstand vieler Forschungen. Ein Verfahren für die Erzeugung dünner Kupferschichten ist OMCVD (OMCVD=Organo Metallic Chemical Vapor Deposition) unter Verwendung von CuI und CuII-CVD-Precursoren [52-54]. Es hat sich gezeigt, dass für die Abscheidung von metallischem Kupfer auch Kupferformiatkomplexe als Precursoren in Frage kommen. Die Zersetzung von Kupfer(II)-Formiat-Komplexen geschieht dabei wie folgt: Die Freisetzung von CO2 führt zunächst zu Cu(H)(O2CH), welches unter reduktiver Eliminierung Cu und HCO2H ergibt [55]. Neben der Abscheidung von elektronischen Verbindungsschichten in Mikroschaltkreisen kann dieses Verfahren auch als dekorative Kunst, Korrosions- und Abnutzungskontrolle, Katalyse, Optik und andere Gebiete der Technologie nützlich sein [25]. Kupfer(II)-Formiat-Komplexe werden neben der Herstellung von dünnen Kupferschichten [22, 25] auch in anderen Gebieten verwendet: - für die Bekämpfung von Pilzen (Fungizid) [21], - für die Darstellung von Benzophenonazinen [19], - für einen elektronentransportierenden Apparat [33], - und für die Polyurethanherstellung durch oxidative Carbonylierung von Aminen unter Benutzung von Kupfercarboxylaten als Oxidationsmittel [24]. 14 Kapitel B: Kenntnisstand Nicht nur LnCu(O2CH)2-Komplexe haben industrielle Bedeutung, sondern auch Kupfer(II)-Formiat selbst. Sehr dünne Kupferleitungen für die Impfung der chemischen Kupferabscheidung lagern sich durch das Laserdirektschreibverfahren (eine für Chip-Modifikation und andere feinstrukturierende Zwecke anwendbare Verfahrensmethode) unter Einsatz von wasserlöslichen Filmvorstufen aus Kupferformiat ab [56]. Formiatspezies, die auf einem kupferbasierten Katalysator adsorbiert sind, werden als ein Schlüsselzwischenprodukt in der industriellen Methanolsynthese genutzt [57]. Mikrostrukturierte Kupferschichten lassen sich durch laserinduzierte Abscheidung ausgehend von Cu(HCOO)2*4H2O als Kupferprecursor nutzen. Die thermischen Zersetzungsprodukte CO2, CO, H2 und H2O sind „umweltfreundlich“ [58-60]. 2 Überblick über strukturell charakterisierte Formiat-Komplexe Komplexe der Art LnM(O2CH)2 (L = Lewis-Base; n = 1, 2, ...; M = Ni, Zn) sind strukturell gut erfasst [49, 61, 62]. + CH3 N CH3 H N H N N N H Zn Ni N O OCHO N N N H N H CH3 CH3 + Cl N O Zn N O N ClO 4- Zn O O N H O Zn Cl 15 O ClO 4 - Kapitel B: Kenntnisstand Man kann dabei deutliche Unterschiede erkennen. Bei den obigen beiden einkernigen Ni-Zn Beispielen [49, 61] koordiniert ein Formiation jeweils nur an ein Metallion, während bei dem unteren Beispiel [62] der Formiatligand eine Verbrückung zwischen zwei Zinkatomen bewirkt. Allerdings existiert eine weitere Verbindung, bei der nicht nur Formiationen einzelne Nickelionen miteinander verbinden, sondern auch eine Verbrückung über Acetatmoleküle CH3COO erfolgt [63]. CH3 H N O H O O O O Ni N O O Ni Ni O O N O O H N O H CH3 Hingegen gibt es eine große Anzahl weiterer Beispiele, bei denen es sich entweder um wasserhaltige Verbindungen handelt, oder die Komplexierung auch über andere Heteroatome wie z. B. Schwefel erfolgen kann [64-65]. NH2 H2N O O CH3 N CH3 N O HC N H2O N CH3 Zn O H2O O O C C O S Zn H O 16 H Kapitel B: Kenntnisstand Im Gegensatz dazu existieren von Kupfer(II)-Formiaten eine große Anzahl wasserhaltiger, als auch wasserfreier Komplexe [66-68] CH3 H3C H3C N N Cu O CHO OHCO O 2 Cu N CHO H3C H2O 2 + O ClO4- N C N O H Cu H2O N Ebenfalls sind ionische Verbindungen bekannt. Beispiele dazu sind nachfolgend aufgeführt: [50, 69] H + + O N HN NMe2 BF4- O Cu N N Me2N N ClO4- N NH NMe2 Cu OCHO 17 Kapitel B: Kenntnisstand 3 IR-spektroskopische Untersuchungen an Metall(II)-Formiat-Komplexen Mögliche HCO2-Schwingungen sind Abb. 2 zu entnehmen [57]. symmetrische CO-Valenzschwingung asymmetrische CO-Valenzschwingung CH-o.o.pSchwingung CH-Valenzschwingung CuO-Drehschwingung CH-i.p.Schwingung OCO-Scherenschwingung Abb. 2. Mögliche HCO2-Schwingungen. Das Formiation zeigt vier Infrarot-aktive Schwingungen bei 2841 cm-1 (νCH), 1567 cm-1 (asymmetrische νCO), 1377 cm-1 (δCH) und 1366 cm-1 (symmetrische νCO) (HCO2Na als Standard) [70]. Wie für Carboxylatliganden typisch kann die Art der Koordination durch die Frequenzdifferenz der CO-Streckschwingungen (symmetrische und asymmetrische) bestimmt werden. ∆ν = νs-νas ist niedriger für zweizähnige und verbrückte als für einzähnige O2CH-Einheiten [71]. Mittels Röntgenbeugungsstudien konnten verbrückende, syn-syn (III), syn-anti (IV) und anti-anti (V) Konfigurationen [72, 73], einzähnige (I) und zweizähnige (II) Formen sowie weitere Strukturen (VI) [74] und (VII) [75] identifiziert werden, die nachfolgend schematisch abgebildet sind. H H H M I M M M III II 18 Kapitel B: Kenntnisstand H H M M M M V IV H M1 H M2 M1 M VI M VII In den letzten Jahren konnte eine Reihe von Formiatkomplexen (L = (phen)2Cl2, bipy2Cl2, (diphos)2, PPh3, NH3, Br2 u.s.w.) synthetisiert werden, sowohl durch die Reaktion von Ameisensäure und durch die Insertionsreaktion von CO2 in Metallhydridbindungen [70]. Tabelle 1. Literaturbekannte IR Banden (cm-1) des Formiations in Metall-Komplexen [70]. Bindungs- νCH νasCO σCH νsymCO weise [cm-1] [cm-1] [cm-1] [cm-1] Cu(O2CH)2*4H2O V 2910 1562 1384 1366 Cu(O2CH)2(py)2*H2O I+IV Cu(O2CH)2|CO(NH2)2 III 1581 [(HCO2)2Mo8O28]6- I 1612 RuH(O2CH)(PPh3)3 II 1565 (K2{Mn(H2O)2[Mn3O(O2CH)9]2})n I+III+IV 1630, 1380- 1600-1570 1350 Verbindung 1350 1389 1343 1265 1420 1340 Tabelle 1 fasst die IR-aktiven Banden von literaturbekannten Komplexen zusammen. In der Literatur wurden bereits IR-spektroskopisch untersuchte Verbindungen analysiert, aber eine Angabe von Differenzen zwischen monodentat, bidentat und unidentat wie bei Carboxylatkomplexen wurde nicht vorgenommen [70]. 19 Kapitel C: Theoretischer Teil C THEORETISCHER TEIL 1 Kupfer(II)-Formiat-Komplexe 1.1 Synthese und Reaktionsverhalten Cu(O2CH)2 + n L LnCu(O2CH)2 L = einzähniger oder zweizähniger stickstoffhaltiger Liganden, wie Bipyridin, Pyridin, Morpholin, Piperidin, Tetramethylethylendiamin, Ethylendiamin. LmCu(O 2 CH)2 Cu(O 2CH) 2 + mL 1 2, 3 4 2a: L = Bipyridin, 2b: L = Pyridin, 2c: L = Morpholin, 2d: L = Piperidin 3a: L = Tetramethylethylendiamin, 3b: L = Ethylendiamin Tabelle 2. Dargestellte Kupfer(II)-Verbindungen. Verbindung L m Ausbeute (%) a) 4a Bipyridin 1 19.8 4b Pyridin 2 46.7 4c Morpholin 2 77.4 4d Piperidin 2 57.8 5a Tetramethylethylendiamin 1 31.2 5b Ethylendiamin 2 58.4 a) Bezogen auf eingesetzte 1. Die Darstellung von 4 und 5 erfolgt bei 25°C ausgehend von 1 durch Umsetzung mit 2 und 3 in Methanol. Dabei bildet sich in der Regel eine Aufschlämmung. 20 Kapitel C: Theoretischer Teil Eingesetzt wird wasserfreies Kupfer(II)-Formiat. Das wasserfreie Kupfer(II)-Formiat wurde durch die Umsetzung von Kupfer(II)hydroxid mit Ameisensäure dargestellt. Im weiteren folgte die Entwässerung bei einer Temperatur von 105 0C [29]. Das entsprechende L wird direkt hinzugefügt, wenn L eine Flüssigkeit ist oder als eine Lösung in Methanol wenn L fest ist. Der Ligand bzw. die Ligandlösung wird innerhalb von 10 Minuten zugegeben. Die Lösung wird gerührt, bis das Kupfer(II)-Formiat sich gelöst hat und dann durch eine Fritte gefiltert, um überschüssiges Formiat zu entfernen. Das Lösungsmittel wird danach im Ölpumpenvakuum entfernt. Die erhaltene Komplexe 4 und 5 sind bei Raumtemperatur stabil. Deren Zersetzungsverhalten wurde thermogravimetrisch bestimmt. Anhand von Einkristall-Röntgenstrukturanalysen wurde die Struktur der Komplexe bestimmt (siehe Abschnitt 1.3). 1.2 IR-Spektroskopische Untersuchungen Die Koordinationseigenschaften des Formiates an ein Metall [76, 77] basieren im wesentlichen auf IR-spektroskopischen Untersuchungen [10, 23, 34, 78-83]. Die Formiat-Gruppe kann sowohl unidentat über ein Sauerstoffatom als auch bidentat über beide Sauerstoffe an ein Metallzentrum koordinieren. Eine weitere Koordinationsmöglichkeit für den Formiat-Rest besteht in der Verbrückung zweier Metallzentren über die Sauerstoffatome (s.o.). Zur Unterscheidung der einzelnen Koordinationsmodi des Formiat-Bausteins wird die asymmetrische und symmetrische CO-Valenzschwingung in den IR-Spektren zu Rate gezogen. Ausschlaggebend ist die Differenz der Wellenzahlen von asymmetrischer und symmetrischer CO-Valenzschwingung. Diese Differenz ist niedriger für bidentate und verbrückte Strukturen als für unidentate [71]. Entsprechendes gilt bei Carboxylatliganden, in denen als Vergleichswert die Differenz für das ionische Acetat (∆ν = 160 cm-1) dient. Deutlich größere Differenzwerte (∆ν > 200 cm-1) weisen auf eine η1–Koordination (unidentant) des Carboxylat-Restes an ein Metallzentrum hin. Findet dagegen eine η2-Koordination (bidentat, chelatisierend) der Carboxylat-Gruppe an ein Metallzentrum statt, so ist die Differenz wesentlich kleiner (∆ν < 100 cm-1) als für das ionische Acetat. In Komplexen mit verbrückenden Carboxylat-Resten liegt ∆ν nahe dem Wert für das ionische Acetat [70, 84]. 21 Kapitel C: Theoretischer Teil Für Formiate ist der Vergleichswert das NaO2CH (∆ν = 201 cm-1). Leider gibt es keine genauere Aussage über den Koordinationstyp nach den Differenzzahlen der asymmetrischen und symmetrischen CO-Schwingungen. Für Formiate werden ähnliche Werte sowohl für die zweizähnige als auch die verbrückende Bindungsweise gefunden, z. B. bei verbrückend: Cu(O2CH)2*4H2O (∆ν =196 cm-1), |Cl3Sb(µO)(µOH)(µO2CH)SbCl3| (∆ν = 200 cm-1 ) unidentate Bindungsweise [(HCO2)2Mo8O28]6(∆ν = 347 cm-1), Ph4Sb(O2CH) (∆ν = 350 cm-1), trans-|HPt(O2CH)P(C6H11)3|2 (∆ν = 300 cm-1) [70]. Wie aus literaturbekannten Werten von angegebenen Metall-Formiat-Komplexen ersichtlich ist, zeigen die Komplexverbindungen mit η1-gebundenem Formiat eine große Differenzen zwischen der symmetrischen und asymmetrischen Valenzschwingung der Formiatgruppe. Beobachtet man Werte, die nahe bei denen des ionischen Formiats (∆ν = 201 cm-1) liegen, kann davon ausgegangen werden, dass das Formiat zwei Metallzentren verbrückt. Die im Laufe dieser Arbeit dargestellten Kupfer(II)-Formiat Komplexe wurden IR-spektroskopisch untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 zusammengefasst. Tabelle 3. Koordinationstyp der Formiat-Reste in 4a - 4d, 5a und 5b. Verbindung [(bipy)Cu(O2CH)2]∞ (4a) [(pyr)2Cu(O2CH)2]∞*H2O (4b) [(morp)2Cu(O2CH)2]∞ (4c) [(pip)2Cu(O2CH)2]∞ (4d) νas (CO2) νs (CO2) ∆ν [cm-1] Koordinationstyp [cm-1] [cm-1] 1614 (vs) 1399 (w) 215 verbrückend 1583 (vs) 1331(s) 252 monodentat 1638 (w) 1330(w) 308 monodentat 1595 (vs) 1380 (s) 215 verbrückend 1593 (vs) 1329 (s) 264 monodentat 1371 (w) 222 1346 (s) 250 monodentat 217 verbrückend 1596 (vs) 1379(w) (tmeda)Cu(O2CH)2 (5a) 1600 (vs) 1340 (s) 260 monodentat [(en)2Cu(O2CH)2]∞ (5b) 1588 (vs) 1348(s) 240 monodentat 1384 (m) 204 Nach den Ergebnissen der Einkristallröntgenstrukturanalyse zeigen die Verbindungen 4a, 4b, 4d eine Polymerstruktur, wobei ein Formiat an das Metall σ-bindend und das zweite Formiat zwei 22 Kapitel C: Theoretischer Teil Kupferzentren verbrückt. Bei der Verbindung 4a sieht man zwei deutliche asymmetrische CO-Schwingungen bei 1614 cm-1 und 1583 cm-1 und symmetrische CO-Schwingungen bei 1331 cm-1 und 1399 cm-1, die entsprechend zu den literaturgefundenen Werten (1590 cm-1, 1370 cm-1, 1335 cm-1) für die Verbindung [(O2CH)Cu(bipy)] angeordnet sind [78]. Bei der Verbindung [(pip)2Cu(O2CH)2]∞ (4d) ist nur eine assymetrische CO-Schwingung bei 1596 cm-1 zu sehen, aber trotzdem liegen die gefundenen Werte nicht weit von 217 – 250 cm-1 entfernt. Aus den in der Tabelle 3 aufgeführten Werten ist zu erkennen, dass die Verbindungen 4a und 4d eindeutig monodentat und verbrückend gebunden sind, was mit deren Einkristallröntgenstrukturanalyse übereinstimmt. Bei der Verbindung 4b beobachtet man zwei gut aufgelöste asymmetrische CO-Schwingungen bei 1638 cm-1 und 1595 cm-1. In Analogie zu [(O2CH)Cu(py)] [70] werden die IR-Schwingungen bei 1380 cm-1 und 1330 cm-1 den symmetrischen Schwingungen zugeordnet. Da Referenz [70] ausweist, dass der Unterschied zwischen den symmetrischen und assymmetrischen Schwingungen für den bidentaten und verbrückenden Typ kleiner ist als für den monodentaten Typ ergibt sich für 4b folgende Zuordnung: für das monodentat gebundene Formiat die antisymmetrische Schwingung bei 1680 cm-1, die symmetrische bei 1330 cm-1 mit einer Differenz von 308 cm-1, für das verbrückend gebundene Formiat die antisymmetrische bei 1595 cm-1 und die symmetrische Schwingung bei 1380 cm-1 mit einer Differenz von 215 cm-1. Würde man die Zuordnung anderes herum vornehmen ergibt sich als Differenz für das monodentat gebundene Formiat 258 cm-1 und für das verbrückende Formiat 265 cm-1. In diesem Fall ist die Differenz der Schwingungen der beiden unterschiedlich gebundene Formiate nur marginal, so dass der in [70] diskutierte Unterschied nicht zu beobachten ist. Bei der Verbindung 5a ist aus der Information der νCO-Schwingungsbandendifferenzen (260 cm-1) eine monodentate Koordination zu erkennen. Das Resultat der Röntgenstrukturanalyse (Abschnitt 1.3) lässt eindeutig die einzähnig gebundenen zwei Formiate erkennen. Die Verbindungen 4c und 5b zeigen die Differenz der Schwingungsbanden bei einem Wert von 264 cm-1 und 240 cm-1, der letzte Wert liegt nahe zur verbrückten Koordination. Wenn man die Bindungslänge zwischen den Kupferatomen und Sauerstoffatomen der Formiate vergleicht, findet man bei 5b einen größeren Abstand (2.5118(14) Å) als bei anderen einfach koordinierenden Formiaten (1.9772(15) Å (5a), 1.961(6) Å (4a)). Beide Verbindungen weisen eine monodentate Struktur auf, wobei in beiden Verbindungen zusätzlich eine symmetrische CO-Schwingung (1371 cm-1, 1384 cm-1) zu sehen ist. Vermutlich ist es der Einfluss von Wasserstoffbrückenbindungen, die in der Röntgenstruktur von beiden Verbindungen zwischen den Sauerstoffatomen des Formiats 23 Kapitel C: Theoretischer Teil und den Stickstoffatomen der Liganden existieren. In der literaturbekannten [(O2CH)Cu(morph)2]Verbindung ist diese Schwingung nicht zu sehen und die Differenz zwischen den asymmetrischen -1 und symmetrischen CO-Schwingungen beträgt 185 cm [23]. 1.3 Einkristallröntgenstrukturanalyse Geeignete Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse konnten von den Kupfer(II)-Verbindungen 4a 4d, 5a, 5b erhalten werden. Die Komplexe [(bipy)Cu(O2CH)2]∞ (4a), [(py)2Cu(O2CH)2]∞*H2O (4b), [(morph)2Cu(O2CH)2]∞ (4c), (tmeda)Cu(O2CH)2 (5a) kristallisierten aus einer MeOH Lösung bei 25°C. Der Komplex [(en)2Cu(O2CH)2]∞ (5b) wurde diffusionskontrolliert aus MeOH gegen Ether erhalten. Die Verbindungen [(pip)2Cu(O2CH)2]∞ (4d) wurden aus Ether kristallisiert. Der Komplex 4d bildet im Festkörper eine Polymerstruktur in zick-zack Form aus, wobei das Kupferatom jeweils quadratisch-pyramidal koordiniert ist (Abb. 3). Die zwei Piperidin-Liganden stehen jeweils trans zueinander mit anologen Cu1-N1 - (2.0152(14) Å) und Cu1-N2 - Abstände (2.0342(14) Å). Ein Formiat ist an das Kupferatom σ-gebunden (Cu1-O1) und zwei weitere Formiate (Cu1-O4, Cu1A-O5) sind jeweils in syn-anti Anordnung gebunden und bilden so die Polymerkette. Der Cu-O - Abstand zeigrt der kürzesten Abstand (1.9511(12) Å), während Cu1-O4 (2.3330(11) Å) länger ist. Die abschließende Koordination um das Kupferatom ergibt sich mit einen schwachen Donorbindung zum zweiten verbrückenden Formiatrest. Es werden keine Wasserstoffbrückenbindungen mit dem am Stickstoff gebundenen Wasserstoffatom des Piperidins ausgebildet. Diese Leitstruktur ist neuartig bei Kupfer(II)-Formiat-Komplexen. Beim Übergang vom Piperidin zu Morpholin (Komplex 4c) ergibt sich eine signifikant unterschiedliche Festkörperstruktur. Sie ist ebenfalls polymer, aber im Gegensatz zum Piperidin sind die morpholinkoordinierten Kupfer(II)-Formiat-Einheiten über Wasserstoffbrückenbindungen verknüpft. Das Kupfer ist hier quadratisch-planar von zwei trans-ständigen Morpholin und zwei einfach donierenden Formiat-Bausteinen umgeben. Die nicht Kupfer-koordinierten FormiatSauerstoffatome bilden eine Wasserstoffbrückenbindung zum benachbarten Morpholin. Bilden sich hierdurch zwölfgliedrige Ringe aus (Cu1-O1A-C1A-O2A-H1C-N1C-Cu1B-O1C-C1C-O2C-H1AN1, Abb. 4). 24 Kapitel C: Theoretischer Teil Benutzt man Pyridin als Donorligand (Komplex 4b) , bildet sich auch hier wieder eine polymere Struktur aus (Abb. 6), wobei sich, analog zu 4d, eine quadratisch-pyramidale Umgebung für das Kupfer ergibt. Analog sind zwei Donorliganden, hier das Pyridin trans-ständig zum Kupfer orientiert, ein Formiat ist widerum nur einfach an das Kupfer gebunden. Das zweite Formiat ist in syn-anti Anordnung verbrückend zu zwei Kupferatome gebunden. In der asymmetrischen Einheit befindet sich ein Wassermolekül, welches eine Wasserstoffbrückenbindung zu O1 ausbildet, was aber keinen weiteren strukturellen Einfluß hat (Abb. 5). Die wichtigsten Bindungsabstände und winkel von 4b, 4c, und 4d sind in der Tabelle 4 zusammengestellt. Tabelle 4. Ausgewählte Abstände (Å) und Winkel (°) von 4a, 4b und 4c. Abstände [Å] a) 4b 4c 4d Cu1-N1 1.978(3) Cu1-N1A 2.0344(13) Cu1-N1 2.0152(14) Cu1-N1A 1.978(3) Cu1-N1B 2.0344(13) Cu1-N2 2.0342(14) Cu1-O1 1.917(3) Cu1-O1A 1.9632(13) Cu1-O1 1.9511(12) Cu1-O3 1.905(3) Cu1-O1B 1.9632(13) Cu1-O2A 2.259(3) N1B—H-O2 3.0259(18) Cu1-O4 2.3330(11) Winkel [°] a) O1-Cu1-N1 88.72(8) O1-Cu1-N1A 93.42(5) O1-Cu1-N2 95.33(5) O1-Cu1-N1A 88.72(8) O1A-Cu1-N1 93.42(5) O1-Cu1-N1 90.20(6) N1A-Cu1-O3 91.36(8) O1A-Cu1-N1A 86.58(5) O4-Cu1-N1 102.76(5) O3-Cu1-N1 91.36(8) O1-Cu1-N1 86.58(5) O4-Cu1-N2 88.19(5) O1-Cu1-O2A 85.33(13) O4-Cu1-O5 86.05(5) a) Die Zahl in Klammern hinter jedem berechneten Wert gibt die Standardabweichung in Einheiten der letzten Dezimalstelle an. 25 Kapitel C: Theoretischer Teil Abbildung 3. Festkörperstruktur von 4d mit Atomnumerierungsschema. Abbildung 4. Festkörperstruktur von 4c mit Atomnumerierungsschema. 26 Kapitel C: Theoretischer Teil Abbildung 5. Asymmetrische Einheit von Verbindung 4b. Abbildung 6. Festkörperstruktur von 4b. Der Wechsel von einzähnigen zu zweizähnigen Chelatliganden bewirkt wiederum eine Änderung in der Festkörperstruktur von Kupfer(II)-Formiaten. Benutzt man 2,2′-Bipyridin als Donorligand, so ergibt sich wiederum eine polymere Struktur mit quadratisch-pyramidaler Kupfer-Umgebung, einem einfach gebundenen Formiatrest und zwei, in diesen Fällen anti-anti verbrückenden Formiatbausteinen (Abb. 8). Diese Anordnung wurde auch schon bei 4b, 4c, 4d beobachtet, der einzige Unterschied ist in diesem Fall die syn-syn-Anordnung des verbrückenden Formiats. Analog zu oben beschriebenen ergibt sich eine kurze Cu1A-O1 (1.956(5) Å) und eine lange Cu1A-O2 (2.212(4) Å) Cu-O-Bindung. 27 Kapitel C: Theoretischer Teil Die Benutzung von Ethylendiamin als zweizähnigen Donorligand ergibt im Gegensatz zu den bereits weiter oben beschriebenen Donorliganden nicht mehr eine eindimensionale, kettenförmige Polymerstruktur, sondern ein zweidimensionales Netzwerk durch Wasserstoffbrückenbindungen zwischen Formiat und Ethylendiamin (Abb. 9). Das Kupfer ist verzerrt oktaedrisch umgeben, wobei die Stickstoffatome der Liganden mit Bindungslänge von 2.0172(14) Å und 2.0022(14) Å wesentlich stärker als die zwei Formiat-Sauerstoffatome mit einem Abstand von 2.5118(14) Å gebunden sind. Die experimentelle Bindungsabstände und Winkel stimmen mit den in der Literatur gefundenen Werten für oktaedrisch koordinerte Komplex [(HCO2)2Cu(bipy)] überein [35]. Die Formiatbausteine sind in diesem Fall trans zueinander angeordnet und bilden mit einem Sauerstoffatom Cu-O - Bindung und zwei Wasserstoffbrückenbindung zum benachbarten Molekül aus. Das zweite Sauerstoffatom bildet eine intramolekulare und eine intermolekulare Wasserstoffbrückenbindungen, wodurch das zweidimensionale Netz ausgebildet wird. Im Gegensatz zu allen in dieser Arbeit bereits beschriebenen Kupfer(II)-Formiat-Komplexen ergibt sich bei der Verwendung von Tetramethylethylendiamin als zweizähniger Donorligand eine monomere Struktur (Abb. 7). Hierbei ist das Kupfer verzerrt quadratisch-planar von jeweils zwei einfach koordinierenden Formiatrest und zwei Stickstoffatomen des tmeda Liganden koordiniert. Bindungslängen und Winkel entsprechend bereits beschriebenen Verbindungen. Die Komplexe 5a und 5b kristallisieren in einem monoklinen Kristallsystem. Raumgruppe: C2/c, mit je 4 Formeleinheiten in der Elementarzelle. Die wichtigsten Bindungsabstände und -winkel von 4a, 5a, und 5b sind in der Tabelle 5 zusammengestellt. Abbildung 7. Festkörperstruktur von 5a mit Atomnumerierungsschema. 28 Kapitel C: Theoretischer Teil Abbildung 8. Festkörperstruktur von 4a mit Atomnumerierungsschema. 29 Kapitel C: Theoretischer Teil Abbildung 9. Festkörperstruktur von 5b mit Atomnumerierungsschema. 30 Kapitel C: Theoretischer Teil Tabelle 5. Ausgewählte Abstände (Å) und Winkel (°) von 4a, 5a und 5b. Abstände [Å] a) 4a 5a 5b Cu1-N1 2.021(5) Cu1-N1A 2.0249(15) Cu1-N1A 2.0172(14) Cu1-N2 2.008(5) Cu1-N1 2.0249(15) Cu1-N1 2.0172(14) Cu1-O1 1.956(5) Cu1-O1A 1.9772(15) Cu1-N2A 2.0022(15) Cu2-O2 2.212(4) Cu1-O1 1.9772(15) Cu1-N2 2.0022(15) Cu1-O5 1.961(6) Cu1-O1A 2.5118(14) Cu1-O6 2.206(4) Cu1-O1 2.5118(14) Winkel [°] a) N1-Cu1-O5 95.9(2) N1A-Cu1-O1A 162.40(7) N1-Cu1-N2 84.71(6) N1-Cu1-N2 80.6(2) N1-Cu1-O1 162.40(7) N1A-Cu1-N2A 84.71(6) N2-Cu1-O1 90.5(2) O1-Cu1-O1A 90.77(10) N1A-Cu1-N2 95.29(6) O1-Cu1-O5 91.5(2) N1A-Cu1-N1 86.74(10) N1-Cu1-N2A 95.29(6) O5-Cu1-O6 90.8(19) a) Die Zahl in Klammern hinter jedem berechneten Wert gibt die Standardabweichung in Einheiten der letzten Dezimalstelle an. Bei den Verbindungen 4a, 4b und 4d weist das Kupfer(II)-Ion eine 5-fach Koordination auf, wobei eine quadratisch-pyramidale Umgebung um das Kupferatom vorliegt. Die Ebene der quadratischen Pyramide wird dabei stets von den Liganden L (L = bipy, py2, pip2) und den beiden gebundenen Formiatresten gebildet. Die axiale Position wird von einem Formiatliganden einer benachbarten Cu(L2)(OC(O)H)2-Einheit eingenommen, in dem dieser eine koordinative Cu-OC(H)=O→CuBindung ausbildet. Dieser Koordinationstyp wird in der Literatur als anti-syn-, syn-syn-, syn-antiAnordnung bezeichnet [70, 85]. Die Bindungslängen der Cu-O-verknüpfenden Einheiten liegen zwischen 2.212(4) Å (Cu2-O2) (4a), 2.259(3) Å (Cu1-O2A) (4b) und 2.3330(11) Å (Cu1-O4) (4d), während der einzigste literaturbekannte Wert, für die Verbindung [Cu(dien)(HCO2)]+, 2.169(5) Å beträgt [85], was gut mit anderen quadratisch-pyramidal koordinierte Kupfer(II)-Verbindungen übereinstimmt [86-89]. Bei den Verbindungen 4c und 5a ist das Kupferatom 4-fach koordiniert und befindet sich in einer quadratisch-planeren Umgebung. In der Literatur sind vierfach koordinierte Komplexe des Kupfer(I)formiats bekannt. Ein Beispiel stellt (triphos)Cu(O2CH) mit seiner tetraedrischen Umgebung von Cu(I) dar. Die Bindungslängen zwischen dem Zentralatom und der 31 Kapitel C: Theoretischer Teil Formiatgruppe Cu-O (2.015(9) Å) liegt im Rahmen von Bindungsabständen der Verbindungen 4c und 5a [90]. 1.4 Thermogravimetrische und differenzkalorimetrische Untersuchungen Thermogravimetrische Analysen bieten die Möglichkeit zu untersuchen, ob aus einem Kupfer(II)Formiat-Komplex auf dem Weg der thermischen Zersetzung elementares Kupfer erhalten werden kann. Dabei wird eine definierte Menge der Verbindung im Inertgasstrom mit konstanter Heizrate bis auf eine definierte Endtemperatur geheizt und die Änderung der Masse mit der Temperatur kontinuierlich registriert. Die Auftragung der Massenprozente relativ zur Ausgangsmasse als Funktion der Probentemperatur gibt Aufschluss über die Zersetzungstemperatur und Hinweise zum möglichen Zersetzungsmechanismus des Komplexes. Wenn ab einer bestimmten Temperatur keine Massenabnahme mehr stattfindet, kann über die resultierende Masse eventuell Rückschlüsse auf die nichtflüchtigen Endprodukten gezogen werden. Im Hinblick auf diese Gesichtspunkte wurden die Kupfer(II)-Formiat (1) [(py)2Cu(O2CH)2]∞*H2O und (4b), Kupfer(II)-Formiat-Komplexe [(bipy)Cu(O2CH)2]∞ (4a), [(morph)2Cu(O2CH)2]∞ [(pip)2Cu(O2CH)2]∞ (4d), (4c), (tmeda)Cu(O2CH)2 (5a) und [(en)2Cu(O2CH)2]∞ (5b) thermogravimetrisch untersucht. Tabelle 6 zeigt die Temperaturbereiche und die prozentualen Massenverluste der Verbindungen 1, 4a - 4d, 5a, 5b. Tabelle 6. Zusammenstellung der TG-Daten von 1, 4a - 4d, 5a und 5b. Verb. ZerfallTi [0C]a Tf [0C]b Δmexp. [%]c Δmtheor. [%]c Δmtheor. [%]c stufen Cu CuO 2 194.1/219 219/239.6 53.0 58.3 47.5 1 2 112.8/144.7 144.7/181.9 78.9 79.3 74.3 4a 2 57.8/108.0 108.0/160.6 80.2 80.6 75.8 4b 1 22.9 149.2 76.5 80.5 75.7 4c 2 46.1/102.8 102.8/158.5 79.1 80.2 75.4 4d 2 53.6/106.0 106.0/ 74.7 76.3 70.5 5a 164.6 1 42.0 201.9 68.7 72.2 70.9 5b a) Ti = Zersetzungsanfangstemperatur b) Tf = Zersetzungsendtemperatur. c) Δm = Summe der Einzelmassenverluste. In den Abbildung 10 - 16 sind die Thermogramme der Kupfer(II)-Verbindungen [Cu(O2CH)2] (1), [(bipy)Cu(O2CH)2]∞ (4a), [(py)2Cu(O2CH)2]∞*H2O (4b), [(morph)2Cu(O2CH)2]∞ [(pip)2Cu(O2CH)2]∞ (4d), (tmeda)Cu(O2CH)2 (5a) und [(en)2Cu(O2CH)2]∞ (5b) dargestellt. 32 (4c), Kapitel C: Theoretischer Teil Auf der Ordinate ist die Masse der jeweiligen Probe in Prozent, relativ zur gewogenen Ausgangsmasse, und auf der Abszisse ist die Temperatur aufgetragen. Der Wert für Δmtheor. in % ergibt sich aus der Berechnung des theoretischen Massenverlustes bei der Zersetzung der jeweiligen Verbindung bis hin zu elementarem Kupfer oder Kupfer(II)oxid. Weiterhin wurden DSC-Messungen durchgeführt. Die DSC-Kurven von Verbindungen 1, 4a - 4d, 5a und 5b sind den Abbildungen 17 - 23 zu entnehmen. Tabelle 7. DSC-Daten von Verbindungen 1, 4a - 4d, 5a und 5b.. Verbindung Temperatur [0C] ΔH [J/g] 206.3 3.0 1 130.1 162.8 184.1 69.6 9.6 4a 124.1 129.8 124.2 -48.4 4b 126.2 66.1 4c 109.3 136.3 42.8 17.3 4d 129.5 161.2 45.8 -54.7 5a 166.3 106.3 5b 4.0 In der Literatur wird das thermische Verhalten von Lewis-Basen-stabilisierten Zn(II)-, Cu(II)-, Ni(II)-, Be(II), Cd(II)-, Mn(II), Mg(II)-, Al(III)-Formiat Komplexen beschrieben [10, 34, 48, 55, 60, 91-94]. Man findet jedoch keine allgemeine Aussage über den Zersetzungsmechanismus. Fast alle thermischen Untersuchungen wurden unter Luft durchgeführt, dass am Ende der thermischen Zersetzung stets Metall(II)oxide vorliegt. Nach beendete Thermolyse wurde neben dem Metall(II)oxid, auch die Bildung von Metall gefunden [10, 34, 48, 55, 91-94]. In Referenz 60 wird die laserinduzierte Zersetzung von Kupfer(II)-Formiattetrahydrat beschrieben. Die Vorstufe beinhaltet Cu, O, C und H. Als thermische Zersetzungsprodukte wurde CO2, CO, H2 und H2O gefunden. Die thermogravimetrische Analyse von [Cu(O2 CH)2] (1) zeigt einen zweistufigen Zerfall. Der Massenverlust der Verbindung 1 von 53.0 % erschwert die Aussage, ob sich elementares Kupfer (∆mtheor = 58.3 %) oder Kupfer(II)oxid (∆mtheor = 47.5 %) gebildet hat. Die Verbindungen 4c und 5b zeigen einen einstufigen Zerfall (Abb. 13, 16). Da in diesen Fällen keine kontinuierliche Massenabnahme beobachtet wird, kann man von einem definierten Zersetzungsmechanismus ausgehen. Die DSC-Kurven dieser Verbindungen zeigen entsprechend einen endothermer Peak (Abb. 20, 23). Bei Verbindung 5b beträgt der Massenverlust 68.7 % entspricht mit 2.2 % bzw. 3.5 %, dem theoretischen Massenverlusten bei der Bildung von Kupfer(II)oxid und elementarem Kupfer. Die Differenz des experimentell bestimmten 33 Kapitel C: Theoretischer Teil Massenverlustes und der theoretischen Massenabnahme von 4c (Δmexp.- Δmtheo = 0.8%) ist daher gering genug, um auf eine nahezu quantitative Bildung von Kupfer(II)oxid zu schließen. Verbindung 4a (Abb. 11) zeigt einen zweistufigen Zerfall, welcher bei 112.8 0C beginnt, bei 144.7 0 C in die zweite Stufe wechselt und das Ende bei 181.9 0C wiedergibt. Der Gesamtmassenverlust von 78.9 % setzt sich aus Δm1.Stufe = 30.3 % und Δm2.Stufe = 48.6 % zusammen. In der 1. Stufe werden 2 Moleküle CO2 (Δm = 28.4 %) und in der 2. Stufe C10H8N2 (Δm = 50.3 %) in Freiheit gesetzt. Die theoretische Wert von H2 beträgt 0.6 %. Der Vergleich der experimentelle Ergebnisse mit dem theoretischen Werte zeigt, dass diese sich zu elementarem Kupfer ( Abweichung 0.4 %) zersetzt, aber die Untersuchung der Zersetzungsmechanismus mittels TG-MS ist widersprechend (Abschnitt 4). Die Ergebnisse der TG/MS-Untersuchung weist die Bildung von 0.5 Teilen an Kupfer(I)oxid aus. Das DSC Diagramm von 4a (Abb. 18) zeigt drei endotherme Peaks, zwei kleine sind für die Zersetzung des Bypiridins zuordnen. Diese Frage ist deutlicher im Abschnitt 4 geklärt. Der Komplex 4b (Abb. 12) zeigt ebenfalls einen zweistufigen thermischen Zerfall. Zunächst setzt bei 57.8 0C eine Massenabnahme von 29.2 %, ein die bei 108 0C endetet. Dieser Wert läßt sich mit der Freisetzung von CO2 (Δm=26.6 %) deuten. Der theoretische Wert für die Freisetzung von H2 beträgt 0.6 %. Eine zweite, deutlich stärkere Massenabnahme von 51 % wird zwischen 108.0 0C und 160.6 0C beobachtet. Diese Wert liegt nahe am theoretischem Masseverlust von zwei Molekülen C5H5N (Δm = 48.0 %). Das Thermogramm von Verbindung 5a zeigt zwei Zersetzungsstufen, denen nicht eindeutig prozentuale Massenverluste der einzelnen Zersetzungsfragmente zugeordnet werden können. Laut TG/MS-Untersuchungen wird zunächst tmeda elimitiert, dann die Formiatgruppe (Abschnitt 4). Die Verbindungen 4b (Abb. 19) und 5a (Abb. 22) weist je einen endothermen und einen exothermen Peak auf. Das entspricht den Ergebnissen erhalten aus den TG-Untersuchungen, in denen diese Komplexe zwei Zersetzungsstufen aufweisen. Die Verbindung 4d zeigt Massenverluste von Δm1.Stufe = 11.7 % und Δm2.Stufe = 67.4 %. Theoretisch bestimmte Werten für H2 (Δm = 0.6 %), 2 CO2 (Δm = 27.1 %) und 2 C5H11N (Δm = 52.5 %) zeigen jedoch einen erheblichen Unterschied zu den experimentell gefundenen Werten. Für 4d findet man zwei endotherme Peaks (Abb. 21), die den Zersetzungsstufen entsprechen. In den TG-Kurven der Verbindungen 4b und 5a beobachtet man die eine Massenzunahme ab 200 0 C. Bei TG/MS-Untersuchungen der Substanz 5a weist ohne Evakuierung und unter Argon eine Massenzunahme ab 200 °C mit einem resultierenden schwarzen Bodenkörper CuO (Tenorit) auf. 34 Kapitel C: Theoretischer Teil Massenprozent [%] 100 80 60 40 20 0 0 200 400 600 0 800 1000 T [ C] Abb. 10. TG-Kurve von Verbindung 1. 100 Massenprozent 100 Massenprozent [%] 80 60 40 20 80 60 40 20 0 0 200 400 600 800 0 1000 0 0 T [ C] 80 Massenprozent [%] 80 Massenprozent [%] 100 60 40 800 1000 40 20 0 0 600 800 0 1000 200 400 600 800 1000 T [0C] 0 T [ C] Abb. 13. TG-Kurve von Verbindung 4c. Abb. 14. TG-Kurve von Verbindung 4d. 100 100 80 Massenprozent Massenprozent 600 60 20 400 0 Abb. 12. TG-Kurve von Verbindung 4b. 100 200 400 T [ C] Abb. 11. TG-Kurve von Verbindung 4a. 0 200 60 40 20 0 80 60 40 20 0 0 200 400 0 600 T [ C] 800 Abb. 15. TG-Kurve von Verbindung 5a. 1000 0 200 400 0 600 800 T [ C] Abb. 16. TG-Kurve von Verbindung 5b. 35 1000 Kapitel C: Theoretischer Teil Heizleistung [mW] 25 20 15 10 5 0 0 100 200 T [ 0C] 300 400 500 35 40 30 35 Heizleistung [mW] Heizleistung [mW] Abb. 17. DSC-Kurve von Verbindung 1. 25 20 15 10 30 25 20 15 10 5 5 0 0 0 100 200 300 400 500 0 100 200 T [0C] 300 400 500 0 T [ C] Abb. 18. DSC-Kurve von Verbindung 4a. Abb. 19. DSC-Kurve von Verbindung 4b. 25 35 30 Heizleistung [mW] Heizleistung [mW] 20 15 10 5 25 20 15 10 5 0 0 0 100 200 300 400 500 0 0 T [ C] 100 200 T [ C] 300 400 500 0 Abb. 20. DSC-Kurve von Verbindung 4c. Abb. 21. DSC-Kurve von Verbindung 4d. 25 20 Heizleistung [mW] Heiz leistung [m W] 35 15 10 5 30 25 20 15 10 5 0 0 100 200 300 400 0 500 0 T [ 0C] Abb. 22. DSC-Kurve von Verbindung 5a. 100 200 0 300 T [ C] 400 Abb. 23. DSC-Kurve von Verbindung 5b. 36 500 Kapitel C: Theoretischer Teil Betrachtet man die Differenzen der experimentell ermittellten Massenverluste und der theoretischen Massenabnahme der Verbindungen zu gebildeten elementarem Kupfer 4 - 4d, 5a, 5b (Δmexp.Δmtheo.= 4a, -0.4 %; 4b, -0.4 %; 4c, -4.0; 4d, -1.1 %; 5a, -1.6 %; 5b, -3.5 %), so erkennt man, daß die Abweichungen bei einigen Verbindungen nicht gering ist. Inwieweit es möglich ist, aus den beschrieben Kupfer(II)-Formiat-Komplexen im Spin-on-Verfahren elementares Kupfer abzuschneiden, muss in weiterführenden Untersuchungen an diesen Systemen geklärt werden. Um nähere Informationen zum Zersetzungsmechanismus der oben genannten Verbindungen zu erhalten, wurden gekoppelte TG/MS-Untersuchungen von Verbindungen 4a und 5a aufgenommen (Abschnitt 4). 37 Kapitel C: Theoretischer Teil 2 Nickel(II)-Formiat-Komplexe 2.1 Synthese und Reaktionsverhalten Die literaturbekannte Verbindung [(H2NCH2CH2NH2)3Ni](O2CH)2 lässt sich durch die Umsetzung von Nickel(II)-Formiatdihydrate mit Ethylendiamin in Wasser darstellen [95]. Im Rahmen dieser Arbeit vollzog sich die Synthese von [(H2NCH2CH2NH2)3Ni](O2CH)2 (8a) wasserfrei. Dazu wurde Ni(O2CH)2 mit einem 9-fachen Überschuss an H2NCH2CH2NH2 (5b) in Methanol zur Reaktion gebracht. Kristalle können bei 25 0C diffusionskontrolliert aus MeOH gegen Ether erhalten werden. Ni(O2CH)2 + m L 6 LmNi(O2CH)2 5, 7b 8a-8d Tabelle 8. Dargestellte Nickel(II)-Verbindungen. Verbindung L m Ausbeute (%) a) 8a Ethylendiamin (5b) 3 69.4 8b Tetramethylethylendiamin (5a) 2 31.0 8c Pentamethyldiethylentriamin (7a) 1 70.3 8d Diethylentriamin (7b) 2 82.3 a) Bezogen auf eingesetzte 6. Die Komplexe [(Me2NCH2CH2NMe2)2Ni2(O2CH)4(OH2)] CH2CH2NMe2)Ni(O2CH)2]*1/2H2O (8c) (8b), [(Me2NCH2CH2N(CH3) [(H2NCH2CH2NHCH2CH2NH2)2Ni(O2CH)2]∞ (8d) wurden durch die Zugabe der Lewis-Basen L (L= tmeda (5a); en (5b); pmdeta (7a); deta (7b)) zum Nickel(II)-Formiat in Methanol dargestellt. Für die Einkristall-Röntgenstrukturanalyse geeignete Kristalle wurden aus Ether bei 25 oC erhalten. 38 Kapitel C: Theoretischer Teil 2.2 IR-spektroskopische Untersuchungen Das Bindungsverhalten der Formiat-Reste kann wie in Abschnitt 1.2 mittels IR-Spektroskopie untersucht werden. In Tabelle 9 sind die ermittelten Differenzen der symmetrischen und asymmetrischen νCO2-Schwingung und die resultierende Koordination zusammengefasst. Tabelle 9. Koordinationstyp der Formiat-Reste in 8a - 8d. Verbindung [(en)3Ni(O2CH)2]*CH3OH (8a) [(tmeda)2Ni2(O2CH)4(OH2)] (8b) νas (COO) νs (COO) [cm-1] [cm-1] 1592 (vs) 1383 (w) 209 1349 (m) 243 1360 (vs) 287 monodentat 210 +verbrückend 1647 (vs) ∆ν [cm-1] 1570 (w) [(pmdeta) Ni(O2CH)2] *1/2 H2O (8c) [(deta)2Ni(O2CH)2]∞ (8d) Koordinationstyp verbrückend 1601(vs) 1476 (w) 125 bidentat 1571 (vs) 1327 (s) 244 +monodentat 1598 (vs) 1382 (w) 216 verbrückend 1349 (m) 249 Ebenso wie für die Kupfer(II)-Formiate 4a - 4d, 5a und 5b erhält man mittels der IR-Spektroskopie Aufschluss über das Bindungsverhalten von Formiatgruppen an das Nickelatom. Aus den berechneten Schwingungsdifferenzen ist ersichtlich, dass Verbindung 8b eine verbrückende Struktur aufweist und auch eine monodentate Koordination beinhaltet. Der Komplex 8c zeigt einen kleineren Wert (125 cm-1), was für die bidentate Koordination typisch ist (Abschnitt 1.2). Dies ist in perfekter Übereinstimmung mit den Ergebnissen erhalten aus der Einkristallröntgenstrukturanalyse. In der Festkörperstruktur der Verbindungen 8a und 8d sieht man keine Wechselwirkungen zwischen dem Formiat und dem Kupferatom. Die beide Komplexe zeigen die gleiche Differenz der symmetrischen und asymmetrischen νCO2-Schwingung. Aus den Werten der berechneten Schwingungsdifferenzen könnte man auf eine verbrückende Struktur schließen. In der Literatur gibt es keine Information über IR-spektroskopische Untersuchungen für die Verbindungen, in denen die Formiatgruppe keine Koordination an das Zentralatom aufweist. 39