UE Physik und Biophysik G. Moser, M. Musso, K. Plätzer, R. Schwarzenbacher ver 04.12.06 Gleichspannungseigenschaften von Kondensatoren Aufgabenstellung: Das dynamische Verhalten eines Kondensators wird durch die Aufnahme der Lade und Entladekurve beobachtet. Das statische Verhalten eines Plattenkondensators ist durch Messung der Kapazität bei variablem Plattenabstand, zwischen denen sich Luft (Vakuum) befindet, zu untersuchen. Schließlich ist noch der Einfluß dielektrischer Materialen zwischen den Platten auf die Kapazität zu bestimmen Experimentelle Vorgangsweise: Schaltung zum Ladungs- und Entladungsvorgang A) Ladung und Entladung eines Kondensators An einem Netzgerät wird eine Spannung von 9V eingestellt. Das Netzgerät wird über einen Widerstand R (100 kΩ) mit einem Kondensator C (Kapazität C = 470 µF, POLUNG BEACHTEN!! FALSCH GEPOLTE ELEKTROLYT-KONDENSATOREN KÖNNEN EXPLODIEREN!!) verbunden (siehe nebenstehende Abbildung). Mit dem Digitalmultimeter wird die Spannung Uc am Kondensator gemessen. Sofort nach dem Einschalten ist die Spannung Uc am Kondensator mit dem Digitalmultimeter zu beobachten. In konstanten Zeitabständen von 10 s sind 20 Meßpunkte aufzunehmen. Nach Beendigung des Ladevorganges ist das Netzgerät von der Schaltung abzutrennen. Die Zuleitungskabel werden sodann kurz geschlossen, sodaß sich der Kondensator über den Widerstand entladen kann. Bei der Aufnahme des Entladungsvorganges sind dieselben Zeitintervalle zu wählen wie beim Ladevorgang. B) Kapazität des Kondensators ohne Dielektrikum: Die Kapazität C eines Plattenkondensators, dessen Platten beweglich auf einer Schiene montiert sind, ist bei verschiedenen Plattenabständen d ist ohne Dielektrikum mit der UniversalMeßbrücke Hameg HM 8018 zu messen. Das Gerät ist laut Anleitung richtig einzustellen. Zunächst wird der kleinste Plattenabstand d eingestellt (eventuell Distanzstücke verwenden). Der Plattenabstand wird mit einer Schiebelehre bestimmt. Anschließend wird die Kapazität Cd des Kondensators mit der Meßbrücke gemessen. Danach werden für weitere fünf größerwerdende Plattenabstände d nochmals die Kapazitäten Cd bestimmt. Messung einer Kapazität C) Kapazität des Kondensators mit Dielektrikum: Im letzten Teil werden verschiedene Kunststoffplatten, die als Dielektrikum dienen, zwischen die Kondensatorplatten gegeben. Der Abstand der Kondensatorplatten ist dabei auf die Dicke dε der Kunststoffplatten zu reduzieren. Die Dicke der Platte, welche jetzt gleich dem Plattenabstand sein sollte, wird mit der Schiebelehre gemessen und die Kapazität des Kondensators Cε mit Hilfe der Meßbrücke bestimmt. Anschließend wird das Dielektrikum aus dem Kondensator entfernt und bei unverändertem Plattenabstand die Kapazität C0 nocheinmal bei Luft gemessen. Auswertung: zu A) Die Kondensatorspannung UC des Ladevorganges ist als Funktion der Zeit t (UC über t ) zu zeichnen. Die Spannung UC des Entladevorganges ist halblogarithmisch über die Zeit ( ln UC über t ) aufzutragen. Aus der Steigung einer durch die Datenpunkte gelegten Ausgleichsgeraden ist die Kapazität C zu berechnen. Die Meßfehler sind abzuschätzen. Die Ergebnisse sind zu diskutieren. zu B): Die Kapazitäten Cd des Kondensators bei verschiedenen Plattenabständen sind in einem Diagramm in Abhängigkeit vom reziproken Abstand 1/d darzustellen. Eine Ausgleichsgerade ist durch die Meßpunkte zu legen. Die gemessene Kapazität Cd setzt sich zusammen aus der Kapazität CL der Zuleitungen und der eigentlichen Kapazität C0 = ε0A/d des Plattenkondensators , wobei A die Plattenfläche und ε0=8.854x10-12As/(Vm) ist, also Cd = CL + C0. Aus der Steigung der Gerade wird ε0A bestimmt, während CL sich aus dem Schnittpunkt der Gerade mit der Ordinate ergibt. Aus dem Wert ε0A wird die Plattenfläche A berechnet und mit dem Werte verglichen, der sich durch Abmessen der Platten ergibt. Eine eventuelle Abweichung ist zu diskutieren. zu C): Aus der Kapazität mit Dielektrikum Cε = εrε0A/dε und ohne Dielektrikum C0 = ε0A/dε bei dem selben Plattenabstand dε ist die Dielektrizitätskonstante εr zu berechnen, die sich aus dem Verhältnis der Kapazität mit Dielektrikum und ohne Dielektrikum ergibt. Die Fehler sind abzuschätzen und die Ergebnisse sind zu diskutieren. Zur Vorbereitung: H. Tritthart, Medizinische Physik und Biophysik, 2001, Schattauer GmbH Stuttgart Kap. 5. Elektrizität; Kap. 5.1 Elektrostatik; Kap. 5.1.1 Ladung; Kap. 5.1.2 Coulomb Gesetz; Kap. 5.2.1 Materie im elektrischen Feld; Widerstand; Leiter im elektrostatischen Feld; Kondensator; Kap. 6.1 Biologische Ströme und medizinische Stromwirkungen; Kap. 6.1.1 Membranen; Membrankapazität und Widerstand W. Hellenthal, Physik für Mediziner und Biologen, 7. Auflage 2002, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart Kap. 6.1.3 Elektrische Ladung und Stromstärke; Kap. 6.1.5 Elektrische Energie und Leistung; Kap. 6.2.2 Elektrostatische Felder; Kap. 6.2.3 Kondensator; Kap. 6.2.4 Influenz; Kap. 6.7.1 Meßinstrumente für Stromstärke und Spannung; Kap. 6.8 Dielektrische Eigenschaften der Materie; Kap. 6.8.1 Elektrische Polarisation; Kap. 6.8.2 Dipolmoment (elektrisches); Kap. 6.8.3 Verschiebungspolarisation; Kap. 6.8.4 Orientierungspolarisation; Kap. 7.1.3 Einschwing- und Abklingvorgänge. A. Trautwein, U. Kreibig, E. Oberhausen, J. Hüttermann, Physik für Mediziner, Biologen, Pharmazeuten, 2000, Walter de Gruyter Berlin Kap. 14.2 Ladung; Kap. 14.2.1 Ladungsmenge; Kap 14.2.2 Kraft zwischen elektrischen Ladungen; Kap 14.3 Spannung; Kap. 14.4 Strom; Kap 14.7 Elektrostatisches Feld; Kap. 14.7.2 Arbeit und Energie im elektrischen Feld; Kap. 14.7.3 Kondensator und Kapazität; Kap. 14.7.4 Kräfte auf einen Dipol im Feld; Kap. 14.7.5 Materie im Feld; Kap. 14.7.6 Energieinhalt des elektrischen Feldes. WEB-Links: • Die Kapazität eines Kondensators: http://micro.magnet.fsu.edu/electromag/java/capacitance/ • Die Zeitkonstante RC: http://micro.magnet.fsu.edu/electromag/java/timeconstant/ • Ein natürlicher Kondensator: http://micro.magnet.fsu.edu/electromag/java/lightning/ • Ladung und Entladung eines Kondensators: http://micro.magnet.fsu.edu/electromag/java/capacitor/ bzw. http://www.phy.ntnu.edu.tw/java/rc/rc.html • Der Kondensator: http://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/0205141.htm • Kondensator im Gleichstromkreis: http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0205301.htm • Ladung eines Kondensators: http://www.sbg.ac.at/bio/people/musso/lehre/messmethoden/teil6/rcschaltung/ladung/rc-schaltungen-ladung.htm • Entladung eines Kondensators: http://www.sbg.ac.at/bio/people/musso/lehre/messmethoden/teil6/rcschaltung/entladung/rc-schaltungen-entladung.htm • Lineare Regression: http://www.sbg.ac.at/bio/people/musso/lehre/messmethoden/teil5/lineareregression.htm Anwendungbeispiele für die physikalischen Begriffe Kapazität und Filter • • Verständnis der passiven elektrischen Eigenschaften biologischer Membranen als Grundlage für Zellbiologische Vorgänge und für die Funktion von Neuronen. Elektrische Filterungen in der Elektrophysiologie.