Die Haut in der Schwangerschaft von Dr. med. Jürgen Budde Der Blick auf den Bauch verrät es: Das Baby wächst und gedeiht. Frauen erleben in der Schwangerschaft eine Vielzahl von Veränderungen ihres Körpers, insbesondere auch ihrer Haut. Da dieser Lebensabschnitt für alle Frauen von einer ganz besonderen Bedeutung ist und jetzt auch Verantwortung für das ungeborene Leben übernommen werden muss, wird diesen Veränderungen naturgemäß besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Unsicherheit, Angst und Sorge sind daher an der Tagesordnung. Ursachen sind, wie so häufig, die Hormone. Diese durchströmen jetzt in sonst ungeahnten Konzentrationen den weiblichen Körper, der so optimale Entwicklungsbedingungen für das Baby schaffen will. Der Hormonhaushalt der Frau steht Kopf. Und dies hat Folgen für ihr Äußeres. Während die einen frisch und strahlend aussehen und ein besonders glänzendes und kräftiges Haar entwickeln, sind andere kreuzunglücklich über plötzlich auftretende Hautunreinheiten, kraftloses herunterhängendes, kaum frisierbares Haar, fettige, trockene oder schuppende Haut. Während diese kosmetisch relevanten Symptome nur einige wenige Frauen entwickeln, sieht man ganz charakteristische Hautveränderungen bei fast allen Schwangeren: Auffällig ist eine allgemein dunkle Färbung der Haut, die durch eine Vermehrung der pigmentbildenden Zellen in der Haut entsteht. Besonders stark wird die Pigmentierung im Bereich der Brustwarzen, der Achselhöhlen, des Dammes und einer Linie zwischen Bauchnabel und Schambein. Muttermale und Sommersprossen werden ebenfalls häufig dunkler und sind Anlass zur Sorge. - Der Haarschopf wird bei manchen Frauen dünner. Gleichzeitig werden mitunter dunkle Haare im Gesicht und auf den Armen bemerkt. - Fingernägel sind oftmals brüchig oder zeigen eine streifige Pigmentierung. - Die Gefäße werden schlaffer. Folge sind Krampfadern an den Beinen oder gut sichtbare Äderchen im Gesicht. - Am auffälligsten sind allerdings häufig sogenannte Schwangerschaftsstreifen an Brüsten, Hüften und vor allem am Bauch. Diese treten meist erst in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf. Ursache ist die Dehnung bei gleichzeitiger Verminderung der Elastizität des Bindegewebes. So entstehend kleine Risse im Bindegewebe, die als rosa-weiße, manchmal auch bläuliche Streifen sichtbar werden. Während die bisher erläuterten Hautveränderungen in der Schwangerschaft in der Regel nur mehr oder weniger harmlose kosmetische Aspekte betreffen, müssen davon regelrechte Hauterkrankungen unterschieden werden, die speziell in der Schwangerschaft auftreten und danach spontan wieder abheilen. Am häufigsten ist hier wohl der Schwangerschaftsjuckreiz. Dieser beginnt meist im letzten Schwangerschaftsabschnitt und kann enorm sein. Sichtbare Hautveränderungen fehlen hier. Daneben gibt es andere juckende Hauterkrankungen in der Schwangerschaft, die aber auch von sichtbaren Hautveränderungen begleitet 1 werden wie Flecken, Papeln, Quaddeln usw. Mit Pustulationen, Brechreiz, Übelkeit, Fieber und Schüttelfrost geht eine besondere Variante der Schuppenflechte einher. Bei diesen Krankheitssymptomen sollte unbedingt ein Hautarzt aufgesucht werden, der die Patientin dann in Kooperation mit dem Gynäkologen begleitet. Tipps für die Pflege der Haut in der Schwangerschaft - Bei unreiner, fettiger und großporiger Haut: Anpassung einer geeigneten Pflegecreme. Der Hautarzt rät hier. Pflegemasken mit Heilerde sind mitunter sinnvoll. Hier kann eine kompetente Kosmetikerin helfen. - Bei trockener, schuppiger Haut: Viel trinken! Verwendung von harnstoff- und hyaloronsäurehaltigen Pflegecremes. Im Gesicht hilft häufig eine Quarkmaske. - Bei aufgequollenem Gesicht (Wassereinlagerung): Braunes Rouge auf die Wangenknochen auftragen sowie beidseits am Hals. Dies lässt das Gesicht optisch schmaler erscheinen. - Braune Flecken: Diese sind Folge einer vermehrten Produktion pigmentbildender Zellen und werden durch Sonne angeregt. Logischerweise sollte deswegen zur Vermeidung solcher Überpigmentierungen Sonne gemieden werden. Solarien sind verboten! Sonnenschutzmittel sind angesagt. Die Flecken bilden sich nach der Schwangerschaft wieder zurück. Manchmal bleiben sie aber noch bis zu 2 Jahren. Dann wäre ein Versuch nach der Schwangerschaft mit aufhellenden Kosmetika zu erwägen. Der Hautarzt kann hier weiterhelfen. - Schwangerschaftsstreifen: Pflegen Sie Ihre Haut durch Eincremen und gönnen Sie ihr eine Massage mit gutem Körperöl. Diese kann übrigens auch der Partner ausführen. Das Öl sollte mit zarten kreisenden Bewegungen einmassiert werden. Eine Zupfmassage unterstützt den durchblutungsfördernden Effekt. Sie können den Bauch aber auch mit einem trockenen Waschlappen oder einer weichen Körperbürste massieren. Dies gilt auch für alle anderen Körperareale, an denen Schwangerschaftsstreifen auftreten können. Für die Brüste gilt zusätzlich: Tragen Sie einen gut sitzenden BH, damit die mechanische Belastung der zunehmend schwerer werdenden Brüste und damit auch ihre Dehnung so gering wie möglich gehalten wird. - Krampfadern: Bei einer Neigung zu Krampfadern sollten Sie regelmäßig Ihre Wadenmuskulatur betätigen. Dies geschieht durch Gehen oder Wippen auf den Zehenspitzen. Beim Sitzen am Schreibtisch können Sie kreisende Bewegungen mit den Füßen ausführen. Bei stärkeren Beschwerden sollte überlegt werden, ob Kompressionsstrümpfe getragen werden sollten. 2