Wärmemenge: Thermische Energie kann nicht mehr beliebig in andere Energieformen umgewandelt werden. Sie kann aber unter gewissen Voraussetzungen von einem Körper auf einen Anderen übertragen werden. Dabei bezeichnet man sie als Wärmemenge ΔQ Ändert ein Körper seine Temperatur um ΔT, dann hat er die Wärmemenge ΔQ = C ΔT aufgenommen (ΔT positiv) bzw. abgegeben (ΔT negativ). 38 Innere Energie: Die gesamte in einem Körper gespeicherte Energie bezeichnet man als Innere Energie U des Körpers. 1. Hauptsatz der Thermodynamik Die Änderung der Inneren Energie eines Körpers setzt sich zusammen aus der zugeführten Wärmemenge und der am Körper geleisteten Arbeit ΔW. ΔU = ΔQ + ΔW Der Erste Hauptsatz ist ein Energieerhaltungssatz 39 Zustandsfunktion: Man ändere den Zustand eines Systems vom Zustand A nach Zustand B, so langsam, dass immer thermodynamisches Gleichgewicht herrscht. Dann hängt die dabei zugeführte Wärmemenge ΔQ von der Vorgehensweise bei der Zustandsänderung ab (Wegabhängigkeit von ΔQ ). Auch die aufgewendete Arbeit ΔW hängt vom Weg ab. Die Änderung der Inneren Energie ΔU hängt aber nur vom Startpunkt (Zustand A) und vom Endpunkt (Zustand B) ab (wegunabhängig). U nennt man deshalb eine Zustandsfunktion Differentielle Schreibweise des ersten Hauptsatzes: dU = δ Q + δ W 40 Anwendung des 1. Hauptsatzes auf ideale Gase Die Innere Energie bei idealen Gasen hängt nicht vom Volumen ab, sondern nur von der Temperatur, da nur kinetische Energie der Teilchen relevant ist. Isochore Erwärmung: Erwärmung bei konstantem Volumen. Es wird keine mechanische Arbeit geleistet: δ W = − p dV = 0 Die zugeführte Wärmemenge geht vollständig in innere Energie über: dU = δ Q = CV dT Isobare Erwärmung: Erwärmung bei konstantem Druck. Das Gas dehnt sich aus und leistet dabei Volumenarbeit. Die am Gas geleistete Arbeit ist also negativ δ W = − p dV 41 Ein Teil der zugeführten Wärmemenge wird für die Volumenarbeit benützt, der Rest geht in innere Energie über. Um die gleiche Temperaturerhöhung zu erzielen muss also eine größere Wärmemenge zugeführt werden. δ Q = C p dT Cp : Wärmekapazität bei konstantem Druck Die Innere Energie hängt nur von der Temperatur ab, also dU = CV dT = C p dT − p dV daraus folgt: ⎛ ∂V ⎞ C p − CV = p ⎜ ⎟ ⎝ ∂T ⎠ p Index p bedeutet Ableitung bei konstantem Druck Aus der Zustandsgleichung idealer Gase pV = RT folgt (1 mol): R C p − CV = p = R p 42 Die molare Wärmekapazität bei konstantem Druck ist wie erwartet größer: 3 5 C p = CV + R = R + R = R 2 2 C p = CV + R = bei atomaren Gasen 5 7 R+R= R 2 2 bei zweiatomigen Molekülen Adiabatische Erwärmung: Erwärmung ohne Zu-/Abfuhr einer Wärmemenge durch Verkleinerung des Volumens (Kompression). Es wird keine Wärmemenge zu-/abgeführt: δQ =0 Aus dem 1. Hauptsatz folgt: dU = δ W = − p dV Wegen der Änderung der inneren Energie ändert sich die Temperatur CV dT = − p dV 43 Druck, Temperatur und Volumen ändern sich bei dem Prozess Es muss integriert werden vom Zustand {T0,V0} zum Zustand {T,V} Mit der Zustandsgleichung (für 1 mol) T p (V ) = R V erhält man dV CV dT = − R T V T V dT ' dV ' ⇒ CV ∫ +R ∫ =0 T' V' T0 V0 ⇒ ⎛V ⎞ T ln + ln⎜⎜ ⎟⎟ T0 ⎝ V0 ⎠ R CV =0 dT dV +R =0 T V ⇒ CV ⇒ V T CV ln + R ln = 0 V0 T0 ⇒ ⎛ T ⎞⎛ V ⎞ ⎜⎜ ⎟⎟ ⎜⎜ ⎟⎟ ⎝ T0 ⎠ ⎝ V0 ⎠ R CV =1 44 Setzt man für die Gaskonstante R = Cp-CV und führt den Adiabatenexponent κ = Cp / CV ein erhält man κ −1 T V κ −1 = T0 V0 = const oder mit der Zustandsgleichung T = pV/R pV κ −1 p0V0 κ −1 V = V0 = const R R ⇒ p V κ = const Die Gleichung gibt den Zusammenhang zwischen Druck und Volumen bei adiabatischer Zustandsänderung an. Für Gase aus Atomen ist κ = 1.666 Für Gase aus zweiatomigen Molekülen ist κ = 1.4 κ= f +2 f 45 Versuch: Messung des Adiabatenexponenten κ Eine Kugel schwingt in einer Röhre auf dem „Luftpolster“ Druckänderungen sind so schnell, dass sie adiabatisch sind. x Bei einer Verschiebung um x aus der Ruhelage ändert sich das Volumen um ΔV = A x A: Querschnittsfläche Rohr Für den Druck gilt: p V κ = const ⇒ p = const ⋅ V −κ dp const ⋅ V −κ −κ −1 = −κ ⋅ const ⋅ V = −κ dV V κp κp dp Δp ≈ ΔV = − ΔV = − Ax V V dV 45b Die Kraft auf die Kugel ist F = AΔp = − κp V A2 x Mit Newton‘s Aktionsprinzip ergibt sich die Schwingungsgleichung d2 x κp 2 =− A x 2 mV dt 1 23 =ω 2 Die Kugel schwingt mit der Schwingungsdauer mV ts = 2π κ p A2 Daraus ergibt sich der Adiabatenexponent 4π 2mV κ= 2 2 ts p A m = 16.5 g = 0.0165 kg V = 10 liter = 0.01 m3 p = 1010 mbar = 101000 Pa A = 2.01 10-4 m2 ts = 1.07 s κ = 1.394 45c Darstellung der Zustandsänderungen Zustandsfläche idealer Gase: Durch die Zustandsgleichung (Stoffmenge = 1 mol) pV = R T wird eine Fläche im 3-dimensionalen Raum der Zustandsvariablen p,V, T festgelegt. p Zustandsfläche Zustandsänderung von A nach B p A T T B V V Zustände das Gases (im Gleichgewicht) sind nur auf dieser Fläche möglich 46 Wegen der Vereinfachung der Darstellung zeichnet man oft zweidimensionale Projektionen von Zustandsänderungen: P [bar] T = 500K T = 400K T = 300K T = 200K T = 100K Isotherme Zustandsänderung dargestellt für verschiedene Temperaturen V [Liter] P [bar] Adiabatische Zustandsänderung dargestellt für verschiedene Ausgangszustände. Beachte: Temperatur ändert sich auf jeder Kurve V [Liter] 47 P [bar] V = 10 Liter V = 20 Liter V = 30 Liter V = 40 Liter V = 50 Liter Isochore Zustandsänderung dargestellt für verschiedene Volumen T [K] V [Liter] p = 1 bar p = 2 bar p = 3 bar p = 4 bar p = 5 bar Isobare Zustandsänderung dargestellt für verschiedene Drücke T [K] 48 Zustandsänderungen sind auf verschiedenen Wegen möglich. Dabei werden unterschiedliche Wärmemengen ausgetauscht und unterschiedlich viel Arbeit verrichtet Zustandsänderung von A nach B p A dU = δ Q1 + δ W1 T B dU = δ Q2 + δ W2 V Geht man den einen Weg von A nach B hin und den anderen Weg zurück, kann Wärme in Arbeit umgewandelt werden. → Kreisprozess 0 = δ Q1 + δ W1 − δ Q2 − δ W2 49 Wärmekraftmaschinen: Carnotscher Kreisprozess p (1) (4) (2) (3) V Isotherm bei T1 Adiabatische Abkülung Isotherm bei T2 Adiabatisch Erwärmung 50 Schritt (1): Die Temperatur bleibt konstant (isotherm): dU = 0 Aus dem 1. Hauptsatz folgt: δ Q = p dV Die aus dem Reservoir aufgenommene p Wärmemenge wird vollständig in (1) mechanische Arbeit umgewandelt. ΔQ1 = − ΔW1 = VB ∫ p dV VA VB V VA VB = R T1 ln VA Gas verrichtet mechanische Arbeit 51 Schritt (2): Kein Austausch von Wärmemenge (adiabatisch): δQ =0 Adiabatische Abkühlung von T1 auf T2 Aus dem 1. Hauptsatz folgt: ΔU = CV (T2 − T1 ) = Δ W2 p Innere Energie wird in mechanische Arbeit umgewandelt. (2) VB VC V Gas verrichtet mechanische Arbeit T1 T2 52 Schritt (3): Die Temperatur bleibt konstant (isotherm): dU = 0 Aus dem 1. Hauptsatz folgt: δ Q = p dV Am Gas verrichtete Arbeit wird vollständig als Wärmemenge an das kalte Reservoir p abgegeben (3) ΔQ3 = − ΔW3 = VD ∫ p dV VD VC V VC VD = R T2 ln VC Am Gas verrichtet mechanische Arbeit 53 Schritt (4): Kein Austausch von Wärmemenge (adiabatisch): δQ =0 Adiabatische Erwärmung von T2 auf T1 Aus dem 1. Hauptsatz folgt: ΔU = CV (T1 − T2 ) = Δ W4 p Die am Gas verrichtete mechanische Arbeit wird in innere Energie umgewandelt. (4) VA VD V Am Gas verrichtet mechanische Arbeit T1 T2 54 Bilanz für einen Zyklus ΔW Wärmeenergie wurde in mechanische Energie umgewandelt. Zusätzlich ist Wärmemenge vom heißen ΔQ zum kalten Reservoir geflossen. ΔWZyklus VD VB = − R T1 ln + CV (T2 − T1 ) − R T2 ln + CV (T1 − T2 ) VC VA (1) (2) (3) (4) Bei Schritt (2) und (4) gelten die Beziehungen T1 VB κ −1 κ −1 T1 VA = T2 VC κ −1 = T2 VD κ −1 ⇒ VB VC = VA VD Es folgt ΔWZyklus VA = R (T1 − T2 ) ln VB 55 Die bei dem Zyklus insgesamt aus dem heißen Reservoir aufgenommene Wärmemenge ist VB ΔQ1 = R T1 ln VA Der Wirkungsgrad η des Carnotschen Kreisprozesses ist: abgegebene Arbeit dividiert durch aufgenommene Wärmemenge η= − ΔWZyklus ΔQ1 T1 − T2 = T1 Der Wirkungsgrad ist umso höher, je größer die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Reservoiren ist. Bei einem Kreisprozess kann aber nie die gesamte Wärmemenge in mechanische Energie umgewandelt. Bei Schritt (1) war dies möglich, bei einem Kreisprozess ist es nicht möglich. 56 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik: Es gibt keine periodisch arbeitende Maschine, die nichts weiter bewirkt als Abkühlung eines Wärmereserviors und Leistung mechanischer Arbeit. (Perpetuum Mobile zweiter Art) Thomson 1851 Beim Carnot-Prozess z.B. wird neben der Leistung von mechanischer Arbeit zusätzlich Wärmemenge vom heißen zum kalten Reservoir verschoben. 57 ΔW Optimaler Wirkungsgrad Der Carnotsche Kreisprozess ist reversibel. Man kann die Maschine rückwärts laufen lassen. → Wärmepumpe ΔQ Gäbe es eine Maschine mit höherem Wirkungsgrad als die Carnotsche, dann könnte die eine Arbeit leisten und die Zweite Wärme hochpumpen. Diese Konstruktion wäre eine Perpetuum Mobile zweiter Art ΔQ η1 Folgerung: Es gibt keine Maschine mit einem höheren Wirkungsgrad als dem Carnotschen. In der Praxis wird der optimale Wirkungsgrad nicht erreicht. η2 ΔQ 58 Andere Wärmekraftmaschinen: p (1) (4) Stirling-Motor (2) (3) V Isotherm bei T1 Isochore Abkühlung Isotherm bei T2 Isochore Erwärmung 59 Wirkungsgrad des Stirling-Motors Isotherm bei T1 ΔQ1 = − ΔW1 = VB ∫ p dV VA V = R T1 ln B VA Isochore Abkühlung ΔQ2 = CV (T2 − T1 ) ΔW2 = 0 Isotherm bei T2 ΔQ3 = − ΔW3 = Isochore Erwärmung ΔQ4 = CV (T1 − T2 ) VA ΔW4 = 0 ∫ p dV VB = R T2 ln VA VB 59b Bilanz für den Zyklus beim Stirling-Motor: Die insgesamt am System geleistete Arbeit ist ΔWZyklus VA VB = − R T1 ln + 0 − R T2 ln + 0 VB VA (1) (2) (3) ΔW (4) Es folgt: ΔWZyklus VA = R (T1 − T2 ) ln VB Die insgesamt aufgenommene Wärmemenge ist ΔQisotherm ΔQisochor VB ΔQ = R T1 ln + CV (T1 − T2 ) VA größer als beim Carnot-Prozess. Damit ist der Wirkungsgrad kleiner als beim Carnot-Prozess. 59c Stirling-Motor als Kältemaschine Bei den isothermen Prozessen kehren sich die Vorzeichen um. (Ebenso wie beim Carnot-Prozess) Bei den isochoren Zustandsänderungen findet ein Wärmefluss vom warmen zum kalten Reservoir statt. Dieser Wärmefluss ist der Wärmepumpe entgegengerichtet und verringert den Wirkungsgrad auch hier. ΔW Der Gesamtprozess ist also nicht reversibel. Beim Carnot-Prozess ist das zusätzliche ΔQ = 0, da die Änderungen adiabatisch sind. Deshalb hat der Carnot-Prozess den optimalen Wirkungsgrad. ΔQisotherm ΔQisochor 59d