Körper sind nullteilerfrei Für Elemente a, b eines Körpers gilt stets: Aus a · b = 0 folgt a = 0 oder b = 0. Beweis: Aus a · b = 0 und a 6= 0 folgt 0 = a−1 · 0 = a−1 · (a · b) = (a−1 · a) · b = b, also b = 0. Körper sind also stets nullteilerfrei. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 1 Rechnen mit Zahlenpaaren Die Menge R × R := {(a, b) | a, b ∈ R} aller Paare reeller Zahlen bildet mit der komponentenweisen Addition (a1 , b1 ) + (a2 , b2 ) := (a1 + a2 , b1 + b2 ) eine Gruppe. Frage: Kann man für solche Zahlenpaare auch eine vernünftige Multiplikation einführen? Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 2 Komponentenweise Multiplikation Die komponentenweise Multiplikation (a1 , b1 ) (a2 , b2 ) := (a1 · a2 , b1 · b2 ) ist nicht nullteilerfrei: (1, 0) (0, 1) = (0, 0). Die komponentenweise Multiplikation führt also nicht zu einer Körperstruktur. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 3 Komplexe Multiplikation Es gibt nur eine Möglichkeit, eine Multiplikation für Paare reeller Zahlen so zu definieren, dass sich eine Körperstruktur ergibt: (a1 , b1 ) · (a2 , b2 ) := (a1 a2 − b1 b2 , a1 b2 + a2 b1 ). Es ist damit beispielsweise (2, 3) · (1, 4) = (−10, 11). Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 4 Die reellen Zahlen als Teilkörper Die Paare mit 0 als zweiter Komponente werden wie reelle Zahlen addiert und multipliziert: (a1 , 0) + (a2 , 0) = (a1 + a2 , 0) (a1 , 0) · (a2 , 0) = (a1 a2 , 0) Man kann deshalb die Menge {(a, 0) | a ∈ R} mit den reellen Zahlen identifizieren. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 5 Imaginäre Einheit Jedes Zahlenpaar (a, b) kann als Linearkombination (a, b) = a · (1, 0) + b · (0, 1) der Paare (1, 0) und (0, 1) geschrieben werden. Das legt eine vereinfachte Schreibweise nahe: Statt (1, 0) schreibt man 1. Statt (0, 1) schreibt man i. Statt (a, b) schreibt man a + bi. Man nennt i die imaginäre Einheit und die Paare der Form (0, b) = bi imaginäre Zahlen. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 6 Merkregel für die Multiplikation Für die imaginäre Einheit i gilt i · i = (0, 1) · (0, 1) = (−1, 0), also i2 = −1. Es genügt, sich dies zu merken; die komplexe Multiplikation ist dann mit den Rechenregeln für Körper festgelegt: (a1 + b1 i) · (a2 + b2 i) = a1 a2 + a1 b2 i + b1 a2 i + b1 b2 i2 = a1 a2 − b1 b2 + (a1 b2 + a2 b1 )i. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 7 Die komplexen Zahlen Die reellen Zahlenpaare a + bi mit diesen Rechenoperationen nennt man die komplexen Zahlen. Die Menge der komplexen Zahlen wird mit C notiert. Man nennt a den Realteil und b den Imaginärteil der komplexen Zahl a + bi. Der Betrag der komplexen Zahl z := a + bi ist definiert als p |z| := a2 + b2 . Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 8 Konjugation Die zu z := a + bi konjugiert komplexe Zahl ist z := a − bi. Es gilt stets z · z = a2 + b2 = |z|2 . Insbesondere: Das Produkt von z und z ist stets reell. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 9 Komplexe Division z1 · z 2 z1 · z 2 z1 = = . 2 z2 z2 · z 2 |z2 | Beispiel: 8 − 12i −4i −4i · (3 + 2i) −8i2 − 12i 8 12 = = = = − i. 2 3 − 2i (3 − 2i) · (3 + 2i) 9 − 4i 13 13 13 Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 10 Polarkoordinaten Setzt man für eine komplexe Zahl z := a + bi 6= 0 r := |z| und für φ den Winkel zwischen der positiven reellen Achse und der Linie zwischen dem Punkt (0, 0) und dem Punkt (a, b), dann gilt a = r cos φ, b = r sin φ. Man kann dehalb die komplexe Zahl z schreiben als z = r(cos φ + i sin φ). Dies nennt man die Darstellung in Polarkoordinaten. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 11 Beispiel √ Die √ komplexe Zahl z := 1 + i 3 hat den Betrag r = 1 + 3 = 2. Aus 1 = 2 cos φ √ 3 = 2 sin φ erhält man φ = π 3 = 60◦ . Damit ist die Polarkoordinatendarstellung π π z = 2(cos + i sin ). 3 3 Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 12 Rechnen mit Polarkoordinaten Mit Hilfe der Rechenregeln für die trigonometrischen Funktionen erhält man aus z1 = r1 (cos φ + i sin φ) und z2 = r2 (cos ψ + i sin ψ) für das Produkt z1 · z2 = r1 r2 (cos(φ + ψ) + i sin(φ + ψ)). Das kann man so formulieren: Bei der komplexen Multiplikation multiplizieren sich die Beträge und addieren sich die Winkel. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 13 Beispiel Wir ziehen die dritten Wurzel als −8. Der Betrag von −8 ist 8, das Argument ist φ = π . Damit erhalten wir insgesamt drei Wurzeln, nämlich √ π π 2(cos + i sin ) = 1 + i 3 3 3 2(cos π + i sin π) = −2 √ 5π 5π + i sin ) = 1 − i 3. 2(cos 3 3 Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 14 Einheitswurzeln Aus der Formel √ 1 φ 2kπ φ 2kπ n n z = r cos( + ) + i sin( + ) , k = 0, . . . , n, n n n n ergeben sich die n-ten Einheitswurzeln 2kπ 2kπ cos + i sin , n n k = 0, . . . , n. Mathematik I für Informatiker – Komplexe Zahlen – p. 15