2007-4 …lesen

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Wissenschaftliche Tätigkeit
Abschlussbericht 2007
Nummer der wissenschaftlichen Tätigkeit: BGB 3018
Versuchsjahr: 2007
Titel der wissenschaftlichen Tätigkeit:
In-vitro-Regeneration aus Acer monspessulanum –Kalluslinien
Englischer Titel:
In-vitro Regeneration from Acer monspessulanum callus
Projektleiter:
HRISTOFOROGLU Katharina
Telefonnummer:
01 8135950/330
Projektmitarbeiter:
SZALAY Stefan, KÜNTZEL Nina
e-Mail: [email protected]
Kooperationspartner:
Einleitung
Von Acer monspessulanum (Französischer oder Montpellier -Ahorn) konnten an der HBLFA
interessante Typen für den Gartenbau selektiert werden. Die Selektion wurde in Folge der Sichtung
von Gehölzen für den pannonischen Raum durchgeführt.
Die konventionelle Vermehrung erfolgt über Veredelung auf Acer campestre (Feld -Ahorn) und ist
sehr aufwendig.
Es wird über die Pflanzliche Gewebekultur versucht, wurzelechte Acer monspessulanum –Pflanzen
zu produzieren, dies dient als Alternative.
Problem- und Aufgabenstellung
Über die In-vitro-Vermehrung von Acer gibt es nur vereinzelt Literaturstellen. FERNÁNDEZ-LORENZO
et al. (2000) konnte Acer palmatum auf einem WPM –Nährboden, der mit dem Cytokinin TDZ
angereichert wurde, etablieren. Etabliert wurden Axillarsprosse einer 4 Jahre alten Pflanze. Bei
Acer caudatifolium erfolgte die Etablierung angetriebener und ruhender Axillarknospen, auf einem
WPM –Nährboden welcher mit den Phytohormonen BAP und NAA angereichert wurde (DURKOVIC
2003). Bei den ruhenden Axillarknospen war keine Regeneration möglich.
BGB 3018
An der HBLFA für Gartenbau wird für die Acer monspessulanum -Selektion anhand zweier Typen
ein Etablierungs- und Vermehrungsprotokoll entwickelt.
Versuchsdurchführung
Angelehnt an die angeführten Literaturstellen wurde im Versuchsjahr 2005 und 2006 - anhand von
zwei Typen (Typ1, Typ11) der A. monspessulanum – Selektion - eine In-vitro-Etablierung
durchgeführt. Als Ausgangsexplantat für die In-vitro-Etablierung wurden angetriebene, vegetative
und generative Knospen sowie ruhende Knospen mit verholztem Trieb genommen.
Bei der In-vitro-Etablierung wurde 2006 aufgrund des Wachstumsstillstandes der durchgetriebenen
Knospen, eine Induktion von Kallusgewebe vorgenommen. Im Versuchsjahr 2007 wurden die
Kalluslinien vom Typ1 und Typ11 in Richtung eines weichen Kallus selektiert. Bei der somatischen
Embryogenese sollte der Kallus eine bipolare Struktur ausbilden mit isodiametrischen,
meristematischen Zellen und länglichen, vakuolisierten Suspensorzellen. Die Färbung der
Kalluszellen erfolgte mittels Evan`s Blau und Carminessigsäure.
Die Vermehrung der Kallusexplantate wurde auf den Nährböden 501 und 505, ohne
beziehungsweise mit Zusatz von Apium –Extrakt durchgeführt (Tab. 1). Da sich laut EGERTSDOTTER
& ARNOLD (1995) im embryogenen Kallus Proteine befinden, die für die somatische Embryogenese
benötigt werden, kam ein aus embryogenem Kallus von Apium graveolens gewonnener Extrakt zur
Anwendung.
Herstellung von Apium -Extrakt aus embryogenem Kallus
180 g Kallus auf 1 Liter Extrakt
Gut proliferierender Kallus aus Apium graveolens wurde im Mörser zerkleinert, mit 96%igen Ethanol
aufgenommen und mit H2O nachgespült. Der Kallusextrakt wurde im Becherglas unter Rühren auf
50-80°C für 30 min erwärmt, danach 2 h bei Raumtemperatur stehen gelassen. Nach vorsichtigem
Abfiltrieren und Verdünnung auf ungefähr 30 Vol.-% Ethanol (180g Kallus/l), erfolgte die
Sterilisation mittels Sterilfilter mit 20 µm Porengröße. Der sterile Apium -Extrakt wurde portioniert
und eingefroren. Der Extrakt wurde vor Verwendung mit sterilem Osmosewasser verdünnt.
BGB 3018
Tab.1: Vermehrungs- und Reifungsnährböden
Kohlehydrate
Phytohormone
Mod. WPM
Interne
Bezeichnung
501
3 % Saccharose
TDZ (hohe Konz.)
Ergänzende
Bestandteile
-
Mod. WPM
501
3 % Saccharose
TDZ (hohe Konz.)
1,5 ml/Glas
Nährboden
Apium -Extrakt
Mod. MS
505
3 % Glucose
2,4-D, TDZ
-
Mod. MS
505
3 % Glucose
2,4-D, TDZ
1,5 ml/Glas
Apium -Extrakt
Mod. MS
23
6 % Saccharose
-
-
Mod. WPM
500var
6 % Saccharose
TDZ
-
Mod. WPM
501var
6 % Saccharose
TDZ (hohe Konz.)
-
Mod. WPM=Modifizierter Woody Plant Nährboden nach MC COWN & LLOYD (1981)
Mod. MS=Modifizierter MURASHIGE & SKOOG Nährboden (1962)
Ergebnisse
Da es im Versuchsjahr 2005 nicht möglich war über Knospen bei Acer monspessulanum eine
Mikrostecklingsvermehrung zu initiieren, wurde im Versuchsjahr 2006 an den Ausgangsexplantaten
Kallus induziert, um in weiterer Folge Kalluslinien aufzubauen. Zielsetzung ist die indirekte
Produktion von Pflänzchen über somatische Embryogenese oder Organogenese.
Hierzu wurde 2006 versucht, den an Blattanlagen und Stängel gebildeten Kallus zu etablieren. Es
konnte sowohl Kallus aus Blütenanlagen (induziert am Blattgewebe beim Typ 11) als auch Kallus
aus vegetativen, durchgetriebenen (induziert an Blatt- und Stängelgewebe bei den Typen A1 und
A11) und vegetativen ruhenden Knospen (induziert am verholzten Trieb beim Typ A11) etabliert
werden.
Beim Kallus aus ruhender Knospe (Typ 11) zeigte sich im Versuchsjahr 2005 das beste Wachstum
auf den Nährböden 501PPM und 502PPM, während der Kallus aus Blütenanlagen (Typ 11) und
vegetativen angetriebenen Knospen auf 502PPM und 505PPM eine ausreichende Proliferation
aufwies.
Im Versuchsjahr 2007 erfolgte eine Selektion der etablierten Kalluslinien. Diese erfolgte auf den
Vermehrungsnährböden (501 und 505) mit beziehungsweise ohne Überschichtung von aus
embryogenem Apium graveolens –Kallus gewonnenem Extrakt. Zu Beginn der Kallusinduktion
bildete sich bei beiden Typen (A1 und A11) der Acer monspessulanum –Selektion ein harter,
krümeliger Kallus der histologisch betrachtet keine Differenzierung aufwies, sondern aus kleinen,
dichten Zellen bestand.
BGB 3018
Allgemein betrachtet, kommt es in der pflanzlichen Gewebekultur bei der somatischen
Embryogenese zur Entwicklung von Embryonen aus somatischen Zellen. Obwohl es zu keiner
Ausbildung einer Zygote kommt, gibt es große Parallelen zwischen der zygotischen und
somatischen Embryogenese. Damit es zur Ausbildung von somatischen Embryonen kommt, muss
die Zelle ein embryogenes Potential besitzen, um die Umwandlung von einer somatischen in eine
embryogene Zelle zu initiieren. Es muss ein Stress oder geeigneter Stimulus vorhanden sein, um
diese Embryonalentwicklung auszulösen. Und schlussendlich spielt der Nährboden eine wichtige
Rolle.
Bei der Entwicklung somatischer Embryonen können folgende Stadien unterschieden werden:
Globulär-, Herz-, Torpedo- und Kotyledonenstadium. Histologische Untersuchungen dazu, zeigen
bipolare Strukturen mit isodiametrischen, meristematischen Zellen und langen vakuolisierten Zellen.
Es sind sowohl Wurzel- als auch Sprossanlagen vorhanden. Im Gegensatz dazu wird bei der
Organogenese nur ein Organ (Sprosse, Adventivknospen, Wurzeln) ausgebildet. Sprosse besitzen
keine Wurzelanlagen, die Ausbildung von Adventivwurzeln kann mit oder ohne Auxin erfolgen.
Eine weitere Kennzeichnung für die Organogenese ist die klare Verbindung zum Ausgangsgewebe,
währenddessen bei der Embryogenese die Verbindung zum Ausgangsgewebe sehr dünn ist,
sodass die somatischen Embryonen leicht isoliert werden können.
Vergleicht man zygotische und somatische Embryonen miteinander, so besitzt der zygotische
Embryo im Gegensatz zum somatischen Embryo, im reifen Zustand Endosperm und Samenschale.
Bei Acer monspessulanum erfolgte zu Beginn der Selektion, in den einzelnen Subkulturen eine
gezielte Selektion von weichem Kallus, der nur vereinzelt auftrat. Interessanterweise kam es zu
Beginn jeder Subkultur teilweise zu einer starken Braunverfärbung des frisch kultivierten Kallus, in
weiterer Folge jedoch zu einer Ausdifferenzierung neuer Kalluszellen.
Beim Acer monspessulanum -Typ1 wurde bis dato keine Veränderung der Kallusmorphologie
beobachtet. Im Vergleich dazu konnte beim Typ11 in den einzelnen Subkulturen eine deutliche
Veränderung beobachtet werden. Neben den dichten Arealen, kam es zur Induktion eines lockeren,
bräunlichen Kallus (Abb. 6).
Histologische Untersuchungen zeigten eine Veränderung, indem neben den dichten Zellverbänden
mit kleinen Zellen, länglichen Zellen auftraten. Um die morphologische Veränderung zu forcieren,
wurde untersucht inwieweit die Überschichtung von embryogenem Kallusextrakt die Morphologie
beeinflusst.
Diese Technik wurde unter anderem bei der somatischen Embryogenese von Koniferen
angewandt, indem das embryogene Potential schwach embryogener Zelllinien mithilfe einer „nurse
culture“ aus stark embryogenen Linien, positiv beeinflusst wurden. Anhand wissenschaftlicher
Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass embryogene Zelllinien extrazelluläre Proteine
(Arabinogalactane)
produzieren, die für die somatische Embryogenese notwendig sind
(EGERTSDOTTER & ARNOLD 1995).
BGB 3018
An der HBLFA für Gartenbau wurde aus embryogenem Kallus von Apium graveolens ein Extrakt
gewonnen und für diese Zwecke verwendet. Nach mehrmaliger Überschichtung mit 1,5 ml Apium Extrakt wurde folgende Beobachtung gemacht: Bei der Kalluslinie A.11(b) des Typs 11, induziert
an einer ruhenden Knospe konnte auf dem
Nährboden 501 eine deutliche Verbesserung der
Kallusstruktur festgestellt werden. Während sich ohne Apium -Extrakt vorwiegend ein krümeliger
Kallus ausbildete, kam es mit Apium –Extrakt, neben den krümeligen Arealen zur Ausbildung eines
weichern Kallus mit länglichen, vakuolisierten Zellen und isodimetrischen, meristematischen Zellen
(Abb. 1, 3, 5).
Im Vergleich dazu zeigten die Kalluslinien A.11(a), A.11(c) induziert an Sprossexplantaten und
A.11/7B induziert an Blattgewebe von Blüten, nach Überschichtung mit Apium -Extrakt keine
Verbesserung. Es kam zum Absterben der Explantate, mit geringer, neuer Proliferation von
Kalluszellen. Dieselbe Beobachtung wurde auch bei der Kalluslinie A.1c des Typs 1 gemacht.
Beim ersten Reifungsversuch der Kalluslinien A.11(a), A.11(c) und A.11(b) des Acer
monspessulanum –Typ 11 auf den Nährböden 23, 500var und 501var kam es zu keiner Ausbildung
von somatischen Embryonen.
Vielversprechende Ergebnisse zeigten sich in der 11. Subkultur bei den Kalluslinien A.11(a) und
A.11(c), induziert an Sprossexplantaten auf dem Nährboden 505 (ohne Apium -Extrakt), wo es am
grünen, krümeligen Kallus zur Ausbildung von Arealen mit weichem Kallus kam. Histologische
Untersuchungen zeigten bipolare Strukturen mit langen Suspensorzellen und isodiametrischen,
meristematischen Zellen, die auf die Bildung von Proembryonen hinweisen (Abb. 2, 4).
BGB 3018
Abb. 1-6: Kallusgewebe induziert an ruhender Knospe des Acer monspessulanum –Typs 11 (6).
Differenzierte Kalluszellen aus ruhender Knospe mit isodiametrischen, meristematischen Zellen
(mit Carminessigsäure rot gefärbt) und länglichen, vakuolisierten Zellen (mit Evan´s Blue blau
gefärbt) nach mehrmaliger Behandlung mit Apium -Extrakt (1, 3, 5). Kalluszellen aus
Sprossexplantat (ohne Apium -Extrakt), mit langen Suspensorzellen, teilweise gebündelt und
verbunden mit rot gefärbtem, meristematischen Zellen, die auf die Entwicklung von Proembryonen
hinweisen (2, 4).
BGB 3018
Zusammenfassung
Bei der Acer monspessulanum –Selektion der HBLFA für Gartenbau wurden 2006 angetriebene
und ruhende Knospen zur In-vitro-Etablierung verwendet. Zu Beginn der Kallusinduktion bildete
sich bei den Typen A1 und A11 ein harter, krümeliger Kallus, der histologisch betrachtet keine
Differenzierung aufwies, sondern aus kleinen, dichten Zellen bestand. In den Versuchsjahren 2006
und 2007 erfolgte in den einzelnen Subkulturen eine gezielte Selektion von weichem Kallus.
Vielversprechende Ergebnisse zeigten sich in der 11. Subkultur bei den Kalluslinien A.11(a) und
A.11(c) des Typs 11, wo sich am krümeligen Kallus, Areale mit weichem, embryogenen Kallus
bildeten. Histologische Untersuchungen zeigten bipolare Strukturen mit langen Suspensorzellen
und isodiametrischen, meristematischen Zellen, die auf die Entwicklung von
Proembryonen
hinweisen.
Summary
From the Acer monspessulanum selection of the HBLFA für Gartenbau (College for Horticulture and
Landscape Design and Research Institutes) sprouting and dormant buds were used for in-vitro
establishment in 2006. At the beginning of the callus induction a hard and crumbly callus developed
on the types A1and A11, which did not have, from a histological point of view, any differentiations,
but consisted of small, dense cells. In the trial years 2006 and 2007 a systematic selection from soft
callus was carried out in the individual subcultures.
In the eleventh subculture rather promising results could be seen on the callus lines A11 (a) and
A11(c) of the type 11, in which areas of soft, embryogenous callus were formed from crumbly
callus. Histological tests showed bipolar structures with long suspensor cells and isodiametric and
meristematic cells which hint on the development of pre embryos.
Literatur
DURKOVIC, J., 2003: Regeneration of Acer caudatifolium Hayata plantlets from juvenile explants. Plant Cell
Rep. 21(11):1060-4.
EGERTSDOTTER, U.,
ARNOLD, S.,
1995: Importance of arabinogalactan proteins for the development of somatic
embryos of Norway spruce (Picea abies). Physiol. Plant. 93/2, 334-345.
FERNÁNDEZ-LORENZO, J.L., IGLESIAS-DÍAZ, M.I., GUTIÉRREZ-ARAUJO, O., 2000: Micropropagation of a selected
rootstock of Acer palmatum. ISHS Acta Horticulturae 536: XIVth International Symposium on Horticultural
Economics.
MCCOWN, B.H., LLOYD, G.B., 1981: Woody plant medium (WPM) – a mineral nutrient formulation for
microculture of woody plant species. HortSci 16:453 (Abstr.)
MURASHIGE, T. & F. SKOOG, 1962: A revised medium for rapid growth and bio-assays with tobacco tissue
cultures. Physiol. Plant. 15: 473-497
BGB 3018
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