Benignes Prostatasyndrom (BPS) Benigne Prostatahyperplasie (BPH), gutartige Vergrößerung der Prostata Unter einem BPS versteht man Krankheitszeichen durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH, benigne Prostatahyperplasie). Es ist eine sehr häufige Erkrankung des Mannes im mittleren und höheren Alter und führt vor allem zu Beschwerden beim Wasserlassen. Häufigkeit des BPS Die Häufigkeit des BPS nimmt mit dem Alter zu. So leiden Millionen von Männern an einem behandlungsbedürftigen BPS, darunter bis zu 56% der älteren Männer. Die gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH) beginnt nach dem 30. Lebensjahr und nimmt dann immer mehr zu. So steigt auch die Zahl der Männer mit einem behandlungsbedürftigen BPS, also dadurch verursachten Krankheitszeichen (siehe Tabelle, die Zahlen sind je nach Quelle etwas verschieden). Davon betroffen sind in Deutschland mindestens 4 Millionen Männer. Anders als beim Prostatakarzinom gibt es bei der BPH kaum rassische und geographische Unterschiede in der Häufigkeit. Altersgruppe 40 - 49 Jahre 50 - 59 Jahre 60 - 69 Jahre Über 69 Jahre Nachweisbare BPH 16% 40% 75% über 80% Behandlungsbedürftiges BPS 14% 21% 40% 56% Ursachen und Entstehung des BPS Mit dem Alter verändert sich der Stoffwechsel der Prostata. Vermutlich sind es mehrere Faktoren, vor allem hormonelle Veränderungen, die zur Vermehrung des Prostatagewebes führen. Früher wurde so manches verdächtigt, ein BPS zu verursachen: Gicht, Blasenreizung, Geschlechtskrankheiten, geschlechtliche Enthaltsamkeit, geschlechtliche Exzesse, Erkältungen, Reiten und sitzende Lebensweise. Heute weiß man, dass Körpergewicht, Stoffwechselkrankheiten (z.B. Diabetes mellitus), Bluthochdruck, sexuelle Aktivität, Rauchen und Ernährung (auch spezielle Diäten) das Wachstum der Prostata nicht direkt beeinflussen. Die genauen Ursachen sind aber immer noch ungeklärt. Auf alle Fälle spielen Androgene (männliche Geschlechtshormone, z.B. Testosteron) eine große Rolle, vermutlich zusammen mit Östrogenen (weibliche Geschlechtshormone): Mit zunehmendem Alter fällt der Androgen-Blutspiegel. Vor allem nimmt das freie Testosteron ab, weil der Blutspiegel des sexualhormonbindenden Globulins (SHBG) zunimmt. Zugleich steigt der Blutspiegel der Östrogene, die in geringen Mengen auch bei Männern mit Hilfe des Enzyms Aromatase aus Androgenen gebildet werden. Und in der Prostata steigt die Aktivität des Enzyms 5-alphaReduktase, die Testosteron in seine biologisch aktivste Form umwandelt, das DHT (Dihydrotestosteron). So könnten folgende Faktoren die Prostata überschießend wachsen lassen: • • • • • Erhöhte DHT-Spiegel in der Prostata und vermehrte Bindungsstellen für Androgene auf den Prostatazellen Erhöhte Ostrogen-Blutspiegel Vermehrte Ausschüttung von Wachstumsfaktoren in der Prostata Zu starke Vermehrung von Prostata-Stammzellen Verlängerte Lebensdauer der Prostatazellen wegen vermindertem Zelltod Es ist wohl eine Kombination aus diesen Faktoren, die zur Vermehrung (Hyperplasie) aller Prostatazellen führt, sowohl der Drüsen als auch des Zwischengewebes (Bindegewebe und Muskulatur). Übrigens werden deshalb die Bezeichnungen Prostataadenom und Prostatahypertrophie immer seltener benutzt. Denn Adenom würde eine Vermehrung nur von Drüsenzellen und Hypertrophie nur eine Vergrößerung der Zellen bedeuten. Auf Grund der Zellvermehrung vergrößert sich die Prostata (benigne Prostatahyperplasie, BPH), vor allem im oberen Bereich in der Nähe der Harnröhre. So kann die Harnröhre verengt werden, was zu einer Harnabflussstörung führt. Je nachdem, ob mehr Zwischengewebe oder Drüsen betroffen sind, wird die Prostata mehr oder weniger hart. Zudem bilden sich kleinere und größere Knoten, zum Teil auch in nicht vergrößerten Bereichen. Und es treten Bezirke mit Gewebeschwellung, Sekretstauung und Entzündung auf. Letztere wird nicht von Keimen verursacht, sondern ist eine Reaktion des Körpers auf die Schädigung. Zeichen und Komplikationen des BPS Die vergrößerte Prostata behindert die Harnentleerung immer mehr, fördert Harnweg- und Prostataentzündungen und kann sogar zur Schädigung der Nieren führen. Zunächst treten zunehmende Beschwerden beim Wasserlassen auf. Wegen der Einengung der Harnröhre ist der Harnstrahl abgeschwächt, bis hin zum Tröpfeln. Der Beginn der Harnentleerung verzögert sich, und sie dauert länger. Im Anschluss kann der Harn nachträufeln. Zudem bemerkt man, dass die Blase nicht völlig entleert wird (Restharngefühl). BPS / BPH 1 Zeichen und Komplikationen des BPS Die Blase muss den zunehmenden Widerstand der Prostata überwinden. So wird ihre Muskelschicht dicker, einzelne Stränge treten innen hervor (Balkenblase), und ihre Wand kann sich stellenweise ausstülpen. Zunächst schafft sie die Entleerung noch, indem sie Reize aussendet (Reizblase)~ Es kommt zur Pollakisurie (häufiger Harndrang bei geringerer Harnmenge) und Nylkturie (Harndrang mehr als zweimal pro Nacht). Oder auch zu Dysurie (erschwertes Wasserlassen), Algurie (schmerzhaftes Wasserlassen) und imperativem Harndrang (plötzlicher, unwiderstehlicher Drang, engl. urge), sogar mit unwillkürlichem Harnabgang (Urgen - Inkontinenz). Diese Reize sind nicht nur lästig, sondern auch belastend, zum Beispiel weil man ständig eine Toilette sucht oder die Nachtruhe dahin ist. Und sie nehmen zu, nicht unbedingt gleichmäßig, sogar kurze Verbesserungen sind möglich. Dennoch verbleibt mit der Zeit nach dem Wasserlassen eine immer größere Menge Harn in der Blase (Restharn). Schließlich wird die Restharnmenge so groß, dass sich die Blase nicht mehr zusammenziehen kann. Es entsteht eine Oberlaufblase mit ständigem Harnträufeln und Rückstau bis in die Nieren, was zu deren Versagen führen kann. Schmerzen entstehen meist bei einer plötzlichen Verschlechterung des Wasserlassens bis hin zur akuten Harnverhaltung oder bei Entzündungen von Harnwegen, Prostata, Samenblasen oder Nebenhoden (s.u.). Hämaturie (Blutbeimengung zum Urin): Eine geringfügige Hämaturie ist ein typisches Zeichen eines Harnweginfekts (s.u.). Eine starke Hämaturie kann durch Pressen beim Wasserlassen entstehen: Es platzt eine von der vergrößerten Prostata gestaute Vene am Harnröhrenanfang. Akute Harnverhaltung (Ischurie): Beim BPS kann dieser Notfall praktisch jederzeit auftreten, Aus verschiedenen Gründen (z.B. Stress, Entzündung, Medikamente) wird die Harnentleerung plötzlich unmöglich. Die Blase wird überdehnt, was zu starken Schmerzen führt. Harnweginfekte treten beim BPS oft auf, unter anderem weil sich Keime in dem Restharn gut vermehren. Typische Zeichen einer akuten Zystitis (Harnblasenentzündung) sind Algurie, Pollakisurie, imperativer Harndrang und eine geringfügige Hämaturie am Ende des Wasserlassens (Fachbegriffe s.o.). Bei chronischer Zystitis sind diese Zeichen weniger stark, bei einem Harnblasenstein kommt noch Harnstottern hinzu, wenn der Stein den Blasenausgang immer wieder verlegt. Entzündungen, die in die oberen Harnwege und Nieren aufsteigen, verursachen meist Fieber und heftige Rückenschmerzen. Sie können die Nieren dauerhaft schädigen, Weitere Entzündungen: In der vergrößerten Prostata bilden sich Bereiche mit Gewebeschwellung, Sekretstauung und steriler Entzündung (siehe Abschnitt Ursachen und Entstehung). So kann es zu chronischen Beschwerden im Beckenbereich kommen, wie bei der Prostatopathie. Zudem erleichtern solche Bereiche das Wachstum von Keimen, so dass eine akute Prostatitis oder chronische Prostatitis auftreten kann, zumal wenn schon ein Harnweginfekt besteht. Gleiches gilt für Entzündungen von Samenblasen und Nebenhoden, wenn die Keime über die Samenwege aufsteigen. Untersuchung beim BPS Die Basis sind das Erheben der Vorgeschichte (Anamnese), die körperliche Untersuchung, Urin- und Blut-Tests sowie die Ultraschalluntersuchung. Weitere Untersuchungen können hinzukommen. Beim Erheben der Vorgeschichte (Anamnese) fragt der Arzt nach früheren und jetzigen Krankheiten und Beschwerden sowie nach dem Sexualleben. Im Vordergrund steht beim BPS natürlich das Wasserlassen. Nützlich ist dabei ein n Protokoll mit Gewohnheiten und besonderen Vorkommnissen. Wie stark die subjektive Beeinträchtigung durch die Beschwerden ist, lässt sich mit dem standardisierten IPSS-Fragebogen messen (internationaler Prostata – Symptomen Score), er liefert die wichtige IPSS-Punktezahl. Bei der körperlichen Untersuchung richtet sich das Augenmerk vor allem auf Bauch und Geschlechtsorgane. Die Prostata wird mit dem Finger vom Mastdarm aus abgetastet (digitale rektale Untersuchung, DRU). Beim BPS ist sie meist vergrößert und prall elastisch; die Härte wird von der Vermehrung des Zwischengewebes bestimmt. Zudem können Knoten zu tasten sein. Ein Druckschmerz spricht für eine Entzündung. Der Urin wird mit einem Teststreifen besonders auf Entzündungszeichen und Blutbeimengungen (Mikrohämaturie) untersucht. Außerdem werden Konzentration und Säuregrad des Urins bestimmt und das Harnsediment mikroskopisch analysiert. Zum Ausschluss einer bakteriellen Entzündung von Harnwegen oder Prostata dient die Viergläserprobe: Man untersucht die einzelnen Harnportionen auf Keime und bestimmt mittels Kulturen deren Art und die Widerstandsfähigkeit (Resistenz) gegen Antibiotika (Antibiogramm). Bei der Uroflowmetrie (Harnflussmessung) wird die pro Sekunde entleerte Harnmenge gemessen. Bei Harnröhrenverengung zeigt sich eine typisch verzögerte Kurve mit vermindertem maximalen Harnfluss. Blut-Tests liefern allgemeine Werte und Aussagen über Entzündungen und Nierenfunktion. Zusätzlich empfiehlt sich eine PSA-Bestimmung (Prostataspezifisches Antigen). Denn in der vergrößerten Prostata kann sich ein Karzinom verbergen, verdächtig sind vor allem Knoten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass der PSA-Blutspiegel auch von Größe, Entzündungen und mechanischen Belastungen der Prostata abhängt. Deshalb sollte auch das Blut vor der digitalen rektalen Untersuchung abgenommen werden. Bei der Ultraschalluntersuchung (Sonographie) von Prostata, Harnblase und Nieren lassen sich zum Beispiel Prostatagröße, Restharnmenge, Harnblasensteine und Harnrückstau in die Nieren feststellen. Genauere Bilder von Prostata und Samenblasen liefert die hochauflösende transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS), wobei der Schallkopf in das Rektum (Mastdarm) eingeführt wird. BPS / BPH 2 Untersuchung beim BPS Weitere Untersuchungen können im Einzelfall erforderlich werden: • Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe), zum Beispiel bei Knoten: Mit einer Nadel, meist unter Ultraschallkontrolle (TRUS) vom Mastdarm aus (Näheres siehe Prostatabiopsie). • Urethrozystoskopie (Spiegelung von Harnröhre und Harnblase): Dabei ist auch zu erkennen, welche Teile der Prostata die Harnröhre verengen und ob eine Operation durch die Harnröhre möglich ist. • Katheterisierung zum Ablassen von Restharn oder Einbringen von Röntgenkontrastmittel. • Röntgenaufnahmen oder Durchleuchtung: Gegebenenfalls wird ein Kontrastmittel in eine Vene gespritzt oder mit einem Katheter in die Harnwege eingebracht. • Harnblasentonometrie (Druckmessung): Vor allem zum Ausschluss von Funktionsstörungen der Harnblase. Behandlung des BPS Nur anhand der vollständigen Untersuchungsergebnisse können Arzt und Patient gemeinsam das weitere Vorgehen festlegen: Kontrolliertes Zuwarten, medikamentöse Behandlung oder operativer Eingriff. Natürlich werden vor einer Entscheidung mögliche Komplikationen des BPS wie Schmerzen und Entzündungen behandelt. So kann sich zum Beispiel der Harnfluss verbessern, wenn bei Prostatitis Antibiotika gegeben werden und die Prostata dadurch abschwillt. Zudem ist festzustellen, ob eine absolute Indikation (zwingender Grund) zur Operation besteht. Als solche gelten folgende Auswirkungen des BPS: Harnweginfekt, akute Harnverhaltung und sichtbare, medikamentös nicht beherrschbare Hamaturie, jeweils bei wiederholtem Auftreten; außerdem erhebliche Behinderung des Harnabflusses, Harnblasensteine, große Ausstülpungen der Harnblasenwand, Erweiterung der oberen Harnwege und Nierenschwäche. Kontrolliertes Zuwarten (engl. watchful waiting) Wenn keine absolute Operationsindikation vorliegt, die Restharnmenge unter 1 00m1 beträgt und die Beschwerden gering sind (IPSS unter 8 Punkte), ist eine Behandlung meist nicht nötig. Erforderlich sind aber regelmäßige, etwa halbjährliche Kontrolluntersuchungen, weil der Harnabfluss unbemerkt schlechter werden und die Beschwerden unter Schwankungen zunehmen können. Medikamentöse Behandlung Bei mäßigen Beschwerden (IPSS 8-19 Punkte) und einer Restharnmenge über 1 00m1, aber geringer Behinderung des Harnabflusses durch die Prostata können Medikamente helfen. Sie lindern die Beschwerden, verbessern den Harnabfluss jedoch weniger. Deshalb sind ebenfalls regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig. Medikamente sind bei BPS nachweislich bis zu 6 Jahre von Nutzen, verzögern also eine Operation. Und sie führen zu weniger unerwünschten Wirkungen. Ob damit jedoch eine Operation zu vermeiden ist oder gar der günstigste Operationszeitpunkt verpasst wird, ist noch nicht bekannt. Eingesetzt werden hauptsächlich folgende Gruppen von Medikamenten: Phytopharmaka, Alpha-Blocker und 5-alpha-Reduktase-Hemmer. Sie werden im nächsten Abschnitt genauer beschrieben (siehe Medikamente). Eine gleichzeitige Behandlung mit Wirkstoffen aus zwei oder drei dieser Gruppen ist bislang nicht ausreichend untersucht und deshalb kritisch zu sehen. Operativer Eingriff Eine Restharnmenge über 1 00m1 und mäßige (IPSS 17-19 Punkte) bis starke Beschwerden (IPSS 20-35 Punkte) sind kein zwingender Grund zur Operation; man sagt, es besteht keine absolute (s.o.), sondern eine relative Operationsindikation. Gleiches gilt für einen maximalen Harnfluss unter 15m1 pro Sekunde, eine akute Harnverhaltung und die Zunahme der Beschwerden unter medikamentöser Behandlung. Eingesetzt werden eine Fülle von Verfahren. Sie unterscheiden sich im Zugangsweg (z.B. durch die Harnröhre), in den verwendeten Instrumenten (z.B. Laser) und in der Art der Beseitigung des Abflusshindernisses (z.B. Abtragung, Aufweitung). Eine Übersicht gibt der übernächste Abschnitt (siehe Operationsverfahren). Medikamente zur BPS-Behandlung Das BPS wird meist mit Phytopharmaka, Alpha-Blockern oder 5-alphaReduktase-Hemmern behandelt. Diese Medikamentengruppen und ihre häufigsten Vertreter werden im folgenden näher vorgestellt. Nachdem die Untersuchungsbefunde vorliegen und die Entscheidung zur medikamentösen Behandlung gefallen ist (siehe Abschnitt Behandlung), kann das geeignetste Medikament ausgesucht werden. Die Dosierung ist individuell anzupassen und die Wirkung regelmäßig zu kontrollieren. BPS / BPH 3 Medikamente zur BPS-Behandlung Phytopharmaka Hierbei handelt es sich um Arzneimittel, die aus Pflanzenbestandteilen hergestellt werden, oft aus Auszügen (Extrakten) mittels Alkohol. Sie enthalten in der Regel mehrere Wirkstoffe, ihre genaue Zusammensetzung ist herstellerabhängig. Die Präparate sind nicht rezeptpflichtig, die Kosten werden derzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Phytopharmaka können die Beschwerden lindern, führen jedoch nicht zur Verkleinerung der Prostata. Ein Wirksamkeitsnachweis steht für einige Präparate noch aus. Verwendet werden am häufigsten Sägepalmenfrucht (von Sabal sernulaturn = Serenoa repens), Kürbiskerne (von Cucurbita pepo) und Brennnesselwurzel (von Urtica dioica oder Urtica urens). Zudem gibt es Präparate mit standardisierten Mengen an Sitosterin (Phytosterol). Alpha-Blocker Diese Medikamente hemmen die so genannten Alpha-1 -Rezeptoren, die für die Muskelspannung in der Prostata und im Blasenhals sorgen. So senken sie den Abflusswiderstand, allerdings nur gering und führen nicht zur Verkleinerung der Prostata. Die Beschwerden lindern sie hingegen deutlich. Die verfügbaren Wirkstoffe (z.B. Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin, Terazosin) haben ähnliche, dosisabhängige erwünschte und unerwünschte Wirkungen. Eine verzögerte Freisetzung des Wirkstoffs soll die Verträglichkeit verbessern. 5-alpha-Reduktase-Hemmer Das Enzym 5-alpha-Reduktase wandelt Testosteron in der Prostata in DHT (Dihydrotestosteron) um. Hemmstoffe dieses Enzyms (z.B. Dutasterid, Epristerid, Finasterid) führen zur Verkleinerung der Prostata, Verbesserung des Harnflusses und Linderung der Beschwerden. Zudem sinkt der Blutspiegel des PSA (Prostataspezifisches Antigen) um etwa die Hälfte, was bei der Früherkennung eines Prostatakarzinoms berücksichtigt werden muss. Die Wirkungen treten langsam ein und sind individuell verschieden stark. Empfohlen wird die Anwendung bei einem Prostatavolumen über 40m1. Weitere Arzneimittel Aromatase-Hemmer behindern die Bildung von Östrogenen aus Testosteron (vgl. Abschnitt Ursachen und Entstehung), bei BPS haben sie keine befriedigenden Wirkungen gezeigt. Weiterhin werden über verschiedene Kanäle, vor allem über das Internet zahlreiche Präparate (z.B. Aminosäuren, Organextrakte) mit zweifelhafter Wirkung angeboten. Werden Sie hellhörig bei Heilversprechen und denken Sie bei Berichten über Verbesserungen der Beschwerden daran, dass diese auch ohne Behandlung zeitweise zurückgehen können. Fragen Sie am besten Ihren Arzt, bevor Sie für solche Präparate unnütz Geld ausgeben oder Ihren Körper gar damit schädigen. Operationsverfahren zur BPS-Behandlung Am häufigsten werden heute die transurethrale Resektion der Prostata (TURP), die Adenomenukleation (AE, "Prostatektomie") und die transurethrale Inzision der Prostata (TUIP) durchgeführt, je nach Befund. Nachdem die Entscheidung zum operativen Eingriff gefallen ist (siehe Abschnitt Behandlung), steht die Wahl des Verfahrens an. Als Standard gilt die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P, s.u.), an der sich alle anderen Verfahren messen lassen müssen. Derzeit sind eine ganze Fülle höchst unterschiedlicher Verfahren verfügbar, und es werden ständig neue entwickelt. Alle haben zwei Ziele: Erstens, die Beschwerden und den Harnabfluss möglichst schnell, gut und dauerhaft zu verbessern und Komplikationen des BPS zu verhindern. Und zweitens, die Belastung durch den Eingriff und dessen mögliche Komplikationen zu minimieren. Leider widersprechen sich diese Ziele: Je mehr Prostatagewebe beseitigt wird, desto deutlicher und dauerhafter bessern sich die Beschwerden und (stets in geringerem Maße) der Harnabfluss. Desto eher ist aber auch mit negativen Auswirkungen des Eingriffs zu rechnen. Ein ideales Verfahren gibt es also (noch) nicht. o bleibt nur, nach genauer Aufklärung durch den Arzt das im Einzelfall am besten geeignete auszuwählen. Wegen der Vielgestaltigkeit können dieser Prozess und die Verfahren im folgenden nur zusammengefasst und stichwortartig vorgestellt werden. Auswahlkriterien sind zum Beispiel: • Untersuchungsbefunde: Sie können die Auswahl erheblich einschränken. • Operationsziel: Vollständige oder teilweise, dauerhafte oder vorübergehende Verbesserung • Belastung durch den Eingriff: Ambulante oder stationäre Durchführung, Kathetensierung und Beschwerden nach dem Eingriff, Dauer bis zur Linderung der Beschwerden und bis zur vollständigen Heilung. • Langzeiterfolg: Weil die Prostata nicht vollständig entfernt wird, kann verbliebenes Gewebe nachwachsen und erneut ein BPS verursachen (Rezidiv), so dass ein weiterer Eingriff erforderlich werden kann. Das Risiko ist um so höher, je mehr Gewebe zurückbleibt und je mehr Zeit vergeht. Auch Komplikationen wie Narbenbildung (s.u.) können den Langzeiterfolg mindern. Beim Vergleich zwischen der TUR-P und neuen, insbesondere so genannten minimal invasiven (wenig eingreifenden) Verfahren ist es deshalb wichtig, einen möglichst langen Zeitraum zu betrachten (für Langzeitergebnisse mindestens 10 Jahre). Und an Studien sind strenge Anforderungen zu stellen. • Verfügbarkeit und Kosten: Manche Verfahren sind nur in Spezialzentren verfügbar, und es stellt sich die Frage der Kostenübernahme. • Entfernung oder Schädigung des Gewebes: Nur entferntes Gewebe kann auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms untersucht werden. BPS / BPH 4 Operationsverfahren zur BPS-Behandlung Mögliche Komplikationen des Eingriffs sind zum Beispiel: • Zwischenfälle während und bald nach Narkose und Operation: Abhängig zum Beispiel von Narkoseart, Alter und weiteren Erkrankungen. • Infektion und Beschwerden beim Wasserlassen während der Abheilung. • Inkontinenz (unwillkürlicher Harnabgang): Nach TUR-P relativ selten, kann eine weitere Behandlung (z.B. Beckenbodengymnastik) erfordern. • Erektionsstörung ("Impotenz", erektile Dysfunktion, ED): Besteht nach TUR-P in 10-15% der Fälle, zum Teil jedoch auch schon davor. Selbst Verbesserungen der Erektion nach TUR-P sind möglich. • Retrograde ("trockene") Ejakulation: Die Entleerung des Spermas beim Samenerguss in die Harnblase (rückwärts) tritt nach TUR-P sehr häufig auf, weil mit dem Prostatagewebe ein Teil der Muskulatur des inneren Schließmuskels entfernt wird. Das Empfinden des Orgasmus (sexueller Höhepunkt) wird dadurch nicht beeinträchtigt. • Behinderung des Harnabflusses durch Narbenbildung in der Harnröhre oder am Blasenhals. Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P): Entfernen des Gewebes mit einer Elektroschlinge in Narkose durch die Harnröhre unter Sicht (endoskopisch). Katheter für 1-3 Tage, Krankenhausaufenthalt wenige Tage, vollständige Heilung in 3-6 Monaten. Minimal-TUR-P: Teilweises Entfernen des Gewebes; nur bei schwerkranken Patienten; weniger Komplikationen, aber höheres Risiko des Nachwachsens von Gewebe. Transurethrale Vaporesektion der Prostata (TUVRP): Neue TUR-P-Variante mit “Verdampfung" des Gewebes; Langzeitergebnisse fehlen noch. Adenomenukleation (AE, "Prostatektomie"): Entfernen der vergrößerten Prostatateile in Narkose durch einen offenen Zugang (durch die Bauchdecke, dann durch die Blase oder zwischen Blase und Schambein). Ältestes Verfahren. Heute Standard bei sehr großer Prostata (über 1 00g), großen Harnblasensteinen oder großen Ausstülpungen der Harnblasenwand. Vergleich zur TUR-P: Ergebnisse und Komplikationsraten etwa gleich, Katheter etwas länger nötig, längerer Krankenhausaufenthalt. Transurethrale Inzision der Prostata (TUIP): Einschneiden von Blasenhals und Prostata durch die Harnröhre unter Sicht, eventuell Entfernen störenden Gewebes. Standard bei so genannter Blasenhalsstarre und kleiner Prostata. Vergleich zur TUR-P: Weniger Komplikationen, aber höheres Risiko des Nachwachsens von Gewebe. Laserverfahren: Resektion (Wegschneiden), Koagulation (Verkochung) oder Vaporisation (Verdampfung) des Gewebes durch die Harnröhre unter Sicht, Koagulation des Gewebes nach Einbringen der Laserfaser in die Prostata vom Damm aus (interstitielle Laserkoagulation, ILC). Verwendet werden zahlreiche Laser-Arten für viele verschiedene Verfahren, zum Beispiel Nd:YAG-Laser (für die ILC und die VLAP = visuelle Laserablation der Prostata), Diodenlaser (für die ILC), KTP-Laser, Ho:YAG-Laser (für die Laserresektion der Prostata), "Greenlight"-Laser (zur photoselektiven Vaporsation der Prostata, PVP). Vergleich zur TUR-P: Bestenfalls Ergebnisse gleich gut und weniger Komplikationen (fehlende Langzeitergebnisse). Narkose, Katheterisierung (Katheter oft länger nötig) und Zeit bis zur Linderung der Beschwerden hängen stark vom Verfahren ab. Derzeit gelten die meisten Verfahren als minimal invasiv und als (bessere) Alternative zur medikamentösen Behandlung, zur TUR-P hingegen nur in besonderen Fällen. Transurethrale Mikrowellenthermotherapie (TUMT): Erhitzen des Gewebes mit Mikrowellen durch die Harnröhre, entweder mit Niedrig-Energie (NE-TUMT) oder Hoch-Energie (HE-TUMT, bessere Ergebnisse). Vergleich zur TUR-P: Ergebnisse nicht so gut (fehlende Langzeitergebnisse), weniger Komplikationen, ambulant und ohne Narkose möglich, Katheter nicht unbedingt nötig, zunächst Verschlimmerung, dann langsamere Linderung der Beschwerden. Die NE-TUMT gilt als Alternative zur medikamentösen Behandlung. Transurethrale Nadel-Ablation der Prostata (TUNA): Erhitzen des Gewebes mit Radiofrequenzwellen über Nadelantennen durch die Harnröhre unter Sicht. Vergleich zur TUR-P: Ergebnisse nicht so gut (fehlende Langzeitergebnisse), weniger Komplikationen, ohne Narkose möglich, Katheter nicht unbedingt nötig, zunächst Verschlimmerung, dann langsamere Linderung der Beschwerden. Die TUNA gilt als (bessere) Alternative zur medikamentösen Behandlung. Intraprostatische Stents: Röhrchenförmige Implantate aus verschiedenem Material, die in örtlicher Betäubung vorübergehend oder dauerhaft in die Harnröhre eingesetzt werden. Stents können den Katheter ersetzen, vorübergehende Stents müssen aber regelmäßig gewechselt werden. Wegen Komplikationen (z.B. Verlagerung, Reizblase, dauerhafter Harndrang) kommen sie nur bei Patienten in Frage, bei denen andere Verfahren nicht möglich sind. Ungeeignete Verfahren: Keine ausreichende Wirkung erzielen Hyperthermie (Überwärmung) und Ballondilatation (Aufweitung mittels Ballonkatheter). BPS / BPH 5 Vorbeugung gegen BPS Die Rolle der Ernährung beim benignen Prostatasyndrom wird heftig diskutiert. Genauso wie die Vorbeugung mit Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten. Um es vorweg zu nehmen: Bislang ist es in keiner kontrollierten Studie gelungen, irgendetwas nachzuweisen, was gegen eine BPH (gutartige Vergrößerung der Prostata) und damit gegen das BPS vorbeugt, Die einzigen bekannten Risikofaktoren sind wohl nicht beeinflussbar: Das Alter und die Androgene (männliche Geschlechtshormone): So erkranken beispielsweise Eunuchen nie an BPS (vgl. Abschnitt Ursachen und Entstehung). Aus vergleichenden Untersuchungen ist bekannt, dass es bei der BPH (anders als beim Prostatakarzinom) kaum rassische und geographische Unterschiede in der Häufigkeit gibt (siehe Abschnitt Häufigkeit). Schon dies macht einen Einfluss der Ernährung sehr unwahrscheinlich. Zudem haben zahlreiche Studien gezeigt, dass die Ernährung, selbst spezielle Diäten das Wachstum der Prostata nicht direkt beeinflussen, Die genauen Ursachen der BPH sind aber immer noch ungeklärt, auch die Rolle der Östrogene (weibliche Geschlechtshormone; siehe Abschnitt Ursachen und Entstehung). Auch im Körper des Mannes werden Östrogene in geringen Mengen gebildet und kommen selbst in der Nahrung vor: Als Rückstand (z.B. in Fleisch) oder als normale Pflanzeninhaltsstoffe, die Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene, z.B, Isoflavonoide, Lignane). Dass Östrogene in der Nahrung das Wachstum der Prostata fördern, wurde bisher nicht nachgewiesen. Zudem müsste dann die BPH bei asiatischen Männern häufiger auftreten, denn ihre Kost ist reich an Phytoöstrogenen. Nahrungsergänzungsmittel: Für keines der vielen angebotenen Präparate ist bisher stichhaltig nachgewiesen, dass es gegen BPS vorbeugen kann. Medikamente: 5-alpha-Reduktase-Hemmer werden bei BPS bereits zur Verkleinerung der Prostata eingesetzt. Dass die Hemmung der 5-alpha-Reduktase auch vorbeugend wirkt, scheint aber unwahrscheinlich. Denn die Aktivität dieses Enzyms ist bei Asiaten geringer als beispielsweise bei Europäern, und dennoch tritt die BPH bei ihnen in etwa gleich häufig auf (das Prostatakarzinom jedoch seltener). Weitere Untersuchungen betreffen Aromatase-Hemmer die Verminderung von Bindungsstellen für Androgene auf den Prostatazellen und die Beeinflussung von Wachstumsfaktoren. Fazit: Gegenwärtig gibt es keine Empfehlungen zur Vorbeugung gegen das BPS. Da aber außer dem Alter und den Androgenen bisher auch keine Risikofaktoren bekannt sind, spricht nichts gegen die Umstellung der Ernährung auf eine asiatische oder mediterrane Kost. Dies soll ja gegen viele andere Krankheiten vorbeugen (z,B. Prostatakarzinom, andere Krebsformen, Gefäßerkrankungen). Förderlich ist auf alle Fälle eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, frischer Luft und vor allem viel Bewegung. Denn die Prostata ist in die Beckenbodenmuskulatur eingebettet und wird bei sportlicher Betätigung auf natürlichem Wege massiert. Autor: Dr. med. Hubert E. Weiß Anmerkung: Der Internationale Prostata Symptomen Score Fragebogen ( IPSS Fragebogen) wurde von der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. als offizieller Bewertungsstandart für Beschwerden der unteren Harnwege bei gutartiger Prostatavergrößerung herausgegeben. Unter der Internet Adresse www.prostata-info.de kann der Fragebogen im Bereich “Der Prostata Selbsttest“ online ausgefüllt und bewertet werden, oder steht als Download zur Verfügung. Bearbeitung: Karl Heinz Bauer SHG Karlsruhe BPS / BPH 6