Theoretische Physik D: Quantenmechanik I Sommersemester 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriffe 1.1 Ursprung der Quantenphysik . . . 1.2 Zustände, Observable, Operatoren 1.3 Ort, Impuls, Energie . . . . . . . . 1.4 Tensorprodukt . . . . . . . . . . . 1.5 Zeitentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 . 3 . 4 . 21 . 35 . 36 2 Teilchen im Potenzial 41 2.1 V = 0 (freies Teilchen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 2.2 Kastenpotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 2.3 Harmonischer Oszillator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3 Drehung, Drehimpuls, Spin 57 3.1 Drehungen und ihre Erzeuger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.2 Eigenwerte des Drehimpulsoperator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4 Wasserstoffatom 72 4.1 Zentralpotentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.2 Wasserstoffatom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 5 Zeitunabhängige Störungstheorie 5.1 Nicht entartete Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Entartete Störungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Anwendung: Feinstruktur des Wasserstoffspektrums . . . . . . . . . . . . 80 80 83 86 6 Streutheorie 90 1 Grundbegriffe Die klassische Physik beschreibt folgende Phänomene nicht korrekt . . . 1 a) . . . in der Physik makroskophischer Systeme • Energieverteilung der Schwarzkörperstrahlung • spezifische Wärme bei niedrigen Temperaturen • Kondensation • Suprafluidität • Kohäsion von Festkörpern und Flüssigkeiten • Gitterschwingungen (Phononen) • elektrische Leitfähigkeit (Normal-, Halbleiter-, Supraleiter-) • Ferromagnetismus b) . . . in der Atom- und Molekülphysik • Größe und Stabilität der Atome • Ladungsverteilungen • Spektren • Wechselwirkung mit Licht (z.B. Photoeffekt) • Molekülschwingungen • chemische Bindungen (z.B. Van-der-Waals-Bindung) c) . . . in der Kernphysik • Größe und Stabilität der Kerne • Wechselwirkung von γ-Strahlen mit Kernen • radioaktiver Zerfall • Kernspaltung und -fusion d) . . . in der Elementarphysik • Masse, Ladung, Drehimpuls, magnetisches Moment der Elementarteilchen • Wechselwirkung mit Strahlung (Comptoneffekt) • Streuung, Zerfall • Teilchenerzeugung Die Quantenmechanik (QM) bildet die Grundlage des Verständnisses dieser Phänomene. 2 1.1 Ursprung der Quantenphysik 1901: Planck: Schwarzkörperstrahlung E = hν = ~ω, ~ = h 2π (1) h ≈ 6, 6 · 10−35 Js = 4 · 10−15 eVs e- ν Kathode Abbildung 1: Photoeffekt 1905: Deutung des Photoeffekts (1) durch Einstein: E = hν − W W : Austrittsarbeit, E: unabhängig von der Intensität I des Lichts. Photon mit Energie E = hν, I ∝ Zahl der Phtononen. → pγ → pγ' → pe → pe' Abbildung 2: Comptoneffekt 1924: Compton-Effekt (2): Impuls der Photonen: 0 = mc2 = #» k : Wellenvektor p E 2 − #» p 2 c4 #» #» hc| k | = ~ω = E = | #» p |c =⇒ | #» p | = ~| k |, Eγ + Ee = Eγ0 + Ee0 #» p e + #» p γ = #» p 0e + #» p 0γ 3 (2) Intens. abh. vom Streuwinkel. Eγ Eγ' klassische Physik: e− wird kontinuierlich beschleunigt, ∆E (aus Dopplereffekt) wächst mit Zeit. 1923: Broglie: Alle Teilchen haben Wellennatur #» #» p = ~k ~ λ = #» deBroglie − Wellenlänge |p| λ ≈ √12,2 Å (nichtrelativistische Teilchen) E/eV 1927: 1928: 1905: 1913: Davisson, Gerner: e− an Einkristall gestreut, Laue-Diagramm G.P. Thomsen / Rupp: Debye-Scherrer Rydberg-Ritz-Formel für Spektrallinien des H-Atoms 1 1 ν=R − , n<m∈N n2 m2 R: Rydberg-Konstante N. Bohr: Energie-Quantisierung: En = −h R , n ∈ N. n2 Bohr-Sommerfeld-Quantisierung: klassische Bahn des e− um Atomkern, HamiltonFunktion I H(p, q) = const. p dq = nh, n = 1, 2, 3, . . . | {z } (∗) (∗) = Bahn im Phasenraum 1.2 Zustände, Observable, Operatoren klassisch. Welle Teilchen QM o Zustand 4 #» Photon mit Wellenzahlvektor k und Polarisation ε ∈ {εx , εy }: #» E #» #» Zustand : k , , #» p = ~ k , E = ~c| k | Nur Polarisation betrachet (3) Doppelbrechender Kristall: Kalkspat εx unpolarisiertes Licht εy Kalkspat Polarisationsfilter Pϕ : polarisiertes Licht in → ex cosφ + → ey sinφ unpolarisiertes Licht Polarisationsfilter Pφ Px := Pϕ=0 , Py := Pϕ= π2 Licht A B Pφ Px Beobachtung: Intensität ist bei B gegenüber A um cos2 ϕ abgeschwächt. Das entspricht dem klassischen Wellenbild. Teilchenbild : Könnte die Photonenenergie abgeschwächt sein? Nein: E = hω ist gleichgeblieben. 5 statistische Interpretation: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein in ϕ-Richtung polarisiertes Photon Px passiert, ist cos2 ϕ. Kalkspat: |εx⟩ |ε⟩ |εy⟩ Kalkspat Komponenten-Zerlegung: |εi = α |εx i + β |εy i (4) Zustände bilden einen komplexen Vektorraum H. Im Fall von Polarisationszuständen gilt dim H = 2. (5) Zustandsvektroren nennt man auch Kets. Es beschreibe |εϕ i den Zustand eines in #» e x cos ϕ+ #» e y sin ϕ Richtung liniear polarisierten Photons. |εx⟩ |ε⟩=cosφ |εx⟩ + sinφ |εy⟩ |εy⟩ Kalkspat Beobachtungen: • Es klickt entweder Dx oder Dy • Welcher Detektor anspricht ist nicht vorhersehbar • Wiederholt man das Experiment oft, so findet man, dass bei N Verscuhen Dx etwa N cos2 ϕ und Dy etwa N sin2 ϕ anspricht. 6 Die Polarisationsfilter und der Kalkspatkristall vermitteln Abbildungen H −→ H, z.B. Px : |εϕ i = cos ϕ |εx i + sin ϕ |εy i 7−→ cos ϕ |εx i (6) Px |εϕ i = |Px εϕ i = cos ϕ |εx i (7) Man schreibt: Pϕ ist Operator auf dem Vektorraum H: Pϕ |εx i = cos ϕ |εϕ i Pϕ : Pϕ |εy i = sin ϕ |εϕ i (8) Es gilt: h i Pϕ |εϕ i = Pϕ cos ϕ |εy i + sin ϕ |εy i = cos ϕPϕ |εx i + sin ϕPϕ |εy i = cos2 ϕ |εϕ i + sin2 ϕ |εϕ i (9 + 10) = |εϕ i Mathematischer Exkurs Allgemein definieren wir für dim H = N < ∞: 1.) Skalarprodukt: Eine Abbildung H × H −→ C, (|ψi , |χi) 7−→ hψ | χi mit: hψ | λ1 χ1 + λ2 χ2 i = λ1 hψ | χ1 i + λ2 hψχ2 i , hψ | χi = hχ | ψi, ( = 0, |ψi = 0, hψ | ψi > 0, |ψi = 6 0. (11) (12) (13) p k |ψi k := hψi |ψ heißt Norm von |ψi. Gilt hψ | χi = 0, so heißen |ψi und |χi orthogonal. 2.) Orthonormalbasis (ONB): Eine endliche Teilmenge { |ei i , . . . |eN i } ⊂ H mit hei | ej i = δij (14) 3.) Linearer Operator : Eine Abbildung A : H −→ H, |ψi 7−→ |Aψi = A |ψi mit A |λ1 ψ1 + λ2 ψ2 i = λ1 |Aψ1 i + λ2 |Aψ2 i (15) 4.) Zu A hermitesch konjugierter (oder adjungierter) Operator : Ein linearer Operator A† : H −→ H mit hχ|Aψi = hA† χ|ψi . 7 (16) 5.) Ein hermitescher (oder selbstadjungierter Operator A ist ein Operator mit A = A† (17) 6.) Eigenket (oder Eigenvektor) von A: Ein Ket |ψλ i (λ ∈ C), mit A |ψλ i = λ |ψλ i (18) 7.) Existiert ein Operator A−1 , so dass A−1 A |ψi = AA−1 |ψi , |ψi ∈ H (19) gilt, so ist A invertierbar und A−1 heißt der zu A inverse Operator. 8.) Gilt U −1 = U † (d.h. U † U = U U † = 1), so heißt U unitär. In diesem Fall gilt also: hU χ|U ψi = hχ|U † U |ψi = hχ|ψi 9.) Matrixdarstellung: Betrachte eine ONB { | e1 i, . . . | en i }. aij := hei |A|ej i , 1 ≤ i, j ≤ N (20) definiert die Matrixdarstellung a = (aij )ij von A bzgl. { | e1 i, . . . | en i }. Eigenschaften dieser Objekte: a) Dreiecksungleichung: ( ) <, |χi , |ψi l.u. k |χi + |ψi k k |χi + k |ψi =, |χi , |ψi l.abh. (22) b) Schwarzsche Ungleichung: | hψ|χi | ≤ k |ψi k · k |χi k (23) c) Mit A und B ist auch λ1 A + λ2 B ein linearer Operator, wobei (λ1 A + λ2 B) |ψi := λ1 |Aψi + λ2 |Bψi d) Für AB definiert durch (AB) |ψi = A(B |ψi), gilt i.A. AB 6= BA. e) Gilt in einer ONB { | e1 i, . . . , | en i } |ψi = N X n=1 cn |en i , 8 |ξi = N X k=1 dk |ek i , (24) so folgt hχ|A|ψi = N X k,n=1 d∗k cn hek |A|en i | {z } (25) =akn = d† ac mit c = (c1 , . . . , cn )† , d = (d1 , . . . , dn )† . f) Aus 25 folgt: • a−1 ist Matrixdarstellung von A−1 , • a† ist Matrixdarstellung von A† • ab ist Matrixdarstellung von AB P † • mit |ψλ i = N n=1 ln |en i in 18 ist l = (l1 , . . . , ln ) EV von a zum Eigenwert λ. g) Unitärer Basiswechsel: U † U = 1, |e0i i := U |ei i. =⇒ he0j |e0i i = hU ej |U ei i = hej | |{z} U † U |ei i =1 = hej |ei i = δij =⇒ { | e01 i, . . . , | e0n i } ist ONB. Wegen f ) haben hermitesche Operatoren A dieselben Spektraleigenschaften, wie hermitesche Matrizen: (26) (i) Es gibt ONB aus Eigenkets { | e1 i, . . . , | en i } und (ii) alle EW sind reell. Eigenschaft (i) schreibt man üblicherweise als A= N X j=1 Die zugehörige Matrix ist a = zum EW λj ist. λj |ej i hej | . (j) (j) † , j=1 λj e e PN (27) (j) (j) wobei e(j) = (e1 , . . . , eN )† EV von a Dabei ist Pj = |ej i hej | ein Projektionsoperator: Pj |ψi = |ej i hψ|ej i = hψ|ej i |ej i , =⇒ Pj2 = |ej i hej |ej i hej | = |ej i hej | = Pj 9 (28) h i† Pj† = Pj ⇐= a |ψi hχ| = α∗ |χi hψ| , α ∈ C (29) Zuordnung: ket |ψi Spaltenvektor c ↔ bra ψ Zeilenvektor c† (30) Aus (6) und (8) finden wir für unsere Polarisationsoperatoren: Pϕ2 = Pϕ , Pϕ† = Pϕ =⇒ Pϕ Polarisationsoperator cosφ |εx⟩ |εφ⟩=cosφ |εx⟩ + sinφ |εy⟩ Px Photonen Pφ Statistische Interpretation: Wahrscheinlichkeit, dass für |εϕ i die Polarisation Px gemessen wird ist (17) (21) Wx = cos2 ϕ = | hεx |εy i |2 = hεϕ |εx i hεx |εϕ i = hεϕ |Py |εϕ i (31) wobei die Normierung hεϕ |εϕ i = 1 verwendet wird. Ersetzt man Px durch Py , so findet man Wy = sin2 ϕ = hε|Py |εϕ i , (32) also Wx + Wy = 1, Px + Py = 1 und Px Py = Py Px = 0. (33) (33) motiviert die Messpostulate der QM: (i) Observable (= messbare physikalische Größen) werden durch selbstadjungierte Operatoren beschrieben. (ii) Wiederholt man eine Messung mehrfach an im Zustand |ψi präparierten Teilchen, so ist der Mittelwert der durch den Operator A beschriebenen Observable durch den Erwartungswert von A im Zustand |ψi W = gegeben 10 hψ|A|ψi hψ|ψi (34) (iii) Die statistische Varianz der wiederholten Messungen ist σ2 = hψ|(A − W 1)2 |ψi hψ|ψi =W z }| { hψ|A2 |ψi − 2W hψ|A|ψi +W 2 hψ|ψi = hψ|ψi (35) hψ|A2 |ψi − hψ|A|ψi2 . hψ|ψi √ Die Stndardabweichung σ := σ 2 heißt Unschärfe von A im Zustand |ψi. = Kurzschreibweise: hAi := W, (36) ∆A := σ. Im Fall der Polarisation Px sind die möglichen Messwerte 0 (kein Ansprechen des Detektors) und 1 (Detektor spricht an). hPx i = hεϕ |Px |εϕ i = cos2 ϕ, 2 (∆Px ) = hεϕ |Px2 |εϕ i − 2 4 (37) 4 cos ϕ = cos ϕ − cos ϕ = cos2 ϕ sin2 ϕ 1 = sin2 (2ϕ) 4 ϕ=0 ∆Px = 0 π 2 π 4 ∆Px = 0 ∆Px = 21 ϕ= ϕ= (38) |εϕ=0 i = |εx i ist Zustand minimaler Unschärfe (EV von Px zum EW 1) |εϕ= π2 i = |εy i Zustand maximaler Unschärfe Zirkular polarisierte Photonen |εL⟩ |εR⟩ 11 1 |εL i = √ |εx i + 2 1 |εR i = √ |εx i − 2 linkshändiges Photon : rechtshändiges Photon : |εL i und |εR i stehen orthogonal: i √ |εy i 2 i √ |εy i 2 1 hεx + iεy |εx + iεy i 2 1 i2 = hεx |εx i + hεy |εy i 2 2 =0 (39) (40) hεR |εL i = (41) Operatoren: PL = |εL i hεL | PR = |εR i hεR | misst links − polarisierte rechts − polarisierte Polarisation . . . (42) . . . bzw. präpariert links-/rechtspolarisierte zirkulare Photonen aus einem unpolarisierten Lichtstrahl. Basiswechsel: 1 (|εx i + i |εy i) (hεx | − i hεy |) 2 1 1 i i = Px + Py + |εy i hεx | − |εx i hεy | 2 2 2 2 =⇒ Matrixdarstellung bzgl { | εx i, | εy i } ist gegeben durch 1 1 −i links − zirkularer Polarisationsfilter pL = 2 i 1 PL = |εL i hεL | = Es gilt PR = 21 Px + 12 Py − 2i |εy i hεx | + 2i |εx i hεy | 1 1 i ∗ =⇒ pr = pl = 2 −i 1 |εL⟩ |ε⟩ Zähler 2 |εR⟩ 12 (44) (45) Messung der zirkluaren Polarisation: 1 (43) 1.) |εi = |εL i: hεL |PL |εL i = hεL |εL i hεL |εL i = 1, hεL |PR |εL i = hεL |εR i hεR |εL i = 0, d.h. Zähler 1 klickt immer, 2 nie. Das kann man auch über die Matrixdarstellung der Operatoren berechnen: 1 1 −i 1 1 1 √ hεL |PL |εL i = √ (1, −i) 2 i 1 2 2 i 1 2 = (1, −i) = 1, 2i 4 1 1 1 1 1 i √ hεL |PR |εL i = √ (1, −i) =0 2 −i 1 2 2 i {z } | =0 Außerdem gilt für die Unschärfe hεL |(∆PL,R )2 |εL i = 0. 2.) |εi = |εϕ i, Basis { | εx i, | εy i }: 1 1 −i cos ϕ hεϕ |PL |εϕ i = (cos ϕ, sin ϕ) sin ϕ 2 i 1 −iϕ 1 e = (cos ϕ, sin ϕ) 2 ieiϕ 1 −iϕ 1 1 = e (cos ϕ, sin ϕ) = i 2 2 | {z } (46) =eiϕ Ebenso hεϕ |PR |εϕ i = 1 2 (47) =⇒ Jeder Zähler spricht in 50% der Fälle an. Unschärfe: 1 2 hεϕ |(∆PL,R )2 |εϕ i = hεϕ |PL,R |εϕ i − hεϕ |PL,R |εϕ i2 = 4 r 1 1 ∆PL,R (εϕ ) = = 4 2 13 (48) Kopenhagener Interpretation des Messprozesses Messungen verändern das physikalische Objekt, das der Messung unterzogen wird. Hat die Messung der Observablen A den Wert λ ergeben, so befindet sich das Objekt nach der Messung in einem Eigenzustand von A mit Eigenwert λ ( spontane Zustandsreduktion“) ” Erwartungswerte selbstadjungierter Operatoren A sind reell: hψ|A|ψi∗ = hψ|A† |ψi = hψ|A|ψi (49) Kommutator, Anti-kommutator: [A, B] := AB − BA (50) {A, B} := AB + BA (51) Seien A und B selbstadjungiert (A = A† , B = B † ). Dann gilt [A, B]† = −[A, B], (52) † {A, B} = {A, B} (53) Operatoren mit (52) nennt man antiselbstadjungiert. Betrachte Zustand |ψi mit hAi = hψ|A|ψi und hψ|ψi = 1 und die Verschiebungen“ ” A := A − hAi (54) B := B − hBi Herleitung der Unschärferelation durch schwarzsche Ungleichung (23): |Aψi · |Bψi ≥ hAψ|Bψi = hψ|AB|ψi da A† = A 1 = hψ|[A, B]|ψi + hψ|{A, B}|ψi {z } | {z } 2 | imaginär⇐(49) reell⇐(49) 1 ≥ hψ|[A, B]|ψi 2 1 = |hψ|[A, B]|ψi| 2 da |z| ≥ |Imz| (55) Unschärfe: (∆A)2 = hψ|(A − hAi)2 |ψi = hAψ|Aψi = k |Aψi k2 Mit (55) folgt: 1 ∆A · ∆B ≥ | hψ|[A, B]|ψi | Unschärferelation 2 14 (56) Gilt [A, B] = 0, so nennt man A und B kommensurabel (=gemeinsam messbar) oder kompatibel. Es gibt dann eine Basis aus gemeinsamen Eigenkets |αi βj i , αi , βi ∈ R mit A |αi βj i = αi |αi βj i B |αi βj i = βj |αi βj i Für diese Zustände ist ∆A = ∆B = 0. Die Eigenwerte αi , βj nennt man auch Quantenzahlen von |αi βj i zu A und B. Stern-Gerlach-Versuch 1922; I.Stern, W. Gerlach: Silber-Atome: paramagnetisch mit magnetischem Moment #» µ. z S zwei Maxima der Intensität 47 Ag-Ofen N → B = B(z) → ez Detektoren Kollimator klassisch: #» V = − #» µB (pot. Energie) #» F = −∇V (Kraft) ∂B (Kraftkomponente in z-Richtung) Fz = µz ∂z Atome können mit jedem Winkel nach oben oder unten abgelenkt werden. 1925: Goudsmit und Uhlenbeck entdeckten den Elektronenspin (=Eigendrehimpuls) e #» #» µ= s, e > 0 (57) mc Silberatom 47 Ag: #» µ aus dem 47. e− (in 5s-Schale). Schematisch: SGZ z y 15 Zwei SGZ hintereinander: a) Sz = ~2 : SGZ SGZ _ Projektor Pz+ auf Sz= + h_ -Komponente 2 Messung von Sz Elektron mit Sz = ~ 2 Pz + Pz − ( |Sz + i |Sz + i = 0 hSz − |Sz + i = 0 Spin-Operator: ~ |S + i 2 z ~ Sz |Sz − i = − |Sz − i 2 Sz |Sz + i = (58) Erwartungswert und Unschärfe: hSz i = hSz + |Sz |Sz + i = (∆Sz )2 = hSz + |Sz2 − ~ 2 (59) ~2 |S + i = 0 4 z b) _ ℏ Sz=2 _ ℏ Sx=2 SGX _ ℏ Sx=-2 SGZ → __ → → ∂B B , ∂x ∝ e x α β |Sx +i = √ |Sz + i + √ |Sz − i 2 2 hSx+ |Sx+ i = 1, |α|2 + |β|2 = 2 gleich große Komponenten |α| = |β| = 1 Allgemein: |ψi und eiϕ |ψi beschreiben denselben physikalischen Zustand, denn für alle A gilt: hψ|A|ψi = heiϕ ψ|A|eiϕ ψi 16 o.B.d.A. wähle Phasen von |Sz + i und |Sz − i so, dass α = β = 1 ist: 1 1 |Sx+ i = √ |Sz + i + √ |Sz − i 2 2 1 1 |Sx− i = − √ |Sz + i + √ |Sz − i 2 2 (60) Projektoren: =⇒ px± Px± = |Sx± i hSx± | 1 1 1 1 = |Sz + i hSs+ | ± |Sz + i hSz − | ± |Sz − i hSz + | + |Sz − i hSz − | 2 2 2 2 (61) 1 1 ±1 (62) = 2 ±1 1 Spin-Operator : ~ Sx |Six± = ± |Sx+ i 2 (63) Darstellung bzgl. { | Sz + i, | Sz − i }: (Invertiere (60)) 1 |Sz + i = √ [|Sx+ i − |Sx− i] 2 1 |Sz − i = √ [|Sx+ i + |Sx− i] 2 (64) Es gilt: 1 [hS + |Sx |Sx+ i − hSx− |Sx |Sx+ i − hSx+ |Sx |Sx− i + hSx− |Sx |Sx− i] 2 x 1 ~ ~ = − =0 2 2 2 hSz + |Sx |Sz + i = Ebenso hSz − |Sx |Sz − i = 0. genau gleich viele 47 Ag-Atome mit Sx = ~ 2 und Sx = − ~2 beobachtet. 1 (hS + | ∓ hS − |) Sx (hSx+ | ± hSx− |) 2 x x 1 ~ ~ ~ = − )= 2 2 2 2 ~ 0 1 =⇒ sx = 2 1 0 hSz ± |Sx |Sz ∓ i = (65) entspricht ~ hSz + |Sx |Sz − i = (1, 0) 2 17 ~ 0 1 0 = . 1 0 1 2 (65) (66) c) Nach SGX nochmal SGZ Sz = ~ 2 und Sz = − ~2 . Check: (61) |ψi = Px+ |Sz + i = |Sx+ i hSx+ |Sz + i = 1 1 1 |Sz + i + |Sz − i = √ |Sx+ i 2 2 2 Nun SGY (Apparatur drehen): x-Achse und y-Achse sind gleichberechtigt. Also: β √ |Sz − i 2 (67) β √ |Sz − i 2 mit |α| = |β| = 1, hSy± |Sz |Sy± i = 0, hSy+ |Sy− i = 21 |α|2 − |β|2 = 0. Weiter: 1 ∗ α ∗ ~ 0 1 0 = hSy± |Sx |Sy± i = (α , ±β ) ±β 2 2 1 0 ~ (68) = ± (α∗ β + β ∗ α) 4 ~ = ± Re(α∗ β) 2 Zyklische Vertauschung (x, y, z) → (z, x, y): α |Sy+ i = √ |Sz + i + 2 α |Sy− i = √ |Sz + i − 2 hSy± |Sx |Sy∓ i = hSx± |Sz |Sx∓ i ~ ~ ~ (60) 1 = ∓ ∓ =∓ 2 2 2 2 (69) Andererseits mit (67): 1 ∗ α ∗ ~ 0 1 hSy± |Sx |Sy∓ i = (α , ±β ) ∓β 1 0 2 2 ~ ~ = ± (−α∗ β + β ∗ α) = ∓ Im(α∗ β) 4 2 (68)-(70) bedeuten: Re(α∗ β) = 0, Im(α∗ β) = 1. (70) Lösung z.B.: α = 1, β = i. Also: i 1 |Sy± i = √ |Sz + i ± √ |Sz − i 2 2 (71) 1 |Sz+ i = √ |Sy+ i + |Sy− i 2 i |Sz− i = √ − |Sy+ i + |Sy− i 2 (72) Inverse: Matrixdarstellung: ~ sy = 2 18 0 −i i 0 (73) Pauli-Matrizen: 0 σ1 = σx = 1 0 σ2 = σy = i 1 σ3 = σz = 0 1 0 −i 0 (74) 0 −1 Spin-Operatoren: sj = ~ σj 2 (75) Eigenschaften der Pauli-Matrizen: (siehe Aufgabe 6) σj σk = δjk 1 + 3 X iεjkl σl l=1 [σj , σk ] = 2i 3 X (76) εjkl σl l=1 wobei εjkl das Levi-Civita-Symbol ist σj = σj† tr σj = 0 (77) Jede hermitesche 2 × 2-Matrix M lässt sich schreiben als 3 X M = a0 1 + al σl (78) l=1 Aus (77) folgt 1 a0 = tr M, 2 (79) da tr 1 = 2. Aus (76) folgt: tr [M σk ] = 3 X al tr [σl σk ] = l=1 3 X al δlk tr 1 l=1 1 =⇒ al = tr [M, σl ] 2 (80) (75) / (76) implizieren die Vertauschungsrelationen für die Spinoperatoren: [Sj , Sk ] = i~ 3 X l=1 19 εjkl Sl (81) Wegen [Sj , Sk ] 6= 0 für j 6= k sind verschiedene Spinkomponenten inkommensurabel. Wegen (siehe (76)) σ12 = σ22 = σ32 = 1 ist jedoch 3 #» S 2 = Sx2 + Sy2 + Sz2 = ~2 1 4 (82) #» [ S 2 , Sj ] = 0, j = 1, 2, 3 (83) Damit ist #» D.h. der Gesamtspin S 2 ändert sich durch Messung von Sx , Sy und Sz nicht. Seltsame Analogie: (58) (58) (60) ↑ |Sz + i ↓ |Sz − i |Sx± i = |Sy± i = | {z } Photon . |ε i .. Elektron x √1 2 √1 2 [± |Sz + i + |Sz − i] [|Sz + i ± i |Sz − i] |εy i · · · |εϕ= π4 i, |εϕ= 3π i 4 |εL,R i (5) (39)/(40) Übliche Schreibweise: |Sz + i = |↑i |Sz − i = |↓i spin up spin down (84) Basiswechsel: (U † U = 1) |e0j i = |U ej i , j = 1, . . . , N (85) Sei A ein selbstadjungierter Operator mit A |ej i = λj |ej i (86) Welcher Operator entspricht A in der Basis { | ej i }? (86) =⇒ U A |{z} U † U |ej i = U λj |ej i =1 =⇒ U AU † |e0j i = λj |e0j i =⇒ A0 |e0j i = λj |e0j i mit A0 = U AU † (87) Erfüllen zwei Operatoren A und A0 die Gleichung (87), so heißen sie unitär äquivalent. I.d.Fall beschreiben sie die selbe Physik, sie haben insbesondere das selbe Spektrum { λj }. 20 Beispiel : U Sx U † = Sz . Matrixdarstellung von U bzgl. { | ↑i, | ↓i }: 1 1 1 U=√ 2 i −i =⇒ Sz und Sx sind physikalisch äquivalent (EW: − ~2 , ~2 ) Basisunabhänig: Spur eines Operators A: tr A := N X j=1 hej |A|ej i Beweis der Basisunabhänigkeit: Es gilt die Vollständigkeitsrelation: tr A = N X j,k,l=1 = X j,k,l=1 = N X k,l=1 = N X k=1 (88) PN 0 0 k=1 |ek i hek | = 1. hej |e0k i he0k |A|e0l i he0l |ej i he0k |A|e0l i he0l |ej i hej |e0k i he0k |A|e0l i he0l |e0k i he0k |A|e0k i Es ist also die Spur von A die Summe seiner Eigenwerte: tr A = N X λj . (89) j=1 Ebenso basisunabhängig: tr An = N X λnj , j=1 n∈Z (90) 1.3 Ort, Impuls, Energie #» de Broglie: Elektronen verhalten sich wie Wellen, wobei #» p = ~k. Ket für Elektron mit Impuls #» p: #» #» | #» p i ∼ ei k x = ei #p» #x» ~ 21 (ebeneWelle) (91) Eigenwertgleichung: Idee: Pj ei #p» #x» ~ = pj ei #p» #x» ~ Pj | #» p i = pj | #» pi, ( #» p = (p1 , p2 , p3 )) (92) ist erfüllt, mit der folgenden Definition: Pj = −i~ ∂ ∂xj (93) Pj ist ein Differentialoperator. Pj bildet von einem Funktionenraum in einen (evlt. anderen) Funktionenraum ab. Funktionenräume sind Vektorräume von Funktionenen f : x 7→ f (x). (Standard-)Beispiele 1.) C[a, b] = Menge der auf [a, b] stetigen Funktionen f : x ∈ [a, b] 7→ f (x) C[Rn ] = Menge der auf dem Rn stetigen Funktionen, allgemeiner: C[T ] = Menge der auf T ⊆ Rn stetigen Funktionen Klar: Mit f, g ist auch αf + βg mit α, β ∈ C stetig =⇒ C[. . .] ist Vektorraum 2.) C n [T ] = Menge der n-mal stetig-differenzierbaren Funktionen f : x ∈ T 7→ f (x) C ∞ [T ] = Menge der ∞-oft stetig diff’baren Funktionen . . . 3.) Schwartz-Raum: umfasst Funktionen die selbst und deren Ableitung für |x| → ∞ schneller abfallen als jede Potenz p dk f ∞ < ∞ ∀p, k ∈ N0 S = S[R] = f ∈ C [R] : sup x dxk x∈R 2 Bemerkung: x 7→ e−αx ∈ S ( S[Rn ] = ) k1 ...kn f ∂ f ∈ C ∞ [Rn ] : sup |x|p k1 < ∞ ∀p, k1 , . . . , kn ∈ N0 ∂x1 . . . ∂xknn x∈Rn R 4.) L2 [T ] = Menge aller Funktionen f , für die T |f (x)|2 dx in R existiert = Vektorraum der quadratisch integrablen Funktionen Es gelten: • C ∞ [a, b] ⊂ C n [a, b] ⊂ . . . ⊂ C[a, b] ⊂ L2 [a, b], • S[Rn ] ⊂ C ∞ [Rn ] ⊂ C n [Rn ] ⊂ . . . ⊂ C[Rn ], aber weder C[Rn ] ⊃ L2 [Rn ] noch C[Rn ] ⊂ L2 [Rn ]. Skalarprodukt (=Innenprodukt): hf |gi = Z f ∗ (x)g(x) dx T 22 (94) sinnvoll für 1.) bis 3.) Die Definitheit (13) ist jedoch für L2 [T ] verletzt, siehe z.B. für f ∈ L2 [R]: ( 1, x = 0 f (x) = 0, sonst R∞ Es gilt kf k2 = hf |f i = −∞ |f (x)|2 dx = 0, aber f 6= 0. Trick : f und g heißen äquivalent (f ∼ g), wenn Z |f (x) − g(x)|2 dx = 0. kf − gk2 = (95) (96) T Also: Zwei Funktionen f, g, die (96) erfüllen werden identifiziert, sie beschreiben die selbe Physik. Z.B. erfüllt f aus (95) f ∼ 0 = Nullfunktion. 5.) Für T ⊆ Rn : L2 [T ] = Menge aller Äquivalenzklassen bzgl. (96) in L2 [T ] (97) (94) ist ein Skalarprodukt in L2 [T ]. Räume auf denen ein Skalarprodukt definiert ist heißen unitäre Räume oder Innenprodukträume. D.h. die in 1.), 2.), 3.), 5.) behandelten Räume sind unitäre Räume. Es sei U ein unitärer Raum und (fn ) = (f1 , f2 , . . .) eine Folge in V (z.B. fn (x) = 1 n sin(nx)). (fn ) heißt Cauchyfolge, wenn es für ε > 0 ein N ∈ N gibt, so dass für alle m, n ≥ N gilt: kfm − fn k < ε. Naiv: (fn ) konvergiert gegen ein f . Problem: f musst nicht unbedingt in U liegen! Besitzt jede Cauchyfolge (fn ) einen Grenzwert f in V , so heißt V vollständig. Beispiel mit Zahlenfolgen: √ 14 141 1414 , , . . . −→ 2 ∈ 1, , /Q 10 100 1000 | {z } ⊂Q Q ist also nicht vollständig, R hingegen schon. Gibt es eine Basis von U , die aus höchstens abzählbar vielen Basisvektoren besteht, so heißt V separabel. Ein vollständiger separabler unitärer Vektorraum heißt Hilbertraum Quantenmechanische Zustände entsprechen immer Vektoren (=Kets) in einem Hilbertraum Die drei wichtigsten Hilberträume: 23 1.) Jeder endlichdimensionale unitäre Vektorraum ist Hilbertraum 2.) L2 [T ] mit Skalarprodukt (94), siehe (97), dim L2 = ∞ 3.) quadratisch summierbare Zahlenfolgen: l2 = {(an ) : ∞ X n=0 |an |2 < ∞} mit h(an )|(bn )i = ∞ X a∗n bn (98) n=0 Es gilt dim l2 = ∞ Hilberträume gleicher Dimension sind isomorph, insbesondere L2 [T ] ∼ = l2 . math. Beschreiben in L2 : Wellenmechanik (Schrödinger) QM : math. Beschreiben in l2 : Matrizenmechanik (Heißenberg, Jordan) Basis in L2 [T ] = vollständiges orthonormiertes Funktionensystem{ f0 (x), f1 (x), . . . }, also Z a) hfj |fk i = dn xfj∗ (x)fk (x) = δjk (100) T b) Jedes f ∈ L2 [T ] lässt sich entwickeln als f (x) = ∞ X an ∈ C an fn (x), n=0 (101) Nun ist Z n d T xfj∗ (x)f (x) = hfj |i = ∞ X k=0 an hfj |fk i = aj (102) und (101) kf k2 = hf |f i = ∞ X k,n=0 a∗k an hfk |fn i = Also: 2 f ∈ L [T ] ⇐⇒ hf |f i < ∞ ⇐⇒ ∞ X k=0 ∞ X k=0 |an |2 (103) |an |2 < ∞ ⇐⇒ (an ) ∈ l2 f 7→ (an ) ist also ein isometrischer (wegen (103)) Isomorphismus zwischen L2 [T ] und l2 . (an ) ist der ∞-große Koeffizientenvoektor von f bzgl der Basis { fn (x) } P Analog: g(x) = ∞ n=0 bn fn (x) =⇒ hf |gi = 24 ∞ X n=0 a∗n bn (104) Lineare Operatoren im Hilbertraum H Betrachte Operatoren A:f ∈ D(A) | {z } ⊂ H −→ Af ∈ H (105) Def.−Bereich z.B. Pj in (93) ist nicht für alle f ∈ L2 defininiert, f muss fast überall diff’bar sein. Z Z ~ ∂ n ∗ dn xg ∗ (x) d xg (x)Pj f (x) = f (x) hg|Pj f i = i ∂xj T T ist sinnvoll für f ∈ D(Pj und g ∈ L2 Physikalische Zustände ψ(x) ∈ L2 heißen Wellenfunktionen. Erwartungswert einer Messung von Pj : Z ~ ∂ hψ|Pj |ψi = dn xψ ∗ (x) ψ(x) i ∂xj T (106) Impulsoperator: #» ~ P = i ∂ ∂x ∂ ∂y ∂ ∂z = ~ #» ∇ i Ortsoperator: X #» 1 X = X2 , wobei Xj : ψ(x) ∈ D(Xj ) ⊂ L2 [T ] 7−→ xj ψ(x) X3 (107) ((108) + (109)) Xj , Pj sind linear und es gelten die Heisenbergschen Vertauschungsrelationen: [Xj , Pk ] = i~δjk , (110) [Xj , Xk ] = 0 = [Pj , Pk ] (111) Nachweis: [Xj , Pk ]ψ(x) = (Xj Pk − Pk Xj )ψ(x) ~ ∂ ∂ xj ψ(x) − (xj ψ(x)) = i ∂xk ∂xk ~ ∂ ∂ ∂ = xj ψ(x) − xj − xj ψ(x) i ∂xk ∂xk ∂xk ~ = − δjk ψ(x) = i~δjk ψ(x) i 25 =⇒ [Xj , Pk ] = i~δjk . #» #» Beschreibt man einen physikalischen Zustand durch eine Wellenfunktion ψ(x) mit P , X in (107), (108), so spricht man von der Ortsdarstellung. Für hψ|ψi = 1 ist der Erwartungswert der Ortsmessung hψ|X1 |ψi #» hψ|X|ψi := hψ|X2 |ψi hψ|X3 |ψi Z #» dn xψ ∗ (x)Xψ(x) = (112) ZT dn x|ψ(x)|2 x = T = Schwerpunkt“ einer Dichteverteilung |ψ(x)|2 ” − Wahrscheinlichkeit, das e im Volumen V zu finden: Z dn x|ψ(x)|2 p(V ) = (113) V Der zu A adjungierte Operator A† ist vermöge hA† f |gi = hf |Agi , f ∈ D(A† ), g ∈ D(A). (114) A heißt hermitesch (oder symmetrisch), wenn hAf |gi = hf |Agi , f, g ∈ D(A). (115) D.h. A = A† auf D(A). Gilt (115) und D(A† ) = D(A), so heißt A selbstadjungiert, also A = A† . Es kann passieren, dass (115) erfüllt ist, aber D(A† ) ⊃ D(A) und A† 6= A, d.h. (115) ist verletzt für f ∈ D(A), f ∈ / D(A† ). Dann ist A hermitesch aber nicht selbstadjungiert. Impulsoperator in L2 [R]: ~ hf |P gi = i Z −∞ PI = −~i =⇒ f hermitesch. Wegen D(P † . R∞ ∞ −∞ Z d g(x) dx f ∗ (x) ~ g(x) + [f ∗ (x)g(x)]∞ dx dx i| {z −∞} dxf ∗ (x) ∞ −∞ =0 dx(P f )∗ (x)g(x) = hR ∞ −∞ i dxg ∗ (x)P f (x) ist D(P ) = Ebenso: X ist selbstadjungiert in L2 [R]. A heißt beschränkt, wenn es eine Zahl κ > 0 gibt, so dass kAf k ≤ κkf k, Beispiele 26 f ∈H (116) • U unitär =⇒ kU f k = kf k ⇒ κ = möglich. • X und P sind in L2 [R] unbeschränkt. Das Spektrum σ eines Operators A besteht aus allen λ ∈ C für die A − λ1 keine beschränkte Inverse besitzt. Für λ ∈ / σ ist die Resolvente Rλ (A) = (A − λ1)−1 (117) definiert und beschränkt. Jeder Eigenwert gehört zu σ: (A − λ1)f = 0 =⇒ (A − λ1)−1 existiert nicht Für A = A† (d.h. selbstadjungiert) gilt: 1.) σ = σp ∪ σc wobei das Punktspektrum bzw. diskretes Spektrum σp die Menge der Eigenwerte bezeichnet und σc kontinuierliches Spektrum heißt. 2.) σ enthält nur relle λ. Für Imλ 6= 0 und λ ∈ / σ gilt: kR(λ)k ≤ 1 Imλ Dabei ist die Norm kAk eines Operators A die kleinste Zahl κ ≥ 0 mit kAf k ≤ κkf k 3.) Zu λ ∈ σc kann man beliebig genaue approximative Eigenvektoren finden: Zu (jedem) ε > 0 gibt es ein fε ∈ H mitk(A − λ1)fε k < ε (118) Beachte: lim kA − λ1)fε k = 0 ⇐⇒ lim kRλ fε k = ∞ ε→0 ε→0 Veranschaulichung 1.) Ortsoperator X in L2 [R]: Es gilt stets Xψ(x) = xψ(x) 6= λψ(x) f ür ψ 6= 0 =⇒ σp = ∅. Inverses von X − λ1: Rλ : ψ(x) 7−→ 1 ψ(x) x−λ Das ist wohldefiniert für λ ∈ / R. Für λ ∈ R betrachte (siehe Aufgabe 8): 1 ψε (x − λ) = (πε2 )− 4 e− (x−λ)2 2ε2 27 ∈ L2 [R] (Wellenpakete) (119) ε und =⇒ σ = σc = R. kR − λψε (xλ )k −→ ∞, ε −→ 0, ∀λ ∈ R. Approximative Eigenfunktionen von X: “Xψε (x − λ) ≈ λψε (x − λ)“, denn 2 − 21 2 k(X − λ1)ψε (x − λ)k = (πε ) Z ∞ −∞ dx(x − λ)2 e− (x−λ)2 ε = ε2 −→ 0, ε −→ 0. 2 Die Wellenpakete ψε (x − λ) sind also approximative EIgenfunktionen von X zu λ ∈ R. 2.) Impulsoperator: P = ~ d 2 dx in L2 [R]. Betrachte p ψp (x) = ei ~ x : R∞ R∞ (91), (93) =⇒ P ψp (x) = pψp (x), jedoch −∞ ψp∗ (x)ψp (x) dx = −∞ 1 = ∞, d.h. ψp (x) ∈ / L2 [R]. Approximative Eigenfunktionen zu p ∈ R: Breite Wellenpakete: p ψp,ε (x) = ψ 1 (x)ei ~ x ε √ ε −ε2 x2 i p~ x 2 2 ∈ L [R], =e e 1/4 π kψp,ε k = 1 (120) Es gilt: ~ p P ψp,ε (x) = pψp,ε (x) + ei ~ x 2 ε2 π 1/4 (−ε2 x)e− ε2 x2 2 √ = pψp,ε (x) + O( εε2 ) =⇒ σc = R Ein Operator U heißt unitär, wenn er folgende Eigenschaften erfüllt: 1.) D(U ) = H (121) 28 2.) Der Wertebereich von U ist H, d.h. zu jedem f ∈ H gibt es ein g mit U g = f (122) 3.) hU f |U gi = hf |gi ∀f, g ∈ H ( Längen- und Winkeltreue“) ” Zu 3.) ist äquivalent, dass hU f |U f i = hf |f i für alle f ∈ H erfüllt ist. (123) Beweis: kf k2 + kgk2 + 2Re hf |gi = kf + gk2 = kU (f + g)k2 = kU f k2 + kU gk2 + 2Re hU f |U gi d.h. Re hf |gi = Re hU f |U gi. Mit kf + igk analog =⇒ Im hf |gi = Im hU f |U gi Für einen unitären Operator gilt: U −1 = U † und U † ist auch unitär (d.h. (121),(122) sind erfüllt.). Stetige lineare Abbildungen ϕ : V −→ C heißen Linearformen, lineare Funktionale, Kovektoren oder Bras: hϕ|αf + βgi = α hϕ|f i + β hϕ|gi (124) =⇒ Die Bras bilden einen Vektorraum, den Dualraum V ∗ . Ist V ein Hilbertraum H mit Basis { | e1 i, | e2 i, . . . }, so gibt es eine Basis { he1 | , he2 | , . . . } in H∗ mit hej |ek i = δjk und H ∼ = H∗ mit X X αj |ej i ←→ αj∗ |ej i (125) j j Für L2 [R] bedeutet dies: Jede Linearform ϕ : f ∈ L2 [R] 7−→ ϕ[f ] ∈ C lässt sich schreiben als Z ∞ ϕ[f ] = hϕ|f i = dxϕ̃∗ (x)f (x) (126) −∞ mit einem ϕ̃ ∈ L2 [R]. Ist V kein Hilbertraum, so gilt dies nicht: Beispiel : V = S[R]. Betrachte δ : f ∈ S[R] 7−→ δ[f ] = f (0) Es gilt δ ∈ S ∗ [R], da die Punktauswertung linear und stetig ist. Symbolische Schreibweise wie in (126): Z ∞ δ[f ] = f (0) =: dxδ(x)f (x), δ(x) = δ−Funktion = δ−Distribution −∞ 29 Dualraum zu S[R]: S ∗ [R] = Vektorraum der gemäßigten Distributionen = temperierte Distributionen = tempered distribitions ( S ∗ [R], L2 [R], S[R] ) ist ein Beispiel für ein Gelfandsches Raumtripel: S ∗ [R] % L2 [R] % S[R] Mehr Bras weniger Kets (127) Vorteil: In S ∗ [R] können wir für A = A† jedem λ ∈ σ(A) eine Eigendistribution finden, ipx z.B ψp (x) = e ~ ∈ / L2 [R], aber mit der Zuordnung ψp∗ (x) ↔ hp| gilt: hp| P = hp| p, (128) außerdem ist für alle f ∈ S[R] Z ∞ Z ∗ hp|f i = dx ψp (x)f (x) = −∞ ∞ px dx e− ~ f (x) (129) −∞ wohldefiniert und (129) beschreibt eine stetige lineare Abbildung von S[R] auf C. D.h. ebene Wellen sind gemäßigte Distributionen. Flexible Notation: f | g i = h g | f i∗ |{z} |{z} |{z} |{z} h Bra∈S ∗ Ket∈S ∈S ∈S ∗ Achtung: Für f, g ∈ S ∗ [R] ist hf |gi nicht immer definiert. Beispiel: hψp |ψp i = ∞. R∞ −∞ dx 1 = verallgemeinerte Eigenfunktionen (Eigenbras) zu X gesucht: Xψx0 (x) = x0 ψx0 (x) mit x0 ∈ R. (130) Lösung: ψx0 (x) = δ(x − x0 ) ∈ S ∗ [R] Auch hier ist hψx0 |ψx0 i = R∞ −∞ (131) dx δ(x − x0 )δ(x − x) = ∞ nicht definiert! Die verallgemeinerten Eigenfunktionen selbstadjungierter Operatoren A sind vollständig. P Die Entwicklung nach Eigenvektoren |f i = λ∈σ |λi hλ|f i wobei A |λi = λ |λi im endlichdimensionalen Fall liest sich nun (im ∞-dimensinalen Fall) wie folgt (für ohne entartete Eigenvektoren): Z X |f i = |λi hλ|f i + dλ |λi hλ|f i (132) σc λ∈σp 30 Ortsoperator: X |ψi = x |ψi (133) verallgemeinerte Eigenvektoren: Xδ(x − x0 ) = x0 δ(x − x0 ) bzw. symbolisch X |x0 i = x0 |x0 i . Z dx0 |x0 i hx0 |ψi (134) |ψi = R entspricht Z ψ(x) = ∞ dx0 δ(x − x0 ) | {z } −∞ |x0 i Z ∞ | −∞ dx0 δ(x0 − x0 )ψ(x0 ) = ψ(x) {z } hx0 |ψi Impulsoperator: P N ei px ~ px = p |N {z ei ~}, N = Normierungskonstante b=|pi R∞ Die Entwicklung nach Eigenvektoren |ψi = −∞ dp |pi hp|ψi bedeutet Z ∞ Z ∞ px0 1 2 i px dx0 e−i ~ ψ(x0 ) f ür |N |2 = ψ(x) = dp e ~ |N | 2π~ | −∞ {z } | −∞ {z } inverse Fouriertrafo (135) Fourier−Trafo Speziell für |ψi = |x0 i: hp|x0 i = √ px0 1 e−i ~ 2π~ Ortseigenzustand in Impulsdarstellung“ ” In (134) mit |ψi = |pi |pi = Z R 0 0 0 (136) dx |x i hx |pi = Z ∞ −∞ dx0 |x0 i √ (136) px0 1 ei ~ 2π~ Konsistenzcheck (der Vollständigkeit): px 1 √ ei ~ = hx|pi 2π~ Z ∞ px0 1 = dx0 hx|x0 i √ ei ~ 2π~ −∞ px 1 =√ ei ~ X 2π~ (137) in (137) wurde verwendet: hx|x0 i = Z ∞ −∞ dx00 δ(x − x0 )δ(x0 − x00 ) = δ(x − x0 ) 31 (138) Normierung der Impulseigenzustände: Z 0 hp|p i = p0 x px ∞ e−i ~ ei ~ √ √ 2π~ 2π~ −∞ p p0 1 (2π)δ =√ − ~ ~ 2π~ 1 p − p0 = δ ~ ~ 0 = δ(p − p ) (139) analog zu (138). Projektion eines Zustandes |ψi auf Ortseigenzustand: Z ∞ dx0 δ(x − x0 )ψ(x0 ) = ψ(x) = Wellenfunktion in Ortsdarstellung hx|ψi = (140) −∞ Projektion auf Impulseigenzustand: Z ∞ px 1 e √ hp|ψi = e−i ~ ψ(x) =: ψ(p) 2π~ −∞ = Impulsdarstellung (141) = Fourier − Transformierte von ψ(x) Umkehrfunktion Z ∞ hx|p0 i hp0 |xi dp0 | {z } −∞ ψ(x) = hx|ψi = e 0) =ψ(p =√ 1 2π~ Z ∞ 0 i p~x dp0 e (142) e 0) ψ(p −∞ Ortsoperator in Impulsdarstellung: hp|X|ψi = = Z ∞ Z−∞ ∞ −∞ dp0 hp|X|p0 i hp0 |ψi 0 (143) 0 e 0) dp hp|X|p i ψ(p Nun ist ipx ∞ ipx e− ~ e ~ hp|X|p i = x√ dx √ 2π~ 2π~ −∞ Z ∞ ip0 x 1 ~ ∂ − ipx ~ e ~ = dx e 2π~ i ∂p0 −∞ | {z } Z 0 0 2πδ( p−p ) ~ = ~ ∂ δ(p − p0 ) i ∂p0 32 (144) Einsetzen in (143): ∞ ~ ∂ e 0 δ(p − p ) − ψ(p ) hp|X|ψi = i ∂p0 −∞ ~ ∂ e =− ψ(p) i ∂p P.I. Z 0 (145) Impulsoperator in Impulsdarstellung: e hp|P |ψi = p hp|ψi = pψ(p) Zusammenfassung: Ortsoperator X Impuloperator P Ortsdarstellung xψ(x) ~ ∂ i ∂x ψ(x) Impulsdarstellung ~ ∂ e i ∂p ψ(p) e pψ(p) Energie klassische Mechanik: QM: Hamiltonfunktion H(xj , pk ) H(Xj , Pk ) Teilchen im Potenzial: #» P2 #» #» #» H(X, P ) = + V (X) 2m (146) Eigenzustände |Ei zum Energieeigenwert E #» #» H(X, P ) |Ei = E |Ei (147) Energiezustände heißen auch stationäre Zustände. Die diskreten Eigenwerte En (= Elemente von σp , n = 0, 1, 2, . . .) von H ( Energieniveaus“) entsprechen Bindungszuständen ” |En i, da hEn |En i < ∞. Die uneigentlichen Eigenwerte (= Elemente von σc ) von H entsprechen Streuzuständen |Ei, da hE|Ei = ∞. Ortsdarstellung: (147) lautet in der Ortsdarstellung h #» x |H|Ei = E h #» x |Ei. Z d3 #» x h #» x |H| #» x 0 i h #» x 0 |Ei = E h #» x |Ei | {z } | {z } ψE ( #» x 0) 33 ψE ( #» x) (148) Es gilt + * #» P2 #» #»0 #» x + V (X) x 2m * #» + P2 D #» E #»0 0 = #» x x V (X) #» x x + #» 2m {z } | #» #» V ( #» x) hx | xi | {z } #» #»0 x H x = δ (3) ( #x»− #x»0 ) und * #» + Z P2 D #» E D #» E 1 #»0 0 #» #» x d3 #» p #» x P #» p p P #» x x = 2m 2m Z 1 d3 #» p #» p 2 h #» x | #» p i h #» p | #» xi = 2m (149) 3D-Version von (137): h #» x | #» pi = i #p» #x» 1 e ~ 3/2 (2π~) (150) Einsetzen in (149): * #» + Z P2 i #p»( #x»− #x»0 ) 1 1 #»0 #» ~ x x = d2 #» p #» p 2e 3/2 | {z } 2m 2m (2π~) #» k= #p» ~ ~2 1 = − ∆ 2m (2π)3 | −~2 ∆e Z i #p»( #x»− #x»0 ) ~ #» 3 #» i k ( #» x − #» x 0) d ke {z δ (3) ( #» x − #» x 0) (151) } Einsetzen in (148): Z ~2 (3) #» 0 (3) #» 0 3 #»0 #» #» #» #» ∆δ ( x − x ) + V ( x )δ ( x − x ) = EψE ( #» x) d x ψE ( x ) − 2m partielle Integration: Z ~2 3 #»0 0 0 #» #» #» d x − ∆ψE ( x ) + V ( x )ψE ( x ) δ (3) ( #» x − #» x 0 ) = EψE ( #» x ) ⇐⇒ 2m ~2 #» − ∆ + V ( x ) ψE ( #» x ) = EψE ( #» x) (152) 2m (152) heißt zeitunabhängige Schrödinger-Gleichung. Ihre Lösungen ψ ( #» x ) sind EnergieE Eigenfunktionen. Salopp: HψE ( #» x ) = EψE ( #» x ), H=− ~2 ∆ + V ( #» x ) = Hamilton − Op. in Ortsdarstellung 2m (153) 34 Impulsdarstellung: #»2 p #» e #» e #» + V (i~∇p ) ψ( p ) = E ψ( p) 2m ∂/∂px #» mit ∇p = ∂/∂py ∂/∂pz (154) praktisch für lineare Potenziale V ( #» x ) = α #» x und für Streuprobleme. 1.4 Tensorprodukt 2 Hilberträume H = [|e1 i , |e2 i , . . .] und H0 = [|e01 i , |e02 i , . . .]. Tensorprodukt H ⊗ H0 = |ej i ⊗ |e0k i (155) dabei werden die |ej i ⊗ |e0k i auch oft mit |ej i |e0k i oder |ej e0k i bezeichnet. Für dimH = N, dimH0 = N 0 ist dim [H ⊗ H0 ] = N · N 0 . Für X X |αi = αk |ek i und |α0 i = αl0 |e0l i k l ist |αi ⊗ |α0 i = X k,l αk αl0 |ek i ⊗ |e0l i (156) Nicht jedes Element von H ⊗ H0 lässt sich schreiben als |αi ⊗ |α0 i. Allgemein gibt es für |λi ∈ H ⊗ H0 Zahlen αkl ∈ C, so dass X |λi = αkl |ek i ⊗ |e0l i . (157) kl Bras: (hβ| ⊗ hβ 0 |)(|αi ⊗ |α0 i) = hβ|αi hβ 0 |α0 i ! ! X X βl0∗ αl0 , βk∗ αk = k l f ür |βi = X l βl |el i (158) Zu Operatoren A auf mathcalH, A0 auf H0 sind A⊗1 und 1 ⊗ A0 Operatoren auf H ⊗ H0 mit (A ⊗ 1)(|αi ⊗ |α0 i) = |Aαi ⊗ |α0 i und (1 ⊗ A0 )(|αi ⊗ |α0 i = |αi ⊗ |A0 α0 i Salopp schreibt man A (bzw. A0 ) statt A ⊗ 1 (bzw. 1 ⊗ A0 ). 35 (159) Insbesondere gilt [A, A0 ] = 0, (160) denn AA0 |αi |α0 i = |Aαi |A0 α0 i = A0 A |αi |α0 i Anwendung: H = [|↑i , |↓i] beschreibt Spin-Freiheitsgrad (ist innerer Freiheitsgrad) und H0 = L2 [R] beschreibt äußere Freiheitsgrade (z.B. Orts-Wellenfunktion). Beliebiger Zustand |χi in H ⊗ H0 für H0 = [|ψ1 i , |ψ2 i , . . .]: (157) |χi = = X X k=↑,↓ X l l αkl |ki ⊗ |ψl i α↑l |↑i ⊗ |ψl i + X l (161) α↓l |↓i ⊗ |ψl i = |↑i ⊗ |ψ↑ i + |↓i ⊗ |ψ↓ i Pauli-Spinor = zwei-komponentige Wellenfunktion ψ↑ ( #» x) (h↑| ⊗ h #» x |) |Xi (158),(161) h #» x |ψ↓ i = = (162) ψ↓ ( #» x) (h↓| ⊗ h #» x |) |Xi h #» x |ψ↓ i R Interpretation: V d3 #» x | hx|ψ↑ i |2 = Wahrscheinlichkeit im Volumen V ein Elektron mit ~ Sz = 2 zu finden. 1.5 Zeitentwicklung Klassische Mechanik : Symmetrien Noether−Thm =⇒ Erhaltungsgrößen. #» z.B. Symmetrie unter Translationen #» x 7→ #» x + #» a =⇒ Impuls #» p erhalten ( ddtp = 0). QM : #» p ~ ist Generator der Translationen: i #» #» ap T #» ; a = e~ #» #» #» T #» a ψ( x ) = ψ( x + a ) (siehe A7c) (163) Analogie zwischen klassischer Mechanik und QM: Symmetrie bzgl. t 7→ t + ∆t =⇒ Hamiltonfunktion H ist zeitlich konstant: M (t0 + t, t0 )ψ( #» x , t0 ) = ψ( #» x , t0 + t) bzw. M (t0 + t, t0 ) |ψ, t0 i = |ψ, t0 + ti dH dt = 0. (164) mit dem Zeitentwicklungsoperator (= Translationsoerator in der Zeit) i M (t0 , t, t0 ) = e− ~ tH 36 f ür dH =0 dt (165) Differenziell: i~ ∂ ∂ (164) ψ( #» x , t0 + t) = i~ M (t0 + t, t0 )ψ( #» x , t0 ) ∂t ∂t i ∂ = i~ e− ~ tH ψ( #» x , t0 ) ∂t i x , t0 ) = He− ~ tH ψ( #» #» = Hψ( x , t + t) 0 Für t0 = 0: ∂ ψ( #» x , t) = Hψ( #» x , t) bzw. ∂t ∂ i~ |ψ, ti = H |ψ, ti ∂t i~ (166) heißt zeitabhängige Schrödinger-Gleichung. Für mehr äquivalent. (166) stimmt auch für dH dt 6= 0. dH dt (166) 6= 0 sind (165) und (166) nicht Gilt [H(t1 ), H(t2 )] = 0 für alle t1 , t2 , so i M (t0 + t, t0 ) = e− ~ R t0 +t t0 dt0 H(t0 ) (167) Zeitgeordnetes Produkt: T A(t1 )B(t2 ) = T B(t2 )A(t1 ) = θ(t1 − t2 )A(t1 )B(t2 ) + θ(t2 − t1 )B(t2 )A(t1 ) ( A(t1 )B(t2 ), t1 > t2 = B(t2 )A(t1 ), t1 < t2 (168) Analog T A(t1 )B(t2 )C(t3 ) = θ(t1 − t2 )θ(t2 − t3 )A(t1 )B(t2 )C(t3 ) + θ(. . .) . . . Für t1 = t2 ist T A(t1 )B(t2 ) i.a. nur für A = B definiert. Anwendung: tZ0 +t tZ0 +t dt1 t0 tZ0 +t dt2 T H(t1 )H(t2 ) = t0 d (169) = dt Zt1 dt1 t0 dt2 H(t1 )H(t2 ) + dt2 H(t2 )H(t1 ) (169) t0 tZ0 +t t1 tZ0 +t dt2 T H(t0 + t)H(t2 ) + t0 dt1 T H(t1 )H(t0 + t) (170) t0 Regel: d dt Daraus folgt: tZ0 +t Z t 0 Z dt a t 00 0 00 Z t dt f (t )g(t ) = b 00 00 Z t dt f (t)g(t ) + Z˙ d (169) = H(t0 + t) · 2 dt t0 +t dt1 H(t1 ) t0 Dabei ist die Zeitordnung trivial wegen t0 + t ≥ t1 . 37 dt0 f (t0 )g(t) a b (171) zeitgeordnete Exponentialreihe = Dyson-Reihe Z t0 +t T exp t0 Z t0 +t Z t0 +t ∞ X 1 dtk T A(t1 ) . . . A(tk ) dt1 . . . A(t0 ) dt0 := 1 + R! t0 t0 (172) k=1 Gilt [A(t), A(t0 )] = 0, so ist T exp = exp d T exp dt Z t0 +t t0 Z t0 +t Z ∞ X 1 h t0 +t dtn T A(t0 + t)A(t2 ) . . . A(tn ) dt2 . . . A(t ) dt = n! t0 t0 n=1 Z t0 +t Z t0 +t Z t0 +t dtn T A(t1 )A(t0 + t) . . . A(tn ) dt3 . . . + dt1 0 t0 t0 t0 + ... Z t0 +t Z + dt1 . . . t0 = A(t0 + t) ∞ X n=1 1 (n − 1)! t0 +t dtn−1 T A(t1 ) . . . A(tn−1 )A(t0 + t) t0 t0 +t Z Z t0 +t dt1 . . . t0 dtn−1 T A(t1 ) . . . A(tn−1 ) t0 Mit n → n + 1 findet man Z t0 +t Z t0 +t d 0 0 0 0 T exp dt A(t ) = A(t0 + t)T exp dt A(t ) dt t0 t0 (173) Sehr praktisch für gekoppelte Differntialgleichung: c˙1 = A11 (t)c1 + . . . + A1n (t)cn .. . c˙n = An1 (t)c1 + . . . + Ann (t)cn , also #» c˙ = A(t) #» c . Lösung: #» c (t) = T exp t Z dt A(t ) #» c (0), 0 0 (174) 0 (173) denn #» c˙ (t) = A(t) T exp | Z 0 t dt A(t ) #» c (0). {z } 0 0 #» c (t) Im allgemeinen Fall ist i M (t0 + t, t0 ) = T exp − ~ 38 Z t0 +t t0 dt H(t ) , 0 0 i (175) (173) ∂ denn i~ ∂t M (t0 + t, t0 ) = H(t0 + t)H(t0 + t, t0 ). ∂ ψ( #» x , t) = Bemerkung uzm Vorzeichen in (165) bzw. (166): Erfüllt ψ( #» x , t) die Gleichung i~ ∂t #» #» ∗ Hψ( x , t), so erfüllt ψ ( x , t) die zeitgespiegelte Schrödinger-Gleichung: ∂ −i~ ψ ∗ ( #» x , t) = Hψ ∗ ( #» x , t)) ∂t | {z } (176) ∂ i~ ∂(−t) Das Vorzeichen in (165) ist zunächst willkürlich. Zum relativen Vorzeichen zu (163): i #p» #x» p2 #» ∂ ~ freies Teilchen: ψp ( x , t = 0) = e = T #» x · 1. Es gilt i~ ∂t ψp = 2m ψp . i =⇒ ψp ( #» x , t) = e− ~ Et ψp ( #» x , 0) mit E = #» #» i p2 2m = e ~ ( p x −Et) (177) = ebene Welle Das relative Vorzeichen ist so gewählt, dass Wellenfronten in #» p -Richtung (und nicht in (− #» p )-Richtung ) laufen. Ein Standard-Lösungsweg der zeitabhängigen Schrödinger-Gleichung: |ψ(t)i = X H |ψ, ti = X n n cn (t) |En i + i~ dH dt σc cn (t)En |En i + und hat für Z dE c(E, t) |Ei Z mit H |Ei = E |Ei dE c(E, t)E |Ei ∂ |ψ, ti = H |ψ, ti ∂t = die Lösung |ψ, ti = X n cn (0)e − ~i En t |En i + Z i dE c(E, 0)e− ~ Et , σc d.h. i cn (t) = cn (0)e− ~ En t i c(E, t) = c(0)e− ~ Et ∂ Energie-Eigenzustände: i~ ∂t |E, ti = E |E, ti: i |E, ti = e− ~ Et |Ei |{z} |E,0i 39 (178) 1 = hE, t | E, ti = hE | Ei stationäre Zustände. Schrödinger Bild : ∂ i~ |ψ, ti = H |ψ, ti =⇒ |ψ, ti = U (t, 0) |ψ, 0i (179) ∂t h i Rt mit U (t, 0) = T exp − ~i 0 dt0 H(t0 ) . Zeitentwicklung steckt in den Zuständen, nicht in den Operatoren, die jedoch eine explizite“ von außen vorgegebene Zeitabhängigkeit #» ” haben könne. (Bsp. Magnetfeld B(t) im Labor → H(t)) Heisenberg-Bild : |ψiH = U † (t, 0) |ψ, tiS | {z } =U (0,t) (180) (179) = U † (t, 0)U (t, 0) |ψ, 0iS = |ψ, 0iS AH (t) = U † (t, 0)AS (t)U (t, 0) (181) d d i (193) i A(t) = H(t)AH (t) + U † (t, 0) AS (t) U (t, 0) − AH (t)H(t) dt ~ dt ~ ∂ i = − [H, AH (t)] + AH (t), ~ ∂t d d † wobei dt AH (t) = U (t, 0) dt AS (t) U (t, 0). (182) Aus (182) folgt nach HS (t) = HH (t) = H(t). (182) ist die Bewegungsgleichung im Heisenbergbild. klassische Mechanik ~i [, ] → Poisson-Klammer (182) für AH = XH und AH = PH , H = P2 2m + V (XH ) i X˙H (t) = [H, X(t)] ~ i P2 = , XH ~ 2m A7b i = (−i~)PH ~m i = PH , m i P˙H (t) = [H, PH ] ~ i = [V (XH ), PH ] ~ ∂V (XH ) A7b = − ∂XH 40 (183) (184) (183), (184) entsprechen den Lösungen der Hamilton’schen Bewegungsgleichungen. 2 Teilchen im Potenzial 2.1 V = 0 (freies Teilchen) H= P2 2m p2 2m (185) |p, ti = e− ~ Et |pi = e− 2m~ t |pi |{z} (186) 0 ip2 t p p, t = e− 2m~ δ(p − p0 ) (187) H |p, ti = E |p, ti mit E = ∂ Zeitentwicklung i~ ∂t |p, ti = E |p, ti ip2 i |p,0i Impulsdarstellung: Gauß’sches Wellenpaket e t = 0) = hp | Φ, t = 0i := Φ(p, 2d2 π~2 e− (p−p0 )2 d2 ~2 Φ(p, t) = hp | Φ, ti D Ht E = p e− ~ Φ, t = 0 E D Ht = ei ~ p Φ, 0 2 P t i 2m~ = e p Φ, 0 =e ip2 t − 2m~ ip2 t − 2m~ (188) (189) hp | Φ, 0i e 0) Φ(p, 2 1/4 2d (p − p0 )2 d2 p2 t2 (188) = exp − −i π~2 ~2 2m~ =e Ortsdarstellung: Z 1 e t)e ~i px dp Φ(p, ϕ(x, t) = √ 2π~ 2 1/4 Z i p2 t (p − p0 )2 d2 d (189) = dp exp px − − 2π 3 ~4 ~ 2m ~2 " # 2 1/4 Z d 1 b 2 b2 = dp exp −a p − + 2 −c 2π 3 ~ a a 41 (190) mit a= d2 t +i , ~2 2m~ b= d2 p0 x +i , ~2 2~ c= d2 p20 ~2 (191) Variablentransformation: p0 = p − ab . Im p' Im (-ba_ ) trägt nicht bei für Re →∞ { alter { }Integrationsweg neuer trägt nicht bei für Re →∞ Re p' Integrand analytisch ohne Singularitäten im Gebiet zwischen altem und neuem Integrationsweg. Residuensatz =⇒ (190) ϕ(x, t) = d2 2π 3 1/4 1 ~ Z | ∞ −∞ b2 02 dp exp −ap + −c a {z } √ π h b2 i 0 a exp a −c d 1 b2 d 1 b2 a∗ 2 |ϕ(x, t)| = √ exp 2Re −c =√ exp 2Re 2 − c a |a| 2π~2 |a| 2π~2 |a| (192) (193) Mit v= p0 m und ∆(t) = t~ 2md2 (194) ist |a|2 = d4 t2 d4 + = − 1 + ∆(t)2 4 2 2 4 ~ 4m ~ ~ (195) und b2 a∗ (x − vt)2 2 Re 2 − c = − |a| 2d(1 + ∆(t2 )) (196) Einsetzen von (195) und (196) in (193): 1 1 (x − vt)2 |ϕ(x, t)| = √ p exp − 2 2d (1 + ∆(t)2 ) d 2π 1 + ∆(t)2 2 (197) Das Wellenpaket bewegt sich nach rechts mit Geschwindigkeit v und zerfließt, d.h. die ” Breite ∝ d(1 + ∆t) wächst linear mit t. 42 t1 t2 > t1 Zerfließen ist Folge der Impulsunschärfe in (189) analog zu einer Ladung Schrotkugeln. Aus (197) finden wir hXi = hϕ, t | X | ϕ, ti = 2 (∆X) = rD mit Aufgabe 8, wobei b = ∞ Z dx x|ϕ(x, t)|2 = vt E p ϕ, t X 2 − hXi2 ϕ, t = d 1 + ∆(t)2 √ (198) −∞ (199) 2d(1 + ∆(t)). hP i und (∆P )2 findet man am einfachsten aus (189): Z ∞ hP i = dp p|ϕ(p, e t)|2 −∞ 1/2 Z ∞ −2(p − p0 )2 d2 2d2 dp p exp − = π~2 ~2 −∞ 2 1/2 Z ∞ 2d 2p02 d2 0 0 = dp (p + p0 ) exp − 2 π~2 ~ −∞ (189) (200) = p0 = unabhängig von t ~ (∆P )2 = P 2 − p20 = mit Aufgabe 8 2d (201) (199), (201) =⇒ ∆X∆P = ~p 1 + ∆(t)2 2 (202) =⇒ minimale Unschärfe für t = 0. 2.2 Kastenpotential Betrachte V (x) = −V0 θ(a − |x|), 43 V0 > 0 (203) V(x) -a a x -V0 Anwendung: • abgeschirmte Störstellen in Halbleitern • Kernphysik Dimensionsloser Parameter: √ 2mV0 a (204) ~ Bindungszustände ψn (x): Hψn (x) = En ψn (x), also ( ) En ψn (x), |x| > a ~2 d2 (205) − ψn (x) = 2m dx2 (En + V0 )ψn (x), |x| < a 00 ψn (x) ist unstetig bei |x| = a mit Sprung ± V0 Lösung von (205) für |x| > a: =⇒ ψn0 (x) ist stetig mit Knick bei |x| = a ψn (x) ist stetig ξ= ψn (x) ∼ sin(qx), cos(qx) nicht Streuzustände. ( ) normierbar κn x Nn e , x < −a En < 0: ψn (x) = (206) Paritätsope0 −κn x Nn e , x>a √ 2m(−En ) mit κn = und Normierungskonstante Nn , Nn0 ~ rator = Raumspiegelungsoperator: En > 0: Pψ(x) = ψ(−x) (207) In unserem Fall: HPψ(x) = Hψ(−x) ~2 d2 + V (x) ψ(−x) = − 2m dx2 ~2 d2 PHψ(x) = − + V (−x) ψ(−x) 2m d(−x)2 = Hψ(−x) wegen V (−x) = V (x) =⇒ [H, P] = 0 (208) 44 =⇒ Es gibt eine Basis aus gemeinsamen Eigenfunktionen von H und P. P 2 = 1 =⇒ Eigenwerte ± 1 (209) gerade Funktionen (EW 1): Pψ(x) = ψ(−x) = ψ(x): ψ(x) ungerade Funktionen (EW -1): Pψ(x) = ψ(−x) = −ψ(x) ψ(x) x gerade Lösungen: Nn = Nn0 in (206). oszillierend ψn (x) = Cn cos(qn x) für |x| ≤ a mit p 2m(En + V0 ) qn = ~ (210) (206) und (210) =⇒ −V0 < E < 0 Exponentielle Lösung (E < −V0 ) in |x| ≤ a erfüllen nicht die Stetigkeit von ψn (x) und ψn0 (x) bei x = ±a. Stetigkeit: (206), (210) =⇒ ! ψn (a) = Nn e−κn a = Cn cos(qn a) ψn0 (a) = −Nn κn e −κn a ! = −Cn qn sin(qn a) 45 (211) (212) −(212) (211) = κn = qn tan(qn a) κn = tan(qn a) qn =⇒ (213) Wegen (204) ξ2 = a2 2mV0 ~2 a2 2m(V0 + E − E) ~2 (206) 2 2 = a qn + κ2n = bedeutet (213) p ξ 2 − (qn a)2 tan(qn a) = . qn a (214) (214) bestimmt qn a und damit E. tan(qa) √ q0 ξ 2 −(qa)2 aq q2 q4 π π 2 3 2π 2π ξ 5 2π qa Zahl der geraden Lösungen: ξ ng = +1 π (215) Energie-EW (210) En = ~2 qn2 − V0 2m (216) Insbesondere E0 existiert immer und −V0 < En < ~2 π 2 8ma2 ungerade Lösungen: Nn = −Nn0 in (206) und ψn (x) = Sn sin(qn x) 46 (217) Stetigkeitsbedingungen liefern analog zu (211) bis (213): p ξ 2 − (qn a)2 κn = − cot(qn a) = qn qn a √ (218) cot(qa) ξ 2 −(qa)2 aq q1 q3 π π 2 3 2π ξ 2π qa 5 2π Ungerade Lösungen gibt es also nur für ξ ≥ π2 , also π2 2mV0 a2 > ~2 4 Lsg: 1 ψn (x) 0 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 x x0 n=0 n=1 n=2 n=3 -1 Zustand n=0 n=1 n=2 qn a ∈ [0, π2 ] [ π2 , π] [π, 32 π] Symmetrie gerade ungerade gerade Knotenzahl 0 1 2 47 4 2.3 Harmonischer Oszillator Betrachte H= P2 mω 2 X 2 + , 2m 2 (219) d.h. Federkonstante κ = mω 2 . Algebraische Lösung (H. Born, N. Wiener): r ~ x0 = mω " =⇒ H = ~ω |{z} char. Energie (220) 1 P 2 x20 1 + 2 ~2 2 X x0 2 # Vernichtungsoperator (= Absteigeoperator), annihilation op: 1 X P x0 a= √ +i ~ 2 x0 Erzeugungsoperator (= Aufsteigeoperator), creation op 1 P x0 X † a =√ −i ~ 2 x0 (221) (222) (223) Es gilt für den Kommuator: 1i X X [a, a ] = P x0 , , P x0 − 2~ x0 x0 (110) 1 i = (−i~ − i~) = 1 2~ † (224) Besetzungszahl-Operator: N a† a (225) (222) und (223) liefern: 1 X P x0 X P x0 N= −i +i 2 x0 ~ x0 ~ 2 2 1 P x0 i 2 2 X x0 + 2 + [x, P ] = 2 ~ ~ H 1 = − ~ω 2 1 =⇒ H = ~ω(N + ) 2 48 (226) Also: Eigenzustände von H sind Eigenzustände von N und umgekehrt. mit n ∈ R wegen N = N † N |ni = n |ni (227) |ni ist ein Eigenket zum Eigenwert n. n = n hn|ni = hn | N | ni E D = n a† a n (228) = han | ani = k|anik2 † ≥0 [N, a ] = [a† a, a† ] = a† [a, a† ] + [a† , a† ] a | {z } | {z } =1 (229) =0 = a† [N, a] = [a† , N ]† † = −a† (230) = −a Betrachte a |ni: N a |ni = ([N, a] + aN ) |ni = −a |ni + an |ni (231) = (n − 1)a |ni =⇒ a |ni ist Eigenket zu N mit Eigenwert n − 1 oder a |ni = 0. Ist a |ni = 0, so ist N |ni = a† a |ni = 0 =⇒ n = 0, N |0i = 0 Achtung: |0i = 6 (232) 0 . |{z} Nullvektor Aus (231) folgt durch vollsändige Induktion, dass ak |ni Eigenvektor zu N mit Eigenwert n − k ist, außer wenn k − n ∈ N. Wegen (228) muss für Eigenwerte n − k ≥ 0 sein. Wäre n∈ / N0 , so könnten wir mit hinreichend großem k Gleichung (228) verletzen =⇒ n ∈ N0 Konstruktion der Eigenkets: Zwei Möglichkeiten: 49 (233) 1.) Der Grundzustand |0i ist nicht entartet 2.) Der Grundzustand ist entartet Welche Möglichkeit realisiert ist, hängt vom Hilbertraum H ab. (229) =⇒ N a† |ni = a† N |ni + [N, a† ] |ni | {z } | {z } a† n|ni a† |ni | {z } = (n + 1)) EZ zu N mit EW n+1 Normierung: ka† |ni k2 = ha† n|a† ni = hn|aa† |ni = hn| [a, a† ] |ni + hn| |{z} a† a |ni | {z } =N =1 =1+n =⇒ |n + 1i = √ 1 a† |ni n+1 ist normiert (234) Im Fall 1 (nichtentarteter Grundzustand |0i) definierten wir rekursiv: (234) 1 |ni = √ a† |n − 1i n 1 a†2 |n − 2i =p n(n − 1) 1 = √ a†n |0i n! (235) Weiter (234) 1 a |ni = √ aa† |n − 1i n 1 † 1 = √ [a, a† ] |n − 1i + √ |{z} a a |n − 1i n | {z } n =N =1 (236) 1 = √ n |n − 1i n √ = n |n − 1i Zuammenfassung von (234) und (236): a† |ni = a |ni = √ √ n + 1 |n + 1i n |n − 1i 50 (237) und an |ni = √ n! |0i (238) Haben wir im Fall 1 mit (235) alle EZ gefunden? Ja! Beweis: Angenommen, es gibt außer |ni in (235) einen weiteren Ket |n0 i mit N |n0 i = n |n0 i und hn|n0 i = 0, so ist n entartet. Wegen (231) ist an |n0 i EZ von N zu n = 0. Da n = 0 nicht entartet ist, folgt: √ an |n0 i = eiϕ n! |0i (239) 1 †n n 0 1 =⇒ a a |n i = eiϕ √ a†n |0i n! n! (235) = eiϕ |ni 1 D 0 †n n 0 E n a a n = eiϕ hn0 |ni n! | {z } =⇒ k|an n0 ik2 Ann. = 0 =⇒ an |n0 i = 0. Wid. zu (239) Im Fall 2 haben wir Grundzustände |0, λi , λ = Entartungsindex Analog findet man: 1 |n, λi = √ a†n |0, λi n! sind alle EZ zum Eigenwert n von N . Wegen (226) sind die Energieeigenwerte 1 En = ~ω(n + ), 2 V (x) ~ω 3 2 1 E2 E1 E0 Streuzustände gibt es nicht! 51 n ∈ N0 (240) H = L2 [R], Ortsdarstellung. (237) a |0i = 0 Also 1 0 = hx | a | 0i = √ 2 (222) X P x0 x +i x0 ~ x x0 ~ d 0 = √1 +i hx | 0i ~ i dx | {z } 2 x0 ψ0 (x) =⇒ d x ψ0 (x)0 + dx x20 (241) (241) ist eine DGL 1. Ordnung. Standard-Lösungsweg: Ansatz: e =⇒ f (x) d x ψ0 (x) = 0 + dx x20 hd x i − f 0 (x) + 2 ef (x) ψ0 (x) = 0 dx x | {z 0} =0 Wähle f 0 (x) = x , x20 also f (x) = 1 2 2 x x0 2 2 1 x d −1 x 2 x0 =⇒ e ψ0 (x) = 0, also ψ0 (x) = Ce 2 x0 dx Normierung: 2 1 = h0 | 0i = |C| √ Z ∞ − dx e x x0 2 −∞ √ = |C|2 x0 π − 12 Wähle C = (x0 π) =⇒ Grundzustand-Wellenfunktionen: √ ψ0 (x) = (x0 π) 1 − 12 − 2 e x x0 2 Übrigen: n > 0 1 D †n E 1 1 x d n ψn (x) = hx | ni = √ xa 0 = √ √ − x0 ψ0 (x) dx n! n! 2n x0 (235) Dimensionslose Variable ξ := 52 x x0 (242) Damit gilt: d n 1 1 ξ− ψn (x0 ξ) = √ √ ψ0 (x0 ξ) dξ n! 2n √ 1 d n − ξ2 1 1 (242) = (x0 π)− 2 √ √ n ξ − e 2 dξ n! 2 √ ξ2 1 = (x0 πn!2n )− 2 Hn (ξ)e− 2 (243) d n − ξ2 Hn (ξ) := e ξ − e 2 dξ (244) mit ξ 2 Operator-Identität: ξ2 Aξ := e− 2 ξ− d dξ ξ2 e2 =− d , dξ (245) denn: 2 Aξ ψ(ξ) = e − ξ2 ξ2 = e− 2 =− (245) =⇒ 2 ξ d e 2 ψ(ξ) ξ− dξ 2 ξ ξ2 ξ2 d ξe 2 ψ(ξ) − ξe 2 ψξ − e 2 ψ(ξ) dξ d ψ(ξ) dξ 2 dn d n ξ2 − ξ2 n (−1) = Aξ = e ξ− e2 dξ n dξ n Einsetzen von (245) in (244): Hn (ξ) = (−1)n eξ 2 dn −ξ2 e dξ n (246) ist die Definitions-Gleichung der Hermite-Polynome: H0 (ξ) = 1 H1 (ξ) = 2ξ H2 (ξ) = 4ξ 2 − 2 H3 (ξ) = 8ξ 3 − 12ξ H4 (ξ) = 16ξ 4 − 48ξ 2 + 12 H5 (ξ) = 32ξ 5 − 160ξ 3 + 120ξ 53 (247) Aus δnm = hn|mi = tionen R∞ −∞ Z Aus dxß, kψn (x)∗ ψm (x) folgen mit (243) die Orthogonalitätsrela∞ 2 dξ e−ξ Hn (ξ)Hm (ξ) = √ π2n n!δnm (248) −∞ P∞ n=0 |ni hn| = 1 folgt die Vollständigkeitsrelation ∞ X ψn (x)ψn∗ (x0 ) = n=0 ∞ X n=0 hx|ni hn|xi (249) = hx|x0 i = δ(x − x0 ) Mit (243) ∞ X Hn (ξ)Hn (ξ 0 ) = n=0 √ 2 πn!2n eξ δ(ξ − ξ 0 ) (250) Weitere Eigenschaftende: Erzeugende Funktionen: −t2 −itξ e ∞ X 1 n = t Hn (ξ) n! (251) n=0 Hermitescher DGL: klassische Physik: QM: d d2 − 2ξ + 2n Hn (ξ) = 0 dξ 2 dξ niedrigste Energie ... Ein Zustand mit E = 0 würde ∆X∆P ≥ ~ 2 (252) E=0 E0 = ~ω 2 ”Nullpunktsenergie verletzen. Inverse von (222)/(223): x0 X = √ (a + a† ) 2 i P = √ (a† − a) 2 (253) (254) Damit folgt: E D (253) x0 hn | X | ni = √ n a + a† n 2 h i √ (237) x0 √ = √ n hn | n − 1i + n + 1 hn | n + 1i | {z } | {z } 2 =0 = 0. 54 =0 (254) Ebenso hn | P | ni = 0 (∆X)2 = n X 2 n E 2 D (253) x0 = n (a + a† )2 n 2 E D Ei x20 h 2 D † = n a n + n aa + a† a n + n a† n 2 | {z } | {z } | {z } =0 =0 =hn | [a,a† ]+2N | ni=1 (255) x20 [hn | ni + 2 hn | N | ni] 2 x2 = 0 (2n + 1) 2 (∆P )2 = n P 2 n = ~2 hn|(a† − a)2 |ni 2x20 E ~2 D = − 2 n a† a + aa† n 2x0 hbar2 = (2n + 1) 2x20 ~ =⇒ ∆X∆P = (2n + 1) 2 (254) = − (256) (257) =⇒ Grundzustand |0i hat minimale Unschärfe 1 ψn (x) 0 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 x x0 4 n=0 n=1 n=2 n=3 -1 √ klassisch: Aufenthalt nur dort, wo E ≥ V ist, also xx0 ≤ 2n + 2 für den n-ten Energiezustand En . 55 QM: |ψn (x)|2 > 0 auch für |x| > √ 2n + 2 Zeitentwicklung i Schrödinger − Bild : |n, ti = e− n En t |ni Heisenberg − Bild : a(t = 0) = a (258) Aus (182) folgt i d a = [H, a] dt ~ 1 (226) = iω N + , a 2 = iω[N, a] (259) (239) = −iωa Außerdem a(t) = a(0)eiωt (260) a† (t) = a† (0)eiωt Also (253) x0 =⇒ X(t) = √ (ae−iωt + a† eiωt ) 2 i x0 h † † √ = (a + a ) cos(ωt) + (a − a)i sin(ωt) 2 x2 (253),(254) = X cos(ωt) + 0 P sin(ωt) ~ 1 (220) = X cos(ωt) + P sin(ωt) mω (261) wobei X = X(0) und P = P (0). Analog: P (t) = P cos(ωt) − mωX sin(ωt) =⇒ klassische Bewegungsgleichung des harmonischen Oszillators Welche Zustände zeigen die Schwingungen des klassischen Oszillators? Nicht die Energie-Eigenzustände: hn | X(t) | ni (181),(165) = E D i i n e ~ Ht Xe− ~ Ht n i i = e ~ En t hn | X | ni e− ~ En t = hn | X | ni , 56 (262) jedoch hλ | X(t) | λi = √ 2x0 A cos(ωt − λ) für sogenannte kohärente Zustände |λi. Nachtrag zum Thema Heisenberg-Bild: P2 + V (X) 2m (183), (189) implizieren für jeden Zustand ψ: H= d 1 hψ | X | ψi = hψ | P | ψi dt m ∂V d ψ hψ | P | ψi = − ψ dt ∂x d2 d hP i ∂ =⇒ m 2 hXi = =− V (X) dt dt ∂x (263) (263) heißt Ehrenfest’sches Theorem. Damit hψ | X | ψi die klassischen Bewegungsgleichung erfüllt, muss ∂V ψ = ∂ V (hψ | X | ψi) ψ ∂x ∂x (264) gelten. (264) gilt sogar für alle |ψi ∈ H, wenn V höchstens quadratisch ist. 3 Drehung, Drehimpuls, Spin 3.1 Drehungen und ihre Erzeuger passive Drehung in R3 um Achse #» n (mit #» n 2 = 1) mit Winkel ϕ: Aufgabe 6e): Vektor #» a ∈ R3 wird in a# » gedreht, wobei ϕ #» #» #» #» #» #» a# » ϕ = cos ϕ a + (1 − cos ϕ)( a · n ) n − sin ϕ( n × a ) (265) #» = ϕ #» Kurznotation: ϕ n beschreibt die Drehung. #» Suche Matrix R( ϕ) ∈ R3×3 mit #» a# » ϕ = R(ϕ) a f ür alle #» a ∈ R3 57 (266) (265) =⇒ aϕk = cos ϕak + (1 − cos ϕ) (266) = 3 X 3 X ! am nm n=1 nk − sin ϕ 3 X εklm nl am m,l=1 #» [R( ϕ)] km am m=1 =⇒ #» [R( ϕ)] km = cos ϕδkm + (1 − cos ϕ)nk nm − sin ϕ 3 X εklm nl , d.h. (267) l=1 cos ϕ + (1 − cos ϕ)n21 (1 − cos ϕ)n1 n2 + sin n3 (1 − cos ϕ)n1 n3 − sin ϕn2 #» = (1 − cos ϕ)n n − sin ϕn cos ϕ + (1 − cos ϕ)n22 (1 − cos ϕ)n2 n3 + sin ϕn1 R( ϕ) 1 2 3 (1 − cos ϕ)n1 n3 + sin ϕn2 (1 − cos ϕ)n2 n3 − sin n1 cos ϕ + (1 − cos ϕ)n23 (268) Spezialfall: Drehung um z-Achse: #» n = (0, 0, 1)> 0 cos ϕ sin ϕ 0 R 0 = − sin ϕ cos ϕ 0 ϕ 0 0 1 (269) #» > R( ϕ) #» = 1 mit det R( ϕ) #» = 1. Auch: Alle Matrizen Drehmatrizen sind orthogonal: R( ϕ) > T mit R R = 1 und det R = 1 sind Drehmatrizen. Bestimmung von ϕ und #» n aus R(ϕ): • #» n ist Eigenvektor zum EW 1 #» #» R( ϕ) n = #» n (270) #» berechnet werden: • ϕ kann über die Spur von R( ϕ) #» (267) tr R( ϕ) = cos ϕ |{z} tr 1 +(1 − cos ϕ) =3 X n2k = 1 + 2 cos ϕ | k{z } =1 Die Menge aller Drehmatrizen bildet eine Lie-Gruppe. Definitionseigenschaften einer Lie-Gruppe 1.) Es gibt ein Einselement 1: #» = 1R( ϕ) #» = R( ϕ) #» R( ϕ)1 58 (271) # ») · R(ϕ # ») ist Drehmatrix und in R(ϕ # ») = R(ϕ # »)R(ϕ # ») ist ϕ # » eine stetige Funk2.) R(ϕ 1 2 3 1 2 3 # » und ϕ # » (sogar analytisch) tion von ϕ 1 2 # ») ist Drehmatrix 3.) R−1 (ϕ 1 # » # »)R(ϕ # ») = R(ϕ # ») R(ϕ # »)R(ϕ # ») 4.) R(ϕ1 )R(ϕ 2 3 1 2 3 Die Lie-Gruppe der Drehung im R3 heißt SO(3). Dabei steht S“ für speziell“, d.h. ” ” det R = 1, O“ für orthogonal“ und 3 für den R3 . ” ” Infinetissimale Drehung: δϕ 1 in (267): R(δϕ #» n ) = 1 + δϕi #» n · ω = 1 + iδϕ 3 X nl ω (l) (272) l=1 wobei (l) iωkm = −εklm (273) also 0 0 0 iω (1) = 0 0 1 , 0 −1 0 0 0 −1 iω (2) = 0 0 0 1 0 0 0 1 0 iω (3) = −1 0 0 0 0 0 (274) (275) (276) Die ω (l) heißen Generatoren der SO(3). Aufbau einer endlichen Drehung aus infinitesimalen Drehungen: δϕ = h ϕ #»iN [R(δϕ #» n )]N = 1 + i #» nω N h iN #» #» #» #» #» = lim R ϕ #» n = eiϕ n ω = ei ϕ ω =⇒ R( ϕ) N →∞ N ϕ N. Dann: (277) das ist eleganter als (267). Alternativ: Euler-Winkel: R(α, β, γ) = R(αe#»z )R(β e#»y )R(γ e#»z ) (278) Die Generatoren der SO(3) erfüllen: h 3 i X ω (j) , ω (k) = i εjkl ω (l) l=1 59 (279) Beweis: h i ω (j) , ω (k) ln = 3 h X m=1 (273) = − (j) (k) (k) (j) ωlm ωmn − ωlm ωmn 3 X i (εljm εmkn − εlkm εmjn ) m=1 = −(δlk δjn − δln δjk − δlj δkn + δln δjk ) =− =i 3 X εjkm εlmn m=1 3 X εjkm ωl n(m) m=1 Der von { ω (1) , ω (2) , ω (3) } aufgespannte Vektorraum heißt Lie-Algebra so(3). #» #» Also: #» q ω ∈ so(3) =⇒ ei q ω ∈ SO(3). Allgemein: Ein Satz { ω (1) , . . . , ω (n) } von Matrizen oder linearen Operatoren bildet eine Lie-Algebra, wenn X [ω (j) , ω (k) ] = i fjkl ω (l) (280) l mit fjkl ∈ C. Die Zahlen fjkl heißen Strukturkonstanten der Lie-Algebra bzw. Lie-Gruppe #» #» { ei q ω } ist dann Lie-Gruppe. 0 Betrachte: ω (j) −→ ω (j) mit 0 [ω (j) , ω (k) ] = i X 0 fjkl ω (l) , l eine sogenannte Darstellung der Lie-Algebra. #» #»0 # » #» # » #» # » #» Die Matrizen ei ϕ ω bilden eine Darstellung der Lie-Gruppe: Aus eiϕ1 ω eiϕ2 ω = eiϕ3 ω # » #»0 # » #»0 # » #»0 folgt eiϕ1 ω eiϕ2 ω = eiϕ3 ω Darstellung der so(3) mit 2 × 2 Matrizen: 1 0 ω (j) −→ ω (j) = σj 2 denn wegen (76) ist 3 X 1 1 σl [ σj , σk ] = i εjkl 2 2 2 l=1 60 (281) Betrachte nun #» #» σ SU(2) := {ei ϕ 2 } = {U ∈ C2×2 : U † U = 1 und det U = 1} #» #» σ ei ϕ 2 (282) beschreibt eine Drehung der Spin-Einstellung |Si = α |↑i + β |↓i #» #» #» x −→ #» x 0 = ei ϕ ω #» x (175) i #» #» |Si −→ |Si0 = e ~ ϕ S |Si entspricht 0 #» #» σ α α α iϕ −→ =e 2 0 β β β D #» E D i #» #» #» i #» #» E 0 0 Konsistenzcheck: S10 #» a S S2 = S1 e− ~ ϕ S #» a 0 S e ~ ϕ S S2 D #» E Aufgabe 6e) S1 #» a S S2 ist unabhängig vom Koordinatensystem. (283) x2 x ' 2 ' x1 δφ x1 (265) #» #» × #» x −→ #» x 0 = R(δϕ) #» x = #» x − δϕ x #» ψ( #» x ) −→ ψ 0 ( #» x 0 ) = ψ( #» x ) − ψ( #» x 0 + δ ψ × #» x 0 ) + O(δϕ2 ) #» #» × #» = ψ( #» x 0 ) + (δ ϕ x 0 ) · ∇ψ( #» x 0) #» #» = ψ( #» x 0 ) + ( #» x 0 × ∇ψ)δ ϕ i #» #» = ψ( #» x 0) + δ ϕ · x × P ψ( #» x 0) ~ i #» #» #»0 = ψ( #» x 0) + δ ϕ · Lψ( x ) ~ mit #» #» L =X ×P Bahndrehimpuls (284) Endliche Drehung i #» #» #» #» x) ψ 0 (R( ϕ) x ) = e ~ ϕ L ψ( #» 61 (285) bedeutet: Lj = εjkl Xk Pl (286) [Lj , Lk ] = i~εjkl Ll (287) Mit [Xk , Pl ] = i~δkl findet man (Aufgabe 18), so dass Lj ~ tatsächlich (279) erfüllt. Gesamtdrehimpuls #» #» #» J = L + S, (288) wobei [Lj , Sk ] = 0, (289) [Jj , Jk ] = iεjkl Jl (290) 3.2 Eigenwerte des Drehimpulsoperator 3 i X h #» [Jk [Jk , Jm ] + [Jk , Jm ]Jk ] J 2 , Jk = k=1 (250) = i~ 3 X εkml |{z} k,l=1 antisym. (Jk Jl + Jl Jk ) | {z } (291) sym. bzgl. Austausch k und l =0 Casimir-Operator #» =⇒ gemeinsame Eigenkets von J 2 und J3 #» J 2 |λmi = λ~2 |λmi J3 |λmi = m~ |λmi (292) Es gilt D #» E λm J 2 λm ≥ 0 =⇒ λ ≥ 0 (293) Leiteroperatoren: J± = J1 ± iJ2 , also † J± = J∓ Dann: 62 (294) a) [J3 , J± ] = [J3 , J1 ] ± i[J3 , J2 ] = (iJ2 ± J1 )~ = ±J± ~ (295) b) [J+ , J− ] = 2J3 ~ (296) #»2 c) J = J+ J− + J32 − J3 ~ = J− J+ + J32 + J3 ~ (297) #»2 d) [ J , J± ] = 0 (298) #»2 #»2 #»2 Wegen (298) ist J J± |λmi = J± J |λmi = J± λ~ |λmi. =⇒ J± |λmi ist EZ zu J mit EW λ~2 oder J± |λmi = 0. (285) J3 J± |λmi = J± J3 |λmi ±J± ~ |λmi | {z } ~m|λmi (299) = (m ± 1)~J± |λmi =⇒ J± |λmi ist EZ zu J3 mit EW (m ± 1)~ oder J± |λmi = 0. 0 ≤ kJp m |λmik2 = hλm | J∓ J± | λmi (297) #» = hλm| J 2 − J32 ∓ J3 ~|λmi = λ − m2 ∓ m (300) (301) =⇒ λ ≥ m2 ± m =⇒ λ ≥ |m|(|m| + 1) ≥ 0 (302) =⇒ Es gibt für jedes λ ein maximalex m: j := mmax (303) J+ |λji = 0 (304) |λji heißt Zustand höchsten Gewichts: =⇒ (301) 0 = kJ+ |λjik2 = λ − j 2 − j =⇒ λ = j(j + 1) (305) Analog für mmin und J− |λmmin i: (305) 0 = λ − m2min + mmin = j(j + 1) − m2min + mmin =⇒ mmin = −j (306) m nimmt also die Werte −j, −j + 1, . . . j − 1, j 63 (307) an. =⇒ 2j ∈ N0 , also 1 3 j = 0, , 1, , 2, . . . 2 2 (308) Bessere Notation: #» J 2 |jmi = j(j + 1)~2 |jmi J3 |jmi = m~ |jmi (309) und der Zustand höchsten Gewichts ist |jji. Eigenwerte des Bahndrehimpuls: #» #» #» L = X × P =⇒ Quantenzahlen l, ml Spektrum gegenüber (308) weiter eingeschränkt. x0 Pj 1 Xj √ aj := +i ~ 2 x0 1 a+ := √ (a1 + ia2 ) 2 1 + + a+ + := √ (a1 − ia2 ) 2 1 a− := √ (a1 − ia2 ) 2 1 + + a+ − := √ (a1 + ia2 ) 2 (310) (311) (dabei ist x0 beliebiger Parameter mit [x0 ] =Länge) erfüllen (vgl (224)) + [a+ , a+ + ] = [a− , a− ] = 1 ( (312) Auf- und Absteigeoperatoren) und [a+ , a− ] = 0 (313) Weiter (386) L3 = X1 P2 − X2 P1 (310) ~ + + + = (a1 + a+ 1 )(a2 − a2 ) − (a2 + a2 )(a1 − a1 ) 2i ~ + = [a1 a2 − a1 a+ 2] i (311) + = ~[a+ − a− − a+ a+ ] = ~(N− − N+ ) 64 (314) mit Besetzungszahloperator N+ und N− . (235) =⇒ EW von N± sind ganzzahlig =⇒ L3 hat nur ganzzahlige EW ml = −l, −l + 1, . . . , −1, 0, 1, . . . l − 1, l (315) =⇒ Die Quantenzahl l in der EW-Gleichung (vgl. (309)) #» L 2 |lml i = ~2 l(l + 1) |lml i (316) (300) =⇒ J− |jmi ∝ |j m − 1i (317) ist ebenfalls ganzzahlig. Normierung: (301) ∧ (305) =⇒ kJ− |jmi k2 = j(j + 1) − m(m − 1) Wähle 1 J− |j mi |j m − 1i := p j(j + 1) − m(m − 1) (318) Condor − Shortley − Phasenkonvention ” 1 |j m + 1i := p J+ |j mi j(j + 1) − m(m + 1) (319) 1 |l ml − 1i := p L− |l ml i l(l + 1) − ml (ml − 1) (320) Analog mit L± = L1 ± iL2 . Graphisch: L3 65 Ortsdarstellung: Polarkoordinaten r, ϑ, ϕ: 3 h h #» #»i X #»i 2 X ,L = Xj2 , L j=1 3 n o X #» #» = Xj [Xj , L] + [Xj , L]Xj (321) j=1 (A18b) = Eigenfunktionen: 0 h #» r |l mi := hr ϑ ϕ | l mi (m steht für ml ) D #» E #» r | l mi r L 2 l m = ~l(l + 1) h #» h #» r | L | l mi = ~m h #» r | l mi (322) 3 In der Ortsdarstellung bedeutet (321): #» [r2 , L] = 0, #» d.h. L enthält keine Ableitungen nach r. =⇒ Wir suchen nach Eigenfunktionen, die nicht von r abhängen: h #» r | l mi = Ylm (ϑ, ϕ) (323) #» L 2 Ylm (ϑ, ϕ) = ~2 l(l + 1)Ylm (ϑ, ϕ) L3 Ylm (ϑ, ϕ) = ~mYlm (ϑ, ϕ) (324) wobei Lj ein Differentialoperator bzgl. ϑ und ϕ ist. Mit Ylm (ϑ, ϕ) ist auch f (r)Ylm (ϑ, ϕ) mit beliebigen f (r) eine Lösung von (324). ∂ 1 ∂ 1 ∂ #» ∇ = e#»r + e#» + e#» ϕ ϑ ∂r r ∂ϑ r sin ϑ ∂ϕ (325) #» #» mit #» x = re#»r , e#»r × e#» ϑ = eϑ = eϕ usw. #» ~ #» #» L = X ×∇ i 1 ∂ ~ #» ∂ #» eϕ − eϑ = i ∂ϑ sin ϑ ∂ϕ − sin ϕ − cot ϑ cos ϕ ~ ∂ ∂ cos ϕ = + − cot ϑ sin ϕ i ∂ϑ ∂ϕ 0 1 66 (326) =⇒ #» L 2 = −~2 ∆ϑ,ϕ (327) wobei ∆ϑ,ϕ 1 ∂ ∂ = sin ϑ ∂ϕ ∂ϑ ∂ 1 ∂2 sin ϑ + ∂ϑ sin2 ϑ ∂ϕ2 (328) Laplace-Operator in Kugelkoordinaten: ∆= ∂2 2 ∂ 1 + + 2 ∆vartheta,ϕ . 2 ∂r r ∂r r (326) =⇒ ~ ∂ i ∂ϕ L3 = (324) =⇒ (329) ~ ∂ Ylm (ϑ, ϕ) = ~mYlm (ϑ, ϕ) i ∂ϕ =⇒ Ylm (ϑ, ϕ) = eimϕ Ylm (ϑ, 0) (330) Aus (326) finden wir ∂ ∂ + i cot ϑ L± = L1 ± iL2 = h exp ±iϕ ± ∂ϑ ∂ϕ (331) Aus L+ |l li = 0 folgt ∂ ∂ 0 = L+ Yll (ϑ, ϕ) = ~ exp iϕ + i cot ϑ Yll (ϑ, ϕ) ∂ϑ ∂ϕ ∂ = exp i(l + 1)ϕ − l cot ϑ Yll (ϑ, 0) ∂ϑ (331),(330) (332) Lösungsweg wie (241) −→ (242) =⇒ Yll (ϑ, 0) = Cl (sin ϑ)l (333) Normierung: Z 1= π Z 2π dϑ sin ϑ 0 0 dϕ |Ylm (ϑ, ϕ)|2 (334) (333) =⇒ 2l + 1 1 2l |Cl | = m 4π ?l l (320) p L− Ylm (ϑ, ϕ) = l(l + 1) − m(m − 1)~Yl,m−1 (ϑ, ϕ) 2 67 (335) (336) Mit (330) und (331): ∂ ∂ Ylm (ϑ, 0) alm exp {i(n − 1)ϕ} Yl,m−1 (ϑ, 0) = exp −iϕ − + i cot ϑ ∂ϑ ∂ϕ =⇒ ∂ alm Yl,m−1 (ϑ, 0) = − − m cot ϑ Ylm (ϑ, 0) ∂ϑ Standardtrick: ∂ + m cot ϑ (sin ϑ)−m sinm Ylm (ϑ, 0) alm Yl,m−1 (ϑ, 0) = − ∂ϑ ∂ = −(sin ϑ)−m (sin ϑ)m Ylm (ϑ, 0), ∂ϑ denn (337) ∂ (sin ϑ)−m = −m(sin ϑ)−m−1 cos ϑ = −m(sin ϑ)−m cot ϑ ∂ϑ also ∂ + m cot ϑ (sin ϑ)−m = 0. ∂ϑ Mit t := cot ϑ, sin2 ϑ = 1 − t2 ist ∂ dt d d = = − sin ϑ ∂ϑ dϑ dt dt und (337) ist d (sin ϑ)m Ylm (ϑ, 0) dt n−1 d n (1 − t2 ) 2 Ylm (ϑ, 0) = (1 − t2 )− 2 dt alm Yl,m−1 (ϑ, 0) = (sin ϑ)−(m+1) =⇒ Rekursionsformel: i n−1 m 1 d h (1 − t2 ) 2 Yl,m−1 = (1 − t2 ) 2 Ylm (ϑ, 0) | {z } alm dt | {z } fl,m−1 (t)= a 1 d lm dt (338) flm(t) Anfangsbedingung m = l aus (333): l Yll (ϑ, 0) = Cl (1 − t2 ) 2 l =⇒ fl l(t) = (1 − t2 ) 2 Yll (ϑ, 0) = Cl (1 − t2 )l 68 (339) Lösung von (338) 1 d fll (t), all dt 1 d (332) fl,l−2 (t) = fl,l−1 (t) al,l−1 dt fl,l−1 (t) = (340) = flm (t) = (340) 1 d2 fll (t), al,l−1 al l dt2 1 1 dl−m fll (t) all · · · al,m+1 dtl−m (338), (339) =⇒ Ylm (ϑ, 0) = l−m m d Cl (1 − t2 )− 2 l−m (1 − t2 )l all · · · al,m−1 dt Die Lösung schreibt man üblicherweise als Ylm (ϑ, 0) = Clm Plm (t) (341) mit Clm = (−1)m 2l + 1 (l − m)! 4π (l + m)! 1/2 (342) und den zugeordneten Legendre-Funktionen Plm (t) = (−1)l+m (l + m)! 1 dl−m 2 −n 2 (1 − t ) (1 − t2 )l (l − m)! 2l l! dtl−m (343) (l − m)! m P (t) (l + m)! l (344) Eigenschaften: Pl−m (t) = (−1)m also (via m −→ −m in (343)): Plm (t) n 1 = l (1 − t2 ) 2 2 l! d dt l+m (t2 − 1)l (345) Die Ylm (ϑ, ϕ) = Clm Plm (cos ϑ)eimϕ (346) heißen Kugelflächenfunktionen. Es gilt ∗ Ylm (ϑ, ϕ) = (−1)m Ylm (ϑ, ϕ) 69 (347) Physik Y00 = √14π q 3 Y11 = − 8π sin ϑeiϕ q 3 cos ϑ Y10 = 4π ∗ Y1−1 =q−Y11 = sin ϑe−iϕ 15 2 iϕ 32π sin ϑe q 15 sin ϑ cos ϑeiϕ Y21 = − 8π q 5 Y20 = 16π (3 cos2 ϑ − 1) ∗ Y2,−1 = −Y21 ∗ Y2,−2 = −Y22 Chemie s-Orbital p-Orbitale Y22 = d-Orbitale Normierung: hl0 m0 | l mi = δll0 δmm0 =⇒ Z dΩ Yl∗0 m0 (ϑ, ϕ)Ylm (ϑ, ϕ) = δll0 δmm0 Vollständigkeit: 1 = P∞ Pl ∞ X l X l=0 m=−l l=0 m=−l (348) |l mi hl m| =⇒ ∗ (ϑ, ϕ)Ylm (ϑ0 , ϕ0 ) = δ(Ω − Ω0 ) = Ylm δ(ϑ − ϑ0 )δ(ϕ − ϕ0 ) sin ϑ (349) |Ylm (ϑ, ϕ)|2 dΩ ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit im Raumwinkelelement dΩ um (ϑ, ϕ) für Elektron mit Drehimpuls −QZ(l, n) l = 0, m = 0: l = 1, m = 1: 70 l = 1, m = 0: l = 2, m = 2: l = 2, m = 1: l = 2, m = 0: Parität: P : ψ( #» r ) 7−→ ψ(− #» r) Für ψ( #» r ) = f (r)Ylm (ϑ, ϕ) ist ψ(− #» r ) = f (r)Ylm (π − ϑ, ϕ + π) 71 Aus (346) und (343): Ylm (π − ϑ, ϕ + π) = (−1)l Ylm (ϑ, ϕ) (350) =⇒ Die Parität von Ylm ist (−1)l . 4 Wasserstoffatom 4.1 Zentralpotentiale #» V (X) = V (R) (351) √ mit R2 = X12 + X22 + X32 und V (R) = V (r) = V ( #» x 2 ) in der Ortsdarstellung. In beliebiger Darstellung: Z V (R) = Rotationsinvarianz: i R3 #» #» d #» x | #» xiV i p #» X 2 h #» x| #» #» e ~ ϕ J V (R)e− ~ ϕ J = V (R) Infinitesimal: i #» #» i #» 1 + ϕ J V (R) 1 − ϕ = V (R) + O(ϕ2 ) ~ ~ =⇒ h #» i J , V (R) = 0. (352) #» i J, P 2 = 0, (353) [J, H] = 0 (354) |E j mi (355) Auch h also Energieeigenkets: #» Ist V (R) zusätzlich auch von S unabhängig (?), so ist [S, V (R)] = 0, also auch (wegen #» #» #» L = J − S) h #» i L, V (R) = 0 72 So können wir die Energieeigenkets mit |E l ml s ms i (356) bezeichnen. (354) =⇒ [H, J± ] = 0. Aus H |E j mi = E |E j mi folgt also HJ± |E j mi = J± H |E j mi = EJ± |E j , mi =⇒ H |E j m ± 1i = E |E j m ± 1i =⇒ E hängt nicht von m ab. #» Zunächst [ S , V (R)] = 0 P2 + V (R), 2m |E l ml s ms i = |E l ml i ⊗ |s ms i H= (357) Spin-Entartung: E hängt nicht von ms = ± 12 ab. H |E l ml i = E |E l ml i mit ψElml ( #» r ) = h #» r | E l ml i =⇒ ~2 − r ) = EψElml ( #» r) ∆ + V (r) ψElml ( #» 2m (358) bzw. mit (327), (329): 1 #»2 L r2 (359) ∂2 2 ∂ + . ∂r2 r ∂r (360) P 2 = −~2 ∆ = Pr2 + wobei Pr2 2 = −~ Radialimpuls Pr = ~ i ∂ 1 + ∂r r (361) erfüllt Pr† = Pr , ~ [Pr , R] = 1 i 73 (362) (358) bedeutet also 1 2 1 #»2 P + L + V (r) ψElml ( #» r ) = EψElml ( #» r) 2m r 2mr2 (363) #» L 2 ψElml ( #» r ) = ~2 l(l + 1)ψElml ( #» r) (364) ψElml ( #» r ) = fEl (r)Ylml (ϑ, ϕ) (365) Mit folgt (siehe Text (324)): und (363) wird zu 1 2 ~2 l(l + 1) Pr + + V (r) fEl (r)Ylml (ϑ, ϕ) = EfEl (r)Ylml (ϑ, ϕ) 2m 2mr2 Und mit (360): 2 ∂ 2 ∂ ~2 l(l + 1) ~2 + + + V (r) fEl (r) = EfEl (r) − 2m ∂r2 r ∂r 2mr2 (366) =⇒ tatsächlich keine ml -Abhängigkeit. In (366) o.B.d.A. fEl (r) reell: Trick: UEl (r) := rfEl (r), dann ∂2 ∂ h U (r) = El ∂r2 ∂r i ∂ ∂r fEl (r) + r fEl (r) ∂r ∂r | {z } =1 ∂ ∂2 fEl (r) + r 2 fEl (r) ∂r 2 ∂r ∂ 2 ∂ =r + fEl (r) ∂r2 r ∂r =2 und (366) wird zu ~2 ∂ 2 ~2 l(l + 1) − + + V (r) UEl (r) = EUEl (r). 2m ∂r2 2mr2 (367) Das entspricht 1-dim Schrödinger-Gleichung mit VEff (r) = V (r) + ~2 l(l + 1) 2 | 2mr {z } Zentrifugalpotenzial Jedoch r ≥ 0. d3 #» r = r2 dr dΩ. 74 (368) Bindungszustände: ∞> Z ∞ r 0 2 2 dr fEl (r) Z = ∞ 0 2 dr UEl (r) =⇒ √ |UEl (r)| r −→ 0 f ür r −→ ∞ (369) Nun r −→ 0: Zwei Fälle: r→0 1.) U (0) 6= 0 =⇒ f (r) ∼ 1r =⇒ ~2 ~2 (3) #» 1 r→0 − ∆ + V (r) f (r)Ylml (ϑ, ϕ) ∼ − δ ( r ) + V (r) Ylml (ϑ, ϕ) 2m 2m r =⇒ V (r) hat δ (3) ( #» r )-singulären Anteil. 2.) UEl (0) = 0 =⇒ V (r) hat keinen δ (3) ( #» r )-singulären Anteil Für die Meisten Potenziale gilt r2 V (r) −→ 0 f ür r −→ 0, so dass Veff (r) in (368) für r −→ 0 vom Zentrifugalpotenzial dominiert ist, sofern l 6= 0. r −→ 0 : d2 UEl l(l + 1) − UEl = 0 dr2 r2 reguläre Lösung: r→∞ UEl (r) ∼ rl+1 f ür l 6= 0 (370) irreguläre Lösung: UEl (r) ∼ r−l im Widerspruch zu UEl (0) = 0. 4.2 Wasserstoffatom Es gilt mp = 1800me . V (r) = − γ r (371) mit γ= e2 = 4πε0 | {z } SI− Einheiten 75 hcα |{z} in jedem Einheitensystem (372) α≈ 1 137 heißt Sommerfeld’sche Feinstrukturkonstante. Bindungszustände: E < 0: Welllenfunktion: (365),(367) ψElml ( #» r) = fEl (r)Ylml (ϑ, ϕ) = rUEl (r)Ylm (ϑ, ϕ) (373) Die Radialgleichung in (367) wird mit ρ = κr, 2m|E| , κ > 0, κ2 = ~2 2mγ ρ0 = 2 ~ κ (374) zu − d2 l(l + 1) ρ0 − + − 1 UEl (ρ) = 0 dρ2 ρ2 ρ (375) ρ→0 Asymptotik: UEl (rho) ∼ ρl+1 , siehe (370). Für ρ → ∞ wird (375) zu d2 UEl (ρ) − UEl (ρ) = 0 dρ2 =⇒ ρ→∞ UEl (ρ) ∼ e−ρ (376) U (ρ) = ρl+1 e−ρ W (ρ) (377) ρW 00 (ρ) + 2(l + 1 − ρ)W (ρ) + [ρ0 − 2(l + 1)] W (ρ) = 0 (378) Ansatz: Einsetzen in (315): Lösung mit Potenzreihenansatz: W (ρ) = ∞ X ak ρk (379) k=0 Ideal für Potenzreihenansatz: θ=ρ 76 d , dρ (380) denn θρk = kρk (gleiche Potenz) ρ2 d2 = θ(θ − 1) = θ2 − θ dρ2 (381) (378) wird zu [θ(θ − 1) + 2(l + 1 − ρ)θ + (ρ0 − 2(l + 1))ρ] W (ρ) = 0 Einsatzen von (349(: ∞ X k=0 ak ρk [k(k − 1) + 2(l + 1 − ρ)k + (ρ0 − 2(l + 1)ρ)] = 0 (382) Koeffizienten von ρk+1 : [(k + 1)k + 2(l + 1)(k + 1)] ak+1 + [−2k + ρ0 − 2(l + 1)] ak = 0 f ür k ≥ 0 (383) Der Koeffizient von ρ0 in (382) ist 0 =⇒ a0 beliebig. (383) =⇒ ak+1 = 2(k + l + 1) − ρ0 ak (k + 1)(k + 2l + 2) (384) Noch mehr Asymptotik: Entweder die Reihe bricht ab, oder (384) bedeutet ak+1 aK k→∞ 2k k! . also ak ∼ k→∞ ∼ 2 k =⇒ W ρ→∞ ∼ e2ρ Widerspruch zu (376). =⇒ Die Reihe muss abbrechen! (384) =⇒ Es gibt ein N ∈ N0 mit ρ0 = 2(N + l + 1), (385) so dass in (384) aN +1 = 0 und W (ρ) = N X ak ρk . (386) k=0 Die Hauptquantenzahl n = N + l + 1 erfüllt wegen N ≥ 0, l ≥ 0, N, l ∈ N0 : n ∈ N. 77 (387) Also wegen (385) ρ0 = 2n. (388) (374) =⇒ 2mγ 2 ~2 ρ0 Mit (388) sind die Eigenwerte durch die Balmerformel E= En = − mγ 2 , 2~n2 n = 1, 2, 3, . . . (389) gegeben. (372) =⇒ 1 me4 2 2 2(4πε0 ) ~ ~2 mc2 α2 jedes System : EN = − 2 n2 Statt |E l ml i schreibt man |n l mi. Wegen (385), (387) ist SI − System : En = − l ≤ n − 1. (390) (391) l heißt auch Nebenquantenzahl und ml (was |ml | ≤ l erfüllt) magnetische QZ. Speziell fürs Coulomb-Potenzial V (r) = − γr : En hängt nicht von l ab. Ursache: Runge-Lenz-Vektor ist Erhaltungsgröße. Die DGL (378) lautet in der Variablen t = 2ρ: d2 W dW + [2l + 1 + 1 − t] + [n + l − (2l + 1)] W = 0 2 dt dt (392) heißt Laguerre’sche DGL. Die Lösungen t t W ( ) = L2l+1 n+l (t) 2 heißen zugeordnete Laguerre-Polynome. (392) (393) Es gilt: Lsr (t) d 2 t d r −t r = − e e e , dt dt (394) explizit: L11 (t) = − d t −t e −e t + e−t = 1 dt 1 L12 (t) = t2 − 3t + 3 2 t3 L33 (t) = − + 3t2 − 15t + 20 6 78 (395) Die Radialfunktionen fEl (r) in (373) ist also mit (377) und (393): fnl (r) = fEn l (r) = Nnl (2κr)l e−κr L2l+1 n+l (2κr) (396) Normierungsfaktor: (n − l − 1)!(2κ3 ) 2n [(n + l)!]3 (397) mγ 1 = ~n an (398) ~2 ~2 = ≈ 0, 529 · 10−10 m mγ mcα (399) 2 Nnl κ hängt von n ab: κ= mit dem Bohr’schen Radius: a= Nullstellen: 0: 1: 2: f10 (r) = 2a− /2 e− /a r −r −3/2 f20 (r) = 2(2a) 1− e 2a 2a r 1 3 r f21 (r) = √ (2a)− /2 e− 2a a 3 3 r (400) Anzahl der Knoten: N = n − l − 1 ( radiale QZ“). ” Die Wahrscheinlichkeit, das Elektron zwischen r und r + dr anzufinden ist p(r) dr mit 2 (r). p(r) = r2 fnl n = 1, l = 0 n = 2, l = 0 n = 2, l = 1 0 größeres n =⇒ größeres hRi hrinl := hn l , m | R | n l mi Z ∞ 3 = r3 dr fnl (r) 0 = a 2 3n − l(l + 1) 2 79 (401) 5 Zeitunabhängige Störungstheorie 5.1 Nicht entartete Störungstheorie H = H0 + H1 (402) E E (0) (0) (0) H0 n = En n (403) H |ni = En |ni (404) Gelöst: Gesucht: H1 sei klein gegen H0 , genauer: D E (0) m(0) H1 n(0) |En(0) − Em . (0) (405) (0) insbesondere, Nichtentartung von |N i, d.h. Em 6= En für n 6= m und |ni ist Bindungszustand. Störungstheorie: Lösen von (404) durch Entwickeln in (0) m H1 n(0) (0) (0) En − Em Zweckmäßig: reeller Parameter λ und H = H0 + λH1 (406) Organisation der Störungstheorie in Potenzen von λ. Störungsreihe: En = En(0) + λEn(1) + λ2 En(2) + . . . |ni = |n(0) i + λ |n(1) i + λ2 |n(2) i + . . . (407) |ni ist unnormiert: I.a. hn|ni = 6 1. (407) ist Potenzreihenansatz für (404) (H0 + λH1 ) |n(0) i + λ |n(1) i + . . . = (En(0) + En(1) + . . .) |ni(0) + λ |n(1) i + . . . (408) 80 Wir lösen (408) für alle λ λ0 H0 |n(0) i = En(0) , also(403 λ1 H1 |n(0) i + H0 |n(1) i = En(1) |n(1) i + En(0) |n(0) i λ2 (409) H1 |n(1) i + H0 |n(2) i = En(2) |n(2) i + En(1) |n(1) i + En(0) |n(2) i (410) Entwickeln nach ungestörten EZ: |n(1) i = X k E D |k (0) i k (0) n(1) , usw (411) (1) Zur Bestimmung der Entwicklungskoeffizienten k (0) n(1) und von En multiplizieren wir (409) mit |k (0) i: D E D E D E (0) (0) (0) (1) (1) (0) (0) (0) (0) (1) k H1 n + k |H0 |n = En k n +En k n (412) | {z } | {z } (0) Ek hk(0) | n(0) i δkn Für k = n liefer (412) die erste Korrektur zu Energie: D E (0) (1) (0) En = n H1 n (413) Für k 6= n folgt aus (412): E k (0) H n(0) D 1 (0) (1) = k n (0) (0) En − Ek (414) Jedoch hn(0) |n(0) i ist unbestimmt! Wir wählen D E n(0) n(1) = 0 (415) Also mit (411): (0) E X k H1 n(0) (1) (0) = |k i n (0) (0) En − Ek k6=n (0) (0) (0) (416) (0) (Ek 6= En für k 6= n; für k 6= k 0 ist aber Ek = Ek0 erlaubt, solange k, k 0 6= n) In höheren Ordnungen können wir auch D E n(0) n(k) = 0, k ≥ 1 (417) 0 fordern, denn zu jeder Lösung |n(k) i von (408) ist auch |n(k) i = |n(k) i + α |n(0) i Lösung von (408) zur Ordnung λk . D E D E D E (0) (k) (0) (k)0 (0) (0) 0 = n n = n n + α n n 81 =⇒ E D 0 α = − n(0) n(k) Aus (410) finden wir dann: E E D E D D n(0) H1 n(1) + n(0) H0 n(2) = En(2) n(0) n(0) | D {z | {z } E} =1 (0) En n(0) n(2) {z } | =0 =⇒ E D En(2) = n(0) H1 n(1) (0) H1 k (0) k (0) H1 n(0) (416) X n = (0) (0) En − Ek k6=n X k (0) H1 n(0) 2 = (0) (0) En − Ek k6=n (418) Intepretation: Währscheinlichkeit, ein im Zustand |n(0)i präpariertes System nach Einschalten im Zustand |k (0) i = 6 |n(0) i anzutreffen: (0) 2 k n Pn→k(0) = |hn | ni|2 (0) 2 k n = (419) |1 + O(λ2 )|2 (0) λH1 n(0) 2 (416) k = 1 + O(λ2 ) 2 (0) (0) En − Ek k (0) λH1 n(0) nennt man auch Übergangsamplitude und Pn→k(0) Übergangswahrscheinlichkeit. (2) Zu En in (418) tragen Zustände mit beliebig hoher Energie bei. k H1 H1 n Ist Ek > hn | H | ni, der Zustand also klassisch unerreichbar, so spricht man von einem virtuellen Effekt. 82 (0) Mit Präzisionsmessungen kann man Zustände |k (0) i erforschen, selbst wenn Ek Experiment unerreichbar ist. fürs Wichtig für Teilchenphysik. 5.2 Entartete Störungstheorie En (0) sei N -fach entartet H0 |n(0) αi = En(0) |n(0) α mit α = 1, . . . , N i Entarteter N -dimensionaler Unterraum: h i (0) E := { | n αi } D E n(0) α n(0) β = δαβ (420) (421) (422) Jede Linearkombination |n(0) γi = N X α=1 |n(0) αi cαγ (423) (0) mit cαγ ∈ C ist ebenfalls Eigenket von H0 zu En . Wir wählen denselben Ansatz wie im nichtentarteten Fall in Gl. (404), (406)-(411). Mit der Entartung |ni −→ |nγi wir (409) zu: (H0 − En(0) ) |n(1) γi = −(H1 − En(1) ) |n(0) γi Linksmultiplikation mit |n(0) βi ergibt D E 0 = − n(0) β H1 − En(1) n(0) γ (424) also ist (423): N X α=1 cαβ hn(0) β|H1 |n(0) αi = En(1) cβγ (425) Matrixdarstellung: D h1βα = n (0) E β H1 n(0) α (426) (425) =⇒ N X h1βα Cαγ = En(1) cβγ α=1 83 (427) Eigenwertproblem einer N × N Matrix. =⇒ det h1 − En(1) = 0 (428) (428) hat N Lösungen Enγ (1) , die nicht alle verschieden sein müssen. Die zugehörigen Eigenvektoren (siehe (427)) sind c1γ c2γ #» (429) c γ := . , γ = 1, . . . , N . . cN γ 0 0 mit ( #» c γ )† #» c γ = δγγ 0 . Der Basiswechsel zwischen |n(0) αi und |n(0) γi in (423) diagonalisiert wegen (427) also h1 , die Matrix C = (cαβ ) ist unitär. (427) bedeutet (2) C † h1 C = diag En(1) , . . . , E nN 1 D.h. (423) diagonalisiert mit (427) die Störung H1 im Unterraum E: D E 0 0 (1) n(0) γ H1 n(0) γ 0 = Enγ δγγ 0 (430) (431) =⇒ Bedingung (405) überlistet. Wir beobachten, dass H1 die N -fache Entartung i.a. aufhebt (oder reduziert) } N λ 0 (1) Im Fall Enγ wird jedoch aus (428) bestimmt. (416) wird nun zu: |n (1) γi = X |k(0) i∈E 0 |n(1) γi = X k6=n |k (0) |k (0) i i (0) k H1 n(0) γ (0) (0) En − Ek D E (0)0 (0) k H1 n γ (0) (0) En − Ek + N X γ 0 =1 γ 0 6=γ + X γ 0 =1 γ 0 6=γ 84 D E 0 0 0 |n(0) γi n(0) γ 0 n(0) γ 0 (432) E 0 0 0 |n(0) γi n(0) γ 0 n(0) γ 0 D D E 0 0 Neu: Komponenten n(0) γ 0 n(1) γ ! (410) entspricht im entarteten Fall: 0 0 0 0 0 (2) (1) (1) (1) H1 |n(1) γi + H0 |n(2) γi = Enγ |n γi + Enγ |n γi + En(0) |n(2) γi (433) 0 Multiplikation mit |n(0) γ 0 i E E D D 0 0 0 (2) δγγ 0 + n(0) γ 0 H1 n(1) γ + En(0) n(0) γ 0 n(2) γ = Enγ E D (1) (0)0 0 (1)0 Enγ n γ n γ + {z } | (434) =0 f ür x=x0 wg. (415) E D 0 0 En(0) n(0) γ 0 n(2) γ Für γ = γ 0 : (434) (1) Enγ = hn(0) γ|H1 |n(1) γi D E (0) (0)0 2 n γ k H 1 (432) X = (0) (0) En − Ek k6=n Der zweite (432) trägt nicht bei wegen D E (431) 0 0 (1) n(0) γ H1 n(0) γ 0 = δγγ 0 Enγ =0 (435) f ür γ = γ 0 . Für γ 6= γ 0 liefert (434): D E D E 0 0 0 0 (1) Enγ n(0) γ 0 n(1) γ = n(0) γ 0 H1 n(1) γ D ED E (0)0 γ 0 H k (0) (0) H n(0)0 γ n k X 1 1 (432) = (0) (0) En − Ek k6=n ED E X D (0) 0 (0)0 0 (0) (1) (1)0 + n γ H1 n γ n γ n γ {z } γ 00 6=γ | (436) (1) Enγ 0 δγ 0 γ 00 = E (0) D (0) (0) 0 (0)0 n γ H k k H n γ 1 X 1 (0) k6=n (1) + Enγ 0 D (0) En − Ek E 0 0 n(0) γ 0 n(1) γ (1) (1) Ist die Entartung aufgehoben, also Enγ 6= Enγ 0 , so liefert (436) uns die fehlenden Komponenten in (432). E D ED (0)0 γ 0 H k (0) (0) H n(0)0 γ D E n k X 1 1 1 0 0 (437) n(0) γ 0 n(1) γ = (1) (1) (0) (0) Enγ − Enγ 0 k6=n En − Ek 85 (1) Für Zustände, die auch inerster Ordnung Störungstheorie entartet bleiben (d.h. Enγ = (1) Enγ 0 für 1 ≤ γ, γ 0 ≤ N 0 ≤ N ) muss man nun im entarteten Unterraum den Operator H1 X k (0) k (0) (0) k6=n (0) En − Ek H1 (438) (siehe (436)) diagonalisieren. (2) (2) Gilt Enγ 6= Enγ , so liefert die Ordnung λ3 die Koeffizienten in (437). Das Verfahren kann man zu beliebig hohen Ordnungen treiben. 5.3 Anwendung: Feinstruktur des Wasserstoffspektrums #» #» #» J =L+S (288) [Lj , Sk ] = 0 (289) |l ml s ms i (439) #» #» Gemeinsame EZ von L 2 , L3 , S , S3 : Auch: h #» #» i h #» #» i J 2, L 2 = J 2, S 2 = 0 #» #» #» =⇒ Betrachte Basis aus gemeinsamen EZ von J 2 , J3 , L 2 , S 2 : |j m l si (440) Wegen J3 = L3 + S3 ist |l ml s ms i EZ von J3 zum EW m = ml + ms : J3 |l ml s ms i = (L3 + S3 ) |l ml s ms i = (ml + ms ) |l ml s ms i D.h. |j m l si in (440) ist LInearkombination aus |l ml s ms i mit m = ml + ms . X |j m l si = |l ml s ml i hl ml s ms | j m l si | {z } (441) (442) Clebsch−Gordan−Koeff. j = mmax = max (ml + ms ) ≤ mlmax + msmax = l + s |ml |≤l |ms |≤s (443) Betrachte L3 = Js − S3 und ms → −ms l = mlmax ≤ mj max − msmax ≤ j + s (444) (443) und (444) (und die spezielle Betrachtung von l = 0) =⇒ |l − s| ≤ j ≤ l + s 86 (Auswahlregel) (445) d.h. CG-Koeffizienten, die (445) verletzen, sind gleich null. Ausgehend von |j j l si = |l l s si berechnet man die CG-Koeffzienten in (442) mit Hilfe von J− = L− + S− . Wasserstoff: H = H0 + H1 Relativistische Korrekturen: H1 = H1 L#» · S#» + H1kin + H1pot 1 #» #» γ S · L 3 heißt Spin − Bahn − Kopplung H1 L#» · S#» = 2m2 c2 R #» #» 1 h #» #» #»2 #»2 i 1 h #»2 #»2 #»2 i S·L = L+S −L −S = J −L −S 2 2 (446) (447) (448) Die Eigenkets |n j m l si von H0 erfüllen H0 |nj m l si = En(0) |nj m l si (449) mit (390) En(0) = mc2 α2 2n2 Die Störung H1 L#» · S#» ist in der Basis { |nj m l si } im entarteten Hilbertraum bereits diagonal, denn 1 #» #» #»2 0 0 0 0 (448) γ 0 0 0 0 nj m l s H1 L#» · S#» nj m l s = nj m l s 3 J − L − S nj m l s 4m2 c2 R 3 γ j(j + 1) − l(l + 1) − δjj 0 δll0 δmm0 δss0 = 4m2 c2 4 1 · nj m l s 3 nj m l s R (450) Frr l ≥ 1: 3 γ~2 3 1 j(j + 1) − l(l + 1) − = 2 2 4m c 4 r nl (1) En L#» · S#» (451) wobei 1 r3 Z = ∞ dr 0 nl 2 (r) fnl 2 (396) = 3 3 r a n l(l + 1)(2l + 1) (452) Einsetzen in (451) liefert: (1) En L#» · S#» = γ~2 2 2 3 3 |2m c{zn a } (389),(399) = ( 1 − (j+1)(2j+1) , 1 j(2j+1) , (0) α2 n −En 87 l=j+ l=j− 1 2 1 2 6= 0 (453) für l = 0 ist j = s = 12 , also j(j + 1) − l(l + 1) − 34 = 0. =⇒ | {z } = 34 (1) En L#» · S#» = 0 In (446) folgt H1kin aus: p E= f ür l = 0 (454) m2 c4 + p2 c2 = mc2 + (455) 1 p2 − p4 m3 c2 + . . . 2m 8 1 P4 8 m3 c2 1 pP 2 2 =− 2mc2 2m 1 γ 2 =− H + 0 2mc2 R H1kin = − (456) Wegen h h #» i #» i h #» i H1kin , J 2 = [H1kin , J3 ] = H1kin , L 2 = H1kin , J 2 = 0 (457) ist H1kin in der Basis { |j m l si } diagonal. =⇒ (1) En kin = hnj m l s | H1kin | nj m l si . Weiter (1) (456) En kin = 1 − 2mc2 1 1 nj m l s H02 + 2γH0 + γ 2 2 R R nj m l s (458) Wir benötigen 1 1 nj m l s nj m l s = R an2 1 1 nj m l s 2 nj m l s = 2 3 R a n (l + 21 ) (459) =⇒ (1) En kin ( 2γ γ2 + 2 En(0) + 2 2 an a n (l + 12 ) ( ) 2 2 2 1 α α α (389),(399) = −En(0) − 2 + 2 − 4n n n l + 12 ( ) 2 3 1 (0) α = −En − n 4n l + 12 " ( # 1 2 − j+1 , l = j + 21 3 (0) α = −En + n 4n − 1j , l = j − 21 1 =− 2mc2 2 En(0) 88 ) (460) (461) Summe aus (461) und (453): (1) En L#» · S#» (1) En kin + " 3 1 − n 4n j + α −En(0) = # f ür l ≥ 1 1 2 (462) Für l = 0 folgt aus (460) und (454): (1) (1) (1) En L#» · S#» + En kin = En kin = −En(1) α2 3 −2 n 4n (463) Letzter Term in (446): Ortsdarstellung: ~2 ∆V (r) 8m2 c2 π~2 γ (3) #» = δ (x) 2m2 c2 = nj m l s H1pot nj m l s H1pot = (1) En pot (464) π~2 γ |fnl (0)|2 2m2 c2 mc2 α4 = δl0 2n3 α2 (0) = −En − δl0 n = (465) Summe von (463) und (465): (1) En L#» · S#» + (1) En kin + (1) En pot 2 3 (0) α −En n 4n − 1 , # " = 2 α 3 1 (0) −En n 4n − j + 1 , 2 f ür l = 0, (466) f ür l 6= 0 denn l = 0 impliziert j = 21 . Also gilt mit (465), (466) unabhängig von l: (0) (1) (1) En(1) = −En L#» · S#» + En pot + En kin " # 2 3 1 (0) α = −En − n 4n j + 12 (467) Energie-Niveaus: Enj = En(0) + En(1) j " mc2 α2 α2 =− 1 − 2 n2 n2 89 3 n − 4 j+ !# 1 2 (468) α ≈ 5, 4 · 10−5 =⇒ Feinstruktur. Relativistische Wellengleichung des Elektron: Dirac-Gleichung Exakt lösen für das Wasserstoff-Atom, Quantenahl j, l, s sind keine guten Quantenzahlen. 6 Streutheorie Detektor ϑ:Streuwinkel Teilchenstrahl Stoßparameter b z Streuer Streuer: Ursprung aus dem Ubekannten, zu erforschendes Potenzial. # » Einlaufender Teilchenstrahl: Stromdichte jein ( #» x ): #» #» dN = j dF dt (469) #» Teilchen strömen in der Zeit dt durch das Flächenelement dF (= #» n dF ). Für große r = | #» x | verhalten sich die Teilchen fast wie freie Teilchen (gerade Trajektorien). Dann ist die Definition des differenziellen Wirkungsquerschnitts bzw. diff. Streudσ sinnvoll: querschnitt dΩ dσ 1 dN = dΩ jein dΩdt (470) jaus dF=r²dΩ ϑ 90