Hyper- und Hypothyreose

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Medizinisches Thema
KV-Blatt 04.2010
Hyper- und Hypothyreose
Die Ätiologie der Hyperthyreose ist
wesentlich von der Jodversorgung
abhängig und weist in einem Jodmangelgebiet wie der Bundesrepublik­
Deutschland eine ungefähr gleiche
­Verteilung von Autonomie und Immun­
hyperthyreose (Morbus Basedow) auf,
wäh­rend in jodreichen Gebieten der
Morbus (M.) Basedow deutlich überwiegt. Der serologische Nachweis einer
Hyper­thyreose ist durch die Bestimmung von TSH, FT3 und FT4 zu führen,
zur Differenzialdiagnose eines M. Basedow ist die Analyse der TSH-RezeptorAntikörper (TRAK) sinnvoll. An erster
Stelle der morphologi­schen Diagnostik
steht die Sonografie, der sich bei besonderer Fragestellung die Szintigrafie und
ggf. die Feinnadelpunktion anschließen
können.
M. Basedow
Der M. Basedow ist eine Autoimmun­
krankheit mit der Entwicklung von Antikörpern, die gegen den TSH-Rezeptor
der Schilddrüsenzelle gerichtet sind
und zu einer Stimulation der intrazellulären Hormonsynthese führen. Da – wie
bei anderen Autoimmunkrankheiten –
die Antikörper zyklisch sezerniert werden, fallen sie in der Regel nach einer
gewissen Zeit (Monate) wieder ab und
leiten damit eine Remission der Erkrankung ein. Das Ziel der Therapie ist es,
den Zeitraum der hyperthyreoten Phase
zu überbrücken und die vermehrte Hormonsynthese zu blockieren. Die klinische Symptomatik ist im Wesentlichen abhängig von der Aktivität der
immunstimulierenden TSH-RezeptorAntikörper (TRAK), die mit dem TRAKAssay der 3. Generation in ca. 80–90 %
der Fälle in der Initialphase nachgewiesen werden. Die Erkrankung kann sich
in jedem Alter einstellen, bevorzugt zwischen dem 2. und 5. Lebensjahrzehnt.
Als Medikamente werden Thiamazol,
Propycil und Carbimazol eingesetzt,
(Das Letztere in vivo in die aktive Form
Thiamazol), sie sind abhängig von dem
Schweregrad der Erkrankung. Üblicherweise beträgt die Startdosis 10–20 mg
Thiamazol, 20–30 mg Carbimazol oder
100–200 mg Propycil. Bei Vorliegen
einer Jodkontamination ist eine höhere
Dosis zu wählen. Die Therapie wird
über 1–1 ½ Jahre als Monotherapie
durchgeführt. Die früher übliche Kombinationstherapie mit L-Thyroxin ist
wegen der dann erforderlichen höheren
Thyreostatikadosierungen und der
damit verbundenen stärkeren Nebenwirkungsraten verlassen worden.
Die Thyreostatikadosis wird im Laufe
der Therapie in Abhängigkeit vom
Hormonspiegel (Kontrollen alle
6–8 Wochen) auf die jeweils niedrigste­
Dosis titriert, mit der eine peripher
euthyreote Stoffwechsellage vorliegt.
Die Minimaldosis sollte vor dem Absetzen des einjährigen Therapiezyklus
mindestens 2,5 mg Thiamazol, 2,5 mg
Carbimazol oder 50 mg Propycil pro
Tag betragen, weil ein Absetzen von
höheren Dosierungen meist eine fehlende Remission anzeigt.
Die toxisch-allergischen Nebenwirkungen der Thyreostatika sind dosisabhängig und treten in ca. 2–5 % der Fälle
auf. Die häufigsten Nebenwirkungen
sind Pruritus, Exanthem, Arthralgien,
Cholestase und (selten) Agranulozytosen. Die leichteren Nebenwirkungen bilden sich nach dem Umsetzen von Thiamazol auf Propycil (Cave Carbimazol!)
zurück. Allerdings besteht zwischen
diesen Substanzen in ca. 30 % der Fälle
eine Kreuzallergie.
Wie schon erwähnt, neigt ein M. Basedow in ca. 40–50 % der Fälle zu einem
Rezidiv, das sich meist innerhalb­von
1–2 Jahren nach dem Absetzen­der thyreostatischen Therapie entwickelt.­Die
Rezidivgefährdung ist unabhängig­von
den Therapiemodali­täten (hoch vs.
niedrig dosierte Thyreostatikadosis;
Kurzzeittherapie vs. Langzeittherapie).­
Die TSH-Rezeptor-­Antikörper zu Krankheitsbeginn haben keinen prädiktiven­
Wert für den Krankheits­verlauf. Sind
sie am Ende einer einjährigen Therapie­
jedoch positiv, ist eine Remission
unwahrscheinlich (Persistenz der
Erkrankung). Faktoren, die mit einer
höheren Rezidivrate verknüpft sind,
sind initial hohe T3-Spiegel und große
Strumen. In der Regel wird bei einem
Rezidiv mit dem Patienten über eine
definitive­­Therapie in Form einer Radiojodbehandlung oder einer Schilddrüsen­
resektion diskutiert, speziell dann, wenn
andere Begleiterkrankungen vorliegen. Bei älteren Betroffenen sollte eine
derartige­Behandlung in jedem Fall
initiiert werden. Eine Konsultation mit
einem auf diesem Gebiet erfahrenen
Kollegen ist in diesen Fällen speziell
auch zur Frage der Therapieform (OP
oder Radiojod­behandlung) zu empfehlen.
Bei einer Basedow-Hyperthyreose kann
entweder vorgeschaltet, parallel oder
im Verlauf der Erkrankung eine Mitbeteiligung der Augen eintreten, die
als endokrine Orbitopathie bezeichnet wird. Es wird angenommen, dass
die Basedow-Immunglobuline an ein
bisher­noch nicht komplett identifiziertes TSH-Rezeptor-ähnliches Antigen im retro­orbitalen Binde-, Fett- und
­Muskelgewebe binden und eine lymphozytäre Entzündung hervorrufen
können. Bei Anwendung feinster Untersuchungsmethoden sind leichte Formen einer Augenmitbeteiligung in
über 50 % der Fälle initial erkennbar,
während – glücklicherweise – schwere
­Verläufe bei nur ca. 5 % der Erkrankten
auftreten. Die Symptome werden nach
der Nospecs-Klassifikation­in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt.
Neben einer schnellen Norma­lisierung
der Schilddrüsenfunktion sind bei
schwerem Verlauf (dauerhaftes ­Tränen,
starke Lidödeme, Doppelbilder,­fehlender Lidschluss mit Ulzera der Hornhaut) eine immunmodulierende Therapie mit Prednisolon (oral oder als
hochdosierte i. v. Stoßtherapie) und ­
ggf. eine Retrobulbärbestrahlung indiziert. Der Entscheidungsprozess über
die optimale Therapie sollte in Kooperation mit einem Endokrinologen,
einem spezialisierten Augenarzt und
ggf. einem Strahlentherapeuten erfolgen.
Medizinisches Thema
KV-Blatt 04.2010
Autonome Struma
Eine Hyperthyreose auf dem Boden
einer Autonomie entsteht aus einer
vorbestehenden Struma nodosa, in
der sich über Jahre hinweg autonome
Schilddrüsenhormon produzierende
Follikel entwickeln, die entweder diffus
über die Schilddrüse verteilt sind oder
sich in klein- oder großknotiger Form
in der meist vergrößerten Schilddrüse
entwickeln. Bei der Untersuchung lässt
sich meist eine Struma palpieren, in
der Sonografie sind in der Regel Knoten
sichtbar, die in der dann notwendigen
Szintigrafie fokale Mehr- oder Minderspeicherungen aufweisen.
Die hyperthyreote Symptomatik ist
weniger ausgeprägt als beim M. Basedow, da die Schilddrüsen­hormone nicht
so stark erhöht sind. Die Schilddrüsen­
antikörper fallen negativ aus. Der thera­
peutische Ansatz unterscheidet sich
jedoch wesentlich von dem des M.
Basedow, da wegen der fehlenden Rückbildung der autonomen Areale eine
thyreostatische Therapie nur als Übergangslösung bis zu einer sogenannten
definitiven Behandlung in Form einer
Radiojodtherapie oder Operation anzusehen ist. Bei Vorliegen einer großen
Struma oder bei minderspeichernden
Knoten ist eine Operation anzustreben. Bei einer nur mäßig vergrößerten
Schilddrüse und dem Fehlen von „kalten“ Knoten stellt eine Radio­jodtherapie
eine willkommene Alternative dar, da
sie bei den meist älteren und ggf. multimorbiden Patienten ein geringeres
Risiko aufweist und hinsichtlich der
Stoffwechselnormalisierung zu ähnlich
guten Ergebnissen wie eine Operation
führt. In Einzelfällen, wie z. B. nicht operablen oder hospitalisierten Patienten
oder bei Ablehnung der Therapie, kann
alternativ eine niedrig dosierte thyreostatische Langzeittherapie durchgeführt
werden.
Eine Sonderform der autonomen
Struma stellt das autonome Adenom
dar, das sich entweder in einer Struma
nodosa oder in einer normalen Schild-
drüse entwickeln kann. Im letzteren Fall
konnten in den Knoten aktivierende
TSH-Rezeptormutationen nachgewiesen­
werden, die zu einer autochtonen
Selbstaktivierung der Hormonkaskade
führen. Als Therapie kommt auch hier
nach Stoffwechselnormalisierung durch
eine vorausgehende thyreostastische
Therapie nur eine Operation oder Radiojodtherapie in Frage.
Als seltene Ursache kann eine Hyperthyreose in der Frühphase einer Hashimoto-Thyreoiditis, einer Thyreoiditis
deQuervain oder nach einer Jodkontamination nach Kontrastmittelgabe oder
Amiodaronetherapie bei vorbestehender Autonomie auftreten. Die meist
leichte Hyperthyreose im Rahmen der
Hashimoto-Thyreoiditis normalisiert
sich in der Regel spontan und benötigt allenfalls eine überbrückende Beta­
blockerbehandlung. Bei der Thyreoiditis
deQuervain gelangen die Schilddrüsenhormone durch die entzündungsbedingte erhöhte Durchlässigkeit der Zellmembran in die Zirkulation und führen
z. T. zu stark erhöhten FT3/FT4-Spiegeln.­
Eine thyreostatische Therapie ist aufgrund des Pathomechanismus nicht
angebracht; bei leichtem Verlauf reicht
eine unspezifische antiphlogistische
Therapie aus. In den meisten Fällen
ist hingegen eine Prednisolontherapie
notwendig (z. B. 25 mg Prednisolon/d
über 2–4 Wochen, dann wöchentliche
Reduktion um 5 mg), die zu einer Rückbildung der Symptomatik innerhalb von
einigen Tagen führt. Die Therapie einer
jodinduzierten und besonders einer
Amiodarone-induzierten Hyperthyreose
sollte wegen der speziellen Problematik
in Kooperation mit Spezialisten stattfinden.
Therapie der Hyperthyreose in der
Schwangerschaft
Eine Hyperthyreose tritt in ca. 0,2 %
aller Schwangerschaften auf, wobei es
sich meist um eine Immunhyperthyreose (M. Basedow) und nur selten um
eine Autonomie (autonomes Adenom
oder multifokale Autonomie) handelt.
Eine unbehandelte Hyperthyreose stellt
ein erhöhtes Risiko für den Verlauf der
Schwangerschaft (erhöhte Frühgeburtlichkeit) als auch für die fetale Entwicklung dar, sodass eine Therapie mit Thyreostatika obligat ist. Die angewandten
Thyreostatika Thiamazol und Propycil­
sind plazentagängig, wobei Propycil­
aufgrund seiner niedrigen Eiweißbindung theoretische Vorteile aufweist.
Im Vergleich der beiden Thyreostatika
wurden­unter einer Propyciltherapie bisher keine Fälle kindlicher Missbildung
berichtet, sodass es das Medikament
der Wahl in der Behandlung der Hyperthyreose in der Schwangerschaft darstellt. Folgende Kautelen sind bei der
Behandlung zu beachten:
rso niedrig wie möglich dosieren:
z. B. Initialdosis 100–150 mg Propycil,
rasche Reduzierung der Dosis;
rder TSH-Basalspiegel sollte stets supprimiert sein, das FT4 hoch-normal;
rKontrollen alle 3–4 Wochen.
Unter Beachtung dieser Empfehlungen haben Nachuntersuchungen
von Kindern, deren Mütter während
der Schwangerschaft mit Thyreostatika
behandelt wurden, keine somatischen
oder intellektuellen Störungen nach­
gewiesen.
Im Verlauf der Schwangerschaft ist zu
berücksichtigen, dass sich eine in der
Frühgravidität behandlungsbedürftige
Hyperthyreose nicht selten im letzten
Trimenon aufgrund einer Spontanremis­
sion der immunologischen Aktivität
des M. Basedow normalisieren kann
und dann keiner Therapie mehr bedarf.
Diese Entwicklung darf nicht übersehen
werden, da ansonsten die Gefahr einer
Thyreostatikaüberdosierung mit der
eventuellen Folge einer fetalen Hypo­
thyreose droht.
Latente Hyperthyreose
Die latente Hyperthyreose ist ­definiert
durch eine TSH-Suppression bei norma-
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Fortsetzung von Seite 37­
len peripheren Schilddrüsenhor­monen.
Als Ursache dieser ­Konstellation
kommt eine fokale oder Gesamtauto­
nomie (meist in Kombina­tion mit
einer Struma nodosa), eine Immun­
thyreopathie (latenter M. Basedow oder
akut verlaufende Hashimoto-Thyreoiditis) oder eine Thyroxinmedikation
infrage. Obwohl die Betroffenen häufig über keine subjektiven Beschwerden berichten, sind gravierende kardio­
vaskuläre Risiken, wie eine erhöhte
Rate von Vorhofflimmern, und eine
erhöhte Mortalität (wahrscheinlich
durch thromboembolische Ereignisse
bei intermittierendem Vorhofflimmern)
mit einer latenten Hyperthyreose verbunden. Daneben finden sich negative
Auswir­kungen auf das Skelettsystem
mit einem erhöhten Knochenstoffwechsel und einer erhöhten Frakturrate. Psychische Störungen, deren Änderung von
den Patienten meist erst nach der Normalisierung der latenten Hyperthyreose
positiv vermerkt wird, sind nicht selten.
Aufgrund dieser Daten leiten sich folgende Empfehlungen ab:
rEine TSH-Suppression im Rahmen
einer Autonomie sollte frühzeitig
definitiv durch eine Operation oder
Radio­jodtherapie therapiert werden,
insbesondere bei älteren Menschen.
rEine L-Thyroxintherapie sollte nicht
mehr TSH-suppressiv erfolgen (als
Ausnahme gilt unverändert ein Z. n.
Schilddrüsenkarzinom, zumindest in
den ersten 5 Jahren postoperativ).
Hypothyreose
Eine Hypothyreose ist laborchemisch
durch einen erhöhten TSH-Spiegel bei
erniedrigtem FT4-Wert definiert, während das FT3 meist noch normal ausfällt. Sieht man von Hypothyreosen
nach einer früheren Radiojodtherapie,
einer Schilddrüsenresektion oder nach
einer exogenen Strahlentherapie wegen
Tumoren im Hals-Kopf-Bereich ab, so
entwickelt sich die spontane Hypothy­
reose immer infolge einer Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis).­
Die Hashimoto-Thyreoiditis geht meist
mit einem normal großen oder im
­späteren Verlauf mit einem atrophierten
Organ einher, in selteneren Fällen kann
sie auch mit einer Struma verknüpft
sein (sog. hypertrophe Form). In der
Sonografie ist das Echomuster hyporeflexiv und inhomogen – und es weist
in der Dopplersonografie eine erhöhte
Durchblutung auf. Die TPO-Antikörper
(Ak) sind typischerweise in ca. 80–90 %
der Fälle positiv, die ThyreoglobulinAk in 30–50 %. Die Therapie durch die
Substitution des Schilddrüsenhormons
L-Thyroxin ist einfach. Der theoretisch
denkbare Vorteil einer Kombinationstherapie eines T4/T3-Mischpräparates
auf das Wohlbefinden der Patienten hat
sich durch keine Studien bestätigen lassen. Zu bedenken sind Anpassungen
der Substitutionsdosierung bei Schwangerschaft (gesteigerter Bedarf), bei Anund Absetzen der Anti-Baby-Pille, bei
deutlicher Gewichtszu- oder -abnahme
und postmenopausal.
Eine subklinische Hypothyreose ist definiert durch eine moderate TSH-Erhöhung von 4–10 mU/l in Gegenwart von
normalen FT3- und FT4-Spiegeln. Eine
derartige Stoffwechsellage nimmt mit
zunehmendem Alter an Häufigkeit zu –
auf bis zu ca. 12 % bei den über 70-Jährigen. Als häufigste Ursache entwickelt
sich eine subklinische Hypothyreose
im Verlauf einer Hashimoto-Thyreo­
iditis, nach einer meist einseitig durchgeführten Schilddrüsenresektion oder
Radiojodtherapie. In den beiden letzteren Fällen sollte eine Substitutionstherapie mit L-Thyroxin nicht hinausgezögert
werden, während bei einer HashimotoThyreoiditis und klinischer Beschwerdefreiheit die Notwendigkeit einer Substitution nicht immer offensichtlich ist.
Des Weiteren ist die Indikation einer
L-Thyroxintherapie bei grenzwertigen­
oder nur gering erhöhten TSH-Spiegeln­
in Gegenwart einer ansonsten normalen­
Schilddrüse eng zu stellen. Diese Konstellation bedarf in einem gewissen­
Zeitabstand einer Kontrolle, da TSHSpiegel Fluktuationen und zum ande-
ren manche Labormethode der TSH
in diesem Messbereich eine unzureichende Verlässlichkeit aufweisen.­Die
Wahrscheinlichkeit des Übergangs
einer subklinischen in eine manifeste
Hypothy­reose beträgt ca. 4,3 % pro
Jahr bei leicht erhöhtem TSH-Wert und
positiven TPO-Antikörpern. Deswegen
ist zumindest eine regelmäßige Überprüfung der klinischen Symp­tome und
Laborparameter notwendig. Während
eine positive Beeinflussung der Lipide
durch eine Therapie bei manifester
Hypothyreose eindeutig­ist, zeigen die
Cholesterinspiegel bei subklinischer
Hypothyreose unter Substitution nur
einen geringen Abfall. Eine eindeutige
Indikation zur Therapie besteht allerdings bei Zyklusstörungen, bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft.
Das Therapieziel einer Subs­titution ist
eine Normalisierung in den unteren
bis mittleren TSH-Bereichen von
­0,5–2,0 mU/l.
Neuere Untersuchungen geben Hinweise auf einen Abfall der TPO-Ak
durch eine Selentherapie, deren probatorischer Einsatz aber nur dann Sinn
macht, wenn noch eine euthyreote
Stoffwechsellage vorliegt.
In den letzten Jahren hat sich unter
Ärzten und Patienten eine lebhafte Diskussion, aber auch Verunsicherung
über den von einigen Wissenschaftlern
propagierten engeren TSH-Normalbereich entwickelt. Während bisher für
das TSH ein Bereich von 0,3–4,0 mU/l
galt, haben einige Labore einen deutlich
engeren Normbereich von 0,3–2,5 mU/l
eingeführt – mit der Konsequenz, dass
Patienten mit einem TSH-Wert zwischen 2,5–4,0 mU/l jetzt als krank im
Sinne einer subklinischen Hypothyreose klassifiziert werden. Eine aktuelle
Vergleichsuntersuchung zeigt auf, dass
unter Anwendung des neuen Normalbereiches die Rate der subklinischen
Hypothyreosen um knapp 40 % zunehmen. Rechnet man dies auf die Bevölkerung der Bundesrepublik um, so werden ca. 2 Millionen Bewohner aufgrund
der Normwertumstellung schilddrüsen-
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