SGZ 05/04 - Aviforum

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Wissenschaft und Praxis
Wurmbefall bei der Legehenne:
Lästige Untermieter !
Durch das Käfighaltungsverbot sind Parasitosen in der Legehennenhaltung, u.a. die Würmer, wieder auf dem Vormarsch. Ungefähr 50 % der
Halter in der Schweiz stellen ihren Hennen einen «Aussenklimabereich»
zur Verfügung. Fast die Hälfte dieser Tiere profitiert zusätzlich von einem
Auslauf oder einer Weide. Würmer, die durch ihre Biologie auf bestimmte Biotope im Freien angewiesen sind, bekommen auf diese Weise ihre
Endwirte auf dem Tablett serviert.
Einige dieser im Darmtrakt des Huhnes parasitierenden Arten können
bei massivem Befall für schwere Erkrankungen sowie für erhebliche wirtschaftliche Verluste verantwortlich sein. Untersuchungen der letzten zehn
Jahre ergaben einen durchschnittlichen Wurmbefall von knapp 20 %. Somit ist jede fünfte Legehenne verwurmt. Ein durchdachtes Management
in Sachen «Verwurmung» ist deshalb von Bedeutung. Denn: Salmonellen
sind zwar wichtig, aber wir sollten den Wurm nicht unterschätzen.
Vorkommen und Biologie der häufigsten Darmwürmer
Spulwürmer (Askariden), Haarwürmer (Capillarien) und Pfriemenschwänze (Heterakiden) gehören
zur wirtschaftlich bedeutsamsten
Klasse von Würmern beim Huhn,
den Rundwürmern (Nematoden).
Spulwürmer, als gelb-weisse,
2 - 5 cm lange Parasiten, werden am häufigsten im Darm der
Henne gefunden. Bei massivem
Befall kann es zu Verstopfung des
Darmlumens und im Extremfall zu
einem Darmverschluss kommen.
Haarwürmer kommen im gesamten Darmtrakt vor, sind durch
ihre Grösse (0,5 - 4 mm) aber
schwierig zu erkennen. Die ebenfalls feinen Pfriemenschwänze
(1 - 8 mm) sitzen ausschliesslich
in den Blinddärmen und besitzen
eine Bedeutung als Träger von
Histomonaden.
Bandwürmer
(Zestoden) sind aufgrund ihrer
geringeren pathogenen Wirkung
für den Hühnerhalter ein kleineres
Problem. Durch ihre Grösse von
bis zu 5 - 10 cm sind sie leicht erkennbar. An Würmern erkranken
vor allem Jungtiere, während ausgewachsene Hennen häufig klinisch gesunde Ausscheider sind.
Der Verdacht auf Wurmbefall be-
steht bei zu geringem Eigewicht,
blassen Eidottern, Durchfall, dem
«Auseinanderwachsen» der Herde
und erhöhten Abgängen.
Die Diagnose «Wurmbefall»
wird durch die Untersuchung
von Darminhalt bei der Sektion
oder der Aufschwemmung von
Kotproben gestellt. Dabei werden
reife Stadien oder Eier nachgewiesen. Die Infektion erfolgt über
die Aufnahme dieser Eier, die sich
im Darmtrakt des Tieres zu reifen
Würmern entwickeln, welche
erneut Eier legen (Präpatenzzeit:
Zeitdauer von der Aufnahme der
Eier durch das Huhn bis zur erneuten Ausscheidung von Eiern).
Die Ausscheidungsrate soll vier
Monate nach der Infektion am
höchsten sein. Unter geeigneten
Bedingungen bleiben die Eier
mehrere Monate infektiös. Sie
reagieren empfindlich auf Trockenheit, Hitze, direkte Sonneneinstrahlung und langandauernde
Frostperioden (-5°C bis -10°C).
Die höchste Infektionsrate besteht
daher im Frühjahr, den Frühsommermonaten und im Herbst. Je
nach Wurmspezies durchlaufen
die Eier eine direkte oder indirekte
Entwicklung. Die Zwischenwirte,
die bei indirekten Zyklen eine
Rolle spielen, ermöglichen einen
ersten Entwicklungsschritt der
Tab. 1 Übersicht über die häufigsten Darmwürmer des Huhnes
Spulwürmer
Bandwürmer
Haarwürmer
Pfriemenschwänze
Ascaridia galli
Versch. Cestodenarten
Capillaria obsignata u.a.
Heterakis gallinarum
Dünndarm
Dünndarm
ganzer Darm
Blinddärme
direkt
indirekt
direkt / indirekt
direkt
–
Nacktschnecken, Ameisen, Käfer,
Fliegen, Mücken, Bienen, Wespen
Regenwürmer
–
(Regenwürmer)
Schnecken
–
Regenwürmer
Präpatenzzeit
35 - 42 Tage (Jungtiere)
bzw. 50 - 65 Tage (Alttiere)
14 - 21 Tage
20 - 26 Tage
24 - 30 Tage
Krankheitserscheinungen
Inappetenz, Durchfall, Blutleere, Legeleistung È,
(Darmverschluss)
selten Todesfälle
Durchfall, Abmagerung,
Legeleistung È
Inappetenz,
Durchfall
Schadwirkung
+++
+/-
+/++
+/-
Häufige Vertreter
Lokalisation
Entwicklungszyklus
Zwischenwirte
Stapelwirte
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SGZ 5/04
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im Ei lebenden Larve, bevor sie
durch das Huhn aufgenommen
werden. Durch die Kontamination der Einstreu mit infektiösen
Eiern kommt es immer wieder zu
Reinfektionen, welche durch oftmals ungenügende oder falsche
Entwurmung nur abgeschwächt,
aber kaum vollständig verhindert
werden können. Zusätzlich macht
der permanente Wurmbefall die
Tiere anfälliger für andere Erreger,
da durch entstandene Läsionen
im Darm Eintrittspforten für Krankheitskeime entstehen.
Die Darmparasiten, welche
einen Zwischenwirt benötigen,
haben seit der Einführung der
Auslauf- und Freilandhaltung
stark zugenommen und erhöhen
den Infektionsdruck auf die Tiere.
Hinzu kommt, dass einige dieser
Zwischenwirte auch als Stapelwirte auftreten, in denen keine
Weiterentwicklung des Parasiten
stattfindet, die Überdauerung ungünstiger klimatischer Zeiträume
aber durchaus möglich ist.
Fristlos kündigen!
Die Durchführung einer effizienten Wurmbekämpfung setzt
die Kenntnis der prädisponierenden Faktoren voraus. In der
Stallhaltung besteht der ständige
Kontakt mit Einstreu und Kot,
was wiederkehrende Infektionen
ermöglicht. Selbst die Einstallung
einer neuen gesunden Herde in
gereinigte und desinfizierte Ställe
verhindert in den meisten Fällen
eine Infektion nicht. Eier werden
innerhalb kürzester Zeit über
den Menschen (Kleider, Stiefel),
Gerätschaften, Futtersäcke und
Haustiere wie Katzen oder Hunde
eingeschleppt. Im Auslauf sind
die Hühner durch Zwischenwirte
und infizierte Wildvögel einem
hohen Infektionsdruck ausgesetzt.
Zudem können Ausläufe schlecht
gereinigt und desinfiziert werden.
Allgemeine Hygienemassnahmen
wie Händewaschen sowie Kleider- und Stiefelwechsel zwischen
einzelnen Ställen sind strikt einzuhalten. Besuche, auch hofeigener
Hunde und Katzen, die meist
unbemerkt vom Halter ihre persönlichen Besuchszeiten im Stall
wahrnehmen und damit im Fell
haftende Wurmeier zurück in den
Stall tragen, sind zu verhindern.
Das Herumstehen von offenen
Futtersäcken zieht zusätzlich Käfer
und andere Insekten an.
Stallen Sie nur wurmfreie Junghennen ein – lassen Sie sich
entsprechende Untersuchungsresultate vorlegen! Eine sofortige
Behandlung ist angezeigt, wenn
ein Abfall der Leistungsparameter wie blasse Eidotter oder
reduzierte Legeleistung besteht
oder bei Untersuchungen adulte Würmer oder Eier gefunden
werden. Ziel eines Entwurmungsprogrammes ist, den
Infektionsdruck auf die Tiere
innerhalb einer realistischen
Zeitspanne deutlich zu
reduzieren. Behandlungsintervalle müssen so gewählt
werden, dass infektiöse Eier
nicht zu adulten Würmern
heranreifen können und der
Zyklus damit unterbrochen
wird – das bedeutet, wenige
Tage kürzer als die Präpatenzzeit
der involvierten Wurmspezies.
Während der Behandlung und
einige Tage danach dürfen die
Tiere nicht auf die Weide gelassen
werden, da während dieser Zeitspanne grosse Mengen an Eiern
und Würmern ausgeschieden
werden. Danach sollten die Hennen ins Grüne verbracht werden,
um im Stall und im Wintergarten
die Einstreu zu wechseln und eine
gründliche Reinigung und Desinfektion durchzuführen. Parallel zur
Behandlung sollte im Auslauf und
auf der Weide die Bekämpfung
Bild (NRGK): Darm einer Legehenne mit massivem Spulwurmbefall
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von Zwischenwirten beginnen.
Häufig gelingt die Vernichtung
von Parasiteneiern und Zwischenwirten nur mit gasförmigen Desinfektionsmitteln. Die regelmässige
Kotentfernung, das Abtragen und
Ersetzen von Erdreich und vor allem die Stärkung von übermässig
genutzten Bereichen sind geeignete Massnahmen. Bei Stellen
ohne Grasnarbe empfiehlt sich
die Behandlung mit Heissdampf.
In längeren Zeitabständen kann
der Auslauf auch mit Kalkmilch
oder Chlorkalk umgegraben werden. Im Idealfall können Wech-
Schema: Beispiel einer Wurmbekämpfungsstrategie
¾ normale Legeleistung
1.
2.
¾ keine Behandlung
¾ regelmässige Untersuchung von
Kotproben im Frühling und im Herbst
¾ Pflege des Auslaufes
¾ Einstreuwechsel & gründliche
Reinigung und Desinfektion nach der
Ausstallung
¾ Wurmfreie Junghennen einstallen!!
¾ Hygiene! (Stiefelwechsel usw.)
¾ klinisch gesunde Tiere
¾ negativer Kotbefund (kein Wurmbefall)
¾ Positiver Kotbefund (nur Bandwürmer
oder Pfriemenschwänze)
¾ normale Legeleistung
¾ klinisch gesunde Tiere
¾ negativer Kotbefund (kein Wurmbefall)
3.
¾ Sektion erkrankter
oder verendeter Tiere
¾ abfallende Legeleistung, magere Tiere
¾ erhöhte Abgänge
Behandlung
¾ abfallende Legeleistung
¾ blasse Eidotter, geringe
Eigewichte
4.
¾ Durchfall, erhöhte Abgänge
&
¾ Positiver Kotbefund
(reife Würmer und
Wurmeier gefunden)
1. Wählen eines geeigneten Präparates; Entwurmung nach
Vorschrift o Benzimidazole, Piperazin-Präparate
2. Herde während der ganzen Behandlungsdauer im Stall behalten
3. Während dieser Zeit Weide pflegen (Ausbesserung übernutzter
Stellen, Kot entfernen usw.)
4. Nach Abschluss der Behandlung Herde auf Weide verbringen
5. Einstreuwechsel, Reinigung und Desinfektion von Stall und
Wintergarten
6. Erneute Kotuntersuchung vier Wochen nach Abschluss der
Behandlung: falls positiv erneute Entwurmung (Punkte 1-5)
selausläufe angeboten werden,
so dass Wurmeier ohne Entwicklungschance absterben. Genutzte
Ausläufe sollten entweder nicht
direkt nebeneinander liegen oder
über eine «kriechsichere» Abtrennung verfügen, da Zwischenwirte
in benachbarte Ausläufe auswandern. Kritisch sind vor allem stallnahe Bereiche, wo dem Boden
keine Ruhephase gegönnt wird.
In Betrieben, wo mehrere Herden
die gleichen Ausläufe nutzen, gilt
die Regel: Jungtiere vor Alttieren.
Die gleichzeitige Haltung zusammen mit Igeln oder Laufenten
reduziert die Zahl von potentiellen
Zwischenwirten wie Schnecken
und Würmern. Wohnangebote
für Fledermäuse auf dem Betrieb
dienen dem Fledermausschutz
wie auch der Insektenreduktion
ausserhalb des Stalles.
Dr. med. vet. Corinne Rutz, Institut
für Veterinärbakteriologie, UNI Zürich
Schnabelkürzen bei Legeküken in der Schweiz:
Wie häufig sind Missbildungen?
In der Legehennenhaltung sind Federpicken und Kannibalismus häufige
und schwerwiegende Probleme. Ein oft angewandtes Mittel dagegen
ist das meist prophylaktisch angewandte Kürzen des Schnabels. Dadurch soll erreicht werden, dass der Schnabel stumpfer wird, und die
Tiere sich beim gegenseitigen Bepicken weniger verletzen können. Der
Eingriff vermindert zwar die Folgen des Bepickens (Gefiederschäden,
Verletzungen), er vermag jedoch nicht die Ursachen zu bekämpfen.
In der Schweiz ist das Kürzen der
Schnäbel laut Tierschutzverordnung erlaubt (Art. 65), sofern
die Tiere nach dem Eingriff noch
normal fressen können (Art. 26).
Die BTS-Verordnung verbietet
nur das «Coupieren» ausdrücklich und somit bleibt ein leichtes Schnabelkürzen oder eben
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«Touchieren» weiterhin möglich.
Die durchgeführte Untersuchung
soll zeigen, wie sich das heute in
der Schweiz praktizierte Schnabelkürzen auf die Schnabelform
auswirkt. Die Resultate werden
die Grundlage bilden für eine
praxisgerechte Definition des
Begriffes «Touchieren».
Methode
Untersucht wurden 56 schnabelgekürzte Herden und 37
Herden ohne Eingriff am Schnabel. Die nicht schnabelgekürzten
Herden dienten als Kontrolle, um
die Häufigkeit der Missbildungen
abzuschätzen, die nicht auf das
Schnabelkürzen zurückzuführen
sind. Die Schnabelbeurteilungen
fanden in der 15. Alterswoche,
kurz vor dem Umstallen in den
Legestall statt. Um mögliche Veränderungen der aufgenommenen
Schnabelmerkmale über die Zeit
zu dokumentieren, erhoben wir
an 42 Herden (je 21 schnabelgekürzte und nicht schnabelgekürzte
Herden) zusätzlich Daten in der
6., 33. und 42. Alterswoche.
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