Tagfalter in Bingen Der Distelfalter -lat. Vanessa cardui- Inhalt Kurzporträt ..................................................................................................................... 2 Falter ................................................................................................................................ 2 Eier .................................................................................................................................... 2 Raupe ................................................................................................................................. 3 Puppe ................................................................................................................................. 4 Besonderheiten ............................................................................................................... 4 Beobachten ...................................................................................................................... 5 Zucht ................................................................................................................................. 5 Artenschutz .................................................................................................................... 5 Literaturverzeichnis...................................................................................................... 6 W. Düring, Tagfalter in Bingen Distelfalter (lat. Vanessa cardui) Seite 1 / 6 Tagfalter in Bingen – der Distelfalter Falter Der Distelfalter ist wegen seiner Vorliebe für trockene Biotope auf Brachen, Äckern, aber auch auf Wiesen, Wegrändern und im Siedlungsbereich anzutreffen. Er hat eine Vorliebe für violette Blüten wie von Disteln, Flockenblumen und Schmetterlingsfliedern. Autor: Wolfgang Düring Letzte Aktualisierung: 7. September 2013 Kurzporträt Der Distelfalter kommt als Wanderfalter in fast allen Regionen in Rheinland-Pfalz vor, so auch in Bingen und Umgebung. Er wandert ab Ende April / Anfang Mai in mehreren Wellen aus Nordafrika und dem Mittelmeergebiet nach Mitteleuropa ein und ist dann bis im September bei uns anzutreffen. Er lebt in allen Offenlandbiotopen mit einer Vorliebe für trockene sonnige Standorte mit Disteln. Abbildung 2: Distelfalter auf Flockenblume am 5.7.2009 in Bingen-Dromersheim Die jahreszeitlich frühste eigene Beobachtung des Distelfalters in Bingen datiert vom 29.4.2007. Die späteste Beobachtung datiert vom 7.10.2009 in Siefersheim. Nach dem Einflug kommt es sehr bald zur Paarung. Abbildung 1: Distelfalter auf Distel am 2.8.2003 in Bingen-Dromersheim Dezember November Oktober September August Juli Juni Mai April März Februar Januar Der Distelfalter bildet in jedem Jahr eine, in klimatisch günstigen Jahren, zwei Generationen aus, bevor er im Herbst zurückfliegt. In manchen Jahren ist er in der Umgebung von Bingen sehr häufig. Abbildung 3: Paarung des Distelfalters am 6.6.2003 in Bingen-Dromersheim Ei Raupe Eier Puppe W. Düring, Tagfalter in Bingen Dezember November Oktober September August Juli Juni Mai April März Februar Januar Falter Die Eiablage erfolgt ab Mai. Die Eier werden einzeln, in der Regel auf der Oberseite von Disteln, seltener auch von Brennnesseln und vor allem bei entsprechend hoher Distelfalter (lat. Vanessa cardui) Seite 2 / 6 Bestandsdichte auch auf anderen krautigen Pflanzen abgelegt. Abbildung 6: Frisch geschlüpfte Distelfalterraupe auf der Unterseite eines Distelblattes im eigenen Gespinst am 12.5.2003 in BingenDromersheim Abbildung 4: Eiablage des Distelfalters auf Distel am 7.6.2003 in Bingen-Dromersheim Nach einem Masseneinflug im Jahr 2003 waren in Bingen-Dromersheim und Umgebung innerhalb von zwei Wochen fast alle Disteln mit Eiern belegt. An manchen Blättern konnten 20 Eier gezählt werden. Abbildung 7: Junge Raupe des Distelfalters auf Brennnessel am15.7.2002 in BingenDromersheim Die Raupen sind zunächst schwarz mit gelben Streifen und gelben Dornen. Später nehmen sie unterschiedliche Färbungen an. Manche sind rötlich andere silbergrau oder sie bleiben schwarzgelb. Abbildung 5: Eier des Distelfalters auf Distel am 6.6.2003 in Bingen-Dromersheim Bei dieser extremen Mehrfachablage von Eiern auf dem gleichen Blatt (der gleichen Pflanze) ist davon auszugehen, dass viele der Raupen verhungern müssen. Nach 8 bis 10 Tagen schlüpfen die Raupen aus den Eiern. Raupe Die Raupen leben solitär in einem Gespinst auf der Raupennahrungspflanze. Zunächst auf der Unterseite, später auf der Oberseite der Blätter. W. Düring, Tagfalter in Bingen Abbildung 8: Jungraupe des Distelfalters auf Distel am 27.7.2004 in Bingen-Dromersheim Typisch ist das Gespinst, dass wie ein Netz über das Blatt gezogen wird. Die Raupe ist dann fast immer im Gespinst anzutreffen. Distelfalter (lat. Vanessa cardui) Seite 3 / 6 Das Gespinst füllt sich mit den Kotballen der Raupen. Puppe Die Distelfalterraupe hängt sich als Stürzpuppe kopfüber an Blättern von Sträuchern oder Kräutern auf, selten auch direkt an die Raupennahrungspflanze. Die Puppe hat oft eine wunderschöne metallisch goldene Färbung. Abbildung 9: Erwachsene Distelfalters am 17.5.2002 Dromersheim Raupe des in Bingen- Abbildung 12: Puppe des Distelfalters am Blatt eines Strauches am 27.6.2009 in BingenDromersheim (Freilandfoto) Abbildung 10: Distelfalterraupe in ihrem Gespinst am 30.7.2004 in Bingen Nach einer Raupenentwicklungszeit von ca. 28 Tagen beginnt die Raupe mit der Suche nach einem Verpuppungsplatz in der Nähe der Raupennahrungspflanze. Nach ca. 10 Tagen schlüpft der Falter aus der Puppe. Im Herbst sind die Falter im Garten und auf Luzernefeldern beim Nektarsaugen zu sehen. Abbildung 13: Distelfalter auf rotem Sonnenhut im Garten am 9.7.2003 in Bingen-Dromersheim Abbildung 11: Distelfalterraupe auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz am 29.6.2003 in Bingen-Dromersheim W. Düring, Tagfalter in Bingen Besonderheiten Distelfalter sind Wanderfalter, sie legen Strecken von 2000 bis 3000 km von Distelfalter (lat. Vanessa cardui) Seite 4 / 6 Nordafrika bis zu uns in ca. 2 Wochen zurück. Distelfalter wandern in großen Schwärmen über Gibraltar oder die Alpen bei uns ein. Ihre Bestände schwanken sehr stark. In manchen Jahren sind nur wenige Tiere bei uns zu sehen, in anderen Jahren ist der Distelfalter im Mai der häufigste Tagfalter. Beobachten Distelfalter sind oft direkt nach der Einwanderung im Mai und Juni bei uns auf Wegen gut zu beobachten, auch wenn sie dann manchmal schon etwas abgeflogen sind. Abbildung 14: Abgeflogener Distelfalter nach Zuwanderung am 17.5.2003 in Bingen Da sie in großen Schwärmen einwandern, sind sie dann oft nicht zu übersehen. Raupen und Eier sind etwas aufwändiger zu finden, mit Ausnahme von Jahren mit Masseneinwanderung, wie sie in Bingen im Jahr 2003 und 2009 zu beobachten war. Ab August und im September sind die Falter dann im Garten auf Sommerflieder aber auch auf nektarreichen Luzerne- oder Kleefeldern gut zu beobachten. W. Düring, Tagfalter in Bingen Abbildung 15: Distelfalter auf Luzerne am 22. 8. 2004 in Bingen-Dromersheim Zucht Die Zucht des Distelfalters an Disteln ist unproblematisch. Eine lokale Entnahme aus der Natur ist insbesondere nach Masseneinflug unproblematisch. Distelfalterraupen können auch über Internetshops sehr einfach beschafft werden. Eine Faunenverfälschung ist wegen des Wanderfalterverhaltens nicht zu befürchten. Die Zucht in den mitgelieferten Behältern mit künstlichem Futter halte ich für fragwürdig. Am besten werden Disteln in Pflanzkästen gezogen, dann können die Distelfalterraupen in einem Kasten unter Insektenschutzgitter problemlos auf diesen Disteln gehalten werden. Alternativ bieten sich die noch einfacher zu handhabenden Brennnesseln als Raupennahrungspflanze an. Artenschutz Der Distelfalter ist als Wanderfalter in Rheinland-Pfalz nicht gefährdet. Auch wenn nur ein geringer Teil der Population im Herbst zurückfliegt, dürfte dies nur geringe Auswirkungen auf die Bestände in den Ursprungsgebieten haben. Und damit wirkt sich dies auch nur in sehr geringem Umfang auf den Einflug von Faltern im Folgejahr bei uns aus. Ein trockener, sonniger Bereich im Garten mit Disteln und ein Nektarangebot im Spätsommer und Herbst (Sommerflieder, Flockenblumen, Sonnenhut) bieten dem Distelfalter (lat. Vanessa cardui) Seite 5 / 6 Falter und seinen Raupen im Garten gute Entfaltungsmöglichkeiten. Literaturverzeichnis [1] G. Ebert und E. Rennwald, Die Schmetterlinge Baden-Würtenbergs. Band 1: Tagfalter 1, Karlsruhe: Ulmer Verlag, 1991. [2] T. Schulte, O. Eller, N. M. und E. Rennwald, Die Tagfalter der Pfalz, Band 1, - Flora und Fauna in Rheinland-Pfalz Beiheft 37, Landau: Gnor-Eigenverlag, 2007. [3] J. Settele, R. Feldmann und R. Reinhardt, Die Tagfalter Deutschlands, Stuttgart: Ulmer Verlag, 1999. [4] J. Settele, R. Steiner, R. Reinhardt und R. Feldmann, Schmetterlinge; Die Tagfalter Deutschlands, Stuttgart: Ulmer Verlag, 2005. W. Düring, Tagfalter in Bingen [5] W. Schön, „Portal für Schmetterlinge / Raupen,“ [Online]. Available: http://www.schmetterling-raupe.de/. [6] W. Düring, „BUND Rheinland-Pfalz Wissenswertes über Schmetterlinge,“ [Online]. Available: http://schmetterlinge.bundrlp.de/wissenswertes/. [7] J. Czichos, „Wissenschaft aktuell,“ 2013. [Online]. Available: http://www.wissenschaft-aktuell.de/extra_ rubriken/Wanderfalter___die_Zugvoegel_ unter_den_Schmetterlingen.html. [8] E. Rennwald, J. Hensle und C. Pühringe, „Sience4you - Wanderfalter,“ DFZS, 2013. [Online]. Available: http://www.science4you.org/platform/ monitoring/species/index.do?doIndexSheet. Distelfalter (lat. Vanessa cardui) Seite 6 / 6