Abdomen und Becken 1. Räume Peritonealhöhle: Übersicht über den Bauch- und Beckensitus nach Wegklappen der Bauchdecke 1.4 Lig. falciforme hepatis Lobus hepatis sinister Lig. teres hepatis Gaster Lobus hepatis dexter Flexura coli sinistra Vesica biliaris (fellea) Colon transversum Omentum majus Colon ascendens Mm. obliqui externus u. internus abdominis, M. transversus abdominis Taenia libera Ileum Plica umbilicalis lateralis (Plica epigastrica mit A. u. V. epigastrica inferior) M. rectus abdominis Plica umbilicalis medialis (mit obliterierter A. umbilicalis) Linea arcuata Plica umbilicalis mediana (mit obliteriertem Urachus) A Übersicht über den Situs: Omentum majus in situ Ansicht von ventral. Die Bauchdecken sind eröffnet und weggeklappt. Das Konvolut der Dünndarmschlingen ist zum größten Teil vom Omentum majus überdeckt und nur an dessen Unterrand sichtbar. Das Omentum majus („großes Netz“) ist eine Peritonealduplikatur, die von der großen Kurvatur des Magens schürzenförmig herabhängt, wobei es das Colon transversum ventral bedeckt. Es entsteht während der Embryonalentwicklung durch die Drehung und Kippung des Magens. Die ehemalige Hinterwand der Magenanlage gelangt dabei nach links unten. Die Peritonealverbindung der Magenhinterwand zur Rückwand der Peritonealhöhle – das sog. dorsale Mesogastrium – wird dabei stark in die Länge gezogen; sie hängt nun gewissermaßen wie ein Peritonealsack von der großen Kurvatur herab (s. S. 165). Das Omentum majus ist re- lativ beweglich, so dass man es z. B. bei chirurgischen Eingriffen häufig in einer anderen Position als in der hier dargestellten anatomischen Normalposition findet. Durch diese Beweglichkeit kommt es nicht selten zu Verklebungen und sekundär sogar zu Verwachsungen des Omentum majus mit dem Peritonealbezug von Organen, insbesondere nach lokalen Entzündungen. Dies kann zwar eine Entzündungsausbreitung verhindern, gleichzeitig aber die Beweglichkeit des verklebten Organs schmälern. Narbig verhärtete Peritonealverklebungen – sog. Briden – können durch mechanische Strangulation zu einem Passagehindernis, etwa im Dünndarm werden. Das Omentum majus wird häufig sekundär von Lymphknoten besiedelt und somit zu einem Organ der Immunabwehr („Abdominalpolizei“). Zum Omentum minus s. S. 164. 156 Schünke, Schulte, Schumacher: Prometheus (ISBN 3131395311), © 2005 Georg Thieme Verlag Abdomen und Becken Omentum majus (hochgeklappt) Appendices epiploicae Taenia libera 1. Räume Colon transversum Lig. teres hepatis Peritoneum parietale Mesocolon transversum mit A. u. V. colica media Jejunum (bedeckt mit Peritoneum viscerale) Colon ascendens Mm. obliqui externus u. internus abdominis, M. transversus abdominis Taenia libera Ileum Plica umbilicalis lateralis (Plica epigastrica mit A. u. V. epigastrica inferior) M. rectus abdominis Plica umbilicalis medialis (mit obliterierter A. umbilicalis) Linea arcuata Plica umbilicalis mediana (mit obliteriertem Urachus) B Übersicht über den Situs: Omentum majus hochgeklappt, Dünndarm in situ Ansicht von ventral. Das Omentum majus ist jetzt hochgeklappt, das Colon transversum dadurch angehoben. Auf diese Weise wird sichtbar, dass der intraperitoneal lokalisierte Teil des Dünndarms innerhalb eines Rahmens liegt, der durch die Kolonabschnitte vorgegeben ist. Das Mesocolon des Colon transversum teilt die Peritonealhöhle in einen suprakolischen (Pars supracolica) und einen infrakolischen Teil (Pars infracolica, s. B, S. 152). Die große epitheliale Oberfläche des Peritoneums ist klinisch von Bedeutung: • Bei einer bakteriellen Infektion der Peritonealhöhle (durch äußere Verletzung oder transmural bei der Ruptur einer entzündeten Appendix vermiformis) können sich Erreger leicht ausbreiten, bakterielle Toxine werden leicht resorbiert und gelangen in den Kreislauf. Eine bakterielle Peritonitis (Entzündung des Bauchfells) ist deshalb allgemein ein sehr schweres und lebensbedrohliches Krankheitsbild. • Lokal begrenzte Entzündungen können zu Verklebungen und nachfolgend narbigen Verwachsungen des Bauchfells führen (Briden, s. A). • Die große Oberfläche kann für die Peritonealdialyse bei Ausfall der Nierenfunktion genutzt werden: Eine in die Peritonealhöhle eingebrachte „Spülflüssigkeit“ kann harnpflichtige Stoffe aus dem Blut über das Peritoneum aufnehmen und so aus dem Körper entfernen. 157 Schünke, Schulte, Schumacher: Prometheus (ISBN 3131395311), © 2005 Georg Thieme Verlag