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Phänomenologie bei Erkrankungen
der Retina und Chorioidea
Vitelliforme Makuladystrophie
(Best-Krankheit)
ø Manifestation im Kindesalter
ø immer beidseitig
ø dominant erblich
Defekt im VMD2-Gen
Familienanamnese, Stammbaum!
Jugend
ø Eidotter-Zyste
ø EOG Amplitude reduziert
ø Fluoreszein-Angiographie: Zyste
maskiert Hintergrundfluoreszenz,
keine Fluoreszein-Aufnahme – Zyste
bleibt dunkel
ø RPE-Defekte leuchten konstant,
keine Exsudation
Adoleszenz
ø Verflüssigung des Inhalts und Ruptur
der Zyste
Alter
ø zentrale Narben und orangerote
Pigmentepitheldefekte
3.5.1
3.5
Vitelliforme Makuladystrophie (Best-Krankheit)
Es ist eine dominant erbliche Augenkrankheit, die in der Jugend beginnt und mit
wechselndem Krankheitsbild bis ins hohe Alter verläuft. Wie bei vielen hereditären Erkrankungen sind beide Augen betroffen.
Im Alter von 5–15 Jahren bilden sich gelbe Zysten im subretinalen Raum aus. Sie
erscheinen wie ein Eidotter am hinteren Pol. Sie können größer als die Papille
werden und sich etwas vorwölben. Solche gelben Zysten können auch an anderen
Stellen der Netzhaut und multipel entstehen. Zum großen Teil liegen sie in der
Netzhautmitte. Typisch ist eine reduzierte Amplitude im EOG. Auch bei Genträgern, bei denen die Makulopathie sich noch nicht manifestiert hat, ist das EOG
abgeflacht. Bei Aufnahmen mit dem Blaufilter für die Erfassung der Autofluoreszenz imponiert eine deutliche Hyperfluoreszenz im Bereich der Zyste. Im Fluoreszein-Angiogramm füllt sich die Zyste nicht und wirft einen Schatten.
Die Sehschärfe ist anfangs kaum oder gar nicht beeinträchtigt. Deshalb werden
die vitelliformen Zysten meist zufällig entdeckt.
Im mittleren Lebensalter verflüssigt sich der gelblich-weiße Inhalt der vitelliformen Zysten. Ihre sichtbare Fläche wird zunächst unregelmäßig. Dann setzt sich
das gelbe Material im unteren Teil der Zyste ab und bildet einen Flüssigkeitsspiegel. Darüber sieht man durch die Zyste das homogene Rot der Choriokapillaris
schimmern. Dieser Prozess dauert viele Monate, oft auch Jahre. Die Zyste kann
rupturieren oder langsam resorbiert werden. Im höheren Lebensalter zeigt der
Endzustand an der Stelle der Zyste fibröse Narben und Pigmentepitheldefekte,
letztere scheinen homogen orangerot. Im vitelliruptiven Stadium fällt der Visus
ab.
Abb. 3.58a u. b Typische juvenile
vitelliforme Makuladegeneration
bei 10-jährigem Jungen.
a Eidotterzyste.
b Zerfallende vitelliforme Zyste im
linken Auge desselben Patienten.
Abb. 3.59 a–d Adulte vitelliforme
Zyste bei 60-jähriger Patientin.
a Fundus mit adulter vitelliformer
Zyste. Gleicher Befund in beiden
Augen.
b Autofluoreszenz der adulten
vitelliformen Zyste.
c Fluoreszein-Angiographie:
Adulte vitelliforme Zyste nimmt in
60 s kein Fluoreszein auf.
d Fluoreszein-Angiographie: Nach
600 s erscheint eine schwache
Hintergrundfluoreszenz.
a
b
c
d
chorioidale Neovaskularisationen mit ausgedehnten disziformen Läsionen ausbilden, die mit erheblicher Sehverschlechterung einhergehen. Häufig bleibt aber der
Befund unverändert über viele Jahre konstant.
Tabelle 3.3 Differenzialdiagnose juvenile – adulte vitelliforme Dystrophie
a
Adulte vitelliforme Dystrophie
ø Manifestation über 40 Jahre
ø EOG normal
ø Zyste klein, mehr grau als gelb
ø Autofluoreszenz
ø Fluoreszein-Angiographie: Zyste
zeigt Hintergrundfluoreszenz
ø Befund konstant
ø manchmal asymmetrisch ausgeprägt
ø Visus kann in Alter abfallen
ø Heredität nicht penetrant
b
Adulte vitelliforme Dystrophie
Die adulte vitelliforme Dystrophie tritt im mittleren Lebensalter auf, oft auch nur
einseitig.
Die Patienten klagen über eine Minderung der Sehschärfe. Ophthalmoskopisch
findet man eine homogene grau-gelbliche Ablagerung in der Makula. Sie ist meist
kleiner als die vitelliforme Best-Zyste und hat eine mehr oder weniger eine rundliche Kontur. Der Wallreflex wird dadurch zum großen Teil verdeckt, die Foveola
ist oft entrundet. Die adulte vitelliforme Zyste zeigt wie die vitelliforme Best-Zyste
Autofluoreszenz. Im Fluoreszein-Angiogramm leuchtet in der Zyste der Hintergrund durch. Sie zeigt keinerlei Exsudation, d. h. im Angiogramm bleibt die Kontur
der Zyste unverändert über lange Zeit sichtbar. Die adulte vitelliforme Dystrophie
kann sich im höheren Lebensalter verändern und neben areolären Atrophien
Reim, Kirchhof, Wolf. Diagnosen am Augenhintergrund (ISBN 3131256419) © 2003 Georg Thieme Verlag
Fleckige Makuladystrophien
Merkmal
Juvenile Form
Adulte Form
Manifestation
5–15 Jahre
> 50 Jahre
Heredität
autosomal-dominant
autosomal-dominant
Lateralität
beidseitig
manchmal asymmetrisch
Farbe der Zyste
gelb-weiß
gelb-grau
Autofluoreszenz
nein
ja
Fluoreszein-Angiographie
maskiert
maskiert unvollständig
Größe der Zysten
wechselnd
kleiner, konstant
Elektrophysiologie
EOG flach
EOG normal
Besonderheiten
multifokal
disziforme Läsion
Chromosomenregion
11q13
6p21.2-cen, 6p12
Mutation
VDM2-Gen
Peripherin, VDM1-Gen
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