Eliminierung nach E1 (Konkurrenzreaktion zu SN1) H H OH O H+ H - H2O (aus H3PO4 H2SO4) H - H+ Stichpunkte zum E1-Mechanismus: • 2-Schritt-Reaktion über ein Carbenium-Ion (1. Schritt ist Abspaltung der Abgangsgruppe (im Bsp. H2O), 2. Schritt ist Abspaltung eines H+ von einem der C-Atome neben dem Carbenium-Ion und Ausbildung der Doppelbindung • säurekatalysierte Eliminierungen wie das oben gezeigte Beispiel verlaufen immer nach E1 • die konjugierte Base zur eingesetzten Säure darf NICHT nucleophil sein, da sonst die Möglichkeit besteht, dass das Nucleophil das Carbenium-Ion im 2. Schritt angreift und eine SN1-Rkt. abläuft. (z. Bsp. HCl als Säure ist ungeeignet, da hier Cl- als Nucleophil reagieren kann) • die Reaktion ist NICHT stereospezifisch, d.h. die beiden eliminierten Gruppen (H und OH) müssen NICHT in einer festgelegten Stereochemie (syn oder anti) zueinander stehen. • je nach Edukt stehen in manchen Fällen mehrere H-Atome zur Auswahl, die im 2. Schritt abstrahiert werden können, was zu unterschiedlichen Produkten führt: - H+ H OH H - H2O H+ Hauptprodukt, höher substituierte Dobi ist thermodynamisch günstiger O H H - H+ Nebenprodukt 7 Eliminierung nach E2 (Konkurrenzreaktion zu SN2) H CH3 Et H B CH3 Base Et Et Et Et H3 C Et Br H3C - BH+ - Br - Br H3C CH3 (Z) H Et CH3 Et CH3 antiperiplanare Anordnung der beiden zu eliminierenden Reste Br Stichpunkte zum E2-Mechanismus: • 1-Schritt-Reaktion ohne Zwischenprodukt mit einem Übergangszustand, die Abspaltung des Protons durch die Base und die Abspaltung der Abgangsgruppe (hier Br-) erfolgt gleichzeitig • stereospezifische Reaktion: durch die synchrone Abspaltung von H+ und Brmüssen diese beiden Reste anti zueinander angeordnet sein (anti bzw. transEliminierung) • eine starke, sterisch anspruchsvolle Base in hoher Konzentration abstrahiert das Proton besonders schnell, eine SN2-Reaktion verläuft aufgrund der großen Reste an der Base sehr viel langsamer (sterisch gehinderte Basen sind schlechte Nucleophile) schlechtes Nucleophil CH3 H3C mäßiges Nucleophil H3C O O CH3 gute Nucleophile O H3C Basizität sinkt von t-Butanolat in Richtung Hydroxid 8 HO Zusammenfassung mechanistischer Aspekte Start Bimolekulare Reaktion (E2 bzw. SN2) Ja Liegt eine starke Base/Nuc vor ? Nein 1° 2°, 3° oder stabilisiert 1° sehr ungünstige Reaktion (kein Umsatz) Ist Nuc/Base sterisch anspruchsvoll ? Was für ein Substrat ? Ja Unimolekulare Reaktion (E1 bzw. SN1) E2 Nein 3° meist E1 * Was für ein Substrat ? 2° Methyl oder 1° SN2 Ja Ist Nuc/Base sterisch anspruchsvoll ? SN2 + E2 Nein meist SN1 * * Unter Bedingungen, die eine unimolekulare Reaktion begünstigen (schwache Base/Nuc und polarprotische Lösungsmittel) treten in der Regel Mischungen von SN1 und E1 auf! Elektrophile Addition (AE) Beispiel: Addition von Halogenwasserstoff an die Doppelbindung + δ+ H δ− Cl δ+ H δ− Cl H Cl π-Komplex H Cl Stichpunkte zum Mechanismus der elektrophilen Addition: • Das Alken wirkt als Nucleophil aufgrund der zusätzlichen Elektronen in der πBindung, das Proton der Salzsäure wirkt im ersten Schritt als Elektrophil • 1. Schritt: Es bildet sich ein π-Komplex aus: hierbei handelt es sich um eine Wechselwirkung von Orbitalen zwischen den π-Orbitalen des Alkens und dem Elektrophil (der π-Komplex ist kein Zwischenprodukt sondern eher mit einem Übergangszustand vergleichbar) • 2. Schritt: Das Elektrophil (im Beispiel H+) wird an die Doppelbindung addiert und es bildet sich als Zwischenprodukt ein Carbenium-Ion. Bei unsymmetrischen Alkanen wird das Elektrophil an das niedriger substituierte C-Atom addiert, damit erhält man die positive Ladung am höher subst. C-Atom der Dobi (stabileres Carbenium-Ion) • 3. Schritt: Ein Nucleophil (im Beispiel Cl-) greift am Carbenium-Ion an und es bildet sich das Endprodukt. • Die Addition von HCl, HBr, H2O, ROH, etc. (wie oben im Schema abgebildet) ist NICHT stereospezifisch (im Gegensatz zur Addition von Br2) 9 Spezialfall: Addition von Br2 oder Cl2 an die Doppelbindung + Br δ+ Br Br δ− Br Br π-Komplex Br Br Br Br X Br • Bei der Addition von Br2 wird nach Ausbildung des π-Komplexes als Elektrophil „Br+“ addiert. • Das addierte Bromatom verfügt über freie Elektronenpaare, was zum Angriff auf das benachbarte positiv geladene Carbenium-Ion führt – es bildet sich ein cyclisches Bromonium-Ion. (Bei der Addition von H+ als Elektrophil, wie im ersten Beispiel, bildet sich kein Dreiring, da H keine freien Elektronenpaare besitzt). • Im letzten Schritt erfolgt der Angriff durch das Bromid-Ion als Nucleophil. Hierbei greift das Br- das cyclische Bromonium-Ion immer von der Rückseite an --> die beiden Br-Reste stehen im Endprodukt immer TRANS zueinander! • Stereospezifische Reaktion: anti-Addition, trans-Produkt entsteht Bsp.: H Br H H Br Br2 H H H H Br H H Cyclohexen H Br trans-1,2-Dibromcyclohexan Quizfrage: Was könnte passieren, wenn die obige Reaktion mit Wasser (großer Überschuß an H2O im Vergleich zur Br2-Menge) als LM durchgeführt wird? 10 Mechanismus Baeyer-Probe (Nachreaktion für Doppelbindungen) O O O + O Cycloaddition H2O Mn Mn O O O O H O O O O Mn O H O OH OH HO H2O Mn O O + O O OH Mn OH OH cis-Diol • Der Angriff des Permanganat-Ions an der Doppelbindung erfolgt als Cycloaddition. Daher erfolgt die Ausbildung der beiden Bindungen zu den OAtomen im ersten Schritt gleichzeitig und die O-Atome werden von derselben Seite auf die Doppelbindung übertragen. • Die beiden OH-Gruppen stehen im Endprodukt syn zueinander, es entsteht ein cis-Diol. Abschätzen von Säurestärken in organischen Molekülen Ein Proton ist umso acider, je besser die entstehende negative Ladung stabilisiert werden kann. Diese Stabilisierung kann durch Delokalisierung erfolgen (mehrere mesomere Grenzstrukturen) und/oder durch Substituenten, die Elektronendichte von dem negativ geladenen Atom abziehen (Substituenten mit –I-Effekt). Je kleiner der pKs-Wert, desto saurer ist das Proton, d.h. desto einfacher kann es abgespalten werden. Substituenten mit +I-Effekt erhöhen den pKs-Wert des entsprechenden Protons. Bsp.: Deprotonierung von Nitroethan O O2N O N N -H O H O O H 11 N O Weitere Beispiele zur Acidität negative Ladung nur am Sauerstoff lokalisiert, Ethylgruppe übt +I-Effekt aus, schiebt zusätzliche Elektronendichte zum bereits negativ geladenen Sauerstoff --> energetisch ungünstig -H OH O pKs: 18 -H H2O negative Ladung nur am Sauerstoff lokalisiert, Wasserstoff schiebt KEINE zusätzliche Elektronendichte zum bereits negativ geladenen Sauerstoff --> energetisch günstiger HO pKs: 16 O O O O O -H H O O negative Ladung ist stark delokalisiert, 3 Mesomeriestrukturen sind möglich --> negative Ladung ist durch die Mesomerie gut stabilisiert --> günstig pKs: 9 O O -H H H3C O O H3C O O H3C negative Ladung ist delokalisiert (günstig), aber Methylgruppe übt + I-Effekt aus O (ungünstig) pKs: 4,75 O O O -H H F3C O F3C O F3C O negative Ladung ist delokalisiert (günstig), und zusätzlich übt CF3-Gruppe einen -I-Effekt aus (günstig) pKs: 0,23 Quizfragen: • Wo würden Sie Ameisensäure einordnen? Warum? • Ist Phenol (= Hydroxybenzol) acider als Ethanol oder nicht? Warum? 12 Chemie der Carbonylverbindungen Die meisten Reaktionen mit Carbonylverbindungen lassen sich auf 2 grundlegende Eigenschaften dieser Verbindungsklasse zurückführen: 1. polarisierte C-O-Doppelbindung: CH2 O vgl. R R R C-C-Doppelbindung, nicht polarisiert δ− O δ+ R R O Nu Nu R R R C-O-Doppelbindung, polarisiert --> Angriff von Nucleophilen am Carbonyl-Kohlenstoff kann erfolgen Im Gegensatz zur Gruppe der Alkene liegt bei Carbonylverbindungen eine polarisierte C-O Doppelbindung vor, so daß ein Angriff von Nucleophilen am positiv polarisierten C-Atom stattfinden kann. Das in dieser Reaktion gebildete tetraedrische Produkt reagiert in der Regel weiter, diese Folgereaktion ist abhängig von den Resten R und den jeweiligen Reaktionsbedingungen. versch. Beispiele: O R OH ROH R R O R R R = H, Alkyl O R R Cl Nu R = Alkyl O Nu OH O Nu OR R O Nu R O O R = Alkyl R = H, Alkyl 13 O Nu R R Nu 2. Enolatbildung O O O Base β R α R R = H, Alkyl R Enolat Viele Carbonylverbindungen lassen sich durch starke Basen in α-Stellung zur Carbonylgruppe deprotonieren, und es bildet sich ein Carbanion, welches durch Mesomerie stabilisiert ist, ein sogenanntes Enolat. Diese Enolate stellen Nucleophile dar und können dann in einem weiteren Schritt mit Elektrophilen, beispielsweise mit anderen Carbonylverbindungen reagieren (Angriff am positiv polarisierten CarbonylKohlenstoff). Bsp. Aldoladdition O O O O R + R R H3C CH3 H3C O CH3 H OH H3C H3C O R β-Hydroxycarbonylverbindung Carbonylverbindungen, die KEINE Protonen in α-Stellung aufweisen lassen sich nicht in ein Enolat überführen. Man bezeichnet diese Verbindungen daher als nicht enolisierbar. Bsp. Benzaldehyd O H 14 Oxidationsstufen der Alkohole O H2 C H3C Ox. OH Ox. H3C prim. Alkohol H H3C O Ox. CH OH Ox. H3C sek. Alkohol CH3 Ketone lassen sich NICHT weiter oxidieren! Keton CH3 Ox. H3C OH Carbonsäure Aldehyd CH3 H3C O OH tertiäre Alkohole lassen sich NICHT weiter oxidieren! CH3 tert. Alkohol 15