ogv Merkblatt Orchideenpflege

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Orchideenpflege
Tipps und Infos von Josef Graf, Lustenau
Orchideen sind „kleine Esser und genügsame Trinker“.
Ihr Bedarf an Wasser ist eher gering. Wichtig ist vor allem, dass es nach dem
Wässern wieder abfließen kann. Lange Nässe ist meist tödlich für Orchideen. Ideal
ist raumwarmes, abgestandenes Wasser, sauberes Regenwasser wäre gut.
Als Dünger ist handelsüblicher Orchideendünger (Dosierung nach Beipacktext) oder
gewöhnlicher Blumendünger gut, davon darf aber nur etwa ¼ der empfohlenen
Menge für Topfpflanzen genommen werden.
Bei allen Orchideen mit feinem Wurzelwerk soll dieses vor dem Düngen erst mit
Wasser besprüht werden, um Verbrennungen zu vermeiden.
Substrat:
Eine luftige Mischung, zu gleichen Teilen aus Torf, Pinienrinde und Sumpfmoos hat sich bewährt und bietet
den Pflanzen sowohl Halt als auch die notwendige Luftaustauschmöglichkeit.
Die Torf- und Moosanteile halten Feuchtigkeit ohne
Staunässe zu verursachen.
Umtopfen:
Seitliche Löcher in Töpfen fördern eine gute Belüftung der Wurzeln. Übertöpfe sollten etwa 2 – 4 cm größer im Durchmesser als die eigentlichen Töpfe sein, um auch
hier einen entsprechenden Luftaustausch der Wurzeln zu erhalten.
Styroporstückchen unter dem Topf sorgen für eine gute Drainage und ebenfalls für
guten Luftaustausch. Transparente Orchideentöpfe erleichtern die Kontrolle der
Wurzeln.
An Schädlingen trifft man häufig Woll-, Schmier- und Schildläuse. Josef Graf
bekämpft diese mit Schmierseife (20 g + 1 Schuss Spiritus auf 1 Liter Wasser).
Weiters treten öfters Weichhautmilben auf. Sie sind nur 0,1-0,3 mm groß und mit
freiem Auge kaum erkennbar.
Die Weichhautmilben lieben eine hohe rel. Luftfeuchtigkeit von 70 – 90 %. Durch das
Besaugen junger Pflanzenteile kommt es zu Verkrüppelungen, ev. Verkorkungen und
fleckigen Blüten. Eine Bekämpfung ist mit Blattglanzspray oder der
Schmierseifenlösung bedingt möglich.
Wir unterscheiden terrestrische (=bodenbewohnende) Orchideen und
epiphytische Arten. Diese sitzen im Unterschied zu den terrestrischen auf anderen
Pflanzen auf und können aus der Luft Feuchtigkeit entnehmen. Sie sind keine
Schmarotzer. Sie kommen meist in tropischen und subtropischen Gebieten vor.
Bulben sind verdickte Stengelteile, in denen Orchideen Wasser speichern können.
So überstehen epiphytisch lebende Orchideen Feuchtigkeitsschwankungen.
Abgeblühte Bulben (=Scheinbulben) blühen nicht wieder. Erst durch das Ein-
trocknenlassen von 2 bis 3 Monaten - in dieser Zeit ev. hin und wieder leicht besprühen - treiben sie neue Blütentriebe hervor.
Bild links:
eingetrocknete Bulbe
mit Neuaustrieb
Bild rechts:
Dieselbe Pflanze nach
vier Wochen
Terrestrische Orchideen haben oft fleischige Wurzeln oder sogar Knollen. Blätter
sind oft fleischig und besitzen eine derbe Haut, ebenfalls als Verdunstungsschutz.
Portraits einiger gängiger Orchideen:
Cattleya
Sie leben epiphytisch an temperierten, hellen, luftigen
Standorten, aber nicht in der Sonne. Im Winter heller
stellen aber bei geringerer Luftfeuchtigkeit. Die Blütengröße bis zu 12 cm ist beeindruckend. Sie halten etwa 3
Wochen lang, dann bleibt nur das wenig attraktive Laub
zurück. Cattleya nach dem Verblühen 2 Monate lang
trocken halten. Nässe an den Blütenscheiden führt zu
schwarzen Flecken.
Cymbidium
Cymbidien wachsen terrestrisch. Im Sommer im Freien
schattig und feucht, im Herbst heller stellen und bis knapp
vor den ersten Frost im Freien belassen. Vor dem Einräumen trockener halten. Kälte und Trockenheit führen
zum Blütenansatz!
Das Orchideensubstrat kann mit 1/3 Blumenerde vermischt
werden. Im Sommer relativ hohe Düngegaben und gut
wässern. Sie lieben weder zu große Gefäße noch das
Verpflanzen. Cymbidien sind nicht als Zimmerpflanzen
geeignet und gehören kühl aber luftfeucht überwintert.
Dendrobium X
Sie bilden vielblättrige Bulben aus. Wenn der Trieb dick ist
(=gut ausgereift), ist die Pflanze trocken zu halten. Nach
dem Verblühen ist eine Ruhezeit ganz wichtig. Hier müssen
Dendrobien ganz trocken und temperiert, aber luftig
stehen, bis sie wieder austreiben. Erst wenn der Neutrieb
einige Zentimeter hoch ist, wieder vorsichtig wässern.
Wenn Dendrobien nach der Blüte gegossen werden, bilden
sie lange Triebe aber keine Blüten!
Macroplectrum sesquipedale
(Stern von Madagaskar)
Diese robuste Orchidee blüht im Winterhalbjahr lange mit
zartem Duft.
Sie ist sehr robust und kann im Sommer ins Freie (Halbschatten) übersiedeln. Sie ist dann häufig mit kalkarmem
Wasser zu gießen. Das Wasser muss rasch wieder ablaufen
können, bei trockenem Wetter regelmäßig besprühen. Im
Winter etwas trockener halten.
Miltonia
Sie leben epiphytisch und lieben es im Sommer kühl, nicht
über 25 °C, und halbschattig. Im Sommer können sie
unter Dach im Freien gehalten werden, im Winter heller
stellen und temperiert halten.
Sie lieben nährstoffreiches Substrat und Düngung öfters in
niedriger Konzentration. Eine Ruhezeit nach dem Verblühen, in der sie kühler gestellt und nur besprüht aber
nicht gegossen werden, ist bis zum Neuaustrieb einzuhalten.
Odontoglossum
Leben epiphytisch, lieben es etwas kühler und schattiger
im Sommer (Kalthauspflanze um 16 °C), im Winter heller.
Sie mögen ganzjährig gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit, nur
nach der Blüte sind sie kühler und trocken zu halten.
Oncidium (Wilsonaria u. Vuylstekeara)
Sie leben epiphytisch. Dickblättrige Arten lieben es eher
hell, im Halbschatten oder Vormittagssonne. Sie brauchen
eine ausgiebige Ruhezeit in der sie bis zum Blütenansatz
trocken gehalten werden müssen. Erst danach wieder
normal wässern.
Dünnblättrige Arten brauchen weniger Licht aber ausgeglichene Feuchtigkeit, wenig gießen aber mehrfach täglich
übersprühen. Eine Sommerfrische im Freien ist denkbar.
Paphiopedilum (Frauenschuh)
Sie wachsen terrestrisch oder epiphytisch und entwickeln
aus Knospen einen Jahrestrieb. Da sie keine Bulben haben
benötigen sie keine Ruhezeit.
Frauenschuh gibt es für jede Temperaturzone. Sie müssen
gleichmäßig feucht gehalten werden, lieben Halbschatten
aber warme Standorte. Luftige Substrate, in denen sie alle
2 – 3 Jahre umgetopft werden, sind geeignet.
Phalaenopsis X
Die Hybriden leben epiphytisch und meiden direkte Sonne
(Ost- oder Nordfenster). Sie haben keine Ruhezeit, sind
14tägig zu düngen und blühen zwei Mal im Jahr.
Erfolgt der Rückschnitt eines verblühten Triebes unter der
obersten Triebknospe, bildet sich in etwa 4 – 5 Wochen ein
neuer Blütentrieb und nach ca. 3 Monaten neue Blüten.
Beim Rückschnitt bis an die Basis kommt der neue Blütentrieb erst nach einem Jahr.
Alle 2 – 3 Jahre sind sie umzutopfen.
Vanda
Sie leben epiphytisch und können mit Luftwurzeln die
Luftfeuchtigkeit nutzen. Sie benötigt daher hohe Luftfeuchtigkeit, also mehrfaches Besprühen. Die Warmhauspflanzen haben auch hohe Ansprüche an Licht.
Vanda werden ab und zu im Glas angeboten. Die Gläser
müssen alle 2 Tage mit Wasser gefüllt und gleich darauf
wieder abgeleert werden. Die Temperaturschwankungen,
auch durch das Wässern verursacht, können leicht zu
Fäulnis führen.
Zygopetalum
Sie leben terrestrisch oder epiphytisch und bilden Bulben
aus. Im Zimmer sollte ihr Standort hell und luftig, im
Sommer im Freien halbschattig sein. Von November bis
März kühler stellen und trockener halten. Alle 2 – 3 Jahre
nach der Blüte werden sie umgetopft.
Diese Informationen stammen aus einem Vortrag von Josef Graf, dem ehemaligen Präsident des Orchideenclubs Vorarlberg. Die Infos wurden von
Ing. Harald Rammel, Landwirtschaftskammer Vorarlberg, zusammengefasst und
bebildert.
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