Persönliche PDF-Datei für Gregor Caspari

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Persönliche PDF-Datei für
Gregor Caspari
www.thieme.de
Mit den besten Grüßen vom Georg Thieme Verlag
Infektionsprävention im
Blutspendewesen
DOI 10.1055/s-0034-1364961
Krankenh hyg up2date 2013; 8: 21–38
Nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt.
Keine kommerzielle Nutzung, keine Einstellung
in Repositorien.
Verlag und Copyright:
© 2013 by
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14
70469 Stuttgart
ISSN 1862-5797
Nachdruck nur
mit Genehmigung
des Verlags
Nosokomiale Infektionen
21
Infektionsprävention im Blutspendewesen
Gregor Caspari
Die Transfusion von Erythrozyten wurde durch die
Abkürzungen
Entdeckung der AB0-Blutgruppen zu Anfang des
ALT
20. Jahrhunderts durch Landsteiner möglich. Als die
Alanin-Aminotransferase
AMWHV Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungs-
ersten durch Transfusion übertragenen Infektionen
wurden Malaria und Syphilis beschrieben. In der Folge
CJD
verordnung
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung
CMV
Zytomegalievirus
Mittelpunkt des Interesses. Die Forschung der 1960er-
EK
Erythrozytenkonzentrat
Jahre konzentrierte sich darauf, dass Blut von unter-
HAV
Hepatitis-A-Virus
HBs
Hepatitis B surface
HBc
Hepatitis B core
HBV
Hepatitis-B-Virus
HCV
HEV
Hepatitis-C-Virus
Hepatitis-E-Virus
HIV
Humanes Immundefizienzvirus
HTLV
menschliches T-Zell-lymphotropes Virus
TK
Thrombozytenkonzentrat
VSA
Vertraulicher Selbstausschluss
rückte die transfusionsübertragene Hepatitis in den
schiedlichen Spendergruppen in unterschiedlichem
Ausmaß Infektionen überträgt. In Deutschland wurde
die ALT-Testung (ALT = Alanin-Aminotransferase) eingeführt– und damit auch der Ausschluss von Spendern
mit erhöhter ALT.
1969 wurde mit dem Australia-Antigen ein Labormarker der Hepatitis-B-Virus-Infektion entdeckt, was
ab den frühen 1970er-Jahren den Ausschluss der
Virusträger von der Spende ermöglichte. Es stellte sich
aber heraus, dass trotz dieses Ausschlusses Blutempfänger weiterhin einem erhöhten Risiko einer Hepatitis
Einleitung
ausgesetzt waren, was zur Definition der Non-A, NonB-Hepatitis führte, deren Erreger erst 1989/90 entdeckt
Eine der ersten wirklich aussagekräftigen Beschreibun-
wurde.
gen der Übertragung von Infektionen durch Blut
stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Bis in die frühen 1980er-Jahre galten Infektionen als die
Lürmann beobachtete eine Ikterusepidemie anlässlich
unvermeidliche Nebenwirkung der eigentlich lebens-
einer Pockenschutzimpfung in der Bremer Vulkan-
rettenden Bluttransfusion. Dies änderte sich Mitte der
werft. Der Impfstoff musste damals mit humaner
1980er-Jahre mit der weltweiten HIV-Epidemie. Seit-
Lymphe stabilisiert werden.
dem wurden und werden immense Anstrengungen
unternommen, Infektionsübertragungen durch die
Krankenhaushygiene up2date 9
ê 2014 ê DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-0034-1364961 ê VNR 2760512014144212999
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
Eine Vielzahl abgestufter Maßnahmen gewährleistet in Deutschland die hohe Sicherheit
von Bluttransfusionen. Neben der Auswahl der Spender gehören dazu auch die nach der
Spende erfolgenden Laboruntersuchungen und die weitere Behandlung der Blutprodukte.
22
Infektionsprävention im Blutspendewesen
Transfusion von Blutbestandteilen und Plasmaderiva-
Dieser Beitrag konzentriert sich auf die Infektions-
ten möglichst zu verhindern.
sicherheit zellulärer Blutprodukte, die aktuell nicht
routinemäßig einem Verfahren zur Pathogeninakti-
Seit der HIV-Epidemie der 1980er-Jahre hat die
vierung unterzogen werden.
Sicherheit von Blutspenden enorm zugenommen.
Gegenstand dieses Beitrags sind die Methoden, mit
denen eine Infektionsübertragung vom Blutspender
auf den Blutempfänger durch Blutbestandteile verhin-
Relevante Pathogene für die
Transfusionsmedizin
dert wird. Hygienemaßnahmen innerhalb des Blutspendedienstes sind in § 6 der AMWHV (Arzneimittel-
Theoretisch kann man jedes Pathogen, das während
und Wirkstoffherstellungsverordnung) geregelt; sie
der Infektion eines Blutspendewilligen im Blut
sind nicht Gegenstand dieses Beitrages.
erscheint, auch mit diesem Blut übertragen. Ob ein
Krankheitserreger übertragen wird, hängt jedoch von
Erregerelimination im Plasma. Grundsätzlich können
verschiedenen Faktoren ab.
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
einige Blutprodukte, insbesondere Blutplasma, mit
Verfahren zur Reduktion bzw. Elimination von Krank-
Dauer der Pathogenämie. Zum einen ist die Dauer der
heitserregern behandelt werden. Hierzu stehen u. a.
Pathogenämie sehr unterschiedlich – und damit die
folgende Verfahren zur Verfügung:
Wahrscheinlichkeit, dass der Blutspendewillige gerade
█
Abreicherung während der Fraktionierung
in der pathogenämischen Phase zur Blutspende
█
Hitzeinaktivierung
erscheint: Bei einer Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-
█
chemische Methoden
Virus-Infektion sind lebenslange Virämien möglich,
█
Filtrationsmethoden
bei Masern dauert die Virämie nur Tage.
Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung dieser
Immunität der Empfänger. Zum anderen ist die wahr-
Verfahren ist jedoch eine möglichst geringe Viruskon-
scheinliche Immunität der Empfänger unterschiedlich.
zentration im Ausgangsplasma, die durch folgende
Maßnahmen erreicht wird:
█
Infektionssymptomatik. Weiterhin wichtig ist, ob zum
Zurückstellung auch nur möglicherweise infizierter
Zeitpunkt der Pathogenämie Krankheitssymptome
Spender
vorliegen, die z. B. bei einem sichtbaren Exanthem zur
█
Spenderuntersuchung
Zurückweisung von der Spende führen.
█
Testung der Spende
Äußere Umstände. Und schließlich gibt es zahlreiche
Aufgrund der Kombination dieser Maßnahmen wurde
Infektionen, z. B. Malaria oder eine Trypanosomen-
in den letzten Jahren keine HBV-, HCV- oder HIV-
infektion, die nicht zu erwarten sind, wenn der
Infektion durch Plasmaprodukte mehr beobachtet.
Spendewillige nicht bestimmte Länder bereist hat.
Erregerelimination und Risikoreduktion führten
Die genannten Überlegungen bestimmen die weiteren
dazu, dass in den letzten Jahren keine HBV-, HCV-
Schutzmaßnahmen gegen die Übertragung von Infek-
oder HIV-Infektion durch Plasmaprodukte auf-
tionen durch Bluttransfusionen.
traten.
Testung des Blutes. Die Labortestung des Blutes auf
Erregerelimination bei zellulären Blutprodukten. Zellu-
Marker für epidemiologisch wichtige Infektions-
läre Blutprodukte wie Erythrozyten- und Thrombo-
erreger, v. a. solche langer Pathogenämie und geringer
zytenkonzentrate können nicht ohne weiteres einer
Symptomatik, ist unerlässlich, um eine Kontamination
Pathogenreduktion unterzogen werden, da die ange-
des Produktes zu verhindern oder so weit einzu-
wendeten Maßnahmen tendenziell die Qualität der
schränken, dass gegebenenfalls existierende Pathogen-
wirksamen Bestandteile beeinflussen. Allerdings sind
inaktivierungsverfahren diese Kontamination nach-
erste Verfahren auch in Deutschland für Thrombozy-
weislich bewältigen.
tenkonzentrate und Plasma zur Transfusion zugelassen.
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Nosokomiale Infektionen
Gezielte Spenderauswahl. Es kann aber nicht auf alle
Bezahlte Spende. Es gibt aus den 1960er- und 1970er-
durch Blut übertragbaren Erreger getestet werden, die
Jahren Dutzende von Untersuchungen die belegen, dass
Tests können möglicherweise seltene oder neue Sero-
eine Blutspende gegen Bezahlung das Infektionsrisiko
oder Genotypen des Erregers nicht erkennen und alle
für den Blutempfänger drastisch steigert. Deshalb ist
Tests versagen in der sehr frühen Phase der Infektion
die bezahlte Spende in Deutschland verboten, eine
(in der sog. diagnostischen Fensterphase). Deswegen ist
pauschalierte Aufwandsentschädigung für Spender ist
eine gezielte Spenderauswahl durch Anamnese und
allerdings erlaubt. Wertvolle bzw. begehrte Sachleis-
Untersuchung notwendig, um das Risiko, dass ein infi-
tungen (z. B. Karten für interessante Fußballspiele)
zierter Spendewilliger tatsächlich zur Spende gelangt,
sollten nie dazu führen, dass Spendewillige eventuelle
zu reduzieren.
Hinderungsgründe zur Blutspende ignorieren.
23
Gruppendruck. Personen mit Hinderungsgründen für
Reduktion des Übertragungsrisikos
die Spende, wie z. B. männliche Homosexualität oder
Folgende Maßnahmen sollen die Infektionsüber-
Drogenkonsum, die diese Hinderungsgründe erfolg-
tragung durch Transfusion verhindern (in der Reihen-
reich verheimlichen, haben nach einem Blutspende-
folge, in der sie zur Anwendung kommen)
termin in einer Gruppe (zu dem sie aus Gruppendruck
Spenderauswahl
Spenderuntersuchung
mitkommen) nur selten die Neigung zu erklären,
█
Einschränkung der gerichteten Spende
vertraulicher Selbstausschluss
Risiko im Zweifel lieber verschweigen. Die Blutspende
█
█
Predonation Sampling
█
Leukozytendepletion des Blutes
█
Laboruntersuchung des Blutes
█
ggf. Quarantäne des Blutplasmas
█
ggf. Pathogeninaktivierung der Blutpräparate
█
warum sie nicht spenden durften und werden ihr
wird nur dann nicht für eine unauffällige HIV-Testung
dienen, wenn sehr niedrigschwellige alternative
Testangebote bestehen. Je kleiner der Ort, desto
schwieriger scheint aber ein diskretes Testangebot zu
organisieren zu sein.
Vertraulicher Selbstausschluss. Für Spender unter
Gruppendruck und Testsuchende wurde der vertrau-
Spenderauswahl
liche Selbstausschluss geschaffen, der aber möglicherweise nicht wie gewünscht wirkt (siehe unten). Insbe-
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine infektiöse Per-
sondere Personen mit hohem Infektionsrisiko, welches
son zur Blutspende vorstellt, wird bestimmt von der
durch ihr Verhalten entsteht, blenden dieses Risiko
Epidemiologie der Infektion im Einzugsbereich des
häufig aus, weil sie mit dem Bewusstsein des Risikos
Blutspendedienstes oder der Plasmapheresestation
nicht leben könnten. Diese Personen lassen sich auch
und von der Wahrscheinlichkeit, dass sich exponierte
mit guter Spenderinformation nur sehr begrenzt errei-
Personen aufgrund von Anreizen zur Spende vorstellen.
chen.
Mögliche Gründe sind wie folgt:
█
die Erreichbarkeit der Spendeeinrichtung
█
die Gewährung von Geld- oder Sachleistungen
Tipp für die Praxis
█
Gruppendruck bei einer Spende gemeinsam mit
Je mehr in der öffentlichen Diskussion die extrem
Familie, Verein oder Firma
der Wunsch nach einem problemlosen und unauf-
hohe Sicherheit der Bluttransfusion betont wird,
desto schwieriger ist es, dem einzelnen Spender
fälligen HIV-Test, insbesondere nach Kontakten mit
zu verdeutlichen, welche Bedeutung die Spender-
neuen Sexualpartnern
befragung vor der Blutspende hat.
█
█
das Ausblenden der möglicherweise stattgefundenen
Exposition und des damit verbundenen Risikos beim
Spendewilligen
Spenderbefragung. Mitbürger mit Migrationshintergrund sollen bei der Blutspende nicht diskriminiert
Erreichbarkeit. So sollten Spendeeinrichtungen nicht in
werden. Dies ist aber mit dem Empfängerschutz nicht
Stadtteilen oder Orten lokalisiert sein, in denen Perso-
immer vollständig in Einklang zu bringen, da diese
nen mit erhöhter Infektionsprävalenz und Inzidenz
Personengruppe ihre eventuellen transfusionsmedizi-
gehäuft leben und ggf. gezielt angesprochen werden.
nisch relevanten Infektionen nicht mit einem längeren
Aufenthalt in Deutschland oder der Einbürgerung verliert. In jedem Fall muss das vertrauliche Gespräch mit
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█
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Infektionsprävention im Blutspendewesen
dem Spendearzt ohne Sprachhilfe Dritter möglich sein,
█
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung
damit mögliche Infektionsrisiken nicht aus Scham ver-
Für die Übertragung der klassischen Creutzfeldt-Jakob-
schwiegen werden.
Erkrankung (CJD) durch Blutprodukte und Plasmaderivate gibt es bisher keinen Hinweis. Sowohl tier-
Durch die Spenderbefragung sollen die Spender mit
experimentelle Daten als auch die (wenigen) epide-
bestehenden, möglicherweise bestehenden oder mög-
miologischen Daten aus England und Frankreich spre-
licherweise gerade erworbenen Infektionen entweder
chen für eine Übertragbarkeit der neuen Variante der
dauerhaft von der Blutspende ausgeschlossen oder so
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (vCJD) durch Trans-
lange zurückgestellt werden, bis eine eventuell frisch
fusionen. Wegen fehlender Labortests (zumindest zu
erworbene Infektion symptomatisch geworden oder im
Lebzeiten des Spendewilligen) werden alle Spende-
Labortest erkennbar ist. Die Befragung erfolgt durch
willigen mit einem erhöhten Risiko der Übertragung
standardisierte Fragebögen. Der Umfang der Befragung
dieser Erkrankung dauerhaft von der Spende ausge-
wird durch Richtlinien vorgegeben.
schlossen. Das sind folgende Personen:
█
nach Behandlung mit aus menschlichen Hypophysen
gewonnenen Hormonen
Dauerhafter Ausschluss
Bestimmte Bedingungen führen dazu, dass ein poten-
█
nach Erhalt von Dura-mater-Transplantaten
█
nach Erhalt von Cornea-Transplantaten
█
mit Verdacht auf oder nachgewiesener Erkrankung
zieller Spender aus Sicherheitsgründen dauerhaft
bei einem oder mehreren Blutsverwandten (nicht
von der Spende ausgeschlossen bzw. für eine
bestimmte Zeit von der Spende zurückgestellt wird.
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
█
Ehepartner!)
█
mit Aufenthalt von mehr als 6 Monaten im Zeitraum
1980 – 1996 in Großbritannien oder Nordirland
HBV-Infektion
█
nach Transfusion oder Operation nach dem 1.1.1980
in Großbritannien oder Nordirland
Spendewillige mit einer HBV-Infektion in der Vergangenheit können dann wieder zur Spende zugelassen
werden, wenn seit der Infektion/Erkrankung mindes-
Von den 25 in Frankreich an vCJD verstorbenen Per-
tens 5 Jahre vergangen sind und die erloschene Konta-
sonen war nur eine in der fraglichen Zeit länger als
giosität durch einen Anti-HBs-Titer ≥ 100 IE/l und den
6 Monate in Großbritannien.
negativen Ausfall eines empfindlichen, validierten
HBV-Genomtests nachgewiesen wird.
█
Empfänger von Xenotransplantationen
Befürchtet wird die Adaptation tierpathogener Erreger
auf den Menschen, da durch die Transplantation ohne-
Checkliste
hin fast alle Schranken der Pathogenabwehr durchbrochen sind und der Empfänger zudem stark immun-
Dauerhafter Ausschluss bei Infektionen
supprimiert wird.
Der Nachweis folgender Infektio-
Bakterielle Infektionen
nen führt zum dauerhaften Aus-
█
Bruzellen
schluss von der Blutspende:
█
Rickettsien
█
Mycobacterium leprae
█
Borrelia recurrentis
Virale Infektionen
█
HIV-1-, HIV-2
█
Burkholderia pseudomallei
█
Hepatitis-B (HBV, Ausnahme
█
Francisella tularensis
s. u.), Hepatitis-C (HCV)
menschliches T-Zell-lympho-
█
Treponema pallidum
andere, chronisch persistierende
█
█
tropes Virus (HTLV) Typ 1, HTLV
bakterielle Infektionen
Typ 2
█
schnupfen, werden wegen möglicher Infektionsgefahren durch gemeinsame Benutzung von Nadeln und
anderen Konsumutensilien ausgeschlossen. Der Ausschluss von Konsumenten anderer Drogen erfolgt, weil
eine Aufwandsentschädigung zum Verschweigen
anderer Risiken führen könnte.
█
Infektionen mit Protozoen
█
Babesien
█
Leishmanien
█
Trypanosomen
Drogenkonsumenten
I.v.-Drogenkonsumenten und Personen, die Drogen
Personen mit erhöht infektionsrisikobehaftetem Sexualverhalten
Die Richtlinien führen folgende Personenkreise auf:
█
heterosexuelle Personen mit sexuellem Risikoverhalten, z. B. häufig wechselnden Geschlechtspartnern
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█
Männer, die Sexualverkehr mit Männern haben
█
männliche und weibliche Prostituierte
Nosokomiale Infektionen
█
Häftlinge
25
Rückstellungsfristen nach Exposition
Personen in Haft und bis zu 4 Monate nach der Haft
werden aus folgenden Gründen von der Spende
Folgende Rückstellungsfristen gelten nach dem Risiko,
zurückgestellt:
eine übertragbare Infektion erworben zu haben:
█
█
█
erhöhte Wahrscheinlichkeit des Drogenkonsums als
█
4 Jahre nach Verlassen der Endemieregion für Perso-
Haftgrund
nen, die in einem Malariagebiet geboren oder aufge-
Probleme eines möglichen Drogenkonsums während
wachsen sind oder sich kontinuierlich mehr als
der Haft (z. B. Probleme, an saubere Spritzennadeln zu
6 Monate in einem Malaria-Endemiegebiet aufgehal-
kommen)
ten haben (bei der Spende muss die Infektiosität
Probleme mit freiwilligem oder unfreiwilligem unge-
zusätzlich durch gezielte Anamnese, klinische Unter-
schützten, gleichgeschlechtlichem Sexualverkehr in
suchung und validierte und qualitätsgesicherte
Labordiagnostik ausgeschlossen werden)
der Haft
█
mindestens 6 Monate nach Besuch eines Malariagebietes (diese Frist führt nicht zu vollständiger Sicher-
█
█
heit und muss möglicherweise verlängert werden)
█
– Aufenthalt in einem Gebiet, in dem sich HIV-, HBV-,
Wartezeit nach relativ kurz zurückliegender
Infektion
HCV- und/oder HTLV-Infektionen vergleichsweise
stark ausgebreitet haben, sofern sich die Spendewilligen dort kontinuierlich länger als 6 Monate
HBV-Infektion (5 Jahre, für Wiederzulassung Nach-
aufgehalten haben
weis erloschener Kontagiosität erforderlich)
█
█
medizinisch dokumentierte Heilung von Malaria
– Haftentlassung
(4 Jahre)
– engem Kontakt innerhalb häuslicher Lebensgemeinschaft mit dem Risiko einer Infektion durch
medizinisch dokumentierte Heilung von
HAV, HBV oder HCV
Osteomyelitis (2 Jahre)
█
█
█
– Gefahr sexueller Übertragung transfusions-
medizinisch dokumentierte Heilung von Tuberkulose
(2 Jahre)
medizinisch relevanter Infektionen; nach intimem
medizinisch dokumentierte Heilung von Infektionen
Kontakt mit Personen, die einer Gruppe mit
mit Salmonella typhi oder S. paratyphi (2 Jahre)
erhöhtem Risiko für HBV-, HCV- und/oder HIVInfektionen angehören
Abschluss der Behandlung eines rheumatischen
– Gefahr der parenteralen Übertragung transfu-
Fiebers (2 Jahre)
█
█
█
█
Abklingen der Symptome einer Toxoplasmose
sionsmedizinisch relevanter Infektionen durch
(6 Monate)
allogene Gewebetransplantationen (Dauersperre
Hepatitis A oder Nachweis eines positiven
bei Cornea und Dura mater), autologe und allogene
Anti-HAV-IgM-Tests (4 Monate)
Blutkomponenten und Plasmaderivate (außer
Humanalbumin)
fieberhafte Erkrankungen und/oder Durchfallerkrankungen unklarer Genese (4 Wochen)
– großen Operationen (Kriterium z. B. Vollnarkose)
Abklingen anderer als der oben erwähnten
– Endoskopien, Biopsien und Katheteranwendung
(außer Einmalkatheter)
Infektionskrankheiten (mit Ausnahme unkomplizier-
– invasiver Exposition, auch Schleimhautkontakt mit
ter (= nichtfieberhafter) Infekte) (4 Wochen)
█
4 Monate nach bzw. bei
Blut
unkomplizierte (nichtfieberhafte) Infekte (1 Woche)
– Verletzung mit durch Blut kontaminierten
Injektionsnadeln oder Instrumenten
Es wird jedoch in den einschlägigen Richtlinien nicht
– Akupunktur (außer mit Einmalnadeln unter
genau angegeben, unter welchen Umständen eine Hei-
aseptischen Bedingungen)
lung von z. B. Malaria oder Osteomyelitis angenommen
bzw. beim Spendetermin glaubhaft gemacht werden
– Tätowierungen
kann.
– Durchbohrungen der Haut oder Schleimhaut zur
Befestigung von Schmuck
█
2 Wochen nach Verlassen eines ChikungunyaEndemiegebietes
█
1 Woche nach einem kleinen operativen Eingriff oder
nach Zahnextraktion (Bakteriämierisiko)
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Zeitlich befristete Zurückstellung von
Spendern
26
Infektionsprävention im Blutspendewesen
█
1 Tag nach zahnärztlichem Eingriff (Bakteriämie-
Körperliche Untersuchung
risiko)
Die Möglichkeiten, im Rahmen der sehr kurzen körperlichen Untersuchung eine relevante Infektion oder
Rückstellungsfristen nach Impfung
ein Infektionsrisiko des Spendewilligen zu erkennen,
sind begrenzt (z. B. Ikterus, Exanthem, multiple Ein-
█
12 Monate nach Tollwutimpfung wegen des Ver-
stichstellen bei Drogenabhängigen).
dachts der Exposition
█
4 Wochen nach Verabreichung von Lebensimpf-
Vertraulicher Selbstausschluss
stoffen
█
1 Woche nach Hepatitis-B-Impfung (da durch die
Impfung der HbsAg-Test positiv werden kann)
Nach jeder Spende muss jeder Spender vertraulich
mitteilen, ob sein Blut verwendet werden darf. Dieser
Keine Rückstellung gibt es nach Impfung mit Tot-,
sog. vertrauliche Selbstausschluss (VSA) eröffnet dem
Toxoid- oder gentechnisch hergestellten Impf-
Spender die Möglichkeit, nachträglich von der Spende
stoffen, sofern der Spendewillige sich wohl fühlt.
zurückzutreten. Die Spende wird dann – unabhängig
vom Testergebnis – nicht verwendet. Der Hintergrund
ist der, dass Spender, die z. B. bei einem Firmen-
Sonstige Rückstellungsgründe
spendetermin oder in Begleitung von Familienange-
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
hörigen, Ehepartnern, Freunden oder VereinsmitAus infektiologischer Sicht bestehen auch Rückstel-
gliedern spenden, nicht für die Begleitpersonen
lungsgründe bei der Verabreichung von Seren tieri-
erkennbar von der Spende ausgeschlossen werden
schen Ursprungs (12 Monate) und nach der Einreise
möchten, wenn sie mögliche Infektionsrisiken im Vor-
aus einem Gebiet mit West-Nil-Virus-Übertragung auf
feld preisgeben. Dies kann insbesondere bei sexuellen
den Menschen während der Übertragungszeit der
Expositionen der Fall sein. Durch den VSA werden die
Infektion (4 Wochen), sofern beim Spendewilligen
potenziellen Empfänger theoretisch geschützt.
keine erregerspezifische Genomtestung durchgeführt
Wird das Risikoverhalten vom Spender jedoch nicht
wird.
wahrgenommen oder aus dem Bewusstsein verdrängt
oder hat der Spender kein Vertrauen in die Vertrau-
Einschränkung der gerichteten Spende
lichkeit des Selbstausschlusses, ist die Methode wirkungslos. Retrospektive Studien konnten bisher eine
allenfalls marginale Wirksamkeit des vertraulichen
Definition
Selbstausschlusses nachweisen.
Eine gerichtete Spende ist eine gezielte Blutspende
für eine andere Person, wobei sich Spender und
Die Wirksamkeit des vertraulichen Selbstaus-
Patient meist kennen.
schlusses zur Erhöhung der Sicherheit für den
Empfänger ist allenfalls marginal.
Befürchtet wird ein Erwartungsdruck auf den Spender
durch den Patienten. Da der Spender annehmen muss,
dass der Patient erfährt, wenn es nicht zur Spende
kommt, wird er möglicherweise anamnestische
Risikofaktoren oder gesundheitliche Einschränkungen
verschweigen. Daher sollen gerichtete Spenden nur in
Hintergrundwissen
Predonation sampling
medizinisch begründeten Ausnahmefällen entnom-
Da bei der Punktion der Haut bei der Spende auch
men werden.
nach sachgerechter Hautdesinfektion Bakterien und
Pilze in die Spende gelangen können, wird der erste
Teil der Spende (mindestens 15 ml) getrennt aufgefangen und in der Regel für die notwendigen Laborteste verwendet. Hierdurch lässt sich die Kontamination des Präparates mit Bakterien und Pilzen um
40 – 70 % vermindern.
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Nosokomiale Infektionen
Laboruntersuchung der Blutspende auf Infektionsmarker
27
Die Spende wird auch dann nicht weiterverarbeitet
und transfundiert, wenn nur der Suchtest wiederholt
reaktiv ist und der Spender sich anlässlich weiterer
Untersuchungen als nicht infiziert herausstellt. Die
Grundsätzliches
theoretische Begründung ist, dass die üblichen Suchtests (EIAs) in der sehr frühen Phase der Infektion für
Die Blutprobe des Blutspenders wird nicht getestet auf
█
█
eine sehr kurze Zeit konstruktionsbedingt empfind-
Infektionen, bei denen die Virämie oder Bakteriämie
licher sind als die Bestätigungstests. Sehr viel häufiger
nur sehr kurz dauert und damit die Vorstellung des
ist aber eine unspezifische Reaktion der Spenderprobe
Spendewilligen während dieser Phase sehr unwahr-
mit dem Test eines oder mehrerer Hersteller, die trotz
scheinlich ist
fehlender Infektion über Jahre anhalten kann.
Infektionen mit deutlicher Symptomatik während der
Virämie oder Bakteriämie
█
Infektionen, die durch Anamnese und ggf. befristete
Zurückstellung von der Spende sicher auszuschließen
sind (z. B. in Deutschland Chikungunya-Virus-Infektionen)
Vorgeschrieben ist die Testung hingegen für Infektionen, die i. d. R. mit einer chronischen Pathogenämie
einhergehen und sich durch langdauernde asympto-
Tipp für die Praxis
Im Fall eines reaktiven Suchtests mit folgendem
negativem Bestätigungstest sollte der Spender
spätestens bei der zweiten falsch positiven Spende für
eine angemessene Zeit oder bis zu einem Wechsel des
jeweiligen Tests (neue Charge, anderer Hersteller)
zurückgestellt werden.
konkret:
HCV- und HIV-Infektionen
█
Infektionen durch HBV (HbsAg, Anti-HBc)
█
Infektionen durch HCV (Anti-HCV, HCV-RNA)
█
Infektionen durch HIV Typ 1 oder 2 (Anti-HIV,
Bei HCV- und HIV-Infektionen wird die Zeit nach der
HIV-Genom)
Infektion bis zum positiven Antikörpertest durch
Syphilis (TPHA- oder TPPA-Test, EIA)
zusätzliche Nukleinsäure-Amplifikationstests (NAT-
█
Tests) verkürzt. Die Tests werden in Pools von bis zu
Einige weitere Tests werden anlassbezogen durchge-
96 Proben durchgeführt. Bei positivem Testausfall ist
führt, z. B. um bei entsprechender Anamnese die Aus-
die virämische Einzelprobe zu ermitteln. Die Mindest-
heilung bzw. fehlende Kontagiosität sicherzustellen
empfindlichkeit für die Einzelprobe ist von der zustän-
(HBV, Malaria) oder bei Virusinaktivierungsverfahren
digen Bundesoberbehörde vorgeschrieben.
die Möglichkeiten des Verfahrens nicht zu überfordern
(HAV, HEV, Parvovirus).
Auch die Nukleinsäure-Amplifikationstestung
(NAT) kann das Risiko einer Übertragung nicht
Bei der Testung auf HCV und HIV wird zuerst ein sehr
vollständig beseitigen.
empfindlicher Suchtest durchgeführt, der im Zweifel
eher reaktiv ist als negativ– man möchte ja keine falsch
Das Restrisiko einer HCV- oder HIV-Übertragung
negativen Ergebnisse (und damit infektiöse Spenden)
besteht bei Spendern, die sehr kurz nach der Infektion
haben. Die wiederholt reaktiven Proben werden in
spenden, z. B. weil sie sich nach einem Risikokontakt
einem spezifischeren Bestätigungstest nachgetestet,
Gewissheit über die möglichen Folgen im Rahmen
mit dem sich die Infektion dann beweisen lässt. Um
einer Blutspende verschaffen wollen, und bei Mutatio-
Verwechslungen vorzubeugen, muss eine nachgewie-
nen des Virus, durch die es nicht mehr von der NAT
sene Infektion (positiver Bestätigungstest) in einer
erfasst wird. Wegen dieser Mutationen müssen ab
zweiten, unabhängig entnommenen Probe reprodu-
2015 zwei getrennte Genomregionen mit der geforder-
zierbar sein, bevor das Ergebnis dem Spender mitge-
ten Mindestempfindlichkeit durch NAT erfasst werden.
teilt wird.
Blutuntersuchungen auf HBV und HIV werden
in einem mehrstufigen Verfahren getestet und
gegengetestet.
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Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
matische oder symptomarme Phasen auszeichnen,
28
Infektionsprävention im Blutspendewesen
HBV-Übertragungen durch nicht pathogeninakti-
Tipp für die Praxis
vierte Blutprodukte sind häufiger als die von HCV
Das Restrisiko einer Übertragung von HIV und HCV
und HIV.
durch nicht pathogeninaktivierte Blutpräparate wird
auf deutlich weniger als 1 : 1 Million geschätzt.
Eine Spenderimpfung würde bei ausreichend hohem
Genauere Angaben sind wegen der statistischen
Impftiter HBV-Infektionen bei noch nicht infizierten
Schwankung bei sehr kleinen Wahrscheinlichkeiten
Spendern und damit die Übertragung auf die Empfän-
nicht sinnvoll.
ger verhindern. In einer amerikanischen Studie bei
geimpften Spendern mit niedriger Anti-HBs-Konzentration kam es aber zu klinisch inapparenten Infektio-
HBV-Infektionen
nen mit messbarer Virämie ohne messbares HBsAg. Da
die flächendeckende Impfung aller Spender nicht zu
Der traditionelle Test auf HBV-Infektiosität ist der Test
erwarten ist, wird durch die Impfung die Testung der
auf das Heptitis-B-Oberflächenantigen (HbsAg). Er ist
Spender nicht überflüssig.
u. a. deswegen sehr empfindlich, weil HBsAg außer in
den eigentlichen Viruspartikeln auch noch in den
sogenannten 22 nm-Partikeln und den Filamenten
Syphilis
in großem Überschuss ins Blut ausgeschieden wird.
Trotzdem ist der Spender auch schon in einer Phase der
Blutspenden, die in einem Suchtest auf Antikörper
Infektion vor der Nachweisbarkeit von HbsAg infektiös.
gegen Treponema pallidum reaktiv sind, werden nicht
Auch wenn es sich beim HbsAg-Tests bereits um einen
weiterverarbeitet und transfundiert.
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
Antigentest handelt (im Gegensatz zum AntikörperTest für HIV und HCV) ist doch der Ertrag einer zusätz-
Bestätigt sich das reaktive Ergebnis in weiteren Tests,
lichen NAT-Testung bereits bei der nicht maximal
wird der Spender unabhängig von der erfolgten Thera-
sensitiven Pooltestung ähnlich hoch wie bei der HCV-
pie auf Lebenszeit von der Spende ausgeschlossen.
Infektion.
HBV-NAT sind nicht vorgeschrieben, werden aber
von vielen Blutspendediensten freiwillig durchge-
Weitere Erreger, auf die anlassbezogen
getestet wird
führt.
█
Zytomegalievirus
Chronische HBV-Infektionen mit meist niedriger
Die Testung auf das Zytomegalievirus (CMV) wird der-
Virämie, aber ohne nachweisbares HbsAg, werden
zeit nicht mehr empfohlen. Durch Leukozytendepletion
immer häufiger beobachtet. Da es vereinzelt zu Über-
wird eine hohe Sicherheit bezüglich der Übertragung
tragungen von HBV durch ausschließlich anti-HBc-
einer CMV-Infektion sichergestellt. Dies trifft naturge-
positive Spender gekommen ist, ist ein negativer Anti-
mäß nicht zu für die Transfusion von Granulozyten auf
HBc-Test eine vorgeschriebene Voraussetzung für die
CMV-negative Empfänger.
Freigabe der Spende. Wegen vieler falsch positiver
Ergebnisse des Tests werden aber relativ viele Spender
█
HAV, HEV und Parvovirus
zu Unrecht ausgeschlossen und möglicherweise stark
Die Inaktivierung nichtumhüllter Viren in Plasma ist
verunsichert. Wann genau der Spender anti-HBc-nega-
aus Verfahrensgründen schwieriger als bei umhüllten
tiv ist, wird in einem Stufenplanverfahren des Paul-
Viren. So greift das häufig verwendete Solvens-/Deter-
Ehrlich-Institutes vom August 2013 definiert.
genz-Verfahren die Lipidhülle der umhüllten Viren an
und ist mit seinem Haupt-Wirkprinzip nicht gegen
Anti-HBc-positive Blutspender dürfen nur dann weiter
nichtumhüllte Viren wirksam. Daher wird Plasma, das
Blut spenden, wenn die Erkrankung bzw. Infektion
entweder fraktioniert wird oder nach Pathogenreduk-
mindestens 5 Jahre zurückliegt, bei ihnen mit einem
tion als Frischplasma ohne Quarantänelagerung ver-
sehr empfindlichen Nukleinsäuretest keine HBV-DNA
wendet wird, auf die Erreger HAV und Parvoviren
mehr nachweisbar ist und sie eine Anti-HBs-Konzen-
getestet.
tration von mindesten 100 IE/l haben. Der Anti-HBsTest muss wenigstens alle 2 Jahre wiederholt werden;
auch bei späterem Unterschreiten der kritischen
Grenze erfolgt eine Spendersperre.
Krankenhaushygiene up2date 9
ê 2014
Nosokomiale Infektionen
Die Bedeutung von HEV ist in diesem Zusammenhang
die Präparate oft als „zum Zeitpunkt der Ausgabe
noch nicht vollständig geklärt. Einzelne Hersteller von
negativ“ herausgegeben werden müssen (Thrombo-
Arzneimitteln aus menschlichem Plasma lassen ihr
zytenkonzentrate dürfen nur 4 Tage nach dem Her-
Ausgangsmaterial aber bereits auf HEV testen.
stellungstag verwendet werden).
█
Malaria
29
Zudem steht die Wertigkeit der Verfahren infrage. In
Ähnlich wie nach HBV-Infektionen müssen Personen,
mehreren Studien haben kulturpositive Thrombo-
die in einem Malariagebiet geboren oder aufgewachsen
zytenkonzentrate nicht zu Komplikationen beim Spen-
sind oder die zeitweilig ihren Lebensmittelpunkt in
der geführt, während andererseits auch mit dieser
einem Malaria-Endemiegebiet hatten, für mindestens
empfindlichen Methode nicht alle Komplikationen
4 Jahre nach Verlassen des Endemiegebietes von der
durch bakterielle Kontamination verhindert werden
Blutspende zurückgestellt werden. Wie zuverlässig
konnten. Deswegen sind Tests auf Bakterien in
eine fehlende Infektiosität für Plasmodium vivax,
Deutschland noch nicht vorgeschrieben.
P. malariae und P. ovale durch gezielte Anamnese, klinische Untersuchung und durch eine validierte und
(Photo)Chemische Behandlung. Es gibt aktuell in
qualitätsgesicherte Labordiagnostik ausgeschlossen
Deutschland ein zugelassenes Verfahren zur Pathogen-
werden kann (so fordern es die Hämotherapie-Richt-
reduktion bei Thrombozytenkonzentraten. In diesem
linien 2010) ist eine offene Frage.
werden vorhandene Nukleinsäuren im Präparat (auch
von Viren und Bakterien) derart verändert, dass keine
Replikation mehr stattfinden kann. Trotz Zulassung
Bakterien
gibt es aktuell eine intensive wissenschaftliche Diskusschen Behandlung der Präparate, weshalb sie in
finden, stammen von der Haut des Spenders. Zu einer
Deutschland noch nicht in größerem Umfang einge-
Verkeimung können aber auch asymptomatische Bak-
setzt werden.
teriämien führen, z. B. bei und nach Durchfallerkrankungen oder zahnärztlichen Eingriffen. Besonders
betroffen von bakterieller Kontamination sind Throm-
Weitere Verfahrensschritte
bozytenpräparate, da diese im Gegensatz zu anderen
Blutprodukten bei 22° Celsius gelagert werden, was
Leukozytendepletion
den meisten Bakterien günstigere Wachstumsbedingungen ermöglicht. Zusätzlich zum Predonation
Nach der Spende wird das Blut kurz gelagert und dann
Sampling besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Prä-
werden durch spezielle Filter in den Entnahmesyste-
parate auf Bakterien zu testen. Hierbei spielt der Zeit-
men die Leukozyten aus dem Vollblut oder den Kom-
punkt der Testung eine entscheidende Rolle, da sich
ponenten herausgefiltert. Neben den immunologi-
weniger als 10 Bakterien in der entnommenen Blut-
schen Vorteilen wird so das Risiko der Übertragung
konserve innerhalb von wenigen Tagen auf mehr als
intrazellulärer Erreger (z. B. Yersinia enterocolitica,
106 vermehren können.
CMV) deutlich reduziert.
Entscheidend für die Aussagekraft eines Bakterientests ist der Zeitpunkt der Testung.
Quarantänelagerung des Blutplasmas
Die 4 folgenden Anforderungen an einen solchen Test
Das größte offene Problem bei der Testung von Infek-
lassen sich bis heute nicht in einem einzigen Testver-
tionserregern ist die frühe Phase der Infektion des
fahren erfüllen:
Spenders, in der die Infektionstests noch negativ sind.
█
schnell
Beim Plasma ist es möglich, das Präparat so lange
█
preiswert
aufzubewahren (vorgeschrieben sind mindestens
█
hochempfindlich
4 Monate, maximal möglich sind 24 Monate), bis der
█
gut automatisierbar
Spender durch eine erneute, negative Spende nachgewiesen hat, dass er zum Zeitpunkt der ursprünglichen
Färbeverfahren. Diese sind zwar schnell und preiswert,
Spende sicher nicht infiziert war.
mit Nachweisgrenzen im Bereich von 105 aber viel zu
unempfindlich. Anzuchtverfahren sind langsam, sodass
Krankenhaushygiene up2date 9
ê 2014
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
sion über die Vor- und Nachteile dieser (photo)chemiDie meisten Bakterien, die sich im Transfusionsblut
30
Infektionsprävention im Blutspendewesen
Für Plasma ist die Quarantäne vorgeschrieben, sofern
Cave. Wenn keine neutralisierenden Antikörper
nicht ein wirksames Virusinaktivierungsverfahren
vorliegen, erhöht die Poolung beim S/D-Verfahren
angewendet wird. Die Praktikabilität des Verfahrens ist
grundsätzlich das Risiko für Infektionen mit unbe-
dadurch begrenzt, dass nicht alle Spender in angemes-
hüllten Viren, da dann das Plasma eines infektiösen
sener Zeit für die Zweittestung wieder erscheinen. Die
Spenders viele Empfänger infizieren kann. Daher
Quarantänelagerung ist insbesondere für die Minde-
müssen die Pools zusätzlich auf HAV- und Parvo-
rung des Übertragungsrisikos der HIV- und HCV-Infek-
virus-B19-Genom untersucht werden (Referenz:
tion wirksam. Bei HBV reichen die 4 Monate Quaran-
EDQM: EU official control authority batch release.
tänefrist für einen positiven Anti-HBc-Test möglicher-
Human blood derived medicinal products. Guide-
weise nicht immer aus. Die Quarantänefrist ist selbst-
line for Human Plasma (pooled and treated for virus
verständlich unwirksam bei allen Viren, auf die nicht
inactivation).
getestet wird (z. B. HAV, HTLV, Parvovirus B19).
█
Thrombozytenkonzentrate
Die Quarantänelagerung von Plasmaspenden redu-
Bei den Schwierigkeiten einer zuverlässigen Testung
ziert insbesondere das Übertragungsrisiko von HIV
des Spenderblutes auf Bakterien und Parasiten sowie
und HCV.
der geringen Sensitivität und Spezifität der anamnestischen Kriterien ist eine Inaktivierung von Pathogenen
in Thrombozytenkonzentraten durch physikalische
und chemische Verfahren naheliegend. Die beiden
Hintergrundwissen
folgenden Verfahren sind in Deutschland zugelassen:
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
Dauer der Verwendungsfähigkeit von
Blutpräparaten
█
Intercept®-Verfahren (Amotosalen plus
█
Mirasol®-Verfahren (Riboflavin plus UV-Bestrahlung)
UVA-Bestrahlung)
Bei nicht pathogeninaktivierten Thrombozytenkonzentraten wurde die Dauer der Verwendungsfähigkeit
auf 4 Tage (früher 5) festgelegt (pathogeninaktiviert
5 Tage).
Beide Verfahren beinhalten einen Verlust der Vermehrungsfähigkeit möglicher Infektionserreger (außer
Prionen) durch Wechselwirkung mit DNA oder RNA.
Die möglichen Effekte der Behandlung können jedoch
auch Risiken bergen. Hierbei sind die Schädigung der
Pathogeninaktivierung
Funktionsfähigkeit der Thrombozyten und die mögliche Neoantigenität zu nennen. Letztere kann zu einer
█
Plasma
immunologischen Reaktion auf die zugeführten
Die Pathogeninaktivierung von Frischplasma ist eine
Thrombozyten führen. Auch wird eine mögliche Kan-
Alternative zur Quarantäne. Eine Nachuntersuchung
zerogenität der pathogeninaktivierten Präparate dis-
des Spenders nach 4 Monaten ist im Gegensatz zur
kutiert.
Quarantäne nicht erforderlich. Ein weiterer Vorteil ist,
dass möglicherweise auch unbekannte und damit von
der Quarantäne nicht erfasste Erreger inaktiviert wer-
Tipp für die Praxis
den.
Ein klarer Vorteil für pathogeninaktivierte Präparate
In Deutschland sind die beiden folgenden Verfahren
ergäbe sich beim epidemischen Auftreten neuer,
zugelassen:
durch Spenderausschlüsse und Tests nicht fassbarer
█
Erreger.
UV-Methylenblau-(MB-)Verfahren; wird an der
Einzelspende durchgeführt
█
Solvens-/Detergenz- (S/D-)Verfahren; zwischen 500
und 1600 Spenden werden gepoolt, dann inaktiviert
und wieder in einzelne Portionen abgefüllt
█
Erythrozytenkonzentrate
Verfahren für die Pathogeninaktivierung von Erythrozytenkonzentraten sind derzeit nicht zugelassen,
Das MB-Verfahren inaktiviert bevorzugt, das S/D-Verfahren ausschließlich lipidumhüllte Viren (dazu gehören HIV, HBV und HCV).
Krankenhaushygiene up2date 9
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jedoch in der Entwicklung.
Nosokomiale Infektionen
Rückverfolgungsverfahren
Wird bei einem Mehrfachspender eine frische Infektion
mit HBV, HCV oder HIV festgestellt, wird der Verbleib
früherer Spenden bis zum Empfänger verfolgt, eventuell werden noch nicht transfundierte Präparate
sichergestellt und bei transfundierten Präparaten der
Empfänger nachuntersucht, um ggf. unerkannte Virus-
31
Tabelle 1
Bakterielle Infektionen, die zwischen 1997 und
2010 in den Hämovigilanzberichten gemeldet
wurden.
Anzahl der Meldungen
220
IHN-Kriterien erfüllt
90
Infektion nach TK-Gabe
51
Infektion nach EK-Gabe
34
übertragungen nachträglich zu ermitteln.
Wird bei einem Transfusionsempfänger eine entsprechende Infektion festgestellt, die durch die Transfusion
verursacht sein könnte, werden die beteiligten Spender
nachuntersucht sowie – im Falle eines infizierten Spenders – die zuvor von ihm gespendeten Präparate
Infektion nach Frischplasma-Gabe
Todesfälle
5
12
zurückverfolgt.
Hämovigilanz
Todesfälle nach TK-Gabe
8
Todesfälle nach EK-Gabe
4
Hämovigilanz ist ein von der Europäischen Union einvigilance Network, IHN), das die gesamte Bluttransfu-
schen 2006 und 2010 noch 4 HBV-Übertragungen bei
sionskette einschließlich der epidemiologischen Über-
ca. 4,5 Millionen Transfusionen jährlich dokumentiert
wachung der Spender überwacht und unerwünschte
(Hämovigilanzbericht des PEI, Bundesgesundheits-
Wirkungen vor, während und nach der Verabreichung
blatt).
von Blutprodukten registriert und analysiert (Richtlinie
2002 /98 /EG Artikel 3).
Offene Fragen
Die Meldepflicht von unerwünschten Transfusionsreaktionen ist gesetzlich verankert
Die Effizienz des Spenderausschlusses
durch Anamnese
In Deutschland müssen schwerwiegende, unerwartete
Transfusionsreaktionen und -zwischenfälle dem Stu-
Die Tatsache, dass mit anamnestischen Fragen Spende-
fenplanbeauftragten des pharmazeutischen Herstel-
willige mit positiven Infektionsmarkern von der Spen-
lers, der Arzneimittelkommission der Bundesärzte-
de abgehalten werden, ist kein Beweis für die Wirk-
kammer und dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet
samkeit der Frage – der positive Infektionsmarker allein
werden. In den regelmäßigen Hämovigilanzberichten
hätte gereicht, und die Spendewilligen ohne positiven
gemäß § 63c AMG des Paul-Ehrlich-Instituts werden
Infektionsmarker wären nicht ausgeschlossen worden.
auch die gemeldeten und die bestätigten Infektions-
Auch die Verhinderung unerkannter Infektionen reicht
übertragungen mitgeteilt (Tab. 1).
per se als Beweis nicht aus: Wären unter den nicht
ausgeschlossenen Personen anteilig genauso viele mit
Bei den viralen Infektionen gab es im Zeitraum 1997 –
unerkannten Infektionen, hätte man durch den Aus-
2010 3159 Meldungen, davon 163 zu HIV. Von allen
schluss zwar die Zahl der Blutspender vermindert,
wurden nach Überprüfung 49 als gesichert oder wahr-
nicht aber den Anteil infektiöser Spenden. Erst wenn
scheinlich angesehen. Diese teilten sich in 23 HBV-
sich die unerkannt infektiösen Spender bei den durch
Übertragungen, 20 HCV-Übertragungen und 6 HIV-
Anamnese oder vertraulichen Selbstausschluss Ausge-
Übertragungen auf. Allerdings hat die Anzahl der
schlossenen stark anreichern, wird durch diese Maß-
gemeldeten Übertragungen in den letzten Jahren stark
nahme das von der Transfusion ausgehende Risiko ver-
abgenommen. Nach Einführung der HCV- und HIV-
mindert. Das ist aber, obwohl die Fragen an sich logisch
NAT-Testung 1999 und 2004 wurde nur noch 1 HCV-
sind, für kaum eine Frage tatsächlich nachgewiesen.
Übertragung und 2 HIV-Übertragungen dokumentiert.
Nach Einführung der Anti-HBc-Testung wurden zwi-
Krankenhaushygiene up2date 9
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Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
geführtes Überwachungssystem (International Hemo-
32
Infektionsprävention im Blutspendewesen
Es gibt Hinweise auf die praktisch völlige
Arbovirus-Infektionen
Wirkungslosigkeit des vertraulichen SelbstBisher galt das Verbreitungsgebiet der Malaria als Indi-
ausschlusses.
kator für die Möglichkeit auch anderer Tropenkrankheiten. Kürzlich wurden die ersten autochtonen
HEV-Infektionen
Dengue-Fälle an der französischen Mittelmeerküste
diagnostiziert, also weit jenseits dieses Verbreitungs-
Das Hepatitis-E-Virus (HEV) trat in Mittelasien epide-
gebietes. Auch weitere Arboviren wie Chikungunya,
mieartig durch fäkale Kontamination der Wasserver-
Rifttal und Sindbis könnten in der Blutspende mit
sorgung auf. Später wurde es in Mexiko und Teilen
unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit Probleme
Afrikas beobachtet. Neben den dort zu findenden
bereiten.
Genotypen 1 und 2 finden sich die Genotypen 3 und
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
4 aber auch in Mitteleuropa bei verschiedenen Tieren,
insbesondere Hausschweinen und Wildschweinen.
Hantavirus-Infektionen
In zahlreichen Studien finden sich bei Patienten mit
Wiederholt wurden in Deutschland kleinere oder
sonst nicht erklärbarer Hepatitis Hinweise auf frische
größere Hantavirus-Ausbrüche beim Menschen beob-
HEV-Infektionen. Die genaue Art der Übertragung ist
achtet. Eine Virämie muss angenommen werden. Als
unklar, die Möglichkeit lebensmittelübertragener
minimale Schutzmaßnahme sollte in Orten mit mehr
Infektionen ist an Beispielen gesichert. Für die Über-
als einer akuten Hantavirusinfektion für 4 Wochen kein
tragbarkeit durch Transfusionen gibt es zahlreiche
Blutspendetermin stattfinden, die Bewohner des Ortes
Beispiele.
sollten auch keinen anderen Blutspendetermin wahrnehmen.
In Deutschland haben je nach Test, Gegend und Alter
bis zu 10 % der Blutspender Hinweise auf eine zurückliegende HEV-Infektion. Dafür müssten aber jährlich
Malaria
viele Zehntausend Personen serokonvertieren. Eine
dazu passende Erkrankung tritt in dieser Zahl nicht in
Durch die Reiseanamnese werden zu viele nicht infek-
Erscheinung, sodass sie entweder klinisch stumm ver-
tiöse Spender zurückgestellt, andererseits reicht die
läuft oder die Tests viel mehr Infektionen anzeigen als
Rückstellzeit von 6 Monaten für eine sichere Verhinde-
tatsächlich geschehen.
rung einer Malaria-Übertragung nicht aus.
Von besonderem Interesse ist das Verhalten von HEV
Malaria-Tests ermöglichen keinen sicheren Aus-
in S/D-inaktiviertem Plasma, da das Virus weder eine
schluss der Infektiosität.
Lipidhülle hat noch klar ist, welche Wirkung die im
Pool vorhandenen Antikörper haben.
Trypanosoma-cruzi-Infektionen
West-Nil-Virus-Infektionen
Trypanosoma-cruzi-Infektionen sind wahrscheinlich
bei Migranten aus Lateinamerika weit verbreitet. Stu-
In Deutschland werden Besucher von Endemiegebieten
dien gibt es bisher nur für den Großraum Paris und für
für West-Nil-Virus-Infektionen während der Mücken-
Länder mit hohem Anteil von Südamerika-Migranten
saison für 4 Wochen von der Blutspende zurückgestellt.
wie Spanien. Spenderausschlüsse aufgrund der Her-
Probleme wird es geben, wenn sich das Virus in typi-
kunft sind politisch problematisch (Diskriminierung).
schen Urlaubsgebieten wie Italien, Griechenland und
Aktuell erfolgt in Deutschland keine Rückstellung von
Israel immer weiter ausbreitet. Diesen Problemen wird
potenziellen Spendern nach Rückkehr oder bei Mig-
in einem Stufenplan des Paul-Ehrlich-Instituts vom
ranten aus den Endemiegebieten.
April 2013 Rechnung getragen.
Die gängigen Pathogeninaktivierungsverfahren
Bisher gibt es keinen Hinweis auf autochtone
sind auch gegen Trypanosomen (und Leishmanien)
West-Nil-Virus-Infektionen in Deutschland.
wirksam.
Krankenhaushygiene up2date 9
ê 2014
Nosokomiale Infektionen
Leishmaniosen
Über den Autor
Eine Übertragung von Leishmanien durch Bluttransfu-
Gregor Caspari
33
sion ist möglich. Deutschland ist kein Endemiegebiet,
jedoch können die Infektionen durch Reisen in Ende-
Priv.-Doz Dr. med. Studium der Medi-
miegebiete erworben oder von Personen aus Endemie-
zin in Köln, Clermont Ferrand und
gebieten mitgebracht werden und bei asymptomati-
Dakar. Transfusionsmedizin im DRK-
schem Verlauf grundsätzlich auch für die Spende hier
Blutspendedienst Springe, in Uni-
relevant werden. Bislang sind in Deutschland jedoch
Greifswald und Brandenburg-Havel.
keine transfusionsassoziierten Leishmaniosen aufge-
Mikrobiologie im Zentralinstitut der
treten.
Bundeswehr Koblenz, Kiel (Außenstelle Berlin) und Universität Gießen.
Laboratoriumsmedizin in Brandenburg/Havel und LADR-Labor Berlin. 3 Facharzttitel.
Danksagung
Promotion in Göttingen mit einer multizentrischen Studie
Ich danke Herrn Prof. Volker Kiefel, Herrn Dr. Joachim
Beyer und Frau Dr. Ruth Offergeld für die kritische
Durchsicht des Manuskripts sowie wertvolle Anregun-
zur Anti-HBc-Testung. Habilitation in Virologie und Transfusionsmedizin. Jetzt Ärztlicher Leiter der LADR GmbH
MVZ Berlin.
gen.
Korrespondenzadresse
Interessenkonflikt besteht.
PD Dr. Gregor Caspari
LADR GmbH MVZ Berlin
Alt-Moabit 91a
10559 Berlin
E-Mail: [email protected]
Kernaussagen
Aufgrund einer Vielzahl abgestufter
de von nicht infizierten Spenden, die nur
gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass
Maßnahmen hat die Bluttransfusion in
Deutschland eine sehr hohe Sicherheit
wegen eines falsch positiven Tests nicht
transfundiert werden können. Mit zuneh-
diese die Qualität der Präparate beeinflusst und möglicherweise zu anderen,
erreicht; Blutbestandteile gehören zu den
mender Anzahl von Tests muss bedacht
nichtinfektiösen Nebenwirkungen führt.
sichersten Arzneimitteln.
werden, dass ein transfusionsbedürftiger
Die bekannten Verfahren werden jeden-
Manche Probleme (Bakterien, neue
Patient auch an einer Blutkonserve ster-
falls nicht mit jeder beliebigen Menge aller
Infektionserreger) scheinen jedoch der-
ben kann, die er wegen eines falsch posi-
möglichen vorkommenden Erreger fertig.
zeit oder prinzipiell nicht lösbar. Immer
tiven Tests nicht erhält (bisher nicht justi-
Sollte ein Verfahren dies tatsächlich kön-
neue Tests sind zwar verlockend (und ihre
ziabel). Der Traum einer absoluten Infek-
nen, wäre es in den üblichen Laborversu-
Nichteinführung möglicherweise justiziabel), sie kosten jedoch auch wegen der
tionssicherheit von Blutbestandteilen wird
daher unerfüllbar bleiben. Ein denkbarer
chen nicht mehr beweisbar (validierbar),
sodass die Frage der Infektionen durch
nicht 100 %igen Spezifität immer Tausen-
Ausweg wäre die Pathogenreduktion. Es
Blutpräparate nicht auf Dauer zu lösen ist.
Krankenhaushygiene up2date 9
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Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein
34
Infektionsprävention im Blutspendewesen
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Krankenhaushygiene up2date 9
ê 2014
36
Infektionsprävention im Blutspendewesen
CME-Fragen
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1
Welche Aussage ist richtig? Ein Blutspendewilliger ist nach Hepatitis-BImpfung für eine Woche von der
Blutspende zurückzustellen, weil …
A es sich um eine Lebendimpfung handelt und die Impfinfektion nach einer Woche ausgeheilt ist.
B es sich um einen Risiko-Spender handelt.
C mit HbsAg geimpft wird und der Impfstoff den HbsAg-Test beim Spender positiv machen kann.
D der Spender nach der Impfung eine Erholungszeit braucht.
E
durch die Belastung der Spende eine Hepatitis B ausbrechen könnte.
█
2
Ein blutspendewilliger Student hat
ein Semester (7 Monate) in Kenia
studiert. Wie lange ist er wegen
Malaria zurückzustellen?
A 4 Jahre
B 1 Jahr
C 6 Monate
D 4 Wochen
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
E
Wenn er länger als 6 Monate in Afrika war, darf er wegen der Gefahr anderer Tropenkrankheiten in
Deutschland gar nicht mehr Blut spenden.
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3
Welche Aussage zur Testung von
Blutspenden auf HBV ist richtig?
A Getestet wird nur mit dem HbsAg-Test; ein positiver Test ist am engsten mit der Infektiosität für
HBV korreliert.
B Getestet wird nur mit dem Anti-HBc-Test; dieser zeigt sicher einen früheren Kontakt mit dem
Hepatitis-B-Virus an.
C Getestet wird mit dem Anti-HBs-Test; geimpfte Spender können keine Hepatitis-B-Virus-Träger
sein.
D Getestet wird mit HbsAg- und Anti-HBc-Test; ist einer von beiden positiv, wird der Spendewillige
für immer von der Spende ausgeschlossen.
E Getestet wird mit HbsAg- und Anti-HBc-Test; ist nur der Anti-HBc-Test positiv, kann der
Spendewillige unter bestimmten Bedingungen trotzdem spenden.
█
4
Welche Aussage zur gerichteten
Blutspende ist richtig?
A Gerichtete Blutspenden (z. B. Eltern für Kinder und umgekehrt) sind wegen des allgemeinen
Mangels an Blutspenden erwünscht.
B Der Erwartungsdruck des Patienten stellt bei der gerichteten Blutspende kein Problem dar, weil
der Spender sich bei vorhandenen Risiken oder gesundheitlichen Problemen selbst ausschließen
kann.
C Gerichtete Spenden müssen nicht untersucht werden, da sich Spender und Empfänger über die
Transfusion einig sind.
D Eine gerichtete Blutspende ist wegen der besseren HLA-Verträglichkeit zu bevorzugen.
E
Eine gerichtete Blutspende sollte nur in sehr seltenen, medizinisch begründeten Ausnahmefällen
durchgeführt werden, z. B. bei seltenen, in der Familie auftretenden Blutgruppenmerkmalen oder
Fehlen von Blutgruppenmerkmalen wie Vel neg.
CME
Nosokomiale Infektionen
CME-Fragen
Infektionsprävention im Blutspendewesen
█
5
Welche Aussage zum Predonation
Sampling ist richtig?
A Beim Predonation Sampling muss der Spender vor der eigentlichen Spende eine Blutprobe
abgeben, die dann im Vorfeld der eigentlichen Spende getestet wird. Damit soll verhindert
werden, dass eine Spende entnommen wird, wenn der Spender gar nicht spenden darf.
B Das Predonation Sampling dient der Verminderung von Hautkeimen in der eigentlichen Spende.
C Bei einer korrekten Desinfektion der Einstichstelle ist Predonation Sampling nicht erforderlich.
D Predonation Sampling ist ein Schnelltest der vor der Spende schon am Spendeort durchgeführt
wird.
E Alle obigen Aussagen sind falsch.
█
6
A Eine Bakteriämie des Spenders ist nach Durchfallerkrankungen möglich.
B Eine Bakteriämie des Spenders ist nach Manipulation in stark bakteriell besiedelten Körperhöhlen
(Zahnextraktiuon, Endoskopie, Sigmoidoskopie) möglich.
C Eine Kontamination der Blutkonserve durch Hautkeime lässt sich auch durch sorgfältige Antiseptik
sowie Predonation Sampling nicht sicher verhindern.
D Eine Kontamination des Blutpräparats durch primäre Kontamination des Entnahmesets oder durch
nachträgliche unsachgemäße Lagerung oder Handhabung des Blutprodukts ist möglich.
E Alle Aussagen sind richtig
█
7
Welche Aussage zu Blutspende und
Impfung ist richtig?
A Nach aktiver Hepatitis-A-Virus-Impfung ist keine Wartezeit bis zur Blutspende einzuhalten.
B Nach Tollwutimpfung wegen des Verdachtes der Exposition ist eine Wartezeit von 6 Monaten
einzuhalten, dann sind alle verabreichten Immunglobuline wieder verschwunden.
C Für die Blutspende ist die Unterscheidung zwischen aktiver und passiver Impfung unbedeutend.
D Nach Masernimpfung ist eine Wartezeit von 4 Wochen einzuhalten, weil sonst das Masernvirus bei
der Spenderuntersuchung nachgewiesen wird.
E Nach Hepatitis-C-Virus-Impfung ist eine Wartezeit von 4 Wochen einzuhalten.
█
8
Welche Aussage zur
Leukozytendepletion trifft zu?
A Die Leukozytendepletion wird nur für besondere Empfänger durchgeführt.
B Durch die Leukozytendepletion wird das Risiko einer Graft-versus-Host-Reaktion erhöht.
C Die Leukozytendepletion vermindert das Risiko einer Übertragung von intrazellulären Erregern.
D Die Leukozytendepletion vermindert nur das Übertragungsrisiko von Viren.
E
Die Leukozytendepletion basiert auf der höheren Empfindlichkeit von Leukozyten gegenüber
thermischen Einflüssen im Vergleich zu anderen korpuskulären Bestandteilen des Blutes.
█
9
Welche Aussage zur Pathogeninaktivierung von Thrombozytenkonzentraten trifft nicht zu?
A Die Pathogeninaktivierung von TK basiert auf der Schädigung von DNA bzw. RNA.
B Die zugelassenen Verfahren haben keinen Einfluss auf Prionen.
C Die für die TK zugelassenen Verfahren können nicht auf EK angewendet werden.
D Nach Pathogeninaktivierung müssen TK bei ca. 4 °C gelagert werden, um die erzielte
Keimzahlverminderung möglichst lange zu gewährleisten.
E Die in Deutschland zugelassenen Verfahren zur Pathogeninaktivierung von TK nutzen UV-Licht.
CME
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
Welche Aussage zur bakteriellen
Kontamination von Blutpräparaten
ist richtig?
Infektionsprävention im Blutspendewesen
CME-Fragen
Infektionsprävention im Blutspendewesen
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10
Welches Verfahren zur Erregerelimination im Blutplasma wird
nicht angewandt?
A Filtration
B Ausfällung mit Antikörpern
C Abreicherung durch Fraktionierung
D chemische Verfahren
thermische Verfahren
Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung
E
CME
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