Contact News Communications Biozentrum, University of Basel News Details 20.06.2014 Protein Bld10 wichtig bei Stammzellteilung Stammzellen besitzen eine besondere Fähigkeit, sie können sich asymmetrisch teilen. Dadurch bleibt der Pool an Stammzellen erhalten, gleichzeitig werden genügend spezialisierte Zellen für Aufbau und Reparatur von Körperzellen produziert. Die unterschiedliche Aktivität sogenannter Zentrosomen ist dabei von grosser Bedeutung. In der neuesten Ausgabe von «Current Biology» beschreibt Prof. Clemens Cabernard vom Biozentrum der Universität Basel, inwiefern das Protein Bld10 bei der asymmetrische Zellteilung von Nerven-Stammzellen eine Rolle spielt. Stammzellen sind eine unerschöpfliche Quelle. Aus ihnen geht jede Zelle unseres Körpers hervor. Gleichzeitig sorgen sie für stetigen Nachschub, um beschädigtes oder erkranktes Gewebe zu ersetzen. Auch die etwa 200 Milliarden vernetzten Nervenzellen des menschlichen Gehirns entwickeln sich aus Stammzellen. Diese haben eine aussergewöhnliche Eigenschaft: Sie können sich asymmetrisch teilen. Orientation of the spindle apparatus in neural stem cells (left: normal cells; right: cells lacking Bld10). Dabei entstehen eine Stammzelle und eine spezialisierte Tochterzelle. An diesem Vorgang sind sogenannte Zentrosomen beteiligt. Prof. Clemens Cabernard vom Biozentrum der Universität Basel konnte nun im Gehirn der Fruchtfliege Drosophila melanogaster zeigen, dass ein Protein namens Bld10 eine Schlüsselrolle bei der Bildung asymmetrischer Zentrosomen spielt. Protein Bld10 bestimmt Aktivität der Zentrosomen Zentrosomen sind kleinste Strukturen in der Zelle, die sich während des Teilungsprozesses verdoppeln. Sie dienen als Aufhängevorrichtung für die Spindelfasern und sorgen für eine gleichmässige Aufteilung des Erbguts auf die beiden neu entstehenden Zellen. Im Fliegengehirn bleibt bei der asymmetrischen Teilung von Stammzellen ein Zentrosom ständig aktiv, während das andere vorrübergehend stillgelegt wird, um sich in der Zelle neu zu positionieren. Ihr Zustand – aktiv oder inaktiv – wird von einer Proteinmatrix gesteuert. Das Team von Cabernard hat herausgefunden, dass das Protein Bld10 diese Proteinmatrix abbaut und damit das Zentrosom inaktiviert. «Wenn Bld10 in der neuronalen Stammzelle fehlt, bleiben beide Zentrosomen aktiv, mit der Folge, dass sich die Zentrosomen nicht korrekt voneinander trennen und die Spindelfasern sich falsch ausrichten», erklärt Priyanka Singh, Postdoktorandin im Labor von Cabernard. «Da der Verlust von Bld10 kurzfristig jedoch keine Auswirkungen auf die Teilung der Stammzellen erkennen liess, gehen wir davon aus, dass die Zelle über Reparaturmechanismen verfügt, die so einen erheblichen Defekt beheben können», so die Forscherin. Klingelbergstrasse 50/70 CH-4056 Basel / Switzerland Email: communicationsbiozentrum-at-unibas.ch «Langfristige Konsequenzen können wir jedoch nicht ausschliessen. Beim Menschen beispielsweise führt der Verlust dieses Proteins zu der seltenen neuronalen Entwicklungsstörung Mikrozephalie.» Gendefekt verursacht Mikrozephalie Mikrozephalie ist eine Erkrankung, die mit einem verringerten Hirnvolumen und einer geistigen Behinderung einhergeht. Eine Ursache sind bestimmte Defekte in Genen, die für Proteine des Zentrosoms kodieren. Sie führen zu einer fehlerhaften Orientierung der Spindelfasern und damit zu Fehlern in der Teilung von Stammzellen. Cabernard möchte nun untersuchen, wie sich der Verlust von Bld10 langfristig auf die Hirnentwicklung von Drosophila auswirkt und ob Zentrosomen-Asymmetrie dabei eine entscheidende Rolle spielt. Originalartikel: Priyanka Singh, Anjana Ramdas Nair and Clemens Cabernard. The centriolar protein Bld10/Cep135 is required to establish centrosome asymmetry in Drosophila neuroblasts. Current Biology; published online 19 June 2014. Kontakt: Kommunikation, Katrin Bühler