http://aspe.hhs.gov/health/prevention/prevention.pdf TU Dresden, 12.04.2012 Folie 1 von 70 Fakultät MathNat, Fachrichtung Psychologie, Institut für Klinische Psychologie, Professur Dr. Jürgen Hoyer Vorlesung Gesundheitspsychologie (II) Prof. Dr. Jürgen Hoyer Dresden, 12. April 2012 Vorlesung II: Was ist Gesundheitspsychologie? 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention 2. Was ist Gesundheitspsychologie? TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 3 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Ottawa Charta (I) „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“ (Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung der WHO, authorisierte dt. Übersetzung, http://www.euro.who.int/AboutWHO/Policy/20010827_2?language=German) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 4 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Gesundheitsförderung • Förderung gesundheitsunterstützender Umwelten • Gestaltung menschenwürdigerer und freundlicherer Lebenswelten • Stärkung personinterner protektiver Faktoren • Förderung z.B. eines gesunden Verhaltensstils, der Stresstoleranz, des Selbstwerts und der internen Kontrollüberzeugung TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 5 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Vorsicht! • vor einem einseitig individualistisch-reduktionistischem Gesundheitsbegriff! • Ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedingungen, die die individuellen Lebenswelten und gesundheitsbezogenen Lebensstile prägen, sollten nicht ignoriert werden. TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 6 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Ärmere sterben früher (Bundesgesundheitssurvey, Robert-Koch-Institut) Die Gesundheit hängt von • Bildung, • Arbeitssituation und • Wohnbedingungen ab. Besonders deutlich ist dies bei Erkrankungen wie • Herzinfarkt, • Schlaganfall, • Chronischer Bronchitis, • Rückenschmerzen und • Depression. TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 7 von 70 Fragen TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 8 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Verbreitung chronischer Krankheiten und Beschwerden in der Bevölkerung ab 18 Jahren und relative Häufigkeit in der Unterschicht im Vergleich zur Oberschicht. Quelle: Telefonischer Gesundheitssurvey 2003 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 9 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Problem: Selbstauskunft. Befragte aus der Unterschicht sind schlechter informiert Verbreitung chronischer Krankheiten und Beschwerden in der Bevölkerung ab 18 Jahren und relative Häufigkeit in der Unterschicht im Vergleich zur Oberschicht. Quelle: Telefonischer Gesundheitssurvey 2003 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 10 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 11 von 70 Fazit: Die ökonomischen Bedingungen sind Teil des gesunden Lebens Siehe die Diskussion zur Gesundheitsreform in den USA TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 12 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Gesundheitsförderung • Förderung gesundheitsunterstützender Umwelten • Gestaltung menschenwürdigerer und freundlicherer Lebenswelten • Stärkung personinterner protektiver Faktoren • Förderung z.B. eines gesunden Verhaltensstils, der Stresstoleranz, des Selbstwerts und der internen Kontrollüberzeugung TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 13 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 14 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Gesundheitsreformgesetz 2000 • • • Krankenkassen: mit Gesundheitsförderungsmaßnahmen auch zur Vermeidung sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen beitragen Schwerpunkt: Bevölkerungsgruppen mit höheren Gesundheitsrisiken (Risikogruppen). Diese fragen derartige Leistungen weniger nach. Hierzu: – niederschwellige Zugangswege (z. B. in Schulen). – Förderung gesundheitsgerechten Verhaltens – im Lebens- und Arbeitsumfeld der Versicherten insgesamt gesundheitsgerechtere Bedingungen auch Maßnahmen für die betriebliche Gesundheitsförderung – z. B. bei arbeitsbedingten körperlichen Belastungen – psychosozialem Stress – Genuss- und Suchtmittelkonsum – Kurse über gesunde Verpflegung in Betrieben TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 15 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Ottawa Charta (II) „Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor sondern bei allen Politikbereichen und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von umfassendem Wohlbefinden hin. Grundlegende Bedingungen und konstituierende Momente von Gesundheit sind Frieden, angemessene Wohnbedingungen, Bildung, Ernährung, Einkommen, ein stabiles Öko-System, eine sorgfältige Verwendung vorhandener Naturressourcen, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Jede Verbesserung des Gesundheitszustandes ist zwangsläufig fest an diese Grundvoraussetzungen gebunden.“ TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 16 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Lebensstil vs. Lebensbedingung Gesundheitsförderung umfasst die Verbesserung von gesundheitsrelevanten Lebensstilen als auch die Verbesserung von gesundheitsrelevanten Lebensbedingungen 2 grundlegende Ansatzpunkte TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 17 von 70 Im Sommer 2011 wurde vor dem Verzehr von rohen Gurken, Tomaten und Salat gewarnt: EHEC-Epidemie in Norddeutschland TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 18 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 19 von 70 “The best prevention for radiation sickness is to minimize the exposure dose or to reduce the dose rate.” Bei (menschengemachten) Katastrophen haben Menschen oft nicht die Wahl, sich für die “gesündere Option” zu entscheiden (Beispiele: Bhopal, Seveso, Fukushima) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 20 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Determinanten der Gesundheit Determinanten (bestimmende Faktoren) sind vielfältig und stehen miteinander in Wechselwirkung. Gesundheitsförderung geht das Spektrum der veränderbaren Determinanten der Gesundheit an und tritt für eine Veränderung dieser Faktoren ein. Wesentlicher Einfluss auf Gesundheit nachgewiesen für: • soziale Unterstützung und soziale Netzwerke • Arbeit und Arbeitsbedingungen • Einkommen und sozialer Status • physische Umwelt, Gesundheitsdienste • gesunde kindliche Entwicklung und Ausbildung (vgl. Lebensbedingungen) • Gesundheitsverhalten und Lebensstil • Lebens- und Bewältigungskompetenzen TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 21 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Wichtiger Anwendungsbereich: Gesundheitsförderung in Unternehmen Eisberg-Modell der Siemens AG TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 22 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Der emanzipatorische Ansatz der Ottawa-Charta • Empowerment: "In der Gesundheitsförderung bezeichnet man mit Befähigung zu selbstbestimmtem Handeln (Empowerment) einen Prozess, durch den Menschen eine größere Kontrolle über die Entscheidungen und Handlungen gewinnen, die ihre Gesundheit beeinflussen." (WHO, 1998, S. 6) • Partizipation: "Die aktive Einbeziehung der Menschen, die in irgendeiner Form der gesellschaftlichen Organisation leben, in die kohärente Planung, Durchführung und Kontrolle der primären Gesundheitsversorgung (und von Projekten bzw. Programmen der Gesundheitsförderung) und zwar unter Ausnutzung örtlicher, nationaler und anderer Ressourcen." (WHO, 1999, S. 256) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 23 von 70 Beispiel: Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung http://www.slfg.de/ Auf der Homepage: Zahlreiche Beispiele für Angewandte Gesundheitsförderung (Kinderernährung; Umgang mit Alkohol, Bewegungsprogramme etc.) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 24 von 70 Weitere Beispiele: Reihe „Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung“ derzeit 37 Bände, meist ohne Schutzgebühr, tw. vergriffen. www.bzga.de (auch „pdf-Archiv“ beachten) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie Folie 25 25 von von 67 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 26 von 70 Maßnahmen zur Förderung eines gesunden Verhaltensstils – oder Prävention? TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 27 von 70 In der westlichen Welt ist Gesundheitsförderung nicht zuletzt auch ein riesiger Markt! TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 28 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Prävention TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 29 von 70 Hauptsache gesund! Gesundheitsaufklärung zwischen Disziplinierung und Emanzipation – einige Beispiele.. TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 30 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 31 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 32 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 33 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 34 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 35 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 36 von 70 Beispiele für aktuelle Präventionskampagnen TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 37 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 38 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 39 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 40 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 41 von 70 Folie 42 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention BSE und die Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (vCJD) Auf BSE getestete Rinder in Deutschland bis März 2004: Positiv + Negativ - 14.500.000 292 = 0,002% Anzahl vCJD-Fälle in Deutschland bis heute: 0 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Margraf (2005) Folie 43 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention HIV, Medien und Aids-Todesfälle in Deutschland HIV-Neuinfektionen 2000/Jahr Aids-Todesfälle 600/Jahr Anstieg der HIV-Erstdiagnosen im Jahr 2002 (auch Jugendliche!), sehr häufig durch heterosexuelle Kontakte (Schweiz: wichtigster Infektionsweg, 59%) Medienberichterstattung: nahe Null TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 44 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 45 von 70 TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 46 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Fernsehkonsum und Vulnerabilität für Gewaltverhalten* *körperlicher Angriff mit Verletzungsfolge auf andere Person Täglicher Fernsehkonsum (bis 14.Lj.) <1h Männer (16.-22. Lj.) 8,9% Frauen (16.-22. Lj.) 2,3% 1-3h >3h 27,5% 41,7% 8,6% 9,3% Täglicher Fernsehkonsum (bis 22. Lj.) <1h Männer (22.-30. Lj.) 2,4% Frauen (22.-30. Lj.) 0,0% 1-3h 3,9% 1,5% >3h 13,4% 7,9% signifikante Zunahme, kontrolliert bzgl. Misshandlung, Temperament & sozioökonomischem Status! Johnson, J., Cohen, P., Smailes, E., Kasen, S., and Brook, J. (2002). Television viewing and Aggressive Behavior during Adolescence and Adulthood. Science, 295, 2468-71. (prosp. Studie in New York ab 5. Lebensjahr (1975), N=793) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 47 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Ehe und Depression • signifikanter Zusammenhang (Alter 50+) • differentieller Geschlechtseffekt: Positiv + Negativ - Männer Frauen SHARE-Studie der EU, Börsch-Supan et al. (2005) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 48 von 70 “The best prevention for radiation sickness is to minimize the exposure dose or to reduce the dose rate.” In der medizinischen Prävention können Menschen frei entscheiden TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 49 von 70 Ein brisantes Sonderthema: Krebs-Früherkennung (Screening) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 50 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Prävention „Maßnahme zur Vorbeugung und Verhinderung von unerwünschten psychischen oder physischen Zuständen. Sie setzt per definitionem ein, bevor eine Störung auftreten konnte und zielt auf eine Verminderung der Inzidenz (während die Therapie die Prävalenz verringert)“ (Baumann & Perrez, 1990) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 51 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Arten der Prävention • Primäre Prävention = Interventionen vor dem Auftreten einer Störung • Sekundäre Prävention = Interventionen während einer Störung (zur Vermeidung von negativen Konsequenzen) • Tertiäre Prävention = Intervention zur Vermeidung von Folgen schädigender Konsequenzen (Caplan, 1964) TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 53 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Interventionsmethoden • • • • Aufklärung Beratung Training umgebungs- oder systembezogene Intervention • Krisenintervention TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 54 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Strategien zur Verhaltensänderung (adaptiert nach Somaini, 1989) Risikoverhalten Interventionsziel Strategie „Leicht zu verändern“ Problembewußtsein Information, Aufklärung Wissen Überzeugende Kommunikation, Beratung, Gruppendiskussion Fähigkeiten/ Skills Soziale Verstärkung, Selbstverstärkung, Verhaltenskontakte, Verhaltenstraining, Selbstbeobachtung u. -überwachung Ausführung Selbstmanagement, Umgebungsveränderung Aufrechterhaltung Selbstmanagement, Umgebungsveränderung „Schwer zu verändern“ TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 55 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Systematik der Prävention (mit Beispielen) spezifisch risikogruppenbezogen populationsbezogen TU Dresden, 12.04.2012 unspezifisch BlutdruckComplianceProgramm Gesundheitstraining für HIV-Positive Aids-Aufklärung Eltern-Training Gesundheitspsychologie Folie 56 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Meta-Analyse: Wie wirksam ist Prävention? Seat belt Oral health Drinking Heart disease Smoking Mammography Sexual Other .00 .02 TU Dresden, 12.04.2012 .04 .06 .08 .10 .12 Gesundheitspsychologie .14 .16 Snyder, et al. (2004) Folie 57 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Wichtige Unterscheidung: Zielsetzung der Gesundheitskampagne: η = .53! • Aufbau neuen Verhaltens (12% der Varianz) • Prävention eines neuen unerwünschten Verhaltens (7%) • Aufgabe/Reduktion eines gewohnten Verhaltens (5%) Snyder, L. B., Hamilton, M. A., Mitchell, E. W., Kiwanuka-Tondo, J., Fleming-Milici, F. & Proctor, D. (2004). A meta-analysis of the effect of mediated health communication campaigns on behavior change in the United States. Journal of Health Communication, 9, 71-96. TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 58 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Gesundheitsreformgesetz 2000 (II) • • • • bestimmt nach strengen Kriterien, welche Angebote künftig auf Kosten der Krankenkassen erstattet werden dürfen nur solche Maßnahmen werden finanziert, die qualitätsgesichert, zielgerichtet und erfolgreich den Präventionsbedarf der Versicherten abdecken Maßnahmen zur primären Prävention sollen allgemeinen Gesundheitszustand von Risikogruppen verbessern Leitfaden ermöglicht: – z. B. Bewegungsschulungen für Versicherte, die unter Haltungsschäden leiden – Ernährungsprogramme für Übergewichtige – Angebote zur Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung – Stress- und Entspannungskurse – Maßnahmen gegen Genuss- und Suchtmittelmissbrauch TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 59 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Kostensenkung durch psychologische Interventionen • Schätzung: ca. 20% Kostensenkung durch psychologische Interventionen im Gesundheitswesen • Aber: „Psychology as a field has been slow to adopt a point-of-need service delivery model“ (Russo & Howard, 1999). • Stärkung der Fachhochschulen durch Wissenschaftsrat: anwendungsorientiert, praxisbezogen, auf spezifisches Arbeitssegment vorbereitend, interdisziplinär, international • Also: schneller bei der Implementierung besserer praktischer Lösungen TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 60 von 70 1. Gesundheitspsychologische Interventionen: Gesundheitsförderung und Prävention Funktions-Interventions-Matrix mit Beispielen Interv.ebene Psychische Funktionen Funktionsmuster Interpersonelle Systeme Erhaltungsfunktion/ Problemlösetraining Gesundheitsförderung Selbsterfahrung Kommunikationstraining im Betrieb Prävention Gedächtnistraining für gesunde ältere Personen Training zur Stressverarbeitung Elterntraining für junge Paare Behandlung/ Therapie Behandlung von Schlafstörungen Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen Familientherapie bei Tochter mit Anorexie Rehabilitation Gedächtnistraining nach Hirnverletzung Behandlungsprogramm bei chronischem Alkoholismus Familientherapie zur Rückfallprophylaxe schizophrener Patienten Funktionen TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 61 von 70 2. Was ist Gesundheitspsychologie? 2. Definitionen von Gesundheitspsychologie TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 62 von 70 2. Was ist Gesundheitspsychologie? Weinman (1990) “Health psychology is the area of psychology which is concerned with human behavior in the context of health and illness.” Die sechs wichtigsten Bereiche der Gesundheitspsychologie nach Weinman: 1. Risikofaktoren im Verhalten 2. Verhalten, das gesundheitsförderlich oder stabilisierend ist 3. Kognitionen über Krankheit und Gesundheit 4. Kommunikation, Entscheidungsbildung, Befolgung (compliance) 5. Behandlungsbedingungen 6. Bewältigung von Krankheit und Gesundheit TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 63 von 70 2. Was ist Gesundheitspsychologie? Schwarzer (1990) “Gesundheitspsychologie ist ein wissenschaftlicher Beitrag der Psychologie zur:“ 1. 2. 3. 4. Förderung und Erhaltung von Gesundheit Verhütung und Behandlung von Krankheiten Bestimmung von Risikoverhaltensweisen Diagnose und Ursachenbestimmung von gesundheitlichen Störungen 5. Rehabilitation und 6. Verbesserung des Systems gesundheitlicher Versorgung TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 64 von 70 Gesundheitspsychologie im Wissenschaftskontext Verhaltensmedizin Medizinische Psychologie Gesundheitspsychologie Medizin Gesundheitswissenschaften Klinische Psychologie TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Folie 70 von 70 2. Was ist Gesundheitspsychologie? „Weiter“ Begriff von Gesundheitspsychologie „Enger“ Begriff von Gesundheitspsychologie: • Gesundheitsmodelle • Gesundheitsförderung • Prävention Theorie und Forschung im natürlichen Überschneidungsbereich von Gesundheit und Krankheit TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie Theoretische Grundlagen Forschungsfelder Theorien und Modelle der Gesundheit, des Gesundheitsverhaltens und der Gesundheitsförderung Diagnostik gesundheitsrelevanter Zustände, verhaltensweisen und Kognitionen; Evaluation von Programmen und Institutionen Gesundheitspsychologie Anwendungsbereiche Gesundheitspolitik Gesundheitserziehung und –beratung, Gesundheitsförderung, Public Health; Primäre, sekundäre, tertiäre Prävention Gesundheitssystemforschung TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitsberichterstattung Gesundheitspsychologie Fragen • Nennen und erläutern sie an dem Beispiel eines selbst gewählten Gesundheitsproblems die drei verschiedenen Arten der Prävention! • Was sind Risikogruppen und wie sollten diese in Gesundheitsförderungsoder Präventionsprogrammen berücksichtigt werden? • Nennen und erläutern sie an dem Beispiel eines selbst gewählten Gesundheitsproblems die beiden grundlegenden Ansatzpunkte der Gesundheitsförderung! • Nennen und erläutern Sie die beiden zentralen Punkte der Ottawa-Charta in Bezug auf die Einbeziehung des Einzelnen in die Gesundheitsförderung! • Nennen Sie Aufgabenbereiche der Gesundheitspsychologie nach Weinman! TU Dresden, 12.04.2012 Gesundheitspsychologie