W. Pauli (*1900 in Wien, +1958 in Zürich) Ein physikalisches Genie J.Kepler Universität Linz 1 1. Die neue Physik zu Beginn des 20. Jhdts 3 unverstandene Probleme um 1900: • die spektrale Verteilung der elektromagnetischen Strahlung eines Hohlraums (schwarzer Körper) • die Linienform der Atomspektren (H-Atom: Balmerformel, 1885) • die Eigenschaften des Äthers als Trägermedium der elektromagnetischen Wellen J.Kepler Universität Linz 2 Die Relativitätstheorie • Michelson-Morley-Experiment (ab 1881): Es gibt keinen Äther • A. EINSTEIN: spezielle (1905) und allgemeine (1916) Relativitätstheorie • Raum- und Zeiterfahrung hängt von der Bewegung des Messenden ab Längenkontraktion Zeitdilatation J.Kepler Universität Linz 3 Die Atommechanik (1900 - 1925) “Geburtsstunde der Quantenmechanik”: 1900 M. PLANCKs Erklärung des Spektrums der Hohlraumstrahlung Wirkungsquantum h E = hn • Welle: Doppelspaltexperiment: Interferenzmuster! • Teilchen: Photoeffekt: J.Kepler Universität Linz 4 Atomaufbau 1906-1913 (E. RUTHERFORD) Atom = Kern + Elektronen Atomspektrum: Strahlung der Elektronen, aber warum einzelne Linien ? 1913 “Erklärung” durch N. BOHR: 2 Zusatzpostulate zur klassischen Physik atomares Planetensystem mit festen Bahnen, • Linien: Übergang der Elektronen ( E hn ) E2 E2 E2 Photon E = hn Intensität E = E2-E1 E1 • E1 E1 Frequenz A. SOMMERFELD (1916): Mathematische Formulierung der Bohrschen Bedingung J.Kepler Universität Linz 5 Theorie versagt bei Atom in Magnetfeld: Zeeman-Effekt: Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld (Na: D1 und D2 Linie) Anzahl der Linien ist zu groß ! (Na: jeweils 3 Linien erwartet) J.Kepler Universität Linz 6 2. W. Pauli macht Physik(geschichte) In diese Periode wächst Pauli hinein: • mit 18 Jahren (!) erste Arbeit über die ART • verfaßt mit 20 Jahren in München als Student bei Sommerfeld eine Zusammenfassung der RT • mit 23 Jahren, von N. Bohr nach Kopenhagen eingeladen, wendet er sich der Erklärung des anomalen Zeeman-Effektes zu J.Kepler Universität Linz 7 Die Quantenmechanik (1925 - heute) • Entwicklung der mathematischen Methoden der Quantenmechanik durch W. HEISENBERG (1925) und E. SCHRÖDINGER (1926) L. DE BROGLIE (1924): Welle-Teilchen-Dualität: Elementare “Bausteine” können als Welle oder als Teilchen erscheinen • Wellencharakter der Elektronen: Davisson-Germer-Experiment (1927) J.Kepler Universität Linz 8 Pauli und die neue Quantenmechanik • 1925: Pauli: der anomale Zeeman-Effekt ist die Konsequenz einer “merkwürdigen Zweideutigkeit des Elektrons” • 1926: – Goudsmit & Uhlenbeck: Elektronen haben eine neue, quantenmechanische Eigenschaft, den Spin – es gibt Teilchen mit und solche ohne Spin: • Fermionen (e-, p, n) und • Bosonen (, Mesonen) – Pauli: math. Darstellung des Spins – Ausschließungsprinzip (Pauli-Matrizen) J.Kepler Universität Linz 9 Ausschließungsprinzip (Pauli-Prinzip, Nobelpreis 1945) 2 in allen ihren Eigenschaften übereinstimmende Elektronen können nicht denselben Zustand einnehmen. • 1940: sog. Spin-Statistik-Theorem: – Ausschließungprinzip gilt nur für Fermionen – Bosonen wollen alle im gleichen Zustand sein J.Kepler Universität Linz 10 Der Beta-Zerfall • 1896: Becquerel: Radioaktivität – 3 Typen: -, -, - Strahlung • 1913: Bohr vermutet Ursprung der -Strahlen im Kern • 1914: Chadwick findet ein kontinuierliches Energiespektrum der Teilchen (Elektronen) im Zerfall • 1930: Pauli schließt aus dem Energiespektrum des -Zerfalls auf die Existenz eines neuen Teilchens: Neutrino* (E. Fermi) J.Kepler Universität Linz *) nachgewiesen erstmals 1953 (Reines) 11 3. Paulis Vermächtnis • Viele epochale Beiträge zum modernen Weltbild der Physik • zusammen mit SCHRÖDINGER, HEISENBERG, DIRAC und BOHR Begründer der Quantenmechanik • abgesehen von der überragenden Bedeutung des Pauli-Prinzips für das Verständnis des Periodensystems der Elemente haben zumindest 2 von Paulis Ideen Konsequenzen von allgemeinerer Bedeutung: - das Pauli-Prinzip als Spezialfall des Spin-Statistik-Theorem: wesentlich für die Erscheinungsformen der Materie - das Neutrino wesentlich als Elementarteilchen und für die Kosmologie J.Kepler Universität Linz 12 Spin-Statistik-Theorem • für Stabilität und Eigenschaften der Materie – Stabilität: Pauli-Verbot kann Kollaps durch gravitative Anziehung verhindern (NeutronenSterne) – Eigenschaften: • Supraleitung: Der elektrische Widerstand verschwindet unterhalb einer Temperatur Tc (z.B. Hg: Tc = - 268°C) Grund: Elektronen-Paare (Bosonen!) • Suprafluidität: Die Zähigkeit verschwindet unterhalb einer Temperatur Tc (4He: Tc = - 271°C), (Wirbel in der Flüssigkeit bleiben unendlich lange bestehen), Grund: Kondensation von vielen 4He-Atomen (Bosonen!) in den tiefst möglichen Zustand • Magnetismus: z.B. Ferromagnetismus, Grund: Ladung und Spin der Elektronen (Fermionen) J.Kepler Universität Linz 13 Neutrino 3 Sorten: Elektron-, Myon-, Tau-Neutrino ungeladene Elementarteilchen mit Spin (Leptonen), haben nur schwache Wechselwirkung mit anderen Teilchen riesige Detektoren notwendig wahrscheinlich eine winzige Masse wichtig für Kosmologie J.Kepler Universität Linz 14 Bedeutung für Astronomie und Kosmologie: • Sonnenmodelle: – die Anzahl der von der Sonne kommenden Neutrinos – kann Aufschluß über die im Sonneninneren ablaufenden Reaktionen geben • Problem der “verborgenen Masse”: Die Bewegungen von Galaxien weisen darauf hin, daß wir nur ca. 10% der Masse kennen (“sehen”), Neutrinos könnten die fehlende Masse beisteuern J.Kepler Universität Linz 15