Entwicklungsländer in der WW II – Aussenhandelstheoretische Grundlagen Kristin Hoffmann Institut für Umweltentscheidungen (IED) 12.3.2008 Themen der Vorlesung 1. 2. Ursachen des Aussenhandels Theorie der Protektion 1. Handelsbarrieren und Wohlfahrtseffekte 1. Importzölle 2. Importquoten 3. Produktionssubvention 2. 3. 4. Nominale vs. effektive Protektion Die Welthandelsorganisation WTO Das Konzept der Dutch Disease Ziel der Vorlesung Die VL will Ihnen die Erarbeitung der Länderstudien erleichtern, indem grundlegende Begriffe und Theorien wiederholt oder erläutert werden! 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 2 1 Ursachen des Aussenhandels 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 3 Handel und Wohlfahrt: theoretische Überlegungen Freihandelsargument: Länder, die mit anderen Ländern Handel treiben, können ihre gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt verbessern Idee dabei: Wenn Güter jeweils dort produziert werden, wo die Kosten am niedrigsten sind, kann insgesamt „ein grösserer Kuchen“ hergestellt werden Bei Handel sind die Konsummöglichkeiten eines Landes nicht mehr direkt durch die Produktionsmöglichkeiten dieses Landes bestimmt 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 4 Freihandelsmodell Das Wohlfahrtsmaximum bei Handel: Das Preisverhältnis (p1/p2) zwischen den Gütern X1 und X2 ist bei Welthandel kleiner als bei Autarkie (Tangente 2), wobei das Preisverhältnis bei Handel durch den Weltmarkt vorgegeben ist. Das Preisverhältnis bei Welthandel wird als Tangente an die Transformationskurve dargestellt. Der Berührungspunkt von Tangente 2 und Transformationskurve ist der Produktionspunkt der Volkswirtschaft (Punkt B). Der Berührungspunkt von Tangente 2 und der höchst gelegenen Indifferenzkurve ist der Konsumpunkt der Gesellschaft (Punkt C). Die Indifferenzkurve bei Handel liegt höher als die Indifferenzkurve bei Autarkie. 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 5 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 6 Theoretische Begründung für Handel Produktivitätsunterschiede Absolute Kostenvorteile Adam Smith (1776) Absolute Kostenvorteile, d.h. die absoluten Produktionskosten sind für dieses Gut tiefer als im Ausland Jedes Land sollte sich auf die Produktion der Güter spezialisieren und beschränken, bei denen es einen absoluten Kostenvorteil hat Eine entsprechende Spezialisierung führt zur Erhöhung der Weltproduktion 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 7 Land Textilien Stahl Produktionsmöglichkeit pro Stunde Spanien 10 100 Bangladesh 100 10 Absolute Kosten pro Gütereinheit in Stunden Spanien 0,1 (=1/10) 0,01 (=1/100) Bangladesh 0,01 (=1/100) 0,1 (=1/10) Komparative Kosten pro Gütereinheit in Stunden Spanien 10 Stahl (=100S/10T) 0,1 Textilien (=10T/100S) Bangladesh 0,1 Stahl (=10S/100T) 10 Textilien (=100T/10S) Produktion ohne Aussenhandel (Beispiel) bei 4h Arbeit pro Land Spanien 20 200 Bangladesh 200 20 Weltproduktion 280 280 Produktion bei Aussenhandel bei 4h Arbeit pro Land Spanien 0 400 Bangladesh 400 0 Weltproduktion 400 (+120) 400 (+120) 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 8 Spanien → absoluter Kostenvorteil bei der Produktion von Stahl (100>10) Bangladesh → absoluter Kostenvorteil bei der Produktion von Textilien (100>10) Theorie der absoluten Kostenvorteile: Spanien sollte sich auf die Produktion von Stahl spezialisieren Bangladesh sollte sich auf die Produktion von Textilien spezialisieren Durch Spezialisierung steigt die Weltproduktion Fazit: Spezialisierung lohnt sich 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 9 Theoretische Begründung für Handel Produktivitätsunterschiede Komparative Kostenvorteile David Ricardo (1817) Findet Handel auch dann statt, wenn ein Land einen absoluten Kostenvorteil in der Produktion aller Güter hat? Komparative Kostenvorteile, d.h. ein Land hat bei der Herstellung eines Gutes einen besonders grossen Produktionsvorsprung bzw. besonders tiefe Kosten Spezialisierung auf dasjenige Gut, bei dem der absolute Kostenvorsprung am grössten ist Eine entsprechende Spezialisierung führt zur Erhöhung der Weltproduktion 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 10 Land Textilien Stahl Produktionsmöglichkeit pro Stunde Spanien 10 100 Bangladesh 1 50 Absolute Kosten pro Gütereinheit in Stunden Spanien 0,1 (=1/10) 0,01 (=1/100) Bangladesh 1 (=1/1) 0,02 (=1/50) Komparative Kosten pro Gütereinheit in Stunden Spanien 10 Stahl (=100S/10T) 0,1 Textilien (=10T/100S) Bangladesh 50 Stahl (=50S/1T) 0,02 Textilien (=1T/50S) Produktion ohne Aussenhandel (Beispiel) Spanien 80 200 Bangladesh 8 100 Summe 88 300 Spanien 100 0 Bangladesh 0 500 Summe 100 500 Produktion bei Aussenhandel 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 11 Spanien hat sowohl bei der Produktion von Stahl als auch bei der Produktion von Textilien einen absoluten Kostenvorteil Der absolute Kostenvorsprung Spaniens bei der Produktion von Textilien (10:1) ist grösser als bei der Produktion von Stahl (100:50) Spanien hat bei der Produktion von Stahl einen komparativen Nachteil – Bangladesch demzufolge einen komparativen Vorteil Spezialisierung lohnt sich auch in diesem Fall: Die Weltproduktion steigt gegenüber Autarkie in der Freihandelssituation 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 12 Zusammenfassung Länder spezialisieren sich auf die Produktion der Güter, bei denen sie komparative Kostenvorteile gegenüber anderen Ländern haben Ursache: unterschiedliche Faktorproduktivitäten bei der Produktion verschiedener Güter Ein Land hat komparative Vorteile bei der Produktion des Gutes, dessen Opportunitätskosten in Einheiten des anderen Gutes geringer sind als in dem anderen Land Eine entsprechende Spezialisierung führt zu einer Erhöhung der Weltproduktion beider Güter 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 13 Ursachen für Handel Unterschiede in der Faktorausstattung Das Heckscher-Ohlin-Theorem bzw. Faktorproportiontheorem (Komparative) Kostenvorteile durch unterschiedliche Faktorausstattungen unterschiedliche Faktorausstattungen führen zu unterschiedlichen Preisen der Produktionsfaktoren 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 14 Produktion unterschiedlicher Güter erfordert – z.B. technologisch bedingt – unterschiedliche Faktoreinsatzverhältnisse Landwirtschaft ist relativ bodeninstensiv Moderne Produktion ist relativ kapitalintensiv Länder, die besonders reichlich mit einem Faktor (z.B. Arbeit) ausgestattet sind, haben bei diesem Faktor einen besonders tiefen Preis (z.B. Lohn) Annahme: unterschiedliche relative Ausstattung der Volkswirtschaften mit Kapital und Arbeit (nicht mobil): Volkswirtschaften mit relativ viel Kapital spezialisieren sich auf kapitalintensive Produkte Volkswirtschaften mit relativ vielen Arbeitskräften spezialisieren sich auf arbeitsintensive Produkte 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 15 Aussage des Faktorproportionentheorems Ein Land exportiert jene Güter, in deren Produktion der relativ reichlich vorhandene Faktor vergleichsweise intensiv eingesetzt wird Spezialisierung lohnt sich, selbst wenn alle Volkswirtschaften mit denselben technischen Voraussetzungen ausgestattet wären Beispiel: In Entwicklungsländern ist Arbeit und in Industrieländern Kapital reichlich vorhanden, demnach erfolgt eine entsprechende Spezialisierung, d.h. Entwicklungsländer exportieren arbeitsintensive und importieren kapitalintensive Güter 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 16 Aus dem Faktorproportionentheorem abgeleitete Theoreme Faktorpreisausgleichstheorem: Faktorpreise gleichen sich im Zuge des Handels international an (Mehrnachfrage nach Faktor Arbeit, so dass Lohn steigt; Mindernachfrage nach anderen Faktoren, so dass diese billiger werden) Rybczynski-Theorem: Wenn bei gegebenen Güterpreisen das Angebot eines Produktionsfaktors steigt, erhöht sich die Produktion des Gutes, das diesen Produktionsfaktor stärker nutzt, während die Produktion des anderen Gutes zurückgeht 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 17 Anwendung der Theoreme Das Beispiel Indonesien Starke Akkumulation von Kapital in Indonesien in den 1970er und 80er Jahren Folgt man dem Rybczynski-Theorem, dann müsste die Produktion von kapitalintensiven Gütern zu- und die von arbeitsintensiven Gütern abgenommen haben Indonesiens Wandel von einem überwiegend landwirtschaftlich geprägten Land zu einem Industrieland könnte daher durch die hohen Investitionsquoten erklärt werden 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 18 2 Theorie der Protektion 2.1 Handelsbarrieren und Wohlfahrtseffekte Maßnahmen, die direkt an der Grenze ansetzen: tarifäre Handelsbeschränkungen, d.h. Zölle nicht-tarifäre Handelsbeschränkungen; z.B. Einfuhrquoten, Ein- und Ausfuhrverbote Aus dynamischer Perspektive ist die nicht-tarifäre Protektion relevanter! Maßnahmen, die nicht direkt an der Grenze ansetzen, aber Folgen für den Handel haben; z.B.: Subventionen, Steuerpolitiken, Kapitalverkehrskontrollen 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 19 Wohlfahrtseffekte eines Importzolls Preis P Inländisches Angebot (A) Kleines Land pw(1+t) pw Inländische Nachfrage (N) 0 xAFreihandel xAZol xNZoll xNFreihandel Menge X l Importmenge bei Importzoll Importmenge bei Freihandel 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 20 Wohlfahrtseffekte von Importzöllen Schutzeffekt Anstieg des inländischen Angebots Produzentenrente steigt Konsumeffekt Abnahme der inländischen Nachfrage Konsumentenrente sinkt Aussenhandelseffekt: Importe sinken Zolleinnahmeneffekt Gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt sinkt in Höhe der Harberger-Dreiecke 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 21 Abnahme der heimischen Exporte als Folge von Importzöllen durch: 1. Aufwertung der eigenen Währung Importzoll Importnachfrage Nachfrage nach ausländischer Währung Aufwertung der eigenen Währung Exportpreise Nachfrage nach heimischen Exporten 2. Verteuerung der Vorprodukte für heimische Exportindustrie 3. Beschränkung von Exportmöglichkeiten des Auslands → dies verursacht Ausfälle der ausländischen Kaufkraft mit Wirkungen für die Nachfrage nach heimischen Exportgütern 4. Ausländische Retorsionsmassnahmen “Import Protection is Export Taxation“ (Douglas Irwin) 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 22 Wirkungsweise von Importquoten Preis P Inländisches Angebot (A) Kleines Land pw(1+t) pw Inländische Nachfrage (N) xAFreihandel xAQuote xNQuote xNFreihandel Menge X Importmenge bei Importquote Importmenge bei Freihandel 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 23 Fazit: Importquoten vs. Importzölle Aus statischer Perspektive bewirken Importquoten und Importzölle die gleichen Konsum-, Schutz- und Preiseffekte Aus dynamischer Perspektive gibt es Unterschiede: Eine Senkung der Produktionskosten kann beim Zoll eine Mengenausweitung bewirken; bei der Quote nicht Lizenzen werden meist nicht versteigert, sondern werden häufig durch persönliche Kontakte etc. vergeben → solche Quoten diskriminieren einzelne Unternehmen explizit; ein Zoll diskriminiert hingegen nicht WTO: Verbot von nicht-tarifären Handelshemmnissen 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 24 Preis P Wirkungsweise von Produktionssubventionen Inländisches Angebot (A) Kleines Land A‘ pw Inländische Nachfrage (N) Subvention xAFreihandel xASubvention xNFreihandel = xNSubvention Importmenge bei Produktionssubvention Menge X Importmenge bei Freihandel 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 25 Wohlfahrtseffekte von Produktionssubventionen Produktion Produktionssubventionen verursachen lediglich Produktionsverzerrungen Stückkosten sinken → inländisches Angebot steigt Die Produzentenrente inländischer Anbieter steigt Konsum Kein Konsumeffekt, weil der Inlandspreis durch die Subvention nicht verändert wird Der Nettowohlfahrtsverlust ist geringer als bei einem Importzoll/ einer Importquote Allerdings sinkt die Konsumentenrente, wenn die Subventionen steuerfinanziert sind 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 26 Das Beispiel Mauritius Im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) waren Exportförderungsmassnahmen für Entwicklungsländer erlaubt Davon profitierte Mauritius stark Massnahmen zur Förderung des Exportsektors Steuererleichterungen Geringerer gesetzlicher Minimallohn Folge: geförderte Exportindustrie entwickelte sich zum Wachstumsmotor des Landes Im Rahmen der WTO sind solche Massnahmen grundsätzlich verboten; allerdings gibt es Ausnahmen 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 27 2.2 Nominale vs. effektive Protektion Aus dem nominalen Zollschutz lässt sich keine Aussage über den effektiven Schutz der Wertschöpfung ableiten Um die effektive Protektion eines Gutes zu ermitteln, muss auch die Verteuerung von Vorprodukten durch protektionistische Massnahmen beachtet werden Bei der Messung der effektiven Protektion geht es also um die Messung des Schutzes der Wertschöpfung Wertschöpfung = Umsatz – Vorprodukte 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 28 Bestimmung der effektiven Protektion Die effektive Protektion wird berechnet als das Verhältnis der Differenz aus Wertschöpfung mit und ohne Protektion und der Wertschöpfung ohne Protektion Formel: 12.3.2008 wiZ wiF ei wiF Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 29 Ein Beispiel: Autos werden unter Verwendung von Stahl hergestellt. Somit hängt der inländische Preis eines Autos nicht nur vom Importzoll auf ausländische Autos ab, sondern auch vom Zoll auf das Vorprodukt Stahl Annahme: Vor Zoll verlangt ein Automobilunternehmen 8000€ für ein Auto Der Stahl kostet 6000€ 12.3.2008 Wertschöpfung entspricht 2000€ F wAuto Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 30 Zolleskalation Beispiel: Liegt der Zoll auf Automobile bei 25% und der für Stahl bei 10%, verändert sich die Wertschöpfung gegenüber Freihandel von 2000€ auf 3400€ (=10000€ 6600€). Die effektive Protektion für die Automobilindustrie beträgt also 70%. 3400 2000 0, 7 2000 Ist der Zoll auf das Endprodukt höher als der auf dem Vorprodukt, ist die effektive Protektion des Endproduktes höher als die nominelle Protektion → Man spricht von Zolleskalation Aktuell: EU Importzölle auf Garn 4,2%, auf Stoff 8,2% und auf Hosen 12,2% 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 31 Zolldeeskalation Durch einen Zoll von 10% auf den Stahl kostet dieser nun 6600 statt 6000€. Für den Automobilproduzenten hat sich die Wertschöpfung von 2000€ auf 8000- 6600=1400€, also um 30%, verringert. Die effektive Protektion für die Automobilindustrie beträgt also -30%. 1400 2000 2000 0,3 Ist der Zoll auf das Vorprodukt höher als der auf das Endprodukt, ist die effektive Protektionsrate des Endproduktes niedriger als die nominelle Protektion (evtl. negativ) → Man spricht von Zolldeeskalation 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 32 Empirische Ergebnisse Effektive Protektion in Industriestaaten 12.3.2008 Effektive Protektion in Entwicklungsländern Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 33 3 Die Welthandelsorganisation - WTO Grundlage der heutigen Welthandelsordnung ist die Welthandelsorganisation, WTO Multilaterale Organisation basierend auf den Prinzipien: Meistbegünstigung (Most-Favoured-Nation Treatment) - d.h. alle Handelsvorteile die ein WTO-Mitglied einen anderen Land gewährt, müssen auch für alle anderen WTO-Mitgliedern gelten Inländergleichbehandlung (National Treatment) - d.h. Anbieter von Waren oder DL aus dem Ausland dürfen nicht schlechter gestellt werden als inländische Unternehmen 12.3.2008 Liberalisierung Reziprozität Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 34 Neuerungen in der WTO im Vergleich zum GATT WTO (in Kraft seit 1995) basiert auf dem Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) von 1947 Gegenüber GATT wurde Vertragsinhalt erweitert WTO = Dachorganisation der Verträge: GATT (General Agreement on Tariffs and Trade), GATS (General Agreement on Tariffs in Services) TRIPS (Trade-related Aspects of Intellectual Property Rights) Streitschlichtungsmechanismus mit Streitschlichtungsorgan (Dispute Settlement Body) 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 35 WTO-Mitgliedstaaten WTO hat zurzeit 151 Mitglieder und umfasst über 97% des Welthandels 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 36 Überblick über die bisherigen GATT/WTO-Runden Runde Ort bzw. Name der Runde Zeitraum Durchschnittliche Zollsenkung in % Anzahl der Teilnehmerstaaten 1. Genf 1947 19 23 2. Annecy 1949 2 13 3. Torquay 1950/51 3 38 4. Genf 1955/56 2 26 5. Dillon-Runde 1961/62 7 26 6. Kennedy-Runde 1964-67 35 62 7. Tokio-Runde 1973-76 34 102 8. Uruguay-Runde 1986-93 40 117 9. Doha-Runde Seit 2001 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 37 Präferenzabkommen Im Rahmen der WTO wird die Möglichkeit einzelnen Staaten Präferenzzölle zu gewähren, durch das Meistbegünstigungsprinzip stark begrenzt Allerdings Förderung bestimmter Handelspräferenzen gegenüber Entwicklungsländern Ausnahmeregelung möglich durch sog. Waiver (Ausnahmeerlaubnis) → diese bedürfen der Zustimmung von mindestens dreiviertel der WTO-Mitglieder Everything But Arms-Initiative (EBA): Initiative der EU, wonach alle Güter der am wenigsten entwickelten Länder (ausser Waffen) ab 2009 zollfrei eingeführt werden dürfen 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 38 4 Dutch Disease (Holländische Krankheit) Konzept versucht die Beziehung zwischen der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und dem Rückgang des industriellen Sektors zu erklären Dutch Disease kann auftreten, wenn ein Land Rohstoffe in großem Umfang exportiert Beobachtet wurde dieses Phänomen in den Niederlanden 1960er Jahren nach der Entdeckung von Erdgasvorkommen in der Nordsee 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 39 Wirkungsmechanismus der Dutch Disease Ausgangspunkt: Export grosser Mengen an Rohstoffen Starke Nachfrage der Rohstoffimporteure nach der Währung des rohstoffexportierenden Landes Aufwertung der Währung des rohstoffexportierenden Landes gegenüber ausländischen Währungen Nachfrage nach Exportgütern aus dem rohstoffexportierenden Land geht zurück, weil für Ausländer diese Waren teurer geworden sind Dadurch Reallokation der Produktionsfaktoren in Richtung ressourcenbezogene Industrie 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 40 Grafische Darstellung einer Aufwertung Wechselkurs e (Preisnotierung) Devisenangebot (z.B. durch Export von Gütern oder Import von Kapital) 1.80 CHF/ NLG 1.60 CHF/ NLG Devisennachfrage (z.B. durch Import von Gütern oder Export von Kapital) Gleichgewichtige Devisenmange d*1 12.3.2008 Devisen (z.B. Holländische Gulden) d*2 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 41 Weitere Auswirkungen Windfall profits erhöhen inländisches Einkommen Nachfrage nach inländischen nicht-handelbaren Gütern steigt und damit auch der Preis Produktionsfaktoren wandern in die Produktion heimischer nicht-handelbarer Güter Industrialisierung wird gebremst 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 42 Konsequenzen der Dutch Disease Sinkt der Rohstoffpreis, brechen die wichtigsten Einnahmequellen des Landes weg Rückgang der Einnahmen aus der ressourcenbezogenen Industrie Rückgang des inländischen BIP Nachfrage nach heimischen nicht-handelbaren Gütern bricht ein Dadurch entstehen ökonomische Problemen wie z.B. Arbeitslosigkeit 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 43 Bedeutung der Dutch Disease Nicht bei allen rohstoffexportierenden Ländern konnte das Phänomen der Dutch Disease beobachtet werden Indonesien war beispielsweise trotz des hohen Anteils an Ölexporten nicht von der Dutch Disease betroffen Heute geht man davon aus, dass das Phänomen der Dutch Disease nicht allein Ursache für wirtschaftliche Probleme ist, sondern vielmehr bestehende Probleme noch verschärfen kann 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 44 Fazit zur Vorlesung Empirie: je offener eine Volkswirtschaft ist desto höher sind ihre jährlichen Wachstumsraten Handelspolitiken der Entwicklungs- und Industrieländer haben Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern Politik der Entwicklungsländer: Die meisten Entwicklungsländer sind vergleichsweise stark geschützt Politik der Industrieländer: Durch Schutz der Märkte in industrialisierten Ländern Begrenzung der Absatzmärkte für Entwicklungsländer, insbesondere im Agrarsektor 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 45 Literatur zum Nacharbeiten Krugman, Paul R. und Maurice Obstfeld (2006): International Economics: Theory and Policy, 7. Aufl., Bosten u.a.O. Markusen, James R., James R. Melvin, William H. Kaempfer und Keith E. Maskus (1995): International Trade: Theory and Evidence, New York u.a.O. Rose, Klaus und Karlhans Sauernheimer (2006): Theorie der Außenwirtschaft, 14. Aufl., München Hemmer, Hans-Rimbert (2002): Wirtschaftsprobleme der Entwicklungsländer, 3. Aufl., München. 12.3.2008 Hoffmann/Institut für Umweltentscheidungen/[email protected] 46